The mission von abgemeldet (KageHina - AU) ================================================================================ Kapitel 1: The trouble with girls --------------------------------- „Er hätte nicht sterben müssen...“ Drei Polizisten standen um einen regungslosen Körper, der auf dem Boden lag. Der Kommissar, der seine Mütze so weit heruntergezogen hatte, um seine Augen zu verdecken, murmelte diese bedauernde Worte. Danach herrschte eine Weile Stille. Sie alle blickten zu dem schwarzhaarigen Polizisten herunter. Seine blauen Augen starrten leblos gen Himmel und er regte sich nicht mehr. Aus seiner Stirn lief haltlos das rote Blut herunter und breitete sich neben seinem Kopf auf dem Boden aus. Ein sauberer Kopfschuss hatte ihm das Leben genommen. Dabei war er noch so jung gewesen und hatte noch sein ganzes Leben vor sich. Aber was hatte Kurokawa auch den Helden spielen müssen? Seine große Liebe hatte sich als Mörderin entpuppt, was der junge Mann wohl nicht hatte akzeptieren wollen. Seine Freundin hatte sich gewehrt, als man sie festnehmen wollte und hatte eine Pistole gezogen, die sie auf einen der Polizisten richtete. Doch zum Abdrücken war sie nicht mehr gekommen, da der anvisierte Polizist schneller reagiert hatte. Nur hatte Kurokawa, der das alles nicht hatte akzeptieren wollen, sich vor sie gestellt, um sie zu schützen. Er hatte gehofft, dass sein Kollege die Waffe wieder einstecken würde, um die Sache irgendwie anders zu klären. Dummerweise hatte der Polizist aber genau in diesem Moment abgedrückt und traf genau die Mitte seiner Stirn. Kurokawa starb noch im gleichen Atemzug und schlug schlaff auf den Boden auf. Seine Freundin schrie laut seinen Namen und stürzte sich auf ihn. Sie drehte ihn hastig um, doch sein Leben war schon längst an ihm vorbeigezogen. Nur leere Augen blickten ihr entgegen, woraufhin kurz Stille herrschte. Der Gesichtsausdruck der Freundin veränderte sich jedoch langsam. Noch eben hatte sie panisch und verzweifelt gewirkt, doch jetzt breitete sich ein bösartiges Grinsen auf ihre Lippen aus und sie stieß die Leiche kichernd von sich. Sie richtete sich auf und stemmte ihre Hände in die Seiten. „Gut gemacht. Damit wären wir ihn endlich los!“, sagte sie mit einem verächtlichen Blick auf Kurokawa. Die Polizisten fingen daraufhin auch an zu kichern und steckten ihre Pistolen weg. „Er war nur leichtes Kanonenfutter. Er war wirklich sehr lästig und hätte uns im Weg sein können. Mieser Schnüffler!“, sagte der Kommissar und zog sich seine Mütze mit dem Polizeiwappen ab und warf diese auf den Oberkörper der Leiche. Wieder kicherten die Anwesenden. „Alles andere wird jetzt ein Kinderspiel sein!“, verkündete die Frau, drehte sich von ihrem toten Geliebten weg und lachte laut auf. „Unnngh! Diese dumme Schlampe! Mir war es von Anfang an klar, dass sie mit den Polizisten unter einer Decke steht!“, fauchte ein junger Mann und struppelte sich mit den Fingern durch seine orangenen Haare. Frustriert nahm er die Fernbedienung in die Hand und schaltete den Fernseher ab. „Und dieser Kurokawa war echt eine Leuchte! Was beschützt er auch so eine dumme Ziege?! Ich hätte das nicht getan!“ „W-würdest du mich etwa nicht beschützen, Hinata?“, fragte eine eingeschüchterte junge Frau, die neben ihm auf dem Sofa saß. Sie hatte blondes, schulterlanges Haar und ein Zöpfchen auf der Seite. Ihre braunen Augen wirkten verunsichert, während Hinata vor sich hin schimpfte. Verwundert sah er sie an und legte den Kopf schief. „Natürlich würde ich dich beschützen, Yachi-chan. Aber der Typ ist Schauspieler. Er kennt die Szene doch und hat sie so oft gespielt. Dann wird er doch einen besseren Weg finden, diese Schlampe zu retten. Wobei...“, Hinata verfiel in Grübelmodus, „...nein, ist er eigentlich dumm?! Er wusste doch, dass sie eine Mörderin war und die ganze Bande unter einer Decke steckt! Er hätte einfach weglaufen sollen!“ Yachi starrte ihn etwas sprachlos an, während Hinata jetzt anfing über den armen Kurokawa zu schimpfen. „Der Schönling sollte, anstatt die ganze Zeit vor dem Spiegel zu stehen, mal besser nachdenken! Ahhh, er ist echt so ein Idiot! Wenn ich ihn in die Finger bekomme, dann kann er etwas erleben!“ Hinata hatte sich zu sehr hineingesteigert. Er vergaß völlig, dass das nur eine Serie war und dass Kurokawa im realen Leben ein ganz anderer Mensch war und vor allem… unerreichbar für Hinata! „Aber Hinata! Er kann doch nicht anders handeln, weil er nach dem Drehbuch spielen muss. Sonst würde die ganze Serie ja ganz anders ablaufen, als vorgegeben und das wäre das reinste Chaos“, versuchte Yachi ihm zu erklären, doch ihre Worte erreichten ihn nicht. Er tat so, als hätte sie gar nichts zu ihm gesagt und er sprang auf seine Füße. Dass Yachi eigentlich gerade ihre Hand auf sein Oberschenkel legen wollte, aber erschrocken zusammenzuckte, als er aufgesprungen war, hatte er gar nicht realisiert. „Ich bin jetzt richtig mies drauf! Ich geh Volleyball spielen! Bis später, Yachi-chan!“, rief er und rauschte davon. „H-Hinata! Aber… ich...“, enttäuscht ließ sie ihre Hand sinken und legte ihre Hände zusammengeballt in ihren Schoß. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie hörte, wie Hinata die Tür zuknallte und wieder verschwunden war. Das war immer das Selbe. Yachi liebte Hinata, aber er schien das Ganze nur als Freundschaft anzusehen. Immer, wenn sie versuchte ihm mal näher zu kommen, ergriff er die Flucht und ging Volleyball spielen. Die ersten Tränen kullerten schon über ihre geröteten Wangen und sie ließ verzweifelt ihren Kopf hängen. Sie wollte um ihre Liebe kämpfen. Und wenn Hinata so nicht wollte, musste sie ihrem Glück eben auf einem anderen Weg auf die Sprünge helfen! *~* „Das ist jetzt schon das dritte Mal, dass du aus einer Serie gekickt wurdest, Tobio! Du solltest es mit dem Schauspielern lassen und dich mehr auf deinen eigentlichen Job konzentrieren!“ Der Angesprochene saß mit gelangweiltem Gesichtsausdruck auf dem Sessel und betrachtete sich das letzte Bild der Serie, in der er noch vor einem Monat mitgewirkt hatte. Aber da er mit der Leistung nach und nach nachgelassen hatte, hatten die Produzenten entschieden, ihn draufgehen zu lassen. Für ihn war das nicht weiter schlimm, da er das ja bezweckt hatte. Er hatte dort nicht das gefunden, wonach er gesucht hatte, also konnte er genauso gut gehen. Nur verdiente man als Schauspieler gar nicht mal so schlecht und würde er selbst entscheiden die Serie zu verlassen, würde er weniger Gage bekommen, als wenn man ihn heraus ekeln wollte. Dann warfen sie noch Geld um sich, damit er freiwillig ging. Warum sollte man das denn nicht ausnutzen? Nur seine nervige Freundin schien ein Problem damit zu haben. Sie wusste auch gar nichts über seine Pläne und seiner geheimen Mission. Sie war ahnungslos, weswegen sie nur mehr nervte. Als hätte sie den Durchblick und Kageyama wäre nur so ein dummer Polizist, der sich nebenbei mit Schauspielerei Geld verdienen wollte. Aber in Wahrheit steckte da viel mehr dahinter. „Hörst du mir überhaupt zu, Tobio?!“, fauchte seine Freundin und baute sich zwischen ihm und den Fernseher auf. Ihre roten langen Haaren schwangen bei der schnellen Bewegung mit und glitzerten im Sonnenlicht, welches durch die Fensterscheibe hineinschien. Viele bewunderten sie für ihre Haarfarbe und waren wirklich neidisch. Ayumi war in der Hoffnung, Kageyama würde endlich mal bemerken, was für eine wunderschöne Freundin er hatte. Sie war wirklich eine Augenweide. Nicht nur ihr rotes Haar war bemerkenswert, auch ihre braunen Augen hatten eine schöne Form und wurden von langen Wimpern unterstrichen. Dazu war sie groß, schlank und hatte eine Topfigur. Sie konnte alles bieten, aber dennoch schien Kageyama nicht zufrieden zu sein. Sie waren schon ein halbes Jahr zusammen, aber man könnte mehr meinen, sie hätten eine freundschaftliche Beziehung, als eine intime. Kageyama wich ihr immer aus, gab ihr nie einen Kuss oder berührte sie einmal. Er war kalt und gefühllos. Und das frustrierte Ayumi. Sie liebte ihn wirklich, aber sie hatte die Befürchtung, dass ihre Liebe ihn niemals erreichen würde. Egal, was sie tat, er sah durch sie hindurch und wirkte gelangweilt. Er war so teilnahmslos bei ihrer Beziehung und würde Ayumi nicht irgendwie dafür sorgen, dass sie sich mal sahen, würde die Beziehung einschlafen. Und wenn Ayumi zu sich ehrlich war, wusste sie eigentlich, dass die Liebe einseitig war. Kageyama wurde von seinen Eltern gezwungen mit ihr zusammen zu sein. Sie waren wohlhabende, reiche Eltern und dachten nur an ihre Zukunft. Was gab es da nichts besseres, als ihren Sohn mit der Tochter der wirtschaftsstärksten Eltern von ganz Miyagi zu verloben? Dass ihr Sohn da nicht mitmachen wollte, war ihnen schlichtweg egal. Sie redeten ständig auf ihn ein und stifteten Ayumi dazu an, nicht locker zu lassen. Aber dass es Ayumi nach so einer langen Zeit immer mehr frustrierte, dass sie ihn nicht erreichte, bedachte auch niemand. Kageyama hatte schon immer seinen eigenen Kopf gehabt. So war er auch damals eines Tages vor seinen Eltern erschienen und hatte ihnen erklärt, dass er eine Ausbildung als Polizisten begonnen hatte. Das hatte er hinter ihrem Rücken getan, weil er genau wusste, dass sie es hätten verhindern wollen. Sie hatten andere Pläne gehabt. Sie wollten, dass er ihre Firma übernehmen würde, aber Kageyama hatte daran noch nie Interesse gehabt. Er wollte das Verbrechen besiegen und die Bewohner von Matsushima beschützen. Natürlich waren seine Eltern strikt dagegen und hatten versucht ihm das auszureden, aber Kageyama hatte seine Ausbildung fortgesetzt und sie schließlich beendet. Nun war er seit zwei Jahren ein offizieller Polizist im Dienst und dazu gar nicht mal schlecht. Man munkelte schon, dass der zweiundzwanzig-Jährige bald einen Dienstgrad höher gestuft werden könnte. Aber darüber redete er auch mit niemandem. Ging keinem etwas an. Als Ayumi immer noch nicht vor ihm weggegangen war, schaltete er seufzend den Fernseher aus und blickte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Klar habe ich dir zugehört. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich dir da zustimmen muss“, antwortete er schließlich und stand auf. „Geh lieber nach Hause und mach etwas sinnvolles, anstatt mich zu nerven.“ „T-Tobio!“, rief Ayumi entrüstet und ihre Augen spiegelten den Schmerz wider, den sie im Herzen empfand. Aber das rührte Tobio kein bisschen. Er hatte seine Hände in die Hosentaschen geschoben und sah sie desinteressiert an. „Gibt´s noch was?“, wollte er wissen. Er wollte eigentlich nur noch seine Ruhe haben. Es frustrierte ihn, dass auch die letzte Filmagentur ein Reinfall war und er bei seiner Mission keinen Schritt weitergekommen war. Da hatte er keine Lust darauf sich das Gejammer seiner ungewollten Freundin anzuhören. Verletzt starrte sie ihn an, doch als sie bemerkte, dass sie so nicht bei ihm weiterkam, schloss sie ihre Augen und ließ traurig ihre Schultern sinken. „Du hast es nicht anders gewollt… dann werde ich es eben anders versuchen“, murmelte sie undefinierbar vor sich hin und rauschte an ihm vorbei. Verwirrt blickte Kageyama ihr hinterher. Was genau hatte sie damit gemeint? Doch als die Tür ins Schloss fiel, zuckte er mit den Schultern und ließ sich zurück auf die Couch sinken. Ihm konnte es eigentlich egal sein. Egal, was Ayumi versuchte, er würde sie niemals lieben. Lustlos machte er wieder den Fernseher an und zappte sich durch das Programm. Schon lange hatte er festgestellt, dass ihm etwas in seinem Leben fehlte. Etwas, was ihn bei Laune halten konnte und ihn aus seinem tristen Alltag holte. Aber Kageyama wusste einfach nicht genau, was das sein könnte und ob es überhaupt etwas gab, was sein Leben verändern könnte. Er atmete schwer durch und schüttelte etwas den Kopf. Er und seine naiven Gedanken. Als wenn ihm mal etwas Gutes widerfahren würde. Seine Vergangenheit hatte ihn stark geprägt. Diese war der Grund, warum seine Persönlichkeit so verkorkst war und warum er sich dafür entschieden hatte Polizist zu werden. Und seine Zukunft sah zur Zeit ebenfalls nicht so rosig aus. Seine Eltern übten immer stärkeren Druck auf ihn aus, was die Heirat mit Ayumi anging und sie redeten ihm ständig ein, dass er definitiv den falschen Beruf gewählt hätte. Manchmal wünschte er sich einfach, von dieser Welt zu verschwinden. Er hatte einfach keine Lust mehr. Aber da gab es noch eine Sache, die er regeln musste. Was danach passierte, war ihm herzlichst egal… Kapitel 2: The trouble with an idiot! ------------------------------------- Chapter 2: The trouble with an idiot! Hinata war es bewusst, dass er Yachi gegenüber fies war. Er war aber auch echt ein Idiot. Dass das süße Mädchen ihn wirklich liebte, konnte jeder Blinde sehen. Aber der 23-Jährige konnte ihr einfach nicht das geben, was sie sich wünschte. Ja, er empfand für sie nur Freundschaft und nicht mehr. Warum er dann mit ihr zusammen war? Nun… als sie ihm vor drei Monaten die Liebe gestanden hatte, war er zu überfahren und hatte einfach gesagt, er wolle mit ihr zusammen sein. Erst danach hatte er realisiert, was er getan hatte und wollte seine Worte zurücknehmen. Aber er konnte es nicht. Yachi war überglücklich und hatte sogar geweint vor Freude. Hinata hatte es ab da nicht über das Herz gebracht ihr die Wahrheit zu sagen. Und seitdem saß er in diesem Schlamassel. Er war in der Hoffnung, dass sie es selbst realisierte und die Sache beendete. Das würde Yachi weniger verletzen, als wenn er die Bombe platzen lassen würde. Es tat ihm selbst wirklich Leid, sie so zu behandeln, aber er wusste einfach keinen anderen Weg. Sie war ihm schon immer eine gute Freundin. Sie kannten sich schon seit der Grundschule und hingen immer zusammen. Schon früher hatten ihre Mitschüler gemunkelt, sie würden eines Tages zusammen kommen. Hinata hatte das jedoch immer überhört, aber Yachi schien daraus ihre Kraft geschöpft zu haben, ihm eines Tages die Liebe zu gestehen. Und jetzt war er zu feige, ihr zu sagen, wie er wirklich empfand. Yachi hatte das absolut nicht verdient und Hinata hatte deswegen auch Gewissensbisse. „Werde bloß nicht weich, Shouyou! Sie ist ein kluges Mädchen und hat es sicherlich schon begriffen! Sie wird bald Schluss machen! Mach jetzt bloß keinen Fehler!“, murmelte er und haute sich gegen die Stirn. „Zerstümmelst du dich wieder selbst, Hinata?“, fragte Sugawara, der Setter aus dem Volleyballteam und lachte ihn an. Er war der freundlichste Setter, den Hinata jemals kennengelernt hatte. In seinen Augen war er die Mama des Teams. Wenn etwas war, kamen alle zu Sugawara, um ihm das Herz auszuschütten. „Ah, nein, nein! Alles gut! Warte, ich helfe dir!“, rief Hinata ertappt und sprintete zu Sugawara, um ihm dabei zu helfen, das Netz zusammenzurollen. Ihr tägliches Training war vorbei. Hinata verbrachte seine Freizeit am Liebsten hier. Zum einen konnte er vor dem Alltag und Yachi fliehen und zum anderen liebte er Volleyball einfach über alles. Zur Zeit studierte er noch, aber sein großer Traum war es, ein weltberühmter Volleyballspieler zu werden. Karasuno war stark und Hinata war stolz darauf bei der Mannschaft mitspielen zu dürfen, aber zu seinem Bedauern war er bei offiziellen Spielen oft auf der Bank, weil er nicht mit seinen hundert Prozent spielen konnte. Irgendetwas fehlte, aber keiner der Kameraden kam darauf, was es sein könnte. Das frustrierte Hinata natürlich sehr und er ließ sich oft deswegen hängen, aber seine Kameraden bauten ihn immer wieder aufs Neue auf und redeten ihm gut ein, dass eines Tages ein Wunder geschehen würde und er der beste Spieler in ihrem Team werden könnte. „Eines Tages werde ich das Ass sein!“, platzte es auf einmal aus Hinatas Mund und Sugawara lächelte ihn an. „Dann sieh mal zu, dass du das Receiven besser hinbekommst, Hinataaaa!“, machte Tanaka sich über ihn lustig. Tanaka war der Lauteste in ihrem Team und er schnitt gerne Grimassen, um Fremde einzuschüchtern. Aber dennoch war er ein gutherziger Mensch und hatte oft tröstende Worte bereit, wenn es jemand nicht gut ging. Hinata verzog daraufhin sein Gesicht. „Ich weiß! Und wenn ich es beherrsche, dann übertrumpfe ich euch alle! Wartet es nur ab!“ „Ohoo, heute wieder so voller Elan. Hattest du Stress mit deiner Freundin?“, zog Tanaka ihn mit einem wissenden Blick auf. Hinata presste die Lippen aufeinander. Natürlich wusste jeder hier, dass er es mit Yachi nicht einfach hatte und dass er ihr am Liebsten einen Korb geben würde. Aber sie verstanden auch, wie Hinata sich fühlte und munterten ihn diesbezüglich immer wieder auf. Der Kleine saß gewaltig in der Scheiße, wie der Libero Nishinoya es gerne ausdrückte. „N-Nein… Yachi-chan hat damit nichts zu tun… Dieses Mal nicht“, murmelte er und er verzog auf einmal wütend seine Grimasse. „Aber dieser Kurokawa kotzt mich so an! Er ist so ein Depp, einfach zu sterben! Hnnngh! Wenn ich ihn eines Tages mal sehen sollte, werde ich mit ihm wiiiuuuuh machen und wuuuush!“ Alle Anwesenden warfen sich verwirrte Blicke zu. Wer zum Teufel war Kurokawa? Was hatte er denn getan und was genau wollte Hinata jetzt mit ihm machen? „Ist Kurokawa ein Freund von dir, Hinata?“, wollte Sugawara lächelnd wissen und fing an den Hallenboden zu wischen. Hinata, der ebenfalls einen Wischer in die Hand genommen hatte, ließ ihn fallen. „Waaaas?! Eher würde ich mir die Haare grün färben, als mit ihm befreundet zu sein! Außerdem ist er doch tot!“ „Ah, warte! Redest du gerade von der Serie, die du dir nachmittags immer anschaust? Jetzt fällt mir ein, dass du immer diesen Namen Kurokawa erwähnt hattest“, bemerkte Sugawara und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Hinatas Wangen verfärbten sich etwas rötlich, weil Sugawara ihn ertappt hatte. „J-Ja, das ist eine dämliche Serie mit einem dämlichen Schauspieler! Und genau das regt mich so auf! Er hätte den Tod verhindern können, aber nein, er rennt blindlings in die Kugel rein! So blöd muss man erstmal sein!“ Die Restlichen fingen an zu grinsen. Wäre Hinata ein Mädchen, hätten jetzt alle darauf getippt, dass Hinata sich in diesen Schauspieler verguckt hätte. „Da hast du wahrscheinlich Recht, Hinata“, meinte Sugawara mit einem Grinsen. *~* Ausgepowert, aber guter Dinge, schlenderte Hinata zu den Fahrrädern herüber. Es war mittlerweile dunkel geworden, also hatten sie mal wieder sehr lange trainiert. Die anderen waren schon weg und Hinata war alleine. Aber das hatte ihn noch nie gestört. Wer würde denn auch schon so einen süßen, knuffigen, liebenswürdigen Spiker, wie er es war, entführen? Niemand, genau. Und wenn doch, dann hatte er nicht mehr alle Tassen im Schrank, da Hinata sich gut zu helfen wusste. Hatte schon mal jemand seine laute Stimme, die auch gerne als Sirene abgestempelt wurde, gehört? Der Entführer würde Hinata vor Schreck wieder fallen lassen und sich verpissen. So einfach war das. Summend schloss er sein Fahrrad auf und schwang sich auf den Sattel. Dann trat er in die Pedale und fuhr los. Sollte er nochmal bei Yachi vorbei? Nein… er sollte aufhören ihr unnötige Hoffnungen zu machen. Er sollte nach Hause gehen. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal bei ihr übernachtet? Ganz am Anfang hatte er es hier und da mal getan, aber da es ihm zu unangenehm wurde, weil Yachi mit ihm das Bett teilen wollte, um mit ihm dann zu kuscheln, hatte er das gelassen. Das war einfach nicht richtig. Er radelte um die Kurve und kniff etwas die Augen zusammen, weil der eisige Wind ihm entgegen kam. Es war November und Hinata mochte diese kalte Jahreszeit nicht so gerne. Klar, es war toll, wenn es schneite und man Schneeballschlachten machen konnte oder einen Schneemann bauen, aber die Kälte mochte er einfach nicht. Warum konnte es nicht auch im Sommer Schnee geben? Der liebe Gott konnte um den Schnee doch eine Ummantlung herstellen, die den Schnee davor schützte zu schmelzen? Warum denn nicht? Das wäre doch eine abgefahrene Sache! Hinata unterbrach seine Gedanken abrupt, als er auf seinem Weg ein verletztes Vögelchen fand. Sofort sprang er von seinem Fahrrad ab, ließ es auf die Seite fallen und ging auf das Tier zu. Der Vogel hielt sofort inne und starrte Hinata ängstlich an. Langsam ging er davor in die Hocke und streichelte ganz sanft sein Köpfchen. „Ich tu dir nichts… Hab keine Angst“, flüsterte er ihm zu und hob ihn sachte auf seine Hand. Behutsam trug er ihn herüber auf die Seite und setzte ihn im Gras ab. „Nicht, dass du von irgendeinem Idioten platt gefahren wirst“, erklärte er. Dankbar fiepste der Vogel und verkroch sich unter den Blättern eines Strauches. Da war er wenigstens in Sicherheit. Zufrieden richtete Hinata sich wieder auf und wollte zu seinem Fahrrad zurück, als etwas seine Aufmerksamkeit anzog. Verwundert blieb er stehen, als er zwischen Bäume zwei Menschen entdecken konnte, die verdächtig aussahen. Ihre Köpfe waren von Kapuzen überzogen und man konnte ihre Gesichter nicht erkennen. Das einzige, was Hinata auffiel, war eine Kette, die neben an der Hose, eines der vermummten Gestalten, herunterhing. Seine Härchen richteten sich auf und sein Instinkt schlug Alarm, dass er das nicht hätte sehen dürfen. Da passierte wahrscheinlich gerade irgendetwas Illegales. „Das ist das neueste Zeug, das ich habe auftreiben können, Iwa-chan. Damit dürfte unser Kunde fürs erste zufrieden sein.“ Der Wind wehte die Stimme des Redners zu ihm herüber und Hinata hatte jedes einzelne Wort hören können. Er erschauderte. Drogen?! Das war das erste, was ihm durch den Kopf ging. Verdammt, er hatte es geahnt. Hier war die Kacke ziemlich am Dampfen, er musste abhauen, ehe man ihn erwischte. Wie ein verängstigter Hase trat er einen Schritt zurück und unter seinem Fuß knackste laut ein Ast. „Das war ja so klar, dass das passieren musste! Warum musste alles immer so klischeehaft sein?!“, fluchte Hinata und seine Augen füllten sich mit Tränen. Er war vor Angst in der Bewegung eingefroren und nur ganz langsam hob er seinen Kopf. Leise wimmerte er, als die zwei Personen sich zu ihm umgedreht hatten. „Wer ist da?“, fragte der andere, der Iwa-chan genannt wurde und Hinata gab einen kläglichen Laut von sich. Iwa-chan hatte eine Waffe gezogen, die unheilvoll im Licht der Straßenlampe aufleuchtete. Oh scheiße, scheiße, scheiße! Er war ja so was von am Arsch! Erst, als die Person sich in Bewegung gesetzt hatte und auf Hinata zuging, kam Leben zu ihm zurück. Sein ganzer Körper zitterte unter dem strömenden Adrenalin, der durch seine Venen gepumpt wurde. Wie ein Irrer hechtete er auf sein Fahrrad zu, welches immer noch auf dem Gehweg lag, hob es auf und schwang sich drauf. Wackelig und hetzend fuhr er im Zickzack den Weg entlang und strampelte, wie noch nie im Leben, in die Pedale. Ihm war heiß, sein Herz donnerte unaufhörlich gegen seinen Brustkorb und die Tränen liefen in Strömen über seine erhitzten Wangen. Scheiße, scheiße, scheiße! Waren sie noch hinter ihm her? Er drehte seinen Kopf herum und quietschte laut auf, als er sah, dass ein Auto aus der Richtung kam, aus der Hinata geflohen war. Noch mehr Tränen liefen ihm über die Wangen und er strampelte weiter. Er musste weg, also schneller, Beine! Er hatte Seitenstechen, seine Hände waren schon ganz klamm von dem kalten Wind und seine Oberschenkel brannten, weil er sie überstrapazierte, aber Hinata war es egal. Nur eins ging ihm durch den Kopf: er musste überleben! Immer wieder sah er die Waffe vor seinen Augen. Die hatte er sicherlich nicht aus Spaß in der Hand. Nein, das war keine Attrappe gewesen, die war echt, das wusste Hinata einfach. Das Auto kam näher. Die Scheinwerfer brannten auf seinem Rücken. Hinata heulte laut auf. Er durfte nicht gefasst werden! Nein, nein, nein! Bitte nicht! Das Auto wurde langsamer. Ganz langsam drehte Hinata sein Kopf herum und schluchzte laut auf. „Ich tu es auch nie wieder! Ich schwöre! A-Aber lass mich bitte leben!“, jammerte er und hielt an. Ah, wie peinlich war das?! Jetzt musste er schon um sein Leben betteln! Aber Hinata wusste sonst nicht weiter. Fliehen brachte nichts mehr und Hinata konnte gegen eine Waffe nichts ausrichten. Da half nur noch betteln und flehen. Er hatte seine Augen zusammengekniffen und senkte den Kopf. Würden sie ihn jetzt erschießen? „Mh… ist ja gut, dass du eingesehen hast, dass man ohne Licht nicht fahren sollte, Kindchen. Aber hör auf zu flennen...“, sagte eine Stimme, die er schon mal gehört hatte. Aber es waren nicht die Stimmen von den vermummten Gestalten von eben, sondern eine ganz andere… Eine Stimme, die er fast jeden Nachmittag aus dem Fernseher gehört hatte. Langsam hob er seinen Kopf und starrte direkt in Kurokawas Augen. Dieser Mistkerl saß in einem Auto und hatte die Scheibe herunter gedreht. „H-Haaaaaaaaaah?! D-Du?!?! Und wen nennst du hier Kindchen, huh?!?!“, stieß er laut aus und starrte ihn mit aufgeklappter Kinnlade an. Wo kam der denn auf einmal her?! Und warum war er hier?! Wieso redete er mit ihm?! Was ging hier ab?! Kageyama kratzte sich am Nacken. „Kennen wir uns?“, fragte er etwas verwirrt und ignorierte vollkommen Hinatas Ausraster bezüglich Kindchen. Er ging alles in seinem Kopf durch. Hatte er ihn etwa schon einmal bei etwas ertappt? „Und wie wir uns kennen, du Depp! Nein, du kennst mich nicht, aber ich dich! Du bist echt so ein Depp, du Depp! Was lässt du dich so deppisch erschießen?! Woah, warte mal, wieso lebst du eigentlich noch, du Depp?!“ Kageyamas Augen verdunkelten sich etwas und er stieg aus dem Polizeiwagen, den er auf die Seite geparkt hatte. Moment, Polizeiwagen? Jetzt so langsam klingelte es bei Hinata. Erleichtert lachte er auf und er wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Jeeeetzt kapier ich das! Das gehört alles zur Serie, richtig? Woah, woah, woah und ich habe mir echt in die Hose gemacht! Man, man, man. Das war echt ein Killermoment, mein Herz hat die ganze Zeit wush gemacht und ich dachte echt, ich würde sterben!“, laberte er schon drauf los und lachte hysterisch auf. Scheiße, das hatte alles so realistisch gewirkt. Aber Kurokawa war ja hier und das hieß, dass das Kamerateam auch hier in der Nähe war. Vergnügt sah er die Straße auf und ab. Nichts. Verunsichert hob er seinen Kopf und suchte die Bäume ab. Nichts. „Ehh…?“ Hieß das etwa, dass das Trockenübungen waren? Also wurde das noch nicht aufgenommen? „Hast du irgendetwas zu dir genommen?“, wollte Kageyama wissen, der den Kleinen skeptisch beobachtet hatte. Irgendwie benahm er sich wirklich auffällig und er schien ganz schön abgedreht zu sein. Drogen? „Oh… na ja, das letzte Mal war heute Mittag. Aber das ist schon lange her und ich könnte noch etwas mehr vertragen“, antwortete Hinata und bestätigte somit Kageyamas Verdacht. Aber dass Hinata eigentlich von Essen sprach und Kageyama von Drogen, schienen beide nicht zu bemerken. „Aber im ernst jetzt, Kurokawa. Ich habe mich heute so tierisch über dich aufgeregt! Wie konntest du dich wegen so einem Miststück abknallen lassen?!“ „Kurokawa?“, wiederholte Kageyama langsam, während er zu seinem Auto lief und einen Koffer herausholte. Damit ging er wieder zum schnatternden Hinata zurück, der ihn für die Figur aus der Serie hielt. Hatte der Idiot also nicht bemerkt, dass hier nicht Kurokawa, der gespielte Polizist stand, sondern Kageyama der richtige Polizist? Wer war hier jetzt der Depp? Er stellte neben Hinata den Koffer ab und holte eine Minitaschenlampe heraus. „Nun, ich weiß auch nicht, warum ich mich für eine Frau aufopfern sollte. Sie sind doch ziemlich lästig…“, meinte Kageyama und griff nach Hinatas Gesicht. „Ja, jaaa! Da sagst du was! Meine Freundin ist auch… hey, was machst du da?!“ Kageyama hatte die Taschenlampe vor seinen Augen angemacht und überprüfte die Reaktion seiner Pupillen. Zu seiner Verwunderung zogen sie sich aber sofort zusammen, als das Licht einfiel. „Was ist mit deiner Freundin?“, fragte Kageyama weiter und wühlte wieder in seinem Koffer herum, als hätte er Hinatas Fauchen glatt überhört. „Nun… sie lässt nicht locker. Ich hatte damals einen Fehler gemacht und… ufjkfl!“ Während Hinata geredet hatte, hatte Kageyama einfach, ohne zu fragen, etwas in seinen Mund geschoben. Danach zog er den Streifen aus seinem Mund und stöpselte ihn in ein Röhrchen. „Waaas zur Hölle hast du da gemacht, Kurokawa?! Du kannst doch nicht einfach in meinem Mund herum fummeln! Hast du irgend so einen ekligen Fetisch, Fremden im Mund herum zu puhlen, hah?!“ Hinata war nun stocksauer. Was ging mit dem Typen ab?! Er war ja schon in der Serie ein ziemlicher Idiot, aber nun ja, er musste die Rolle wahrscheinlich auch weiterspielen, immerhin gehörte das jetzt auch zum Dreh, oder? Moment! Hieß das etwa, dass Hinata jetzt ein Star wurde?! Würde jetzt jeder seinen Auftritt sehen?! „Wuhaaa, wie cool ist das denn?! Du kannst alles mit mir machen, Polizist-san! Ich stelle mich dir zur Verfügung!“, stieß er wieder total euphorisch aus und fuchtelte mit glänzenden Augen in der Luft herum. Kageyama verzog etwas sein Gesicht. Mit dem Typen hier ging doch etwas mächtig schief… Er hatte zwar keine Alkoholfahne bemerkt, aber sicher war sicher. „Hier, blas rein!“, forderte er ihn auf, als er das Instrument herausgeholt hatte und hielt es Hinata hin. „Denkst du, man wird mich lieben?! Denkst du, ich komme gut an?“, fragte Hinata weiterhin total aufgeregt und blies gut gelaunt ins Röhrchen. „Bitte?“ Kageyama wirkte immer verwirrter. Von was bitte sprach der Irre hier?! Als das Instrument piepste, nahm er es ihm ab und überprüfte das Ergebnis. 0,0 Prozent. „Also ist er auch nicht unter Alkoholeinfluss...“, bemerkte er und betrachtete Hinata genauer. Vielleicht war er auch nur so irre. Seine letzte Hoffnung war der Streifen, der bald auch ein Ergebnis darlegen würde. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass er clean war. „Hey, du musst nicht eifersüchtig sein! Du bist eh tot, also braucht es dich ja nicht zu kümmern, dass ich dir die Show stehlen werde!“, quatschte Hinata verwirrend weiter. Während Hinata sein zusammenhangloses Gequatsche von sich gab, spürte Kageyama auf einmal ein Kribbeln in seinem Nacken. Hastig drehte er sich um, doch er konnte niemanden sehen. Aber er spürte, dass jemand hier war. Sein Blick fiel auf Hinata. Er konnte ihn jetzt schlecht alleine lassen. Außerdem stand noch das Ergebnis offen. „Steig ein“, sagte er knapp und hob sein Fahrrad auf. „Was?“ „Du hast doch gesagt, du würdest alles machen. Also, einsteigen!“, forderte er ihn erneut dazu auf und verfrachtete dabei das Fahrrad in den Kofferraum. Zum Glück war er heute Abend mit einem großen Kombi unterwegs. Dort würden noch drei weitere Fahrräder platz finden. „Aber Mami hat immer gesagt, dass man nicht zu fremden Männern einsteigen sollte...“, merkte Hinata unsicher an. Kageyama war langsam echt stinkesauer. Grob packte er ihn am Schlafittchen und steckte ihn auf die Rückbank seines Wagens. „Au, au! Sei doch nicht so grob, verdammt!“, fauchte Hinata und verschränkte schmollend seine Arme vor der Brust. Langsam gefiel ihm die Rolle immer weniger in der Serie. Er kam sich eher vor wie ein Verdächtiger, als ein genialer Polizist. „Halt die Klappe! Wir fahren auf die Wache!“ „Woah! Gib es dort echte Polizisten?!“, jubelte Hinata und war schon wieder Feuer und Flamme. Kageyama verdrehte die Augen. Der Idiot hatte es also immer noch nicht geschnallt. „Natürlich...“, antwortete er knapp. Unter lautem Jubeln Hinatas fuhr er schließlich los. ********************************************* Wie es weitergeht: „Und wieso hast du ihn mitgenommen, Kageyama?“, fragte sein Boss neugierig. „Ich dachte, er würde unter Drogen stehen...“, sagte er trocken, was dazu führte, dass der Ältere wieder anfing zu lachen. „Keine Sorge, Kageyama, er ist immer so!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)