Chronograph von -Zerschmetterling- ================================================================================ Kapitel 7: ----------- -7-   Unzählige Male hatte ich mir überlegt wie die Akademie wohl aussehen würde. Oft hatte ich sie  mir als ein riesiges Schloss mit unendlich vielen Gängen und Türmen vorgestellt, umgeben von Wäldern und Bergen. Die Wahrheit war im Gegensatz dazu recht unspektakulär und am besten ließ sie sich wohl als eine Mischung aus einer typischen altmodischen Schule und einer Villa im Jugendstil beschreiben. Allerdings hatte ich kaum Zeit, das Gebäude richtig zu betrachten, da Sasuke uns sofort von der Zufahrtsstraße wegzerrte, die vor den imposanten Eingangstoren in einem großen Wendekreis mündete. Er hielt es für sicherer, den Hintereingang zu benutzen, nicht zuletzt, weil ihm die Tatsache keine Ruhe ließ, dass die Männer, die uns angegriffen hatten, so genau über Sakuras Fähigkeiten Bescheid gewusst hatten.   Kurzerhand ließ er uns in einem der leeren Klassenzimmer zurück und verschwand dann, um den Schulleiter zu informieren. Sensei Sarutobi. Mein erster Gedanke als ich ihn sah, war: Alt. Seine Haut war an manchen Stellen fleckig und von tiefen Furchen durchzogen. Sowohl das Haupthaar, als auch sein kleiner Spitzbart waren komplett ergraut, doch seine stahlblauen Augen waren klar und aufmerksam. Er strahlte etwas Erhabenes und Überlegenes aus, auch wenn er aus irgendeinem Grund unzufrieden zu sein schien. Zwischen seinen Augenbrauen hatte sich eine missbilligende Falte gebildet.   „Naruto, es freut mich, dass ihr es ohne weitere Probleme hierher geschafft habt“, verkündete Sarutobi. „Dennoch muss ich mich für die vielen Unannehmlichkeiten entschuldigen, die die Schatten euch bereitet haben. Sasuke hat mir bereits einiges erzählt. Es lag nicht in meiner Absicht, dich in irgendeiner Art und Weise in Gefahr zu bringen.“   Es war mir unangenehm, dass ich so im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, und ich wollte nicht, dass er meinetwegen ein schlechtes Gewissen hatte. Immerhin hatte ich selbst mit eigenen Augen gesehen, dass Sasuke und Sakura ihr Bestes gegeben hatten, um mich vor den Schatten zu schützen, und der Schulleiter konnte nichts dafür, dass sie uns vorzeitig gefunden hatten. Unsicher sah ich zu den beiden herüber, bevor mein Blick schließlich unwillkürlich zur fünften Person im Raum wanderte.   Es war ein junger Mann, der vorhin gemeinsam mit Sarutobi den Raum betreten hatte. Bisher hatte er sich gänzlich aus dem Gespräch herausgehalten und ich war mir nicht sicher, was seine Aufgabe in der ganzen Sache war. Er war deutlich jünger als der Schulleiter und ich schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Seine braunen Augen leuchteten jedoch freundlich, als er mich ansah und er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Sogleich fühlte ich mich ein wenig besser. Aus irgendeinem Grund beruhigte mich seine Anwesenheit.   „Es ist ja nichts passiert“, sagte ich deshalb schnell. „Das einzig blöde ist jetzt nur, dass ich vorher keine Zeit mehr hatte meine Koffer zu packen.“   Als Antwort kam nur ein kehliges Lachen von Sarutobi. Der Ernst und die Verdrossenheit in seinem Gesicht waren mit einem Mal wie weggewischt und er sah sofort einige Jahre jünger aus.   „Das sollte jetzt unsere kleinste Sorge sein, Naruto“, meinte er. „Aber ich bin mir sicher, Itachi kann ein paar Sachen für dich auftreiben. Ich würde sowieso vorschlagen, dass ihr euch erstmal ein wenig ausruht und dann besprechen wir morgen alles Weitere. Ihr seid sicher müde.“   Wie zur Bestätigung blinzelte Sakura ein paar Mal und unterdrückte dann mühsam ein Gähnen. Auch ich spürte, wie sich allmählich eine behagliche Schwere auf meine Knochen legte, obwohl ich bereits im Auto ein paar Stunden geschlafen hatte. Nach allem was heute passiert war, klang Ausruhen definitiv nach einer guten Option.  Außerdem war es schon weit nach Mitternacht.   „Ich bringe Naruto auf sein Zimmer“, mischte sich nun auch der junge Mann ein, den Sarutobi zuvor als Itachi bezeichnet hatte.   Seine Stimme klang tief und samtig.    „Ich komme mit“, verkündete Sasuke sofort und setzte einen entschlossenen Blick auf, der deutlich machte, dass er keinen Widerspruch duldete. Er hatte mal wieder eine Entscheidung getroffen. Itachi nickte. Er war einverstanden.   „Traust du deinem eigenen Bruder nicht?“, Sarutobi lachte amüsiert. „Dein Misstrauen kennt wirklich keine Grenzen.“   „Keinem mehr als ihm“, widersprach Sasuke ruhig.   Itachi und er wechselten einen kurzen Blick. Ich war verblüfft. Brüder? Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Im Gegensatz zu Sasuke war mir der Mann von Anfang an sympathisch gewesen. Er wirkte offen und freundlich, hatte ein einnehmendes Lächeln und gab einem allein durch seine Anwesenheit ein gutes Gefühl. Rein von ihrer Ausstrahlung her schienen die beiden gegensätzlicher zu sein, als die zwei Pole eines Magneten.   Trotzdem musste ich nun zugeben, dass sie zumindest optisch gewisse Ähnlichkeiten aufwiesen. Beide hatten ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen und glänzendes schwarzes Haar, wobei Sasuke seines relativ kurz trug, während Itachi die langen Haare zu einem Zopf zurückgebunden hatte. Nasen- und Mundpartie kamen mir auch irgendwie bekannt vor, doch die Augen waren komplett unterschiedlich. Itachis Augen leuchteten freundlich in einem hellen Braun. Sasukes Augen waren kühl, berechnend und drohten einen jedes Mal regelrecht zu durchbohren.   „Dann folgt mir, bitte“, forderte Itachi ruhig.   Wir verließen das Klassenzimmer und bogen dann nach rechts ab in einen der vielen Gänge. Schon vorhin hatte ich festgestellt, dass sie nahezu alle gleich aussahen und sich einzig und allein durch die Gemälde unterschieden, die an den Wänden hingen. Die dunklen Holzpaneelen gaben bei fast jedem Schritt ein knarzendes Geräusch von sich und in der Stille der Nacht wirkte es seltsam überzeichnet. Irgendwann befanden wir uns in einer Art Nebenflügel der Villa, irgendwo im dritten Stock und schienen tatsächlich endlich am Ziel zu sein.   Itachi zog einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und öffnete dann eine der Türen. Es war die drittletzte im Gang. Er machte eine einladende Handbewegung und wir betraten das Zimmer, das ab heute wohl meines sein sollte. Es war nicht besonders groß. An der hinteren Wand stand ein einfaches Bett, das bereits bezogen worden war und auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers befand sich eine Kommode mit mehreren Schubladen und ein Schreibtisch. Passend zum Stil der Akademie wirkten die Möbel fast schon antiquiert.   Unschlüssig stand ich in der Mitte des Zimmers und sah mich um. Es gab noch eine weitere Tür, die wohl ins Bad führte. Insgesamt war das Zimmer in etwa so groß wie das Schlafzimmer in meiner Wohnung. Um nicht weiterhin blöd in der Gegend herumzustehen, ließ ich mich schließlich auf die Matratze sinken und fühlte mich sofort schuldig, als ich sah wie die sandfarbene Tagesdecke unter meinem Gewicht zerknitterte.   „Ihr seid also Brüder?“, fragte ich dann, einfach nur um irgendwas zu sagen.   Mit der linken Hand strich ich die Falten auf dem Bezug glatt. Seit ich denken konnte, hatte ich noch nie so etwas wie eine Tagesdecke besessen und wenn ich ehrlich war, gehörte ich auch nicht zu den Personen, die jeden Morgen ihr Bett machten. Irgendwie hatte ich jedoch das Gefühl, dass man hier an der Akademie Wert auf solche Dinge legte.   „Sind wir“, bestätigte Sasuke knapp.   Scheinbar war er momentan nicht in der Laune für Smalltalk. Bei Sasuke konnte man nie wissen. Dennoch startete ich einen zweiten Versuch, indem ich mich diesmal direkt an Itachi wandte.   „Bist du auch Schüler an der Akademie? Ich will dir nicht zu nahe treten oder so, aber du siehst schon ein wenig älter aus.“   Vorsichtig blinzelte ich zu ihm hoch, um zu sehen ob er mir meine Frage übel nahm, doch seine Miene wirkte komplett entspannt.   „Ich bin Lehrer“, erklärte er milde lächelnd. „Normalerweise unterrichte ich hier die Spezialschüler, aber sobald dein Chakra aktiviert ist, bin ich hauptsächlich für dich zuständig.“   Bei einem normalen Wächter wurde das Chakra im Alter von dreizehn Jahren aktiviert,  bei Jinchurikis dauerte es bis zum zwanzigsten Geburtstag. Mein zwanzigster Geburtstag war bereits in wenigen Tagen und anscheinend hatte man mich in die Akademie gebracht, damit ich dort lernen konnte, mit meinen neuen Kräften umzugehen.   „Heißt das, ich hab auch irgend so eine coole Fähigkeit?“, fragte ich begeistert.   Aus Sasukes Ecke kam nur ein belustigtes Schnauben. Offensichtlich konnte er sich einen Kommentar nur schwer verkneifen, auch wenn er ansonsten beschlossen hatte, sich nicht in das Gespräch einzumischen.   „Wir haben alle eine spezielle Fähigkeit“, bestätigte Itachi. „Allerdings kann ich dir nicht sagen, welche das bei dir ist. Zuerst musst du sowieso lernen, dein Chakra zu kontrollieren. Normalerweise geht das nicht von einem auf den anderen Tag.“   Ein wenig enttäuscht ließ ich die Schultern sinken. Wenn ich also Pech hatte, bekam ich am Ende gar keine Fähigkeit oder nur eine, mit der man nicht wirklich viel anfangen konnte.   „Und wie geht es jetzt weiter?“, fragte ich schließlich.   Die Frage klang banal und doch war sie alles andere als das. Ich hatte nicht den leisesten Schimmer, wie die nächsten Minuten meines Lebens aussehen würden, die nächsten Stunden, die nächsten Tage. Einmal mehr hatte ich die Planung komplett aus der Hand geben müssen und einmal mehr hatte ich keine Ahnung, wohin es gehen sollte. Momentan waren wir einfach nur dabei uns zu verstecken. Allerdings war das auf Dauer auch keine Lösung. Scheinbar war für mich vorgesehen, dass ich ab meinem zwanzigsten Geburtstag Unterricht bei Itachi nahm. Und dann? Was würde passieren, wenn ich mein Chakra unter Kontrolle bekommen würde und eine Fähigkeit entwickelt hatte?   „Am besten, du ruhst dich erst mal aus“, schlug Itachi vor. „Morgen früh will Sensei Sarutobi mit dir sprechen. Und ich werde ein paar Sachen für dich besorgen. Der Tag war für euch alle anstrengend und ich bin sicher, du hast einiges zu verdauen.“   Er hatte Recht. Mir war nicht entgangen wie erschöpft Sakura gewesen war, denn ihr hatte die Reise mindestens so zugesetzt wie mir. Auch Sasuke wirkte deutlich angespannter als sonst, selbst wenn er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Es würde den beiden gut tun, endlich mal eine kleine Pause von mir zu bekommen. Während ich mich hier absolut fremd fühlte, war die Akademie für sie wie ein zweites Zuhause. Ein Ort, an dem sie sich sicher fühlen konnten. Davon ging ich zumindest aus.   „Denkst du, sie können uns hier finden?“, fragte ich vorsichtig.   Itachis legte den Kopf ein wenig schief.   „Was das betrifft, musst du dir keine Sorgen machen, Naruto. Die Chakraaura der Akademie ist so immens, dass sie jede Spur überdeckt. Selbst wenn sie dich hier vermuten, kommen sie auf keinen Fall durch die Schutzbarrieren.“   Seine Worte beruhigten mich und trotzdem blieb eine gewisse Unsicherheit bestehen. Möglicherweise lag es daran, dass dieser Ort für mich immer noch komplett fremd war. Ich war nicht wirklich ein Wächter und doch befand ich mich mitten unter ihnen, war hierher gereist und versteckte mich vor einer Bedrohung, die niemals konkreter hätte sein können, als an diesem Abend. Zum ersten Mal war ich den Schatten begegnet und zum ersten Mal war es richtig brenzlig geworden. Kein Wunder also, dass es mir nicht gelang, einfach abzuschalten und mich wie ein naives Kind in Sicherheit zu wiegen.   Itachi übergab mir einen Stapel Klamotten, die ich zum Schlafen anziehen konnte und erklärte mir dann, wo ich ihn im Notfall finden würde. Dann ließen die beiden mich allein. Sasuke eher widerwillig, weil er mich für einen kompletten Idioten hielt, der sicher in den nächsten Minuten irgendetwas Dummes anstellen würde. Doch auch er brauchte seinen Schlaf.   Mir fielen schon fast die Augen zu und ich schlüpfte schnell in die neuen Klamotten und dann unter die Decke. Es fühlte sich fremd an. Das Bett. Das Zimmer. Das T-Shirt. Ganz fest schloss ich die Augen und stellte mir vor, ich würde Zuhause in meinem Bett liegen, dass alles so war wie immer. Dass jeden Moment irgendwelche betrunkenen Idioten unten vor meinem Fenster dämliche Lieder grölen, sich über die neusten Fußballergebnisse unterhalten und dann irgendwelchen vorbeilaufenden Mädels hinterherrufen würden. Über diesem Gedanken schlief ich schließlich tatsächlich endlich ein.   Ein lautes Klopfen riss mich aus meinem Schlaf. Kaffee, war mein erster Gedanke. Ich brauche dringend Kaffee.   „Na, wie hast du geschlafen?“, flötete Sakura gutgelaunt und steckte den Kopf zur Tür herein.   Sie hatte gar nicht erst auf eine Antwort von mir gewartet. Ihr rosafarbenes Haar leuchtete im Sonnenlicht und verglichen mit gestern wirkte sie, als wäre sie gerade aus einem einwöchigen Wellnessurlaub in der Karibik zurückgekehrt. Ihr gutgelauntes Strahlen am frühen Morgen ließ meine Laune nur noch mehr in den Keller sinken. Die ganze Nacht über war ich immer wieder aus dem Schlaf hochgeschreckt und hatte mich gefragt, wo ich war. An die neue Umgebung musste ich mich erst noch gewöhnen.   „Geht so“, antwortete ich deswegen wahrheitsgemäß.   „Ja, die Matratzen hier sind nicht so der Knaller, aber man gewöhnt sich dran“, meinte sie grinsend. „Und jetzt hopp, hopp, zieh dir was an! Wir gehen nach unten frühstücken und danach will Sensei Sarutobi dich noch sprechen – den lässt man besser nicht warten.“   Sarutobi. Stimmt, da war ja noch was. Sofort rappelte ich mich auf und kletterte aus dem Bett. Ich sammelte die Klamotten auf, die ich gestern Abend achtlos auf den Boden geworfen hatte und verschwand schnell im Bad. Vielleicht konnte Sarutobi endlich ein bisschen Licht ins Dunkel bringen.   Auf dem Weg zum Büro des Schulleiters mussten wir immer wieder kleinen Gruppen von Schülern ausweichen und mehrmals das Stockwerk wechseln. Während im Gästeflügel absolut niemand unterwegs war, war im Rest der Akademie ganz schön was los. Wir machten einen großen Bogen um die Eingangshalle, nahmen eine Abkürzung durch den Speisesaal, der momentan eigentlich geschlossen war und schlichen uns an den Türen mehrerer Klassenräume vorbei. Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit, bis wir endlich angekommen waren. Ich war so ungeduldig, dass ich am liebsten direkt hineingestürmt wäre, doch ich hielt mich zurück und ließ stattdessen Sakura an die schwere Holztür klopfen. Mein Herz raste in meiner Brust.   „Herein“, dröhnte es von innen.   Sie nickte mir aufmunternd zu und ich drückte die Klinke nach unten. Die Tür leistete weniger Widerstand, als ich angenommen hatte und so stolperte ich mehr in das Büro, als dass ich eintrat.   Sarutobi saß hinter einem großen schweren Schreibtisch, der über und über mit Büchern bedeckt war, von denen manche aufgeklappt dalagen, andere wiederum verkehrt herum mit dem Buchrücken nach oben. Mehrere Tassen standen über den Tisch verteilt und in einer davon war sogar noch ein Teesieb. An der Kante des Tisches stand ein Glasgefäß, das mit Kandiszucker gefüllt war. Eine falsche Bewegung und es würde herunterfallen und in tausend Stücke zerspringen.   „Sie wollten mich sprechen“, nervös knetete ich meine Finger.   Ich wusste nicht genau wohin mit meinen Händen und es wäre unhöflich, sie einfach in die Taschen meiner Hose zu stecken.   „Ganz recht, Naruto, setz dich doch bitte“, Sarutobi wies auf den Stuhl ihm gegenüber.   Ich nahm Platz und sah mich in dem riesigen Büro um. Die Wände waren unglaublich hoch. Nahezu jeder Zentimeter war mit Bücherregalen bedeckt. Mein Blick wurde jedoch von einem riesiges Gemälde mit goldverziertem Rahmen an der Wand hinter dem Schreibtisch angezogen. Es war das Portrait einer streng aussehenden Frau mit zurückgeflochtenen Haaren. Sie trug ein altertümliches Kleid mit einem tiefen Ausschnitt. Im Fokus des Bildes lag ein goldenes Amulett mit einem roten Stein in der Mitte, das sie um ihren Hals trug. Es sah wertvoll aus.   Sarutobi schlurfte zu einer kleinen Vitrine, die schräg neben einem der Bücherregale stand.   „Tee?“   „Nein, danke“, ich schüttelte den Kopf. Momentan würde ich keinen einzigen Schluck runterbekommen.   Scheinbar hatte er meine Antwort gar nicht gehört, oder aber er ignorierte sie einfach, denn er holte zwei saubere Tassen und eine golden verschnörkelte Kanne aus der Vitrine. Beides stellte er vor mir auf den Tisch und goss uns dann ein. Seine Hand zitterte ein wenig und ich fragte mich, ob er nervös war. Mir selbst schlug das Herz noch immer bis zum Hals und der Geruch des dampfenden Tees sorgte dafür, dass mir regelrecht schlecht wurde. Ungeduldig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her, während er sich in aller Ruhe einen Löffel Kandiszucker in die Tasse schaufelte und umrührte. Das Geräusch des Löffels, der auf dem Boden der Tasse kratzte, war wie ein lautes Dröhnen in meinen Ohren.   „Ich nehme an, du weißt, was ein Wächter ist?“, erkundigte er sich. 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