Mein Falke von Wanda_Maximoff ================================================================================ Kapitel 1: ----------- “Du bist wirklich leichtsinnig”, murmelte ich und musterte den Mann, der vor mir in dem Krankenbett lag. Er hörte mich nicht, kein Wunder, er lag im Koma. Es erwischte ihn oft, aber heute war es besonders schlimm gewesen. Vier gebrochene Rippen und ein gebrochenes Bein, mehrere Prellungen, ein Streifschuss an der Schulter und zwei Stichwunden im Rücken, die nur knapp sein Herz verfehlt hatten. Beinahe wäre er in meinen Armen verblutet, aber die Verstärkung war schnell genug gewesen und wir hatten ihn in die Obhut der Ärzte bringen können. Sie vermuteten, dass er auch eine Gehirnerschütterung hatte, aber Vorrang hatte vorhin der Blutverlust gehabt. Sachte strich ich über seinen Arm, zog meine Hand jedoch zurück, bevor ich seine Hand erreichte. Nicht, dass ich seine Hand nicht schon oft berührt und gehalten hätte, aber es gab Momente, in denen diese Berührungen auch okay waren, und welche, in denen sie es nicht waren. Jetzt traf einfach letzteres zu. “Werde schnell gesund, mein Falke”, sagte ich leise auf russisch, bevor ich mich umdrehte und das Krankenzimmer verließ. Mein Falke. Das war er nicht, würde es nie sein, aber ich mochte den Gedanken, dass es doch anders war. Dass doch mehr als nur Freundschaft zwischen uns herrschte. Gedanken waren immerhin nicht verboten. Aber ich würde diesen Gedanken nie Taten folgen lassen. Er hatte Laura und war glücklich mit ihr und ich mochte sie. Selbst wenn ich sie nicht gemocht hätte, hätte ich mich nicht zwischen die beiden gedrängt, nicht bei einem Freund. Ich wusste, dass niemand mir etwas von meinen Gedanken oder Gefühlen ansah, als ich über den Flur ging und ein paar Leuten von dem medizinischen Personal begegnete. Sie huschten ohnehin an mir vorbei ohne mich großartig zu beachten. Schnell hatte ich Steves Büro erreicht. Er saß mit einem Tablet in den Händen da und las mit konzentrierter Miene, vermutlich ging es um den letzten Einsatz, bei dem Clint so schwer verletzt worden war. Als ich in den Raum trat, blickte er hoch und legte das Tablet beiseite. “Clints Zustand ist weiter unverändert”, erklärte ich, bevor er fragen konnte, und er nickte kurz. “Ich wollte seine Frau informieren, aber ich konnte sie nicht erreichen”, meinte er und sah mich fragend an. “Die Telefonnummer, die Clint mir gegeben hat, ist nicht mehr vergeben.” Ich behielt meine ausdruckslose Miene bei, lächelte jedoch innerlich. Vermutlich hatte Clint die Telefonnummern ausgetauscht und vergessen dies Steve zu sagen. Manchmal war er einfach so schusselig. “Ich kann sie anrufen”, bot ich an. Bevor Clints sein kleines Geheimnis aufgedeckt hatte, hatte ich das ohnehin immer getan, da ich als einzige von Laura und den Kindern gewusst hatte. Zudem hatte ich auch die PIN Nummer von Clints privatem Handy und konnte dieses benutzen. Wenn Laura wirklich eine neue Nummer hatte, war sie sicher auf dem Handy gespeichert. Dass ich davon aber noch nichts wusste, wunderte mich, er erzählte mir sonst auch immer alles. Aber vielleicht war er einfach noch nicht dazu gekommen, immerhin war er ja auch noch nicht lange wieder zurück. Dennoch ließ mich der Gedanke nicht los, dass das seltsam war. “Gut, tu das. Wie geht es dir?” fragte Steve und ich lächelte ihn leicht an. “Mir geht es gut”, antwortete ich. “Wenn es nichts weiter gibt, dann fahre ich nach Hause.” Ich hatte schon immer meine eigene kleine Wohnung gehabt, auch wenn ich eine Zeitlang mit den anderen zusammen in Tonys Tower gelebt hatte. Nachdem er sich nach den Ereignissen in Sokovia vom Team zurückgezogen hatte, war ich auch aus dem Tower ausgezogen, obwohl sein Angebot weiterhin bestand, dass wir dort wohnen konnten. Von der Wohnung wussten das Team und Shield, aber nur Clint und Steve kannten auch die Adresse. “Nein, es gibt sonst nichts. Sollte sich etwas ergeben, ruf ich dich an”, sagte Steve und wir verabschiedeten uns voneinander. Ich holte schnell Clints Sachen und machte mich schließlich auf den Heimweg. Zu Hause angekommen machte ich mir erst einmal einen Tee, bevor ich versuchte Laura anzurufen. Unter der Nummer, die ich in meinem Handy gespeichert hatte, bekam ich tatsächlich nur die Nachricht, dass der Anschluss nicht mehr vergeben war. Ich holte Clints Handy aus seiner Tasche und fand in seinem Adressbuch tatsächlich eine neue Telefonnummer neben Lauras Namen. Das würde er mir auf jeden Fall erklären müssen, warum ich die neue Nummer noch nicht hatte. Ich nahm einen Schluck von meinem Tee, bevor ich Laura anrief. Es klingelte fünf Mal, sechs Mal, sieben Mal. Beim achten Mal gab ich es auf und widmete mich meinem Tee. Nachdem ich meine Tasse geleert hatte, versuchte ich es erneut. Dieses Mal meldete Laura sich bereits nach dem ersten Klingeln, doch ihre Worte waren ganz sicher nicht das, was ich erwartet hatte. “Du solltest doch nicht anrufen”, erklang ihr erstaunlich kühle Stimme. In meinem Hirn ratterte es. Sie hatte eine neue Telefonnummer, von der Clint mir nichts erzählt hatte. Er hatte eigentlich überhaupt recht wenig oder besser gesagt gar nichts von ihr erzählt, nachdem er zu SHIELD zurückgekehrt war. Ihre Worte gepaart mit der kühlen Stimme. Es brauchte nur Bruchteile eines Herzschlags für mein Gehirn, um einen Verdacht zu formen. “Laura, ich bin es”, erklärte ich und fragte mich, wie sie reagieren würde. Sonst war sie sehr besorgt, wenn ich anrief, insbesondere, wenn ich von Clints Handy aus anrief. Sie fragte dann immer sofort nach, was mit ihm war. Dieses Mal… nichts. Es war so still an anderen Ende, dass ich mich kurz wunderte, ob sie aufgelegt hatte. Dann atmete sie tief durch. “Es ist etwas mit Clint”, sagte sie tonlos und bestätigte mir damit, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Keine Sorge in ihrer Stimme, vielmehr klang sie so, als würde sie nur etwas von sich geben, was von ihr erwartet wurde. “Ja. Er wurde schwer verletzt”, erklärte ich. “Verstehe”, sagte sie erstaunlich ruhig. “Das ist ja nichts Neues, nicht wahr?” “Es war dieses Mal sehr knapp. Er liegt im Koma”, sagte ich so behutsam, wie es mir möglich war, aber es gab wohl keine wirklich schonende Art jemandem dies über den eigenen Partner zu sagen. “Oh…”, kam es leise von Laura und in diesem einen, kleinen Ton hörte ich nun die Sorge, die ich bisher so vermisst hatte. “Wenn du möchtest, komm ich und hol dich und die Kinder ab. Dann könnt ihr hier sein”, meinte ich. “Ihr könnt in seiner Wohnung wohnen und ich kann dich unentdeckt zu ihm bringen.” Sie atmete erneut tief durch. “Danke, aber… nein”, entgegnete sie leise. “Nun… Dann werde ich dich aber auf jeden Fall auf dem Laufenden halten”, sagte ich und Laura seufzte auf. “Nein, Natascha”, widersprach sie. “Das will ich nicht.” “Laura… Was ist los? Irgendwas stimmt hier doch nicht”, stellte ich fest, denn ihr ganzes Verhalten war wirklich seltsam. “Sag mir nicht, dass Clint dir nichts erzählt hat”, sagte Laura. Aha. Also hatte ich Recht und irgendwas stimmte nicht. “Nein. Er hat mir ja nicht einmal von deiner neuen Telefonnummer erzählt”, erklärte ich ihr und Laura gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen einem Lachen, einem Seufzen und einem Schnaufen lag. “Verstehe”, murmelte sie und seufzte leise. “Ich dachte, du wärst die Erste, der er es erzählt. Aber gut, dann tu ich das. Wir haben uns getrennt.” Es war wie ein Schlag und gleichzeitig bestätigte sie den Verdacht, der sich in mir gebildet hatte. “Tut mir leid”, sagte ich. “Clint hat gar nichts erzählt.” “Nun, jetzt weißt du es. Daher möchte ich auch nicht, dass du mich anrufst und auf dem Laufenden hältst. Du… erinnerst mich zu sehr an Clint”, erwiderte Laura leise und mit leicht zitternder Stimme. “Sollte sich sein Zustand verschlimmern, kann Steve mich anrufen.” “Ich werde ihm deine neue Nummer geben.” “Danke. Wenn sonst nichts ist, würde ich das Gespräch jetzt gerne beenden.” “Sonst gibt es nichts.” “Gut. Tschüs.” Sie legte auf, bevor ich antworten konnte, und irritiert blickte ich auf das Handy in meiner Hand, bevor ich es schließlich weglegte. Clint und ich waren sonst doch so vertraut miteinander, warum also hatte er mir nicht erzählt, dass Laura und er sich getrennt hatten? Vielleicht war es noch zu frisch gewesen. Ein Geheimnis hatte er daraus sicher nicht machen wollen, er wusste schließlich selber, wie unser Leben war, dass immer die Möglichkeit bestand, dass jemand verletzt wurde. Dass er verletzt wurde und ich dann Laura anrief. Nun, er würde es mir erklären, sobald er wieder fit war. ~ “Was genau hast du dir eigentlich gedacht? Hast du überhaupt gedacht?” fragte ich, als ich drei Tage in Clints Krankenzimmer stand. Es war Abend und er war am Morgen aufgewacht und durchgecheckt worden. Zwar würde es einige Zeit brauchen, bis er wieder völlig gesund war, aber die Ärzte hatten zumindest die Gehirnerschütterung nicht bestätigen können. Sie hatten mir schließlich erlaubt ihn zu besuchen, auch wenn ein sehr finsterer Blick dazu nötig gewesen war, und ich hatte Clint noch in Ruhe zu Abend essen lassen, bevor ich in sein Zimmer gegangen war. Er sah mich auch leidend an bei meinen Worten, da er wohl eine Standpauke erwartete. Verdient hatte er sie ja aber auch. Immerhin war er nur verletzt worden, weil er mich hatte schützen wollen. Als ob ich das nicht selber konnte. Und mit ein paar Wunden wäre ich auch zurecht gekommen. “Nat”, gab er gedehnt in einem jammernden Tonfall von sich. “Mir geht es schlecht, stutz mich zurecht, wenn es mir besser geht.” Ich hob nur eine Augenbraue und er sah mich fragend an. “Bitte?” Ich verschränkte die Arme vor der Brust und er stöhnte leise auf. “Nat… bitte, sei nicht so. Ich hab vielleicht keine Gehirnerschütterung, jedenfalls sagen das die Ärzte, aber mir dreht sich dennoch alles und ich kann kaum denken.” Ich setzte mich zu ihm auf das Bett und legte meine Hand auf seine. Er seufzte leise auf, drehte seine Hand und drückte meine ganz sanft. “Ich hab Laura Bescheid gegeben”, erklärte ich und er atmete tief durch. “Hat sie es dir gesagt?” fragte er und ich nickte. “Warum hast du mir nicht erzählt, dass ihr euch getrennt habt?” wollte ich wissen. “Ich wollte es ja”, seufzte Clint. “Aber es war nie der richtige Zeitpunkt. Vielleicht gibt es aber auch einfach keinen richtigen Zeitpunkt dafür. Ich mein, als sie mit Nate schwanger war, hab ich es dir erzählt, während wir uns mit diesen Waffenhändlern angelegt haben, dies war jawohl auch nicht der richtige Zeitpunkt, da hätte ich dir von der Trennung ja auch schon längst erzählen können.” Ich lächelte bei der Erinnerung. Ja, das war wirklich ziemlich merkwürdig gewesen. Wir hatten mitten in einem Kampf gesteckt und er hatte mir ganz nebenbei erklärt, dass Laura wieder ein Kind erwartete. Wie gut, dass ich nicht so leicht aus dem Konzept zu bringen war, sonst hätten meine Gegner mich in dem Moment vermutlich erwischt. “Du hättest es mir ja sagen können, als dieser Typ dir seine Messer in den Rücken gejagt hat”, meinte ich und zeichnete mit dem Zeigefinger kleine Muster in seine Handfläche. Schnell wurde mir bewusst, dass es kyrillische Buchstaben waren und ich gerade im Begriff war “mein Falke” in seine Hand zu schreiben. Sein Russisch war zum Glück miserabel, er würde es wohl nicht verstehen. Dennoch änderte ich die Muster zu etwas Bedeutungslosem, kleine Kreise und Linien, nichts Besonderes. “Ich war damit beschäftigt ihn davon abzuhalten dir ein Messer in den Rücken zu jagen, sonst hätte ich da vielleicht dran gedacht”, erklärte er. “Er hätte mich erst einmal erwischen müssen”, sagte ich. “Er stand in deinem Rücken”, erwiderte Clint und ich hob eine Augenbraue. “Ich war mir die ganze Zeit über bewusst, was in meinem Rücken geschieht. Auch wenn es so aussah, war ich sicher nicht so abgelenkt, dass ich das nicht mitbekommen hätte”, entgegnete ich und Clint schnaubte leise. “Wie auch immer. Ich wollte dir nur helfen”, murmelte er. “Danke, Falke”, sagte ich leise auf Russisch und er lächelte schwach. “Dafür nicht, Tasha”, meinte er. Er wechselte bei seinen Spitznamen für mich immer von Nat zu Tasha, allerdings nutzte er letzteren meist dann, wenn er gerade eher ernst und nachdenklich war. “Was ist los, Falke?” wollte ich wissen und Clint zog leicht an meiner Hand, leicht genug, dass ich mich widersetzen konnte, aber ich verstand seine Aufforderung und streckte mich neben ihm auf dem Bett aus. Er drehte sich etwas, so dass wir uns weiter anschauen konnten, und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. “Lässt du dein Haar wieder wachsen?” fragte er. “Vielleicht. Mal schauen”, antwortete ich. “Ich mochte dein langes Haar, aber das kürzere find ich noch schöner an dir”, sagte er und ich lächelte leicht. “Charmeur.” “Das machen die Medikamente.” “Natürlich.” “Ja, wirklich. Als ob ich wagen würde dir Komplimente zu machen.” “Du machst mir dauernd Komplimente.” “Ja, über deine Schießkünste und deine Kampfkünste…” “Komplimente sind Komplimente.” “Na gut, du hast ja Recht”, brummte er und seufzte theatralisch, bevor er mich sanft zu sich zog. Ich legte einen Arm um ihn und schmiegte mich an seine Seite. Wie oft hatten wir so nebeneinander gelegen und uns von unseren Wünschen und Ängsten und Träumen erzählt? Zu oft und doch zu wenig. “Laura braucht etwas Zeit. Dann wollen wir uns zusammensetzen und wegen der Kinder reden”, murmelte er. “Uns einigen, wie die Besuchszeiten und alles sein sollen.” Ich legte die Hand auf seine Brust und fühlte seinen regelmäßigen, ruhigen Herzschlag. “Warum habt ihr euch getrennt?” fragte ich leise. Er atmete tief durch und legte eine Hand über meine. Eine Weile schwieg er und ich sagte auch nichts weiter. Wenn er mir den Grund nicht sagen wollte, war das seine Sache. “Vermutlich… sind da viele Dinge zusammengekommen”, antwortete er schließlich und drückte leicht meine Hand. “Ich war soviel weg. Ihre ständige Sorge um mich. Wir hatten kaum Zeit füreinander.” Da war mehr, wenn ich seinen Tonfall und das Zögern in seiner Stimme richtig deutete. “Ich wollte wieder zurück”, fuhr er leise fort. “Laura gefiel das nicht, es gefiel ihr ja nie, auch wenn sie mich immer ohne großes Murren hat gehen lassen.” Er begann mit dem Daumen meinen Handrücken zu streicheln. “Auch dieses Mal hat sie mir nur erklärt, dass sie sich Sorgen macht und ihr natürlich lieber wäre, ich würde bei ihr und den Kindern bleiben. Ich kann sie ja auch verstehen, es ist für den Partner doch nie toll zu wissen, dass der Andere sich in Gefahr begibt, ginge mir doch auch nicht anders.” “Laura ist toll. Ich habe sie immer bewundert, wie gut sie damit umgegangen ist, wenn du mal wieder unterwegs warst oder dich in Gefahr gebracht hast”, meinte ich und Clint zog mich etwas fester an sich. “Und sie wusste schließlich auch immer, wie leichtsinnig du sein kannst.” Er lachte leise. “Sie hat mich nie anders gekannt”, erklärte er. “Du doch auch nicht.” “Stimmt. Ich kenne dich auch nur so”, gab ich zu. “Du bist manchmal wirklich sehr, sehr leichtsinnig, du blöder Vogel.” “Ich weiß immer, was ich tue”, meinte er und ich musste lächeln. “Ändert nichts daran, dass du manchmal zu leichtsinnig bist”, erwiderte ich und er begann über meinen Rücken zu streicheln. “Nun… ja, mag sein. Sonst wäre ich wohl nicht so oft auf der Krankenstation”, gab er zu und lachte leise. “Aber dann wiederum bin ich gerne hier, wenn du dich dann so um mich kümmerst.” “Ah, du stürzt dich also immer wieder in so gefährliche Situationen, weil du von mir betüddelt werden willst?” hakte ich nach und piekte ihn leicht in die Brust. “Wer hat nicht gerne eine so schöne Frau im Arm?” wollte er wissen und ich musste leicht lächeln. “Spinner”, sagte ich leise. “Dein Spinner?” fragte er genauso leise und ich streichelte leicht über seine Brust, direkt über seinem Herzen. “Wenn du das möchtest”, antwortete ich. Eine Weile schwiegen wir beide, bis er die Stille wieder brach. “Ich habe ihr etwas gesagt, was ich… jemand anderen so hätte sagen wollen”, sagte er und streichelte erneut sanft über meine Hand. Ich hob den Kopf etwas und stützte mein Kinn auf seiner Brust ab, um ihn ansehen zu können. “Etwas, was ihr nicht gefallen hat, nehme ich an.” “Absolut nicht.” “Verrätst du mir was?” Er zögerte, wich meinem Blick aber nicht aus. Sein Daumen streichelte weiter sachte über meinen Handrücken und ich stellte fest, dass ich diese ganze Situation gerade sehr genoss. Vielleicht zu sehr. Clint und ich waren Freunde, mehr nicht. Aber dennoch war es schön so mit ihm hier zu liegen. “Wir hatten zusammengesessen… Es war abends, die Kinder waren im Bett, wir hatten Zeit für uns. Nate ist wach geworden und sie hat nach ihm gesehen. Sie war an der Reihe. Vielleicht… wenn ich gegangen wäre…” Seine Stimme wurde leiser und er brach schließlich völlig ab, bevor er dann aber fortfuhr. “Na ja, sie schaute nach Nate und ich döste ein wenig ein. Und als sie wiederkam und mich küsste, da… habe ich etwas gesagt…” Natürlich. Er hatte sie wohl mit einem falschen Namen angesprochen. Ich runzelte leicht die Stirn. “Eine andere Frau”, stellte ich fest und er nickte ergeben. “Du bist Laura hoffentlich nicht fremdgegangen, sonst muss ich dich verprügeln, Barton.” Ich liebte ihn, aber ich mochte auch Laura und wenn er sie betrogen hatte, würde ich das gewiss nicht einfach gutheißen. Clint schüttelte den Kopf. “Hab ich nicht. Niemals. Aber ich habe ihr gesagt, dass ich sie liebe… Und sie mit einem anderen Namen angesprochen”, bestätigte er meine Vermutung. “Hoffentlich nicht eine ihrer Freundinnen. Die wird sie jetzt brauchen”, meinte ich und Clint seufzte leise, was mich innerlich mit den Augen rollen ließ. “Es ist eine ihrer Freundinnen.” “Sie sehen sich nicht oft”, erklärte er. “Fast gar nicht. Wohnen zu weit auseinander dafür.” Ich verpasste ihm einen leichten Klaps auf die Brust. “Spielt gar keine Rolle. Es ist eine Freundin und sie braucht ihre Freundinnen, um sich jetzt über dich und eure Trennung auszukotzen”, erklärte ich. “Hätte es nicht eine Nachbarin sein können, die sie eh nicht leiden kann?” “Gefühle kann man sich nicht aussuchen, Tasha”, murmelte er und ich seufzte. “Ich weiß. Vielleicht ist es auch nicht verkehrt, dass diese Freundin so weit weg von ihr wohnt. Wäre sie näher, würde sie Laura ja nur daran erinnern, dass du… Gefühle für sie hast…” Mir fiel das Gespräch mit Laura wieder ein, dieser Moment als sie kurz gezögert hatte, nachdem sie mir erklärte, sie wolle nicht von mir angerufen werden. Ich würde sie zu sehr an Clint erinnern. Eine Freundin, die weit weg wohnte. Die sie selten sah, fast gar nicht. Clints Zögern mir hiervon zu erzählen. Mein Hirn ratterte, bildete sich wieder ein Urteil, fasste einen Verdacht, den ich kaum in Worte kleiden wollte. Ich musterte Clint, der mich nachdenklich betrachtete. Seine kleine Frage kam mir wieder in den Sinn. Dein Spinner? Ja, nur zu gerne mein Spinner. “Erwidert sie deine Gefühle? Ich will sie kennenlernen”, sagte ich leise und Clint schüttelte leicht den Kopf. “Ich glaube nicht, dass sie meine Gefühle erwidert”, murmelte er und ich schob mich etwas höher, so dass ich mich über ihn beugen und meine Stirn an seine lehnen konnte. “Wer ist sie? Immerhin will ich wissen, wer das Herz meines Falken gestohlen hat”, erklärte ich leise und wählte diesmal bewusst die Worte “mein Falke”. In Clints Augen flackerte es und ich spürte, wie sich seine Hände federleicht, schon fast ein wenig zögernd um meine Hüften legten. “Es war meine kleine Spinne”, flüsterte er und mehr brauchte ich nicht. Ich hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, was ihm ein Seufzen entlockte, dann zog er mich fest an sich und küsste mich erneut, tiefer, leidenschaftlicher, verlangender, und ich erwiderte den Kuss. Als wir uns schließlich voneinander lösten, atmeten wir beide schwer und vermutlich war das Lächeln auf meinen Lippen gerade genauso dämlich wie das auf Clints. Aber das war mir auch völlig egal in diesem Moment. “Ich hätte es dir früher sagen sollen…” “Hättest du.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)