Ein Jahr von szymzickeonee-sama ================================================================================ Februar - dritte Woche (Teil 1) ------------------------------- Wie sollte sie diesen Abend nur überstehen? Also, ernsthaft?! Es war eigentlich doch alles so wie immer, warum also hatte allein das Wissen um ihre Gefühle solche Auswirkungen? Tenten hatte das Gefühl, dass ihr Herz Überstunden schob. Ständig flatterte, hämmerte es in ihr. Neji schien nichts davon zu bemerken, machte es sich nur neben ihr auf dem Fußboden, unter der Decke bequem wie schon unzählige Male zuvor. Was sollte sie tun? Etwas sagen? Sie traute sich nicht. Was sie sich traute, war, sich an ihn zu lehnen, wie sonst auch. Neji legte den Arm um sie, zog sie näher, und legte sein Kinn auf ihren Scheitel. Tentens Herz machte einen Satz, ihr wurde warm. Genau so wie es jetzt war – daran sollte sich doch bitte nichts ändern! Sie hatten spät angefangen, 'Supernatural', die neu entdeckte Horrorserie Nejis, zu gucken. Das Abendessen ließen sie ausfallen und knabberten sich stattdessen durch Chips und Salzstangen, tranken Cola und wärmten sich gegenseitig unter der Decke. Neji widerstand der Versuchung, Tentens Rücken zu streicheln, musste dagegen ankämpfen, seine Hand nicht unter ihr Oberteil zu schieben, um nackte Haut spüren zu können. Und sie duftete so wunderbar nach Granatapfel. Tenten ihrerseits sehnte sich nach mehr Berührung, hatte nur keine Ahnung, wie sie es anstellen sollte. Sie war zu schüchtern, zu unsicher – trotz der Beteuerungen Tayuyas und Karuis -, um selber etwas zu tun, zu sagen. Nachdem sie einige Folgen der Serie gesehen hatten, und es spät wurde, hob Neji das erste Mal seit langem die Stimme und murmelte: »Bist du aufgeregt?« Tenten zuckte zusammen und sah ihn mit leichter Panik im Gesicht an. Ihre Gedanken hatten sich gerade um die beiden kleinen Päckchen in ihrer Tasche gedreht, und jetzt fürchtete sie, dass Neji diese Gedanken hatte lesen können. »W-Was?«, stotterte sie, und wurde rot. »Du wirkst etwas nervös. Und du kommentierst nichts«, sagte er leise. »Haben wir endlich einen Horror gefunden, der sogar dir Angst macht?« Seine Stimme war neckend, und Tenten entspannte sich sofort. »N-Nein. Aber die Serie ist wirklich gut.« »Das freut mich.« Ihre Gesichter waren einander zugewandt, und was keiner von ihnen wusste, war, dass sie in diesem Augenblick den selben Gedanken hatten. Küss sie/ihn. Aber anstatt es umzusetzen verharrten sie nur für einen Moment, spürten die simple Nähe des anderen. Auch wenn Neji dachte, erkannt zu haben, dass Tenten … einem Kuss vielleicht nicht ganz abgeneigt war, so hielt er sich doch zurück. Niemals würde er sie in etwas hineinzwingen wollen. Aus freien Stücken musste sie zu ihm kommen, und daher würde er warten, bis er sich sicher war. Bis sie sich sicher war. Es war schließlich schon nach Mitternacht, als Tenten langsam die Augen zu fielen, und sie beschlossen, es für heute gut sein zu lassen. Tenten war äußerst gründlich dabei, ihre Zähne zu putzen, etwas, das sie vorher nie als so wichtig angesehen hatte. Aber jetzt wollte sie auf keinen Fall Mundgeruch haben. Nicht, wenn sie mit Neji im selben Bett schlief. In seinen Armen, denn so war es doch bis jetzt immer gewesen. Den eingeschleiften Verhaltensmustern ihrer 'Beziehung' folgend fand Tenten sich wenig später in den Armen ihres besten Freundes wieder, eng an seine Brust geschmiegt und unter die warme Decke gekuschelt. Sie hatte die Hand auf besagte Brust gelegt, spürte, dass sein Herz ebenso stark pochte wie ihres. Sie hob den Kopf etwas und ihr Blick traf seinen, ließ sich darin gefangen nehmen. »Gute Nacht«, hauchte Neji, und wenn er schon keinen richtigen Kuss haben konnte, so drückte er doch wenigstens seine Lippen auf ihre Stirn. Ein wohliger Schauer rieselte durch Tenten, die mit einem Lächeln die Augen schloss, und sich noch näher an Neji kuschelte. Mehr verlangte sie doch gar nicht vom Leben. Nur diese warme Geborgenheit, die er ihr gab. »Gute Nacht«, flüsterte sie, und trotz ihres hämmernden Herzens war sie fast sofort eingeschlafen. Mitten in der Nacht jedoch erwachte sie, mit schwitzigen Händen und einem sehnsüchtigen Brennen im Leib. Ihre Träume waren noch sie so lebendig, so aufwühlend, so detailliert gewesen. Nejis Arm lag immer noch um ihre Hüfte, ihr Kopf hatte an seiner Brust geruht. Nun blinzelte sie im Dunkeln sein Gesicht an, bis sie seine Lippen ausmachen konnte. Es war so schön gewesen. Aber nur ein Traum. Tenten fragte sich, ob er hier, im echten Leben genauso reagieren würde, wie in diesem wundervollen Traum. Ob er ihren scheuen Kuss dulden, ja erwidern würde; ob er die Führung übernehmen, sich von Leidenschaft leiten lassen, sie berühren würde. Ihr Name auf seinen Lippen, Kleidung auf dem Fussboden … Tenten schluckte schwer und versuchte den Rest des Traumes aus ihrem Kopf zu verbannen. Ihre Brüste prickelten bei der falschen Erinnerung an zärtliche Liebkosung. Sie musste so schnell wie möglich wieder einschlafen, bevor Neji etwas bemerkte. Denn egal wie verlockend es war, einfach dem Vorbild ihres Traum-Ichs zu folgen und ihn sanft zu küssen – was wäre, wenn er abweisend, gar angeekelt reagieren würde? Zu unsicher war Tenten, und entschied, dass für den Moment alles perfekt war. Ihre Freundschaft zu zerstören wäre der schlimmste Fehler, den sie machen könnte. Sie musste sich also zuerst ganz sicher sein. Und mit dem sicher sein kannte sie sich ja mal so gar nicht aus. Mit dem Ende des Wochenendes und dem Start der neuen Woche kam ein neues Problem auf Tenten zu. Eines, um das sie sich bisher nie hatte Sorgen machen müssen, und das sie deswegen jetzt völlig unvorbereitet traf. »Und, schenkst du ihm was zum Valentinstag?«, hatte Tayuya gefragt, und Tenten damit völlig aus dem Trott gebracht. Sie hatte sich ihrer Zimmernachbarin gegenüber vorsichtig zu der vergangenen Übernachtung geäußert (nur ihr, nicht Karui, denn sie wusste genau, wie das dunkelhäutige Mädchen ausgeflippt wäre, weil eben nichts 'gelaufen' war), ohne jedoch von dem Traum zu erzählen, und war trotz der etwas mitleidigen Blicke froh über den Zuspruch gewesen, dass sie nichts überstürzen sollte. Jetzt allerdings war sie wieder verunsichert. »I-Ihm was schenken?« »Schokolade, du weißt schon.« Tayuya gestikulierte wedelnd mit den Händen. »Muss ja nicht mal selbstgemacht sein. Aber selbst unter 'besten Freunden' sollte man sich was schenken.« Warum nur hatte ihr bisher niemand was dazu gesagt?! Es war klar, dass Hinata und Temari ihren Freunden etwas schenken würden. Und dass Sakura nichts für Sasuke hatte – daran glaubte Tenten nicht im Traum. Aber sonst? Wenn Ino ihrem besten Freund, Shikamaru, etwas schenken würde – Temari wäre sicher nicht begeistert. Zu allem Übel musste Tenten am Montagmorgen dann auch noch feststellen, dass sie wirklich ignorant war. Schon seit letzter Woche hingen überall Plakate, die darauf aufmerksam machten, dass man 'seinem oder seiner Liebsten' eine (anonyme) Rose zukommen lassen konnte. Leider waren die Tage, an denen diese bestellt werden konnten schon vorbei. Und noch ein viel drängenderes Problem offenbarte sich Tenten: Würde Neji ihr etwas schenken? Es war zwar üblich, dass die Mädchen Schokolade vergaben, und auch die Mehrheit der Rosen wurde vom weiblichen Geschlecht verschickt – allerdings gab es genug Jungen, die letzteres ebenfalls taten. Auf ihrer malträtierten Unterlippe kauend versuchte Tenten eine Lösung zu finden. Am einfachsten wäre es, einfach noch schnell Schokolade zu kaufen, und sie Neji morgen in die Hand zu drücken. Aber was sollte sie sagen? »Weil wir Freunde sind«? Bloß nicht. Denn 'nur Freunde' - das wollte sie ja nicht mehr. Nein, es musste etwas sein, dass weder zu deutliche Anspielungen machte (blamieren wollte sie sich schließlich auch nicht), noch zu freundschaftlich wirkte. All ihre Befürchtungen und Gedanken hatten sich am nächsten Morgen allerdings erst mal erledigt, denn anscheinend war sie nicht die einzige, die an Neji interessiert war. Zwei Mädchen traten unter Kichern schon vor Schulbeginn an ihn heran, als er zusammen mit Hinata das Schulgelände betrat. Er lehnte die angebotene Schokolade höflich ab, aber Tenten hatte nun einmal alles aus der Entfernung gesehen. Wieso hatte sie nie einen Gedanken daran verschwendet, dass es noch andere Mädchen geben konnte, die auf ihren besten Freund standen? Abgesehen von Amaya natürlich, aber diese hatte sich ja zurückgezogen. Tenten behielt die für Neji bestimmte Schokolade also erst einmal für sich, und der weitere Schultag verlief weitestgehend normal. Abgesehen davon, dass die als Cupido verkleideten Schüler der Stufe unter ihnen einer knallroten Hinata einen ebenso roten Strauß von Rosen überreichten (anstatt der Einzelnen, die sonst verteilt wurden). »Na, da hat sich aber wer in Unkosten gestürzt«, kicherte Karin, denn die kleine orangene Karte mit der etwas unordentlichen Schrift ließ keinen Zweifel darüber, dass Naruto die Rosen geschickt hatte. Kakashi-Sensei hatte sich hinter einem Buch versteckt, während die Cupidos weiteren Schülern ihre Rosen überreichten, und Tenten, die Hinata freudig angelächelt hatte, bekam erst gar nicht mit, dass sie ebenfalls beschenkt wurde. Zwei Rosen, beide mit einem schnöden Zettel, auf dem nur ihr Name und ihre Klasse standen, wurden ihr entgegen gehalten, und die Hitze stieg in ihre Wangen. »Von wem?«, zischelte Kin, die nur zwei Tische weiter saß. Tenten zuckte mit den Schultern, denn auf keinem der Zettel stand ein Absender. Es war einzig ersichtlich, dass sie von verschiedenen Leuten geschickt worden waren, denn obwohl beide in sauberen Druckbuchstaben ausgefüllt waren, konnte man Unterschiede in der Schrift erkennen. Neji war sich zwar darüber im Klaren gewesen, dass es Mädchen geben würde, die ihm Schokolade überreichen wollten – er hatte natürlich alles abgelehnt, zuallererst, weil er ja schließlich nur Interesse an Tenten hatte, und andererseits, weil er generell nie etwas von Fremden annahm - was er nicht bedacht hatte, war, dass er die von der Schule verteilten Rosen nicht so einfach ablehnen konnte. Und er hatte nun Sorge, dass Tenten beim Anblick der dreizehn langstieligen Blumen verunsichert werden könnte. Er wollte doch, dass sie wusste, dass sie keine Konkurrenz hatte. Wahrscheinlich war sie sowieso schon viel zu eingeschüchtert von den ganzen anderen Mädchen. Aber das war möglicherweise eh nur Wunschdenken, denn dafür müsste sie mehr für ihn empfinden als Freundschaft. Neji brummte mittlerweile der Schädel. Sonst machte er sich doch auch nicht so viele Gedanken! Und es wäre wirklich mies, die Rosen einfach wegzuschmeißen. Nur weil er kein Interesse hatte, musste er ja kein Mädchen vor den Kopf stoßen. Da er allerdings nicht der Einzige seiner Freunde mit mehr als einer Rose war (Spitzenreiter waren Sasuke (27!) und Ino (16)), während Hinata mit ebenfalls 13 Rosen – allerdings alle von Naruto – mit ihm gleichauf lag, fielen seine Rosen dann doch nicht so sehr auf. Zähneknirschend hatte er festgestellt, dass Tenten neben seiner anonym verschicken Rose noch eine zweite erhalten hatte. Und da alle die er bekommen hatte mit Namen versehen waren, wusste er auch, dass sie ihm keine geschickt hatte. Erst nach dem Kyudo-Training besserte sich Nejis Stimmung schlagartig. Tenten hatte länger gebraucht als sonst, und er hatte auf sie gewartet. Mindestens eine Bahn hatten sie so schon verpasst, aber das war es ihm wert, als sie endlich alleine waren, und sie – offensichtlich nervös – an ihrer Tasche herumfummelte. »I-Ich«, stotterte sie leise, und Neji trat näher, um ihre folgenden Worte verstehen zu können. »I-Ich hab' hier noch was für dich«, hauchte sie, und hielt ihm eine sauber verpackte Schachtel entgegen. »I-Ich weiß, dass du sonst alle abgelehnt hast, a-aber dieser hier ist mit grünem Tee, ich h-hab' sie gesehen und …« Er unterbrach ihr unkontrolliertes Plappern mit einem liebevollen »Danke.« Unsicher sah sie ihn an, als er die Schokolade entgegen nahm, und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie standen so nah beieinander, dass es ein leichtes wäre, sich jetzt vorzubeugen und- Sie traute sich nicht. Neji bemerkte den eigenartigen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Was hatte das zu bedeuten? Wollte sie etwa-? Oh, er würde sie so gerne küssen, sich für das Geschenk 'bedanken'. Er würde es nicht tun, denn er hatte gelernt, in Tentens Verhalten nicht zu viel hinein zu interpretieren. Immer noch dachte er mit Unbehagen an den Moment, von dem er gedacht hatte, Tenten wollte ihn küssen – stattdessen hatte sie ihn verkuppeln wollen. Nein, diesen Fehler würde er nicht noch mal machen. Wie schade nur, dass er dieses Mal absolut richtig gelegen hätte. Einen kleinen Funken mehr Mut, und er hätte sie haben können. Und Tenten war verzweifelt, weil sie fürchtete, sich blamiert zu haben. Also wollte er doch nicht? Warum nur waren Jungen so schwer zu durchschauen? Und warum redete sie nicht einfach mit ihm? Ja, genau … 'reden'. Hah. Da konnte sie sich ja gleich irgendwo herunter stürzen. War es denn wirklich so schwer? Shikamaru hatte nie viel vom Valentinstag gehalten. Aber zu seinem Leidwesen wusste er, dass Temari natürlich darauf hoffte, dass er etwas plante. Wie lästig. Was tat man nicht alles für die Liebe? Er hatte ihr keine Rosen geschickt, hatte keine Schokolade gekauft. Sie hingegen hatte ihm recht unzeremoniell, wenn auch mit feuerroten Wangen eine Tafel in die Hand gedrückt. Seit mehreren Monaten waren sie nun ein Paar, und es berührte Shikamaru, dass sie trotzdem noch so etwas banales, romantisches tat. Wie gut, dass er vorgesorgt hatte. Okay, Ino hatte ihn dazu gezwungen, etwas wirklich außergewöhnliches zu machen – aber er war vorher schon von ganz alleine auf die Idee gekommen, überhaupt etwas zu tun! Wie gut, dass der Tag wie versprochen warm und sonnig gewesen war. Mit Picknickdecke und -korb bewaffnet war Shikamaru in den Wald gegangen, hatte die Lichtung angesteuert, an deren Rand der Hochsitz stand, auf dem sie sich zum ersten Mal geküsst hatten. Er deponierte dort alles, und ging anschließend zurück zum Haus, um Temari dort zu empfangen. Sie war still, etwas verstimmt ob der fehlenden Rosen und Schokolade – allerdings wusste sie ja auch nicht, was er vor hatte. »Mach die Augen einen Moment zu«, sagte er, als sie gemeinsam, händchenhaltend die Lichtung erreicht hatten, und beeilte sich dann alles herzurichten und die Kerzen zu entzünden, die sowohl Licht in der langsam einsetzenden Dämmerung spendeten, als auch die ersten Mücken des Jahres fernhalten sollten. Dann trat er wieder zu Temari, die gehorsam mit geschlossenen Augen da stand, und legte von hinten die Arme um sie, drehte sie so, dass sie die Picknickdecke sehen würde. »Alles Gute zum Valentinstag«, flüsterte er in ihr Ohr, und registrierte mit einem Grinsen das überraschte Luftholen seiner Liebsten. »Das-« Sie drehte sich in seinen Armen und zog seinen Kopf zu sich. »Ich liebe dich«, flüsterte sie, und nur zu gern erwiderte Shikamaru ihren sanften Kuss. »Und ich liebe dich.« In Mitten dieser wunderschönen Umgebung ließen sie sich schließlich nieder, beobachteten das Farbspiel des Himmels und anschließend die Sterne, während sie sich gegenseitig mit den Kleinigkeiten fütterten, die Shikamaru zusammengepackt hatte. Immer wieder unterbrachen sie ihr gedämpftes Gespräch für liebevolle Küsse. So lange, bis diese leidenschaftlicher wurden, und sowohl Essen als auch alles andere unwichtig waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)