Persephone und Hades von -Claire-Farron- (Eine Liebesgeschichte aus der Griechischen Vergangenheit wird nun in die Gegenwart versetzt) ================================================================================ Kapitel 38: Athenes weise Worte ------------------------------- Athenes Blick blieb besorgt, als ihre schöne Schwester die Karte entgegennahm, aber zugleich fühlte sie eine ungeahnte Erleichterung, dass ihr die Last der Entscheidung von den Schultern genommen wurde, denn nun lag es in Aphrodites Händen, ob sie die Karte nutzte oder nicht. Ob ihrer Überlegungen, ob man das Vlies teilen könnte, lächelte die Weise allerdings nur matt. „Das ganze Vlies wird für das Gewand benötigt und Persephone muss es ganze 24 Stunden tragen, damit sie wieder unsterblich wird.“ Die Bedingungen waren klar. Ein Vlies, ein Gewand, ein Tag. „Doch wenn es getan ist, liebste Schwester, wird uns das Gewand in seiner Macht bleiben und wir sollten und gut überlegen, ob wir dieses Risiko eingehen können, denn wenn es existiert werden die Menschen es früher oder später entdecken und benutzen.“ Sie seufzte leise. „Einmal gesponnen, einmal gewebt, ist dieses Gewand allein von deinem Gatten zerstörbar, wenn er den Hammer geschmiedet aus dem Blut des Totengottes schwingt.“ Sie beide wussten, wie schwer es sein würde, diesen Hammer zu schmieden, selbst wenn sich Hephaistos auf ihre Seite schlagen würde. Jeder wusste zwar, dass er Aphrodite liebte, vielleicht als einziger Mann nicht um ihrer Schönheit willen, doch er war auch ein treuer Geselle und dass er Zeus verraten würde, war höchst unwahrscheinlich. „Es könnte also gut sein, dass wenn dieser Plan gelingt und wir Persephones Unsterblichkeit gemeinsam mit Hades' Verstand retten, wir dennoch die Welt einem Untergang zuführen, lediglich von anderer Art als einem Übergriff der Titanen.“ Sie fuhr sich durchs Haar und bemerkte kaum, dass sie es nur immer mehr durcheinander brachte, doch die Göttin hatte nie viel Wert darauf gelegt, schön zu sein. Nein, das war Aphrodites Aspekt, nicht der ihre. „Auf welche Seite glaubst du, wird sich dein Gatte stellen, wenn die Entscheidung kommt? Zeus toleriert keinen Verrat, wir beide wissen das.“ Sie hielt kurz inne und gab ihrer Schwester Zeit, die Sache zu bedenken, ehe sie fortfuhr. „Er wird jeden angreifen und vermutlich töten, der sich offen gegen ihn wendet und auf Dauer wird diese Sache kaum geheim bleiben. Ich wage kaum darauf zu hoffen, dass sich Hera dazu herablässt, sich für uns einzusetzen, wenn es soweit kommt. Bist du bereit dieses Opfer zu bringen, um die Sterblichen zu beschützen – oder vielmehr: ihnen eine Chance zu geben?“ Das größte Opfer. Der Tod. Waren sie bereit zu sterben, sie beide, um den Menschen eine Chance zu geben, zu existieren, bis sie das Gewand fanden und damit womöglich selbst ihren Untergang besiegelten oder überließen sie sie den Titanen und deren blindem Zorn? Athene schüttelte den Kopf, als wolle sie ihn damit frei bekommen. „Ich bin bereit dazu, doch wenn du es nicht bist, Schwester, dann verbrenne dieses Pergament, denn ohne dich wage ich es nicht. Zu groß ist meine Furcht vor dem Vlies und seiner Macht in Form eines Gewandes, größer noch als die Furcht vor dem Göttervater selbst.“ Ein eisiger Schauer durchlief sie und man könnte sogar, sah man genau hin, eine Gänsehaut auf ihren Oberarmen sehen. Ja, sie fürchtete sich. Vor der Macht, die sie imstande war zu schaffen, vor dem Unheil, das sie in die Welt geben konnte, wenn sie das Vlies erst in den Händen hielte und sie fürchtete sich vor ihrer eigenen Schwäche, denn sie wusste sicher, hätte sie das goldene Vlies erst, könnte sie doch nicht anders, als es zu dem schönsten aller goldenen Gewänder zu weben. Es würde so schön, selbst die Götter würden es tragen wollen, diesen Glanz spüren, die Form, den Schnitt, die Eleganz. Und erst der Stoff, den sie weben würde aus den Goldfäden. Glatter als Seide, leichter als Chiffon und weicher als Kaschmirwolle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)