Die dunkle Ritterin von Dolette ================================================================================ Kapitel 49: Aschenbringer, getränkt im Licht -------------------------------------------- + Aschenbringer, getränkt im Licht Dolette beobachtete den schwarzen Wächter, wie er noch immer gedankenverloren auf die Hallen der Frostschwingen starrte. Obwohl er ihr erklärt hatte welch freundschaftliches Verhältnis Thassarian, Koltira und er pflegten, fiel es ihr schwer zu glauben und auch zu verstehen, dass diese Todesritter dazu fähig waren. Sie sah sich selbst mittlerweile gänzlich als große Ausnahme und konnte sich die Beziehung der Männer nur durch Kameradschaft erklären und sie versuchte sich mit diesem Gedanken abzufinden. Als sie die Wärme der Priesterin an ihrer Hand spürte, wurde sie aus ihren Überlegungen gerissen. "Alles in Ordnung?", fragte Marialle sie und hielt die kalte Hand der dunklen Elfe. Dolette war kurz verwirrt, die Hohepriesterin hielt zwar ihre Hand und sprach sie an, aber sie schien unendlich weit entfernt zu sein. "So gut es grade sein kann", erwiderte sie in ihrer schlichten Art und musterte die schöne Menschenfrau mit ihrem forschenden Blick. "Und bei dir?" Obwohl Marialle sie direkt anzuschauen schien, schreckte sie kurz zusammen, als sie nun von der Todesritterin angesprochen wurde. Ihre Gedanken schienen weit weg zu sein. Dolette biss sich auf die Lippe. Zu gern würde sie wissen, was in der Priesterin vorgehen mochte, aber jeden Augenblick würden sie vor dem Lichkönig stehen und es bedurfte ihrer gesamten Aufmerksamkeit. So verdrängte sie ihre Neugierde und sprach ruhig und klar. "Marialle, was immer du im Traum mit Elune besprochen hast, wir können darüber noch reden, aber jetzt muss unser Fokus auf den bevorstehenden Kampf gerichtet sein." Die Angesprochene stieß geräuschvoll die Luft aus und verstärkte den Griff um die eisige Hand. "Ich weiß, verzeih." Natürlich hatte die dunkle Ritterin Recht, wie so oft, doch die Gedanken um die Ausführungen der Mondgöttin ließen Marialle einfach nicht los. Konnte sich ihr Licht wieder so aufteilen, dass das silberne wieder in der Priesterin erstrahlte? Und wenn ja, was würde es in der Todesritterin verändern. Nach den Überlegungen, die Dolette selbst erdacht hatte, war dieses Licht das einzige was es ihr möglich machte die Priesterin zu lieben, überhaupt positive Gefühle empfinden zu können. Sofern das vereinte Licht, das in der dunklen Elfe ruhte überhaupt wieder zu der Priesterin zurückfinden konnte, würde es überhaupt teilbar sein? Vielleicht könnte sie sich nicht mal dagegen wehren, dass der Funke überspringt, wenn sie es überhaupt bemerken würde. Die Erfahrung mit der einzigartigen Verbindung zwischen Dolette und ihr hatte sie gelehrt, dass eine winzige Berührung reichte, um alles zu verändern und ins Wanken zu bringen und so breitete sich eine immer dunkler werdende Vorahnung in ihr aus, die die Hohepriesterin lähmte und zu verschlingen drohte. Jedoch blieb ihr keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn der magische Aufzug hielt an. Die Luft war noch um vieles kälter, als sie es bisher sonst irgendwo in Nordend gespürt hatte und der Wind blies eisig über die Plattform auf der der Lichkönig offenbar schon, vor seinem Frostthron, auf die Gefährten wartete. Die blauen Augen glommen tief im Inneren des imposanten Helms, den Arthas auf seinem Kopf trug. In Rauchschwaden schien das schimmernde Blau aufzusteigen und vermittelte so den Eindruck die Augen würden in der Krone der Dominanz glühen. Er erhob sich behäbig von seinem Thron, die dunkle Rüstung, die mit vielen Totenköpfen verziert war, wirkte unheimlich schwer. Jedes Mal wenn er einen Schritt auf die Mitstreiter um Dolette und Marialle zu trat, schepperten die Platten, als sie gegeneinander schlugen. "Hochlord Fordring, mein alter Paladin Meister. Schließt euch mir an, ihr würdet einen fabelhaften Todesritter an meiner Seite abgeben. Zusammen können wir die Welt erbeben lassen!", erklang die wispernde, dunkle Stimme des ehemaligen Paladin und Prinzen Lordaerons. Dolette beobachtete argwöhnisch, wie die blauen Runen auf dem verfluchten Schwert Frostgram pulsierend aufleuchteten. Die schimmernden Augen des Lichkönigs wanderten zu Bolvar Fordragon und noch bevor Tirion etwas erwidern konnte sprach er weiter. "Wie ich sehe lebt ihr noch Bolvar? Genießt ihr euer neues Dasein?", lachte Arthas laut auf und das Dunkel seiner Stimme hallte auf dem Frostthron wider. Der Unterkiefer des Paladins zuckte merklich und eine Ader trat deutlich an seinem Hals hervor. Offenbar hatte der mächtigste aller Todesritter einen Nerv getroffen und die dunkle Elfe fragte sich unwillkürlich wie es sein musste untot zu sein und sich an sein Leben erinnern zu können. Die Schwerthand des Paladins zuckte schon in Richtung seines Hefts, als Tirion nun seine Stimme laut und deutlich erhob. "Arthas, Lichkönig. Unzählige fanden durch eure Hand den Tod und ein verfluchtes untotes Leben. Heute wird eure Herrschaft des Todes ein Ende nehmen und das Heilige Licht wird hell erstrahlen und der Welt wieder Frieden bringen!", rief der Hochlord dem König der Geißel entschlossen zu. Arthas seinerseits lachte nur gefährlich leise. Einem Impuls folgend, ergriff die Todesritterin die Hand ihrer Geliebten und für einen Herzschlag schien die Welt um sie beide stehenzubleiben, als sich ihre Blicke trafen. Die Priesterin schaute ruhig, aber verwirrt an Dolette vorbei und da wurde ihr bewusst, dass die Zeit offenbar wirklich stehen geblieben war. "Dole?", erhob Marialle verwundert das Wort. Die Angesprochene blickte sich ebenfalls überrascht um, doch nahm sie, die ihr gebotene Möglichkeit wahr und überwand mit einem Schritt den Abstand, der noch zwischen ihnen war und legte der schönen Menschenfrau sanft einen Arm um die Taille. Die ehemalige Paladin seufzte kurz, als sich die Wärme ihrer Liebsten an ihren Körper schmiegte und sie wagte es nicht zu sprechen. Zu kostbar erschien ihr dieses Geschenk, die Hohepriesterin vielleicht zum letzten Mal halten zu können. Marialle schien die Wehmut in der Körpersprache der dunklen Ritterin zu spüren und so spürte sie den warmen Hauch des lebendigen Atems, nah an ihrem spitzen Ohr, als sie mit leiser, bebender Stimme begann zu sprechen. "Wir werden hier oben nicht unser Leben lassen, Dole." Entschlossenheit schwang in der Stimme der heilig anmutenden Frau mit und die Elfe drückte sich sanft zurück um dem Engel in ihren Armen noch einmal in die Augen sehen zu können. Als Antwort legte Marialle sanft eine warme Hand auf ihre Wange und ihre Augen weiteten sich. Dolette brauchte scheinbar eine Ewigkeit, um den Blick zu deuten, der ihr entgegen gebracht wurde und ein ebenso undeutbares Gefühl breitete sich in ihr aus. Als sie erkannte, dass Entsetzen in den silberschimmernden Augen lag erstarrte sie und ihr fiel auf, dass die Hand der Menschenfrau ebenso silbern glomm. "Das Schicksal treibt ein grausames Spiel mit uns. Sag Dolette Glutklinge. Bist du noch du?" Marialles Stimme zitterte und das ungute Gefühl, dass die Todesritterin verspürt stieg unbarmherzig in ihr hoch und schnürte ihr die Kehle zu. Mechanisch erhob sich ihre bleiche Hand und umschloss das zierliche Handgelenk der Hohepriesterin viel zu grob. Innerlich erstarrte die Elfe als sie erkannte, dass ihr goldenes Licht offenbar durch das silberne abgelöst wurde. Ganz kurz schlich sich Erleichterung in ihre Gedanken, so war der Funke den sie in ihr untotes Leben mit sich stahl anscheinend endlich in die Priesterin zurück gekehrt, doch entsetzt musste sie mit ansehen, wie ihre untote Hand die der Menschenfrau unwirsch von ihrer Wange riss und sie von sich schleuderte. 'Marialle!' Kein Wort kam über ihre blutleeren Lippen. Sie verspürte einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen, als sich die Augen ihres Gegenübers mit silbernen Tränen füllten. "Nein...", keuchte Marialle unterdrückt. "Du hast zurück was dir gehört und endlich bin ich wieder frei von diesen elendigen Gefühlen.", hörte sie ihre eigene eiskalte Stimme. Nichts von der Sänfte lag mehr darin, mit der die dunkle Ritterin zuletzt mit ihrer Geliebten gesprochen hatte und es kam Dolette immer mehr vor, als würde sie die Szene von außen betrachten, auch wenn sie dem schockierten Antlitz der Priesterin, auf dem sich nun mehr und mehr eine lähmende Trauer auszubreiten schien, direkt entgegen schauen musste. Sie spürte wie sie selbst kurz ihre Zähne bleckte und ein Grinsen über ihre aschfahlen Lippen huschte. 'Marialle!', brüllte sie stumm aus ihrem inneren Gefängnis. Marialle musste den Blick abwenden, die Maske der Gleichgültigkeit auf den Zügen der Todesritterin war undurchdringlich. Sie war so anders. Selbst als die Hohepriesterin sie zum ersten Mal in Sturmwind auf dem Platz vor der Kathedrale erspähte, konnte sie über die große Distanz wahrnehmen, dass sie etwas an sich hatte, das anders war. Jetzt schien sich die Todesritterin kein bisschen mehr von ihren untoten Brüdern, Darion Mograine, Thassarian und vor allem diesem widerlichen Koltira Todesweber zu unterscheiden. Erschrocken spürte sie die eisige Kälte an ihrem Kinn, als die bestimmte Berührung sie dazu zwang in das aschfahle, ausdruckslose Gesicht zu blicken. Das Silber ihres leuchtenden Kinns ließ die Tränen in den Augen der Menschenfrau glitzern und sie wusste nicht wie ihr geschah, als sie von der anderen Hand grob herangezogen wurde. Dolette leckte sich kurz über die Lippen und zischte entzückt. "Mein wirst du bleiben, Marialle Lichtsprung, Hohepriesterin des heiligen Lichts!", befahl sie ruhig und ihre glockenklare, eisige Stimme ließ keine Widerrede zu. Marialle konnte sich weder ihrem Griff, noch ihrem gefrorenen Blick entziehen, als das Gesicht der Untoten langsam und gefährlich grinsend näher kam. Die Hohepriesterin war noch immer entsetzt, doch der unwiderstehlichen Anziehungskraft von Dolette konnte und wollte sie sich nicht entziehen. Sie spürte die kalten Lippen fest auf den ihren und der Griff um sie herum wurde stärker und gröber, doch jäh löste sich die dunkle Elfe und schob Marialle abschätzig beiseite. "Jetzt wo das geklärt ist, kümmern wir uns erst einmal um diesen großmäuligen Möchtegern-Todesritter", grinste sie und kurz schien die jugendliche Kampfeslust der ehemaligen Paladin über die Züge des fahlen Gesichts zu huschen und Zuversicht breitete sich im Inneren der Menschenfrau aus. Womöglich waren die Auswirkungen, nicht so weitreichen wie Marialle befürchtet hatte. Die Priesterin erschauderte, als sich die frostige Hand wieder um ihre schloss und der eisige Wind um sie herum wieder erbarmungslos über den Frostthron wehte. Aus den Augenwinkeln betrachtete sie erst das fahle und ausdrucklose Gesicht ihrer Geliebten, das starr zum Lichkönig hinaufstarrte und dann ihre verschränkten Hände die von einem sanften silbernen und goldenen Leuchten umspielt wurden. "Kein Todesritter wird weiter euren finsteren Plänen folgen!", brüllte nun der dunkle Wächter und zog seine beiden Runenschwerter. Alle anderen taten es ihm gleich und während Marialle noch ein gieriges Grinsen auf den Lippen der Elfe erhaschte, rief sie sich zur Ordnung. Sie durfte ihre persönlichen Wirrungen nicht über das Wohl dieser Welt stellen. Sie hielt ebenfalls ihren Kampfstab vor sich, nachdem Dolette als erste auf den mächtigsten der Todesritter zustürmte. Noch bevor die Elfe auf den Lichkönig traf, ließ die Hohepriesterin einen Schild um sie entstehen und war erleichtert zu sehen, dass es keine negativen Auswirkungen auf die Untote hatte. Vielleicht bewertete sie es über, dass der verloren gegangene Funke wieder auf sie über gegangen war. Dolette riss ihre golden, pulsierende Klinge dem Lichkönig entgegen und eine massive Druckwelle breitete sich auf der Plattform des Frosttthrons aus, erklang hell und laut und ließ die Gefährten einen Schritt zurückweichen. Erstaunt beobachtete die Priesterin wie ein sanftes goldenens Leuchten von den eigentlich blauen Augen ausging. Das Schimmern schien sich über ihren Körper auszubreiten und sich mit dem Schild zu verbinden, der von Marialle aufrechterhalten wurde. Arthas keuchte kurz, aber kaum merklich unter der Last des niedergefahrenen Schwerts seiner Kontrahentin. Mit einem lauten Schrei stieß er die dunkle Ritterin von sich, worauf sie kurz ins Taumeln geriet. Die beiden Todesritter, Paladine und Borigan stürmten nun ebenfalls auf Arthas zu, doch er wehrte sie mit Leichtigkeit ab und reckte seine Hand in die Höhe, woraufhin lilane Blitze seine nähere Umgebung durchzogen und aus jedem, der auf den Boden einschlug, Ghule und anderes Untotes auferstanden. "Narren, euch von eurem Herrn abzuwenden und sogar eure Klingen gegen mich zu erheben. Ich werde keine Gnade walten lassen. Ihr alle werdet den endgültigen Tod finden!", stieß er gebieterisch aus und zeigte dabei mit seinem, in einen eiserenen Handschuh gehüllten, Finger auf seine Widersacher. Tirion Fordring hatte sich gefangen und Zornesröte stieg in sein Gesicht, nachdem er die ersten Ghule abgewehrt hatte. "Der einzige Verräter hier seid ihr, Arthas, Sohn Terenas, Prinz Lordaerons!" Er stürmte durch die Schergen des Lichkönigs zu und warf sich einen goldenen Lichthammer voraus, der riesig über dem Todesritter niederzufahren drohte, doch Arthas hielt ihm nur Frostgramm entgegen und der Hammer wurde zurückgedrängt. Borigan war von Ghulen umzingelt und wehrte mühevoll einen nach dem anderen ab. Unterstützt wurde er von der quirligen Magierin, die mächtige Feuerbälle so hart gegen die Untoten schleuderte, dass sie von der Plattform gedrängt wurden. Die beiden Todesritter Darion Mograine und Thassarian droschen grade auf einen torkelnden Schrecken ein, der Bolvar Fordragon mehr und mehr zusetzte. Plagg feuerte indessen seine Sukkubus nach jedem Zauber an, den er und sie auf die Monstrosität schleuderten. Das Ungetüm steuerte behäbig auf sie zu, doch die grünen Flammen des Hexers und seiner Dienerin behinderten es dabei. Die dunkle Elfe ließ sich nicht beirren und eilte wieder mit erhobener Klinge auf den Lichkönig zu. Die blauen Augen tief im Inneren des Helmes glommen bedrohlich auf, als er die Todesritterin beobachtete, wie sie schnellen Schrittes auf ihn zukam. Sein Atem schien zu röcheln und schepperte im Takt seiner Rüstung, als er sich in Bewegung setzte ihr entgegenzustürmen. Die Hohepriesterin fixierte ihre Geliebte, erschuf um sich selbst eine undurchdringliche Blase, an der die Ghule nur so abprallten. Sie beobachtete wie Dolette ihre Lauffrequenz erhöhte und nun ebenso wie Arthas rannte. Marialle blendete den Rest ihrer Gefährten aus und formte einen gewaltigen Lichtblitz in ihrer Hand, den sie verwundert betrachtete bevor sie ihn der dunklen Ritterin vorausjagte. Er schoss mit atemberaubender Geschwindigkeit an der Todesritterin vorbei und ließ das hellblonde Haar nach vorne wehen. Der ehemalige Prinz Lordaerons erhob sein mächtiges Runenschwert vor sich und zertrennte in einer fließenden Bewegung den Blitz, worauf sich zwei Hälften nun langsam an ihm vorbeischoben. Die Priesterin schloss kurz die Augen und erspürte ihren gewaltigen Zauber. Als sie ihre Augen aufriss, zerbarsten die Blitze in zwei dröhnenden Explosionen, den Lichkönig genau zwischen sich und rang ihn so in die Knie. Dolette kam zum Stillstand und fuhr verwundert zu der Menschenfrau herum. Überrascht zog sie eine Augenbraue hoch und bedachte Marialle, mit dem ihr typischen forschenden Blick. Sie spürte kurz wie ihr die Hitze ins Gesicht schoss, als die ehemalige Paladin ihr gimmig, aber anerkennend zunickte und sich wieder umwandte. Um den Lichkönig war eine helle Wolke entstanden und erschwerten den Blick auf ihn, doch ein kräftiger Windstoß wirbelte den silbernen Rauch auf und gab die Sicht auf ihn wieder frei. Arthas Menethil kniete und stützte sich auf Frostgramm ab, bevor er sich leise lachend erhob. "Kein heiliges Licht der Welt vermag es mich aufzuhalten kleine Priesterin!" Die Angesprochene spürte den eisigen Blick des Todesritters auf sich und schien der Fähigkeit beraubt sich zu bewegen. Er erhob langsam seine linke Hand und Marialle schnürte sich die Kehle zu. Als sie erkannte, dass er eine quetschende Geste mit der Hand vollführte wurde ihr bewusst, dass er sie zu beherrschen schien. Sie war nicht mal in der Lage ihre Hände zu ihrem Hals zu führen, doch der unwiderstehliche Zwang ließ schlagartig von ihr ab und Marialle konnte nur hören wie erneut die Klingen der beiden Todesritter erneute aufeinanderprallten. "Sieh sie noch einmal an und ich spalte deinen widerwärtigen Kopf in zwei Teile", zischte Dolette dem unwirklich größeren, ehemaligen Menschen zu. Erneut schallte das wispernde Gelächter aus seinem Helm und die dunkle Elfe knurrte auf. "Schwachstellen sind etwas für die Lebenden, kleines Elflein", ließ er sich ruhig vernehmen und überraschte sie mit einem unerwartet schnellen Streich seines Schwertes, der sie einige Schritte zurückweichen ließ. Er schleuderte ihr eine gewaltige heulende Böe hinterher, die sie endgültig von den Beinen riss und trat nun auf die Hohepriesterin zu. Während er langsam auf sie zuschritt, hob er erneut die Hand und wieder spürte Marialle wie ihr die Luft zunehmend knapper wurde. Ihr Schild hatte nur kurz geflackert und gab unter seiner Macht schließlich nach. Das leuchtende Blau in den tiefen Augenhöhlen hielt sie gefangen und sie vermochte es weder sich abzuwenden noch sich zu befreien. Kalte Schweißperlen bildeten sich eine nach der anderen auf ihrer Stirn und entsetzt fiel ihr auf, dass sie schon kurz das Bewusstsein verloren haben musste, denn die bedrohlich glimmenden, blauen Augen waren plötzlich nur noch einen Hauch von ihren entfernt. Marialle vernahm ein Schmunzeln und Arthas legte seine Hand an die Stelle, an der sie seinen Griff schon die ganze Zeit verspüren konnte. Aus den Augenwinkeln sah sie wie eine grüne Flamme an die Schulter des Todesritters flog und kraftlos an ihr zerbarst. Zu den kleinen Schweißtropfen auf ihrer Stirn gesellten sich nun auch Tränen, die vereinzelt aus ihren entsetzten Augen rannen. Er schien fast zu kichern, als aus weiter Ferne, wie ihr schien, laut sein Name gebrüllt wurde. Schneeflocken fielen lau hinter der breiten Schulter des Lichkönigs zu Boden, offenbar eine heulende Böe, die einfach ignoriert. Ihre Augen rasten panisch über dad Plateau. Bolvar, Tirion und Borigan waren von einer Gruppe Schrecken umzingelt. Die furchteinflößenden Kreaturen setzten ihnen übel zu. Wo sie hin sah, erblickte sie aufgeplatzte Wunden und tiefe Schnitte in den Rüstungen der Männer. Odessa und Plaque übersahen just in dem Moment eine gewaltige Monstrusität, die langsam von hinten an sie heran stampfte. Ironischerweise war es Susanne, die es zu erst bemerkte, doch als sie ihren Meister warnen wollte war es bereits zuspät. Der Fleischkoloss schwang einen seiner Arme mit derart viel Wucht, dass die drei in alle Richtungen geschleudert wurden. Am nähsten stand Darian, der so eben die wirkungslose heulende Böe gewirkt hatte. Frustriert biss er die Zähne zusammen und wollte auf den Lichkönig stürzen, doch dieser dreht seinen Kopf und erhob nur Frostgram in die Richtung des schwarzen Wächters. Die beiden Schwerter Darions trafen hart und klirrend auf die unheilige Klinge und kurz nahm der Druck an Marialles Hals ab, doch Arthas preschte den anderen Todesritter mit pruer Gewalt zurück und schleuderte ihm, noch während er flog, eine Böe hinterher, die einen Blizzard wie ein laues Lüftchen aussehen lassen hätte. Zufrieden lächeln wandte sich der Lichkönig wieder Marialle zu und augenblicklich bekam sie gar keine Luft mehr. Die Hohepriesterin spürte, wie sie erneut von Ohnmacht übermannt zu werden drohte, doch dann ein gleißend helles, goldenes Licht. Dole! Der Griff des übermächtigen Todesritters öffnete sich augenblicklich und hustend und keuchend sank Marialle zu Boden. Die dunkle Elfe war an ihre Seite getreten und die Runen auf ihrem Schwert erstrahlten heller denn je in ihren goldenen Lettern. "Ungewöhnlich.", kam es überrascht von Arthas, nachdem er sich wieder zu seiner vollen Größe aufgerichtet hatte und die Menschenfrau erschauderte, als sie das vertraute sanfte goldene Schimmern in den Augen ihrer Liebsten erblickte. Auf dem Antlitz von Dolette spiegelte sich eiskalte Wut ab und sie keuchte vor unterdrücktem Zorn. Sie riss ihr Schwert in die Höhe und ließ es auf ihn niederfahren. Er parierte, doch wurde sein Schwert bei jedem Streich kraftvoller zurück gestoßen, so dass auch er nun jedes Mal einen Schritt zurück tun musste. Marialle kauerte noch immer, die Hand an ihren schmerzenden Hals haltend, auf dem Boden und betrachtete mehr als überrascht das Schauspiel, das sich ihr bot. Darion lag geschlagen am Rand des Plateaus. Odessa, Plagg und Susanne waren an seine Seite geeilt und versuchten schwer gezeichnet die Schergen der Geißel mit ihren Zaubern auf Abstand zu halten. Die vier Nahkämpfer vermochte sie im Kampfgetümmel gar nicht mehr auszumachen. Die ehemalige Paladin drängte den verwunderten Todesritterkönig mit jedem Streich weiter zurück. Als er taumelnd auf eines seiner Knie sank, wandte die Elfe sich um und die Blicke der beiden Frauen trafen sich. Es lag noch immer Entschlossenheit in den golden flackernden Augen, aber ihr Blick war weicher geworden und eine Welle der Hoffnung und Liebe durchströmte die Priesterin. Dolette zwinkerte kaum merklich, bervor ihr Blick wieder hart und unbeugsam wurde, und richtete ihre Runenklinge auf den Lichkönig. Arthas jedoch lachte leise und gefährlich. "Närrin, verbunden mit dem Licht, als Todesritterin? Wie erbärmlich." Seine Stimme war eiskalt und die Ruhe die darin lag hatte jede Überraschung abgelöst. "Meint ihr das Licht bringt euch Vorteile gegenüber des mächtigsten Todesritters, der Welt?", stieß er lachend aus, während er sich erhob. Mit atemberaubender Geschwindigkeit stürzte der ehemalige Mensch auf die Todesritterin zu und brauchte nur einen einzigen Streich um ihr die Waffe aus der Hand zu entreißen. Marialle beobachtete entsetzt das silberne Runenschwert, wie es wirbelnd durch die Luft flog und jenseits des Frostthrons verschwand. Er fackelte nun keinen Herzschlag mehr und ließ Frostgram unbarmherzig in die Todesritterin hineinfahren. Die Priesterin erstarrte als sie die Spitze des Runenschwertes aus dem Rücken ihrer Geliebten austreten sah. Arthas zog das Schwert in einer geschmeidigen Bewegung aus der dunklen Elfe hinaus und diese fiel auf beide Knie. "Doleee!", schrie Marialle über das Plateau und Dolette wandte ihr Gesicht noch zu der Menschenfrau, um schwach lächelnd vornüberzukippen. Die Hohepriesterin riss ihren geschwächten Körper in die Höhe und stürzte taumelnd an die Seite der geliebten Elfe. Der vertraute Schmerz breitete sich in ihrer Brust aus, doch erleichtert registrierte sie, dass die Todesritterin noch immer schwach atmete. Marialle zögerte keinen Augenblick und wischte alle Bedenken beiseite. Sie ließ ihre Hände über die tiefe, blutende Wunde im Bauch der dunklen Ritterin gleiten und verschloss sie. Dolette sah schwach zu ihr auf und reichte ihr die Hand. Als sich ihre Hände berührten begannen sie endlich wieder in ihren Farben zu leuchten und Marialle spürte wie ihre Verbindung endlich wieder ausgeglichen war, doch die Todesritterin lachte leise. "Ja, du bist mein." Noch bevor Marialle irgendwie darauf reagieren konnte hörte sie das wispernde Lachen hinter sich und die schweren scheppernden Schritte, die sich näherten. "Wirklich außergewöhnlich, aber ebenso töricht. Aber wenn es denn euer Wunsch ist, schicke ich euch gemeinsam in euer Ende, kleine Priesterin." Erschrocken formte Marialle einen Schild um sich und die Elfe, aber für den Lichkönig schien es ein Leichtes ihn zu durchschreiten. Hinter ihm waren die Kämpfe verklungen und die Menschenfrau konnte keinen ihrer Kampfgefährten mehr ausmachen. Marialle atmete tief ein. Machte sich auf das Ende gefasst und trauerte um die Welt, die Sie nun ihrem schrecklichen Schicksal überlassen musste. Arthas streckte wieder seine Hand nach der Menschenfrau aus, doch ein gewaltiger goldener Hammer stieß ihn einige Körperlängen zurück. "Tirion!", rief sie ihm erleichtert entgegen und er stürmte an ihr vorbei. Der alte Paladin hielt sich nur mit Mühe auf den Beinen, sein Blick aber war eisern und entschlossen. "Schluss damit Arthas, ich bin euer Gegner." Der Angesprochene ließ sich nicht weiter bitten und klirrend trafen die Klingen von Frostgram und Aschenbringer, dem Schwert von Tirion, aufeinander. Die Priesterin zuckte leicht, als sie die leise, klare Stimme der Todesritterin nah an ihrem Ohr vernahm. "Ich denke es ist Zeit unsere Macht so einzusetzen, wie sie für uns erdacht war, oder?" Marialle bedachte die Elfe mit einem verwunderten Blick, doch die Erkenntnis ihrer Worte sickerte langsam in ihr Bewusstsein. "Wir sind Gefäße", presste sie erkennend hervor und das Licht das die Hände der beiden umgab, breitete sich über ihre Körper aus. "Wir schaffen ein Gegenstück zu Frostgram, ein ebenso mächtiges, lichtdurchtränktes Schwert." Marialle nickte nur und konzentrierte sich mechanisch. Sie spürte das goldene Licht, das in sie eindrang und kurz bekam sie einen Einblick in das Innere der Todesritterin. Die goldene Flamme züngelte begierig, wurde von einer dunklen umgeben und sie schienen miteinander zu tanzen. Langsam erhellte sich das Dunkel und das gleißende Silber von Marialles Licht schlich sich in die Dunkelheit, verband sich mit der goldenen Flamme und wurde sanft von der Dunkelheit umschlossen. Das Herz der Priesterin raste, als sich ihr Geist wieder ins hier und jetzt zurückzog und der Anblick hinterließ ein undeutbares Gefühl. Für den Moment war dies aber nebensächlich, denn sie spürte ebenso, wie sich die mächtige Energie ins Unermessliche zu steigern schien und gemeinsam konzentrierten sich die Frauen auf den Paladin, der sich noch immer ein unerbittliches Duell mit dem Lichkönig lieferte. Die beiden schickten ihre Lichter zu ihm und der Hochlord erschrak, als seine Klinge golden und silber zu leuchten begann. Er blickte kurz zu den auf dem Boden kauernden Frauen und nickte entschlossen, bevor er sich wieder dem Todesritterkönig zuwandte. Entkräftet sank Marialle auf ihrer Geliebten nieder und konnte das Folgende nur noch schwach aus den Augenwinkeln mitansehen. Der Paladin schwang, das scheinbar schwerer gewordene Schwert langsam und als die Klinge Aschenbringers auf die Frostgrams traf, wurde die Luft um sie herum erschüttert. Feine blau, schimmernde Risse bildeten sich auf der mächtigsten aller Runenklingen und verwundert schaute der Lichkönig auf sein Schwert herab. Mit einem lauten Knall, gefolgt von einer gewaltigen Druckwelle zerbrach die Klinge und fiel in vielen Teilen klirrend zu Boden. "Wie ist das nur möglich?", sprach Arthas fast ehrfürchtig und sank auf die Knie, als all die vielen Seelen die Frostgram einst verschlungen hatte, nun langsam aus seinen Überresten empor in die Freiheit stiegen. Die Gestalt eines gealterten Mannes, mit Krone, den Marialle als Terenas Menethil, ermordeter König Lordaerons erkannte, trat langsam und durchschimmernd auf seinen Sohn zu. "Fühlst du es mein Sohn, wie es dich einkreist? Die Gerechtigkeit des Lichts ist erwacht. Die Sünden der Vergangenheit holen dich endlich ein. Du wirst Rechenschaft ablegen müssen, für all die Gräueltaten, die du begangen hast, die unaussprechlichen Schrecken, die du in diese Welt brachtest, und die dunklen uralten Mächte, die du versklavt hast. Meine Seele war die erste, die von dem Bösen in dir verschlugen wurde, noch tausende mehr sind in dieser Klinge gefangen und schreien nach Erlösung. Sorge dich um deine Verteidigung, mein Sohn, die Champions der Gerechtigkeit stehen vor deinen Toren." Marialle hörte nur noch die Worte und schließlich sank sie ihrer Liebsten hinter her in die Bewusstlosigkeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)