Christmas dream von Mamitasu ================================================================================ Kapitel 1: Weihnachtsmarktbesuch -------------------------------- Er stand in seinem Zimmer am Fenster und blickte aus diesem in den kleinen Park, der an das Haus, in dem sich die Wohnung befand, anschloss. Weiß. Es war alles weiß, so dass man den Unterschied zwischen den Wegen und der Wiese nicht mehr erkennen konnte. "Es hat geschneit", murmelte der junge Mann, der sich kurz drehte und zu seiner Schlafstätte blickte. Auf dieser lagen verteilt ein paar Kleidungsstücke, denn er wollte sich gerade für das Treffen mit Freunden ankleiden. Nur war er wie schon die letzten Jahre zu sehr von den ersten Schneeflocken des Jahres fasziniert. Er sah ihnen zu, wie sie sacht auf den Boden fielen. Dabei hatte der junge Japaner seine Kopfhörer auf und genoss die Musik, die darüber in seine Ohren vordrang. Er bemerkte noch nicht einmal, dass er die Songs mitsang. Währenddessen beobachtete er weiterhin die Schneeflocken und er bekam richtig Lust durch die aufkommende Winterlandschaft zu laufen. Er rief durch die Wohnung nach seinem Mitbewohner. "Tatsu? Es schneit", freute er sich und strahlte, während sich der Schwarzhaarige von dem wundervollen Anblick des Parks löste. Er schaltete die Musik aus und ging zu seinem Bett, wo er sich sofort die Hose und den Pullover anzog. Diese Dinge lagen schon eine Weile auf seiner Decke. Er hatte sich ja nur nicht entscheiden können, auf welches Outfit seine Wahl nun wirklich treffen sollte. Nachdem er sich angekleidet hatte, trat er aus seinem Zimmer und in das Bad, wo er sich dem Haarstyling hingab. Er nahm auch seinen Ohrstecker heraus und entschied sich für die Creole. Am Ende betrachtete er sich im Spiegel und befand sich für schick genug. Er würde eh wieder seine Bommelmütze tragen und somit sein volles schwarzes Haar verdecken. "Tatsu, wie weit bist du?", fragte er seinen Mitbewohner, der bei dem Treffen ebenfalls anwesend sein sollte. Dieser rannte durch sein Zimmer, in den Flur, wieder zurück und dann erneut in den Flur. "Wo sind meine Handschuhe?", fragte Tatsurou, kurz Tatsu, laut genug, dass es Masa verstehen konnte. Fertig war er jedoch noch lange nicht. Denn er musste seine Haare noch ordentlich legen und sein Portemonnaie suchen. Das bekam aber auch jedes Mal Beine. "Tatsu?", wurde mit Nachdruck in der Stimme geantwortet. Dabei verließ der Kurzhaarige das Bad und lief zielsicher in die Küche, die zusätzlich als Gemeinschaftsraum diente. Dort fand er durch Zufall die Handschuhe, die sein Mitbewohner suchte. "Gefunden", ließ er den anderen wissen und wedelte kurz darauf im Flur mit diesen herum. "Danke." Die Stimme des Jüngeren klang ehrlich dankbar. Er griff nach seinen Handschuhen und steckte sie in die Jackentaschen. Danach ging er ins Bad. "Wann treffen wir uns nochmal mit den anderen?", fragte er Masa. Der Angesprochene warf einen Blick auf seine Armbanduhr und nannte Tatsurou kurz darauf die Zeit, zu welcher sie sich treffen wollten. Davon brauchten sie aber noch 15 Minuten, um bei der Pyramide des Weihnachtsmarktes anzukommen. Dadurch würden sie mindestens 20 Minuten zu spät am Treffpunkt auftauchen, denn der Größere der beiden jungen Männer war noch lange nicht fertig, das wusste Masaaki, der den Spitznamen Masa trug. "Oh, Mist", fluchte Tatsu vor sich hin, während er seine Haare bürstete. Er liebte seine Haare und ließ sie sich gerade lang wachsen, weswegen er viel Zeit für deren Pflege auf wandte. Heute hatte er keine Zeit mehr dafür. Daher wurden sie nur drei Mal gebürstet, bis sie geschmeidig sein Gesicht umrahmten. Danach besah er sich seine Ohrringe und blieb bei den beiden kleinen Steckern. Sie gingen nur auf den Weihnachtsmarkt und nicht in einen Club. Mit diesem Gedanken trat er aus dem Bad in den Flur. Er ging zur Garderobe und durchsuchte seine Jacke. "Ach nein", kam es genervt von ihm. "Wo bist du, mein Geldbeutel?", fragte er seinen Anorak. Doch eine Antwort erhielt er nicht. So rannte er in sein Zimmer und sah sich hektisch um. "Wo bist du?" Auf dem Nachttisch lag er nicht. Genauso wenig auf seinem Schreibtisch. Masaaki beobachtete das Schauspiel, während er sich seinen Schal schon um den Hals warf. Plötzlich fiel ihm etwas ein, was er vergessen hatte. Er stürmte in sein kleines Reich und holte es. Es handelte sich dabei um seine kleine mobile Musikbox. Er steckte sie ein und verkabelte sich auch sofort. Nur in seine Ohren wanderte nichts, denn er wollte seinen Mitbewohner fluchen hören, da er dies irgendwie faszinierend fand. Und doch störte es ihn gewaltig, weswegen er den anderen antrieb, sich zu beeilen, weil er nicht zu spät am Treffpunkt ankommen wollte. "Küche", flog daher Tatsu um die Ohren. Immer noch fluchend ging dieser in die Küche. Dort lächelte ihn sein Geldbeutel an. "Du kleines Miststück", sprach er zu diesem und griff ihn sich. Er wanderte in seine Arschtasche und die Kette wurde vorne an einer Gürtelschlaufe, die leer war, fest gemacht. Dann trat er in den Flur, wickelte seinen Schal um und warf sich die Jacke über. "Wir können", sprach er mit einem Grinsen, welches er seinem Mitbewohner schenkte. Seit ungefähr vier Jahren wohnten sie zusammen und verstanden sich von Jahr zu Jahr besser. Masa zog sich seine Jacke ebenfalls an. Er zog den Reißverschluss bis zum Anschlag nach oben und wickelte sich den Schal noch einmal neu um den Hals. Er wusste, dass er draußen wieder frieren würde. Er sah sich nach seiner roten Bommelmütze um. Er erblickte sie und setzte sie sich auf. Als letztes folgten die Schuhe. Doch zuvor hatte er sich seinen Schlüssel gegriffen und nickte seinem Mitbewohner zu. "Hast du wirklich alles?", wurde gefragt, wobei Masa selbst noch einmal überprüfte, ob er sein Handy, seine Geldbörse und seinen mp3-Player eingepackt hatte. Da sich alles an seinem rechten Platz befand, trat er nun aus der Wohnung im ersten Obergeschoss, wie die Deutschen es nannten. Im Hausflur wartete er brav auf Tatsurou. Die Frage ließ den Größeren - Tatsurou überragte Masa um fast einen Kopf - den Inhalt seiner Tasche überprüfen. Er klopfte auf die Arschtasche. "Geldbeutel ist da", kommentierte er. Dann holte er seine Handschuhe heraus. "Die auch." Er steckte sie zurück in die Taschen. Dann glitt sein Blick auf ihr Schlüsselbrett und er nahm sich seinen. "Schlüssel hab ich auch", informierte er Masa auch darüber. Er steckte den Schlüssel ein. Dann trat er aus der Wohnung und zog die Tür hinter sich zu. Er war zu verplant, weswegen er seinen Schlüssel nun wieder heraus holte und abschloss. "Auf geht's!" Passend zu den Worten setzte sich Tatsu in Bewegung und stieg die Treppen hinab. Mit seinem Kopf schüttelnd folgte der wesentlich Kleinere seinem Mitbewohner. Vor ihrer Haustür angekommen vergrub Masa seine Hände, nachdem er sich seine Handschuhe ebenfalls angezogen hatte, in seinen Jackentaschen. Zuvor war der Schal über den Mund, so dass man sein Bärtchen nicht mehr sehen konnte, gezogen worden. Es war ihm eindeutig zu kalt. Aber die Aussicht auf Glühwein und die Leckereien auf dem Weihnachtsmarkt ließ ihn sogar strahlen. Er war ein kleines Schlemmermaul und liebte alle möglichen Varianten von Süßem, die es in Deutschland gab. Allem voran liebte er Lebkuchen und gebrannte Nüsse. "Lecker", entrann seiner Kehle, da er sich gerade vorstellte, wie der leckere Duft Appetit machte. Nachdem er völlig eingemummelt war, setzte er brav einen Fuß vor den anderen. Er beschleunigte sogar seinen Schritt, denn es war noch schaffbar, dass sie nur fünf Minuten zu spät wären. Dazu trieb er den Größeren an, ebenfalls schneller zu laufen. "Das wird der Glühwein sicher", reagierte Tatsu, der seine Hände tiefer in seine Taschen grub. "Du willst Glühwein trinken?", fragte der Bärtige verwundert. "Die Kinderversion", entgegnete Tatsu mit einem breiten Grinsen, wofür er sich extra zu Masa drehte. Danach zog er seinen Schal höher und verdeckte seinen Mund. "Würdest du ein Auge auf mich haben?", stellte Masa eine Frage. Leider sprach er so leise, dass es für Tatsu nur ein Gemurmel war, was keinen Sinn ergab. "Was?", fragte der Größere daher. Er warf einen kurzen Blick zu seinem Mitbewohner, musste aber gleich wieder nach vorne schauen wegen den ganzen Menschen, die das gleiche Ziel hatten. "Passt du auf mich auf?", wurde die Frage etwas anders formuliert. Masa sprach sogar etwas lauter, so dass Tatsu ihn besser verstehen konnte. "Klar. Hab doch immer ein Auge auf euch", antwortete Tatsurou. Seine Stimme transportierte das Lächeln, welches auf seinen Lippen lag. Er achtete immer auf die anderen. Denn bis auf ihn schaute jeder gerne mal zu tief ins Glas. "Bisher hab ich aber immer allein nach Hause gefunden", reagierte der Kleinere auf die Worte seines Mitbewohners, wobei er sich über die Aussage sehr freute. Dies versteckte er aber gekonnt, denn er wollte nicht, dass Tatsurou es erfuhr. "Ich weiß." Nach dieser leisen Zustimmung wurde die Aufmerksamkeit des Größeren von etwas anderen gefangen genommen. "Die Pyramide", sprach er ehrfürchtig. Er fand sie jedes Jahr aufs Neue faszinierend. Dadurch blieb Masaaki abrupt stehen und sah zu dem Holzbauwerk, was auch ihn jedes Mal wieder faszinierte. Er betrachtete sie sich und entdeckte kurz darauf ihre Kumpels. "Da", machte er auf sich aufmerksam und deutete in die Richtung, in der die anderen standen. Ab jetzt konnten sie sich nicht mehr in ihrer Muttersprache unterhalten, sondern sie mussten deutsch sprechen. Masaaki hatte die Sprache vor zehn Jahren gelernt und beherrschte sie mittlerweile sehr gut. Sofort sah der Größere auch in die angegebene Richtung. Seine gute Laune stieg dadurch weiter an. Er beschleunigte seine Schritte und kam so als Erster bei ihren gemeinsamen Freunden an. Dem, mit dem er sich persönlich am besten verstand, legte er den Arm auf die Schulter und sah die anderen an. "Und was ist alles geplant?" Masa schloss zu den anderen auf und grüßte sie alle mit einem Lächeln und den üblichen Worten. Er hatte die Frage seines Mitbewohners verstanden. Daher war er es, der antwortete. "Glühwein trinken, die vielen Süßspeisen vertilgen und den Schnee genießen", zählte der Kleinste der Runde auf. Ein anderer ergänzte die Aufzählung noch, indem er meinte, dass sie sich ein wenig die Stadt anschauen wollten. Dies war mittlerweile Tradition, da sie es jetzt schon seit vier Jahren so taten. "Lasst uns mit den Süßigkeiten beginnen", entschied Tatsu, der sich auch sofort in Bewegung setzte. Ein paar in Schokolade getauchte Weintrauben oder Erdbeeren wären nicht schlecht. Darauf hatte er gerade richtig Appetit. Daher blieb er gleich am ersten Stand stehen. Hier wurden immer Süßigkeiten verkauft. Er musterte die Weintrauben in weißer, Vollmilch- und in dunkler Schokolade, bevor sein Blick zu den Erdbeeren mit den gleichen Schokoladensorten wanderte. Unschlüssig glitt sein Blick immer wieder zwischen den sechs Varianten hin und her. "Weintrauben mit weißer Schokolade", ertönte neben ihm die Stimme seines Mitbewohners, dessen Wunsch auch sogleich von dem Verkäufer entgegengenommen wurde. Kurz darauf bekam Masa seine Bestellung und strahlte mit der Sonne um die Wette. Er bezahlte schnell und packte dann seine Hände komplett aus. Sein Schal zog er etwas nach unten, denn sonst konnte er die Weintrauben nicht verspeisen. Er biss eine ab und schloss sogar seine Augen, als er sie genoss. "Lecker", murmelte er leise. Tatsu blickte zu dem Kleineren. Er leckte sich über die Lippen. "Darf ich probieren?" Die Antwort bestand aus einer Tat. Masa hielt seinem Mitbewohner den Spieß hin, so dass dieser sich eine Weintraube klauen konnte. Tatsu schenkte ihm noch kurz einen Blick, dann klaubte er mit seinen Zähnen und Mund eine mit Schokolade ummantelte Traube von dem Spieß. Genüsslich zerbiss er sie, kaute und strahlte. So drehte er sich zu dem Verkäufer und kaufte sich selbst ein paar Weintrauben, aber mit dunkler Schokolade. Mit dem Spieß in der Hand drehte er sich zu den anderen. "Weiter!" Den Anblick, den Tatsu ihm damit bot, war unglaublich. Es warf Masa regelrecht um, was er sich nicht so wirklich erklären konnte. Doch ließ er sich nichts anmerken, denn er fragte nach, ob er von der dunklen Schokolade kosten durfte. Nun war es an Tatsurou dem Kleineren seinen Spieß hinzuhalten, was er auch sofort tat. Sein Blick lag dabei auf seinem Mitbewohner. Dieser machte es seinem Kumpel - so konnte er Tatsu mittlerweile bezeichnen - nach. Er umschloss mit seinen Zähnen und seinen Lippen eine der Weintrauben und zog sie von dem Spieß. Dabei schloss er sogar seine Augen, bevor er sie genüsslich kaute und herunter schluckte. "Lecker", rutschte ihm über die Lippen, bevor er sich die Weintrauben in weißer Schokolade weiter schmecken ließ. Fasziniert hatte der Größere ihn dabei beobachtet. In seinen Augen wechselten die Gefühle zwischen überrascht, erregt, erfreut und verwirrt. Am Ende blieb jedoch nur die Freude. Und so machten sich die Freunde auf über den Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz zu laufen. An jeder Glühweinbude hielten sie an. Alle, bis auf Tatsu, genehmigten sich dann immer einen. Dadurch war die Gruppe mächtig angeheitert, als sie den Domplatz verließen und sich in den Stadtkern auf machten. "Mein Lebkuchenherz", polterte es plötzlich aus Masaaki, der diese Süßspeise noch nicht sein eigen nennen konnte. Bisher hatte er sich jedes Jahr eines auf dem Weihnachtsmarkt gekauft. Da er aber schon angeheitert war, klang seine Stimme traurig und leicht fordernd zugleich. In seinem tiefsten Inneren wünschte er sich, dass Tatsu ihm dieses Jahr ein solches Herz schenken würde. Als dieser Gedanke nach oben in sein Bewusstsein kam, erschrak er und schüttelte sich. Was war mit ihm los? So hatte er doch bisher nie gedacht. Warum dann gerade jetzt? Nur in seinem derzeitigen Zustand würde er keine Antwort darauf finden. Also beließ er es dabei und lief brav neben den anderen her in den Stadtkern. Tatsurou hatte den Wunsch, der mit trauriger Stimme hervor gebracht worden war, vernommen und sich eine gedankliche Notiz gemacht. Doch nun stand der Anger auf ihrem Plan. Die Geschäfte auf dem Weg dorthin hatten schon geschlossen und die Restaurants interessierten sie nicht. Dafür lachten sie und kamen bei dem kleinen und eher für Kinder ausgelegten Weihnachtsmarkt an. Aber auch hier gab es einen Glühweinstand. "Da", rief einer ihrer Freunde und hielt auch so gleich auf den Stand zu. Tatsu sah sich nach Masa um. Heute hatte er das Bedürfnis auf seinen älteren Kumpel aufzupassen. Dieser war sofort bei der Nennung von Glühwein an seinem Mitbewohner vorbeigelaufen. Seine Füße trugen ihn, so schnell sie konnten, zu dem Stand und er gab ihre Bestellung auf. Für Tatsu war natürlich wieder ein Kinderpunsch dabei. Diesen bekam er zuerst in die Hand gedrückt. Daraufhin drehte sich der Kleinste ihrer Runde zu seinem Mitbewohner und strahlte diesen aus unerfindlichen Gründen an, als er ihm den Kinderpunsch entgegen hielt. Tatsu war langsamer gefolgt. Dankbar nahm er das warme Getränk entgegen. Er legte beide Hände darum und pustete, bevor er den ersten Schluck trank. Genießerisch schloss er seine Augen. Dieser schmeckte besser als die anderen. "Hier", wandte sich unterdessen einer an Masa und hielt ihm einen richtigen Glühwein hin. Mit einem Mal wurde Masaaki warm ums Herz. Tatsu sah zum Anbeißen süß aus. Jedenfalls empfand das der Webdesigner. Dadurch bekam er auch nicht mit, dass ihm der Glühwein gereicht wurde. Sein Braun war noch immer auf seinen Mitbewohner gelenkt, von dessen Anblick er sich nicht lösen konnte. "Nicht träumen", machte Daniel auf sich aufmerksam. "Sonst trink ich den auch noch." Die Worte ließen Tatsu seine Augen öffnen und zu seinen Freunden blicken. "Glühwein mag ich nicht", sprach er zu Daniel, der lachend seinen Kopf schüttelte. Masaaki zuckte regelrecht zusammen, als er Tatsus Stimme vernahm. Er wurde ja abrupt aus seinen Gedanken gerissen. Dankend nahm er seinen Glühwein entgegen und legte seine beiden Hände um die Tasse, so dass diese gewärmt wurden. Langsam führte er das dampfende Getränk an seinen Mund, wo er erst pustete, bevor er einen kleinen Schluck davon trank. Dabei verbrannte er sich seine Zunge, da er mit seinen Gedanken schon wieder woanders war. "Au", kam es von ihm und aus einem inneren Impuls heraus nutzte er seine Muttersprache, um zu sagen, dass er sich gerade die Zunge verbrannt hatte, weswegen die Anwesenden, die kein Japanisch konnten, verwirrt und fragend zu dem Älteren der beiden Japaner blickten. Besorgt wurde er von Tatsu angesehen. "Alles okay?", fragte dieser ebenfalls auf Japanisch. "Hey, redet deutsch", protestierte einer ihrer Freunde. "Heiß, heiß", erwiderte Masa, der noch immer Japanisch sprach. Doch als ihr Kumpel sie aufforderte, Deutsch zu reden, schwenkte Masaaki wieder um. "Die ganze Zeit hab ich mich nicht verbrannt. Warum jetzt?", fragte er mehr sich selbst. "Du warst unaufmerksam", lieferte ihm Tatsu sofort eine Antwort, welche Daniel unterstrich. "Magst nen bissel Eis, um deine Zunge zu kühlen?", bot der Jüngere noch an. "Unaufmerksam, ich?" Masa konnte es nicht glauben, dass ihm so etwas passieren konnte. Er blickte aus seinem Braun zu seinem Mitbewohner, zu dem er aufsehen musste. "Kein Eis. Glühwein", verließ seine Kehle. "Den hast du noch", entgegnete der Größere grinsend und nahm einen Schluck von seinem Kinderpunsch, dabei ließ er seinen Blick schweifen. "Eine Losbude." Seine Stimme war von Begeisterung getränkt und seine Augen leuchteten. "Du magst jetzt Lose ziehen?", wurde er von Masa gefragt, der nun ganz langsam und sehr aufmerksam seinen Glühwein trank. Der jüngere Japaner nickte. "Da gibt es einen Eisbären als Preis." Sein Kinderpunsch war fast vergessen. "Was willst du mit einem Eisbären?" Fragend blickten den Größeren zwei braune Seelenspiegel an. Nun wurde Tatsu verlegen. "Für mein Bett." Manchmal fühlte er sich allein und dann nahm er ein Kuscheltier, welches er fest drückte. "Soll ich dir einen kaufen?", wollte Masaaki neugierig wissen. Der Alkohol hatte seine Gehirnwindungen schon sehr im Griff, denn sonst würde er solch eine Frage nicht stellen. Im Moment regierte sein Unterbewusstsein, was er selbst gar nicht bemerkte. Er trank seinen Glühwein aus und legte sofort fest, dass er noch einen trinken wollte. Heftig nickte Tatsu. Es klang zu verlockend, um es abzulehnen. "Gut", bestätigte Masa mit einem sanften Lächeln, was einen Hauch von Verliebtheit in sich trug. Er sah sich um und entdeckte den Glühweinstand von eben. Sofort lief er dorthin und orderte sich einen weiteren Glühwein. Mit diesem kam er dann zurück zu seinen Kumpels und strahlte diese glücklich und zufrieden an. Die meisten bekamen nicht mehr alles mit, weswegen diese Aktion an ihnen vorbei ging. Tatsu nutzte den Zustand ihrer Freunde aus und fasste nach Masas Hand. So zog er den Kleineren mit zu der Losbude. Seine Augen strahlten, als er die Eisbären sah. "Den da", sprach er und zeigte auf einen Eisbären, der ungefähr 40 Zentimeter groß war. Eine Welle des Glücks und der Wärme durchflutete den kleineren Körper, als er die warme Hand an seiner kalten spürte. Masa ließ sich ziehen und folgte dem Fingerzeig seines Mitbewohners. "Aber genau den wird es so im Geschäft nicht geben", meinte Masa und sah dabei zu Tatsu. "Mag aber so einen Großen", entgegnete Tatsu schmollend. Manchmal war er wie ein kleines Kind. "Die anderen sind zu klein für meine Arme", schickte er noch hinterher. Süß, schoss es durch Masas Kopf, als er den Jüngeren so schmollen sah. Er erklärte ihm in aller Ruhe und schon sehr lallend, dass er ihm auch solch einen großen Eisbären kaufen würde. Das versprach er dem anderen. Er würde ihm sogar noch einen viel größeren kaufen, wenn er einen ausfindig machen konnte. Das wusste er. "Danke." Da Tatsurou schon viel zu lange in Deutschland lebte, umarmte er Masa einfach. "Dafür koch ich mal für dich." Den Glühwein von eben hatte er schon längst ausgetrunken gehabt, daher konnte er sich richtig in die Umarmung fallen lassen, was er auch unbewusst machte. Er drückte sich sogar an den Körper des Größeren und genoss die Umarmung in vollen und ganzen Zügen. Nach einer Weile fragte er seinen Mitbewohner, ob er noch einen Glühwein bekommen konnte. Er wollte gern noch einen trinken. Masa war es egal, dass er schon den letzten hätte nicht mehr trinken dürfen, denn geradeaus laufen geschweige denn noch gerade stehen konnte Masaaki schon seit einiger Zeit nicht mehr. Es waren eindeutig zu viele Tassen Glühwein, die der ältere Japaner intus hatte. "Blaubeergeschmack?", fragte Tatsu nur nach, während er die Umarmung löste und den Älteren sanft an lächelte. "Apfel", kam es von Masa, der am liebsten Heidelbeer- und Apfelglühwein trank. Diese beiden waren schön fruchtig und er konnte sie wie Saft trinken. Genau das war sein Verhängnis. Er war ja nicht mehr nur angeheitert. Nein, er war schon regelrecht betrunken, wovon er selbst natürlich nichts mitbekam. "Kommt sofort", reagierte Tatsu, der zu dem Stand zurück ging. Er orderte einen Apfelglühwein und eine Bratwurst im Brötchen. Mit den beiden Sachen ging er zurück zu dem Kleineren. "Hier." Er hielt Masa den Glühwein hin. "Die Tasse ist hübsch", fiel ihm dabei auf. "Dann nehmen wir sie mit", lallte Masa in Japanisch und nahm die Tasse in seine Hände, die er auch sofort wieder wärmte. Behutsam trank der Ältere nun den Glühwein, damit er sich nicht wieder verbrannte. Dabei war sein Braun auf den größeren Japaner gerichtet, der in seine Bratwurst biss und zufrieden kaute. Nachdem er runter geschluckt hatte, nickte er. "Wollen wir weiter? Wir waren noch nicht am Wenigemarkt." "Oh ja", strahlte Masa, der sich schon in Bewegung setzte. Dass er dabei stark taumelte bemerkte er selbst. "Huch", kam dadurch von ihm. Tatsurou trat neben ihn und hielt ihm seine Hand hin. In der anderen hatte er noch sein Brötchen, von dem er fröhlich abbiss. Erneut durchzog ihn diese wunderbare Wärme, so dass er kurz seine Augen schloss. Dabei wurde ihm leicht schwindelig, so dass er sie gleich wieder aufriss. Mit leiser Stimme bedankte er sich für die Fürsorge, während sie sich in Bewegung setzten. Tatsu verneinte bescheiden, da er es für nichts Besonderes hielt. Dafür setzte er sich in Bewegung und achtete auf den Älteren. Seine Bratwurst war fast alle. Masa setzte einen Fuß vor den anderen, nachdem er seinen Glühwein ausgetrunken hatte. Die Tasse reichte er seinem Mitbewohner. Dieser sollte sie einpacken, was der Größere auch tat. Die kleine blaue Tasse verschwand in seiner Jackentasche. Mit seiner freien Hand zog er seinen Schal wieder höher, um seinen Mund vor der Kälte zu schützen. Dem Kleineren war mittlerweile warm, so dass ihm sein Schal egal war. Sie setzten sich gemeinsam in Bewegung, wobei Tatsu noch immer die Hand des Kleineren festhielt. Ein Fuß vor den anderen setzend strahlte Masa mit der Sonne um die Wette, auch wenn das niemand der Anwesenden sehen konnte. Plötzlich geriet er ins Straucheln und stolperte, als er mit seinem Fuß an einem Stein hängen blieb und dadurch mit dem anderen falsch auftrat. "AU", ertönte die Stimme Masas, die sehr schrill und schmerzvoll klang. Augenblicklich konnte man Sorge in den Augen des schlaksigen Japaners erkennen. Er beugte sich zu Masa und fragte sorgenvoll, was passiert war. "Mein Fuß", kam es von dem Kleineren, der versuchte aufzutreten, aber vor Schmerz erneut schrie. Ohne lange zu überlegen machte Tatsu einen Schritt vor den Kleineren und ging in die Hocke. "Komm", forderte er den Älteren auf. Er würde ihn Huckepack tragen. Dem Angebot kam Masa sofort nach. Er kletterte auf den Rücken des Größeren und schmiegte sich sogar an. Fest drückte er sich an Tatsu und schloss die Augen. Er fühlte sich wohl und die Geborgenheit, die er in diesem Moment spürte, war ungewohnt, aber sie gefiel ihm. Tatsurou legte seine Hände unter Masaakis Hintern und erhob sich dann wieder. "Wir sollten lieber heim, als noch zum Wenigemarkt", meinte er besorgt. "Ich bekomme keinen Glühwein mehr?", fragte Masa traurig, der am liebsten weiter trinken wollte. Er wusste nicht, dass für ihn Schluss sein sollte. "Du kannst nicht mehr stehen", entgegnete Tatsu ernst. "Aber...", schmollte Masaaki nun und kuschelte sich unbewusst noch mehr bei Tatsu an. "Der Weihnachtsmarkt ist noch ne Weile, da kannst du noch ne Menge Glühwein trinken." Tatsu lief mit ihm dennoch in Richtung Wenigemarkt. Da sie darüber heim kamen. Nickend gab der Kleinere nun doch nach und fragte mit ganz leiser Stimme den Jüngeren, ob er ihn dann auch in sein Bett legen würde. "Auf den Boden lass ich dich nicht plumpsen", reagierte Tatsurou grinsend. Am Wenigemarkt machte er Stopp bei einem Süßigkeitenverkäufer. Dann trat er den Heimweg an. Kapitel 2: Weihnachtsbäckerei ----------------------------- Er wusste, was sein Mitbewohner mochte. Das war der Grund, warum ihre Wohnung ausgehend von der Küche mit Musik erfüllt wurde. Da er selbst nichts gegen Musik hatte, aber weniger eine favorisierte Stilrichtung besaß, hatte sich Tatsurou für Weihnachtsmusik entschieden. Er hatte eine Mischung von deutsch-, englisch- und japanischsprachigen Liedern zusammen gestellt. Gerade lief eines, welches er sehr gut aus seiner Kindheit kannte, daher sang er mit. Nebenbei holte er ihre Waage hervor. Heute wollten sie backen. Plätzchen, was immer viel Spaß machte. "Morgen, Tatsu", wurde er von seinem Mitbewohner begrüßt, wobei dieser gähnen musste. Scheinbar hatte seine Lockmethode funktioniert. "Einen wunderschönen zweiten Advent", wünschte Tatsu beim Umdrehen mit einem strahlenden Lächeln. Sein Singen hatte er unterbrochen, ebenso die Suche nach ihren Ausstechförmchen. Dafür lag nun sein Blick auf dem Älteren, dessen Anblick ihm ein Schmunzeln entlockte. Man sah Masa immer deutlich an, wenn er noch nicht munter war. Da er darauf aber vorbereitet gewesen war, konnte er ihm jetzt etwas Gutes tun. "Magst du Tee?" Während er fragte, ging er zu ihrem Wasserkocher, vor dem eine Kanne frisch gekochter grüner Tee stand. Er goss eine Tasse ein und reichte sie dann Masaaki. Der Kleinere nickte und blieb im Eingang der Küche stehen. Er nahm die Tasse Tee dankend an und betrachtete sich die Küche. "Du hast ja schon angefangen", warf Masa eine Tatsache auf, die keineswegs zu übersehen war. "Hab gedacht ich such schon alles zusammen", verteidigte sich Tatsu. Sein Blick lag weiterhin auf dem Kleineren. "Aber einen Teig hab ich noch nicht gemacht. Damit wollt ich auf dich warten." Nun lächelte er wieder. Denn sein Plan war aufgegangen. Letztes Jahr hatte er es ausprobiert und dieses Jahr wiederholt. Es freute ihn ungemein, dass er Masa mittlerweile so gut kannte. Er mochte ihn sehr, obwohl das anfangs nicht so gewesen war. Da hatte ihn besonders gestört, dass der Ältere immer recht lange zum Aufwachen brauchte. Jetzt jedoch liebte er es, wenn er den anderen mit noch verschlafenem Blick und zerzausten Haaren zu Gesicht kam. Das war ein überaus niedlicher Anblick. Gähnend ließ dieser die Tasse des Heißgetränkes zu seinem Mund wandern. Bevor er einen Schluck trank, pustete er. Masa nahm die Tasse wieder etwas herunter und sah zu den Zutaten für ihre Weihnachtsbäckerei. "Was backen wir heute?", wollte er neugierig wissen. Der Größere drehte sich lieber ihrem Esstisch, der Küche stand, zu. Wenn er den anderen weiter beobachtet hätte, dann hätte er sich in dieser verloren. Es reichte, dass ihm dies am vergangenen Adventswochenende passiert war. Also besah er sich die ganzen Zutaten und wusste wieder, was er noch gesucht hatte. "Plätzchen. Ganz normale mit Zuckerguss", antwortete er mit deutlich hörbarer Vorfreude in der Stimme. "Auch mit Matcha drin?", wurde sofort gefragt, während Masa seine Teetasse erneut zu seinem Mund führte und einen Schluck trank. Danach fragte er den Größeren, was sie zum Essen da hatten. "Können wir machen", antwortete Tatsurou, der vorsorglich alles besorgt hatte. Bei Masaaki wusste man nie, was sich dieser merkte oder einfach wieder vergaß, weil es für den Moment unbedeutend wirkte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten damit hatte sich Tatsu daran gewöhnt und sorgte immer vor, wenn sie etwas gemeinsam machten. So auch heute. "Aber sag mal, wo sind die Ausstechformen?" Dadurch vergaß er die Frage wegen Mittagessen. Die Antwort, dass sie sich im Schrank befanden, wurde gegeben, wobei der Kleinere mit seinem Finger auf den entsprechenden Schrank zeigte. "Hab Hunger", kam es leicht maulend von Masa. Tatsus Blick glitt zu ihm, folgte dessen Fingerzeig und blieb an der Schranktür hängen. Er öffnete sie und mit einem erfreuten Laut nahm er die Kiste mit den Förmchen heraus. Er stellte sie zu dem Rest auf den Küchentisch. Dann zauberte er ein volles Brotkörbchen hervor. "Frisch vom Bäcker", sprach er an Masa gewandt. Er fand dessen maulende Stimme total süß, weswegen er die Brötchen absichtlich versteckt hatte. Auch die folgende Reaktion, welche er erahnte, da er sie kannte, mochte er. Außerdem durchströmte ihn so immer ein Glücksgefühl, dass nur Masaaki mit seinen Reaktionen in ihm auslösen konnte. Sofort erhellte sich das Gesicht des Älteren, der zu strahlen anfing. Dies konnte Tatsu auch an dessen braunen Seelenspiegeln erkennen. "Lecker", unterstrich Masa seine Vorfreude auf die frischen Brötchen, wobei er schon zum Stuhl ging und sich setzte. Lächelnd holte der Jüngere Butter und den Belag, den sie da hatten, hervor. Die süßen Sachen vergaß er natürlich nicht. Danach ließ er sich Masa gegenüber nieder. Auch vor ihm stand ein Teller, weswegen er sich ein Brötchen nahm. Er hatte für den anderen sogar ein Croissant gekauft. Den Moment, in dem es der Ältere entdeckte, konnte er nicht erwarten, weswegen er ihn die ganze Zeit beobachtete. Mal direkt, mal nur aus dem Augenwinkel. Noch verschlafen wirkend und nicht direkt hinsehend, was er machte, nahm Masa sich ein Brötchen aus dem Korb und schnitt es auf. Dadurch registrierte er das Croissant nicht. Er legte die zwei Brötchenhälften auf seinem Teller ab und schnappte sich die Butter, die er auf der hellen Backware verteilte. Danach folgte die Marmelade. Dabei entdeckte er nun das Croissant und strahlte erneut. "Ein Croissant", kam es freudig erregt von ihm, wobei sein Braun zu glitzern anfing. Auf diesen Ausdruck hatte Tatsu gewartet. Vor ungefähr einem dreiviertel Jahr war ihm dieser Ausdruck zum ersten Mal aufgefallen. Seitdem machte er alles mögliche, um genau dieses Glitzern wieder zu sehen. Unbewusst stellte er seinem Arm angewinkelt auf die Tischplatte und legte seinen Kopf in die Hand. Mit einem warmen Gesichtsausdruck beobachtete er den Kleineren, verlor sich in dem warmen Braun Masas. "Ist das für mich?", wurde Tatsu mit unschuldig klingender Stimme gefragt. Seines mit Marmelade beschmierte Brötchen lag unbeachtet auf Masas Teller. "Ja, kleines Leckermaul." Es war das erste Mal, dass er ihn bei einem Spitznamen nannte. Aber er passte im Moment so wunderbar und er achtete nicht darauf, was er sagte. Seine Gedanken waren so schön träge und er genoss es, verlor sich noch mehr in dem Anblick Masas. "Danke", strahlte Masaaki bis über beide Ohren. Jetzt erst biss er von seinem Marmeladenbrötchen ab. Wow, dachte Tatsu. Das Lächeln war die Wucht. Deswegen riss er sich von dem Anblick los. Er löste Gefühle in ihm aus, die ihn verwirrten. Masa war für ihn Familie. Seine einzige Verbindung nach Japan. Doch dieses Lächeln ließ ihn etwas anderes fühlen, etwas Tieferes. Etwas, worauf er sich nicht so schnell mehr einlassen wollte. Daher widmete er sich seinem Brötchen und biss herzhaft in eine Hälfte. "Womit fangen wir dann an?" Masa kaute und schluckte erst den Bissen herunter, ehe er seine Stimme erhob. "Welcher Teig muss noch mal in den Kühlschrank?" Da er die Antwort nicht auswendig wusste, erhob sich Tatsu und holte ihr selbst geschriebenes Kochbuch heran. Schnell fand er die Seiten mit den verschiedenen Teigen, die sie immer machten, und schlug die erste auf. Er überflog das Rezept. "Der Mürbeteig muss kurz in den Kühlschrank", gab er dann Auskunft. "Machen wir den und stechen in der Zwischenzeit Lebkuchen aus?" Den Teig hatten sie gestern schon gemacht, da er 12 Stunden gehen musste. Masa nickte nur, da er gerade von seinem Brötchen abgebissen hatte. Da es der letzte Bissen war, nahm er sich nun das Croissant und lächelte dabei überaus glücklich, da er sich auf das kleine Gebäck freute. Er schnitt es auf und beschmierte es mit Butter. So mochte er es am liebsten, was Tatsu schon aufgefallen war. Sie frühstückten am Wochenende oft zusammen. Genüsslich biss Masa ein Stück ab. "Lecker", betonte er noch einmal, während er kaute. Dieses kleine Wort ließ Tatsu wieder zu seinem Mitbewohner schauen. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er beobachtete, wie das Croissant verspeist wurde. "Ich warte aber, bis du fertig bist." Er lehnte sich zurück und aß seine zweite Hälfte von dem Brötchen. "Das könnte ich immer essen", gestand Masaaki, der die erste Hälfte schon verspeist hatte. Es folgte die zweite, die er ebenso genoss. Seine Gesichtszüge wirkten sehr entspannt und er wurde langsam munter. Er wuschelte sich sogar seine Haare zurecht und trank noch einen kräftigen Schluck von seinem Tee. "Süß", hauchte Tatsu, der von diesen Aktionen nichts verpasste. Seine Augen verfolgten die Finger förmlich, während sie durch die Haare fuhren. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie sich das Haar Masas wohl anfühlen mochte. Er war völlig gefangen von dem Anblick des anderen, dass er gar nicht reagierte. "Was?“, fragte Masa, der sein Croissant mittlerweile aufgegessen hatte und seinen Mitbewohner mit fragendem Blick bedachte. "Was?", reagierte der Größere, welcher durch die Frage aus seiner Träumerei gerissen worden war, aber nicht verstanden hatte, was genau gefragt worden war. "Was hast du eben gesagt, Tatsu?" "Ich hab was gesagt?" Schon wieder reagierte er mit einer Gegenfrage. Ihm war nicht bewusst, dass er das kleine Wort süß nicht nur gedacht, sondern auch ausgesprochen hatte. "Lass uns mit Backen anfangen", wechselte Masa das Thema, während er sich erhob und den Tisch von den Spuren ihres Frühstücks befreite. "Oh ja", freute sich Tatsu, der sich sogleich über das Rezept beugte. "Wie viel Mehl brauchen wir?", fragte er das Buch und suchte mit seinen Augen die entsprechende Angabe. Als er sie gefunden hatte, legte er einen Finger darunter und las die Zahl mehrfach. Dann nahm er sich das Mehl und die Waage. "Wobei kann ich dir helfen?", ertönte Masas Stimme direkt neben dem Größeren, da er hinter diesem stand und sich zur Seite beugte, so dass er leicht an ihm vorbei ins Buch schauen konnte. "Kümmerst du dich um die Butter?" Die Frage war eine Bitte, während sich Tatsu auf das Abwiegen konzentrierte. Nach dem Mehl griff er sich den Zuckker. "Mach ich", stimmte Masa zu und setzte das in die Tat um, was ihm gerade aufgetragen wurde. Dabei fing nun er an zu singen, denn die Songs luden zum Mitsingen ein. Während Tatsu den Rest zu dem Mehl mischte - der Zucker war in einem separaten Gefäß abgemessen - lauschte er der Stimme. Sie war beruhigend und half ihm immer beim Entspannen. Daher schloss er einen Moment die genau und hörte genau zu. Die Art, wie Masa sang, war in seinen Augen einzigartig, aber wunderschön. Er hatte in seiner Bewegung verharrt. Daher hatte er einen Löffel, der in dem Mehlgemisch steckte, in der Hand, rührte aber nicht um, was seine eigentliche Intension gewesen war. Davon bekam der Kleinere nichts mit. Er war zu sehr mit dem Schmelzen der Butter beschäftigt. Nachdem diese aber fertig war, drehte er sich zu Tatsu und sah, dass dieser in seinen Bewegungen gestoppt hatte. Daher sprach er ihn einfach an. Sofort rührte der Größe das Mehl mit dem Rest um und drehte seinen Kopf. Der Gesang, dem er bis eben gelauscht hatte, war verstummt, daher konnte er sich wieder konzentrieren. "Dann wollen wir mal alles vermischen", meinte er und nahm sich das Handrührgerät. Natürlich spritzte er mal wieder und saute damit den Tisch ein, aber das war ihm egal. Das Ergebnis zählte. Bei dem Anblick musste Masa lachen. Er setzte sich auf den Stuhl, auf dem er bis eben gesessen hatte, und beobachtete Tatsu einfach. Es konnten ja nicht beide den Teig zubereiten. Nach ein paar weiteren Minuten machte dieser die Küchenhilfe aus, klopfte sie ab und stellte sie dann zum Spülbecken. "Jetzt geht's dir an den Kragen", sprach er an den Teig gewandt, nachdem er sich zu diesem umgedreht hatte. Herzhaft griff er mit seinen Händen hinein und knetete den Teig zu einer schönen Kugel, dabei warf er mit Begriffen aus seinem letzten Videospiel um sich. "Was hast du da wieder für ein Game gezockt?", wurde er daher gefragt. Grinsend nannte Tatsu ihm den Namen, bevor eine Erklärung über das Spiel folgte. In der Zwischenzeit stellte er den Teig in den Kühlschrank und drehte sich dann wieder zu dem Tisch. "Was für ne Sauerei", stellte er wenig begeistert fest. "Das ist doch immer so, wenn du Teig anrührst", lachte Masa, der sich keinen Zentimeter bewegte. Tatsu grummelte. Dazu mischte sich ein Fluch, als er sich den Lappen aus der Spüle nahm und begann den Tisch zu putzen. "Was die Wand hab ich auch getroffen?" Überrascht sah er zu dieser, den Lappen in der rechten Hand und geweitete Augen. "Auf ganzer Linie", kam es lachend von Masaaki, der sich nicht beruhigen konnte. Es war schön, dass er den anderen zum lachen brachte und so diesen warmen, hellen Klang hören durfte. Aber dass er alles eingesaut hatte und es nun auch noch sauber machen musste, störte ihn gewaltig. Da konnte er es doch gar nicht genießen, dass Masa lachte. Grummelnd wischte er mit dem Lappen über die Wand und machte so nur die Tapete nass. Denn hier waren keine Fliesen. Dies ließ erneut fluchen. Masa beruhigte sich und sah zu seinem Mitbewohner, den er fragte, ob er helfen sollte. "Bitte." Der Größere klang völlig verzweifelt und sah ihn auch so an. Der Kleinere nahm sich den Lappen und kümmerte sich schnell darum, dass die Küche wieder sauber aussah. Nachdem er dies erledigt hatte, wusch er den Lappen aus und legte ihn zur Seite. Er setzte sich wieder zu seinem Mitbewohner und sah ihn abwartend aus seinen braunen Seelenspiegeln an. "Danke." Tatsu sah ihn ehrlich dankbar an. Dann ging er zum Kühlschrank und besah sich den Teig. "Er ist soweit fertig. Wollen wir dann die ausstechen?" "Viele Sterne und Weihnachtsbäume", strahlte Masaaki seinen Mitbewohner an. "Aber auch Lebkuchenmänner", meinte Tatsu, der die zwei Wünsche des Älteren heraus suchte. Er legte immer zuerst die Ausstechförmchen bereit. Danach streute er etwas Mehl auf die Tischplatte, welches er verteilte. Erst danach holte er die Schüssel mit dem Mürbeteig aus dem Kühlschrank. Er stellte sie auf den Tisch und betrachtete sich den Teig. "Ist gut geworden", murmelte er stolz auf sich selbst. "Ich liebe Sterne", kam es von dem Kleineren, der zustimmte, dass sie auch Lebkuchenmänner ausstechen sollte. Er legte noch die Herzausstechform dazu, während er in seinen Bart mumelte, so dass Tatsu es nur als Hauchen vernehmen konnte. "Dir würde ich die Sterne vom Himmel holen." Durch das Hauchen war sich der Größere nicht sicher, was der andere gesagt hatte, weswegen er lieber schwieg. "Rollst du den Teig aus?", fragte er Masa stattdessen und suchte schon ihr Nudelholz. Angeblich hatte alles seinen Platz, aber er fand immer nichts. "Gibst du mir eine Weinflasche?", wurde Tatsu gefragt, während Masaaki sich erhob und so vor den Teig stellte, dass er ihn ausrollen konnte. Er verteilte das Mehl noch etwas großzügiger und wartete auf die Flasche, um den Teig dünn ausrollen zu können. Diese Bitte erleichtete Tatsu. Denn er wusste genau, wo die Weinflaschen standen, obwohl er keinen trank. Er trank gar keinen Alkohol, aber er verwendete sie zum kochen und schenkte Masa ab und an zum Essen ein Glas ein. Er öffnete den Schrank, wo sie ihren Vorrat lagerten. Als er eine herausnahm, fiel ihm ein, dass er für den anderen ja mal wieder kochen konnte. Mit diesem Vorsatz und einem entsprechend vorfreudigen Lächeln auf den Lippen reichte er Masa die Flasche. Dieser bedankte sich und nahm die Flasche in seine Hand. Er drehte sich zu dem Teig und rollte ihn aus. Es dauerte eine Weile, ehe er die richtige Dicke besaß. Zwischendrin fluchte er wie verrückt, da der beigefarbene Teig nicht so wollte, wie er sollte. Dadurch stoppte Masaaki mit seiner Tat und wischte sich mit seinem Handrücken über seine Stirn, dabei verteilte er Mehl, welches sich an seinen Händen befand, in seinem Gesicht. Auf jeden Fall war es nun auch in seinem Gesicht zu sehen. Genauestens beobachtete Tatsu ihn dabei. "Weißt du", begann er nachdenklich. Die Weihnachtsmusik lief vergessen im Hintergrund. "Wir ergänzen uns sehr gut." Seine Augen glitten von dem Teig zu dem Gesicht. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen. "Und wir sind uns ähnlich." Aus dem Lächeln wurde ein Grinsen. "Du bist tollpatschig. Und ich bin es auch." Er hob seine Hand. Sein Grinsen wurde verschmitzt. Vorsichtig malte er mit einem Finger das Katakana ba Masa auf die Wange. Masa legte seinen Kopf in die sanfte Berührung durch Tatsurous Finger, bevor er ihn fragte, was er auf die Wange gezeichnet hatte. Außerdem interessierte ihn, was Tatsu damit meinte, dass sie sich sehr gut ergänzten. Am Ende murrte Masa sogar herum, dass er nicht tollpatschig war. Lachend schrieb Tatsu erst noch auf die andere Wange das Katakana ka. Dazu war er um den anderen getreten. Er trat einen Schritt zurück und besah sich Masa. "Was ich nicht kann, das kannst du und umgekehrt", erklärte er seine eine Aussage. Auf das andere wollte er nicht eingehen. Noch nicht. Der Kleinere nahm die Worte auf und widmete sich wieder dem Teig. Es dauerte jetzt nicht mehr solange, ehe er fertig ausgerollt war. Nachdem dies erledigt war, schnappte sich Masa die Sternausstechform und begann einfach, eine Menge von diesen zu erstellen. Tatsu schnappte sich den Lebkuchenmann und drängelte seine Form dazwischen. Er drückte sie in den Teig und gab ein erfreutes Quietschen von sich, als er die Form wieder hoch zog und der Abdruck zurück blieb. Er war so fasziniert davon, dass er genau beobachtete wie die Kanten der Form in den Teig schnitten und ihn so teilten. "Ey", protestierte der Kleinere der Beiden. "Deine Lebkuchenmänner sind später dran. Erst mein Sternenhimmel", kam es mit schmollender Stimme von Masa, der seinem Mitbewohner einen zu seiner Stimme passenden Gesichtsausdruck schenkte. Tatsurou zog die Form zum dritten Mal aus dem Teig. Er sah zu dem Älteren und verharrte. Erneut schoss das Wort süß durch seinen Kopf. Das Mehl verziehrte das Gesicht und der Schmollmund ließ ihn so jung und unschuldig wirken, dass in dem Größeren das Bedürfnis wuchs, ihn vor den unlauteren Dingen der Welt zu beschützen. Er schüttelte seinen Kopf. Denn dieser Gedanke war abtrus, wusste er doch, dass Masa die dunklen Seiten der Welt schon betreten hatte. Mehrfach sogar. "Ich will meinen Sternenhimmel", protestierte Masaaki nun, denn Tatsurou hatte scheinbar nicht auf ihn gehört. Er blinzelte den Größeren mit leicht bösem Blick an und nahm ihm sogar die Form weg. Er legte sie zur Seite und stach munter weiter seine Sterne aus, was ihn sanft und glücklich lächeln ließ. Perplex sah Tatsurou der Form hinterher. Danach klebte sein Blick an den Fingern, die die Sternenform immer wieder in den Teig drückten, ihn so in viele kleine Sterne zerteilten. Nach einigen Minuten riss er sich los und ging zu ihrem Backofen. Er öffnete ihn, holte das Blech heraus und stellte es oben hin. Danach nahm er sich das Backpapier und legte es auf dem Blech aus. Anschließend trat er mit dem Blech neben Masa. "Magst du deine Sterne hier drauf legen?", fragte er vorsichtig. Masa drehte sich zu Tatsurou und nickte. Vorsichtig legte er seinen Sternenhimmel auf dem Backblech ab und strahlte den Größeren dabei bis über beide Ohren an. Nachdem er fertig war, bat er den anderen, die Mürbeteigsterne in den Backofen zu schieben. Mit dem vollen Blech ging Tatsu zurück zum Ofen. Erneut stellte er es auf der Herdplatte ab. Danach drehte er den Ofen auf. Er stellte die entsprechende Temperatur ein und holte ihr zweites Blech hervor. Dieses wurde ebenfalls mit Backpapier ausgelegt, bevor er es auf dem Stuhl, auf dem er vorhin gesessen hatte, abstellte. "Noch ein Blech Sterne und dann ein paar Lebkuchenmänner, bevor wir zum richtigen Lebkuchenteig kommen?", fragte er. Er wollte ausnahmsweise mal den weiteren Ablauf abklären. Das lenkte ihn ab. "Is das kein richtiger Lebkuchenteig?", wurde Tatsu gefragt, wobei Masa schon zustimmte und sofort weiter Sterne aus dem Teig löste. "Das ist der Mürbeteig", reagierte der Größere amüsiert. "Der Lebkuchenteig ist dunkler und steht noch auf dem Fensterbrett." "Oh." Verlegen kratzte sich Masa an seinem Hinterkopf und sah von dem Teig auf und zu dem auf dem Fensterbrett. Scheinbar war er noch nicht munter. Seine Aussage deutete daraufhin, was Tatsu amüsierte und zum Schmunzeln brachte. "Magst du einen schwarzen Tee haben?", bot ihm Tatsu an, während er den restlichen Mürbeteig zu einer Kugel knetete. "Ich setz mich lieber hier hin und beweg mich nicht mehr", nickte Masa, der sich für den Tee entschied und es Tatsu mitteilte. So kümmerte sich Tatsu in den nächsten Minuten um die erste und gleichzeitig um die zweite Ladung Plätzchen, setzte parallel dazu den Tee an. Nachdem Masa eine Tasse seines schwarzen Tees getrunken hatte, half er dem Größeren wieder. Gemeinsam verarbeiteten sie den kompletten Mürbeteig und dann noch den Lebkuchenteig, wobei sie hier ein paar mehr von den Lebkuchenmännchen machten, was Tatsu freute. Er malte diese nämlich gerne an. Mit einem mehr als vorfreudigen Gesichtsausdruck schob er das letzte Blech in den Ofen. "Das war's", meinte er, als er sich erhob und zu dem andere drehte. "Das reicht. Oder?" Fragend blickte er von der Schüssel voller, schon abgekühlter Plätzchen zu denen, die gerade abkühlten und anschließend zu Masa, an dem sein Blick hängen blieb. "Wir haben genug Plätzchen zum Essen, wenn die alle fertig sind", bestätigte Masa seinem Kumpel und blickte von unten zu ihm hoch. Er lächelte ihn sogar sanft an und meinte dann, dass er sich auf das Verzieren freute. Das Mehl war aus seinem Gesicht aber noch immer nicht verschwunden. "Womit fangen wir an?" Deswegen lachte Tatsu schallend. Am liebsten hätte er ein anderes Wort geschrieben, aber das würde verraten, was in seinem Inneren keimte. "Du solltest dein Gesicht waschen und ich räum solange die Backzutaten weg", schlug er vor, nachdem er sich beruhigt hatte. "Warum denn?", stellte er die geistreiche Frage. Ihm war deutlich anzumerken, dass er verpeilt war. "Du hast Mehl im Gesicht." Zur Unterstützung seiner Worte wischte Tatsu erneut sanft über die eine Wange, damit zerstörte er das Katakana ba. Anschließend hielt er seine weißen Finger vor Masas Gesicht. "Okay", war die Reaktion des Kleineren, der seinen Mitbewohner allein in der Küche zurückließ. Kurz sah Tatsu ihm hinterher. Dann drehte er sich um und begann den Tisch leer zu räumen. Er war so vertieft darin, dass er zusammen zuckte, als er Masas Stimme vernahm. "Gibst du mir ein neues Zuhause?", sprach dieser mit verstellter Stimme. Tatsurou drehte er sich um, entdeckte den Kleineren im Türrahmen stehend und strahlte. Ein Eisbär. Sein Mitbewohner hielt einen großen Eisbären in der Hand und... Wie in Trance schritt er auf den Kleineren zu. Seine Augen auf das Kuscheltier gerichtet. Bedächtig streckte er seine Hände danach aus und umschloss ihn mit den Fingern wie eine Glasfigur. Er hob ihn auf Augenhöhe, drückte seine Nase gegen die des Bären und den Bären danach an sich. "Natürlich bekommst du ein neues Zuhause bei mir", sprach er, wobei sein Blick zu Masa wanderte. Aus leuchtenden Augen sah er diesen an. "Der is total weich." "Steht auch kuschelweich irgendwo an ihm", reagierte Masa, dessen Gesichtsausdruck die Freude, die er gerade empfand, widerspiegelte. "Pass gut auf ihn auf", bat Masa den anderen. "Ich achte auf Aki. Versprochen, Masa", kam es von Tatsu, der den Eisbären noch an sich drückte. "Er bekommt einen Dauerplatz in meinem Bett." Mit diesen Worten trat er auf Masa zu. Tatsurou war ein emotionaler Mensch und sein Aufenthalt in Deutschland verstärkte dies nur. So beugte er sich nach unten. "Danke, Masaaki." Er sprach direkt neben der Wange des Kleineren, sodass sein warmer Atem diese streifte. Danach hauchte er einen Kuss auf sie und trat aus der Küche. Er ging in sein Zimmer. Behutsam setzte er den Eisbären auf seinem Bett ab. Er bekam einen Platz neben seinem Kopfkissen. Tatsu drückte seinem neuen Freund einen Schmatzer auf die Stirn, dann erhob er sich wieder. Bevor er sein Zimmer erneut verließ, holte er ein kleines Geschenk aus der Schublade seines Nachttisches. Mit diesem in der Hand ging er zurück. Wenige Schritte blieb er von Masa entfernt stehen. "Ist etwas passiert?", fragte er vorsichtig, da er den traurigen Blick sah. Ebenso erkannte er einen leichten Rotschimmer auf den Wangen Masaakis. Dieser war jedoch so schwach, dass er sich fragte, ob er sich das nicht einbildete. Es war abwegig, dass er dem anderen solch eine Reaktion entlocken sollte. Sie waren Freunde, fast wie Brüder, aber nicht mehr. "Du warst einfach weg", war es mit trauriger und unschuldig klingender Stimme zu hören. Tatsus Herz zog sich zusammen. "Hab nur dein Nikolausgeschenk geholt", entgegnete er leise und hielt das kleine, quadratische Geschenk dem Älteren hin. Dieser nahm es mit beiden Händen entgegen und besah es sich kurz, bevor er es öffnete. Kaum war das Papier weg, fing er zu strahlen an. Es war eine CD von einer Band, die er sehr mochte. "Danke", kam es begeistert und total aufgeregt von Masa. Tatsus Blick hatte aufmerksam auf Masa gelegen. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, als er sah, dass sich der andere freute. "Magst du sie gleich einlegen?" "Mag Weihnachtslieder beim Verzieren der Plätzchen hören", meinte er und legte die CD zur Seite, um kurz darauf die Zutaten für die Verzierungen zu suchen. Er stellte alles auf dem Tisch ab und sah auffordernd zu Tatsu. Mit einem Lächeln, welches zeigte, dass dies für Tatsurou ein wichtiges und dazu familiäres Ereignis war, setzte sich dieser auf einen Stuhl. "Machen wir einige nur mit Zuckerguss?", fragte er, nahm sich zeitgleich schon die Zitrone und den Puderzucker. "Und in Schokolade tauchen wir auch einige, ne?", wurde er von Masa sofort gefragt, der ein paar Schokoladensterne machen wollte. "Oh ja", stimmte Tatsu begeistert zu. "Vollmilchschokolade? Hab auch zartbitter gekauft." "Vollmilch ist süßer", kam ohne nachzudenken von dem Kleineren. "Okay", stimmte Tatsu zu, der den Zuckerguss gerade anrührte. "Und hier ist eine Spur Zitrone mit drin." Masaaki kümmerte sich auch sogleich um die Schokolade, die er über einem Wasserbad erhitzte. Nachdem die Schokolade flüssig genug war, fing er an und tauchte die Kekse nacheinander in die flüssige Schokolade. "Was für Pläne hast du für Weihnachten?", fragte Tatsu, während er die ersten Plätzchen, welche schon aufgereiht vor ihm lagen, mit Zuckerguss bestrich. Leise summte er das Lied mit. "Mit dir feiern, wenn ich darf", war es ehrlich von dem Kleineren der beiden Männer zu hören. "Das wär schön", reagierte Tatsu, der sonst alleine wäre. Er war ein Familienmensch, obwohl er seiner Familie mit dem Umzug nach Deutschland den Rücken gekehrt hatte. Er hielt jedoch noch Kontakt zu ihnen und sparte für einen Besuch in Japan. Zurzeit schrieb er ihnen regelmäßig und bekam auf Wunsch Pakete geschickt. Es ersetzte die Familie nicht. Daher freute er sich, wenn er mit seinem Mitbewohner feiern konnte. "Ich muss nur arbeiten am 24." "Magst du am 25. mit zu meinen Eltern?" Die Frage überraschte ihn sehr, weswegen er bei seiner Aufgabe stoppte und zu dem Kleineren, dessen Rücken zu ihm gedreht war, sah. "Das meinst du ehrlich", stellte er fest. Seine Stimme klang neutral. Doch seine Augen leuchteten schon vorfreudig. "Du vermisst deine Familie und ich möchte dir ein wenig davon geben", meinte Masaaki, der aufpasste, dass seine Schokolade nicht wieder fest wurde. Daher sah er Tatsu nicht an. Dieser erhob sich und trat hinter ihn. Tatsu legte seine Arme um den Kleineren und seinen Kopf auf dessen Schulter ab. "Danke", hauchte er überwältigt von der Freundlichkeit und der Zuneigung für den Älteren, welche in seinem Inneren drohte überzuquellen. Daher drückte er sich an den Kleineren. Kapitel 3: Weihnachtsgeschenke ------------------------------ Er hatte sich mit seinem besten Freund vor der Bratwurstbude direkt neben dem Anger 1 verabredet. Er war ausnahmsweise pünktlich, denn er wollte ein Geschenk für Tatsu kaufen. Bisher wusste er noch nicht so recht, was er dem anderen schenken sollte. Das war der Grund für seine Verabredung. Er brauchte Hilfe. Da er weit vor der vereinbarten Zeit an ihrem Treffpunkt angekommen war, wartete er geduldig auf seinen Kumpel. Während er wartete, beobachtete er die Menschenmassen, die aufgrund des Weihnachtsmarktes in Erfurt waren. Er bemerkte nicht einmal, dass er in seine Gedankenwelt abdriftete. Dabei ließ er das zweite Adventswochenende Revue passieren. An diesem hatten sie Plätzchen gebacken. Er erinnerte sich daran, wie Tatsu die Küche eingesaut und sie nicht wieder sauber bekommen und er ihm dabei geholfen hatte. Und dann war an dem Wochenende etwas vorgefallen, was Masa komplett aus der Bahn geworfen hatte und ihm so wieder vor Augen geführt worden war, was er für seinen Mitbewohner empfand. Die Bestätigung dafür war die Geste des Umarmens seitens Tatsurous. Ebenso waren die sanften Berührungen seiner Wange so wunderschön gewesen, dass er sich für einige Sekunden in diesen verloren hatte. "Tatsu", seufzte er verliebt, als er verträumt zu lächeln anfing. In diesem Moment trat sein Kumpel neben ihn. Den Namen hatte er nicht gehört, aber er erkannte den Blick. "Na, wer ist der Glückliche?", fragte er zur Begrüßung, wobei er ihm kurz die Schulter drückte. "Tatsu", kam es verliebt und verträumt von dem Kleineren, der kurz zusammenzuckte, da Martin - so hieß sein Kumpel - ihn aus seinen Gedanken geholt hatte. "Tatsu, wie in dein Mitbewohner Tatsu?", fragte Martin der Vollständigkeit halber nach. "Er ist traumhaft", rauschte Masa über die Lippen, der seinen Mitbewohner vor seinem geistigen Auge sah. "Er ist lustig", meinte Martin. Dieser war ein gemeinsamer Freund von ihm und Tatsurou, weswegen Martin sich solch ein Urteil erlauben konnte. "Hab' mir vorgenommen, es ihm zu sagen", weihte Masaaki seinen besten Kumpel in sein Vorhaben ein, bevor er sich einfach eine Bratwurst holte. Martin wartete die Prozedur des Kaufens ab, bevor er auf die Aussage reagierte. "Hast du schon einen Plan wie und wann?" "Nächstes Wochenende oder Heiligabend", beantwortete Masa das Wann. Für das Wie hatte er noch keine wirkliche Idee, was er Martin mitteilte. Daher fragte er den anderen, ob er eine Idee hatte. "Muss er Heiligabend arbeiten?", fragte Martin mit nachdenklich klingender Stimme. "Ja", nickte Masaaki und seufzte traurig. "Dann kannst du ja eure Wohnung herrichten", reagierte sein Kumpel, bevor er fragte, wo sie anfangen wollten. "Ich möchte ihm einen Christmas Cake backen. Darf ich dazu deine Küche nutzen?", wollte Masa von seinem Kumpel wissen, wobei er schon ins Anger 1 ging. Er musste sich etwas aufwärmen, denn ihm war kalt. Er gab sogar zu, dass er noch keine wirkliche Idee hatte, was er seiner Liebe schenken konnte. Denn noch wusste Tatsu nichts von den Gefühlen seitens des Kleineren. "Wenn 'ne Kleinigkeit für mich abfällt, darfst du in meiner Küche machen, was du willst", antwortete Martin auf die Frage. Danach war auch er still. Geschenke finden war nie leicht. "Von dem Kuchen nicht. Der ist ausschließlich für Tatsu. Die sind Tradition in Japan und ich will ihm etwas davon hierher holen", klärte der Kleinere den anderen auf und sah sich gedanklich in dem großen Einkaufsparadies namens Anger 1 um. Er ging alles Mögliche durch, doch im Moment wurde er nicht wirklich schlauer. "Da freut er sich sicher", reagierte Martin, dessen Augen über die anderen Einkaufswütigen wanderten. "Hast du denn was Hübsches zum Anziehen für dich?" Bei so einer Nachricht musste der Überbringer gut aussehen. "Wie definierst du hübsch?", wollte Masa wissen, der neugierig aufhorchte, denn er musste alles mitnehmen, was er bekommen konnte. Er kleidete sich ja schon immer sehr figurbetont und sogar sehr häufig aufreizend. "Ansprechend und anziehend. Du magst ihn doch beeindrucken, oder?", erklärte sich der Deutsche. "Zieh' ich mich nicht schon so an?", wollte er von Martin wissen, den er skeptisch musterte und sogar fixierte. "Doch. Aber solltest du nicht etwas Besonderes anhaben, wenn du ihm sagst, was du fühlst?" Neutral stellte Martin die Frage. "Besonderes", ließ er sich auf der Zunge zergehen und behielt Martin im Auge. "Weißt du, ich weiß oft nicht, was ich anziehen soll, wenn ich mit ihm weggehe. Ich mag ihn doch immer beeindrucken." Masaaki ließ seinen Kopf hängen und seufzte sogar, da diese Worte die bittere Wahrheit waren. Er war sonst immer sehr kreativ, aber sobald er seinen Mitbewohner beeindrucken wollte, war er schüchtern und völlig unfähig. Der Gesichtsausdruck Martins wechselte von einem nachdenkenden in einen lächelnden. "Anderer Plan. Gestalte an Heiligabend einen romantischen, bequemen Abend zu Zweit. Und zieh' dir selbst einen kuscheligen Pullover an, aber eine figurbetonte Hose. Das vermittelt dann einen entspannten Eindruck." "Wärme ausstrahlen. Das liebt er", kam erfreut von Masa, dem auch plötzlich eine Geschenkidee kam. "Einen kuscheligen Pullover. Ich schenk' ihm einen kuscheligen Pullover in seiner Lieblingsfarbe", polterte es aus ihm heraus. "Auf in die Klamottenläden", reagierte Martin sofort begeistert darauf. Gute Ideen durfte man nicht ausbremsen. "Aber nicht diese Billigmarken", legte der Kleinere strahlend fest, ehe sie sich auf den Weg machten, um für Tatsurou einen passenden Pullover zu finden. Leer. Gähnende Leere. Niemand war in dem Geschäft. Gelangweilt stand Tatsurou hinter dem Verkaufstresen. Seine Ellbogen hatte er darauf abgestützt und sein Kinn in seinen Händen. Sein Blick lag auf der gegenüberliegenden Wand. "Und ich muss heute arbeiten. Da ist Freitagabends ja die Hölle los im Gegensatz zu heute", beschwerte er sich bei seinem Kollegen. "Was würdest du denn heute machen, wenn du nicht arbeiten würdest?", wurde er von seinem Kollegen gefragt, der gerade ein paar Dinge im Computer nachschaute. "Geschenke kaufen", antwortete Tatsu ehrlich. "Muss mich noch revanchieren." Sein Blick ging immer noch zu der Wand auf der anderen Seite des Geschäfts. Dahinter müsste der Schuhladen sein, wenn er sich nicht täuschte. Ein paar neue Schuhe könnte er auch gebrauchen. Aber der Rest ging vor. Nur aufgrund der Stille ging er davon aus, dass ihm der andere einen fragenden Blick zuwarf. "Ich habe etwas sehr Schönes zum Nikolaus bekommen. Damit muss das Geschenk für Weihnachten besser sein, damit ich mich bedanken kann." "Euch muss man nicht verstehen", erwiderte sein Kollege und schüttelte dabei sogar seinen Kopf. Am Ende fragte er Tatsu doch, was er denn geschenkt bekommen hatte und was er denn als Dankeschön verschenken wollte. "Hab' nen Eisbären bekommen", antwortete der Japaner strahlend. Keine Sekunde später aber wurde sein Gesichtsausdruck deprimiert. "Ich weiß es nicht. Ich bekomm' zwar noch eine CD von meinen Eltern geschickt, die ich ihm schenken möchte, aber es ist nur eine CD. Nichts Besonderes. Nichts Gefühlvolles. Und ich will ihm zeigen, wie viel er mir bedeutet." "Was genau bedeutet er dir denn?", wollte sein Kollege neugierig und zu einem gewissen Grad lauernd wissen. Erneut seufzte Tatsurou. "Ich will ihn als Partner." Sein Blick wurde verklärt, als ihm das Backen vom vergangenen Wochenende einfiel. "Er ist so süß und seine Haut so weich", schwärmte er auch sogleich. "Wow", rauschte über die Lippen des anderen Angestellten. "Du hast dich in ihn verliebt", stellte dieser noch unnötigerweise fest. Tatsu nickte. "Ich möchte es ihm sagen." Er ließ seinen Kopf sinken. Die Tischplatte war interessant und musste wieder geputzt werden. "Ich mag meine Chance, eine Beziehung mit ihm einzugehen, nicht verpassen. Aber wie sag ich es ihm?" Hilflos klang seine Stimme bei der Frage. "Worauf steht er denn?", wurde Tatsu gefragt, nachdem sein Kollege ein paar Möglichkeiten aufgezeigt hatte. "Er liebt Musik", war das Erste, was ihm einfiel und auch das Einzige. "Aber ich kann weder singen noch ein Instrument spielen." "Ist das alles, was du über und von ihm weißt?" Sein Kollege schüttelte seinen Kopf, bevor er neugierig die Frage stellte, seit wann die Zwei sich eine Wohnung teilten. "Ungefähr vier Jahre", antwortete Tatsu ehrlich. Sein Blick richtete sich in die Vergangenheit. "Am Anfang konnte ich ihn gar nicht leiden. Aber nach einem Jahr sah es schon anders aus." Ein warmer Ausdruck überzog sein Gesicht. Denn die Erinnerung war, wenn auch teilweise schmerzlich, für ihn wunderschön. Immerhin hatte er Masa Schritt für Schritt kennen gelernt und ihn so als Freund lieb gewonnen. Schon ein Jahr später war er wie Familie für ihn. Dieser Gedanke ließ ihn seufzen. "Am Anfang hatte ich den Eindruck, dass er mich fertig machen wollte. Ständig hat er sowas wie Kafka, Goethe und Schiller gelesen und ich war erst ein Jahr da und hatte meine lieben Probleme mit dieser Sprache." Nun ließ er seinen Kopf richtig hängen. "Es hat dich fertig gemacht, dass jemand Kafka, Goethe oder Schiller liest?" Fragend blickte sein Kollege zu ihm. "Ich hatte das Gefühl, dass er mir zeigen wollte, wie gut er mit Deutsch klar kommt." Ein schiefes Grinsen legte sich auf Tatsus Lippen. "Ich hab' am Anfang nur einfache Sätze grammatikalisch richtig hinbekommen. Da bekommt man Minderwertigkeitskomplexe, wenn ein Landsmann deutsche Klassiker auf deutsch liest." "Das glaub ich nicht. Ihm wird es nicht bewusst gewesen sein. Für ihn war es Alltag", meinte sein Kollege und schlug ihm vor, sich ein Theaterstück von den großen Dichtern Deutschlands zu suchen und mit Masa einem solchen beizuwohnen. "Theater", murmelte der Japaner. "Da war ich noch nie." Er hob seinen Blick und richtete sich auf. "Darf ich mal?", fragte er und deutete auf den Computer. "Dann wird es Zeit", lachte der Ältere und trat zur Seite, damit Tatsu an den Computer konnte. Dankbar nickte dieser und suchte sich gleich die Seite vom Theater in Erfurt heraus. Viel Zeit hatte er nicht mehr, bis Masa ihn abholen wollte. "Er nimmt mich an den Feiertagen mit zu seinen Eltern." "Wie kommt das denn?" Die Überraschung, die der deutsche Angestellte zu fühlen schien, war in dessen Stimme zu hören. "Damit ich nicht allein bin." Man hörte deutlich, dass Tatsurou sich freute. "Vielleicht überlegt er es sich aber noch anders, wenn er weiß, was ich fühle. Nur dann muss ich mir eine andere Wohnung suchen." Deprimiert ließ er wieder seinen Kopf hängen, aber nicht lange. Da er sonst nicht das Angebot lesen konnte. Sein Geschenk für Masaaki sollte nicht unter seinen eigenen Zweifeln leiden. Dafür war ihm der ältere Japaner zu wichtig. "Vielleicht erwidert er deine Gefühle sogar", warf sein Kollege ein. "Das wäre ein Traum." Tatsus Augen begannen zu leuchten. Er hatte etwas gefunden. Sofort suchte er die Bestellmöglichkeit. Er fand sie und stockte. Denn nun sah er den Preis und zögerte. Ich liebe ihn, dachte er und kaufte zwei Karten für die Vorstellung am Abend vor Silvester. Dann verzichtete er eben auf zwei neue Spiele. Obwohl er seine alten immer wieder verkaufte, musste er dieses Mal gänzlich auf die Anschaffung neuer verzichten. Fröhlich, da er erfolgreich beim Geschenk Einkaufen war, betrat er den Spieleladen, in dem sein Mitbewohner arbeitete. Das Geschenk für Tatsu hatte Masa seinem Kumpel Martin mitgegeben, sodass sein Mitbewohner nichts davon mitbekam. Zielsicher ging der kleine Japaner auf den Größeren zu. Er trat vor diesen und fragte, ob er ihm bei der Auswahl eines Games helfen konnte. Schnell tippte der schlaksige Japaner fertig, dann hob er seinen Blick. Aus seinem geschäftlichen Lächeln wurde ein ernst gemeintes. "In welche Richtung soll das Spiel gehen?", fragte er und war ganz der Verkäufer. "Rollenspiel", kam es von Masa. "Für welche Konsole?", fragte Tatsurou weiter, wobei er hinter dem Verkaufstresen hervor trat. "Diese kleine da zum Auf- und Zuklappen", meinte Masaaki. Bei dieser Aussage merkte man sehr deutlich, dass er keine Ahnung von der Materie besaß. Deswegen lachte Tatsu leise. "Du meinst einen Nintendo DS?", fragte er nach und führte den Kleineren zu dem Regal mit den verschiedenen Ausführungen. Masaaki deutete auf das Exemplar, welches Tatsurou besaß. Dieser nickte und drehte sich zu dem Regal mit den Spielen. Er griff drei Rollenspiele heraus und erklärte Masaaki diese kurz, dabei sah er deutlich, wie es in dem Gehirn des Kleineren ratterte. Masa kam einfach nicht mit, was ihm der andere erzählte. "Welches Spiel ist davon empfehlenswert?" "Empfehlenswert sind alle", antwortete Tatsurou. Im Folgenden erklärte er aber, dass es bei dem einen einen Vorgänger gab, dass ein anderes etwas komplizierter von dem Kampfsystem her war. Damit blieb nur das dritte übrig, wenn es um guten, einfachen Spielspaß ging. "Welches würde dir denn besser gefallen, Tatsu?", fragte Masa nun direkt. Ohne zu zögern hielt Tatsu dem Älteren das zweite Spiel hin. "Das steht ganz oben auf meiner Zunächst-zu-Spielen-Liste." "Gut." Masaaki nahm dem anderen das Spiel ab und meinte, dass er das jetzt kaufen würde. Perplex sah Tatsu ihn an. Doch er fing sich nach wenigen Sekunden und setzte sich Richtung Kasse in Bewegung. "Darf es noch etwas sein?" "Du", kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen, denn sie waren ja verabredet. "Soll ich alles in eine Tüte einpacken?", fragte Tatsu ungerührt an der Kasse, wo er das Spiel schon über den Scanner gezogen hatte. "Das passt in meine Tasche", meinte der Kleinere und deutete dabei auf eben diese. Tatsu nickte und schob Spiel sowie Bon, nachdem gezahlt worden war, zu seinem Mitbewohner. Danach drehte er sich zu seinem Kollegen. "Ich mach' Feierabend. Abschließen kannst du ja allein." "Mach' dir 'nen schönen Abend", verabschiedete sich sein älterer Kollege von Tatsurou, während Masaaki auf seinen Mitbewohner wartete. Dabei packte er das Spiel ein. Grinsend und mit seiner guten Laune, die ihn ständig zu begleiten schien, trat Tatsu neben den Kleineren. "Wir können", freute er sich auf die gemeinsame Shoppingtour. "Gehst du mit mir 'nen Kaffee trinken? Und Stollen auf dem Weihnachtsmarkt essen?", wollte Masaaki wissen, wobei er den Größeren sanft anlächelte. "Gerne", antwortete dieser. "Und dabei überlegen wir, was ich deinen Eltern schenken kann." Gemeinsam verließen sie das Geschäft, in dem Tatsu arbeitete. "Das find' ich jedes Jahr aufs Neue schwer", erwiderte Masaaki seufzend, während er sich strahlend in Bewegung setzte. "Ist es wirklich okay, wenn ich mitkomme?" Die erneute Nachfrage machte deutlich, dass Tatsurou noch sehr unsicher war. Masaakis Gesicht zierte ein sanftes Lächeln, als er mit Sprechen begann. Er erklärte Tatsu, dass er ihn bei seinen Eltern schon angemeldet hatte. "Sie freuen sich, dich kennen zu lernen." "Jetzt bin ich nervös", reagierte der Jüngere darauf. Seine Stimme klang auch danach und seine Augen huschten unruhig über die Menschen. "Warum denn?", erkundigte sich der Kleinere der beiden Männer mit leicht besorgt klingender Stimme. "Es sind deine Eltern", antwortete Tatsu. "Sie werden dich mögen, du bist doch lieb", meinte Masa, der passend zu seiner Aussage nickte und sanft lächelte. Dadurch beruhigter lächelte Tatsu auch wieder. "Auf zum Kaffee", meinte er enthusiastisch. Der ältere Japaner führte Tatsu zu dem Café und betrat es kurz darauf mit ihm zusammen. Er sah sich nach einem Tisch um. Nachdem er einen entdeckt hatte, ging er auf diesen zu und ließ sich gleich auf einen der Stühle sinken. Tatsu setzte sich ihm gegenüber. Hier war es üblich, dass eine Karte auf dem Tisch lag. Diese griff er sich sogleich und schlug die erste Seite auf. Die verschiedensten Kaffeevarianten prangten ihm entgegen. Es gab einen mit Zimtgeschmack. "Weißt du schon, was du willst?", fragte er Masa, während seine Augen über die nächsten Seiten des Menüs wanderten. "Etwas Weihnachtliches", rauschte Masa über die Lippen, wobei seine braunen Seelenspiegel glänzten. Seine Liebe zur Adventszeit sah man ihm an. "Kaffee mit Zimtaroma?", fragte Tatsu. Seine Augen huschten gerade über das Waffelangebot. "Mit Lebkuchensahne", verbesserte er seinen Mitbewohner, während er die Karte in die Hand nahm und mit seinem Finger auf das Weihnachtsangebot deutete. "Übersehen", musste Tatsu daraufhin gestehen. "Apfelstrudel", haute er unerwartet heraus. Dadurch wurde er fragend angesehen. "Ich mag warmen Apfelstrudel zu meinem Zimtkaffee", erklärte der Größere. "Dann solltest du dir das bestellen", lächelte Masa den anderen sanft an. "Weißt du es auch schon?", wollte Tatsu, der sich schon nach einer Kellnerin umsah, wissen. "'Nen Lebkuchen", war Masas Antwort, dessen Augenpaar auf Tatsu gerichtet war. Der Jüngere nickte nur und winkte die junge Frau, welche hier bediente, heran. Aufgedreht und ungeduldig, wie er oft war, vergaß er Hallo zu sagen, sondern nannte sofort seine Wünsche. Ganz am Ende kam das Wort Bitte über seine Lippen. Die Aktion ließ Masaaki amüsiert schmunzeln, während sich die Bedienung schon von ihrem Tisch entfernte. Der Kleinere war es, der das Gespräch auf das leidige Thema Geschenke kaufen lenkte. "Ich hab' keine einzige Idee, was ich meinen Eltern schenken könnte", seufzte er und zuckte mit seinen Schultern, wobei sein Gesichtsausdruck traurig wurde. "Haben sie Vorlieben?", fragte Tatsu, nachdem er sich umgedreht hatte und nun wieder Masa ansah. "Zum Beispiel Wein. Oder ein Hobby?" "Mein Vater mag deutsches Bier und meine Mama Handarbeit wie Stricken oder Häkeln", zählte Masaaki auf und seufzte erneut. "Hilft nicht allzu sehr", entgegnete Tatsu. Masa ließ seinen Kopf hängen und starrte nun die Tischplatte vor sich an. "Siehst du, is schwer." "Was Süßes?", schlug Tatsu fragend vor. Der Kopf des Älteren hob sich langsam wieder und in dessen Braun sah man die Hoffnung, die aufgekeimt war. "Etwas von unseren selbst gebackenen Plätzchen?", wurde die Frage mit Hoffnung in der Stimme gestellt. Darauf nickte Tatsu. "Und vielleicht noch ein paar Pralinen dazu." "Weihnachtspralinen mit Alkohol", stimmte Masaaki zu und sah kurz zu der Kellnerin, denn sie erhielten ihre Bestellung. Voller Vorfreude glitzerte das Braun des Kleineren, als sein Blick zu dem Lebkuchen glitt, der einsam auf einem Teller lag. "Dann wissen wir ja, wo wir hin müssen", stellte Tatsu fest. Seine Augen glänzten, als er sich seinen Apfelstrudel besah. "Oh, du geliebte Süßspeise", sprach er mit hocherfreuter Stimme, während er sich die Gabel nahm. Sie schwebte kurz über dem Gebäck, bevor sie gesenkt wurde. "Jetzt wirst du genüsslich verspeist", prophezeite Tatsu dem Apfelstrudel und trennte sich den ersten Bissen ab. Langsam führte er die Gabel zu seinem Mund. Seine Augen glitzerten noch mehr, als er sich die Gabel in den Mund schob. Seine Augen fielen zu, als er mit Kauen begann. Kapitel 4: Skiausflug mit Überraschung -------------------------------------- Chaotisch. Ja, so sah es in seinem Zimmer aus. Treffender konnte kein anderer Begriff dafür verwendet werden. Er stand an seinem Bett und besah sich sein Chaos. Auf seiner Bettdecke lagen die Kleidungsstücke verteilt, die er für das geplante Skiwochenende benötigte. Die Reisetasche stand auch schon bereit. Jetzt mussten die Dinge nur noch in die Reisetasche wandern. Kurz atmete der kleine schwarzhaarige Japaner aus und wieder ein, ehe er sich daran machte, seine Kleidung in der Reisetasche zu verstauen. Es gelang ihm sofort und das Chaos war dadurch sehr schnell beseitigt. Erleichtert seufzte Masa und schloss die Tasche. In der Hälfte hielt er inne und hob seinen Kopf. Er ließ seinen Blick zuerst über sein Bett und dann durch sein Zimmer gleiten. Er wollte sich sicher sein, dass er wirklich alles eingepackt hatte. Plötzlich blieb sein Braun an der Stelle hängen, wo er das Lebkuchenherz aufgehangen hatte, welches er am 1. Adventssonntag morgens an seinem Bett vorgefunden hatte. Sein Ausdruck wurde warm und er lächelte sanft, als er an den Morgen dachte, wo er sich wie ein kleines Kind gefreut hatte, dass er sein geliebtes Lebkuchenherz erhalten hatte. "Von wem bist du?", murmelte er und besah sich den Schriftzug genauer. In weißen Lettern stand "Für mein kleines Leckermaul" auf ihm geschrieben. Diese Worte waren es, die Masa so zum Nachdenken brachten. Wer konnte ihm dies geschenkt haben? Er wusste es nicht, doch vor sein geistiges Auge schob sich sein Mitbewohner. Mit diesem wollte er das Wochenende verbringen. Außerdem wollte er dem anderen etwas mitteilen. Doch als er an sein Vorhaben dachte, bekam er weiche Knie und in seinen Gedanken arbeitete es gewaltig. Er hatte einfach Angst. Nur diese konnte er nicht wirklich fassen. Sie war einfach anwesend und ausmerzen konnte er sie auch nicht. Sein Braun wanderte nun wieder langsam zu seiner Tasche, die er gänzlich verschloss und tief seufzte. "Du schaffst das schon. Nur Mut, Masa", sprach er sich selbst Mut zu und schnappte sich seine Reisetasche, mit der er in den Flur ging, wo er nach seinem Mitbewohner rief. "Ja?", rief dieser fragend zurück. "Bist du fertig?", wollte Masaaki neugierig wissen, wobei er schon vor die Zimmertür seines Mitbewohners trat, da er gerne einen Blick hineinwerfen wollte. "Darf ich?", fragte er daher. "Komm nur", antwortete der Größere, der geschäftig durch sein kleines Reich lief. Seine Tasche stand offen auf dem Bett und daneben lagen ein dicker Pullover und seine Spielesammlung. Masa trat ein und sah sich ehrfürchtig in dem Zimmer um. Er war schon häufiger hier gewesen, aber dieses Mal wirkte es für ihn anders. Vielleicht lag das an den Gefühlen für den Größeren, die sich in seinem Herz ausgebreitet hatten. Masa blieb im Türbereich stehen, als sein Blick auf die Spielesammlung ging. "Willst du die alle mitnehmen?" Fragend und mit einem Hauch Traurigkeit hatte der Kleinere gesprochen. Er dachte die ganze Zeit, dass sie das ganze Wochenende gemeinsam etwas unternehmen würden, aber scheinbar wollte Tatsu auch zocken. "Nein. Nur ein zwei für die Badewanne", antwortete Tatsu ehrlich, wobei er einen flüchtigen Blick zu den Spielen warf. Im Moment versuchte er seinen Pullover zusammen zu legen. "Aber..." Masaaki seufzte kaum hörbar. Sein Blick war auf die Handlung des Größeren gelenkt, bevor er fragte, ob er ihm helfen konnte. Er war ja schon fertig. Außerdem nahm er an, dass Tatsu Hilfe benötigte. "Bitte", kam es hörbar verzweifelt von diesem. Masaaki trat neben den Größeren und widmete sich dem Pullover. Dabei war er seinem Mitbewohner so nahe, dass er die Wärme, die von diesem ausging, nur zu gut spüren konnte. Ein leiser wohliger Ton entrann seiner Kehle, während er den Pullover zusammen legte. "Hast du noch mehr, was sich gegen dich wehrt?" "Nur mein Portemonnaie. Das hat sich mal wieder versteckt", antwortete Tatsu genervt von seinem Geldbeutel. "Jackentasche", schlug Masaaki ihm vor und deutete auf die Jacke, in der er den kleinen Übeltäter vermutete. Tatsus Blick folgte dem Fingerzeig und er ging zu seiner Jacke. In der Tasche wurde er tatsächlich fündig. "Du kleiner Schlingel", sprach er mal wieder mit seinem Geldbeutel. "Das ist deine Vergesslichkeit, Tatsu", meinte Masa, der fragte, ob noch etwas fehlte, oder ob sie los konnten. "Sekunde", kam es von dem Größeren, der sich ein Spiel und seinen Nintendo DS schnappte. Beides legte er oben in die Tasche, dann schloss er sie. "Wir können." "Du willst wirklich das Spielding mitnehmen?", fragte Masaaki nach, in der Hoffnung, dass Tatsurou es dalassen würde. Aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann musste er zugeben, dass er diese Eigenschaft an seinem Mitbewohner sehr mochte. Wenn nicht sogar liebte. Außerdem hatte er selbst ein Buch von Kafka in seine Reisetasche gepackt, denn auch er würde mit Sicherheit einmal baden und da brauchte er solche Lektüre. "Ich geh doch nie ohne außer Haus", antwortete Tatsu aufgrund der erneuten Nachfrage mit einem entschuldigenden Blick. "Na gut", seufzte Masaaki leise, wobei er in den Eingangsbereich trat, um sich seinen Schal um den Hals zu wickeln und kurz darauf die Jacke anzog. Doch bevor er diese schloss, steckte er seine Füße in seine Schuhe. Der Reißverschluss seiner Jacke schloss sich und er selbst trat kurz darauf mit seiner Reisetasche bewaffnet in den Hausflur. "Schließt du ab?" Tatsurou war ihm gefolgt und zog sich ebenfalls die Schuhe an. "Alles in Ordnung?", fragte er den Älteren, als er sich seinen Schlüssel nahm und dann mit Reisetasche, welche er schnell aufgehoben hatte, ebenfalls in den Hausflur trat. Als Antwort auf die Frage, welche an ihn gerichtet gewesen war, steckte er seinen Schlüssel in das Schloss und drehte ihn zwei Mal rum. "Lass uns los. Sonst fährt der Zug ohne uns", meinte Masaaki, der sich in Bewegung setzte. Nachdem sie das Haus verlassen hatten, steuerten sie zielsicher den Hauptbahnhof an. Dazu mussten sie einmal quer durch die Stadt, wo Masa wusste, dass es ihm schwer fallen würde, denn sie mussten an den Leckereien des Weihnachtsmarktes vorbei. Und er würde sicher wieder schwach werden. "Hilf mir, dass ich nichts kaufe", bat er seinen Mitbewohner, zu dem er kurz hoch sah. Dieser nickte und begann ihn zu zu texten. Interessiert hörte Masa zu. Dies machte er sehr oft, auch wenn er so gut wie nie verstand, wovon der Jüngere redete. Gerade wenn es um Spiele ging, hing Tatsu ihn immer ab. Er hatte einfach keine Ahnung davon. Eines wusste er aber. Er konnte seinem Mitbewohner eine Freude bereiten, wenn er ihm ein Spiel für seine Konsole schenkte. Das war auch der Grund, warum er das DS-Spiel in seiner Tasche verstaut hatte, welches er letztes Wochenende gekauft hatte. Er wollte es ihm geben, sobald sie im Thüringer Wald waren, wo er das Wochenende mit Tatsu verbringen wollte. Sein Gesicht wurde von einem glücklichen Lächeln geziert, als sie endlich am Bahnhof ankamen und Masa seinen Kumpel zu dem Gleis führte, wo der Regionalexpress hielt, der sie zu ihrem Ziel bringen würde. Tatsu blickte sich auf dem Gleis um. "Wir können schon einsteigen", meinte er, nachdem er mehrfach zwischen Zug und Anzeige hin und her gesehen hatte. Masa nickte und zog Tatsu zur Tür, bevor er einstieg und sich nach einem Platz umsah. Er fand einen und ließ sich sofort am Fenster nieder. Er wollte die ganze Fahrt über immer wieder hinausblicken und den Schnee betrachten. Zuvor hatte er seine Reisetasche verstaut und darauf geachtet, dass Tatsu ihm auch wirklich gefolgt war. Dieser setzte sich neben ihn, da es nur eine Zweier-Bank war und lehnte sich zurück. Auch sein Blick ging nach draußen, dabei hatte er Masa mit im Blick. "Ich freu mich richtig. Ein Wochenende im Schnee. Und dann auch noch mit dir", polterte aus Masaaki heraus, nachdem der Zug sich schon längst in Bewegung gesetzt hatte. "Was hast du alles geplant?", fragte Tatsu, der den einen Teil überhört zu haben schien. "Schneeballschacht, Skifahren und Schlittenfahren", zählte der Kleinere die sportlichen Aktivitäten auf. Dass er ein Abendessen bei Kaminfeuer geplant hatte, verriet er dem anderen nicht. Es sollte romantisch sein, wenn er seinem Mitbewohner seine Gefühle gestand. So war jedenfalls der Plan. "Ich bin noch nie Ski gefahren", reagierte Tatsu. "Ich auch nich‘", gestand der Kleinere, der Tatsu breit angrinste. Er wusste, dass das Ganze viel Spaß bedeutete. "Ich mag es aber mal ausprobieren", meinte er und fügte hinzu, dass er im Hotel schon zwei Ausrüstungen reserviert hatte. "Einschließlich Lehrer." "Das wird sicher lustig", entgegnete Tatsu breit grinsend. "Hauptsache wir verletzen uns nicht ernsthaft", entgegnete der kleinere Japaner, der einen kurzen Blick aus dem Fenster warf. Es war weiß draußen. Mittlerweile waren sie auch schon im Thüringer Wald. Und hier lag eine Menge Schnee. "Schau mal, Tatsu. Sieht das nicht wunderschön aus?" Die Stimme Masas klang dabei ehrfürchtig, denn er wusste, dass dies nicht immer der Fall war. Daher freute er sich umso mehr, dass dieses Wochenende Schnee lag. So kam eine bessere Stimmung auf. "Es wirkt unschuldig und rein und unberührt", gab der Jüngere seine Sichtweise bekannt. Sein Blick war nach draußen gerichtet. All das bist du für mich, dachte Masa und sah verträumt lächelnd zu seinem Mitbewohner. "Tatsu", hauchte er dessen Name sehr leise, so dass fast wie ein sanfter Windhauch war. "Ja?", fragte dieser. Aufgrund der Stille, die um sie herum herrschte, hatte Tatsurou es verstehen können. Dadurch zuckte Masa zusammen. Er erschrak richtig. Seinen Blick lenkte er jetzt ganz schnell aus dem Fenster, so dass Tatsu nicht sehen konnte, wie sich seine Gesichtsfarbe änderte. Er hatte sich ertappt gefühlt und schon schoss ihm das Blut in den Kopf. Heute Abend sag ich es dir, holte Masa sich sein Vorhaben ins Gedächtnis zurück. Der Zug war eindeutig der falsche Ort für so etwas. "Wie lange fahren wir noch?", fragte Tatsu, der mit seinem Handy spielte. "Glaube zehn Minuten", äußerte Masa, nachdem er auf seine Uhr geschaut hatte. Der Tag war schon sehr weit fortgeschritten und Masa war zufrieden mit seiner bisherigen Planung. Sie waren Skilaufen gewesen und es gefiel ihm, auch wenn er sich mehrmals auf sein Hinterteil gesetzt hatte und auch so des Öfteren gestürzt war. Am Ende hatte er gemeint, dass er es wiederholen würde. Kurz bevor sie zum Abendessen waren, hatte sich Masa im Schnee ausgetobt. Wie ein kleines Kind baute er einen Schneemann und nicht nur das - zum Schluss war es eine ganze Schneemannfamilie geworden. Strahlend hatte er seinen Mitbewohner immer wieder angesehen, denn dieser war ständig an seiner Seite, was ihn unglaublich glücklich stimmte. Tatsu, schoss es gerade durch seine Gedanken, als er sich in ihrer Suite - für den Größeren war ihm nichts zu teuer - umsah. Es war alles für den gemütlichen Abend am Kamin vorbereitet. Es gab ein paar Knabbereien und Weihnachtsleckereien. Ebenso hatte er Kinderpunsch bestellt, denn auch er würde heute keinen einzigen Schluck Alkohol trinken. Das hatte er sich vorgenommen. Sein Braun wanderte von dem kleinen Tisch zum Kamin, in dem schon das Feuer loderte. Ein weiteres Licht war nicht eingeschalten. Nur das Feuer des Kamins sollte ihnen als Lichtquelle dienen. Sein Blick huschte weiter über das Arrangement. Er musste sich ja noch vergewissern, ob das Geschenk, welches er Tatsu geben wollte, auch schon bereit lag. Da auch dies erledigt war, sah er noch ein letztes Mal an sich herunter und musterte seine Kleiderwahl. Er trug eine einfache Stoffhose und einen kuscheligen Pullover. Er wollte ja eine ruhige und entspannte Atmosphäre, die er mit der Wahl seines Outfits hoffentlich vermittelte, denn er war alles andere als ruhig und entspannt. Aufgeregt war er. Das passte um einiges besser. Der Moment, seine Gefühle zu offenbaren, kam immer näher. Daher fuhr er sich nervös durch sein schwarzes Haar und sah sich ein zweites Mal um, ob alles passte. Sogar der Film, den sie sich gemeinsam ausgesucht hatten, lag schon zum Schauen bereit. Es fehlte nur noch sein Mitbewohner Tatsu. "Wir können", kam es von Tatsu, der gerade aus seinem Schlafzimmer in den Aufenthaltsraum trat. Auch er trug einen warmen Pullover und dazu eine normale Jeans. Masas Kopf ging zur Tür, aus der sein Mitbewohner gerade getreten war. "Wunderschön", nuschelte er kaum hörbar in seinen Bart, bevor er sich von dem Anblick Tatsus losriss und zur Couch ging, wo er sich auf diese sinken ließ. "Kommst du zu mir?", war es mit leiser Stimme bittend von Masa zu hören. Mit einem Nicken und einem Lächeln auf den Lippen trat Tatsurou zu dem Kleineren. Er ließ sich auf der Couch neben dem anderen nieder. "Das Essen war richtig lecker", sprudelte es aus ihm heraus. "Das könnte ich öfter essen, so lecker war das", kam von Masa, der richtig froh war, dass Tatsu ein unbeschwertes Thema ansprach. "Wird nur schwer selbst zu kochen", entgegnete der Größere nachdenklich. "Und wenn wir Rouladen mit Klößen und Rotkohl machen?", schlug Masa vor, wobei es wie eine Frage klang. Dies hatte Tatsu schon des Öfteren für sie beide gekocht. Und jedes Mal hatte der Kleinere gemeint, dass es unglaublich lecker war und er mehr davon essen wollte. "Das bekomm ich hin", antwortete der Jüngere begeistert. "Tatsu", kam es leise von Masa, der das kleine Päckchen, in dem das Geschenk für den Größeren steckte, in die Hand und hielt es ihm mit beiden Händen entgegen. "Das ist für dich", war es ebenso leise von ihm zu hören, wobei sein Braun eine Menge Wärme ausstrahlte. "Für mich?", fragte der Größere überrascht, griff aber schon nach dem Geschenk. "Ja, für dich", bestätigte Masa die Frage des Größeren. Mit einem neugierigen Blick drehte Tatsurou das Geschenk in seinen Händen. "Wofür ist es?" "Weil du mit mir hier bist und das Wochenende verbringst", gab Masaaki eine Antwort, die für seine Absicht angemessen war. Er sah Tatsu auffordernd an, denn er wollte dessen Reaktion sehen, wenn er das Spiel aus dem Geschenkpapier holte. "Nur dafür?", fragte Tatsu nach und begann schon vorsichtig das Geschenk zu öffnen. "Ja", kam es nach einigen Sekunden des Schweigens von Masa, der sanft lächelte, denn der Anblick Tatsus war wunderschön. Dieser hatte endlich das Papier geöffnet und packte den Inhalt aus. Seine Augen wurden groß und leuchteten. "Wow", kam es von ihm, während er das Cover musterte. Dann blickte er auf und umarmte den Kleineren stürmisch. "Danke." Überrumpelt durch die Aktion des Größeren erstarrte Masa in der Umarmung, doch es dauerte keine Sekunde und er ließ sich in die Arme seines Mitbewohners fallen, während er seine sogar langsam um den Körper des Größeren schlang und seine Hände auf dessen Rücken ablegte. Sanft schmiegte er sich an Tatsu. Es fühlte sich unglaublich für Masa an. Er spürte die Arme seines Tatsu um seinen Körper, was ihn wohlig seufzen ließ. Durch seinen Körper schoss eine Welle des Glücks, die er nicht mit Worten beschreiben konnte. Ebenso durchflutete ihn eine Wärme, die er so bisher nicht kannte. Lass mich nie wieder los, bat Masa in seinen Gedanken den anderen. Er wünschte sich, dass die Zeit stehen blieb und Tatsu sich nicht von ihm löste. Doch Tatsu löste sich von dem Kleineren. Er lehnte sich zurück und grinste Masa überglücklich an. "Das Spiel ich gleich, wenn ich das nächste Mal bade", sprach er mit leuchtenden Augen. Die Vorfreude seinerseits konnte der Ältere sowohl im Blick lesen als auch in der Stimme hören. Eine Leere, die unbeschreiblich groß war, breitete sich in ihm aus. Aber nicht nur das. Ihm wurde regelrecht kalt ums Herz, was ihn traurig seufzen ließ. Sein Zustand hielt nur nicht lange an, denn Tatsu sah einfach zu süß aus, wenn er sich über etwas freute. Der andere trug eben seine Gefühle oft nach außen, so dass es für Masa gerade nicht schwer war, zu sehen, was in Tatsu vor sich ging. Masas Seelenspiegel fixierten den Größeren, dem er kurz darauf in das leuchtende Braun blickte. In diesem verlor er sich. "Wunderschön", murmelte er vor sich hin, wobei sein eigenes Braun so sehr von dem anderen fasziniert war, dass er nicht wusste, wie ihm geschah. Tatsu war es der, den Blick abwendete. Er besah sich das Spiel genauer und öffnete es sogar. Er nahm das dünne Heftchen heraus, schlug es auf und seufzte enttäuscht. Sein kompletter Gesichtsausdruck unterstrich dieses Gefühl. Dies ging an dem Kleineren nicht vorbei, weswegen er Tatsu besorgt fragte, was denn los sei. Aber auch dieser Ausdruck fesselte Masa heute besonders. So stark hatte er sich in dem Antlitz des Jüngeren noch nie verloren. Er konnte sich aber auch nicht losreißen. Er war gefangen. "Es ist wieder nur so ein dünnes Heftchen dabei, das nichts aussagt." Der Größere klang extrem enttäuscht. "Ich kann doch jetzt schlecht, dass Spiel einlegen, umzusehen, wie es wirklich aussieht." "Tatsu...", brach Masa ab und drehte den Größeren so zu sich, dass er ihm wieder direkt in die Augen blicken konnte. Eigentlich wollte er ihm sagen, dass Tatsu sich seine Konsole holen und das Spiel einlegen konnte, denn er würde ihm so gern zuschauen. Außerdem könnte er sich dann bei dem Größeren anlehnen, was ihm sicherlich sehr gefallen würde. Doch er verlor sich schon wieder in dem Antlitz Tatsus. "Ich...", fing er an und brach auch gleich wieder ab. Masas Seelenspiegel ließen von Tatsus Braun ab. Sein Blick wanderte zu den wundervoll geschwungenen Lippen, die ihn zu rufen schienen. Das war auch der Grund, warum er sich dem Jüngeren näherte. Es trennte sie nur noch einige wenige Zentimeter. In Masas Innerem spielte es verrückt. Sein Herz überschlug sich fast und es schlug auch bis zum Hals vor Nervosität und Aufregung. Da er im Moment kein einziges Fünkchen Verstand mehr besaß, handelte er komplett nach seinem Herzen. Das war auch der Grund dafür, dass die letzten Zentimeter überbrückt wurden und Masas Lippen plötzlich auf denen von Tatsu lagen. Tatsu riss seine Augen überrascht auf. Doch er zuckte nicht weg, aber er erwiderte auch nicht. Da keinerlei Reaktion seitens Tatsus zu spüren war, löste sich Masa wieder von den verführerischen Lippen. Er öffnete seine Augen, nachdem er einige Zentimeter zwischen sie gebracht hatte. Dadurch konnte er die Leere in Tatsus Braun wahrnehmen. Jedenfalls sah es für den Kleineren so aus, als würde Tatsu nichts denken. Der Größere wirkte wie gelähmt, was Masa mit einem Mal eine Angst einjagte, die er nicht greifen konnte. Aus geschockten Augen, da ihm bewusst wurde, was er gerade gemacht hatte, sah er in die braunen Seelenspiegel seines Mitbewohners. Er stammelte vor sich hin, was einer Entschuldigung gleichkam, während sich sein Herz zusammen zog. Was hatte er getan? Warum hatte er sich hinreißen lassen? Warum hatte er Tatsu geküsst? All diese Fragen schossen ihm durch den Kopf. Es war ein Zeichen dafür, dass sein Verstand wieder hellwach war. Doch es war zu spät. Den Kuss konnte er nicht mehr zurück nehmen. Die aufgestiegene Angst schnürte ihm sichtlich die Kehle zu. Ebenso löste sie Panik in dem kleineren Körper aus, so dass dieser aufsprang und fluchtartig den Raum verließ. Er verschwand in sein Zimmer, wo er sich auf sein Bett warf und sein Gesicht in dem Kissen vergrub. Er schämte sich für den Kuss. "Ich habe ihn als Freund verloren", murmelte er in das Kissen und seufzte schwer. In diesem Moment hatte die Angst einen Namen, denn ihm war bewusst geworden, was er mit seiner Handlung von eben, wohl angestellt hatte. "Dummkopf", schimpfte er mit sich selbst, als er plötzlich mit Weinen anfing, denn mit solch einer Reaktion seitens Tatsus hatte er nicht gerechnet. Aber womit hatte er gerechnet? Er wusste es nicht. Er hing seinen Gedanken und seinen Gefühlen nach, bis er irgendwann eingeschlafen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)