Die dunkle Ritterin von Dolette ================================================================================ Kapitel 2: Bernsteinfarbene Augen --------------------------------- + Bernsteinfarbene Augen Ein roter Schimmer funkelte in den sonst so frostigen, blauen Augen der Todesritterin , während sie am Lagerfeuer vorbei auf Plagg sah, der eng umschlungen von seiner irren Sukkubus Susanne, ruhig zu schlafen schien. Sie selbst fand keinen Schlaf. Der undefinierbare Sog den sie in ihrem Inneren verspürte, der sie immer weiter in eine Ungewissheit zog, beherrschte ihre Gedanken mehr und mehr. "Putress mein Freund." Mit klobigen Schritten betrat der Schreckenslord das riesige Hauptlabor des Großapothekers. Auf der einen Seite, des hell erleuchteten Raumes standen viele, verschieden große Käfige, mit den merkwürdigsten Wesen, angereiht. Auf der anderen diverse Tische auf denen allerlei Flaschen mit den farblich unterschiedlichsten Flüssigkeiten befüllt waren. Reagenzien blubberten und hie und da stiegen Rauchschwaden auf, die dem Raum einen stinkenden und fauligen Geruch verliehen. "Ich habe absolut keine Zeit für euch, Varimathras! Das Licht, das die verlassenen Priester in sich tragen reicht einfach nicht. Sie sind zu verdorben, sie sind verdammt noch mal untot! Das Licht, das ich aus ihnen gewinne ist einfach nicht rein genug." Putress bedachte den Nathrehzim, der mit seinen ledrigen Schwingen und den großen Hörnern auf der Stirn, seinem Dämonendasein alle Ehre machte, eines abfälligen Blickes, wie er dort ungeduldig in der Türe stand. "Also muss es wirklich diese Priesterin sein. Sylvanas hat ihre neuste Errungenschaft, diese Todesritterin, ausgesandt. Sie schien äußerst überzeugt von ihrem Erfolg, bei dieser Aufgabe." Der Apotheker schnaufte nur verächtlich. Varimathras hingegen bleckte grinsend die scharfen Zähne. Sie erreichten Süderstade um die Mittagsstunde. Dolette wandte sich einer Straße zu und befahl ihrem Gefährten: "Ich kümmere mich um die Überfahrt. Verhaltet euch unauffällig und sorgt dafür, dass eure aufdringliche Dienerin und ihr kein Aufsehen erregt. Wir brauchen ein Menschenschiff um so schnell wie möglich nach Sturmwind zu kommen. Was wir am wenigsten gebrauchen können ist ein Mob von Bauern die hinter euch herlaufen und 'oh du böser Untoter' schreien!" Sie bedachte die beiden mit einem verächtlichen Blick, drehte sich um und setzte sich in Gang. "Herrin Dolli nicht ohne Susanne gehen!" Die Dämonin machte Anstalten ihr hinterher zu eilen, der Hexenmeister hatte alle Mühe sie zurückzuhalten, doch Dolette setze ihren Weg unbeirrt, mit einem noch finsteren Blick fort. Etwas außerhalb der Stadt an einem kleinen Pier, vor einem größeren Kutter, fand sie wen sie suchte. Einen Menschen mittleren Alters, der gerade fest gemacht hatte. Nachdem Plagg, zwar unter seiner Kapuze gut verhüllt, einige misstrauische Blicke, der Bewohner von Süderstade, erntete, beschloss er lieber außerhalb der Stadt auf seine Herrin zu warten und gönnte sich, an einen Baum gelehnt, ein Nickerchen. Seine Sukkubus hatte er zur Sicherheit wieder in den Nether geschickt. Er erwachte erst, als er bemerkte wie er an seiner Robe durch das Unterholz geschliffen wurde. Erschrocken sah er die Reihen Zähne, die sich in den Stoff verbissen hatten, die unverkennbar zu einem riesigen Bären gehörten, einem verseuchten noch dazu. Er machte Anstalten sich zu befreien doch der Griff des, von Speichel überlaufenden, Mauls war unerbittlich. Einen kleinen grünen Feuerball kanalisierend, drehte er sich soweit wie möglich, um ihn dem Bären entgegen zu schleudern und so wurde der Untote unsanft zu Boden geschleudert. Er vernahm ein lautes Jaulen. Benommen richtete er sich auf und sah sich schwankend nach dem Ungetüm um, das ihn sogleich mit den großen Pranken niederrang und nun kurz davor war dem Untoten jeden Augenblick den Kopf abbeißen. Da wurde der Bär plötzlich von einer riesigen, lilafarbenen, mit Blitzen durchzogenen Hand von ihm gezogen. Er vernahm die glockenklare Stimme seiner Herrin: "Nichtsnutzige Schlabberfratze! Man lässt euch kurz alleine!", stieß die dunkle Ritterin entnervt aus und schleuderte dem verseuchtem Geschöpf eine heulende, eisblaue Böe entgegen. Sie riss das Tier einige Körperlängen fort. Der Hexer, noch immer benommen, versuchte zu seiner Herrin aufzuschauen. "Verzeiht mir, Lady Dolette. Ich bin wohl eingenickt.", erklärte der Hexenmeister schuldbewusst. Die untote Elfe bedachte ihn eines Blickes, der ihn erstarren ließ und preschte dem Bären entgegen. Das Zischen einer rasanten Klinge war zu vernehmen. Gefolgt von zwei dumpfen Aufschlägen. Plagg hatte sich noch gar nicht wieder zu seiner vollen Größe aufgerichtet da lag das Monstrum schon, alle Viere von sich gestreckt und enthauptet, auf dem Boden. Grüngelbes Blut schoss aus seinem Hals und der Hexenmeister wandte seinen Blick fasziniert der Gestalt zu, die ihn errettet hat. "Dummes Geschöpf, als wäret ihr bei seiner Größe mehr als ein kleiner Happen gewesen. Lachhaft! Wollt ihr hier nun Wurzeln schlagen, Kinnab? Schlagt lieber dort hinten unser Lager auf, damit macht ihr euch wenigstens halbwegs nützlich. Morgen bei Sonnenaufgang legt unser Schiff ab." Sie deutete in Richtung einer großzügigen Lichtung und machte sich direkt zu dieser auf. Der Hexer war fasziniert von der eiskalten greifbaren Macht, die von der dunklen Ritterin stoßweise, in steten Wellen ausging. Die Sonne war noch nicht lange untergegangen, beide lagen bereits auf ihren Felllagern. Dolette war überaus froh als sie die sehnlichst erwartete Müdigkeit doch schon so früh in sich aufsteigen fühlte und es dauerte nicht lange, bis sie in den Schlaf überging. Keuchen und heiße, ausgestoßene Luft drangen an ihre Ohren, die Augen genießend geschlossen, fühlte sie seidig, weiche Haut auf ihrer, überall... sie war nackt, genau wie der Körper auf ihr, der sich langsam und rhythmisch über ihr bewegte. Ihre Beine waren ineinander verschlungen und ihre eigenen Bewegungen passten sich dem anderen Körper an. Sie fühlte wie sich sanfte Lippen auf die ihren legten und zärtlich um Einlass baten. Dolette gab nach, unfähig sich auch nur gegen irgendetwas zu wehren was hier geschah. Die Zungen tanzten im Takt der beiden Leiber. Als der Kuss jäh beendet wurde öffnete sie lächelnd ihre Augen und blickte in bernsteinfarbene, fast goldene Augen, in denen ein silberner Funke zu glänzen schien... Das Knacken des Feuers riss sie unsanft aus ihrem Traum. Immer noch schwer atmend sah sie sich um, alles war ruhig nur Plaggs Schnarchen und das Vogelgezwitscher, das das Morgengrauen ankündigte, waren zu hören. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. Was war das nur? Einfach nur ein Traum? Mit solchen Auswirkungen? Es brauchte schon einiges um einem Todesritter den Schweiß auf die Stirn zu treiben. Aber dieses vertraute Gefühl das in ihr loderte, das Wissen diese Augen schon einmal gesehen zu haben zerrte an ihr, so dass sie es beinah physisch quälte. An das Gesicht, das zu dem Augenpaar gehörte erinnerte sie sich in keinster Weise, es war verschwommen, aber diese Augen... 'Reiß dich zusammen! Woher sollten mir diese wunderschönen Augen bekannt vorkommen? Es war einfach nur ein Traum, konzentriere dich auf deinen Auftrag!', hallte es unerbittlich in ihr wieder. Und erneut erlosch das seichte goldene Glimmen in ihrem Geist. "Kinnab, Wacht auf! Die Sonne wird bald aufgehen, wir sollten zügig aufbrechen!" Verschlafen blinzelte der Verlassene ins Feuer und setzte sich auf. "Ohne Frühstück?" "Ohne Kopf, falls ihr diskutieren wollt, Gerippe!", zischte sie gereizt. Er ließ sich kein zweites mal bitten und schickte sich an sein Lager zusammen zu räumen. Die beiden betraten die Silbersee als die ersten Strahlen, der Sonne, auf dem Meer zu glitzern begannen. Augenblicke später legte der Kutter, mit samt kleiner Mannschaft und seinen untoten Passagieren, ab. Ein guter Wind trieb das Schiff zügig voran und Dolette hoffte, als sie sich ihren Gefährten ansah, dass die Reise wirklich nur, wie angekündigt, bis zur Mittagsstunde andauern würde. "Wieso habt ihr nicht gesagt, dass ihr auf dem Meer seekrank werdet? Als würdet ihr alleine nicht schon genug stinken, übergebt ihr euch auch noch jeden dritten Wellengang. Und ich muss hier mit euch unter Deck verweilen." Mürrisch drehte sie sich von ihm weg. "Als hätte ich das vorher gewusst! Ich war noch nie auf hoher See!" Erst schmollte er, bis sich ein weiteres mal geräuschvoll ein Schwall aus seinem unterkieferlosen Mund auf dem Boden ergoss. Sie wollte sich grade wieder in ihren Geist zurück ziehen, um davon so wenig wie möglich mitzubekommen, da hörte sie wie jemand den Lagerraum betrat. "Dole, wir legen gleich an, warte auf mein Zeichen!" Sie nickte dem Mann zu, dann verschwand er wieder. "Du hast es gehört Kinnab, halte dich bereit und zieh deine Kapuze so tief es geht!" Der Kapitän führte sie zu einer menschenleeren Gasse. "Weiter kann ich dir nicht helfen, Dole. Möge das Licht dich beschützen." Als er sich umdrehte, um sich zurück zu seinem Kutter zu begeben. "Ja" Sie blinzelte etwas verwirrt. "...ja, dich auch Cid, mein Freund." sie schaute ihm noch eine Weile nach. Immer noch irritiert von den vertrauten Worten. Die Stimme ihres Begleiters riss sie jedoch aus ihren Gedanken. "Woher kennt ihr den überhaupt, Herrin?" Sie brauchte noch einen Moment bevor sie antworten konnte. "Ich habe ihm mal das Leben gerettet." Weitere Erläuterungen brauchte es nicht, also fragte Plagg etwas anderes: "Wieso ist hier eigentlich kaum einer?" Sie überlegte, zwang sich wieder ins hier und jetzt, doch sie brauchte wieder einige Herzschläge bis sie erwiderte: "Vielleicht ist hier ein Fest oder so etwas Ähnliches, das könnte uns von Nutzen sein." Die beiden Gefährten durchstreiften die engen Gassen Sturmwinds bis sich ein riesiger Platz vor ihnen erstreckte. Unmengen von Menschen tummelten sich auf ihm. Dolette ließ ihren Blick über die Menge schweifen. Die, die ihnen am nächsten waren, waren Bewohner, aber davor, näher an der Kathedrale, standen etwa 500 uniformierte Männer, die alle in Richtung des Gotteshauses schauten. Auf den obersten Stufen der Treppe, vor der Kathedrale, standen ein Dutzend Gestalten, die meisten Menschen, aber auch zwei Zwerge sowie eine Hochelfe. In der Mitte der Gruppe unverkennbar Varian Wrynn, der König von Sturmwind, leicht zu erkennen an der auffälligen Narbe, die von Wange zu Wange über seinen Nasenrücken verlief. Und direkt neben ihm augenscheinlich eine Priesterin. Ein unsichtbares Band, um die Brust der Todesritterin, schnürte ihr die Luft ab. Die Priesterin war in eine äußerst elegante, weiße Robe gekleidet. Die feinen Applikationen funkelten golden und silbern in der nachmittäglichen Sonne. Eine verirrte Strähne, ihres hellbraunen Haares, umspielte ihr Gesicht und verfing sich immer wieder zwischen ihren vollen, blassrosanen Lippen. Ein unbändiger Drang, ihr diese widerspenstige Strähne zärtlich aus dem Gesicht zu streichen, stieg unbarmherzig in der dunklen Ritterin auf, bis sie augenblicklich erstarrte, als sie schließlich die Augen der Priesterin entdeckte. Bernsteinfarbene, fast goldene Augen strahlten Gütigkeit und Liebe aus, als sie in die vielen Gesichter vor sich sah und dann die bläulich schimmernden der toten Elfe erblickten, die ihren Blick festzuhalten schienen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)