Herzen im Gleichklang von Gedankenchaotin ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Schon seit Stunden laufe ich wie ein aufgescheuchtes Huhn durch meine eigene Wohnung, habe Mühe nicht alle fünf Minuten über meine eigenen Füße zu stolpern. In nicht mal zwei Stunden wirst du gemeinsam mit mir Plätzchen backen und irgendwie kann ich noch immer nicht richtig glauben, Ich, Uke Yutaka, Drummer bei der inzwischen recht berühmten Band „the Gazette“, habe es doch tatsächlich geschafft, dich, Suzuki Akira, Bassist der selben Band, dazu zu bewegen, mit mir Plätzchen zu backen. Schon länger weiß ich, dass ich mehr für dich empfinde, als es unter Bandkollegen eigentlich üblich sein sollte und ein Teil von mir wünscht sich mehr denn je, dir vielleicht sogar schon heute Abend ein wenig näher kommen zu können. Für einen kurzen Moment bleibe ich inmitten meiner Wohnung stehen, grinse fast schon grenzdebil vor mich hin, als ich an den Moment zurück denke, an dem ich mich in dich verliebt habe. Obwohl wir beide eigentlich völlig unterschiedliche Instrumente beherrschen, hast du mich vor ein paar Monaten gefragt, ob ich dich dabei begleiten könnte, wenn du dir neue Saiten für deinen geliebten Bass besorgst. Dieser Moment, als du völlig fasziniert in diesem Musikladen gestanden hast, dir ein Instrument nach dem anderen angesehen hast, hat etwas in mir ausgelöst, was ich bis heute nicht richtig beschreiben kann. Durch ein Hupen, welches durch eines der Fenster in meine Wohnung klingt, werde ich wieder aus meinen Gedanken gerissen, was mich kurz tief Luft holen lässt, ehe ich in die Küche laufe, um dort bereits alles bereits zu stellen, was wir zum Plätzchen backen brauchen werden. Fast schon überpünktlich ertönt schließlich zwei Stunden später meine Türklingel, welche mich doch sofort wieder nervös werden lässt. Um nicht gleich zu zeigen, dass ich eigentlich fast schon darauf gewartet habe, dass du hier erscheinst, warte ich ein paar Minuten, ehe ich auf den Summer drücke und mich anschließend in den Türrahmen lehne, um auf dich zu warten. Es dauert ein paar Minuten, bis du oben angekommen bist, denn noch immer weigerst du dich konsequent, den Fahrstuhl in meinem Haus zu benutzen. Obwohl ich schon seit über 5 Jahren in dieser Wohnung wohne, läuft du nach wie vor Treppe – um dich, wie du selbst immer betonst - fit zu halten. „Hast du mich gerade extra warten lassen?“, richtest du oben sofort das Wort an mich, bleibst fast schon todernst vor mir stehen. Gespielt ernst verschränke ich meine Arme vor der Brust, sehe für einen kurzen Moment fast schon schmollend drein. „Also echt, Akira.. als würde ich das jemals tun. Du selbst hast gesagt, dass man seinen Lieblingsbassisten nicht unnötig warten lassen soll.“, entgegne ich ebenso so ernst wie möglich, wende mich anschließend an, um in Richtung Wohnzimmer zu laufen. „Und du hörst seid wann genau auf das, was ich sage?“, erklingt sofort deine Stimme hinter mir, gefolgt von einem leisen Lachen, als du ein trockenes „Seit zwei Minuten!“, von mir zurück bekommst. Ohne, dass ich es selbst kontrollieren kann, löst dein Lachen eine Gänsehaut auf meinem Körper aus, wie ich sie sonst nur spüre, wenn du mich berührst. „Was für Plätzchen willst du eigentlich backen und warum ausgerechnet mit mir?“, dringt erneut deine Stimme durch meine Gedanken, während du dich lautstark auf meinem Sofa niederlässt und zu mir hoch siehst. „Weil wir noch nie welche zusammen gebacken haben und weil du mir das als mein bester Freund schuldig bist.“, gebe ich sofort trocken von mir, stütze mich etwas auf der Couch ab, um einen Moment lang auf dich herab zu blicken. „Achja? Warum?“, willst du sofort wissen und ziehst eine Augenbraue hoch, musterst mich gleichzeitig etwas, was mir im ersten Moment doch nur ein „Lass das, Akira.“, entlockt, immerhin hasse ich es, wenn du das tust. „Das ist keine Antwort auf meine Frage.“, entgegnest du eher trocken, was mich zum Kopfschütteln bringt, ehe ich mich wieder aufrichte. „Weil ich vor zwei Wochen fünf Stunden mit dir durch halb Tokio gefahren bin, auf der Suche nach den besten Saiten für deinen heissgeliebten Bass.“, erwidere ich anschließend, habe Mühe, nicht einfach meine Hand auszustrecken, um dir durch die Haare zu streichen. „Dafür bin ich dir allerdings wirklich was schuldig.“, höre ich dich eher murmeln, als alles andere, ehe du dich erhebst und mich ansiehst. „Dann lass uns am besten gleich anfangen, bevor ich es mir doch noch anders überlege.“, richtest du ein weiteres Mal das Wort an mich, bringst mich mit deinem Grinsen dabei erneut dazu, dass ich das Gefühl bekomme, plötzlich Wackelpudding in den Beinen zu haben, sodass ich mich für einen winzigen Moment sogar an der Couch festhalten muss. „Ähm.. okay.“, murmele ich nun meinerseits nur leise, bin mir plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob es überhaupt richtig war, diesen Wunsch überhaupt zu äußern. Einen Moment lang sehe ich dich einfach nur an, bevor ich mich doch abwende und in Richtung Küche laufe, in welche du mir augenblicklich folgst. Nachdem ich dir mit Hilfe einem meiner Backbücher erklärt habe, was genau ich mir eigentlich vorstelle, machen wir uns beide voller Tatendrang ans Werk und nach einer Weile scheinst sogar du Gefallen daran gefunden zu haben, mit mir Plätzchen zu backen – zumindest deinem Grinsen nach zu urteilen. Nicht ganz drei Stunden später haben wir ganze vier Plätzchendosen gefüllt und ich kann nun doch doch nicht anders, als dich für einen Augenblick von der Seite aus zu mustern, auch wenn mich das in der selten Sekunde zum Kichern bringt. „Was ist so witzig, Kai-chan?“, willst du sofort mit hochgezogener Augenbraue wissen, was mich prompt noch mehr zum Grinsen bringt. „Dein Plan, dem Plätzchen backen zuzustimmen, war ein voller Erfolg.“ entgegne ich schmunzelnd, was dir jedoch nur ein verpeiltes „Hä?“, entlockt, welches ich wiederum einfach nur total süß finde. Eher reflexartig greife ich nach deiner Hand, ziehe dich zu meinem Spiegel um Flur, um dir zu zeigen, was genau ich gerade so witzig finde. Du warst scheinbar so beschäftigt und mit vollen Elan dabei, hattest sogar dein geliebtes Nasenband angelegt, sodass jetzt mehre Mehlspuren deine Wangen zieren, ebenso wie ein wenig Teigrest auf deiner Nase. Jetzt, wo ich so unmittelbar neben dir stehe, spüre ich erneut, dass Bedürfnis, dir nahe zu sein, dich berühren zu wollen. Minutenlang starre ich dich durch den Spiegel hindurch regelrecht an, fange deinen Blick auf, welcher mir in diesem Moment unglaublich sanft, fast schon liebevoll vorkommt und am liebsten würde ich mich derzeit einfach nur in deine Arme werfen und dich nie wieder loslassen. „Ano.. ich geh' dann mal aufräumen.“, höre ich mich im nächsten Moment selbst sagen, entziehe mich deinem Anblick und der Situation, indem ich wieder in meiner Küche verschwinde. Nachdem du dich kurz ins Badezimmer verzogen hast, räumend wir eher schweigend meine Küche ein wenig auf, wobei ich das Gefühl nicht loswerde, dass sich seit diesem Moment vor dem Spiegel eine Spannung zwischen uns aufgebaut hat, von welcher wir beide nicht wissen, wie wir sie wieder loswerden sollen. „Sehen wir uns morgen?“, erklingt kurz darauf erneut deine Stimme, welche mich im ersten Augenblick lediglich zum Nicken bringt. „Natürlich, um die Proben kommt ihr eh nicht rum“, erwidere ich mit einem schiefen Grinsen, halte dir gleichzeitig eine der Plätzchendosen entgegen. Kurz scheinst du zu zögern, ehe du doch nach der Dose greifst, dabei fast wie zufällig über meine Hand hinweg streichst. Sofort spüre ich wieder dieses Kribbeln in mir, welches ich schon so oft gespürt habe und von welchem ich dennoch einfach nicht genug bekommen kann. „Dann.. bis morgen.“, ergreifst du erneut das Wort, ehe du aus meiner Wohnung verschwindest und ich nur noch das Klacken vernehme, dass erklingt, als du meine Tür ins Schloss fallen lässt. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, in welcher ich einfach nur inmitten meiner Küche stehe und regelrecht vor mich hinstarre, bevor ich mir eine der Plätzchendosen schnappe und mich dabei auf dem Sofa niederlasse. Sofort, als ich an die letzten Stunden mit dir zusammen denke, schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen, auch wenn meine Stimmung nur ein paar Minuten später in Frustration umschlägt. Eigentlich hatte ich diesen Tag mit dem Gedanken geplant, dir ein wenig näher zu kommen, dir vielleicht sogar meine Gefühle gestehen zu können und was ist jetzt: Jetzt habe ich das Gefühl, so entfernt von dir zu sein, wie noch nie im Laufe unserer langjährigen Freundschaft. Frustriert stopfe ich förmlich ein paar der Plätzchen in mich hinein, ehe ich mich doch dazu entschließe, mich ins Bett zu verziehen – mit dem Wissen, wieder nur von dir zu träumen. Völlig gerädert tappse ich am nächsten Morgen durch meine Wohnung, fahre mir mit einer Hand durch die Haare und bin im Grunde schon froh darüber, die Proben erst auf heute Mittag gelegt zu haben. So kann ich mir mehr oder weniger noch überlegen, wie ich dir gegenüber treten soll, wie genau ich mich dir gegenüber nun überhaupt verhalten soll. Mit meinem Nachbarn habe ich mich bei meinem Einzug darauf geeinigt, dass er mir jeden Morgen die Tageszeitung auf die Türschwelle legt, sobald er sie selbst gelesen hat. Umso überraschter bin ich, nach dem Öffnen der Tür, dort noch ein kleines, in rotes Geschenkpapier eingewickeltes Päckchen zu finden. Etwas irritiert blicke ich mich etwas um, zucke anschließend aber dennoch mit den Schultern, bevor ich das Päckchen mit in meine Wohnung nehme. Die Zeitung, wegen welcher ich eigentlich die Tür geöffnet hatte, lasse ich achtlos auf den Sessel im Wohnzimmer fallen, lasse mich stattdessen mit dem Päckchen in meiner Hand auf dem Sofa nieder. Etwas skeptisch drehe ich es in meinen Händen hin und her, kann weder den Hinweis darauf finden, von wem es stammt, noch ob es wirklich für mich ist, aber warum sonst hätte es ausgerechnet vor meiner Haustür liegen sollen. Erneut zucke ich mit den Schultern, ehe ich das rote Geschenkpapier vorsichtig löse und die Schachtel im Inneren öffne. Noch irritierter als eh schon werfe ich einen Blick in die kleine Schachtel, halte eher reflexartig die Luft ein, als ich dort lediglich zwei Plätzchen vorfinde. Plätzchen in Herzform. Vorsichtig nehme ich diese aus der Schachtel und beäuge sie etwas skeptisch, ehe ich sie ebenso vorsichtig auf den Tisch vor mir lege, anschließend nach dem kleinen Zettel angele, welcher unter den Plätzchen zum Vorschein kommt. Mit zitternden Fingern falte ich diesen auseinander, weiß gar nicht, was ich mir erhoffe, dort zu lesen zu bekommen, auch wenn sich bei dem, was dort steht, gleich automatisch mein Herzschlag um ein vielfaches erhöht, auch wenn sich augenblicklich Tränen über meine Wangen schleichen. „Kai-chan, sicher wunderst du dich, warum ausgerechnet ich dir einen Brief schreibe und dieses Päckchen zukommen lasse, wo ich doch gerade erst noch vor ein paar Stunden in deiner Wohnung gestanden habe. Wenn ich ehrlich sein soll, fällt es mir viel leichter, einfach alles aufzuschreiben, als dir direkt zu sagen, was ich dir mit dem Päckchen sagen möchte, auch wenn ich ein bisschen Angst verspüre, mich lächerlich zu machen oder dich zu verlieren. Ja, du liest richtig: Ich – Suzuki Akira, Macho vom Dienst, – habe Angst.. große Angst. Auch wenn es anfangs nicht den Anschein hatte und ich dir vermutlich auch ein falsches Gefühl vermittelt habe, habe ich mich sehr darüber gefreut, dass du ausgerechnet mich zum Plätzchen backen eingeladen hast. Nicht gerade eben wegen dieser Plätzchen, sondern eher, weil du derjenige warst, mit dem ich den heutigen Tag verbringen durfte, dem ich nahe sein durfte. Wir kennen uns schon jahrelang, sind Bandkollegen, beste Freunde und... vielleicht auch mehr? Ich habe viel zu lange gebraucht, um mir einzugestehen, was ich wirklich empfinde, um zu merken, dass du mehr bist, als nur mein Bandkollege oder bester Freund. Weil ich es dir nicht richtig sagen kann, hoffe ich, dir mit diesem Brief und den beiden, von mir selbst gebackenen Plätzchen, zeigen und sagen zu können, was du mir bedeutest. Für mich bedeutet es nur eines: Ich möchte, dass unsere Herzen im Gleichklang schlagen, eins werden. In Liebe, Akira P.S. Wenn du nur ein kleines bisschen auch so empfindest, lass es mich wissen. Ich.. werde im Probenraum auf dich warten, noch vor den anderen. Noch während ich die letzten Worte deines Briefes lese, erhebe ich mich abrupt und stürme förmlich in mein Schlafzimmer, um in irgendwelche Klamotten zu schlüpfen. Mit dem Brief in meiner Hand und den üblichen Sachen in der anderen Hand verlasse ich meine Wohnung, lasse sie einfach hinter mir zurück fallen. Obwohl ich bislang vermutlich immer der pünktlichste von uns allen gewesen bin, habe ich das Gefühl, noch nie so schnell im Probenraum gewesen zu sein, wie an diesem heutigen Tag. Atemlos komme ich vor unserem Probenraum zum stehen, vernehme nach dem Öffnen der Tür jedoch enttäuscht, dass du gar nicht dazu sein scheinst. Mit dem Brief in der Hand lasse ich mich auf dem Sofa nieder, lese deine Zeilen ein weiteres Mal. Hast du mich am Ende doch nur verarscht? Willst du gar nicht mehr sein, als du mir zu vermitteln versucht hast? Warum bist du nicht hier, wenn du doch versprochen hast, hier auf mich zu warten? Ohne, dass ich es kontrollieren kann, bilden sich erneut Tränen in meinen Augen, woraufhin ich mir auf die Lippen beisse und meinen Kopf doch abrupt hebe, als von dir von der Tür her ein fast schon amüsiertes „Wie soll ich denn auf dich warten, Kai-chan, wenn du noch vor mir hier bist?“, erklingt. Sofort erhebe ich mich wieder und trete ein paar Schritte auf dich zu, sehe dich einfach nur, weiß nicht recht, wie ich reagieren soll. „Meinst du.. meinst du das wirklich ernst?“, will ich nach ein paar Sekunden leise wissen, in dem ich erneut deinen ungewöhnlich liebevollen Blick aufgefangen habe, bekomme ein Nicken zurück. „Alles was dort steht, Kai. Ich möchte mehr sein, als nur dein Bandkollege, möchte derjenige sein, der deine Tränen trocknet und dich nicht zum Weinen bringt. Ich möchte.. dein sein.“, entgegnest du mir augenblicklich, bringt mich damit zum Lächeln und wenig später noch zum Grinsen, als du ein trockenes „Gott, ich hätte nie gedacht, so etwas mal von mir zu geben. Was hast du nur mit mir gemacht?“, hinterher schiebst, deine Arme etwas ausbreitest. Sofort lasse ich mich etwas gegen dich fallen, atme deinen Geruch ein, als wäre es das aller erste Mal, dass ich diesen vernehmen kann. „Willst du denn.. also.. empfindest du.. denn.. also ich meine..“, stotterst du wenig später leise, ehe du deine Arme etwas um mich legst, mich automatisch schon wieder zum Lächeln bringst. „Ich empfinde schon seit Monaten mehr für dich, seit diesem Moment im Musikladen, seit diesem Moment in dem wir 5 Stunden durch Tokio getourt sind, erst recht. Ich.. möchte derjenige sein, der dich, den echten Akira, zu Gesicht bekommt. Ich möchte abends ab und an neben dir einschlafen und morgens neben dir aufwachen. Ich möchte.. dein sein.“, antworte ich dir nach einer Weile ebenso leise, hebe meinen Kopf wieder um dich anzusehen. „Ich liebe dich, Aki. Schon so lange.“, füge ich leise hinzu, ehe ich nach einem kurzen Zögern meine Lippen auf deine lege, dich sanft küsse. Nur langsam und noch etwas unsicher erwiderst du den Kuss, schlingst deine Arme ganz um mich und lässt mich erst etwas verlegen wieder los, als von Ruki ein trockenes „Wurde ja auch Zeit, dass ihr beide mal was unternehmt. War ja nicht mehr mit anzusehen.“, erklingt und er sich mit einem Grinsen an uns vorbei drängt. Lächelnd und nicht weniger verlegen sehe ich ihm nach, bleibe aber dennoch an dich gelehnt stehen und bin mir sicher, nicht zum letzten Mal mit dir Plätzchen gebacken zu haben, auch wenn wir ins Zukunft sicherlich noch ganz andere Plätzchen backen werden, als nur die, die gestern Nachmittag entstanden sind. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)