We're so NOT ready for a wedding von Jaywalker ================================================================================ Kapitel 3: Von selbsternannten Wächtern und nächtlichen Beschäftigungen... -------------------------------------------------------------------------- Es musste bestimmt schon 20 Jahre her sein, dass Dean sich ein Bett mit seinem jüngeren Bruder geteilt hatte... und das auch aus einem sehr guten Grund! Mit einem leisen Murren drehte er sich zur Seite, wobei er die Bettdecke unweigerlich mit sich zerrte und sie somit seinem Bruder klaute. Sam schien das jedoch nicht im Geringsten zu stören, was Dean leider nicht die Genugtuung einbrachte, die er sich von dieser Aktion gewünscht hätte. Das Bett war definitiv nicht dafür gedacht, dass zwei erwachsene Männer – wobei einer davon eher ein verdammter Riese war – bequem darin Platz finden konnten. Das musste Dean gerade ziemlich schmerzhaft feststellen, als ihm sein Bruder erst einen Ellbogen in den Rücken rammte, nur um dann auch noch mit einem leisen 'Platsch' seine Hand auf Deans Gesicht fallen zu lassen. Dieser elende Mistkerl! Dean richtete sich so abrupt auf, dass Sams Hand von seinem Gesicht glitt und dumpf auf die Matratze zurück fiel. In dem spärlichen Licht, das durch das große Fenster hereinfiel konnte er gerade noch so erkennen, dass der jüngere Mann fast das ganze Bett für sich beansprucht hatte und Dean mittlerweile am äußersten Rand lag. Pah... Dabei war er doch der Ältere, verdammt nochmal... Eigentlich hätte er das alleinige Recht auf das Bett gehabt, aber Sam hatte ihn mit diesem verdammten Hundeblick angesehen und... Wer konnte bei diesem Anblick seinem kleinen Bruder schon etwas abschlagen, wenn besagter 'kleiner' Bruder einen halben Kopf größer als man selbst war und somit der Eindruck eines zu groß geratenen Welpen noch unterstützt wurde. Verdammt aber auch... Wieso ließ er sich nur immer wieder so einlullen? Aber zumindest hatte sich Dean nicht gänzlich aus dem Bett vertreiben lassen, weshalb er sich nun allerdings auch in dieser misslichen Lage befand. Ein zu kleines Bett und ein Halbriese als Bruder, der besagtes Bett fast vollkommen ausfüllte... Was will man mehr?   „Dean?“   Ein verschrecktes Keuchen kam über die Lippen des Jägers, als er herumwirbelte und beinahe kopfüber von der Matratze gekippt wäre. Die tiefe Stimme war plötzlich wie aus dem Nichts neben ihm aufgetaucht und hatte ihn somit aus seinem Selbstmitleid herausgerissen. In letzter Sekunde konnte sich Dean gerade noch an dem Erstbesten festklammern, was ihm unter die Finger kam... Trotzdem wäre er beinahe vorn übergekippt, wenn er nicht auf einmal an der Schulter gepackt worden wäre. „Alles okay?“ Dean zuckte zusammen, als ihn ein warmer Atem im Gesicht streifte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Stimme plötzlich so nahe bei ihm sein würde. In dieser verfluchten Dunkelheit konnte er nicht viel sehen, aber diese Grabesstimme würde er unter abertausenden wiedererkennen. „Cas?!“   Der Engel ging neben dem Bett in die Knie, so dass er sich nicht mehr so weit nach unten beugen musste. Erst jetzt wurde Dean bewusst, dass das Erstbeste, an dem er sich vorhin festgeklammert hatte, Castiels Hemd gewesen war. Nur widerwillig entließ er den hellen Stoff aus seinem Griff, jedoch wusste er nicht, was er sonst mit seinen Händen anfangen sollte, weshalb er stattdessen die Bettdecke packte und sie noch ein Stück näher zu sich zog. „Verdammt... Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme, oder was ist los mit dir?“ Das Herz schlug dem Jäger gerade bis zum Hals. Er war nicht auf solch eine nächtliche Störung gefasst gewesen, allerdings wusste er nicht einmal, ob sein Herz gerade wirklich wegen dem Schrecken Amok lief, oder aber, weil sich Cas ihm noch weiter entgegen beugte, so dass sie sich fast schon mit den Oberkörpern berührten. „Du schläfst nicht...“ Dean konnte ein ungläubiges Schnauben nicht unterdrücken. „Was zum...?“ Scheinbar hatte er ein wenig lauter gesprochen, als beabsichtigt, da sich Sam mit einem unwilligen Murren auf die Seite drehte und den beiden älteren Männern so den Rücken zuwandte. Dean verdrehte nur genervt die Augen, jedoch senkte er trotzdem seine Stimme zu einem leisen Flüstern, um seinen Bruder nicht nochmals zu stören. „Da wäre ich ja niemals selbst drauf gekommen, Sherlock...“ Castiel neigte nur irritiert den Kopf zur Seite, so als würde er kurz überlegen, ob er Dean darauf hinweisen sollte, dass sein Name NICHT Sherlock war, allerdings schien er es sich im letzten Moment anders zu überlegen... „Du solltest aber schlafen!“, murmelte er stattdessen, weshalb Dean nur den Kopf schütteln konnte. Was lief bei diesen Engeln schief? Manchmal waren die einfach nur suspekt... „Was glaubst du, was ich hier versuche?“, zischte der Jäger schließlich als Antwort. „Ich teste gerade bestimmt nicht, wie oft man sich in einer Stunde von einer Seite auf die andere drehen kann...“ „Es sind schon zwei Stunden und zehn Minuten...“   Dean starrte Castiel an, so als wäre dem Dunkelhaarigen plötzlich ein zweiter Kopf gewachsen. Zwar konnte er nur wage die Umrisse des Engels erkennen, aber vor seinem geistigen Auge hatte er ein ganz klares Bild. Castiels blaue Augen, die ihn gerade eindringlich musterten, die Augenbrauen, die sich zu einem Stirnrunzeln zusammen gezogen hatten und die vollen Lippen, die er ein wenig zusammengekniffen hatte, da ihm die letzten Worte herausgerutscht waren. „Hast du mich etwa die ganze Zeit über beobachtet?“ Ertappt lehnte sich Cas ein Stück zurück, jedoch ließ er seine Hand auf Deans Schulter liegen. Dean war noch nicht einmal überrascht darüber, dass der Engel ihn beobachtet hatte... Das war bei Weitem nicht das erste Mal gewesen, aber... trotzdem... hier ging es ums Prinzip! „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass das einfach nur gruselig ist! Man beobachtet keine Leute im Schlaf, Cas!“ „Du hast doch gar nicht geschlafen...“ Argh...! Am liebsten hätte sich Dean die Haare gerauft, allerdings seufzte er einfach nur ergeben. Das hatte doch sowieso keinen Sinn...   Cas schien es jedoch nicht auf sich beruhen lassen zu können. „Außerdem habe ich dich nicht beobachtet... Ich habe über dich gewacht!“ Ungläubig zog Dean die Augenbrauen nach oben und starrte den Engel mit offenem Mund an, ehe er sich zu einer Antwort durchringen können. „Cas... Egal ob bewachen oder beobachten... Spanner bleibt Spanner... Das macht keinen Unterschied...“ „Natürlich macht es das...“ Castiels Stimme war noch tiefer als sonst, was daran liegen könnte, dass er versuchte zu flüstern, um Sam in seinem Schlaf nicht zu stören. „Die Aufgabe eines Beobachters ist es, nur tatenlos zuzusehen... Ein Wächter hingegen hat die Verantwortung für seinen Schützling und greift im Notfall ein, wenn...“ „Was zum...?! Ich bin doch nicht dein Schützling!“ Dean richtete sich ein wenig weiter auf und schob die Hand des Engels bestimmend von seiner Schulter. „Und ich brauche auch bestimmt keinen selbsternannten Wächter, Beschützer oder gruseligen Spanner, der mir nicht mehr von der Seite weicht...“, setzte der Jäger energisch hinterher.   Okay... Das war jetzt vielleicht ein bisschen zu hart gewesen und Dean bereute die Worte auch sofort wieder. Es war zu dunkel, um die genaue Reaktion des Engels erkennen zu können, jedoch reichte das es aus, um einen schemenhaften Schatten ausmachen zu können, der sich wieder zu seiner vollen Größe aufrichtete. Bevor sich der Engel von ihm abwenden konnte, griff Dean blind nach der Hand des kleineren Mannes, jedoch bekam er nur den Ellbogen zu fassen. „Cas... das war nicht so...“ „Du solltest jetzt wirklich schlafen!“ Mit einer kleinen Bewegung hatte der Engel Deans Hand von sich abgeschüttelt, jedoch konnte der Jäger stattdessen eine zarte Berührung in seinem Gesicht spüren. „Warte... Cas!“ Castiels Finger streiften sanft über seine Wange und augenblicklich wurden Deans Augen schwer. Seufzend ließ er sich zurück auf die Matratze fallen und versuchte verzweifelt nach der Hand des Engels zu greifen... Er hatte das doch gar nicht so gemeint! Er wollte doch nicht, dass Cas... dass er... Er durfte nicht gehen... Bevor Dean den Engel jedoch zu fassen bekommen konnte, verschluckte ihn schließlich die Dunkelheit und sein letzter Gedanke schien zu verblassen... Cas durfte nicht gehen!     ~*~     Mit einem erstickten Keuchen richtete sich Dean ruckartig in dem Bett auf. Sein T-Shirt klebte ihm unangenehm am Rücken, das Leintuch war ganz klamm und verheddert und die Bettdecke hatte er von sich gestrampelt. Oh Mann... Was für ein Traum... Zittrig fuhr sich Dean über das Gesicht und durch die Haare, ehe er mit einem angeekelten Gesichtsausdruck seine Hände wieder sinken ließ und an seinem T-Shirt abstreifte. Bah... Sogar seine Haare waren ganz feucht... Sam lag nach wie vor neben ihm, zusammengefaltet wie ein Origami, so dass seine langen Beine wie durch ein Wunder auch noch Platz in dem kleinen Bett fanden und schien nach wie vor friedlich vor sich hin zu schnarchen.   Seufzend zog Dean seine Beine an und schwang sie schließlich über den Rand der Matratze. Seine nackten Füße berührten den Parkettboden und sofort breitete sich eine angenehme Kühle in seinen erhitzten Fußsohlen aus. Unbewusst hatte er sich an seinen Unterarm gegriffen. Das verdammte Mal schickte heiße Wellen durch seinen gesamten Körper und hatte ihn somit wahrscheinlich auch aus seinem Schlaf gerissen... Wobei das bei dem Traum, den er gehabt hatte gar nicht mal so schlecht gewesen war. Dean ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, wobei er leider nicht allzu viel erkennen konnte, also erhob er sich schließlich von dem Bett. Er musste einfach sicher gehen...   Es waren nur wenige Schritte bis zu der Schlafcouch, jedoch blieb Dean auf der Hälfte der Strecke wie angewurzelt stehen. „C... Cas?!“ Sein Blick huschte über die zusammengefaltete, unangetastete Decke, die über der Armlehne des Sofas gelegt worden war und über die Polster und Kissen, die an der Rückenlehne aufgereiht worden waren... Von dem Engel fehlte allerdings jede Spur... „Cas?“, zischte Dean leise, in der Hoffnung der Engel würde gleich aus irgendeinem Eck auftauchen und ihn erschrecken. Nichts... „Verdammt... Cas!“ Dean war selbst überrascht wie schnell sich die Panik in seine Stimme eingeschlichen hatte.   Sam regte sich in dem Bett und richtete sich schließlich auf, so dass er auf den Ellbogen abgestützt Dean verschlafen mustern konnte. Durch das Licht, das durch das Fenster hereinfiel konnte Sam erkenne, wie sein Bruder auf die Knie ging und einen Blick unter das Bett warf. „Dean... Was machst du da?“, fragte er schlaftrunken und glaubte für einen Moment, dass er sich vielleicht immer noch in einem Traum befand. Er bekam keine Antwort von dem älteren Mann, stattdessen richtete sich Dean nur abrupt wieder auf und war auch schon dabei die beiden Schranktüren zu öffnen. Okay... Jetzt war es wohl wirklich soweit... Sein Bruder war ganz offiziell durchgedreht! „Dean? Hey... Dean!“ Sam richtete sich soweit auf, dass er sich mit dem Rücken an das Kopfende des Bettes lehnen konnte und beobachtete seinen Bruder dabei, wie er die Schranktüren mit einem Schnauben wieder schloss. „Was zum Teufel machst du?“ „Ich... Cas... Er ist weg...“ Sams Augenbrauen wanderten ein Stück nach oben und er musste ein leises Seufzen unterdrücken. „Er wird sich wohl kaum im Schrank verstecken...“ Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wieso seinem Bruder mitten in der Nacht auffiel, dass ihr gefiederter Freund ausgeflogen war. Das war ja wohl auch nicht das erste Mal, dass Cas auf einmal die Fliege machte... „Vielleicht ist er nur frische Luft schnappen... Wo ist das Problem?“ Dean warf ihm einen finsteren Blick zu, der zum Glück seine Wirkung verfehlte, da Sam ihn in der Dunkelheit nicht sehen konnte. „Ich meine... Er ist ein Engel, er braucht keinen Schlaf... Wieso sollte er also die ganze Nacht hier bei uns...“ „Ich muss ihn finden!“, wurde Sam von seinem Bruder vehement unterbrochen und er konnte gar nicht so schnell schauen, da war Dean auch schon aus dem Zimmer verschwunden. Reisende sollte man bekanntlich ja nicht aufhalten... Und wenn Dean es sich zu seiner nächtlichen Beschäftigung machte einen ausgeflogenen Engel zu suchen, dann würde Sam ihn bestimmt nicht davon abhalten! Er starrte lediglich noch ein paar Minuten irritiert hinter seinem durchgedrehten Bruder hinterher, ehe er mit einem Schultern zucken wieder nach unten rutschte, so dass er sich auf der Matratze ausstrecken konnte... Was für ein verrückter Traum...     ~*~     Die Treppenstufen gaben ein leises Knarren von sich, als Dean in das Erdgeschoss herunterstieg. Er hatte sich kein Licht gemacht, jedoch war es hier nicht so dunkel wie in dem Zimmer, das er sich mit Sam und Cas teilte. Vorsichtig stieg er die letzte Stufe hinunter. Es war mucksmäuschenstill hier unten, nicht einmal die typischen Stadtgeräusche waren von draußen zu hören, aber die Gegend hier war wahrscheinlich auch viel zu abgelegen vom Stadtzentrum. Die Küche war komplett verlassen, genauso wie das Wohnzimmer, jedoch konnte Dean erkennen, dass die Terrassentüre nur angelehnt war. Vielleicht hatte Sam ja recht und Cas war tatsächlich nur frische Luft schnappen... oder aber... Er hatte sich aus dem Staub gemacht! Dean war sich nicht mehr sicher, ob er nur geträumt hatte, dass er Cas so angeschnauzt hatte, oder ob er es wirklich getan hatte... Mit einem entschlossenen Blick ging er auf die Terrassentüre zu und zog sie so weit auf, dass er über die Schwelle nach draußen treten konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)