We're so NOT ready for a wedding von Jaywalker ================================================================================ Kapitel 11: Von angeheiterten Trauzeugen und einem vorfreudigen Kribbeln... --------------------------------------------------------------------------- „...somit muss das wohl ein Wink des Schicksals gewesen sein, dass...“ Stiles hörte gar nicht mehr zu, was Guillaume da alles von sich gab. Und da behaupteten immer alle, er würde ohne Punkt und Komma reden, aber dieser Franzose... der war nochmal ein ganz anderes Kaliber! Der Kerl schien nicht einmal Luft zu holen zwischen den einzelnen Sätzen. Einzig das nasale, viel zu hohe Lachen unterbrach den Redefluss in unregelmäßigen Abständen. Stiles konnte langsam aber sicher die Wirkung des Champagners spüren... und das war auch gut so. Seine Wangen fingen an zu glühen, ihm war unangenehm warm und eine gewisse Gleichgültigkeit machte sich in seinem Inneren breit und erlöste ihn endlich von der Nervosität und Anspannung, die er in der Gegenwart des blonden Verkäufers verspürt hatte. Ab und zu gab er ein leises, grummeliges „Hmm...“ von sich, um sich wenigstens ein bisschen an dem einseitigen Gespräch, das Guillaume da mit ihm zu führen versuchte, zu beteiligen. Wahnsinn... Wer hätte gedacht, dass er einmal Dereks perfektionierte Griesgram-Taktik anwenden würde.   „... ganz wunderbar, findest du nicht auch?“ Stiles zuckte ein wenig zusammen, als er plötzlich eine Hand auf seinem Oberschenkel spüren konnte, die langsam ein Stück weiter nach oben rutschte. Moment mal... Seit wann waren sie denn jetzt beim 'Du'? Und... Wo zum Teufel wollte dieser Kerl da gerade mit seiner Hand hin? Stiles sprang so überstürzt auf, dass er beinahe vornüber wieder umgekippt wäre. Der Raum drehte sich unangenehm vor seinen Augen, der Boden schien sich unter seinen Füßen zu wölben und einzig ein plötzlicher, fester Griff an seiner Schulter bewahrte ihn davor den Teppichboden zu küssen. Scheiße... Er hatte echt ein wenig zu viel von diesem Champagner gehabt... Das bestätigte ihm auch der Blick auf die große, leere Flasche, die neben Guillaume auf dem kleinen Glastisch stand. Hatte er das alles innerhalb der kurzen Zeit alleine getrunken? Oh nein... was hatte er sich nur dabei gedacht? Er vertrug doch so schon nicht viel Alkohol...   Der blonde Verkäufer starrte ihn unterdessen mit großen Augen an, wobei er immer noch auf dem Sofa saß und seine Hand ausgestreckt hatte, um nach Stiles zu greifen, ihn jedoch scheinbar nicht rechtzeitig zu fassen bekommen hatte. Also wer hatte ihn denn dann vor dem Sturz bewahrt? „Stiles?! ... alles okay?“ Augenblicklich breitete sich ein übertriebenes Grinsen auf dem Gesicht des jungen Mannes aus, als er seinen Blick von Guillaume abwandte und stattdessen auf den Oberkörper von Isaac starrte. Erst als er seinen Kopf ein wenig in den Nacken gelegt hatte, konnte er dem großen Werwolf in die besorgten, blauen Augen schauen. „Isaac... Mann... Ich hab dich echt vermisst! Wo warst du denn so lange?“ Stiles musste sich verdammt konzentrieren, um die Worte auch wirklich über die Lippen zu bringen. In seinem Kopf hörte sich das viel einfacher an, aber als er sie aussprechen wollte, schienen die Buchstaben sich irgendwie zu vermischen. Egal... Er war einfach nur glücklich den Werwolf wieder zu sehen, weshalb er ihm auch sofort die Arme um den Oberkörper schlang und ihn in eine feste Umarmung zog, die Isaac leider nicht so erwiderte, wie Stiles sich das gewünscht hätte. Sein Mund verzog sich deshalb zu einer beleidigten Schnute.   Isaac hingegen starrte ungläubig auf den verwuschelten Haarschopf, der sich da gerade an seinen Oberkörper presste. Okay... Was zum Henker?! Isaac entkam ein missbilligendes Schnauben, als ihm ein unangenehmer Alkoholgeruch in die Nase stieg. Wie sehr er diesen Geruch doch hasste, erinnerte ihn das nur zu sehr an seinen Vater und... So schnell wie möglich verdrängte er diese dunklen Gedanken wieder und wandte sich stattdessen wieder seinem ziemlich angeheiterten Trauzeugen zu. Bestimmend schob er den kleineren Mann so weit von sich, dass er in sein Gesicht sehen konnte. Stiles gewöhnliche Blässe hatte einer gesunden Röte Platz gemacht, die sich von seinen Wangen bis über seinen Hals zu ziehen schien.   „Wie viel hast du denn verdammt nochmal getrunken?“ Erst brachte Stiles nur ein Schulterzucken zustande, ehe er endlich zu einer Antwort ansetzte. „Vielleicht ein... zwei... drei... vier...“ Er hob die Hand und schaffte es schließlich Isaac fünf Finger entgegen zu strecken. „.... fünf Gläser? Keine... Ahnung...“ Stiles Blick wanderte unterdessen fasziniert von seiner Hand zu Isaacs Oberkörper und seine braunen Augen weiteten sich ein wenig. „Woah... Du siehst echt gut aus!“ Isaac konnte nicht anders als breit zu grinsen, als er die Ehrlichkeit in Stiles Stimme heraushören konnte. Der Kleinere schien wirklich beeindruckt von seinem Aussehen zu sein, und insgeheim hatte auch Isaac sich schon mehrfach vor dem Spiegel in der Kabine hin und her gedreht und von allen Seiten bewundert. „Oh mon Dieu! Magnifique... Das ist perfekt!“ Guillaume schaltete sich nun auch wieder in das Gespräch mit ein, wobei er den finsteren Blick, den Isaac ihm zuwarf gekonnt ignorierte. Der Werwolf war alles andere als begeistert darüber, dass der blonde Verkäufer Stiles regelrecht abgefüllt hatte... Und daran bestand ja wohl kein Zweifel, so schnell wie Guillaume dafür gesorgt hatte, dass Stiles Champagnerglas wieder aufgefüllt wurde! Trotzdem folgte Isaac bereitwillig dem Verkäufer zu der gigantische Spiegelfront. Stiles ließ sich währenddessen mit einem leisen 'Umpf' gefolgt von einem Kichern wieder auf das Sofa fallen, da er ohne Isaacs Hilfe scheinbar nicht allzu lange aufrecht stehen bleiben konnte. Na klasse... Der einzig tröstende Gedanke war gerade, dass sie zum Glück nicht nach Hause laufen mussten, da Chris sich bereit erklärt hatte sie abzuholen. Gott sei Dank... Stiles würde niemals auch nur geradeaus laufen können...   Diese Gedanken waren jedoch schnell wieder vergessen, als Isaac sich ein weiteres Mal im Spiegel betrachtete. Der Anzug saß so perfekt, wie eine zweite Haut und schmeichelte seiner großen Statur. Das dunkle Anthrazit ließ seinem hellen Teint noch mehr leuchten, genauso wie seine blauen Augen, die dadurch noch viel mehr zur Geltung kamen. Das helltürkise Einstecktuch passte perfekt zu der Krawatte und jedes noch so kleine Detail war genauestens abgestimmt. Eines musste man Lydia lassen... Sie hatte einen wahnsinnig guten Geschmack... Zwar hatte Isaac natürlich den Anzug mit ausgesucht, aber letztendlich war es Lydia gewesen, die ihr okay dazu gegeben hatte... Verdammt... Er... würde echt heiraten...! Dieser Gedanke war auf einmal so präsent, wie noch nie und sorgte für eine kleine Panikwelle, die durch seinen Körper jagte. Zum Glück sorgte der blonde Verkäufer, der gerade wie ein Pfau um ihn herum stolzierte für Ablenkung.   „Vortrefflich... er passt très bien! Wir müssen gar nichts mehr abändern!“ Guillaume schien mit seiner Arbeit auch voll und ganz zufrieden zu sein, da er anerkennend nickte, nachdem er ein wenig an einigen Stellen des Anzugs herum gezupft hatte. Schließlich schob er den Werwolf an den Schultern zurück in die Kabine, ehe er sich mit einem breiten Grinsen wieder Stiles zuwandte. „Und nun zu dir, mon chéri...“ Der junge Mann musste trocken schlucken, als ihn der bohrende Blick des Blonden traf. Hoffentlich war Isaac dieses mal schneller beim Umziehen, da er nicht noch einmal so lange alleine mit Guillaume und den vielen Gläsern Champagner bleiben wollte...     ~*~     Derek lenkte den silbernen SUV sicher in die Parklücke, die sich schräg gegenüber von dem Brautmodengeschäft befand. Chris hatte ihm vor einer guten halben Stunde den Autoschlüssel in die Hand gedrückt, da ihm selbst etwas dazwischen gekommen war und er deshalb Isaac und Stiles nicht abholen konnte. Ha ha... Derek roch eine Lüge auch kilometerweit gegen den Wind und nach dem selbstzufriedenen Grinsen in dem Gesicht des Jägers zu urteilen, wusste der auch genau, dass Derek ihn durchschaut hatte. Chris schien sich köstlich über Dereks heimliche Zuneigung, die er seit neuestem Stiles gegenüber hegte, zu amüsieren und nutzte nun jede Gelegenheit um ihn noch weiter aufzuwühlen. Aber den Gefallen würde er dem Jäger bestimmt nicht tun! Derek ließ den Autoschlüssel kommentarlos in seiner Hosentasche verschwinden und schenkte dem älteren Mann schließlich sogar ein herausforderndes Grinsen. Wenn sich Chris mit ihm anlegen wollte, dann hatte er sich den Falschen ausgesucht! Das schien der Jäger auch bemerkt zu haben, da er wohl mit einer anderen Reaktion gerechnet hatte und ein irritierter Gesichtsausdruck war alles gewesen, was Derek noch von ihm gesehen hatte, ehe er die Eingangstüre hinter sich zuzog, um die beiden jüngeren Männer abzuholen.   Als er jetzt jedoch den Schlüssel abzog und das leise Motorengeräusch vollständig erstarb, zögerte er noch einen Moment. Er musste sich selbst eingestehen, dass er ein komisches, vorfreudiges Kribbeln in der Magengegend spüren konnte, alleine bei dem Gedanken Stiles gleich wieder zu sehen. Dabei hatte er die kleine Nervensäge doch heute morgen erst gesehen... Verdammt... Und wie er ihn gesehen hatte... und gespürt... und geschmeckt... und... Hastig tastete Derek nach dem Griff der Autotüre und riss sie auf, wobei er von Glück sagen konnte, dass kein Radfahrer zu diesem Zeitpunkt an ihm vorbeifuhr. Der wäre sonst wohl in einem hohen Bogen auf die Straße geschleudert worden.   Mit einem lauten Knall schlug Derek die Fahrertüre wieder zu, während sein Blick fest auf die großen Schaufenster des Bekleidungsgeschäfts gerichtet war. Ganz automatisch lauschte er wie sonst auch immer nach dem beständigen Herzschlag von Stiles. Es war das Erste was er tat, wenn er in der Nähe des jungen Mannes war. Das Pochen war wie immer etwas zu schnell für einen Menschen, aber eindeutig Stiles... Das konnte Derek in jedem 'DuDumm' heraushören, allerdings... Moment mal... Irgendetwas war anders... Irgendetwas stimmte nicht...! Ohne weiter darüber nachzudenken hastete Derek über die Straße, wobei er nicht einmal nach rechts und links schaute, was auch zur Folge hatte, dass ein Autofahrer ihn erbost anhupte, da er zu einem abrupten Abbremsen gezwungen worden war. Derek ließ sich davon jedoch nicht ablenken. Er steuerte zielstrebig auf die Ladentüre zu und war dabei so schnell, dass der junge Mann, der ihm lächelnd die Türe aufhalten wollte, beinahe von eben dieser vor den Kopf gestoßen wurde. Derek hatte die Türe nämlich ohne Rücksicht auf Verluste aufgerissen.   „Ah... Excusez-moi! Vous ne pouvez pas-“ Mit einem einzigen finsteren Blick sorgte der dunkelhaarige Werwolf dafür, dass der Mitarbeiter des Brautmodengeschäfts augenblicklich wieder verstummte und einen kleinen Schritt zurück wich. Derek folgte stattdessen dem Herzschlag von Stiles, der hier deutlich lauter zu hören war, als draußen auf der Straße. Und nun wusste er auch, was ihm so anders vorgekommen war. Das Pochen war unregelmäßiger als sonst... So als könnte sich Stiles Herz nicht entscheiden, ob es jetzt zu schnell oder zu langsam schlagen sollte. Was war denn nur los...?   Ohne dem Eingangsbereich weitere Beachtung zu schenken, wandte sich Derek gleich nach rechts zu der Empore auf der einige Brautkleider ausgestellt waren und ganz hinten konnte er die Umkleiden erkennen und... Stiles... Der Werwolf blieb wie angewurzelt stehen, als sein Blick auf den schlanken Mann fiel, der vor den großen Spiegeln stand. Das war ein Anblick, der sich ihm so noch nie geboten hatte! Stiles trug einen schlichten, dunklen Anzug, der ihn um einiges größer und zugleich erwachsener als sonst wirken ließ. Das Jackett umschlang schmeichelnd seine Taille und die Hose war um einiges enger, als all die Hosen, die Stiles sonst für gewöhnlich trug. Das türkise Hemd harmonierte umglaublich gut mit dem hellen Teint des Jüngeren. Oh Gott... Er sah so... anders aus... ungewohnt... und verdammt anziehend!   Plötzlich schob sich ein blonder Verkäufer in Dereks Blickfeld. Der Kerl blieb direkt vor Stiles stehen – viel zu nahe! – und rückte das Jackett ein wenig zurecht. Dabei wanderten die Hände forschend über den Oberkörper des Jüngeren, bis hin zu dem flachen Bauch. Was sollte das denn jetzt werden? Nimm deine verdammten Hände weg! Die Augenbrauen des Werwolfs zogen sich zusammen, während er die Berührungen des Verkäufers gebannt mitverfolgte und er bemerkte selbst gar nicht, dass er leise knurrte. Als der Blonde seine Hände schließlich über die Hüften von Stiles zu dem Saum der Hose gleiten ließ, machte das Herz des jungen Mannes schon wieder einen dieser komischen Aussetzer, was auch dazu führte, dass sich Derek endlich wieder in Bewegung setzte.   Isaac, der es sich auf der Ledercouch bequem gemacht hatte, sprang bei dem plötzlichen Auftauchen des wütenden Werwolfs erschrocken auf. Er war so sehr mit Stiles Anblick beschäftigt gewesen, dass er die Anwesenheit des Älteren zu spät bemerkt hatte. Derek stürmte regelrecht auf die riesige Spiegelfront und somit auch auf Stiles und den nichtsahnenden Guillaume zu. „Was zum... Derek?!“ Bei Isaacs Worten drehte sich Stiles irritiert zur Seite und sofort breitete sich auf seinem Gesicht schon wieder eines dieser dümmlichen Grinsen aus. Der Alkohol tat dem Jungen echt nicht gut! Derek hingegen schien von dem Grinsen so sehr geblendet zu sein, dass sich seine Schritte deutlich verlangsamten und der wütende Gesichtsausdruck fast vollständig verschwand.   „Woah... Grumpy-wolf... Wo kommst du denn so plötzlich her?“ Stiles schwankte gefährlich, als er Guillaumes Hände ein wenig unkoordiniert von sich weg schob und stattdessen auf Derek zugehen wollte. Jedoch schien er nicht mehr zu wissen, wie man einen Fuß vor den anderen setzen musste um auch wirklich geradeaus zu laufen, da er schon nach nur einem Schritt stolperte. Für den Werwolf war es ein Leichtes, seine Arme rechtzeitig um Stiles Taille zu schlingen und ihn so vor einem schmerzhaften Sturz zu bewahren. Als der junge Mann jedoch sofort ein leises Kichern von sich gab und seine Arme wie selbstverständlich um den Nacken des Größeren legte, wanderten Dereks Augenbrauen irritiert ein Stück nach oben. So nah konnte er nur allzu deutlich den Alkoholgeruch wittern, der eindeutig von Stiles ausging. Außerdem haftete dem Jüngeren noch ein anderen Geruch an... Dereks Nase kräuselte sich ein wenig. Das roch eindeutig nach dem teuren, aufdringlichen Parfüm von dem Verkäufer, der Stiles bis gerade eben noch betatscht hatte und nun mit großen Augen seinen Blick zwischen dem jungen Mann und Derek hin und her huschen ließ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)