Die dunkle Ritterin von Dolette ================================================================================ Kapitel 39: Hoffen und träumen ------------------------------ + Hoffen und träumen Die Sonne war kaum aufgegangen und Marialle blickte sich noch einmal auf dem großen Platz um. Dolette war nicht gekommen und so zerschlugen sich ihre Hoffnungen. Sie seufzte tief, als Karsus der Flugmeister, ihr die Zügel eines Greifen übergab. Ihre Gefühle waren noch immer betäubt und sie war mehr als dankbar dafür. So saß sie gemeinsam mit Plagg, Odessa und Borigan auf, winkte noch den Erzmagiern und Vereesa Windläufer, die sie zu Karsus Landeplatz begleitet hatten, zum Abschied und trieb ihr Tier an sich in die Lüfte zu erheben. Sie sah der schwebenden Stadt zu, wie sie langsam kleiner wurde, bis die Bewohner Dalarans nur noch winzige Punkte am Boden waren. Kurz dachte sie einen kleinen goldenen Schimmer durch die Straßen der Stadt flitzen zu sehen, doch sie schmunzelte und überlegte, ob ihre unterdrückten Gefühle ihr einen Streich spielten. Sie wandte ihren Blick nach vorne, auf ihr Ziel. Zurück zum Hafen der Vergeltung und weiter nach Unterstadt, Varimathras sollte büßen, für das was er ihr antat, als er sie, durch seine hinterlistigen Pläne, auf diese unfreiwillige, unheilvolle Reise geführt hatte. Die Sonne war bereits aufgegangen, als Dolette Dalaran endlich erreichte und sich eilig durch die Massen, der Bewohner schob, die die schwebende Stadt am Morgen durchstreiften. "Ihr da! Wo lang geht es zur Violetten Zitadelle?", fragte sie einen Wachmann. "Diese Straße entlang und dann rechts, die nächste Straße bis zum Ende und dann solltet ihr sie sehen." Er deutete auf eine der vier Straßen an dessen Kreuzung er stand und nickte ihr zu, nachdem sie sich bedankt hatte. Die Zitadelle wurde schnell größer, als sie ihr näher kam und sie rief den Wachen bereits im Laufen entgegen. "Lasst mich passieren ich muss zu den Anführern der Kirin'tor!" Doch die beiden Wachposten verwehrten ihr den Zutritt. "Lord Rhonin und die anderen sind zu Karsus Landeplatz aufgebrochen, um ihre Besucher zu verabschieden.", sagte der eine. Die Todesritterin fluchte innerlich. "Wo lang?", fragte sie knapp und der andere Wachposten deutete in die Richtung aus der sie grade gekommen war. "Ihr müsst wieder umkehren, der Landeplatz liegt am nordöstlichen Rand der Stadt." Sie nickte ihm dankend zu und begann aufs Neue zu rennen. Etwa auf halbem Weg kamen ihr Rhonin, Vereesa, Aethas und Modera entgegen und eine Mischung aus Verwunderung und Entsetzen lag auf ihren Zügen. "Lady Glutklinge, ihr habt es tatsächlich geschafft.", erklang die bedrückte Stimme des Menschenmagiers. "Rhonin, ist Lady Lichtsprung noch in der Stadt?" Er senkte den Blick und schüttelte kaum merklich den Kopf. "Es tut mir leid, Lady Glutklinge. Sie hat Dalaran bei Sonnenaufgang verlassen.", ließ sich nun die Waldläufergenerälin des Silberbunds leise vernehmen. "Beim Licht, glaubt sie, dass ich im Kampf gefallen sei?", stieß sie fassungslos hervor und der ungewohnte Ausspruch kam über ihre Lippen, als wäre es das normalste der Welt. "Sie hat auf eure Ankuft bis zum Morgen gehofft, Mylady. Ich fürchte jetzt geht sie davon aus. Geht zu Karsus, sagt ihm, ihr kommt von mir und lasst euch einen Greifen aushändigen, reist ihr nach. Das Leid stand deutlich in ihr Gesicht geschrieben. Erlöst sie von dieser schrecklichen Annahme.", sprach nun wieder Rhonin zu ihr und Mitgefühl, für die Hohepriesterin, schwang in seiner Stimme mit. Dolette ließ den Kopf sinken und die Anspannung wich aus ihren Gliedern. "Ich kann nicht.", sagte sie plötzlich unendlich kraftlos. "Tirion Fordring hat mich gerettet und so konnte ich Putress stellen und vernichten. Ich stehe in seiner Schuld und versprach ihm zurück zukehren, nachdem ich Dalaran besucht habe, um ihm zu helfen Arthas endlich zu besiegen." Vereesa ließ nun ebenfalls den Kopf hängen und auch auf den Gesichtern der Mitglieder der Kirin'tor zeichnete sich deutlich betrübtes Verständnis ab. "Ein Versprechen wie dieses, könnt ihr selbstverständlich nicht brechen, Lady Glutklinge. Mit eurem Einverständnis schicke ich der Hohepriesterin einen Boten hinterher, vielleicht vermag er es sie einzuholen, ansonsten wird er ihr in Unterstadt, von eurem Wohlbefinden, berichten." Sie nickte schwach. "Ich wäre euch unendlich dankbar, Rhonin." "Ihr solltet euch etwas ausruhen, bevor ihr weiterreist, ich könnte es mir nicht verzeihen euch unausgeruht in den Kampf zu schicken und ihr verliert letztenendes doch noch euer Leben." Die Miene der Elfe erstarrte kurz, verfinsterte sich dann bei diesen Worten. "Erspart dem Boten diese Reise. Wenn sie die Nachricht bekommt und ich im Kampf gegen den Lichkönig doch noch mein Leben lasse, war das alles umsonst." Der Erzmagier war kurz irritiert, doch verstand er die Beweggründe der dunklen Ritterin. "Wie ihr wünscht, Mylady. Dann kommt und ruht, bevor ihr weiter zieht." Sie nickte betreten und folgte den Erzmagiern und Vereesa Windläufer zurück zur Zitadelle. Es war schon spät am Abend als die Gefährten den Hafen der Vergeltung erreichten und ein Luftschiff nach Tirisfal betraten. Marialle stand an der Reling und sah dem Nebel zu, der immer lichter wurde, je höher das Luftschiff stieg. Der Mond stand schon hoch am sternenverhangenen Himmel, als sie die dicken Nebelschwaden hinter sich ließen und tauchte das Deck in eine unwirkliche Atmosphäre. Sie schaute der irren Sukkubus zu, wie sie fröhlich übers Deck flitzte und sich an ihrer Angstfreiheit erfreute. Odessa trat an ihre Seite und musterte sie besorgt. "Es geht mir gut, Odi.", sprach Die Priesterin leise, bevor die Magierin auch nur ein Wort sagen konnte. "Und das glaubst du dir selbst? Ich habe doch gesehen wie du Dolette angeschaut hast. Du liebst sie noch immer, stimmts?", ließ Odessa sich unbeirrt vernehmen. Die Priesterin schmunzelte bitter. "Mehr als das, Odi. Obwohl sie jetzt eine Todesritterin ist, habe ich..." Sie unterbrach sich, fühlte wie ihre Gefühle in einem dicken Kloß, in ihr aufstiegen und versuchte ihn wieder herunter zuschlucken. Sie wandte sich dem Horizont zu, bemüht ihren Gefühlen und ihrem Schmerz, Einhalt zu gebieten. Doch sie spürte wie sie sich gegen ihre inneren Mauern aufbäumten und sie drohten nieder zureißen. "Was? Du hast dich doch nicht etwa von neuem..." Auch Odessa unterbrach sich, als sie sah, wie sich der Schmerz auf dem Antlitz der anderen abzeichnete. "Gib die Hoffnung nicht auf, Mari. Vielleicht reist sie uns sogar schon nach.", versuchte die Magierin ihre Freundin aufzumuntern. "Hoffnung! Diese verdammte Hoffnung hat mich doch erst in diese Situation gebracht! Als ich sie traf, begann ich zu hoffen, dass sie noch etwas von ihrem früheren Ich in sich trug. Als ich bemerkte, dass sie das noch tat, hoffte ich dass sie noch etwas für mich empfindet. Als sie sagte, dass sie Gefühle hat, sogar für mich, hoffte ich, dass ich mich nicht wieder in sie verlieben würde und als ich mich erneut in sie verliebte, hoffte ich sie nicht wieder verlieren zu müssen und sieh wo das Schicksal uns wieder hingeführt hat, Odi! Wir sind dazu verdammt uns ewig zu suchen, nur damit wir uns gleich wieder verlieren, sobald wir uns gefunden haben! Sieh wo mich die Hoffnung hingetrieben hat! Hoffnung ist ein Trugbild und macht nicht mehr aus uns, als Schwächlinge!" Marialle redete sich in Rage, schrie ihre letzten Sätze fast und bemerkte dabei nicht einmal, dass sie begonnen hatte zu weinen. "Aber es kann doch sein, dass sie die abtrünnigen Verlassenen und Putress vernichten konnte. Zu Fuß ist der Weg nach Dalaran weit, vielleicht hat sie uns einfach verpasst, Mari.", bemühte Odessa sich leise weiter, um die Priesterin zu beruhigen. "Jetzt soll ich mich also noch mit der Frage quälen, ob ich nicht länger in Dalaran hätte warten sollen? Bist du eigentlich noch ganz bei Trost, Odessa? Du weißt genau, dass ich nach Quel'danas schon kurz davor stand, meinen Verstand zu verlieren und da erwartest du, dass ich jetzt nochmal dasselbe durchmache? Nein. Ich muss vergessen, dass ich sie traf. Vergessen was es in mir auslöste und wieder dahin zurück kehren wo ich gebraucht werde. Schließlich bin ich die letzte Hohepriesterin des heiligen Lichts. Ich trage Verantwortung und darf mir keine Schwäche erlauben. Ich habe genug von diesen Gefühlen die mir den Verstand rauben." Ihre Stimme wurde zum Ende hin wieder ruhiger, doch tobten in ihrem Inneren noch immer die Gefühle. "Selbstverständlich habt ihr damit recht, Lady Lichtsprung, aber auch ihr seid ein Wesen aus Fleisch und Blut und habt Gefühle, Stärken und Schwächen. Ihr solltet euch diese auch zugestehen dürfen und egal ob ihr nun noch hoffen wollt, oder nicht, gestattet euch für einige Augenblicke eure Gefühle auszuleben. Immerhin sind wir für ein, zwei Tage wieder auf diesem Ding hier gefangen." Es war Plagg der sich in das Gespräch, das kaum zu überhören war, einmischte und seine beruhigenden Worte erreichten die Priesterin tatsächlich. Natürlich hatte er recht, sie konnte nicht ewig vor ihrem Schmerz und ihrer Trauer davon laufen, aber sie hatte Angst. Den ganzen Tag sah sie sich immer wieder auf der Klippe, in der Nähe ihres Elternhauses stehen und in der ein, oder anderen Situation hatte sie bei sich gedacht, wie befreiend es wäre, wenn Daria und ihre kleine Patentochter, sie damals nicht bei ihrem Vorhaben gestört hätten. Aber so war es nicht geschehen und sie konnte auch nicht mehr ändern, dass sie der Elfe wieder begegnet war und sich ein weiteres mal in sie verliebt hat. Eine Akzeptanz der Dinge stieg in ihr auf und riss ihre Mauern endgültig nieder, die Tränen brachen sich nun ungehindert Bahn Bahn Bahn und sie schaute in die mitfühlenden Gesichter, ihrer drei Begleiter und war Hahn Hahn grade nicht allein sein zu müssen. "Wenn ihr selbst nicht mehr zu hoffen vermögt, so werde ich für euch mit hoffen, dass Lady Dolette noch immer unter den, nennen wir es, Lebenden weilt, Mylady." Plagg war ein paar Schritte näher an sie heran getreten und in seiner Stimme lag Entschlossenheit, um die Marialle ihn beneidete. Sie nickte ihm schwach zu, der Fähigkeit zu Reden, durch ihr Schluchzen beraubt und ließ sich von der Magierin in eine lange Umarmung ziehen. Sie hatte den ganzen Tag über mit Rhonin und den anderen diskutiert und Taktiken für den bevorstehenden Kampf ausgetüftelt, die sie Tirion bei ihrer Ankuft in die Belagerungsfestung der Allianz unterbreiten wollte. Als sie abends in das Bett, in dem schönen Zimmer, der Violetten Zitadelle, stieg war sie überrascht, wie schnell sie die Müdigkeit zu übermannen drohte. Als sie aber darüber nachdachte wurde ihr klar, wie geschwächt, von dem Fluch, sie noch immer gewesen war und so dauerte es nur wenige Augenblicke, bis sie in den Schlaf sank. Die Umgebung war ihr bereits vertraut. In ihrer verfluchten Ohnmacht war sie schon einmal hier gewesen. Sie hörte das Rauschen des Meeres, die Schreie der Möwen und auch die schöne Priesterin stand einmal mehr mit den nackten Füßen in den, sich brechenden, Wellen. Sie war wieder in das leichte, weiße Trägerkleid gehüllt, doch die langen, offenen Haare und das fehlende Lachen, ließen die Elfe darauf schließen, dass dies nicht wieder die junge Ausgabe der Menschenfrau war und als sie an sie heran trat, war sie sicher, dass es die Hohepriesterin von heute war. Sie schaute an sich selbst hinab und war erstaunt festzustellen, dass auch sie nicht wieder im Körper der Paladin steckte, sondern sie selbst geblieben war. Dolette stand nun direkt hinter Marialle und legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie dazu zu bewegen, sich zu ihr zu drehen. Die Priesterin kam der Aufforderung nach und leichte Überraschung zierte ihre ansonsten makellosen Züge. 'Was machst du hier?', fragte Marialle offensichtlich irritiert. Die dunkle Elfe legte fragend den Kopf schief. 'Das hier ist die Vergangenheit, du gehörst hier gar nicht hin.' Was sollte das für ein Traum sein, in dem die Todesritterin, ihre Erinnerungen an die Paladin störte? Seit die Elfe von ihr gegangen war, hatte sie oft von dieser Szene geträumt. Einem ihrer glücklichsten Momente, damals in Theramore, kurz vor ihrer Heimreise. Alle Unklarheiten zwischen ihr und Dolette waren ausgeräumt und sie konnten, scheinbar befreit, in die Zukunft blicken. Was machte also die Todesritterin hier? War es, weil Marialle bewusst geworden war, dass sie mittlerweile auch sie lieben konnte? 'Wieso sollte ich nicht hier sein?', fragte nun die dunkle Elfe, den Kopf noch immer schief gelegt. 'Das hier ist die Vergangenheit, meine geliebte Paladin sollte hier zu mir kommen und wir würden uns lieben, bis der Morgen graut.', erklärte die Hohepriesterin leicht gereizt. Sie war angefressen. So viele male hatte dieser Traum ihr Trost gespendet, ihr gezeigt wie schön die, vielleicht kurze, aber kostbare Zeit war, die sie mit der Paladin verbrachte. Und da veränderte sich die Umgebung plötzlich. Es wurde Nacht und die beiden Frauen standen sich auf einmal in einem See, umringt von Bäumen, gegenüber. Ihre Kleider hatten sich aufgelöst, der Mond schien auf sie herab und Marialle wusste wo sie war. Es war der schicksalhafte Moment in dem ihr klar geworden war, dass sie sich in die Todesritterin verliebt hatte. Auch Dolette sah sich verwirrt in dem Gewässer um, doch ihre Bewegungen konnten die Wasseroberfläche nicht in Schwingungen versetzen. Es war also doch definitiv ein Traum. 'Was soll das alles?' Die Hohepriesterin war nun wirklich aufgebracht und verstand nicht, was ihr diese Träumerei einbringen sollte, außer noch mehr Schmerz. 'Verschwinde! Ich will dich nicht sehen!', zischte sie der Todesritterin leise zu. 'Warum nicht?', fragte Dolette schlicht. 'Weil du mich wieder verlassen hast! Kurz nachdem mir klar geworden ist, dass ich dich lieben kann! Dich, eine Todesritterin, einem verzerrten Abbild der Frau, die ich eigentlich geliebt habe!' Ihre Stimme war deutlich angehoben und gereizt. Der Schmerz drang unbändig in ihr hoch und sie wollte, dass dieser Traum endet. 'Du...du liebst mich?', kam es zögerlich von der Elfe und Marialle stutzte. Wieso fragte diese Traum-Dolette eine so deutliche Frage? 'Schade, dass es sich in dem Moment nicht wirklich so zugetragen hat. Naja, dazu sind Träume wohl da.' Träume? Eine Traumgestalt spricht doch nicht davon zu träumen, was geht hier vor sich? 'Was redest du? Das hier ist mein Traum.', kam es nun, zwar verwirrt, aber wieder ruhig von der Priesterin. Sie seufzte resignierend. 'Dein Traum?', war die Gegenfrage der Elfe und in ihrem Gesicht zeichnete sich eine Erkenntnis ab. 'Marialle! Wo bist du grade?' Sie hatte die Menschenfrau unvermittelt an den Schultern gepackt und leicht geschüttelt. 'Ich vermuten mal in meinem Bett, auf der Wolkenk...' Da rasten auch ihre Gedanken augenblicklich hin und her. War das möglich? Die Todesritterin war am Leben und sie trafen sich hier im Traum? 'Ich bin auf einem Luftschiff zurück nach Tirisfal. Wo bist du denn?', fragte sie zögerlich und die Hoffnung keimte in ihr auf, dass diese Elfe hier tatsächlich mehr war, als nur ein Traumbild. 'Ich bin in Dalaran, Rhonin meinte ich hätte deine Abreise nur knapp verpasst!' Die Gewissheit drang nun blitzschnell und klar in der Hohepriesterin hoch und plötzlich stiegen all die unterdrückten Gefühle wieder in ihr auf, genau wie vorhin, als sie sich in den Armen von Odessa endlich fallen lassen konnte. 'Du lebst?', begann sie zu schluchzen und Dolette dachte nicht lang nach, zog sie in ihre Arme und flüsterte ihr leise ins Ohr: 'Ja, Mari. Ich habe dich nicht verlassen.' Die Menschenfrau ließ ihren Tränen jetzt freien lauf und weinte einige Augenblicke bitterlich, bevor sie sich fing und ihre Stimme wieder fand. 'Wieso bist du noch in Dalaran und nicht auf dem Weg, uns zu folgen? Was ist an der Pforte geschehen, als du dich auf Putress gestürzt hast?' 'Ich wurde aufgehalten, von einem der Abtrünnigen und dachte schon, dass es das gewesen sei, doch Tirion Fordring hat mich gerettet und als Dank versprach ich ihm, dass ich ihm im Kampf gegen Arthas bei stehen würde. Ich hoffte dich von deiner Abreise abhalten zu können, aber ich kam zu spät und du...', erklärte Dolette ruhig und unterbrach sich schließlich, ihr schmerzverzerrter Gesichtsausdruck passte perfekt in die Umgebung, denn das Bild das sie bot, war der Priesterin nur allzu vertraut. 'Nun weiß ich ja, dass du noch lebst.', sagte Marialle sanft und legte eine Hand auf die Wange der dunklen Elfe. Sie lächelte leicht und legte ihre Hand auf die der Menschenfrau. Ihre Blicke trafen sich und der Moment wandelte sich magisch, als sie beide begannen in ihren Farben zu leuchten. Das blaue Schimmern aus den Augen der Todesritterin verschwand und sie wurden matt gold. Im Gesicht der Elfe konnte sie erkennen, dass auch ihre Augen sich veränderten und das Lächeln, sowie das Leuchten erstarb. Ihr Blick war ernst geworden und mit ihrer anderen Hand um ihre Taille, zog sie die Hohepriesterin sanft, aber bestimmend näher an sich. Unvermittelt legte sie ihre aschfahlen Lippen auf die rosigen der Menschenfrau. Marialle war überrascht von so viel Initiative der Todesritterin und brauchte eine Weile bis sie sich auf den Kuss einlassen konnte, doch er wurde jäh beendet und Dolette drückte sich, mit sanfter Gewalt, sprechend von ihr weg: 'Ich wache auf, Marialle.' 'Nein! Geh nicht. Verlass mich nicht!', flehte sie die Elfe an. 'Niemals! Ich werde dieses mal besser auf mich Acht geben, versprochen!' Sie zwinkerte der Priesterin lächelnd zu bevor sie verschwand. 'Bleib bei mir...', flüsterte Marialle noch leise zu sich selbst und dann spürte auch sie den Sog des Erwachens. Marialle schnellte hoch, schwer atmend hielt sie sich den Kopf, dann glitten ihre Finger über ihre Lippen und sie glaubte noch immer ein Spur des Kusses darauf zu spüren. War das real? Das goldene Schimmern brannte lichterloh im Inneren der Todesritterin, als sie erwachte. Marialle liebte sie, ein seichtes Lächeln glitt über ihre fahlen Lippen, bei diesem Gedanken und sie war sich sicher, sie würde ihr Versprechen halten. Sie musste leben, für diese Menschenfrau, die dazu fähig war, ein Wesen wie sie zu lieben. Frisch und erholt sprang sie auf und rannte hinaus durch die Türe auf den langen Flur und wandte sich in Richtung der Treppe, in der Hoffnung im großen Audienzzimmer Rhonin anzutreffen. Und sie hatte Glück, der Erzmagier und die anderen standen am Fuß der Treppe und berieten sich grade. "Lady Glutklinge, ich hoffe ihr konntet euch erholen.", wurde sie von Vereesa begrüßt, als diese sie entdeckt hatte. "Bestens Lady Windläufer, vielen Dank. Ich möchte sofort aufbrechen, hättet ihr die Güte mir einen Greifen zur Verfügung zu stellen, damit ich so schnell wie möglich bei der Allianzfeste ankomme?", brachte sie es direkt auf den Punkt. Rhonin lächelte milde, als er nickte. "Ihr scheint ja eine lebensverändernde Nacht hinter euch zu haben, Mylady. Natürlich, Vereesa begleitest du sie zu Karsus?" Die Hochelfe nickte ihrem Gemahl zu und wandte sich an die Todesritterin. "Na dann kommt, Lady Glutklinge. Wenn ihr es so eilig habt, wollen wir keine Zeit verlieren." Sie zwinkerte lächelnd, als wüsste sie was die Laune der dunklen Retterin so aufhellte, und drehte sich um, aus der großen Flügeltüre zu schreiten, die nach draußen führte. "Mein Dank ist euer, Rhonin!" Sie reichte ihm die Hand, die er noch immer mildd gestimmt einschlug, und stürmte, winkend der Waldläufergenerälin hinterher. Draußen angekommen, eilte sie zu Vereesa, die das Wort an sie erhob, sobald Dolette aufgeholt hatte. "Hat er recht, Lady Glutklinge?" Dolette sah sie fragend an. "Mh?" "Eure Stimmung ist heute tatsächlich das totale Gegenteil von dem, was sie gestern noch war.", erklärte die Quel'dorei verheißungsvoll ihre Frage, was die dunkle Elfe kurz schmunzeln ließ. "Ja, er hat recht.", sagte sie schlicht. Vereesa nickte und bedeutete ihr damit, dass sie es bei der Antwort belassen würde. Beim Tempo der beiden Elfen dauerte es nicht lange bis sie Karsus Landeplatz erreichten und auf den Befehl der Waldläufergenerälin, händigte Karsus, der Todesritterin die Zügel eines Greifen aus und sie saß direkt auf. "Richtet eurem Gemahl noch einmal meinen Dank aus, Lady Windläufer.", bat sie von dem Greifen zu der Hochelfe herab und diese nickte. "Bleibt am Leben, Lady Glutklinge.", war ihre Erwiderung. Und so trieb Dolette ihr Flugtier an und erhob sich mit einem strahlenden Lächeln hinauf gen Himmel, der Sonne entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)