Beelzebub von LiraJacobs (Die Geschichte des Piccolo Daimao Jr.) ================================================================================ Kapitel 4: Kennenlernen ----------------------- „Was soll das werden?“, fragte der Grünling genervt und öffnete eine seiner Augen um in das Gesicht des Mädchens zu blicken, welches er jeder Zeit ausradieren könnte. Komugi war die Nacht über still geblieben, hatte brav ihren nervtötenden Blick abgewandt und war wohl schnell eingeschlafen. Doch jetzt war sie dem Sohn des Oberteufels verdammt nahe gekommen. Neugierig betrachtete die Schwarzhaarige seine Hände und zuckte zusammen, als Piccolo sie ansprach. „uhm...“, reagierte sie zögerlich. „Ja, ich höre?“, kam es angespannt von Piccolo, welcher mittlerweile beide Augen geöffnet hatte. Erwartungsvoll starrte er hinunter in die dümmlichen Augen des Mädchens. „Ich wollte nur Deine roten Armbänder am Handgelenk näher betrachten.“, strahlte Komugi freudig und ohne jegliche Furcht tatschte sie mit einem Finger gegen eben jene vermeintliche Dekoration. „Das sind meine Handgelenke!“, murrte er ihr entgegen und schloss seine Augen wieder. Kurz darauf bemerkte Piccolo dann, wie sie ihn anfasste. Es war nur eine kleine Berührung mit der Fingerspitze, aber das reichte schon um den Dämonen zur Weißglut zu bringen. „Fass mich nicht an!“, fauchte Piccolo und stieß das Mädchen kurzerhand mit unüberlegt viel Kraft von sich weg. Komugi kam erst nach einigen Purzelbäumen zum stehen, wobei liegen eine passendere Beschreibung war. „Das war nicht nett...“, kommentierte sie seine Geste, während sie eine einsame Wolke am Himmel betrachtete. „Ich bin nicht nett und werde auch niemals nett sein. Zu Dir schon mal gar nicht!“, bekam sie unerwartet als Antwort. Allerdings musste Piccolo zugeben, das er erstaunt war, das dieses Mädchen seinen Schlag einfach so wegsteckte und er ihr nicht versehentlich hatte das zierliche Genick gebrochen. Prompt richtete sich die Schwarzhaarige mit aufgerissenen Augen auf. „Au...“, sie hielt sich die Schulter, welche Piccolo hatte getroffen, als er sie wegschleuderte. Das tat ganz schön weh, aber groß herum zu heulen brachte ja sowieso nichts, also versuchte Komugi es zu ignorieren. Viel mehr interessierte sie etwas anderes. Als sie sich aufrappelte und schließlich wieder bei Piccolo ankam starrte sie den grünhäutigen Dämon ungläubig an. „Du hast mich von da hinten aus verstanden?“ Allerdings gab Piccolo keine Antwort darauf sondern blieb einfach stumm sitzen. „Sind Deine Ohren wirklich so gut?“ Abermals erhielt Komugi keinerlei Reaktion auf ihre Frage, sondern wurde gekonnt ignoriert. Wahrscheinlich war sie deswegen nur noch neugieriger geworden und unternahm den Versuch die Spitze eines Ohres anzufassen, trotz dem, was ihr vor ein paar Sekunden passiert war. Piccolo schnellte mit seiner Hand nach oben und konnte es gerade noch verhindern noch einmal von diesem jungen Weib angefasst zu werden. Er drückte ihr die Finger schmerzhaft zusammen und schaute sie schließlich mit einem mehr als nur finsteren Blick an. „Was habe ich Dir gerade gesagt?“ „Das ich Dich nicht anfassen soll.“ „Richtig.“ „Aber das habe ich doch gar nicht.“ „Wolltest Du aber.“ „Woher willst Du das wissen?“, fragte Komugi schließlich dreist und schaffte es somit Piccolo für einen Moment verstummen zu lassen. Plötzlich ließ der Grünling von ihren Fingen ab und seine krallenbesetzte Hand schnellte an den Hals des Mädchens, jedoch drückte Piccolo noch nicht all zu fest zu, es sollte vorerst nur eine Drohung sein. Allerdings machte Komugi weiterhin den Anschein, als wäre alles in bester Ordnung. „Du hast keine Ahnung mit wem Du es hier eigentlich zu tun hast, richtig?“, fragte der Dämon nach, ließ aber keine Zeit verstreichen in der das Mädchen hätte einen nervigen Kommentar dazu abgeben können. Piccolo ließ sich zu einem regelrechten Schwall an Wörtern hinreißen: „Ich bin Piccolo. Oberteufel Piccolos Sohn. Nein, ich bin mehr als das. Ich bin seine Reinkarnation! Eine verbesserte Version, stärker, schneller und grausamer. Einem mickrigen Menschlein wie Dir den Hals zu brechen kostet mich keinerlei Kraft.“ Doch das was er sagte, beeindruckte Komugi nicht im geringsten. Sie schaute ihn weiterhin mit einem treudoofen Gesichtsausdruck an, als hätte der Dämon eine komplett andere Sprache gesprochen. Hatte er das eventuell sogar? Nein, sie müsste seine Worte eigentlich verstanden haben und das wiederum schockierte Piccolo so sehr, das er gar nicht wusste, was er tun sollte. „Was ist ein 'Oberteufel'?“, fragte Komugi, als sie merkte, das Piccolo zu Ende geredet hatte. Dieser war von der Frage sichtlich irritiert und ließ das Mädchen daraufhin sogar los. Er seufzte. Wie sollte er ihr Angst einjagen, wenn sie weder auf verbale oder körperliche Drohungen reagierte und zudem nicht mal im Ansatz nachempfinden konnte, wer bzw. was er war? Sein Blick verengte sich und Piccolo ging wieder dazu über seine Arme zu verschränken. „Was bist Du eigentlich?“, stellte der Dämon eine Gegenfrage, statt die von Komugi zu beantworten. Sie war sichtlich enttäuscht. „Ein Monster.“ „Und weiter?“ „Wie weiter?“ „Was für eine Art Monster?“ „Keine Ahnung. Diese Menschen haben mich so genannt.“ Super! Piccolo war genauso schlau wie zuvor. Konnte dieser weibliche Wurm nicht mal eine einzige Frage konkret, sachlich und ausführlich beantworten? Oder musste er ihr erst alles erklären? Wobei genau das der Punkt war, an den Piccolo anknüpfte. „Die Menschen haben Angst vor Dingen die sie nicht kennen oder die für sie furchterregend aussehen.“ „Was heißt 'furchterregend Aussehen'?“ „Krallen. Spitze Zähne. Übermäßige Größe. Oder irgendwelche unerklärlichen Eigenschaften.“, beantwortete er ihre Frage mit zusammengebissenen Zähnen um seine aufkommende Mordlust im Zaum zu halten. Dieses Ding neben ihm war so unwissend und dämlich das ihm sogar langsam die Beschimpfungen ausgingen. Komugi indes schaute sich bei seinen Worten zuerst einmal ihre Hände an, welche mit eher zierlich aussehenden Fingern bespickt waren. Dann inspizierte sie mit eben jenen Finger ihren Mund um wohl die Zähne nachzufühlen. Auch dort wurde sie nicht fündig, denn die waren eher normal und nicht sonderlich ausgeprägt. Somit waren schon mal zwei Dinge negativ abgehakt, die einem Gegenüber Angst hätten machen können. Von der Körpergröße brauchte man erst recht nicht reden, denn schließlich war das Mädchen seit geraumer Zeit um einiges kleines als der Jungdämon. Blieb also nur noch die unerklärlichen Eigenschaften. Piccolo ließ es sich nicht anmerken, aber er war neugierig, was nun als nächstes passieren würde. Vielleicht bekam er ja sogar etwas spannendes zu sehen? Stattdessen meinte Komugi plötzlich grinsend: „Verstehe.“ Piccolos Haltung änderte sich schlagartig von sitzend in liegend. Wunderbar, sie hatte wohl doch so etwas wie ein Gehirn, welches scheinbar mehr als nur langsam arbeitete. Aber leider hatte das Gelaber nicht den Effekt gehabt die Neugierde des Dämonen zu befriedigen. Stattdessen wurde er wieder zornig, sprang gekonnt auf seine Beine und starrte das Mädchen an. Die Hände zu Fäusten geballt, welche bereits zitterten. „Steh auf.“, befahl er zähneknirschend und Komugi gehorchte wortlos. „Ich will das Du mir zeigst, was dieses Menschengewürm verängstigt hat.“, forderte er als nächstes, bekam allerdings dann etwas zu hören, was er nicht für möglich gehalten hätte. „Nein.“, wagte es Komugi zu widersprechen. „Wie bitte? Muss ich Dir nun auch noch erklären, was es heißt, das Du mein Eigentum bist? Du hast gefälligst zu tun, was ich Dir sage!“ „Ja, das habe ich schon verstanden.“ „Also...“ „Ich kann nicht.“ „Und warum kannst Du es nicht?“, Piccolo war bereit dem Mädchen jeden Moment an die Kehle zu springen. Es kostete ihn unglaublich an Nerven sich selbst zurück zu halten. Er hasste das hier gerade, schließlich gab er in einem gewissen Rahmen zu, Interesse an ihr zu haben und darauf konnte sie sich was einbilden, denn sonst interessierte sich Piccolo nur für sich selbst und das Training. „Ich mag Dich.“ Beinahe wäre dem grünhäutigen der Mund offen stehen geblieben. Hatte er sich da gerade verhört? Dieses schwächliche Weibsbild mochte ihn? Er hatte sie mehr als einmal töten wollen, hatte sie schikaniert, demütigte sie damit, dass sie sein Eigentum war und sie mochte ihn? „Ich Dich aber nicht.“, war das erste verbale was Piccolo zu dieser Situation einfiel. „Das macht nichts.“, entgegnete Komugi so freudig, das es endgültig jeden Geduldsfaden reißen ließ den Piccolo so mühevoll hatte aufrecht gehalten. Ohne groß hinzuschauen rammte er dem Mädchen sein Knie in die Magengegend. Komugi sah den Angriff nicht kommen und stöhnte erstickt auf. Darauffolgend sackte sie, sich den Bauch haltend, zusammen. Piccolo, welcher nun hinter ihr stand, ergriff ihre schöne schwarze Haarpracht um das Weib wieder auf die Beine zu ziehen. „Magst Du mich jetzt immer noch?“, flüsterte der Dämon ihr ins Ohr, bekam allerdings keine Antwort. Keinen dümmlicher Kommentar. Einfach nichts, außer das sie es abermals wagte ihn zu berühren. Mit ihren Händen hatte sie sein Handgelenk umfasst. Wahrscheinlich ein einfacher Reflex, weil man ihr an den Haaren zog, aber für Piccolo ein Grund zu grinsen. Scheinbar mochte Komugi keine Schmerzen, sehr schön, damit hatte er nun ein Druckmittel und er würde ihr die Antworten auf seine Fragen aus dem Leib prügeln. Jedoch spürte er plötzlich, wie die Stellen an denen Komugi ihn festhielt, immer wärmer wurden. Ein brennender Schmerz, der ihn veranlasste sie los zu lassen. Komugi stolperte nach vorne auf den Boden und hielt sich abermals ihren Bauch. Der Tritt hatte definitiv gesessen. Piccolo jedoch interessierte mehr sein Handgelenk, welches direkt aufhörte zu schmerzen, als die Hände des Weibes ihn los ließen. Er musste zugeben, das es ihn überrascht hatte und Komugi wohl doch kein einfacher normaler Mensch war. Vielleicht war sie tatsächlich so etwas wie ein Monster? Eine Hexe oder eventuell sogar ein Dämon, wie er selbst? Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, das sie ihm zu gehorchen hatte. Somit erschuf er eine neue Kürbisflasche, die alte war ja an einem Felsen zerschellt und stellte diese neben die Schwarzhaarige auf den Boden. „Ich habe Durst, sei brav und tu endlich, was ich Dir sage.“, meinte Piccolo, nachdem er an ihr vorbei geschritten war und nun mit dem Rücken zu ihr stand. Komugi raffte sich auf, nahm das Gefäß an sich und wackelte mehr, als zu gehen in die entsprechende Richtung. Piccolo schaute ihr hinterher, ein wenig erstaunt darüber, das sie nicht ihren Trick benutzte um so gut wie unsichtbar zu werden und dann plötzlich wieder aufzutauchen. Lautlos erhob sich der Dämon in die Lüfte um jede Bewegung des Mädchens zu folgen. Mit seinen guten Ohren konnte er ab und an ein Husten vernehmen, aber das scherte ihn wenig. Sie hatte es verdient diese Schmerzen zu erleiden! Den weiteren Verlauf des Tages schwiegen sie sich an. Während Piccolo anfing sich mehr und mehr auf sein körperliches Training zu fixieren schaute sich Komugi jede seiner Bewegungen genau an. Auch die darauffolgenden Tage verhielt es sich nicht anders. Es herrschte für den einen angenehme und für den anderen angespannte Stille zwischen ihnen, aber keiner durchbrach es. Piccolo war froh seine Ruhe zu haben, es reicht ja schon, das er ihre Anwesenheit erduldete, während Komugi zunehmend nervöser wurde. Sie brannte förmlich darauf irgendetwas loszuwerden, das es selbst Piccolo langsam zu viel wurde. „Sag es endlich.“, forderte er schließlich, was auch immer es war. „Es tut mir Leid.“, platzte es sofort aus Komugi heraus, während Piccolo desinteressiert aus seiner Flasche trank. Wieder trat Stille ein und das gefiel dem Mädchen irgendwie überhaupt nicht. Sie zerknitterte ihre Kleidung im Schoß. Scheinbar erwartete sie so etwas wie eine Absolution. „Du... Du sagst nichts darauf?“ „Sollte ich?“ „Ich habe Dich verletzt...“ Piccolo machte die Kürbisflasche zu und schaute Komugi an. Wie sie schon fast unterwürfig da saß und darum bettelte, das er ihr verzeihen würde. Irgendwie... amüsant. Seine Mundwinkel gingen nach oben, aber er hatte gerade ausnahmsweise keine Lust ihr irgendetwas schäbiges an den Kopf zu werfen, auch wenn sie es hatte verdient. „Verletzt? Nein, nicht wirklich. Du hast getan was ich wollte, das ist alles. Aber...“ „Aber?“ „... wehe Du missachtest noch ein mal meine Befehle und ich werde wirklich sauer.“, ein entsprechender Blick ging in ihre Richtung und sie hatte mal wieder nichts besseres zu tun als liebevoll zu Lächeln. Daran würde er sich wohl nie gewöhnen können. Daran wollte er sich auch nie gewöhnen, musste er auch nicht. Irgendwann würde er Komugi ins Gras beißen lassen, aber jetzt hatte er erst mal beschlossen das sie ein gutes Training war, um seine Geduld auf die Probe zu stellen, denn das brauchte er nämlich auch, besonders wenn er in knapp eineinhalb Jahren dem Mörder seines Vater, Son Goku, auf dem 23. Turnier gegen überstehen würde. Er dürfte ihn nicht sofort angreifen und müsste warten, sich mit niederen Gegnern herum ärgern bis zum Finale und danach würde er, Piccolo, die Welt das fürchten lehren! „Gute Nacht Piccolo.“, riss eine leise Stimme den Sohn des Oberteufels aus seinen Gedanken. „Klappe!“, entgegnete Piccolo und es wurde still, zumindest für diesen Abend. 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