Selbstmord ist keine Lösung......oder? von LadyShihoin ================================================================================ Kapitel 77: Der frühe Vogel fängt den Wurm ------------------------------------------ Carinas Körper fühlte sich im Halbschlaf an, als würde er schweben. Sie fühlte sich federleicht und so unglaublich befreit. Beruhigende Wärme umhüllte sie, die – wie sie automatisch wusste – nicht nur von der Bettdecke, sondern auch von Cedric stammte, der nach wie vor dicht an ihrem Körper gedrängt im Bett lag. Sie war in dieser Nacht zweimal aufgestanden, um Lily zu stillen und beide Male hatte der Bestatter sie bei ihrer Rückkehr sofort an sich herangezogen, ohne jedoch dabei aufzuwachen. Sein fester Schlaf kam dem eines Toten wirklich schon sehr nahe… Aber es hatte sie nicht wirklich gekümmert. Ganz im Gegenteil sogar. Nur allzu gerne war sie zurück in seine Arme geschlüpft, hatte sich an seine warme Haut geschmiegt und das Gesicht anschließend an seine Halsbeuge gelegt, um seinen Duft langsam einzuatmen. Der Duft, der ihr automatisch Sicherheit und Geborgenheit vermittelte. Carina konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal so schnell eingeschlafen war. Mit einem Mal spürte sie jedoch, wie die Wärme abrupt zunahm. Sie war jetzt nicht mehr einlullend und entspannend, vielmehr verwandelte sie sich innerhalb weniger Sekunden zu einer Hitzewelle, die ihren gesamten Körper überrollte. Bevor die 19-Jährige richtig realisieren konnte, woher dieses seltsame Gefühl kam, öffnete sie noch im Halbschlaf ihren Mund und stieß ein raues Stöhnen hervor. Das Geräusch aus ihrer eigenen Kehle sorgte dafür, dass sich ihr halbwacher Zustand endlich lichtete. Flatternd öffnete sie die Augen, sah zuerst einige lange Sekunden verschwommen, ehe sie ihr Schlafzimmer erkannte. Sie lag immer noch im Bett, auf die linke Seite gedreht und hatte eine gute Sicht auf das Fenster, aus dem bereits die ersten Lichtstrahlen des frühen Morgens fielen. „Hab ich Fieber? Woher kommt diese unerträgliche Hitze?“, dachte Carina träge und fragte sich gleichzeitig, ob Shinigami überhaupt so etwas wie eine Erkältung bekommen konnten. Nur ganz langsam schaltete ihr Gehirn, wo sich dieses Gefühl konzentrierte und erst in dem Moment, indem sie wieder vollständig im Hier und Jetzt angekommen war, registrierte sie Cedrics Körper hinter sich. Und seine Erektion, die sich fest gegen ihren Hintern drückte. Aber vor allen Dingen spürte sie seine rechte Hand, die sich zwischen ihren Schenkeln befand. Ein erneutes Stöhnen verließ ihren Mund. Die Schnitterin biss sich sogleich hart auf die Unterlippe, während ihr das Blut zeitgleich in die Wangen schoss. Die Finger ihrer linken Hand krallten sich in das weiße Bettlaken unter ihr, die Finger ihrer anderen legten sich auf seinen Unterarm, ohne ihn jedoch wirklich von seinem Handeln anzuhalten. „Ein simples „Guten Morgen“ hätte es auch getan“, presste sie mit halbwegs kontrollierter Stimme hervor und zuckte im nächsten Moment vor Erregung zusammen, als sich seine Lippen in ihren Nacken legten und die empfindliche Haut liebkosten. „Guten Morgen“, raunte er ihr ins Ohr und drang ganz nebenbei mit zwei seiner Finger in ihre Enge ein. Carina bemerkte, wie die Abstände zwischen ihren Atemzügen kürzer wurden. „Erstaunlich, wie schnell dein Körper auf mich reagiert“, flüsterte er und sie konnte das Grinsen in seiner Stimme praktisch hören. Die Blondine verdrehte die Augen. „Musst du gerade sagen“, gab sie zurück und drückte ihren Po nach hinten gegen seine Erektion, was ihm ein kurzes Keuchen entlockte. „Immer noch so ein kleines Biest“, murmelte er, woraufhin nun Carina grinsen musste. „Ich sorge nur für Gleichberechtigung“, erwiderte sie und bewegte ihre Hüften seinen Fingern entgegen, sodass sie gleichzeitig immer wieder an seinem steifen Glied entlang rieb. Es ließ den Silberhaarigen ganz eindeutig nicht kalt, denn das Eindringen seiner Finger in ihre Mitte wurde deutlich fester. „Hmm“, brummte er ihr als Antwort entgegen und biss neckend in ihr Schulterblatt. Etwas, was der Schnitterin definitiv gefiel. „Außerdem“, fuhr sie fort, jetzt allerdings mit deutlich abgehackten Atemzügen, „warst du nicht der Einzige, der lange auf Sex verzichten musste. Und glaube mir, wenn ich dir sage, dass es für mich deutlich schlimmer war als für dich. Da ist es doch kein Wunder, wenn ich jetzt so auf deine Berührungen reagiere.“ Der Bestatter runzelte hinter ihr die Stirn. „Schlimmer? Wieso das?“ „Na ja“, begann die 19-Jährige und musste kurz Luft holen, als er einen weiteren Finger in sie hineinschob, sie somit weiter für ihn dehnte, „Du weißt doch, in der Schwangerschaft spielen die Hormone einer Frau einfach total verrückt. In den ersten paar Monaten war ich einfach ständig… nun ja, triebgesteuert trifft es wohl ganz gut.“ Carina spürte, wie seine Finger abrupt in ihrer Bewegung innehielten und sein Glied an ihrem Hintern zuckte. Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen und sie konnte es sich einfach nicht verkneifen noch einen draufzusetzen. „Sogar im Schlaf musste ich die ganze Zeit an Sex denken.“ Das war anscheinend zu viel für Cedric. Bereits im nächsten Moment musste Carina blinzeln, als sie plötzlich auf dem Rücken lag, ihren Partner direkt über sich. Seine Hände stützten sich neben ihrem Kopf ab und sein Knie spreizte in aller Seelenruhe ihre Beine, damit er sich anschließend dazwischen niederlassen konnte. „Ach ja?“, lächelte er und es war dieses eine Lächeln, dieses zahnlose Lächeln von ihm, das ihr das Herz in der Brust höher schlagen ließ. „Spielte ich in diesen Träumen von dir auch eine Rolle?“ Seine Augen waren auf ihr Gesicht fixiert, auf das sich nun ein anzüglicher Ausdruck schlich, den er so noch nie an ihr gesehen hatte. „Die Hauptrolle“, raunte sie und es kostete den Shinigami all seine Willenskraft, nicht einfach in sie einzudringen und sie genauso grob zu nehmen, wie am vorherigen Abend. Carina sah, wie sich seine gelbgrünen Augen verdunkelten. Erneut biss sie sich auf die Unterlippe, versuchte zeitgleich das köstliche Ziehen in ihrem Unterleib zu ignorieren. „… Und was habe ich so alles mit dir angestellt?“, fragte er mit gefährlich ruhiger Stimme und sogleich musste die junge Frau an einen ganz bestimmten Traum denken. „Du… hast mich berührt“, hauchte sie und wurde bei der bloßen Erinnerung an die Szene feuchter. Der Silberhaarige lächelte und fuhr mit seiner Hand wieder zurück zwischen ihre Beine. „Hier?“, fragte er und genoss das abgehackte Keuchen, das von der Frau unter ihm kam. „Ja, aber…“, sie wurde rot im Gesicht und senkte die Stimme zu einem Flüsterton herab, „aber… nicht mit den Fingern.“ Sichtlich peinlich berührt schaute sie zur Zimmerdecke hoch und verpasste somit das Aufblitzen von Schalk in seinen Augen. „So?“, erwiderte er und ehe Carina reagieren konnte, war der Todesgott an ihr heruntergerutscht und presste seinen Mund gegen das empfindliche Fleisch zwischen ihren Schamlippen. Die 19-Jährige stieß ein ersticktes Stöhnen aus und musste im ersten Moment entsetzt nach Luft schnappen. Scheiße, das fühlte sich so gut an… Ihre Finger krallten sich erneut in das weiße Laken unter ihr, während sie den Kopf zurück aufs Bett fallen ließ, ihren Rücken durchdrückte und ins Hohlkreuz ging, ihm ihre Hüften entgegenwölbend. „Ja, genau so“, keuchte sie und spürte gleich darauf seine Zunge, die mit leichtem Druck über ihre Klitoris glitt. Seine Hände umschlossen ihr Becken und hielten es ruhig, als sie sich ihm erneut entgegendrückte. „Nicht so gierig“, lachte er leise, hauchte dabei einen seiner Atemzüge gegen ihre Hitze. „Ich glaube… hnn… dass du der Letzte bist, der jemand anderen gierig nennen sollte“, antwortete sie und der Bestatter wusste sofort, dass sie auf den gestrigen Abend anspielte. Der Anflug eines schlechten Gewissens traf ihn. Das war ihm in seinem gesamten bisherigen Leben tatsächlich noch nie passiert. Dass er eine Frau ohne Vorspiel oder jegliche Art der Vorwarnung einfach genommen hatte. Carina hatte es ganz augenscheinlich nicht sonderlich gestört, aber er selbst war im Nachhinein von dieser fast schon animalischen Seite an ihm doch ein wenig überrascht gewesen. „Keine Sorge. Heute lasse ich mir mehr Zeit“, erwiderte er und senkte erneut den Kopf zwischen ihre Schenkel. Die nächsten Minuten konnte sich Carina schwerlich auf etwas anderes konzentrieren, als ihre rasche Atmung und das befriedigende Pochen in ihrem Schoß, ausgelöst durch seinen Mund und seine verdammte Zunge, die genau die richtigen Stellen berührte. Zweimal ließ Cedric kurz von ihr ab, allerdings nur, um sie in die Innenseite ihres Oberschenkels zu beißen, seine Markierung auf ihr zu hinterlassen. Als er sich nach endlos langen Minuten endlich wieder aufrichtete, war die 19-Jährige das reinste Nervenbündel. „Bitte“, murmelte sie angespannt, beinahe flehend, und spreizte ihre Beine weiter auseinander. Eine stumme Aufforderung, die deutlicher nicht hätte sein können. Sein muskulöser Körper legte sich über den ihren und im nächsten Augenblick versiegelte er ihre Lippen miteinander. Der Kuss war sinnlich, tief. Sie konnte sich selbst auf seinen Lippen und seiner Zunge schmecken und als sie genießend ihre Augen schloss, sich in diesen Kuss hineinfallen ließ, drang er sanft in sie ein, dehnte sie langsam. Der Laut aus ihrer Kehle wurde von seinem Mund aufgefangen, sodass nur noch gedämpftes Stöhnen im Raum zu hören war. Während sich ihre Zehen vor Lust in das Bettlaken gruben, umschlang sie mit ihrem linken Arm seinen oberen Rücken. Ihre rechte Hand glitt langsam an seiner Seite hinab und legte sich schließlich auf die Kurve seines Hinterns, um ihn mit leichtem Druck noch näher an sich heranzuziehen. Seine Hüften gaben einen langsamen Rhythmus vor, der Carina fast in den Wahnsinn trieb, versenkte er sich doch jedes Mal bis zum Anschlag in ihr. „Verdammt“, keuchte sie atemlos, als er seinen Mund endlich von ihrem löste und sie anschließend zärtlich auf den Kehlkopf küsste. Der Todesgott schmunzelte, ließ ihre Aussage unkommentiert und umfasste im nächsten Moment ihre linke Brust, was sie spürbar zusammenzucken ließ. Er fühlte, wie sich ihr Körper kurz verkrampfte. „Nicht“, stieß sie zittrig hervor, ihre Stimme eine Mischung aus Erregung und süßem Schmerz. „Sie… sie sind ziemlich empfindlich momentan.“ Verstehend gab Cedric sofort nach, löste seinen Griff und wanderte stattdessen zu ihren Hüftknochen, um liebevoll darüber zu streicheln. Das Bett knarzte leicht bei jeder ihrer Bewegungen, aber keiner der beiden achtete großartig darauf. Vielmehr wurde es Carina langsam zu bunt. „Du hast dir jetzt genug Zeit gelassen“, knurrte sie und kam seinem nächsten Stoß härter entgegen. „Was denn?“, grinste er schadenfroh und packte ihre Hüften fester, um sie still zu halten. „Was möchtest du von mir, Carina?“ Angesprochene rollte genervt mit den Augen. Schön, wenn er es denn unbedingt von ihr hören wollte… „Mach schneller, verdammt nochmal“, zischte sie, konnte einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen jedoch nicht ganz verhindern. Er lachte leise, kam ihrer deutlichen Bitte – wobei, Befehl traf es hier eigentlich eher – aber nach und beschleunigte sein Tempo. Die Schnitterin legte den Kopf weiter ins Kissen und schlang ihre Beine nun zusätzlich um ihn. Cedric stöhnte sachte auf. Schweiß bildete sich auf seinem Körper und auch er spürte das immer stärker werdende Ziehen in seinen Lenden nun überdeutlich. Dass Carina sich in genau diesem Moment auch noch zu ihm vorbeugte, um ihre Zähne in seiner Unterlippe zu vergraben und spielerisch daran zu ziehen, machte die ganze Situation nicht unbedingt besser. Unabsichtlich wurde er ein wenig grober und schaute fasziniert dabei zu, wie die junge Frau unter ihm von seiner Lippe ablassen musste, um ein erregtes Japsen auszustoßen. Ein kühnes Lächeln legte sich auf seine Gesichtszüge. Manchmal vergaß er einfach, dass Carina genauso wie er ein Shinigami war. Sie konnte so einiges aushalten, bei ihr musste er sich keine Sorgen machen, dass sie wie Glas unter seinen Fingern zerbrechen würde. Und scheinbar mochte sie es, wenn es etwas gröber zuging… Etwas, was er in Zukunft sowieso noch gedachte auszutesten, so viel stand fest! Allein der Gedanke brachte ihn gefährlich nahe an den Abgrund. Gezielt führte er seine rechte Hand von ihrer Hüfte nach unten und legte seinen Daumen gleich darauf auf ihre Klitoris. Carinas Augen weiteten sich erschrocken, als er anfing diesen empfindlichen Punkt ihres Körpers ohne Rücksicht zu reiben, all ihre Nerven schienen mit einem Mal in Flammen zu stehen. Im Takt der Bewegungen seines Daumens drang er weiterhin unbarmherzig in sie ein. Dieses Mal würde er sich erst erlauben zu kommen, wenn Carina ihm vorausging. Und es dauerte nicht besonders lange. Die Kombination seiner Berührungen ihres Lustpunktes und seiner Erektion, die sie komplett ausfüllte, waren einfach zu viel. Ein Wimmern entfuhr der 19-Jährigen, während sie ihre Fingernägel unbewusst in seinen Rücken drückte, ihn damit nur noch anspornte. Genau in der Sekunde, in der sie seinen Namen hilflos krächzte, zogen sich ihre Wände beinahe schmerzhaft eng um ihn zusammen. Der Bestatter vergrub sich noch ein weiteres Mal in ihrer heftig pulsierenden Enge, ehe auch er seinen Höhepunkt erreichte und sich stöhnend in ihr ergoss. Sanft bewegte er sein Becken weiter, woraufhin Carina aufseufzte, immer noch halb in den Nachwirkungen ihres Orgasmus gefangen. Die Muskeln in ihren Beinen verloren ihre Anspannung und rutschten von seinen Hüften hinunter, sodass er nur wenige Augenblicke später aus ihr herausgleiten konnte, um sich neben ihr auf das Bett sinken zu lassen. Ein paar Minuten sprachen sie gar nicht, versuchten stattdessen ihre raschen Atemzüge wieder unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich durchbrach Cedric die Stille, indem er amüsiert auflachte. „An solch eine Prozedur vor dem Aufstehen könnte ich mich gewöhnen.“ Carina schnaubte einmal laut, allerdings ebenfalls unüberhörbar amüsiert. „Das glaube ich dir aufs Wort.“ Kurz haderte sie mit sich selbst, ehe sie weitersprach. „Also“, meinte sie und zog das Wort etwas in die Länge, um ihre eigene Unsicherheit zu überspielen, „sind wir… sind wir jetzt… zusammen?“ Er hob beide Augenbrauen und Carina wusste sofort, dass sie die falsche Formulierung gewählt hatte. „Sind wir das nicht schon die ganze Nacht gewesen?“, fragte er grinsend, woraufhin die Blondine genervt aufstöhnte. „Du weißt genau, wie ich das gemeint habe“, murmelte sie beleidigt und boxte ihn leicht gegen seinen Brustkorb. Sofort ergriff er ihre Faust und zog sie an sich heran, sodass sie nun mit dem Oberkörper halb auf ihm lag. Sie schluckte, als sie in seine phosphoreszierenden Augen sah, die sie eindringlich anblickten. In diesem Moment gab er ihr das Gefühl, sie wären die einzig beiden existierenden Wesen auf dieser Welt. „Ich weiß“, antwortete er. „Und falls das nicht ohnehin schon offensichtlich gewesen ist: Die Antwort lautet Ja.“ „Bei dir ist fast nie etwas offensichtlich, Cedric“, brachte sie gerade noch so hervor, ehe sich ihre Lippen zu einem breiten Lächeln verzogen und sie ihn mit aller Inbrunst küsste, die sie in diesem Moment aufbringen konnte. Seine Hände legten sich auf die warme Haut ihres unteren Rückens und hielten sie fest, während er den Kuss erwiderte. Gegen Carinas Willen brannten plötzlich heiße Tränen in ihren Augen. Genau hier gehörte sie hin, hier an seine Seite. „Ich will hoffen, dass das Freudentränen sind“, hauchte er gegen ihre Lippen und wischte zärtlich die beiden einzelnen Tränen weg, die sich einen Weg über ihre Wangen gebahnt hatten. Sie lachte erstickt auf und legte nun ihrerseits ihre Hände an seine Wangen, strich sanft mit dem linken Daumen über seine Narbe. „Gott, ich liebe dich so sehr, Cedric…“ Erneut fanden sich ihre Lippen und mit ziemlicher Sicherheit wäre zum zweiten Mal an diesem Tag mehr daraus geworden, hätte sich nicht genau in dieser Sekunde ihre gemeinsame Tochter zu Wort gemeldet. Die beiden Todesgötter lösten sich voneinander, als das leise Weinen hinter der Tür zu ihnen durchdrang. Bevor Carina sich erheben konnte, war der Mann neben ihr bereits auf den Beinen und zog sich seine Unterwäsche an. „Lass nur, ich mach das schon“, sagte er und war bereits auf dem halben Weg zur Tür, als die junge Mutter ihm antwortete. „Du kannst Lily direkt mitbringen. Sie wird Hunger haben.“ „Hehe, Mutterinstinkte sind doch immer wieder erstaunlich“, kicherte er. Und Carina sollte tatsächlich Recht behalten. Als Cedric nicht einmal eine Minute später mit ihrem gemeinsamen Baby zurückkehrte und sie der 19-Jährigen in die Arme legte, dauerte es keine 5 Sekunden und das Mädchen fand ihre linke Brustwarze. Kurz zuckte Carina zusammen, was dem Bestatter nicht verborgen blieb. Er runzelte die Stirn. „Tut es sehr weh?“ „Nicht direkt, aber wie ich dir gerade eben bereits sagte, sie sind empfindlich. Es ist ein wenig unangenehm, aber auszuhalten.“ Liebevoll streichelte sie über den silbernen Haarschopf ihrer Tochter und der Todesgott spürte erneut jähe Zuneigung in sich aufflackern. Carina schaffte es einfach immer wieder ihn zu faszinieren. Ganz zu Anfang lediglich als Mensch, anschließend als Kämpferin und Todesgöttin, dann als seine Geliebte. Und jetzt war es einfach so viel mehr als das… Eine Stunde später saßen die beiden Shinigami am Frühstückstisch, gewaschen und vollständig angezogen. Lily befand sich auf Carinas linkem Arm und spielte mit einer der etwas längeren blonden Haarsträhnen ihrer Mutter, während diese sich mit einer Gabel in ihrer rechten Hand Rührei in den Mund schob. Gott, sie war am Verhungern. „Kein Wunder, bei den sportlichen Aktivitäten vor und nach dem Schlafengehen“, dachte sie amüsiert und konnte ihren Blick kaum von Cedric abwenden, der gerade seinen Terminkalender für heute durchging. „Die nächste Beerdigung findet erst morgen statt. Wir können also den lieben langen Tag machen, was wir wollen“, grinste er und wackelte einmal spielerisch mit beiden Augenbrauen. Carina hingegen hob daraufhin nur ihre linke. „Vergiss es“, antwortete sie und trank einen Schluck Tee. „Ich fühle mich mittlerweile ohnehin schon ein wenig wund, da mache ich doch nicht direkt weiter.“ „Aber wir müssen doch so vieles nachholen“, erwiderte er in einem kindlich weinerlichen Ton, der Carina wieder einmal an seinem Alter zweifeln ließ. „Das letzte Mal ist gerade eine Stunde her, Cedric“, entgegnete sie trocken, doch ihre Augen strahlten Belustigung aus. „Außerdem wird Grell heute noch kommen und ich habe nicht das geringste Interesse daran, dass er genau dann ins Zimmer geplatzt kommt, wenn wir gerade miteinander zugange sind.“ „Wobei sein entsetzter und peinlich berührter Gesichtsausdruck das schon fast wieder Wert wäre, hehe~“, gackerte der Bestatter und klappte das kleine Buch zu. „Von wegen peinlich berührt“, murmelte sie und rollte einmal mit den Augen. „Wie ich Grell kenne, würde er zuerst himmelhochjauchzend durchs Schlafzimmer hüpfen und sich wahrscheinlich noch nicht einmal groß darum scheren, dass wir nackt auf dem Bett liegen. Erst, wenn die erste Freude nachgelassen hat, dann fängt bei ihm das Schämen an. Was im Übrigen nicht zu vergleichen wäre mit der Scham, die ich bei dem Ganzen empfinden würde.“ „Ich konnte noch nie wirklich nachvollziehen, warum Menschen sich für so viele Dinge schämen. Gerade, wenn es um Sex geht. Keiner traut sich darüber zu sprechen, dabei passiert es hinter fast jeder verschlossenen Tür. Das ist das Natürlichste auf der Welt, warum also nicht offen darüber reden?“ Carina lächelte schief. „Was das angeht, wird die Menschheit tatsächlich schlauer. Im 21. Jahrhundert wird über solche Themen definitiv wesentlich mehr gesprochen, als zur jetzigen Zeit. Was allerdings auch nicht sonderlich schwer ist, bedenkt man den heutigen Stand der Dinge.“ „Interessant“, murmelte er und warf ihr in der gleichen Sekunde einen fragenden Blick zu. „Dafür, dass du so aufgewachsen bist, hast du dich aber auch am Anfang reichlich geziert“, neckte er sie. Carina schnaubte und kratzte sich kurz verlegen am Kopf. „Tja, was soll ich sagen, so war ich eben. Aber da es in deiner Gegenwart tödlich wäre sich auf Dauer für jede Kleinigkeit zu schämen, habe ich diese Charaktereigenschaft wohl auf ein Minimum reduziert.“ „Gut gekontert“, lachte er und erhob sich von seinem Platz, um das Geschirr wegzuräumen. „Danke“, erwiderte sie nonchalant und hob lächelnd den Kopf, als der Bestatter ihr einen sanften Kuss auf den Mund drückte. Genau in diesem Moment erklang das Läuten der Türklingel, als jemand das Institut betrat. „Undertaker, bist du da?“, erklang die unverkennbare Stimme von Ciel Phantomhive und Carina bekam sogleich eine Art Déjà-Vu. Damals, als sie ihm hier zum allerersten Mal begegnet war, hatte er genau die gleichen Worte benutzt. „Earl~“, rief der Undertaker beinahe erfreut aus und ging begleitet von seinem allseits bekannten Kichern in den vorderen Teil des Ladens, Carina dicht auf seinen Versen. Ciel stand bereits mitten im Raum, Sebastian wie immer dicht hinter sich. Scheinbar hatte Elizabeth mit ihrer Aussage Recht behalten, dass die Todesgötter ihren Verlobten nun häufiger zu Gesicht bekommen würden. Etwas, wovon Carina noch nicht recht wusste, ob es ihr wirklich gefallen sollte. „Was verschafft mit denn die Ehre Eures Besuches?“, fuhr Cedric fort und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Die 19-Jährige hingegen blieb stehen und lehnte sich neben ihm gegen das hölzerne Möbelstück. Der Adelige hatte schon halb den Mund geöffnet, als sein Blick auf die einzige Frau im Zimmer fiel. Kurz schien er mit sich selbst zu hadern. Schließlich trat er dicht an den Schreibtisch heran, seine marineblauen Augen auf Carina gerichtet. „Ich muss mich bei dir bedanken. Elizabeth hat mir erzählt, was du in diesem Bunker alles für sie getan hast. Dass du ihr zur Flucht verholfen hast.“ Er neigte leicht den Kopf. „Vielen Dank, dass du meiner Verlobten geholfen hast.“ Carina stand die Überraschung ob dieser Worte klar und deutlich ins Gesicht geschrieben. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. „Gern geschehen“, entschloss sie sich schließlich zu sagen, weil ihr nichts Besseres darauf einfiel. Immerhin war sie ja auch irgendwie der Grund gewesen, warum Elizabeth überhaupt erst in diese Lage gekommen war. Crow hätte die Midford niemals entführt, wenn sie nicht die Vorfahrin der Todesgöttin wäre. „Eure Verlobte ist ein guter Mensch. Ich würde es jederzeit wieder so machen.“ Der junge Phantomhive schien von ihrer Antwort ebenso überrascht zu sein, wie Carina zuvor von seinen Worten. Unbeholfen nickte er, gab sich mit ihrer Aussage zufrieden. Sein Blick huschte kurz zu Lily, die mittlerweile wieder friedlich in den Armen ihrer Mutter schlief. Erneut zögerte er kurz, dann wandte er sich an den Bestatter. „Gratuliere. Zur Vaterschaft“, murmelte er, ganz offensichtlich peinlich berührt von dieser Situation. Der Undertaker schmunzelte. „Danke, Earl“, sagte er ehrlich und ohne jegliches Verstellen seiner Stimme. „Also, wie kann ich Euch helfen?“ Ciel schaute zu seinem Butler und dieser begann sofort zu sprechen. „Es dürfte Euch interessieren, dass in den letzten Tagen vermehrt dämonische Aktivitäten in und um London herum stattgefunden haben.“ Carina und Cedric wechselten einen schnellen Blick. „…Ein Anzeichen auf die Anwesenheit deines Vaters?“, fragte die Schnitterin angespannt und der Schwarzhaarige nickte. „Vermutlich. Er kann seine Präsenz verbergen, daher kann ich es nicht mit Sicherheit sagen. Aber es ist zumindest möglich, dass ein direkter Zusammenhang besteht.“ „Großartig“, seufzte sie und rieb sich nervös über die Stirn. Samael hatte schneller reagiert, als sie erwartet hatten. „Eine Sache würde mich interessieren, Dämon“, erwiderte der Bestatter und strich sich die silbernen Haare zurück, sodass seine Augen klar und deutlich zu sehen waren. „Mir ist klar, dass du uns hilfst, weil dein Meister es dir befohlen hat. Aber selbst wenn nicht, hättest du scheinbar keine großen Probleme damit deinen eigenen Vater zu töten. Warum?“ „Ich glaube nicht, dass Euch das etwas angeht, Shinigami“, entgegnete Sebastian kühl. Seine roten Seelenspiegel glommen einmal kurz auf, zeigten eine stumme Botschaft, nämlich das Thema nicht weiter zu vertiefen. „Die viel dringlichere Frage ist doch wohl, wie es jetzt weiter gehen soll“, warf Carina ein und ließ ausnahmsweise ihre Abneigung gegen Sebastian außen vor. „Kann man Samael mit einer Death Scythe töten?“ Angesprochener legte eine seiner behandschuhten Hände überlegend ans Kinn. „Ich vermute es. Undertakers Sense hat auf der Campania schweren Schaden an meinem Körper angerichtet.“ An dieser Stelle funkelte er den Shinigami gefährlich an, dieser quittierte die Geste allerdings nur mit einem entspannten Grinsen. „Ich gehe stark davon aus, dass es meinen Vater töten könnte.“ „Das ist immerhin schon mal ein Anfang“, seufzte sie. „Das klärt aber leider noch nicht die Frage, wie wir ihn aufspüren sollen. Oder was er überhaupt plant“, sagte der Bestatter ernst. Eine gewisse Anspannung hatte von ihm Besitz ergriffen. Wenn er sich in die Sicht des gefallenen Erzengels hineinversetzte, dann wäre selbst in seinen Augen Carina diejenige, die hauptverantwortlich war für das Scheitern seines Planes, die Shinigami vollständig unter seine Kontrolle zu bekommen. „Er ist hinter dir her, Carina“, meinte er leise und erhob sich von seinem Stuhl, um auf die junge Frau hinabzusehen. Sie erwiderte seinen Blick, einen weicher werdenden Ausdruck in den blauen Augen. Natürlich machte sie sich selbst auch Sorgen, aber die Tatsache, dass er sie mit so einer besorgten Miene betrachtete, machte sie seltsamerweise ziemlich glücklich. „Du bist doch bei mir. Was kann da schon großartig passieren?“, meinte sie und hatte vollkommen vergessen, dass Ciel und Sebastian immer noch im Raum waren. Der 14-Jährige errötete stark und räusperte sich einmal deutlich, woraufhin die beiden Todesgötter wieder zu ihm sahen. Sebastian lächelte lediglich aufgrund der peinlichen Berührtheit seines Meisters. „Momentan scheinen wir noch nicht wirklich etwas unternehmen zu können. Daher wäre es mein Vorschlag vorerst die Füße still zu halten und abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt.“ „Wir scheinen keine andere Wahl zu haben“, gab Carina zu. Auch Cedric verdeutlichte seine Zustimmung durch ein Nicken. Ciel wirkte zufrieden. „In Ordnung. Undertaker, bis das wir näheres herausfinden, erwarte ich von dir, dass du dich wieder deinen alten Pflichten widmest und Augen und Ohren in der Unterwelt offen hältst.“ „Sehr wohl, Earl~“, quakte er, was ihm sogleich ein genervtes Schnauben des Adeligen einbrachte. Sebastian reichte ihm stillschweigend Zylinder und Mantel und keine Minute später hatten die beiden das Bestattungsinstitut bereits wieder verlassen. „Das… lief tatsächlich besser ab, als ich vermutet hatte“, sagte Carina erstaunt und schaute den Vater ihrer Tochter mit gerunzelter Stirn an. „Wie ich dir sagte, der Earl ist nicht dumm. Er weiß ziemlich genau, wen er sich besser nicht zum Feind macht. Noch dazu kommt, dass wir einen gemeinsamen Gegner haben, das verbindet nun einmal.“ „Glaubst du, er ahnt etwas?“, flüsterte sie, obwohl sie alleine waren. „Dass seine Großmutter und du…“ Sie ließ den Satz unbeendet, aber ihre Andeutung hätte nicht deutlicher sein können. Ganz gewiss war der Junge nicht dumm, sonst hätte er es nie so weit gebracht. Und er wusste, dass sich der Name seiner Großmutter in einem der Medaillons des Undertakers verbarg. Wenn er jetzt nur noch ein bisschen über den Tellerrand hinausschauen würde, dann… „Ich weiß es nicht“, unterbrach der Totengräber ihre Gedanken. „Falls er etwas ahnen sollte, dann hat er es bis jetzt unausgesprochen gelassen. Etwas, was vielleicht auf für die Zukunft besser wäre.“ „Ja, vermutlich“, murmelte sie. Im nächsten Moment erklang die Türklingel zum zweiten Mal am heutigen Tage und Grell kam herein, freudestrahlend und überschwänglich wie immer. „Hallöchen, meine Lieben, habt ihr mich schon vermisst?“, trällerte er in seiner üblichen Tonlage, was alle Anwesenden sofort grinsen ließ. „Hallo Grell“, erwiderte die Schnitterin gut gelaunt, woraufhin Grell irritiert eine Augenbraue hob. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut gelaunt bist, Carina. Ich habe die Kutsche des kleinen Phantomhives gerade noch wegfahren sehen. Und mich – nebenbei bemerkt – beinahe zu Tode geärgert, dass ich Sebas-chan so knapp verpasst habe. Aber zurück zum Thema, was gab es denn so wichtiges zu besprechen?“ Carina erläuterte ihrem besten Freund kurz das Geschehene und als sie mit den Erklärungen fertig war, konnte sie auf seinem Gesicht die gleiche Anspannung erkennen, wie zuvor bei Cedric. „Du musst vorsichtig sein, Liebes. Der Kerl hat es ganz klar auf dich abgesehen. Und wer weiß, wozu er alles fähig ist.“ „Ich bin mir der Gefahr durchaus bewusst, danke“, antwortete sie ihm, nun fast schon ein bisschen gereizt. „Aber es nützt absolut nichts, wenn ich mich jetzt 24 Stunden am Tag verrückt mache und hinter jeder Ecke einen Feind vermute. Das zermürbt mir lediglich das Hirn. Keine Sorge, ich werde mich von nun an nur noch dort aufhalten, wo viele Menschen sind. Oder in eurer Nähe. Beruhigt euch das?“ „Ja, allerdings“, erwiderten die beiden Todesgötter unisono. Carina seufzte. Herrgott, die schützende Ader der beiden war süß und furchtbar zugleich… „Schön. Jetzt, wo wir das geklärt haben“, fuhr Grell fort und schaute seinen Schützling interessiert an, „gab es sonst noch etwas Neues, was ich wissen sollte?“ „…Och“, begann Carina langsam und warf einen flüchtigen Blick zu Cedric, der sofort verstand und mit einem breiter werdenden Grinsen zu ihr trat. „Ich bringe Lily nach oben, dann könnt ihr in Ruhe sprechen“, sagte er und drückte ihr einen festen Kuss auf den Mund, bevor sie es verhindern konnte. Überrumpelt erwiderte sie den kurzen Kontakt und ließ sich dann das schlafende Baby abnehmen. Leise summend verschwand er nach oben und Carina drehte sich mit einem seltsamen Gefühl im Magen wieder zurück in Grells Richtung. Gleich darauf musste sie sich ein Kichern verkneifen. Grells Mund war so weit aufgeklappt, wie es der menschliche Kiefer überhaupt zuließ. Die Brille saß ihm ein wenig schief auf der Nase und seine Augen waren groß geworden wie Untertassen. „Ähehe“, gab sie unbeholfen von sich und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ja, da gibt es tatsächlich etwas, was du wissen solltest.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)