Das Löffelchen von fragile ================================================================================ Kapitel 1: Das Löffelchen ------------------------- Als es zum aller ersten Mal passierte, hätte Naruto sein Teammitglied fast mit dem Rasengan getötet, noch bevor Sasuke es wirklich bemerkt hätte. Und er war ziemlich froh darum, dass Sasuke nicht von seinem aufgeschreckten Schrei, der so piepsig wie eine Frauenstimme in seinen eigenen Ohren widerhallte, aufwachte. Aber was fiel diesem schwarzhaarigen Idioten auch ein? Naruto fuhr sich zittrig über die Stirn und schüttelte entsetzt seinen Kopf und schob Sasuke wieder an dessen eigenen Schlafplatz im Zelt. Naruto schmunzelte und bedachte den Uchiha mit hochgezogener Augenbraue. Wie war es möglich, dass er immer noch nicht aufwachte? Das war ziemlich alarmierend für den blonden Chaoten. Immerhin war Sasuke ein Ninja durch und durch. Einen solch festen Schlaf war nicht nur gefährlich für ihn selbst. War sein Teamkollege etwa Suizid gefährdet? Zu allem Überfluss war es in Narutos Gedanken doppelt verwerflich. „Mord-Suizid“, schoss ihm durch den Kopf. Naruto rollte mit den Augen und betrachtete Sasukes schwarze Strähnen, die willkürlich in alle Richtungen abstanden. Mit seinem tiefen Schlaf gefährdete er auch seine Teammitglieder und in diesem Moment war das Narutos Leben, dass des Nachts jeden Moment hätte ausgelöscht werden können. Hätte Naruto zuvor gewusst, welch tiefen Schlaf den Uchiha des Nachts einlullte, hätte er darauf bestanden, dass sie abwechselnd Wache hielten. Ein Grollen entfloh Naruto und müde rieb er sich die Augen. Naruto konnte sich nicht erklären, wann sich diese Schlafgewohnheit eingeschlichen hatte. Früher war Sasuke jemand, der selbst bei einem Astknacken aufsprang und sein Schwert kampfbereit zückte. Gar nicht vorzustellen, wie sie nachts im Schlaf abgeschlachtet werden würden. Allerdings war er sich jetzt nicht mehr so sicher, dass selbst das abwechselnde Wachehalten sinnvoll wäre. Was, wenn der Uchiha dennoch schlief? Nicht, dass Naruto die drohende Gefahr erst bemerkte, wenn ein gegnerisches Kunai in seinem Hals steckte und Sasuke bei seiner Wache weiterhin im Traumland verblieb. Das I-Tüpfelchen der ganzen Misere war der Fakt, dass Sasuke sich nachts nur allzu gern an die nächstbeste Wärmequelle kuschelte. Und scheinbar hielt ihn auf seinem Weg zum Potentiellen-Kuschel-Objekt nichts auf. Naruto warf einen kurzen Blick auf die Rucksäcke, Klamotten und einigen Shuriken und Kunais, die noch immer zerstreut im Zelt auf dem Boden lagen, weil keiner der beiden sich nach dem anstrengenden Tag in der Lage fühlte, sie zu verstauen. Ein Lächeln zupfte an Narutos Mundwinkeln, bevor er sich wieder hinlegte und es als einmaliges Erlebnis abhakte. Das Sasuke allerdings trotz Schrei, einer fast tödlichen Attacke für ihn selbst und einem groben Wegschieben nicht aufwachte, ließ Naruto besorgter werden. Sollte das nochmal vorkommen, musste er den Uchiha unbedingt darauf ansprechen. Das zweite Mal passierte es im Wasserreich, als sie in Kirigakure einen Stopp einlegten. Gerade mal eine Woche später. Nachdem sie einem älteren Ehepaar geholfen hatten, durften sie im kleinen Wohnzimmer auf Tatami-Matten die Nacht verbringen und nach all den Wochen auf hartem Boden war das dankend angenommen. Und der Bonus waren definitiv die Ramen, die für Naruto gekocht wurden. Nachdem sie beide einen kurzen Trainingskampf absolvierten, lagen sie frisch gebadet auf ihrem Schlafplatz. Ein feiner Rotschimmer bedeckte noch immer die Wangen des Uzumakis, denn der Anblick des nackten Rückens seines Kollegen hatte sich auf seine Netzhaut eingebrannt und ließ seine Zehenspitzen aufgeregt kribbeln. Er konnte nicht leugnen, dass die monatelange Reise zu zweit nicht ihre einige Spuren in seinem Herzen hinterlassen hatten. Die mehr oder weniger angeregten Gespräche, die Rangeleien und die ernsthaften Kämpfe, die durch belanglose Dinge entstanden, die sie sich gegenseitig an den Kopf warfen. Das enge Verhältnis und das tiefe Vertrauen wurden stärker und stärker, je länger sie durchs Land zogen und Naruto bereute es keine Minute, ihm hinterhergereist zu sein. Ein Jahr länger von ihm getrennt zu sein, hielt er nicht länger aus. Nicht nachdem er endlich wieder zuhause war. Bei ihm. Er knabberte an seiner Unterlippe. Wie gern er für immer und ewig an Sasukes Seite sein wollte. Selbst wenn dieser seinen Uchiha-Clan mit einer Frau aufbauen würde und er dann weniger Aufmerksamkeit erhaschen würde. Sasuke hatte all das Glück verdient, was die Welt für ihn bereit hielt. Umso mehr genoss Naruto die Zeit, in der er seinen besten Freund für sich hatte. Und umso schmerzhafter war es für Naruto, wenn sich Sasuke an ihn klammerte. Irgendwann wäre es eine Frau, die an seiner Stelle liegen würde. Sein Herz vibrierte schmerzhaft in seiner Brust, als im nächsten Moment ein überraschtes Zischen aus seinen Lungen gepresst wurde. Ganz deutlich konnte Naruto Sasukes Körper an seinem Rücken spüren und hielt den Atem an. „Was soll das?“, brummte Naruto und stieß die Luft aus seinen Lungen. Er rollte ein wenig zur Seite, bevor er sich auf seinen Rücken fallen ließ, als Sasuke ihm in einer flüssigen Bewegung folgte und heiße Luft gegen seine Wange hauchte. Mit deutlichem Rotschimmer schob Naruto ihn erneut von sich. Seit wann war dieses Kuschelbedürfnis überhaupt da? Grummelnd legte er seine Hände auf seinen Bauch und starrte die dunkle Zimmerdecke an. Früher war er doch auch nicht so gewesen. Sein Herz überstand die nächtlichen Attacken sicher nicht noch länger. Es war schon schwer genug am Tag, dem durchdringenden Blicken des Uchihas nicht zu verfallen und wie ein liebestolles Mädchen um ihn herum zu tänzeln. Die Nacht gehörte einzig allein Naruto. Um endlich seine Gefühle zu sortieren, die er langsam nicht mehr länger leugnen konnte und sich zur Besinnung zu zwingen. Uchiha und Uzumaki in Love? Er unterdrückte ein freudloses Lachen. Er hoffte, dass Sasuke es nicht bemerkt hatte, wie er hin und wieder seinen Teamkameraden betrachtete. Naruto rieb sich seufzend die Augen und drückte sich von ihm, bevor er nur wenige Momente später in den Schlaf driftete. Das dritte Mal, dass Sasuke sich nachts an Naruto kuschelte, wusste Naruto, warum er das tat. Sie waren beide bei Sakura. Eine kleine Geburtstagsfeier, die ziemlich lange andauerte. Nach dem letzten Drink verabschiedete sie sich in ihr Schlafzimmer, während die beiden auf dem Boden ihr Lager aufschlugen. Immerhin war es nichts Neues für die Beiden, ihren Schlaf überall zu erhalten. Ganz gleich wie hart oder weich der Untergrund auch war. Es dauerte auch nicht lange, bis Naruto eingeschlafen war. Nur hielt der Schlaf nicht lange. Plötzlich traf ihn eine Hand im Gesicht und blieb dann auf seiner Brust liegen. Ihm war schlagartig bewusst, was der Grund für diese nächtlichen Überfälle war. Sasukes Finger waren eiskalt, dass konnte Naruto durch sein orangefarbenes Shirt deutlich spüren. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus, was mitunter an der Kälte lag, die Sasuke ausstrahlte. Ein Zittern des Uchihas ließ Naruto stoppen, als er bereits versuchte, ihn erneut in dessen eigenen Schlafsack zu schieben. „Du brauchst einen neuen Schlafsack“, bemerkte Naruto und strich ihm mit einer fahrigen Bewegung eine Strähne von der Stirn. „Du kannst ihn ja nicht mal richtig zumachen, kein Wunder, dass du so frierst“, fügte er hinzu. Narutos Herz schlug ihm bis zum Hals, als er einen Arm vorsichtig um den Uchiha schlang und ihn behutsam zurück in dessen Schlafsack schob. Er schnappte nach der braunen Decke, die auf dem Sessel lag und legte sie vorsichtig über den zitternden Körper. Er verstand nicht, warum Sasuke es bevorzugte, ebenfalls auf dem Boden zu nächtigen, wo doch die Couch genügend Platz für einen von Beiden aufwies. Von wegen Gleichberechtigung. Das war dem Uchiha sonst auch egal. Naruto fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und begutachtete Sasukes Rücken. Natürlich hätte er sich nur allzu gern an dessen Körper geschmiegt oder es akzeptiert, dass Sasuke sich an ihn presste, allerdings wollte er ganz sicher nicht die Schimpfterade am nächsten Morgen über sich ergehen lassen. Sasuke stand nicht unbedingt auf Körperkontakt. Mit einer fahrigen Bewegung wischte Naruto sich die Strähnen aus dem Gesicht und ließ sich zurück in seinen Schlafsack fallen. „Zum Verrücktwerden.“ Das nächste Mal, dass Naruto im Schlaf von seinem besten Freund überfallen wurde, kam keine zwei Wochen später, als ein Sturm über Konoha hinweg fegte und Sasuke obdachlos wurde. Natürlich bot Naruto ihm sofort und ohne zu zögern einen Platz zum Schlafen an und in ihm waberte deutlich der Stolz, dass Sasuke den angebotenen Schlafplatz von Sakura dankend ablehnte. Selbst Kakashi erhielt eine Abfuhr. Und auch wenn Naruto ihm sicher nicht wünschte, kein Dach mehr über dem Kopf zu haben, war er dem gnadenlosen Wetter überaus dankbar. Immerhin erhielt er auf vorerst unbestimmte Zeit seinen besten Freund wieder, der ihm viel zu sehr den Kopf und das Herz verdrehte. Als er des Nachts allerdings in Löffelchenstellung aufwachte, konnte es sicher nicht an der Temperatur liegen. Es waren immerhin gefühlte 22°C in seiner beschaulichen Wohnung. Außerdem, was Naruto extrem verwunderte, war die Tatsache, dass Sasukes vorübergehendes Schlaflager im Wohnzimmer war. Keine große Sache, wenn man aber bedachte, dass zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer, ein langer Flur mit einer Tür lag. Die Tür war im Übrigen geschlossen. Noch bevor er einen weiteren Gedanken durch seinen Kopf huschen ließ, stieß er Sasuke mit einer gekonnten Bewegung von seinem Bett. Und dieser Stoß hatte durchaus seinen Effekt auf den tiefschlafenden Sasuke. Naruto zupfte sich an seinem rechten Ohr, während er einen argwöhnischen Blick auf den langsam wach werdenden Sasuke warf. „Geh in dein Bett“, knurrte der Blondschopf. „Reiner Selbstschutz“, dachte er dabei und versuchte die Röte auf seinen Wangen zu verbannen. Glücklicherweise war es stockduster im Raum und Sasuke schien noch immer nicht ganz wach zu sein. Der zu Boden Geworfene murmelte schlaftrunken vor sich hin, ehe er verschlafen ins Wohnzimmer zurückkehrte. Naruto setzte sich im Bett auf und betrachtete einen kurzen Moment die Tür und schüttelte seine Mähne, bevor ein Gähnen ihn dazu zwang, sich wieder unter die Decke zu kuscheln. War sein Freund nun etwa auch noch ein Schlafwandler? Er musste das unbedingt mit Sakura besprechen. Das war doch nicht mehr normal. Einige Nächte später wachte Naruto erneut auf. Dieses Mal konnte er im Vorfeld sogar hören, wie sich der Schwarzhaarige näherte und sein Herz pochte aufgeregt in seiner Brust. Als Sasuke über ihn kletterte und sich langsam zwischen Naruto und Wand zwängte, hielt Naruto den Atem an. Seine blauen Augen funkelten. „Was“, hauchte Naruto, denn Sasuke war definitiv wacher als wach, „soll das werden?“ „Hn“, antwortete Sasuke. Es folgte kein weiteres Wort der Erklärung von ihm, als sei das Thema nun vollends beendet und Naruto konnte nicht anders, als leise aufzulachen. Sasuke zog ein wenig an der Decke und warf sie über seinen Körper, während er sich näher an Naruto zwängte, weil das Bett viel zu klein für zwei Personen war. Jedenfalls für zwei muskulöse Ninjas. Naruto schmunzelte und zwang sein Herz zur Beruhigung. Er seufzte und entspannte sich, als Sasukes Wärme auf ihn überging und er deutlich erkennen konnte, wie dessen Nackenhaare sich aufgeregt aufstellten und sein Körper alle Anspannung fallen ließ. Ein wohliges Seufzen erklomm die Kehle des Uchihas, als er die Decke bis ans Kinn zog und Naruto seinen Arm auf seiner Hüfte ablegte. Erleichtert atmete Sasuke auf. Ihm war durchaus bewusst, dass sein Leben die letzten Wochen nachts ziemlich auf der Kippe stand. Allerdings gab ein Uchiha nicht kampflos auf und irgendwann musste auch Naruto klein bei geben. Manche mussten eben zum Glück gezwungen werden, vor allem, wenn sie so schwer von Begriff waren, wie ein gewisser Uzumaki. Dieser wollte scheinbar überhaupt nicht verstehen, dass Sasuke nun mal nicht der Beste war, was Worte anging. Er rollte mit den Augen. Dachte Naruto etwa, dass ein Uchiha einen so tiefen Schlaf hatte, dass er nicht mal durch das grobe Schieben wach wurde? Er widerstand dem Bedürfnis zu zischen. Er war ein Uchiha. Ein Ninja. Zu jeder Zeit bereit, in den Kampf zu schreiten, ganz gleich zu welcher Tages- und Nachtzeit. Schmetterlinge tanzten in Narutos Magen. Das konnte kein Zufall sein. Die nächtlichen Attacken und das offensichtliche Ersuchen von Nähe. Er biss sich auf die Unterlippe und sog den Duft von Zitrone ein, der von Sasuke kam und fühlte sich ausgeglichener als jemals zuvor. Ein dunkles Brummen entkam ihm, als er sein Gesicht in Sasukes Haare vergrub und einen erneuten Atemzug Zitrone einnahm. Sasuke schmunzelte. Hoffentlich war Naruto nicht immer so schwer von Begriff. Ein Grinsen zierte Sasukes Gesicht – vielleicht dauerte es gar nicht mehr allzu lange, bis Naruto auch mal nackt schlafen ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)