Somewhere I belong von Miena ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kriegserklärung   Seit dem Vorfall auf dem Dach waren bereits zwei Wochen vergangen. Evan und ich hatten uns nicht mehr wieder gesehen. Die Szene, die wir vorher gedreht hatten, wurde so gelassen. Mit unserem Kuss! Da der Regisseur doch davon überzeugt war, dass es etwas Gutes bringen würde. Ich saß in meinem Zimmer an meinem Schreibtisch und starrte, seit gefühlten Stunden, die Karte in meiner Hand an. Es war eine Einladung vom Regisseur. Der Film war fertig gedreht worden und er hatte alle Schauspieler eingeladen. Seufzend lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. „Willst du nicht hin?“ Ich zuckte heftig zusammen und ließ einen lauten Schrei los. Ich hatte nicht mitbekommen, dass Carrie im Raum war. „Musst du mich so erschrecken?!“, seufzte ich und drehte mich mit meinem Stuhl zu ihr um. Ich blickte in eine lächelnde Carrie. „Tut mir leid“, entschuldigte sie sich und schmiss sich auf mein Bett. „Du sitzt seit Stunden hier in deinem Zimmer und gammelst vor dich hin. Was ist los mit dir? So warst du doch sonst nicht.“ Meine beste Freundin schaute mich mit einem Blick an, der so viel sagte, wie „Beweg deinen Arsch nach draußen und lenk dich ab!“ Ein erneutes Seufzen entkam meinen Lippen und ich schloss kurz meine Augen, um meine Gedanken zu ordnen. Warum war ich so? Tief in meinem Inneren wusste ich die Antwort: Ich kam nicht damit klar, was Evan auf dem Dach zu mir sagte. Ich wusste einfach nicht, ob er es ernst meinte oder ob er es sich zur neuen Lebensaufgabe gemacht hatte, mich brechen zu wollen. Ich verstand diesen Kerl einfach nicht. Du stehst doch auch auf ihn. Wieso darf er nicht? Ich stehe nicht auf ihn! Das sah aber anders aus bei eurem Kuss… „Ach Carrie, ich weiß es doch auch nicht… meine Gefühle fahren momentan Achterbahn“, antwortete ich, um die unangenehme Stille zwischen uns zu brechen. Carrie lächelte. „Du magst ihn“, stellte sie fest. Fragend schaute ich in ihr Gesicht. „Wieso denkt denn jeder, dass ich ihn mag?!“, fragte ich etwas patzig. War ich denn wie ein offenes Buch für alle? Carrie sprang vom Bett auf, nahm mich an der Hand und zog mich hoch. „Komm, wir machen uns für die Arbeit fertig. Vielleicht bringt dich das ja auf andere Gedanken“, sagte sie und zog mich weiter in Richtung Bad. Manchmal verstand selbst ich ihre Denkweise nicht.   Nachdem Carrie und ich uns fertig gemacht hatten, machten wir uns auf den Weg zu unserer Arbeit. Das kleine Café am Rande der Stadt verwandelte sich abends in eine Bar, die gut besucht wurde. Als wir die Bar betraten, wurden wir direkt lächelnd von Kathy begrüßt. Kathy arbeitete hauptsächlich tagsüber im Café, während Carrie und ich uns abends um die Gäste kümmerten. Sie studierte noch und hatte deswegen nicht sehr viel Zeit, um bis spät in die Nacht zu arbeiten. „War alles okay gewesen?“, fragte ich an Kathy gewandt. Carrie war in der Zwischenzeit hinter die Bar getreten und hatte sich ihrer Jacke entledigt. „Alles wie immer gewesen. Ich wünsche euch ne angenehme Schicht“, antwortete sie und verabschiedete sich auch sogleich. Sie hob kurz ihre Hand, um sich von Carrie zu verabschieden und verließ dann die Bar. Ich ging ebenfalls hinter die Bar und gesellte mich zu Carrie, die bereits damit begonnen hatte, die Gläser zu polieren. „Ob sich unser Chef heute mal blicken lässt?“, fragte die schwarzhaarige. Ich zuckte mit den Schultern und schnappte mir einen Stift und Zettel und ging den Getränkestand schnell durch. Nichts war peinlicher, als wenn einem der Alkohol ausging! Nachdem ich die Getränke durchgegangen war und Carrie fertig mit polieren, gingen wir in einen kleinen Nebenraum, um uns umzuziehen. Wir trugen weiße Tops, die das Logo der Bar bedruckt hatten. Hose durften wir uns selbst aussuchen. Hauptsache sie passte zum Oberteil. „Dann lass uns mal die Meute bedienen gehen“, sagte ich lachend, während ich mir meine langen, braunen Haare zu einem Zopf zusammen band. Ich schaute noch einmal prüfend in den Spiegel und verließ dann gemeinsam mit Carrie den Nebenraum. Die Bar war noch nicht recht voll, nur einzelne Gäste waren vor Ort, doch zu später Stunde würde sich das ändern.     Einige Stunden waren seit Beginn unserer Schicht bereits vergangen. Carrie und ich hatten alle Hände voll zu tun, doch mich störte das weniger. Ich liebte es, wenn ich in stressige Situationen kam und sich mein Puls jedes Mal aufs Neue beschleunigte. „Oh Gott, ich kann nicht mehr“, hörte ich meine beste Freundin jammern. Wir standen gerade hinter der Bar und konnten für einige Minuten durch atmen. Alle Gäste waren fürs erste versorgt. Grinsend schaute ich Carrie an, die sich an die Theke gelehnt hatte. „So schlimm ist es doch gar nicht“, erwiderte ich und machte uns einen Drink zum Abkühlen. Ich reichte ihr das Glas und nahm einen großen Schluck aus meinem Glas. „Wir hatten schon stressigere Tage, Maus.“ Carrie seufzte laut auf. „Trotzdem ist es heute irgendwie verdammt anstrengend! Ich bin echt froh, dass wir zusammen Schicht haben!“, antwortete sie. Fragend schaute ich sie an. „Wieso? Wäre dir Carlos heute nicht lieber, als ich?“, hakte ich mit hochgezogener Augenbraue nach. Carrie winkte ab. „Quatsch, du bist mir tausendmal lieber!“ - „Genau das wollte ich hören!“  Ich lachte leise und war in dem Moment einfach so ausgeglichen. Keinen Gedanken hatte ich mehr an Evan und seinem dämlichen Kuss verschwendet, bis mir das Lachen im Hals stecken blieb. Ich sog scharf die Luft ein, als ich sah, wer gerade die Bar betreten hatte. Was macht der denn hier, verdammt?! Feiern, schätze ich. Du musst etwas unternehmen! DU musst etwas unternehmen, Honigschnäuzchen. Knurrend beobachtete ich Evan, der sich auf einen freien Tisch zu bewegte. Carrie stieß mich in die Seite und grinste mich an. „Na, wen haben wir denn da? Na los, geh ihn bedienen!“, sagte sie und lachte leise vor sich hin. „Na warte, das wirst du büßen!“, fauchte ich und machte mich schmollend auf den Weg zu Evan. „Was darf ich dir bringen?“, fragte ich, nachdem ich bei seinem Tisch angekommen war. Verwundert blickten mich seine blauen Augen an. „Darling, was machst du denn hier?“ „Ich arbeite hier?“ Skeptisch zog ich meine Augenbraue nach oben. Eigentlich wusste jeder, dass Carrie und ich uns hier etwas dazu verdienten. Wieso zum Teufel stellte er sich jetzt blöd? Oder wusste er es wirklich nicht? „Das sehe ich“, gab er lässig zurück. „Wirst du kommen?“, fragte er, um das Thema zu wechseln. Ich ignorierte seine Frage. Immerhin ging es ihn nichts an, ob ich zur Feier gehen werde oder nicht. Sonst tauchte er wohl auch noch dort auf! „Was darf ich dir bringen?“, fragte ich erneut und schaute ungeduldig dabei zu, wie er sich die Karte durch las. Carrie kam zu uns und stellte sich neben mich. „Wir müssen noch andere Gäste bedienen, deswegen schlage ich vor, dass du mal einen Gang zu legst!“, kam es gefährlich ruhig von ihr. Ich schaute sie verwirrt an. Was war denn nun mit Carrie los? So war sie doch sonst nicht, oder machte sie sich sorgen um mich? „Cola“, erwiderte er lächelnd. „Ich möchte ein Glas Cola, bitte!“ Sein Lächeln wurde immer breiter und er fixierte Carrie mit einem Blick, der Berge hätte versetzen können. Was war hier bloß los? Carrie drehte sich um und zog mich an meinem Arm mit sich. Nachdem wir hinter der Bar standen, ließ sie mich los. „Danke, Maus, du hast mir den Arsch gerettet“, sagte ich. Grinsend nahm sich Carrie ein Glas und befüllte es mit Cola. „Kein Problem, aber der Angeber wird noch sein Fett weg kriegen!“, erwiderte sie. Fragend schaute ich sie an und bekam bei ihrem hinterhältigen Grinsen doch etwas Angst. Wenn Carrie sauer war, konnte sie ein Miststück sein. „Was hast du vor?!“, hakte ich nach, als ich sah, wie sie zu dem Behälter mit dem Salz griff. Sie schüttete eine gute Menge in das Cola-Glas und rührte es gut um, sodass sich das Salz nach einer kurzen Zeit aufgelöst hatte. „Und nun lassen wir es ihm schmecken!“, kicherte sie. „Du bist wahnsinnig!“ Meine beste Freundin brachte Evan die Cola und verließ grinsend den Tisch. Evan trank nicht sofort davon, sondern beobachtete noch eine Weile die anderen Gäste, bis er einen Schluck davon nahm und es im hohen Bogen wieder aus spuckte. „Was ist das denn für ein Gesöff?“, fragte er hustend. Hinter der Bar begann Carrie laut los zu lachen. „Das kommt davon, wenn du meine Freundin ungestraft küsst!“, sagte sie. Sein Blick verfinsterte sich und seine Augen starrten mich böse an. „Das bedeutet Krieg, Melissa!“ Na super, ich konnte doch gar nichts dafür! Wütend war er aufgestanden und kam direkt auf mich zu. Oh, oh, was passierte denn jetzt? Mein Herz schlug mir unbewusst bis zum Hals und ich bekam es mit der Angst zu tun. Ich kannte Evan gut genug, dass er seine Drohung wahr machen würde. Verdammt, jetzt hatte ich ihn richtig zum Feind! Konnte es denn noch schlimmer werden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)