Die dunkle Ritterin von Dolette ================================================================================ Kapitel 44: Der Fall von Varimathras ------------------------------------ + Der Fall von Varimathras Helligkeit, die durch das kleine Fenster fiel, ließ sie blinzeln und draußen erklang ein, ihr vertrautes trommeln. Die Orks waren bereit in die Schlacht zu ziehen und so wurde ein monotoner Klang angestimmt, während sich die Truppen im Lager der Horde sammelten. Erinnerungen an längst vergangene Tage stiegen in Marialle hoch. Glorreiche Tage an der Seite der Paladin und ihrer versammelten Gefährten. Der Anflug des Hochgefühls, den diese Erinnerungen erzeugen konnten, löste sich viel zu schnell in nüchterner Abgeklärtheit auf, als Bilder der unzähligen Gefallenen an seiner Statt traten. Die Hohepriesterin biss die Zähne zusammen, machte sich rasch frisch und verließ ihre kleine Behausung. Die Luft war feucht, wie immer in den Umliegenden Wäldern Unterstadts. Die grade aufgegangene Sonne schaffte es nicht mal annähernd sich einen Weg durch graue Wolken und dicken Nebel zu bahnen, dennoch ließ sie keinen Zweifel daran, dass ein neuer Tag angebrochen war. Orks und Verlassene streiften hin und her und liefen an einem bestimmten Punkt zusammen, an dem sie den Kriegshäuptling mit den klaren blauen Augen ausmachte. "Lady Lichtsprung, guten Morgen. Ein guter Tag für eine Schlacht.", ließ er verlauten und reckte die Nase, mit geschlossenen Augen, in die Luft. "Da gebe ich euch recht, Thrall." 'Ein guter Tag zum Sterben, Varimathras.', dachte sie bei sich. Die Soldaten der Horde formierten sich langsam und währenddessen traten auch Vol'jin und Sylvanas Windläufer an die Seite des Schamanen und der Hohepriesterin. "Kriegshäuptling." Der Angesprochene nickte der Herrscherin der Verlassenen zu und sie stellte sich neben Marialle. "Gut geschlafen, Mylady?", fragte sie, den Blick nicht von den Truppen der Orks und Verlassenen abwendend. "Sicher.", entgegnete sie ihr abwesend und verwirrt. Ein wissendes Grinsen breitete sich auf den fahlen Lippen der Dunkelläuferin aus und Marialle kam nicht umhin sich zu fragen, was es mit der Bansheekönigin auf sich hatte, dass ihr diese Aura verlieh, aber auch das Gefühl rein gar nichts vor ihr verbergen zu können. Eine Hand mit nur zwei Fingern riss sie aus ihrer Träumerei, unverkennbar die des Häuptlings der Dunkelspeere. "Na Menschlein, wo biste mit dein' Gedanken? Begrüßt nich ma den gut'n, alt'n Troll." Sie spürte wie sich die glühenden roten Augen ihr zuwandten, ohne hin zusehen und gab ihr Bestes, sich ihre Gefühlsregungen nicht anmerken zu lassen. So knuffte sie Vol'jin mit dem Ellenbogen in die Seite und bemühte sich ihre Stimme selbstsicher klingen zu lassen. "Das Beste kommt halt immer zum Schluss, mein Lieblingstroll!", sagte sie leicht hin und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Ach so?", kam es verwirrt von ihm, als sie wieder Abstand nahm. Die Menschenfrau konnte es zwar weder sehen noch hören, doch sie war sich sicher, dass die dunkle Elfe hinter ihr schmunzelte. "Nun, sind alle Kommandanten informiert worden?", ließ sich Thrall, über die merkwürdig anmutende Szene hinweg, vernehmen. "Ja!", kam es von dem Häuptling der Dunkelspeere und der Herrscherin der Verlassenen wie aus einem Munde. "Sehr gut." Er trat etwas vor und die Soldaten verstummten, allesamt. "Heute holen wir uns zurück, was unser ist und werden den Verräter Varimathras gefangen nehmen, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen!" Die knappen Worte reichten um die Massen an Orks und Verlassenen laut und begeistert brüllen zu lassen. Dieser Kriegshäuptling war wahrlich charismatisch, wie Marialle fand. Das Lager der Horde war nicht einmal einen halben Tagesmarsch von Unterstadt entfernt und der Eingang der Kanalisation war schon von weitem zu sehen. Thrall gab das Zeichen zum Halt und alle gehorchten. "Lady Windläufer, seid ihr sicher, dass ihr beide allein, den Schreckenslord stellen wollt?", wandt er sich an die ehemalige Waldläufergeneralin. Ihr Blick war eiskalt und ruhig, auch wenn die Priesterin meinte eine Spur Empörung darin zu erkennen. "Selbstredend, Kriegshäuptling." Er nickte und sie ließ sich zusammen mit Marialle ein wenig zurückfallen. "Was denn?", fragte Sylvanas amüsiert und die Menschenfrau fühlte sich mehr als nur ertappt, als sie von der Elfe beim Starren unterbrochen wurde. "Ehm nichts, ich habe mich nur gefragt, ob es wirklich ratsam ist, dass wir beide alleine durch die Geheimgänge streifen." Die dunkle Elfe schmunzelte und ließ einige Herzschläge vergehen, ehe sie antwortete. "Mylady Hohepriesterin, ihr vergesst offenbar mit wem ihr sprecht und zu allem Überfluss auch noch wer ihr selbst seid." Marialle sah beschämt zu Boden, beleidigen wollte sie die Bansheekönigin beim besten Willen nicht. Sie wollte sich grade entschuldigen, als Sylvanas ungehindert fort fuhr: "Aber das ist doch nicht der wahre Grund, weshalb ihr so abwesend seid, oder Marialle?" Die Angesprochene war, ob der persönlichen Ansprache, nun gänzlich erstarrt und vergaß kurz zu atmen. Die Dunkelläuferin ihrerseits lachte amüsiert. "Ihr müsst mir vergeben, Marialle. Es macht einfach zu viel Spaß euch aus der Fassung zu bringen. Und ich dachte, wenn wir zusammen in den Kampf ziehen, schreit sich der Vorname im Notfall besser als der Zuname." Diese abgeklärte Verschlagenheit war atemberaubend und zu allem Überfluss machte es ihr offensichtlich wirklich einen Heiden Spaß die Priesterin ein ums andere mal so verdattert zurückzulassen. "Ihr macht das mit Absicht?", verlangte die Hohepriesterin empört zu wissen. Nicht dass sie zu mehr Worten in der Lage gewesen wäre. Die Elfe lachte weiter. "Ihr wisst schon, wie leicht ihr zu lesen seid, Mylady? Und was ihr mir alles erzählt habt neulich Nacht? Ohne rot zu werden, versteht sich." Sie lachte dabei noch immer. Marialle ließ diese Anspielung allerdings gänzlich die Hitze in die Wangen schießen und sie fragte sich unwillkürlich, ob sie nicht mehr alles von ihrem Gespräch mit der Bansheekönigin wusste. "Wenn wir Varimathras haben, sollte ich euch glaube ich die ein, oder andere Kleinigkeit über mich erzählen." Nun lächelte sie ehrlich und aufmunternd und klopfte der Priesterin freundschaftlich auf die Schulter. Die Menschenfrau ihrerseits nickte nur benommen und fluchte innerlich über ihr, wie ihr schien, viel zu einfaches Gemüt. "Es geht los!", zischte Sylvanas ihr zu, die mit ihren Elfrnaugen offenbar mehr sah als Marialle, und vor ihnen begannen die Truppen zu rennen. Auch die beiden, so unterschiedlichen Frauen liefen nun los, locker den Abstand einhaltend und betraten den stinkenden Tunnel. Zu Marialles Überraschung, hingen alle paar Körperlängen, Fackeln an den Wänden und so bot diese Kanalisation ein ganz anderes Bild, als sie es sich vorgestellt hatte, wenn auch in der Mitte beständig eine grüne Spur, verseuchten Wassers entlang lief. Sie kamen unbehelligt voran und als sie die große, mehrstöckige Halle erreichten, die das Zentrum der Unterstadt ausmachte, war der Kampf schon in vollem Gange. Sie sah Odessa und Borigan die sich gleich mit einer ganzen Gruppe Abtrünniger anlegten und später auch Plagg, der seine Sukkubus Susanne nach jedem gewirkten Zauber begeistert anfeuerte. Plötzlich spürte sie die Hand der ehemaligen Waldläufergenerälin um ihr Handgelenk und war erstaunt wie warm sie doch war. Sie zog sie mit sich durch eine Wand, die hinter einem dicken Vorhang ein Loch bot. Es herrschte absolute Dunkelheit und es war plötzlich verblüffend ruhig. Die Bansheekönigin zog die Hohepriesterin an sich und bedeckte mit der anderen Hand ihren Mund. Die Wärme die von dem untoten Körper ausging wurde unheimlich schnell zu einer Hitze, die Marialle kaum noch zu ertragen vermochte, da lockerte sich der Griff der Elfe und schließlich gab sie die Menschenfrau wieder frei. Sylvanas lugte durch das Loch hinter dem Vorhang hervor und vergewisserte sich, dass niemand sie gesehen hatte. Die Priesterin atmete geräuschvoll aus. "Erschreckt mich doch nicht so, Sylvanas!" Die angesprochene grinste verstohlen und zwinkerte. "Ach wenn sich einem, die Gelegenheit bietet..." Diese Frau war unglaublich. Mitten im Kampf, mit dem ausschlaggebenden Auftrag auf den Schultern lastend, war sie noch immer in der Lage zu scherzen. Sie schmunzelte und nickte zu ihrer Seite. "Kommt Marialle, wir müssen weiter." Die Priesterin versuchte mit dem Tempo der Elfe so gut es ging schritt zu halten, doch die drückende Dunkelheit und die verworrenen Gänge machte es ihr schwer. Die Geräusche, die die Schritte der Dunkelläuferin ertönen ließen, entfernten sich immer weiter, bis Marialle gegen etwas Hartes prallte und zu Boden gerissen wurde. "Verdammt!" Sie rieb sich die Stirn, wogegen sie gerannt war, konnte sie allerdings nicht sehen. Die Schritte der Dunkelläuferin machten offenbar kehrt und kamen zu der Hohepriesterin zurück. "Marialle! Verzeiht, ich habe vergessen, dass eure Augen anders mit der Dunkelheit umgehen, als die meinen." Die glühenden Augen erstrahlten in hellem rot, in der Finsternis und Marialle konnte schemenhaft erkennen, dass sie ihr die Hand anbot. Sie griff zu und ließ sich von Sylvanas in die Höhe ziehen. "Bleibt an meiner Hand, ich werde euch führen.", sprach die Elfe nah an ihrem Ohr, was der Menschenfrau einen Schauer über den Rücken schleichen ließ. Die beiden Frauen setzten sich wieder in Bewegung und am Ende des Ganges flimmerte eine Fackel durch einen weiteren Wandteppich. Die Bansheekönigin blieb stehen und bedeutete ihr still zu sein. Aus dem Raum hinter dem Teppich drangen gedämpfte Stimmen an ihre Ohren und Marialle spürte die Anspannung, der Herrscherin der Verlassenen. Sylvanas ließ die Priesterin los und zückte ihren Bogen samt Pfeil. Sie legte an und zielte. Auf was sie ihr Augenmerk richtete, war Marialle schleierhaft. Den Bogen am Anschlag zischte sie zu der Menschenfrau. "Sobald ich geschossen habe, stürmen wir raus. Da drin ist nur ein weiterer, hoffen wir, dass der Pfeil trifft." Ihr Gesicht war in dem schummrigen Rot ihrer Augen gut zu erkennen, sie lächelte und zwinkerte der Hohepriesterin aufmunternd zu. Marialle zog ihren Kampfstab und das Zischen des Pfeils durchbrach die Stille. Das Geschoss, das hell lila aufleuchtete, während es flog, ließ den Wandteppich kurz aufwehen und gab den Blick auf den Raum preis, auf den sie nun zustürmten. Durch den kurz geöffneten Spalt konnten sie einen Dämonen in die Knie sacken sehen, der Schuss saß. Marialle war mehr als beeindruckt, nicht umsonst nannte man den magischen Bogen der dunklen Fürstin Sylvanas Windläufer, Totenschrei. Die Dunkelläuferin stieß den Teppich zur Seite, dicht gefolgt von der Priesterin, betrat sie den Raum. Sie sah nur aus dem Augenwinkel wie etwas Grünes auf die Bansheekönigin zugeflogen kam und legte geistesgegenwärtig einen flimmernden Schutzschild um die schöne Untote. "Was für eine Überraschung!", drang es laut aus der Richtung, aus der der Zauber kam, an ihre Ohren. "Verräter!", presste Sylvanas zwischen ihren zusammen gebissenen Zähnen hervor. Von der Leichtigkeit, die die ehemalige Waldläufergeneralin noch bis eben umgab, war nichts mehr geblieben. Sie war jetzt genau das was man den Kindern erzählte, damit sie nach Hause kämen,.sobald es dunkel draußen würde. Die dunkle Fürstin von Unterstadt. Die Bansheekönigin, die einen, mit nur einem Blick aus ihren glühend roten Augen, erstarren lassen konnte. "Die Hohepriesterin zusammen mit der selbsternannten Bansheekönigin. Ausgerechnet zwei so unterschiedliche Wesen, auf derselben Seite? Na nicht dass ihr euch da mit dem Teufel eingelassen habt, Mylady Hohepriesterin!" Er lachte und schleuderte eine weitere grüne Flamme auf die beiden Frauen, doch sie prallte erneut an der Kuppel ab, die Marialle um sie gelegt hatte. "Schweigt Dämon, ihr werdet heute eurer gerechten Strafe zugeführt.", zischte die Priesterin bedrohlich zu dem Schreckenslord hinüber. Dieser lachte jedoch nur und sammelte seine Kraft für einen weiteren Angriff. Die Elfe legte an und schoss ihm einen ihrer mächtigen Pfeile entgegen, doch er wich mit einer übermenschlichen Geschwindigkeit aus. Er schleuderte seinerseits einen weiteren Zauber. Die Bansheekönigin warf der Menschenfrau einen Blick, mit den glühenden roten Augen zu und die beiden Frauen sprangen auseinander. Wo sie eben noch gestanden hatten, riss eine riesige grüngelbe Flamme ein Loch in den Boden und Marialle wurde sich der Gefahr, in der sie sich befand, erst jetzt so richtig bewusst. "Na kleine Priesterin, ohne eure Kuscheltodesritterin, seid ihr wohl keinen Silberling wert?" Zorn stieg in ihr auf und sie spürte den besorgten glühenden Blick der dunklen Elfe auf sich, doch sie formte einen Zauber in ihrer Hand und warf den gewaltigen Lichtblitz elegant und zielsicher auf den Dämonen. Zu ihrem Entsetzen fing der Schreckenslord den Blitz einfach auf und schleuderte ihn auf sie zurück. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn auf sich zurasen und war nicht in der Lage sich zu bewegen, zu geschockt war sie. Marialle war zu Boden gerissen worden, auf ihr lag die Dunkelläuferin und lächelte schwach, der Zauber hatte die Priesterin verfehlt, dafür aber eine klaffende Wunde an ihrer grauen Schulter hinterlassen. "Sylvanas!", stieß die Menschenfrau aus und legte augenblicklich ihre Hand über die Schulter der Elfe, um die Wunde zumindest zu verschließen. "Es geht weiter haltet euch bereit.", flüsterte Sylvanas ungewohnt leise und ernst. Sie konnte nur das Zischen des fliegenden Zaubers wahrnehmen, doch die Untote riss sich erneut mit ihr zusammen zur Seite, so dass sie sich ein mal um sich drehten. Neben ihnen klaffte ein weiteres Loch. Marialle rief sich zur Ordnung. So kopflos, ließ sich dieser Kampf sicher nicht gewinnen. Nachdem sie aufgestanden waren nickten sie einander zu und rannten wieder auseinander. Die Priesterin legte ihre ganze Macht in je einen Schild, den sie um sich und die Dunkelläuferin entstehen ließ. Halbherzig warf sie einen weiteren Lichtblitz auf den Schreckenslord. "Na na, das hat doch eben schon nicht geklappt, Priesterlein.", verhöhnte er sie gleich wieder. Fing erneut den Blitz und warf ihn zurück. In dem Moment bohrte sich ein leuchtender, lilaner Pfeil in seinen monströsen Brustkorb und ließ auch ihn in die Knie sinken. Der Lichtblitz der auf Marialle zurück geflogen kam, prallte an ihrem Schild ab und so trat sie an die Seite der Bansheekönigin, die sich vor Varimathras aufgebaut hatte. Er krümmte sich vor Schmerz und stieß hie und da stöhnende Laute aus. "Jetzt haltet ihr endlich euer Schandmaul, Dämon!", brüllte die Priesterin hasserfüllt zu ihm herab und sie formte bereits den nächsten Zauber in ihren Händen, um der Existenz des Schreckenslord ein Ende zu setzten. Sylvanas umschloss ihr Handgelenk und der Zauber verflüchtigte sich. Verwirrt und erbost sah die Menschenfrau in die rot leuchtenden Augen, die die Bansheekönigin ausmachten. "Was soll das, Sylvanas?", zischte sie ihr zu. "Das wollte ich euch grade fragen. War nicht abgesprochen, dass er vor Gericht gestellt wird? Nicht, dass ich es nicht begrüßen würde. Nicht, dass ich es nicht selbst gerne tun würde. Aber ihr solltet euch eure heiligen Hände nicht auf diese Weise beschmutzen, Mylady Hohepriesterin." Das Gesicht der dunklen Elfe war für Marialle nicht zu deuten, der Blick schien leer und die Miene ausdruckslos. "Ausserdem, um der Diplomatie Willen, muss er vor ein Gericht gestellt werden, sonst wird man mir und meinen Untertanen nie wieder vertrauen können. Von dem Verhältnis zur Allianz ganz zu schweigen, Marialle." Die Erkenntnis prasste hart in ihren Geist und die Hohepriesterin erschrak vor ihrem Drang nach Rache. Die Dunkelläuferin hatte recht, wenn der Frieden bewahrt werden sollte, musste Varimathras leben. "Ihr habt recht Sylvanas..." Sie gab ihren Widerstand im Griff der ehemaligen Waldläufergenerälin auf und entspannte sich zunehmend, Sylvanas ließ von ihr ab und auch ihre Gesichtszüge wiesen nun deutliche Erleichterung auf. "Von einer Priesterin des heiligen Lichts hatte ich nichts anderes erwartet, Marialle." Sie lächelte aufmunternd doch plötzlich drangen Schritte aus dem Flur in den Raum und sie spannte augenblicklich wieder ihren Bogen Totenschrei an. "Wer da?", schrie sie in Richtung des Ganges, aus dem die Schritte kamen. Es folgte leises Getuschel, bis eine kräftige Männerstimme erklang. "Lasst die Hohepriesterin frei, Bansheekönigin!", kam es gebieterisch aus dem Gewölbe. Die Frauen tauschten einen verwirrten Blick aus. "Ich bin nicht die Gefangene von Sylvanas Windläufer!", ließ sich Marialle laut vernehmen. "Tretet vor, der Feind ist gestellt.", ließ auch die Dunkelläuferin verlauten und aus dem Gang trat, zur Verwunderung der Priesterin, Varian Wrynn gefolgt von Jaina Prachtmeer und einer Hand voll Soldaten. Der König von Sturmwind hielt sein Schwert mit beiden Händen fest umklammert und auch die Erzmagierin hielt ihren Zauberstab kampfbereit. "Mein König, Lady Prachtmeer, was macht ihr hier?" Die Haltungen der Hinzugetretenen entspannten sich leicht. "Uns wurde von dem Verrat der Verlassenen, an Angrathar berichtet, wir sind hier, um dem Einhalt zu gebieten.", erklärte Jaina. "Als ich an der Pforte war, gab es einen Putsch in Unterstadt, ausgehend von Varimathras und Putress. Der Schreckenslord übernahm Unterstadt und Putress ließ seine Seuche an der Pforte frei. Auch ich habe erhebliche Verluste erlitten.", erklärte nun Sylvanas ihrerseits. "Also seid ihr keine Gefangene, Lady Lichtsprung?", fragte nun der Kriegerkönig. "Nein, Majestät. Wir haben Seite an Seite gekämpft. Ich war dabei als Unterstadt übernommen wurde und auch an der Pforte des Zorns, als Putress rücksichtslos die Seuche auf jeden los ließ der an der Schlacht teil nahm." Er nickte und ließ sein Schwert zurück in seine Scheide gleiten. Jaina kam rasch näher und schloss die Hohepriesterin in die Arme. "Es tut gut euch wohlauf zu sehen, Lady Lichtsprung. Ich habe von eurem Verlust erfahren..." Marialle erwiderte die Umarmung und nickte nur. "Euch auch Lady Prachtmeer. Ja...wisst ihr... Dolette, sie kam als Todesritterin zurück. Ich traf sie vor einigen Wochen. Es ist alles eine lange Geschichte." Der verwunderte Ausdruck wich schnell wieder dem erhabenen den die, mittlerweile zur Erzmagierin aufgestiegenen Frau offenbar pflegte aufzulegen. Auf den ersten Blick schien sie einen ähnlichen Wandel durchgemacht zu haben, wie der Kriegshäuptling, aber für derlei Überlegungen war jetzt nicht die Zeit. "Wenn das soweit klar ist, dann könnt ihr uns den Schreckenslord ja jetzt überlassen, Lady Windläufer.", ließ sich der König vernehmen. "Habe ich mich verhört? Er hat meine Untertanen und Fraktion verraten, genaugenommen hat er mich verraten. Die Horde wird über ihn richten!" Varians Miene verfinsterte sich wieder und Jaina mischte sich nun ein. "Wie auch immer ihr euch einigt, tut es schnell, unsere Streitmächte dezimieren sich da draußen gegenseitig!", sprach sie nun wieder angespannt. "Überlasst ihn einfach mir und die Herrschaft über Lordaeron am Besten gleich mit." Sylvanas spannte blitzschnell ihren Bogen und richtete ihn auf Varian. "Nur über meine Leiche, Wrynn!" Er zog ebenfalls sein Schwert und richtete es bedrohlich auf die untote Elfe. "Das kann man einrichten, Banshee!" "Wir müssen etwas unternehmen, Lady Prachtmeer, sonst war es das an dieser Stelle mit dem Frieden." Die Magierin nickte nur entschlossen und legte ihre Hand auf die Schulter der Priesterin. "Wollt ihr mit..." in dem Augenblick zischte eine grüne Flamme an den Vieren vorbei und die Dunkelläuferin und der Krieger richteten ihre Waffen eilig auf den Schreckenslord. "Närrin, als könnte einer eurer Pfeile mich lange aufhalten!" Er lachte finster und ließ eine weitere Flamme in seiner Hand entstehen, um sie sogleich auf die Vier zuzuwerfen. Marialle ließ rasch eine Kuppel über ihren Köpfen entstehen, doch die Flamme war überaus mächtig. Nach einigen Herzschlägen durchbrach sie die Barriere und man sprang auseinander. "Reißt euch zusammen! Wir dürfen uns jetzt nicht gegenseitig im Weg stehen!", befahl die Hohepriesterin und versuchte einen Lichtblitz zu formen, was ihr jedoch misslang. Zu Manaraubend waren die Abwehrzauber die sie bis dato gewirkt hatte. Die anderen drei nickten sich allerdings entschlossen zu und der König von Sturmwind schrie. "Angriff!" Zusammen mit den Soldaten stürmte er auf Varimathras zu, gefolgt von Zaubern und Pfeilen, von Jaina und Sylvanas. Es verging nur ein Herzschlag und der Schreckenslord erlag den mächtigen Angriffen und sank leblos zu Boden. "Geht doch.", erklang es trocken von der Hohepriesterin. "Dann können wir ja wieder zurück zum eigentlichen Thema kommen, zieht mit euren Verlassenen aus Lordaeron und ihr werdet Leben, Lady Windläufer.", sprach Varian bedrohlich leise, während er sich von dem Dämonen erhob. "Ich werde meine Stadt nicht Kampflos aufgeben, Wrynn!" Sylvanas spannte erneut ihren Bogen. "Lasst ab vom Kämpfen. Der Lichkönig bedroht noch immer unsere Welt und wir haben keine Zeit für derlei Streitigkeiten!", flehte Marialle nun die beiden Anführer an. "Niemals! Lordaeron muss wieder Teil der Allianz werden!", kam es entschlossen von Varian. "Sylvanas, bitte." Die Angesprochene ließ ihre glühenden roten Augen zu der Menschenfrau wandern. Sie ließ ihren Bogen leicht sinken. "Es tut mir leid, Marialle, aber ich kann meinem Volk ihr Reich nicht kampflos entreißen lassen." Sie richtete Totenschrei wieder auf Varian und schoss einen Pfeil ab. Marialle sah den Pfeil auf den König Sturmwinds zu rasen und in dem Moment veränderte sich ihre Umgebung, alles verzerrte sich leicht und die Dunkelläuferin löste sich vor ihren Augen auf. Sie sog die klare Luft ein, die sich ebenfalls merklich verändert hatte und als sie alles erkennen konnte wurde ihr bewusst, dass sie sich auf dem großen Platz vor der Kathedrale in Sturmwind befand. Neben ihr stand Varian Wrynn, unverletzt, zusammen mit seinen Soldaten, hinter ihr Jaina, die grade ihre Hände runter zog. Offenbar hatte sie, sie alle hier her teleportiert, denn als die Priesterin sich weiter umsah, erblickte sie die versammelten Truppen Sturmwinds, die sich verwundert ansahen. "Wie könnt ihr es wagen, Lady Prachtmeer?" Die Blonde sah resignierend zu Boden. Sie keuchte vor Anstrengungen und aank auf ein Knie. "Ihr müsst endlich einsehen, dass nicht die Horde unser Feind ist, Varian." Er machte einen Laut der Entrüstung, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte in Richtung der Burg von Sturmwind. "Darüber sprechen wir noch!", trug der Wind noch seine Worte zu den beiden Frauen, ehe sich auch die Truppen auf machten ihm zu folgen. Marialle zog Jaina wieder in die Höhe und sie nickten einander zu, hinterher zu eilen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)