We're so NOT ready for a wedding von Jaywalker ================================================================================ Kapitel 10: Von kleinen Wichsern und aufdringlichen Verkäufern... ----------------------------------------------------------------- „Soll das heißen, dass du einfach nur deine Batterien auflädst?“ Ungläubig starrte Dean den Engel an, der ihm gegenüber am Küchentisch saß. So wirklich überzeugt war er ja nicht von der Behauptung, die Castiel da gerade in den Raum gestellt hatte und Sam schien sich mit dieser Aussage auch nicht zufrieden zu geben. Er hatte seinen Laptop – ohne den er den Bunker nicht verließ und den er wohlgemerkt auch auf eine Dämonenjagd in einem Flugzeug im Handgepäck mit sich schleppte, auch wenn er ihm dabei rein GAR nichts brachte – aufgeklappt vor sich stehen und warf Cas über den Rand des Bildschirms hinweg einen zweifelnden Blick zu. „Cas... nichts für ungut, aber... Ich glaube kaum, dass sich deine Gnade durch ein bisschen Schlaf wieder auffüllen wird...“   Die Augen des Engels verengten sich zu Schlitzen, während er seine Ellbogen auf dem Küchentisch abstützte. Jedoch hatte er Sams berechtigtem Einwand keine Widerrede entgegen zu bringen. Er wusste selbst, dass sich seine Gnade nicht wieder auffüllen würde... Noch dazu, weil es nicht seine eigene Gnade war. Es gab nur zwei Möglichkeiten, um sich neu aufzuladen. Entweder er fand endlich seine eigene Gnade wieder, was ziemlich unwahrscheinlich war, da Metatron der Einzige war, der wusste wo sie sich befand.... oder aber... Er stahl sich die Gnade eines anderen Engels... und auch das war einfach nur abwegig!   „Deine Gnade ist fast aufgebraucht, oder?“ Dean ließ den Engel nicht aus den Augen, als Cas sich mit den Händen durch die eh schon verwuschelten Haare fuhr und seine Arme schließlich ergeben wieder auf der Tischoberfläche ablegte. Eine Geste, die viel zu menschlich war und eindeutig zeigte, dass Castiel nicht annähernd so gelassen war, wie er es ihnen weismachen wollte. „Was passiert, wenn deine Gnade vollkommen aufgebraucht ist?“ Auch auf diese Frage gab der Engel ihnen keine Antwort, weshalb Sam und Dean sich einen kurzen beunruhigten Blick zuwarfen. „Wirst du wieder zum Menschen?“ Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Castiel mit einem Seufzen den Kopf schüttelte. Dean lehnte sich ein wenig weiter nach vorne, so dass er sich zu dem Engel herüberbeugen konnte und ihm dadurch auch wieder in die blauen Augen sehen konnte. Die Versuchung war groß über den Tisch hinweg nach den Händen des Älteren zu greifen, jedoch hielt er auf halben Weg inne. Sam hatte die Bewegung mit hochgezogenen Augenbrauen mitverfolgt, kommentierte sie aber nicht weiter. Stattdessen stellte er lieber die Frage, die den beiden Winchesterbrüdern gerade auf der Zunge brannte.   „Cas... stirbst du, wenn du deine Gnade nicht wieder herstellen kannst...?“ Dean wagte es nicht einmal zu atmen, als er auf eine Antwort wartete. Castiel seufzte schließlich leise und lehnte sich in dem Stuhl zurück. Seine Arme rutschten dabei von der Tischplatte und Dean überkam das Gefühl, dass er doch nach den Händen des Engels hätte greifen sollen. Die Entfernung, die nun zwischen ihnen lag, fühlte sich nach deutlich mehr an, als nur dem knappen halben Meter. Er konnte in den blauen Augen die Antwort ablesen. Ja... JA verdammt... er würde sterben! „Aber... man muss doch irgendwas dagegen tun können! Ich meine... Wir können doch nicht zusehen wie-“ „Dean!“ Sam griff nach dem Arm von seinem älteren Bruder und erst jetzt bemerkte Dean, dass er tatsächlich wütend auf den Tisch geschlagen hatte, so dass eine der Kaffeetassen umgefallen war. Die braune Flüssigkeit breitet sich träge aus, weshalb Sam seinen Laptop schließlich anhob und neben sich auf den Stuhl abstellte, während Dean sich mit einem wütenden Schnauben abwandte und nach einem Geschirrtuch suchte. Sam und Cas tauschten einen kurzen Blick. Diese Gefühlsausbrüche waren seit neuestem an der Tagesordnung und ein Zeichen dafür, dass das Mal von Kain sich immer tiefer in Deans Bewusstsein hineinfraß. Schließlich tauchte der besagte Jäger mit einem frischen Tuch wieder auf und machte sich daran den Kaffee wegzuwischen.   „Meine Gnade... Wenn ich meine Gnade wiederfinden würde, dann...“ Castiel starrte wie gebannt auf das Geschirrtuch, das langsam aber sicher die braune Flüssigkeit in sich aufsog, während Dean damit die Tischplatte abwischte. „Wenn es weiter nichts ist... Dann müssen wir einfach nur deine verdammte Gnade wiederfinden und die Sache hat sich!“ Sam konnte gerade noch rechtzeitig die beiden noch verbliebenen Kaffeetassen in Sicherheit bringen, als Dean etwas ruppiger als beabsichtigt ein letztes Mal über den Tisch wischte und das Geschirrtuch anschließend auf den Küchentresen schmiss. „So einfach ist das nicht...“ Sam musste dem Engel da leider zustimmen, auch wenn Dean das vielleicht nicht wahrhaben wollte. „Metatron wird niemals-“ „Metatron ist ein kleiner Wichser... Natürlich wird er uns niemals freiwillig helfen, aber... Ich denke er bräuchte einfach nur einen gewissen Ansporn, ein wenig Überzeugungsarbeit!“ Dean konnte spüren, wie das Mal von Kain vorfreudig zu vibrieren schien. Die Aussicht darauf den verhassten Engel, der sie nun schon so oft in Schwierigkeiten gebracht hatte, foltern zu können um an Informationen zu kommen, jagte Dean einen heißen Schauer durch den Körper.   „Wie stellst du dir das vor? Metatron ist ein Gefangener des Himmels. Selbst wenn es nur ein wenig Überzeugungsarbeit bräuchte, wobei ich selbst dazu meine Bedenken äußern muss... Du würdest niemals an ihn heran kommen...“ Sam hob seinen Laptop wieder auf den Tisch, während Dean sich mit einem missbilligenden Schnauben wieder auf seinen Stuhl fallen ließ. „Aber... es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben...“ Die Stille, die sich daraufhin zwischen den drei Männern ausbreitete, war so erdrückend wie schon lange nicht mehr...     ~*~     Der Laden für Brautmoden befand sich in einer ruhigen Allee, in der man mit solch einem Bekleidungsgeschäft nicht unbedingt rechnete. Stiles wagte es nicht den Namen des Ladens laut auszusprechen, da er nicht die leiseste Ahnung hatte, wie er diese Aneinanderreihung von Buchstaben aussprechen sollte, ohne sich dabei die Zunge zu brechen. In den großen Schaufenstern waren einige weit ausladende Brautkleider ausgestellt, die nicht prunkvoller hätten sein können und Stiles fühlte sich von Sekunde zu Sekunde unwohler. Das lag auch daran, dass dieses Geschäft einen verdammt gehobenen Eindruck machte, die Dekoration in den Fenstern, der blinkende, glitzernde Schmuck, der ausgestellt war und der Mann im Anzug, der ihnen gerade allen Ernstes die Türe aufhielt. Stiles hatte sich schon lange nicht mehr so fehl am Platz gefühlt wie in diesem Moment. Sein T-Shirt mit dem lächerlichen Aufdruck, die weite, verwaschene Jeans, die er trug und die Chucks passten mal so gar nicht in das Bild hier. Das schien der Mann genauso zu sehen, der ihnen die Tür aufhielt. Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er Stiles einmal von oben bis unten. Jedoch setzte er sehr schnell wieder ein professionelles Pokergesicht auf.   Isaac hingegen schien sich nicht ganz so unwohl zu fühlen. Mit seinem Hemd, der schicken Stoffhose, dem dünnen Schal, den er um den Hals trug und der Sonnenbrille, passte er deutlich besser in das Klientel als Stiles... Zielsicher strebten sie gemeinsam den Empfangsbereich an. Ein riesiger Kronleuchter war über der Theke und dem Kassenbereich angebracht und sorgte für ein übertrieben helles Licht, das sich in dem Kristall widerspiegelte. Stiles wäre am liebsten rückwärts wieder geflohen! Oh Schande... Wo war er hier nur gelandet?   Der junge Mann hinter dem Tresen begrüßte sie mit einem breiten Lächeln auf Französisch, woraufhin sich Stiles einzig auf Isaac verlassen konnte um sich zu verständigen. Sein Französisch reichte gerade mal für ein 'Bonjour' und ein 'Au revoir', alles weitere würde Isaac übernehmen müssen, da er ja ein gutes Jahr mit Chris zusammen in Frankreich gelebt hatte. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass der junge Verkäufer – Guillaume... wer zum Henker hieß denn so? – Englisch sprechen konnte, auch wenn er einen starken Akzent hatte. Seine Stimme war künstlich nasal und viel zu hoch für den gut gebauten Körper, der sich unter dem Anzug zu verbergen schien. Er hatte kurze blonde Haare, die ziemlich stylisch gegelt waren, ein ebenmäßiges Gesicht, strahlend blaue Augen... ein ziemlich extravagantes Auftreten.   „Monsieur Lahey... Wie schön Sie hier begrüßen zu dürfen!“ Stiles musste mit Entsetzen mit anschauen, wie Guillaume nach Isaacs Hand griff und ihn regelrecht über den Tresen zu sich heran zog. Die Sonnenbrille rutschte dem Werwolf bis auf die Nasenspitze, als er nach unten gezerrt wurde, so dass der Franzose ihm drei Küsschen auf die Wangen geben konnte. Isaac ließ das stumm über sich ergehen. Er kannte diese französischen Begrüßungsrituale ja schon zu genüge. Stiles hingegen wich verschreckt einen Schritt zurück, als sich Guillaume mit einem Lächeln ihm zuwandte.   „Und Sie müssen dann Monsieur Stilinski sein...“ Leider war eine Flucht unmöglich. Der junge Verkäufer war nämlich hinter dem Empfangstresen hervorgekommen und tauchte so plötzlich neben Stiles auf, dass es fast schon an Zauberei grenzen musste! So schnell konnte er gar nicht schauen, da wurden ihm auch schon drei Küsschen aufgedrückt. Er musste wirklich der Versuchung widerstehen, sich mit der Hand über die Wangen zu wischen, jedoch wusste er, dass das wahrscheinlich eine ziemliche Beleidigung darstellen würde. Mit großen Augen starrte Stiles Guillaume an, als dieser nicht wirklich auf Abstand ging, sondern ihn eindringlich musterte. „Nun... Ich muss schon sagen, Monsieur Lahey... Sie haben hier aber einen ganz schönen Fang gemacht!“   Es war nicht herauszuhören, ob der Verkäufer gerade sarkastisch, oder wirklich angetan von ihm war. Er tätschelte Stiles Hand und schenkte ihm ein raubtierartiges Lächeln, so als wollte er ihn jeden Moment auffressen, weshalb sich Stiles für die zweite Option entschied... Eindeutig angetan! Jedoch war das nicht gerade ein tröstlicher Gedanke. Noch dazu als Isaac schließlich vehement den Kopf schüttelte. „Ah nein, nein... Das ist ein Missverständnis...“ Irritiert warf Guillaume über Stiles Schulter hinweg Isaac einen Blick zu. „Stiles ist nicht meiner Verlobter, sondern mein Trauzeuge!“ „Oh non... Excusez-moi... Wie dumm von mir! Wenn das so ist...“ Stiles zog ein wenig die Schultern nach oben, als ihn der Blick des Verkäufers erneut traf, und dieses Mal bestand gar kein Zweifel mehr, dass es hier um Option Zwei ging! Guillaume wirkte mehr als angetan!   „Ich habe mich schon gefragt, warum Ihre Hochzeitsplanerin einen gemeinsamen Termin für die Anprobe ausgemacht hat. Das ist so ganz und gar gegen die Tradition! Aber so erklärt sich natürlich einiges...“ Stiles nutzte die Gelegenheit, um seine Hand aus dem Griff des aufdringlichen Verkäufers zu befreien, was dieser in seinem Redefluss zum Glück nicht zu bemerken schien. Stattdessen ging Guillaume wieder hinter die Theke, wobei er seine Hüfte übertrieben von rechts nach links schwenkte. Schließlich griff er nach zwei Champagnergläsern, wovon er erst eines Isaac reichte, nur um dann wieder neben Stiles zu treten und ihm sein Glas entgegen zu strecken. Guillaumes Finger streiften flüchtig über die feine Haut an Stiles Handgelenk, als er den Champagner entgegen nahm und nach dem breiten Grinsen zu urteilen, war diese Berührung alles andere als ein Zufall gewesen. Okay... Dieser Kerl machte ihn echt nervös! Und das war alles andere als die gute Nervosität, die ihn heute in der Früh überrumpelt hatte, als Derek ihm plötzlich so Nahe gekommen war. Das war eine GANZ schlechte Nervosität!   Unauffällig rückte Stiles ein wenig näher an Isaac heran, der das Ganze amüsiert beobachtet hatte. Um sich ein wenig abzulenken, nahm Stiles einen kräftigen Schluck von dem Champagner, der angenehm in seinem Mund prickelte. Er hatte noch nie zuvor Champagner getrunken... Für seinen Geschmack vielleicht ein wenig zu trocken, aber er würde seinen Zweck erfüllen. Mit diesem Gedanken kippte er sich den kompletten Inhalt des Glases den Rachen herunter, wofür ihm Isaac nur einen ungläubigen Blick zuwarf und ihm leicht mit dem Ellbogen in die Rippen stieß. Guillaume schien jedoch Stiles Durst nach einem guten alkoholischen Getränk nichts auszumachen, da er ihm mit einem hellen Lachen das Champagnerglas kommentarlos sofort von neuem mit der hellen Flüssigkeit auffüllte.   „Ich habe Ihre Anzüge für Sie schon bereit gelegt...“ Der blonde Verkäufer deutete nach rechts. Ein paar Treppenstufen führten auf eine Anhöhe, auf der weitere Brautkleider ausgestellt waren und ein Stück weiter hinten hingen einige Anzüge für Männer. Ein weicher roter Teppich säumte den Weg zu den Umkleiden ganz am hinteren Ende des großen Raumes. Stiles zuckte ein wenig zusammen, als er plötzlich Guillaumes Hand an seinem Rücken spüren konnte, der ihn in Richtung Umkleide schob. Auch Isaac entkam dem Verkäufer nicht, der sich erfolgreich zwischen die beiden Männer gedrängt hatte. Der Werwolf wurde bestimmend an der Schulter geführt, was Stiles zähneknirschend feststellen musste, wohingegen Guillaumes Hand bei ihm weiter nach unten gerutscht war, so dass sie schwer auf seinem Steißbein auflag. Ein Stück weiter, und er hätte gleich eine Hand auf seinem Hintern... Hallo?! Stiles räusperte sich leise, woraufhin die Hand sofort wieder ein Stück weiter nach oben wanderte. Oh Gott... Na das konnte ja was werden...   Als sie vor den Umkleiden standen, wurde Isaac von einer dunkelhaarigen Verkäuferin begrüßt, die eine Kleiderstange näher heran schob. Ein dunkler, antrazitfarbener Anzug hing an der Stange, inklusive passender Anzughose, einem feinen weißen Hemd, einer hellen Weste und einem ganzen Korb voller Accessoires. Erst jetzt wurde Stiles bewusst, dass diese ganzen Kleidungsstücke, die dort hingen alleine für Isaac bestimmt waren... Was zum... Und das sollte man ernsthaft alles gleichzeitig anziehen?   Stiles wurde das Champagnerglas von Isaac mit in die Hand gedrückt, während der große Lockenkopf ihm einen unsicheren Blick zuwarf und schließlich mit der Kleiderstange in der Umkleide verschwand. Guillaume führte Stiles unterdessen zu einem Ledersofa, das gegenüber von einer riesigen Spiegelfront stand und drückte den jüngeren Mann regelrecht in die weichen Polster. Stiles hatte ja gehofft, dass er nun seine Ruhe haben würde, jedoch ließ sich der Verkäufer doch tatsächlich neben ihm auf dem Sofa nieder. Er überschlug die Beine und musterte Stiles eindringlich von der Seite. Oh komm schon... Das durfte doch echt nicht wahr sein. Stiles Mundwinkel verzogen sich zu einer Fratze, als er bemerkte, wie nah der Blonde sich neben ihn gesetzt hatte. Ihre Oberschenkel berührten sich, so dass er die Wärme des anderen Mannes regelrecht spüren konnte. Als Stiles seinen unschönen Gesichtsausdruck im Spiegel gegenüber sehen konnte, versuchte er sich wenigstens einigermaßen wieder unter Kontrolle zu bringen.   Mit einem leisen Seufzen versuchte er sich in seinem zweiten Champagnerglas zu ertrinken, was leider nicht ganz so funktionierte. Stattdessen leerte er das Glas in einem Zug und musste auch nicht lange warten, bis es von Guillaume wieder nachgefüllt wurde. Wenn das so weiter ging, dann wusste er nicht, ob er seine eigene Anzugsanprobe überhaupt noch miterleben würde, oder ob er nicht schon betrunken auf dem Sofa hier liegen würde... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)