Es ist, was es ist... von szymzickeonee-sama (NejiXTenten) ================================================================================ Kapitel 5: Der Wok ------------------ ~°~ »Uhm, Tenten?« »Ja, was denn?« »Mein Onkel hat mich um einen Gefallen gebeten...« Die Kunoichi blickte verwirrt auf. »Dein Onkel?« »Er würde gerne mit dir sprechen.« »Mit mir?« Vollkommen perplex ließ Tenten das Kunai fallen, dass sie gerade aufgehoben hatte. »Weil du mit mir trainiert hast.« »Na, wir sind doch in einem Team. Ist das in eurem Clan etwa auch verboten?« Verärgert zogen sich ihre Augenbrauen zusammen. Neji schloss genervt die Augen. Warum ließ sie ihn denn nicht ausreden? »Er möchte, dass du auch mit Hanabi trainierst.« »Oh. Ähm. Okay... Ich dachte, du trainierst mit ihr?« »Um ihr die Technik zu zeigen, ja. Aber um sie zu perfektionieren...« Neji schien sich an den nächsten Worten fast zu verschlucken, so gequält brachte er sie heraus. »Ohne dich hätte ich das nicht geschafft.« Er vermied es tunlichst sie anzusehen. »Hah!«, entschlüpfte es ihr. »Was ein Zugeständnis!« Sie lächelte. »Sag Hiashi-sama, dass ich gerne an unserem nächsten freien Tag vorbei komme.« Der nächste freie Tag ließ nicht lange auf sich warten. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, als Tenten leise die Tür ihres Elternhauses hinter sich ins Schloss fallen ließ. Der Weg zum Hyuuga-Anwesen war nicht weit, und trotz der frühen Stunde konnte sie schon von weitem die Kampfgeräusche hören. Am Eingang zum Haupthaus wurde sie von einem freundlichen Diener eingelassen, der ihr den Weg zum Trainingsplatz wies. Hinata saß in ihrem Trainings-Aufzug auf der Veranda, ihr Haar strähnig vor Schweiß. Hinter ihr stand das Oberhaupt des Hyuuga-Clans, Hiashi. Er beobachtete zusammen mit seiner ältesten Tochter den Trainingskampf, den Hanabi und Neji sich lieferten. Tenten, die so gut wie jeden Tag gegen Neji kämpfte, erkannte sofort, wie sehr er sich zurückhalten musste. Kein Zweifel, Hanabi war talentiert. Aber so gut wie Neji würde sie wahrscheinlich nicht werden. Hiashi Hyuuga drehte sich zu Tenten um, als sie auf die Veranda trat. Sie ließ sich nicht von der Illusion hinreißen, sich an ihn angeschlichen zu haben, schließlich hatte hier quasi jeder übernatürlich gute Augen. »Guten Morgen, Hiashi-sama«, grüßte sie artig und verbeugte sich. Der ältere Mann nickte ihr mit dem Anflug eines Lächelns zu. Dann rief er Neji zu: »Das reicht!« Neji ließ die Bewegung langsam ausklingen und synchron mit Hanabi verbeugten sich die beiden voreinander, zum Dank für den Kampf. »Guten Morgen, Tenten«, murmelte Hinata und hievte sich von der Veranda hoch. Obwohl sie scheinbar als Erste von Neji herumgescheucht worden war, zeigte dieser auch nach dem zweiten Kampf keinerlei Erschöpfung. Er nickte Tenten zu und nahm sich einen Becher mit Tee, die zu Hiashis Füßen auf einem Tablett standen. Hanabi musterte Tenten neugierig, verbeugte sich aber, gut erzogen wie sie war, und wartete dann auf eine Anweisung ihres Vaters. »Danke, dass du gekommen bist, Tenten. Neji hat uns viel von eurem Training erzählt. Im Dorf wird es wohl kaum jemanden in eurer Altersgruppe geben, der besser über die Hyuuga-Kampftechniken und deren Schwächen Bescheid weiß.« Tenten versuchte herauszufinden, ob dies eine unterschwellige Drohung war, aber sowohl Hiashi als auch Hinata lächelten sie freundlich an. »Es würde Hanabi sicher helfen, mit jemandem zu kämpfen, der... sozusagen ständig trainiert um den Hyuuga-Stil zu besiegen.« »Ich werde mein Bestes geben«, sagte Tenten und lächelte nun ebenfalls. »Hanabi, würdest du mir dein Kaiten zeigen? Dann kann ich etwas besser einschätzen, wie hart ich dich schon angreifen kann.« Das junge Mädchen nickte und schritt zurück zur Mitte des Trainingsplatzes. Tenten folgte ihr ein paar Schritte, blieb aber in einem Abstand stehen, bei dem sie auch außerhalb von Nejis Reichweite wäre. »Fang an!« »Neji...« Hiashi fixierte die beiden Kämpfenden, während er mit seinem Neffen sprach, »Wie sehr hält sich Tenten zurück?« Neji beobachtete ebenfalls, wie seine Teamkameradin seine jüngste Cousine attackierte. »Deutlich«, sagte er dann. »Hn.« Hinata hielt ihrem Vater schweigend einen frisch gebrühten Becher Tee hin, den sie ihm geholt hatte. Hiashi nickte ihr dankbar zu, dann sprach er wieder zu Neji: »Muss sie sich bei deinem Kaiten auch zurückhalten?« Neji hatte diese Frage erwartet, daher kam die Antwort prompt. »Nein.« Hiashi nippte an seinem Tee, dann rief er den beiden Kunoichi zu: »Macht eine kurze Pause.« Ein Mitglied des Nebenclans trat aus dem Haus hinter ihnen und Hiashi wandte sich dem Mann zu. Hanabi schwitzte und war etwas außer Atem. Lange Kratzer an ihren Armen zeugten davon, dass ihr Kaiten noch nicht so mächtig war, wie das ihres Cousins. »Du machst das wirklich gut, Hanabi«, sagte Tenten und das jüngere Mädchen lächelte schmallippig. »Danke, dass du mit mir trainierst. Es ist noch ein weiter Weg, bis ich Neji-nii-san einhole.« Tenten nickte, aber ihr Lächeln war nicht mehr so unbeschwert. Sie konnte weder Hiashi noch Hanabi gut einschätzen. Beide wirkten hochnäsig, aber Neji hatte nach der Chunin-Prüfung erstaunlich positives über die Hauptfamilie erzählt. Hiashi hatte sich sogar dafür eingesetzt, dass Neji eine eigene kleine Wohnung am anderen Ende des Dorfes bekam, obwohl er nach wie vor ein Zimmer im Hyuuga-Nebenhaus hatte. »Tenten!« Die harsche Stimme Hiashis hallte über den Platz, als er bemessenen Schrittes auf sie zu ging. Hinata und Neji waren auf der Veranda geblieben, aber die beiden standen jetzt nebeneinander und Hinata wirkte besorgt. Tenten fing Nejis Blick auf, der ihr unmerklich und mit grimmigem Gesicht zunickte. »Ja, Hiashi-sama?« »Wärst du so freundlich und würdest dich einmal an meinem Kaiten messen?« Eiskalt lief es Tenten den Rücken runter. Hiashis Blick war unnachgiebig und um ehrlich zu sein, hatte sie nicht nur mordsmäßigen Respekt, sondern auch Angst vor dem erwachsenen Mann. »Uhm... Sicher.« Sie konnte ihm diesen... Befehl ja nicht abschlagen, oder? Hanabi sah ihren Vater mit geweiteten Augen an, dann ging sie langsam zu ihrer Schwester, nicht, ohne einen Blick zurück auf ihren Vater zu werfen. Tenten kaute nervös auf ihrer Unterlippe. Sollte sie gegen Hiashi alles geben? Was, wenn er schwächer als Neji war und sie ihn treffen würde? Oder wäre es eine Beleidigung, wenn er herausfände, dass sie sich nicht anstrengte? Hiashi schien ihre Gedanken zu kennen, denn er sagte: »Gib dein Bestes. Und hab keine Angst vor mir.« Grimmig nickte Tenten und zog ihre Beschwörungsschriftrolle mit einem Ruck hervor, öffnete sie in der selben Bewegung und ließ mehrere dutzend Kunais und Shuriken erscheinen. Obwohl Hiashi schon lange nicht mehr aktiv als Ninja arbeitete, war sein Kaiten schon eine geschlossene Kuppel, bevor Tenten ihr erstes Wurfgeschoss abfeuern konnte. Wie auch beim Training mit Neji täuschte sie Manöver an, schoss aus mehreren Richtungen gleichzeitig, variierte die Geschosse (wieso hatte sie einen Wok in der Schriftrolle gespeichert? - egal, werfen konnte man den auch!) und gab insgesamt ihr Bestes, einen Schwachpunkt auszumachen und zumindest einen Treffer zu landen. Doch es nützte nichts. Hiashi Hyuugas Defensive war nicht zu durchdringen. Tenten müsste lügen, wenn sie sagen würde, dass Hiashi nicht stärker als Neji war. Ihrem Teamkameraden gegenüber würde sie das wahrscheinlich nie zugeben, aber sein Onkel war eine Klasse für sich... Nicht, dass Neji ihre Einschätzung gebraucht hätte. Er selbst konnte erkennen, dass zwischen seinen und Hiashis Fähigkeiten noch ein bedeutender Unterschied bestand. Aber er war bis jetzt noch nicht mal Chunin. In ein paar Jahren würde die Kluft zwischen ihnen zu einem schmalen Spalt zusammengeschrumpft sein, dessen war er sich sicher. Hiashi beendete sein Kaiten in einer gekonnten Drehung, ließ Tenten aber nicht aus den Augen. Die Kunoichi kniete auf dem Boden und atmete schwer. Der ganze Trainingsplatz war übersät mit Waffen. Selbst die Veranda des Hauses hatte ein paar der zurückgeschleuderten Kunais abbekommen, aber sowohl um Hiashi, als auch der Bereich vor den jungen Hyuugas war frei von jeglichem Wurfgeschoss. »Wenn du nichts dagegen hast,würde ich gerne noch einen Kampf zwischen Neji und dir sehen«, sagte Hiashi, während er auf Tenten zu trat und ihr aufhalf. »Wenn ich mich kurz ausruhen darf-« »Natürlich. Es ist sowieso Zeit für das Frühstück.« Er ging neben Tenten zu der Stelle, an der seine Töchter und Neji immer noch unbewegt standen. »Fühl dich hier ganz wie zu Hause. Ich nehme mir den Nachmittag Zeit, um euch zu beobachten, reicht dir das?« Seine Stimme war höflich und kühl, aber keineswegs unangenehm. Tenten nickte zustimmend und mit einem knappen Blick zu Hinata, Neji und Hanabi verschwand Hiashi im Gebäude. Ihm war nicht anzumerken, dass er sich angestrengt hatte. Das Essen im Hause Hyuuga war eine stille Sache. Tenten, die von ihrer Familie rege Unterhaltungen am Küchentisch gewohnt war, behagte die unangenehme Ruhe nicht. Wenn sie mit Neji zusammen trainiert hatte und sie eine Essenspause machten, herrschte eine andere Stille zwischen ihnen. Angenehmer, nicht so nervös. Aber Hinata, die sich einfach nicht zu trauen schien, etwas zu sagen, und Hanabi, die die Teamkollegin ihres Cousins zwar neugierig musterte, aber noch beleidigt wegen ihrer eigenen schlechten Performance war, verbreiteten eine angespannte Atmosphäre. Neji gab sich wie immer und verschwand kurz nach dem Frühstück. Hanabi folgte ihm auf dem Fuß und ließ Tenten mit Hinata zurück, die jetzt etwas aufzutauen schien. »Vater ist beeindruckt von dir«, sagte sie, während sie das benutzte Geschirr auf ein Tablett lud. »Ach ehrlich?«, machte Tenten überrascht. Hinata nickte und gemeinsam brachten die beiden Mädchen die Überreste des Frühstücks in eine der Küchen des Haupthauses. Zwei Frauen waren dabei, schon das Mittagessen vorzubereiten. Sie verneigten sich knapp vor Hinata, als sie ihrer gewahr wurden. »Soll ich dir helfen, deine Waffen einzusammeln?«, fragte sie, als sie wieder aus der Küche traten. »Oh, das wäre lieb. Ich muss ja auch noch alle wieder in der Schriftrolle versiegeln, bevor ich mit Neji kämpfen kann...« Als die beiden auf die Veranda vor dem Trainingsplatz traten, mussten sie feststellen, dass sie nicht die einzigen mit dieser Idee waren. Neji war zusammen mit Hanabi dabei, Kunais aus dem Boden und den getroffenen Teilen des Hauses zu ziehen. Seine Cousine schien missmutig zu sein, denn ab und an warf sie Neji einen bösen Blick zu. Es schien, als hätte er sie dazu verdonnert ihm zu helfen. Ohne große Worte machte Tenten sich daran, ebenfalls alles einzusammeln, dessen sie habhaft wurde. Stumm arbeitet sie neben Hinata, dem leisen Vogelgezwitscher des nahen Waldes lauschend, nur unterbrochen von den klirrenden Lauten, wenn einer der vier eine Ladung Kunais auf der Veranda deponierte. »Wie viele sind das denn noch?«, murrte Hanabi, die mit einem Ruck Shuriken aus den Tatamimatten zog, die durch die dünnen Schiebetüren hineingeflogen waren. »Wenn du nicht mehr willst, kannst du gehen, das meiste haben wir ja geschafft, den Rest können wir auch zu dritt machen«, sagte Tenten und lächelte ihr aufmunternd zu. Hanabi sah sie prüfend an, dann spähte sie zu Neji, der immer noch auf dem Hof beschäftigt war. »Danke«, erwiderte sie und verschwand. Als Tenten wieder auf die Veranda trat, war Hinata schon dabei, verschiedene Wurfgeschosse auf unterschiedliche Haufen zu sortieren. Zweifellos in Nejis Auftrag, denn Tenten hatte nicht das Gefühl, Hinata würde viel von Waffenbeschwörungs-Schriftrollen verstehen. Ihr Teamkamerad hatte hingegen schon oft gesehen, und ihr dabei geholfen, wie sie nach einem ausgiebigem Training aufräumte. Mit Schwung rollte Tenten ihre Schriftrolle auf dem Boden aus und wies Hinata an, welche Zeichen zu welchen Waffen gehörten. Die aufgehäuften Waffen versanken mithilfe einer kurzen Fingerzeichen-Abfolge in der Schriftrolle. Als sie beim letzten Haufen angekommen war, brachte Neji noch einen Schwung Wurfmesser, die er in ihrem Wok transportierte. Mit fragend erhobener Augenbraue reichte er ihr das Küchenutensil und sie musste schmunzeln. »Keine Ahnung. Hatte ich unter 'Sonstiges' abgespeichert, vielleicht hat meine Mutter aber auch die Schriftrollen verwechselt.« Beim nachmittaglichem Training unter Hiashis prüfendem Blick gaben sowohl Tenten als auch Neji ihr Bestes. Beide waren so in den Kampf vertieft, dass sie, wie bei ihrem üblichen Training, durchaus Ernst machten. Im Gegensatz zu Hanabi und Hiashi, die beide nur ihre Abwehr getestet hatten, ging Neji dazu über, zurückzuschlagen. Haarscharf wich Tenten mehreren Juuken-Schlägen aus und ging wieder auf Distanz. Neji wusste, dass sein Onkel ebenfalls einen Vergleich zwischen ihnen beiden anstellen wollte. Er wollte den Unterschied zwischen Neji und ihm sehen, einschätzen können. Daher gab Neji sein Bestes, denn er wollte nicht, dass Hiashi Tenten vorwarf, mit Neji zu leicht umgegangen zu sein, denn das würde die Einschätzung verfälschen. Wiederholt biss Tenten sich auf den Daumen, fuhr über die Schriftrolle und zog den Wok heraus, während sie sich im hohen Sprung über Neji drehte. Wenn dieses Ding schon in ihrer Rolle steckte, konnte sie es auch genausogut gezielt benutzen. Mit aller Kraft wirbelte sie ihn herum, verpasste ihm eine Drehung im Flug und sah mit Genugtuung, wie der Wok genau in Nejis Schwachstelle traf. Nejis Kaiten wurde durch das überraschend große Wurfgeschoss eingedellt, aber Neji war schnell genug, einen Ausgleich zu schaffen und den Wok von sich zu schleudern, bevor er ihn traf. Womit er nicht gerechnet hatte, waren die Kunais, die zeitgleich durch seine Abwehr drangen und wegen denen er einen Ausfallschritt machen musste, gerade in dem Moment, in dem er den Wok von sich stieß. Dadurch konnte er den Druck hinter seiner Abwehr für einen winzigen Augenblick nicht regulieren und legte ungewollt viel mehr Kraft in die Bewegung als nötig gewesen wäre. Der Wok sirrte durch die Luft, genau auf seine Anwenderin zu, die noch vollauf mit dem Angriff beschäftigt war und das Geschoss zu spät bemerkte. In einem verzweifelten Versuch abzublocken, riss sie einen mit Chakra verstärkten Arm nach oben, nur damit der Wok schräg aufprallte und sie seitlich traf. Alle Luft wurde aus ihrer Lunge gepresst, Schmerz, ein dumpfes Knacken und der Aufprall auf dem harten Boden verbesserten ihre Lage nicht, sondern verschlimmerten sie. Pfeifend hechelte sie nach Luft, ein Druckgefühl auf ihrem Brustkorb, seitliches Stechen behinderten die sonst so natürliche Tätigkeit des Atmens und sie krümmte sich auf dem Boden zusammen. Nur Sekunden später war Neji bei ihr, gefolgt von Hiashi, und die beiden drehten sie vorsichtig in die stabile Seitenlage. Hinata kniete neben ihr und tastete vorsichtig unter Tentens Oberteil. Zischend vor Schmerz zuckte Tenten vor der Berühung der kalten Finger zurück. »Rippen gebrochen«, murmelte Hinata. »Am besten zu Tsunade, vielleicht wurde ein Organ verletzt. Tenten, wie fühlst du dich?« »Luftnot«, keuchte die am Boden Liegende. Hinata zog die Augenbrauen zusammen. »Kannst du sie transportieren?«, fragte sie Neji leise, der daraufhin vorsichtig die Arme unter seine Teamkameradin schob. Tenten biss fest auf ihre Unterlippe, um nicht vor Schmerzen aufzuschreien. »Versuch sie nicht zu viel zu schütteln«, wies Hinata Neji an und raschen Schrittes entfernte er sich mit seiner Last. Hiashi betrachtete Hinatas Gesicht, dass von Sorge gezeichnet war, aber auch eine Stärke lag darin, die er sonst noch nie bei seiner Ältesten gesehen hatte. »Hast du in Erwägung gezogen, eine Ausbildung zur Medic-Nin zu machen?«, fragte er, als sie gemeinsam das Haus betraten. Unsicher blickte Hinata auf. »Nein, Vater.« »Vielleicht solltest du es mal versuchen. Du könntest Talent haben. Deine Mutter... war auch bewandert in diesem Gebiet.« Ein väterliches Lächeln trat auf sein Gesicht. »Hattet ihr nicht heute euren freien Tag?«, machte Tsunade verärgert, als Neji Tenten auf einer Untersuchungsliege platzierte. Mit geübten Griffen hob sie Tentens Arm, den diese auf die schmerzende Seite gepresst hatte und schob das Oberteil hoch. Neji zischte leise, aber Tsunade beachtete ihn nicht. Tentens linke Seite, von der Hüfte bis fast zur Achselhöhle war dunkelblau. Fast konnte Neji sehen, wie der Fleck sich ausbreitete. »Gut, dass du sie direkt hergebracht hast«, hastig richtete sich Tsunade auf und brüllte: »Shizune! Wir brauchen einen OP! Sie hat innere Blutungen!« An Neji gewandt fügte sie hinzu. »Hoffentlich nur ein Blutgefäß – wenn's die Lunge ist, sieht's schlecht aus.« Hektik breitete sich aus, als drei weitere Medic-Nin den Raum betraten und Tenten auf der Liege wegtransportierten. Neji stand benommen in dem Zimmer, das jetzt völlig leer war. Nachdem er sich innerlich dafür verflucht hatte – es war immerhin seine Schuld – machte er sich auf den Weg zum Warteraum vor dem OP. Er musste es sofort wissen, wenn Tenten etwas passierte. Fast eine Stunde saß er dort, allein mit seinen Gedanken, und machte sich Vorwürfe. Mit einem Mal ging die Tür ruckartig auf und Tsunade trat heraus. Grimmig starrte sie Neji an. »Sie ist über'n Berg. Aber ein paar Wochen Ruhe muss sie haben. Kein Training mehr an freien Tagen, klar?« Neji nickte mit ernster Miene. »Geh am besten deinem Team Bescheid sagen, und ihren Eltern. Heute Abend nur Familienbesuch, morgen kann sie selbst entscheiden, wer kommen darf.« Ein weiteres Mal nickte Neji knapp und wandte sich zum gehen. Lees Wohnung lag auf dem Weg, den er zu Tentens Elternhaus einschlagen musste, daher gab er seinem Teamkameraden als erstes Bescheid. Lee war sofort furchtbar besorgt wegen Tenten und da er sie nicht besuchen durfte, nahm er Neji die Aufgabe ab, es Sensei Gai mitzuteilen. Mit schlechtem Gewissen klopfte Neji schließlich an die Haustür des Ama-Wohnsitzes. »Neji-kun?«, fragte Tentens Mutter verwirrt. »Was willst du denn hier? Hat Tenten nicht den Tag mit dir verbracht?« »Wir hatten einen Trainingsunfall«, gab Neji unumwunden mit kühler Stimme zu. »Sie ist im Krankenhaus, Tsunade-sama hat gesagt, sie können sie heute Abend noch besuchen.« »Was? Oh nein! Neji, danke, dass du Bescheid gegeben hast!« Sie brüllte über die Schulter: »Liebling, mach den Herd aus, wir müssen zu Tenten ins Krankenhaus!« Mit bleichem Gesicht kam Tentens jüngere Schwester Yukari um die Ecke. »Was ist passiert?!« Mit der Effizienz einer ehemaligen Kunoichi hatte Tentens Mutter sich schon Mantel und Schuhe angezogen und wandte sich mit fragendem Blick an Neji. »... ich hab sie ungünstig getroffen.« »Oh, mach dir keine Sorgen.« Die ältere Frau tätschelte Nejis Schulter. »Tenten wird dir bestimmt nicht böse sein.« Als auch Yukari fertig war und Neji mit einem neugierigen Blick bedachte, machten sich die beiden Frauen rasch auf den Weg zum Krankenhaus. Neji verabschiedete sich auf halbem Weg und erklärte, er würde seine Teamkollegin morgen besuchten. Er sah das nachsichtige Lächeln von Tentens Mutter nicht mehr, wohl aber Yukari, die nun gänzlich verwirrt war. Hiashi empfing Neji am Verbindungstor zwischen den Wohnungen des Neben- und des Hauptclans. »Wie geht es ihr?«, fragte er, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. »Tsunade hat sich positiv geäußert. Ich werde sie morgen besuchen.« »Bitte richte ihr auch unsere besten Wünsche für eine rasche Genesung aus.« Neji nickte und wollte sich schon zurückziehen, als sein Onkel erneut sprach. »Sie ist ein nettes Mädchen. Eine gute Wahl, Neji.« Hiashi drehte sich um und entfernte sich in Richtung Haupthaus, ließ Neji, der verwundert über diese Aussage nachdachte, alleine stehen. ~°~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)