Die dunkle Ritterin von Dolette ================================================================================ Kapitel 31: Das Ende unserer Geschichte --------------------------------------- + Das Ende unserer Geschichte Sie hatte alle Gefährten in ihr Zimmer gerufen, um ihnen zu erläutern, was mit Dolette geschehen war und mit welcher Botschaft sie sie zurück in den Sonnenzornturm geschickt hatte. "Das kann unmöglich ihr ernst sein!", presste Malek schockiert hervor. "Das heißt sie findet sich einfach damit ab, dass wir hier so zu sagen geächtete sind?", fragte auch Bertak verwundert. Marialle nickte nur schwach, sie wusste einfach nicht was sie von alledem halten sollte. "Was erwartet sie denn jetzt von uns? Dass wir still abziehen ohne einen Mucks? Nicht mal persönlich teilt sie uns das mit! Ich dachte wir sind nach all den Jahren, nach allem was wir miteinander erlebt haben, so was wie Freunde!" Es war Borigan, der sich wirklich lautstark, über das Verhalten seiner Kommandantin, aufregte und ihm stieg dabei die Zornesröte ins Gesicht. Verständlich, wie die Priesterin fand, er kannte Dolette von allen am längsten. "Als Erstes beruhigen wir uns jetzt alle mal.", schlug Efendral vor. "Ich habe mich lange mit dem Wesen der Hochgeborenen beschäftigt. Mit ein Grund, warum ich euch in die Östlichen Königreiche begleitet habe und ich frage jeden von euch, könnt ihr sie nicht in Teilen verstehen? Immer war sie bestrebt Gutes, in unserer Welt, zu tun und sie hat lange gebraucht, bis sie einen Weg fand, wie sie das Bewerkstelligen konnte. Keiner von uns weiß, welche Willenskraft und Disziplin sie aufbringen musste, um dem Weg des Lichtes zu folgen und dann versagt es ihr auf einmal die Unterstützung.", fuhr der Nachtelf ruhig und erhaben fort. Marialle war überrascht ausgerechnet von einem Kal'dorei diese Worte zu hören, aber er hatte recht, auch sie konnte die Beweggründe der Paladin nachvollziehen. "Das ist, aber kein Grund sich plötzlich aus der Verantwortung und auch der Loyalität, uns gegenüber zu entziehen.", brachte nun Odessa ihre Gedanken vor. "Aber auch keiner, dass wir sie in ihrer Abwesenheit verurteilen.", entgegnete der Druide entschlossen. "Efendral hat recht, wir sollten auf ihre Rückkehr warten und sie zur Rede stellen.", schlug der Krieger nun deutlich ruhiger vor. "Aber wir werden nicht ohne sie abreisen, das kann sie vergessen.", lenkte auch Malek ein. "Gut, so machen wir es und wenn wir sie aus Quel'thalas schleifen müssen.", scherzte Bertak. Nachdem alle anderen den Raum verlassen hatten, saß Berthold noch auf dem roten Samtsofa neben seiner Schwester. "Wie geht es dir, Mari?", fragte er und ehrliche Sorge lag in seinen bernsteinfarbenen Augen. "Wenn ich das so genau sagen könnte. Ich kann sie verstehen, weißt du. Und ich weiß wie schlecht es ihr ging, seit sie erkannt hat, dass das Licht sie zu verlassen schien. Ich kann es mir kaum ausmalen wie es ist, wenn mich das Licht verlassen würde. Auch ich würde händeringend nach einer Möglichkeit suchen, meiner Bestimmung weiter nachzukommen, aber sie ist so anders, als würde sie etwas Unheilvolles umgeben. Andererseits war da auch viel von ihr selbst zurückgekehrt, was ich schon verloren glaubte." Sie stemmte ihre Ellbogen auf dem goldenen Tisch ab und legte das Gesicht in ihre Hände. Ihr Bruder legte mitfühlend einen Arm um sie, bevor er sprach: "Dann bleibt uns ja nichts anderes übrig, als das Gespräch mit ihr abzuwarten. Ich kann mir leider auch so überhaupt nicht vorstellen, was diese Blutelfen da genau mit diesem Naaru-Ding anstellen, aber sogar ich spüre, dass es nichts Gutes ist. Wie steht Lor'themar eigentlich dazu?", gab Berthold sanft zurück und strich ihr aufmunternd über den Rücken. "Da hast du recht, aber sie kennen es nun mal nicht anders, sie waren immer schon auf eine Macht angewiesen, aus der sie Schöpfen konnten. Dem Lordregenten sind die Hände gebunden, wie jeder Herrscher, ist er auf das Wohlwollen seines Volkes angewiesen und wenn er keinen Putsch riskieren will, muss er dem Wunsch der Blutelfen nachkommen, bis er einen Weg findet sie zu überzeugen." "Dann wird er, mit Doles Eintritt in den Orden der Blutritter, ja eher unzufrieden sein.", gab er zu bedenken. "Damit hast du sicherlich recht, ich denke er hat sich von ihr die meiste Hilfe erwartet, was die Überzeugungsarbeit angeht, aber ich denke nicht, dass er das mit ihr, zu diesem Zeitpunkt, austragen wird. Er kann uns grade nicht helfen.", überlegte sie laut. "Aber sie hat ja zumindest vor, eines Tages, auf den Weg des Lichts zurück zukehren." "Ja schon, aber besonders gut überlegt war das alles nicht, sie wird hier doch nicht zwingend gebraucht, im Kampf gegen die Geißel oder Trolle, sie sollte Quel'Thalas verlassen und versuchen wieder zum Licht zurückzufinden. Wenn sie bleibt, befürchte ich, dass sie es nicht einmal angehen wird, sich ihrer Sucht wieder zu entziehen." Die Priesterin schaute gedankenverloren und resignierend hinaus zum Fenster und Berthold musste hart, bei dieser Vermutung, schlucken, die seine Schwester grade vorgetragen hatte. "Dann hat der Zwerg recht, wir müssen sie aus Quel'Thalas bringen, ob sie will oder nicht." Ein bitteres Schmunzeln entglitt der jungen Frau, doch sie vermochte nichts weiter zu sagen. Der Gedanke, gegen den Willen ihrer Liebsten handeln zu müssen, schnürte ihr die Brust zu und so versank sie in ihre düsteren Ängste. Berthold wich seiner Schwester den ganzen Tag nicht von der Seite und als die Sonne kurz davor war unterzugehen vernahm sie seine Worte, wie aus weiter Ferne. "Da sind sie, Mari." "Gib den anderen Bescheid und hol sie her.", befahl sie etwas zu ruppig, doch er gehorchte und verließ den Raum. Marialle war bedrückt, regelrecht nervös. Wie würde Dolette reagieren, war sie wirklich noch immer dieselbe? Es dauerte nicht lange bis ihr Bruder mit ihren Gefährten in das Zimmer zurückkehrte. "Wir sind uns alle einig, nehme ich an?", fragte Borigan ruhig und die Gemeinschaft nickte einheitlich, sie würden ihrer Kommandantin nicht dabei zusehen, wie sie sich selbst verlor. Augenblicke später betrat Dolette lachend den Raum und verabschiedete sich, bei einem der Blutritter. "Danke fürs Bringen, Thoridiel. Hab einen schönen Abend. Nanu, Mari, was ist denn hier los? Warum seid ihr alle noch hier, ich hatte doch befohlen, dass ihr abreist." Im Blick der Elfe lag deutlich Missgunst, auch wenn sie ruhig und bestimmend mit ihrem Gefolge sprach. "Meinst du nicht sie haben es verdient, diesen Befehl von dir selbst zu hören, Dole?", antwortete die Priesterin ruhig mit einer Gegenfrage. "Was? Nein Unsinn, ich habe euch in den Urlaub geschickt, warum muss ich euch das persönlich sagen? Das ist doch nichts Bewegendes.", verteidigte sich die Paladin. "Lady Glutklinge, wenn ich erklären darf?", bot sich Efendral an und Dolette nickte nur, immer noch ruhig und sie erinnerte Marialle an die Dolette, die sie einst kennenlernte. Die es vermochte so ruhig und erhaben, selbst im Angesicht des Feindes, eine gehobene Unterhaltung zu führen. "Wir alle können eure Beweggründe nachvollziehen, warum ihr euch den Blutrittern angeschlossen habt, aber wie Lady Lichtsprung euch schon heute Morgen sagte, übergeht ihr damit eure eigenen Wertvorstellungen und wir als eure Gefährten und Freunde, wollen euch damit unter keinen Umständen allein lassen. Da wir hier in Quel'thalas nicht erwünscht sind, können wir das aber nicht umsetzen, deshalb bitte wir euch uns zu begleiten, damit wir euch helfen können." Die Elfe schmunzelte. "Nobel, aber sehe ich aus, als bräuchte ich Hilfe, Efendral? Sehe ICH aus, als bräuchte ich Schutz? Was für ein Gefolge seid ihr, dass ihr euch eurer Kommandantin widersetzt?" Der ruhige, aber bedrohliche Ton saß und so sahen sich die Gefährten unsicher an. "Und wer bist du, dass du mich so hintergehst?", sprach sie nun mit Eiseskälte und trat einen Schritt auf die Priesterin zu. "Dole, ich mache mir Sorgen um dich, das weißt du. Es sieht dir nicht ähnlich, dass du nicht zu deinen Freunden stehst und sie lieber wegschickst." Marialles Worte klangen flehend doch der Blick der Paladin verhärtete sich noch mehr. "Ich stehe nicht zu euch? Undankbares Pack! Was meint ihr, wem ihr es zu verdanken habt, dass ihr hier noch immer im Sonnenzornturm residiert, esst und trink wie Könige und noch nicht in ein magisches Gefängnis gestopft wurdet? Meiner Gnade, meinem Einsatz, meiner Loyalität euch gegenüber!" Hochmut sprach aus den Worten der Elfe, das hatte nichts mit der Demut zu tun, mit der die Paladin ansonsten alles zu schätzen wusste, was sie hatte. "Dole, das wissen wir, aber denkst du nicht wir sollten unsere Energien lieber darauf verwenden, dass sich die Fronten zwischen Blutelfen und Allianz nicht verhärten? Im Sinne von Frieden und Zusammenhalt?", versuchte Marialle ihre Geliebte zu beschwichtigen. "Was weißt du schon? Frieden und Zusammenhalt, was meinst du was ich hier gefunden habe, bei meinem Volk! Die Allianz hat Kael'thas und seine Leute unterjocht als sie Schutz und Zuflucht brauchten. Was ist das für ein Bündnis? Dich kann ich beschützen Mari, aber wenn du lieber mit ihnen gehen willst, dann geh! Ich brauche dich hier nicht! Euch alle nicht. Ihr behindert mich hier nur." Das saß. Der Priesterin entglitten alle Gesichtszüge. Hatte die Elfe nicht noch am Morgen gesagt, dass nichts ihre Liebe schmälern würde? Auch ihre Gefährten blickten fassungslos auf die Paladin. Berthold war der erste, der sich fing. "Jetzt reicht es aber, Dole. Komm zu dir. Wir wollen dir doch nichts Böses. Die Sucht ist eine Gefangenschaft. So hast du es mir selbst erklärt und wir wollen dich aus dieser Gefangenschaft befreien.", mischte er sich bestimmt und mit fester Stimme ein. Die grünen Augen im Gesicht der Blutritterin funkelten bedrohlich, als sie an ihn heran trat. "Du und deine Schwester, ihr solltet ganz ruhig sein, Berthold. Schließlich lasst ihr beide eure Familie im Stich, was wisst ihr von Zusammenhalt?" Die hochgewachsene Elfe war kaum kleiner, als der kleinste der Lichtsprung Brüder und so berührte ihre Stirn seine, als sie bedrohlich nah an ihn heran trat. Marialle legte ihr eine Hand auf die Schulter und wollte sie von ihrem Bruder wegdrehen, doch Dolette schlug sie grob zurück. "Fass mich nicht an, Verräterin!", erhob sie plötzlich lautstark ihre Stimme. Die Priesterin erbleichte, als sie den Zorn im Gesicht der Paladin sah. "Lass Mari in..." Doch Berthold kam nicht dazu seinen Satz zu beenden. Dolette verpasste ihm einen Kinnhaken der sich gewaschen hatte und ließ den Mann nach hinten taumeln, wo er nur dank dem beherzten Einsatz des Schurken von einem Sturz verschont blieb. "Beim Licht, Dole! Was ist nur in dich gefahren? Komm ihm noch einmal zu nahe...", rief Marialle, die zu ihrem Bruder gestürzt war, um die Platzwunde an der Unterlippe rasch zu verschließen. "Ihr werdet ALLE auf der Stelle abreisen, ansonsten lasse ich euch einsperren!", befahl die Blutritterin laut und Marialle konnte in den grün, schimmernden Augen erkennen, dass es ihr ernst war. In diesem Moment klopfte es hektisch an der Türe. "Was?", donnerte Dolette entnervt. Die Tür wurde aufgestoßen und Halduron Wolkenglanz betrat das Zimmer. Er sah sich kurz erstaunt um, bevor er anfing zu sprechen. "Lady Glutklinge, Prinz Kael'thas hat Silbermond vor einigen Augenblicken erreicht, er hat einige unserer Wachen getötet und nahm M'uru in seine Gewalt. Er zieht grade weiter Richtung Quel'danas. Wir wissen nicht was in ihn gefahren ist. Der Lordregent verlangt nach euch.", ließ er atemlos verlauten. "Ihr habt mich gehört! Führt mich hin, Lord Wolkenglanz." Und so verschwand die Paladin mit dem Waldläufergeneral aus dem Raum. "Was geht hier vor sich?", fragte Maxime beunruhigt. "Nichts Gutes, aber ohne Dolettes Zuspruch, können wir hier nicht bleiben. Wir müssen gehen, jetzt.", erklärte Efendral trocken. "Nein, ich kann hier nicht weg, wenn Kael'thas verrückt geworden ist und hier Blutelfen tötet, ist es äußerst gefährlich hier. Ich kann sie doch nicht hier alleine zurücklassen." "Mari, im Kampfgetümmel ist mit ihr kein vernünftiges Wort zu wechseln, auch du kannst hier jetzt nichts ausrichten.", versuchte Berthold sie zur Vernunft zu bringen und die Priesterin nickte schwach. Sie wusste das nur allzu gut, doch wollte sie das nicht wahr haben. "Kommt, wir reisen ab, auf der Stelle!", befahl Borigan bestimmt und die Gefährten strömten in ihre Zimmer um ihr Gepäck eilig zusammenzupacken. Auf dem Weg zum Stadttor kamen sie immer wieder an getöteten Blutelfwachen vorbei und das ungute Gefühl, das Marialle hatte, wuchs mit jedem Schritt. An den Toren die aus der Stadt führten, kamen ihnen auf einmal Wesen entgegen, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. "Draenei!", stieß Efendral überascht hervor. Bei den Draenei, waren eine Gruppe Blutelfen, in schlichte Roben gekleidet und eine sanfte wissende Aura schien sie zu umgeben. Einer der Draenei trat vor, er trug eine edle, helle Robe mit lila- und orangefarbenen Applikationen bestickt. Auf seinem Rücken ruhte ein beeindruckender Stab, dessen Spitze ein gewaltiger, leuchtender Kristalle zierte. Auf seiner Stirn leuchtete ein Ornament und das Weiß seines Haares und Bartes standen im krassen Gegensatz zu seiner violetten Haut. "Ich bin der Prophet Velen. Anführer der Draenei und Verbündeter der Allianz, zusammen mit den Blutelfen der Seher bin ich Kael'thas Sonnenwanderer bis hier her gefolgt, um ihn daran zu hindern meinen Bruder Kil'jaeden zu beschwören!", stellte er sich vor und deutete auf die Gruppe Blutelfen hinter sich, die in Reihen weiterer Draenei standen. Marialle war verblüfft, doch hatte sie in all den Jahren viel von ihrer Geliebten gelernt und so fing sie sich schnell, bevor sie zu sprechen begann. "Ich bin Marialle Lichtsprung, Priesterin der Kirche des Heiligen Lichts und das ist mein Gefolge. Wie ihr seht, kommen wir grade aus der Stadt. Kael'lthas hat viele seiner Untertanen getötet und den Naaru M'uru an sich genommen. Er zog weiter auf die Insel Quel'danas, nicht weit enfernt hinter der Stadt. Wisst ihr was er dort vor hat, Velen?" Die Gesichtszüge des Propheten erstarrten. "Er hat M'uru? Dann müssen wir ihm folgen, rasch! Kil'jaeden ist der Befehlshaber der Brennenden Legion, wenn er in diese Welt gelangt, ist alles dem Untergang geweiht." Das saß, die Priesterin konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als dass die brennende Legion wieder Einzug in Azeroth hält. "Wir müssen ihn aufhalten!", presste sie daher gedämpft hervor. "Zeigt uns den Weg!", befahl Velen ruhig und die Gefährten machten sich mit den Truppen des Propheten, bestehend aus Draenei und Blutelfen auf zur Insel Quel'danas. Sie folgten der Todesschneise und teleportierten, mit Hilfe der Blutelfenmagier, auf die Insel. Das Bild der Zerstörung war auch hier gewaltig und bedrückend. Überall lagen die Leichen der stationierten Sin'doreiwachen herum und große Wesen, erfüllt von unheilvoller Arkanmagie, durchstreiften die Insel. Die zusammengewürfelten Truppen um Velen und Marialle kämpften sich durch Reihen der Gegner, als ein lauter Knall ertönte und ein gleißendes Licht, im Westen der Insel, zum Himmel aufstieg. Schockierte Rufe ausgehend von den Blutelfen in ihrer Begleitung drangen an ihr Ohr. "Er hat es getan! Der Sonnenbrunnen!", stieß einer von ihnen aufgebracht hervor. "Er hat den Sonnenbrunnen wieder erweckt!", kam es von einem anderen. In dem Moment färbte sich das Licht, das zum Himmel empor stieg, grün und zeugte von seiner dämonischen Herkunft. "Wir müssen uns beeilen, er will die Energie von M'uru nutzen um das Tor für Kil'Jaeden zuöffnen!" Sie rannten, die Geißel, Dämonen und sonstige von arkaner Energie erfüllten Wesen, so gut es ging ignorierend. Als sie das Sonnenbrunnenplateau erreichten, drangen laute Kampfgeräusche an ihre Ohren, Metall das aufeinander prallte und Schreie. Die Priesterin riss vor entsetzen die Augen auf. Das Schlachtfeld war voller Blutelfen die gegen die Schergen der brennenden Legion kämpften. Sie erkannte Liadrin, Halduron, Rommath, Lor'themar und schließlich auch die schlanke Gestalt ihrer Geliebten. Aber es blieb keine Zeit, denn am gegenüberliegenden Ende des großen Platzes mit dem Sonnenbrunnen in der Mitte, sah sie wie sich der Naaru M'uru in etwas anderes verwandelte, seine Gestalt glich dem eines Geistes, nur dass sein Körper schwarz war, ein violettes Schimmern umgaben das Wesen und seine Augen funkelten bedrohlich hell. "Entropius, vernichte die Störenfriede! Ich will endlich meinen Meister in diese Welt führen." "Kael'thas!". stieß einer der Blutelfen hervor. Der Prinz, war wie so viele seines Volkes in eine Robe, in gelb- und Rottöne, gehüllt. Sein langes blondes Haar fiel ihm kraftlos an seinem Körper herab und seine Haut hatte nichts Rosiges mehr. Sie war fahl und grau, der Wahnsinn stand ihm im Gesicht. Er fing an zu rennen, Richtung Osten, zu den Terrassen der Magister, einige Blutelfen nahmen die Verfolgung auf, doch hier galt es diesem Ungetüm, das einst M'uru war, Einhalt zu gebieten. Aller Sorge um Dolette zum Trotz, sah Marialle entschlossen ihre Gefährten an. Sie nickten allesamt. "Wir müssen das Aufhalten, Velen!" Er nickte nur und erhob seinen Stab, aus dem augenblicklich helle Lichtblitze auf Entropius zu schossen. Marialle, ihre Gefährten, die Draenei und Seher taten es ihm gleich und hüllten das Monstrum in eine helle Wolke aus Zaubern und vereinzelten Pfeilen. Einige Untote preschten auf die Kämpfer zu und Borigan, Malek und Berthold zückten ihre Waffen zusammen mit den Draenei und Blutelfnahkämpfern. "Kommt!", befahl Velen und die Fernkämpfer folgten ihm, näher an das Wesen heran, das einst der Naaru war. Im Laufen warf die Priesterin einen Zauber nachdem anderen auf die Umstehenden Geißel und Dämonen. Sie sah sich um, doch keine Spur mehr von Dolette. Entropius richtete sich benommen wieder auf und stieß einen lauten Schrei aus, aus dem schwarze Energieblitze folgten. Hie und da wurden Blutelfen und Draenei zu Boden gerissen. Sie selbst wurde hart an der Schulter getroffen, doch richtete sich Marialle schnell wieder auf, um weiter Zauber los zu schleudern. Ein Schrei riss sie aus ihrer Konzentration und sie drehte sich abrupt um. Sie sah ihren Bruder Berthold, der kraftlos zu Boden sackte, den Blick starr und leer. Marialle hielt inne und war versucht umzukehren, doch sie besann sich, schlug die Zähne hart aufeinander und sah fest zu dem Ungetüm auf, das unablässig Zauber in die Umgebung warf. "Konzentriert eure Angriffe auf seinen Kopf, nur so können wir es schaffen!", schrie der Prophet gebieterisch und sie taten alle wie ihnen geheißen. Ein großer Schwall aus Zaubern und Pfeilen flog auf den Kopf von Entropius zu und sein Kopf zerbarst in tausend kleine Stücke. Sein Körper wandelte sich zurück in das splitterartige Gebilde, das jetzt wieder M'uru war. "Jetzt nicht nachgeben! Wir müssen die Untoten und Dämonen vernichten.", ließ sich nun die Priesterin laut vernehmen und sofort flogen Zauber aus ihrem Kampfstab nieder in die kämpfende Menge. Alle anderen taten es ihr gleich und so dauerte es noch eine Weile bis die brennende Legion ein weiteres mal zurück geschlagen war. Marialle stürmte an den Leichen und überlebenden vorbei und sank bestürzt neben ihrem toten Bruder auf die Knie. Ihre Gefährten, die allesamt mit kleineren Blessuren davon gekommen waren stellten sich um sie auf. Heiße tränen liefen ihr über die Wangen und sie begann leise zu schluchzen. Einige Zeit verging und schließlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter und als sie aufsah, erblickte sie das mitfühlende Gesicht des Draeneianführers. "Ich bedaure euren Verlust, Mylady, aber wenn ihr euch imstande fühlt, bräuchte ich noch einmal eure Hilfe." Sie nickte nur schwach und ergriff die Hand, die er ihr bot , um sich zu erheben. Borigan schulterte den toten Körper ihres Bruders und trottete ihr zusammen mit den anderen hinterher. Sie kamen am Sonnenbrunnen an, der immer noch in ein bedrohliches grün getaucht, blubberte. Von der anderen Seite, schwebte der Naaru M'uru an sie heran, in eine Blase gehüllt die von einigen Sehern gelenkt wurde. "M'uru liegt im Sterben, Mylady, doch mit der ihm verbliebenen Macht, könnten wir in der Lage sein, den Sonnenbrunnen zu reinigen. Möchtet ihr mir dabei helfen?" Die Priesterin überlegte, wo immer ihre Liebste grade auch sein mochte, das wäre ganz bestimmt in ihrem Sinne. Und so nickte sie dem Propheten aufs Neue zu. Der seinerseits nun seinen Draenei zu nickte. Man stellte sich um den Brunnen auf und erhob die Hände. Die verbleibende Macht des Naaru glitt in sie über und Augenblicke später begannen die erhobenen Hände, sanft zu leuchten. Aus ihnen strömten die Energien in den Sonnenbrunnen und seine Farbe klärte sich und das Brodeln erstarb. "Es ist vollbracht", ließ sich Velen vernehmen. In dem Moment traten Lor'themar Theron, Halduron Wolkenglanz, der Großmagister Rommath und die Anführerin der Blutritter, Lady Liadrin an sie heran. "Kael'thas Sonnenwanderer ist tot. Aber sagt, was habt ihr mit dem Sonnenbrunnen getan, Draenei?", fragte Rommath. Der Großmagister blutete aus einer großen Wunde am Kopf und auch sonst schien er sehr mitgenommen. Aber wo war Dolette nur? "Wir haben euren Sonnenbrunnen gereinigt, Blutelfen! Seine Macht steht euch nun wieder zur Verfügung, aber vergesst niemals die Vorkommnisse der Vergangenheit!", ertönte die Stimme des Propheten erhaben und bestimmend. Marialle drehte sich unterdessen um zu ihrem Bruder der noch immer über der Schulter von Borigan lag und strich ihm abwesend über sein hellbraunes, kurzes Haar. "Lordregent, wisst ihr wo Lady Glutklinge ist?", fragte nun Malek für seine Kommandantin, was sie veranlasste sich wieder zurück zudrehen. Es war Halduron Wolkeglanz der an die Menschenfrau trat und ihre Hand ergriff. Er drehte die Hand in seiner und legte ihr behutsam das fein gearbeitete, goldene Amulett in ihre, das sie Dolette in Kalimdor geschenkt hatte. Sie spürte wie sich die Hand von Lor'themar auf ihre Schulter legte, bevor er leise anfing zu sprechen. "Wir hatten eine menge Verluste zu beklagen, Mylady. Und es ist der massiv geschrumpften Anzahl unseres Volkes zu schulden, dass die Geißel und Dämonen heute ein weiteres mal so viele von uns in den Tod geschickt haben. Aber heute haben nicht nur Blutelfen ihr Leben gelassen, seid gewiss, wir werden die Opfer nicht vergessen!", wandte er sich zum Ende an Velen, hinter dem seine Draenei und die Blutelfen der Seher standen. Marialle starrte ihrerseits nur lange, reglos auf das Medaillon in ihrer Hand. Schließlich öffnete sie es und strich mit dem Finger, die filigranen Buchstaben, der Worte Liebe und Licht, nach. Die Tränen begannen heiß und stumm ihre Wangen hinab zulaufen, als Lor'themar ein weiteres mal das Wort an sie richtete: "Mylady Lichtsprung, ich trauere mit euch um euren Bruder..." Der Lordregent kniete sich vor sie. "...aber am Tod von Lady Dolette Glutklinge, Paladin des Ordens der silbernen Hand und zuletzt des Ordens der Blutritter, trage ich allein Schuld. Sie gab ihr Leben für das meine, ich war unachtsam und so lege ich mein Leben in eure Hand und überlasse es euch, was weiter damit geschehen soll." Er senkte den Kopf und schob sein langes, weißes Haar zur Seite, sodass der Blick auf seinen Nacken frei wurde. In Marialle drangen die Worte nur langsam durch. Dolette, ihre Geliebte, sie war tot. Sie stieß einen markerschütternden Schrei aus, der durch die Wälder Quel'thalas hallte und sank verzweifelt in die Knie. "Doooooole!", schrie sie erneut und der Schrei mündete in lautem Schluchzen. "Ihr alle habt sie in den Tod geführt! An all euren Händen klebt IHR Blut! Sie war so viel besser als jeder von euch. Aus eigener Kraft hat sie sich aus den Fängen EURER Sucht befreit und sie kam, um euch zu helfen. Ihr triebt sie zurück in die Sucht und nahmt sie mir! Nun lebt gefälligst mit dieser Schande! Lernt daraus und macht es in Zukunft besser!", brüllte sie hinauf in die betretenen Gesichter der Anführer der Sin'dorei, Lady Liadrin konnte weder dem Blick noch den Worten der verzweifelten Priesterin standhalten und drehte sich weg. Lor'themar stand auf und verbeugte sich tief vor der Menschenfrau die ihn, trotz ihrer Jugend in Weitsicht und Weisheit zu übertreffen schien. "Ich hoffe inständig, dass ihr uns eines Tages vergeben könnt, Mylady Lichtsprung. Dolette, sie war auch meine Freundin." Ihr tränendurchtränkter Blick verriet Abscheu und so wandte er sich um und ging. Rommath und Halduron verbeugten sich ebenfalls und taten es dem Lordregenten gleich. Liadrin war die letzte der vier und sie stand noch immer reglos mit dem Rücken zu Marialle. " Vergebt mir...', sagte sie zu mir, bevor auch sie hinter Lor'themar, Halduron und Rommath hinterher ging, um die Überlebenden Blutelfen einzusammeln." Sie musste sich kurz unterbrechen. "Also dazu wie genau du verstorben bist kann ich dir nicht einmal genau was sagen, Dolette.", sprach die Hohepriesterin leise und strich sich die stummen Tränen aus den Augen, bevor sie noch hinzu fügte: "Aber das ist das Ende unserer Geschichte." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)