Imas - Ein Gott für alle Fälle von federfrau ================================================================================ Kapitel 1: Immer Ärger mit Menschen ----------------------------------- Ganze drei Tage war er nun in der Menschenwelt und noch immer war derjenige der ihn beschworen hatte nicht erschienen. Das war nicht nur etwas was äußerst ungewöhnlich war, sondern auch eine bodenlose Frechheit. So sah zumindest Imas es. Was erlaubte sein Beschwörer, oder Beschwörerin, sich eigentlich? Er war immerhin ein Gott! Zwar kein besonders erfahrener und zudem noch ziemlich jung mit seinen gerade einmal knapp dreihundertvierzig Jahren - doch das tat ja wohl nichts zur Sache. Er war ein Gott und verdiente damit Respekt. Das blieb nun einmal eine Tatsache. Jeder der etwas anderes behauptete war im Unrecht. So einfach war das. Die Menschen hatten nicht danach zu fragen warum die Götter auf der Erde erschienen. Und erst recht nicht hatten sie zu spät zu kommen, wenn sie jene Götter beschworen. Imas schnaubte abfällig. Nur hier herumsitzen kam allerdings so langsam nicht mehr in Frage. Die Menschen die hier vorbei kamen, würden ihn für einen Bettler halten wenn er weiter hier blieb. Eine andere Bleibe konnte er sich allerdings nicht leisten. Das hatte auch einen ganz einfachen Grund: Er hatte kein Geld. Den Göttern die auf die Erde gerufen wurden, bekamen nie Geld oder sonstige Zahlungsmittel. Das war schon vor tausenden Jahren so gewesen und würde vermutlich auch so bleiben. Schließlich hatten sie nur die Aufgabe den Menschen den wahren Wunsch zu erfüllen. Je schneller sie das taten umso höher war das Ansehen, dass ihnen später bei ihrer Rückkehr im Himmel gezollt wurde. Und je mehr Ansehen man hatte desto höher war der Rang. Hinzu kam, dass man den Menschen je nach höhe des Ansehen länger oder kürzer im Gedächtnis blieb. Tauchte jedoch derjenige von dem man beschworen wurde nicht auf, wie es bei ihm der Fall war, hatte man über kurz oder lang ein Problem. Ein Problem, welches möglichst schnell gelöst werden musste. Andererseits würde es Ärger geben und das war nun wirklich nicht das worauf er aus war. Außerdem hatte er im Moment absolut keine Ahnung wem von den Göttern dieser Schrein gehörte. Es musste ein bekannter sein - ob das gut war oder nicht ließ sich noch nicht sagen. Aber das würde er wahrscheinlich früh genug heraus finden. Spätestens dann, wenn er wusste wo er war. "Sami! Muss das ausgerechnet heute noch sein? Es wird schon bald dunkel. Den Schrein können wir doch auch morgen noch besuchen. Er wird uns ja wohl kaum weglaufen", hörte Imas plötzlich jemanden sagen. Unwillkürlich musste er schmunzeln. Sami - das war sein Name rückwärts gelesen. Umständlich stand Imas auf und ging in die Richtung aus der die Stimme kam. Im Moment allerdings noch darauf bedacht, dass er nicht bemerkt wurde. "Du musst ja nicht mitkommen. Wenn du willst kannst du ruhig hier draußen warten", entgegnete eine andere Stimme. Vermutlich gehörte sie Sami, überlegte Imas und sein Verdacht wurde wenig später bestätigt. "Bist du irre Sami? Ich kann dich doch nicht einfach so im Dunkeln allein lassen! Immerhin bin ich..." "Ja?", Samis Stimme hörte sich unschuldig an. "Ach verdammt! Du weißt genau wovon ich rede!", beschwerte sich derjenige der zuerst gesprochen hatte. "Stimmt. Aber trotzdem danke Aoshi", Belustigung schwang dieses Mal in Samis Stimme mit, was Imas zu einem Grinsen verleitete. Aoshi seufzte. Er war schon seit langem der beste Freund von Sami, sowie zugegebenermaßen ein wenig verliebt in sie, aber manchmal brachte sie ihn wirklich an den Rand der Verzweiflung. Was sie natürlich auch zu gut wusste. Trotzdem tat sie nichts um sich zu ändern. Und jetzt schleppte sie ihn auch noch mit zu dem Schrein hierher. Aoshi schüttelte resigniert den Kopf. Zu fragen warum sie hierher wollte würde vermutlich nichts bringen außer... „Willst du denn gar nicht wissen, warum ich hier noch hin will?“ Aoshi sah seine Freundin erstaunt an. Manchmal war es wirklich gruselig, wie gut sie ihn kannte. „Würdest du es mir denn sagen?“, konterte er, jedoch ohne besondere Schlagkraft. Sami schmunzelte. „Wer weiß? Vielleicht hab ich das sogar tatsächlich vor...“ „Das freut mich. Ich würde das nämlich auch sehr gerne wissen“. Sami drehte sich überrascht um. Zuerst glaubte sie, dass es Aoshi gewesen war, der gesprochen hatte. Wie sie jetzt jedoch feststellte war dem nicht so. Ihr gegenüber stand nun ein junger Mann, wohl etwas älter als sie und Aoshi. Er trug elegante traditionelle Kleidung. Sein dunkelbraunes Haar wirkte zerzaust, was ihm eine gewisse Verwegenheit verlieh. Sein Gesicht war schmal und seine Augen, die blau wie der Ozean waren wie sie verblüfft feststellte, sahen sie mit unverhohlener Neugierde und Aufmerksamkeit an. „Wer bist du?“, war das erste was Sami zu sagen einfiel. Eine ganz normale Frage, er jedoch schien sich aus irgendeinem Grund darüber zu ärgern. Das erkannte sie daran wie sich seine gesamte Haltung veränderte. „Wer ich bin? Das willst du wissen?“, wiederholte er und seltsamerweise fühlte Sami sich als ob sie ihn etwas dämliches gefragt hätte. Was wohl auch mit ziemlich großer Sicherheit das war was er dachte. Dennoch nickte sie. „Ja“, sagte sie. „Ihr Menschen habt wirklich keinerlei Manieren. Wäre es nicht erst an euch beiden sich vorzustellen? Doch obwohl ich im Moment nicht gerade gute Laune habe verzeihe ich es euch. Schätzt euch also glücklich“, begann Samis Gegenüber. Er räusperte sich. „Ich bin der Gott Imas. Wandler im Schatten. Beschützer und Zerstörer zugleich. Tänzer zwischen Gut und Böse. Unterlegen den Regeln der Göttern und...“ „Sami lass uns gehen! Der Kerl ist verrückt. Ich hab dir doch gesagt, dass es keine gute Idee ist um diese Zeit zu dem Schrein zu gehen!“, mischte sich Aoshi ein. „Verrückt? Du unterstellst mir ich sei verrückt? Also entweder bist du ziemlich dämlich oder du sehnst dich nach einem mehr oder weniger schnellen Tod“, Imas ließ die Knöchel seiner Hand knacken und blickte den Jungen, der neben Sami stand, finster an. „Mehr oder weniger schneller Tod?“, stirnrunzelnd sah Sami ihn an. „Ja ganz nach meinem Belieben“, Imas grinste. Sami schüttelte den Kopf. Der junge Mann der ihnen gegenüberstand verhielt sich definitiv eigenartig. Allein wie er redete! So sprach doch heutzutage kein Mensch mehr und dann behauptete er auch noch ein Gott zu sein. Trotzdem kam er ihr seltsamerweise nicht verrückt vor. Warum das genau der Fall war, konnte sie sich allerdings noch nicht einmal selbst erklären. „Also warum bist du jetzt hier? Du bist nicht vielleicht diejenige die mich beschworen hat?“, riss Imas sie aus ihren Gedanken. „Beschworen?“, fragte Sami perplex. „Ja. Das hast du doch, oder etwa nicht?“ „Nein. Habe ich nicht. Ich habe bisher noch nicht einmal gewusst, dass es einen Gott namens Imas gibt. Zumindest wenn es stimmt, dass du tatsächlich ein Gott bist was ich im Moment sehr bezweifle. Oder was würdest du tun wenn dir jemand einfach mal so eben erzählt, dass er ein Gott ist?“ „Ich würde bemerken ob dem so ist oder nicht. Also gäbe es auch keinen Grund mir das zu erzählen. Geschweige denn, dass ich nachfragen müsste“, erklärte Imas ohne mit der Wimper zu zucken. „Entschuldige, die Frage war dumm“, Sami seufzte. „In der Tat, aber dir sei ein weiteres Mal verziehen. Zumindest wenn du mir jetzt endlich erzählst was du hier zu suchen hast“, Imas nickte huldvoll. „Sami! Lass uns endlich gehen!“, das war wieder Aoshi. Sami ignorierte ihren Freund. „Du willst mir also erzählen, dass du ein Gott bist aber das nicht weißt?“, fragte sie. „Sehe ich aus als wäre ich allwissend?“, Imas sah Sami mit hochgezogener Braue an. Diese begann mit einem Mal zu lachen. „Ich kann mich nicht daran erinnern, etwas lustiges gesagt zu haben“, grummelte Imas und brachte sie damit nur noch mehr zum Lachen. „Würdest du bitte damit aufhören? Es ist äußerst unhöflich das zu tun wenn der andere den Grund nicht kennt“, beschwerte Imas sich und fügte missmutig hinzu: „Womit mal wieder bewiesen ist, dass Menschen, egal von wo sie kommen, keinerlei Manieren besitzen“. Sami biss sich auf die Lippen um sich das nächste Auflachen zu verbeißen. „Entschuldige, ich wollte nicht unhöflich sein“, sagte sie zu Imas. „Allerdings gehen die meisten Menschen davon aus das Götter alles wissen“, erklärte sie Imas. „Dann seid ihr Menschen dumm. Oder glaubt ihr tatsächlich wir Götter müssten uns nicht auch an Regeln halten. Nur sind es bei uns eben die Regeln des Universums“, sagte Imas, als wäre es das Offensichtlichste der Welt. Das wiederum begann Sami nun so langsam zu ärgern. Denn nichts konnte sie weniger ausstehen als wenn man sie herablassend, belehrend oder wie ein kleines Kind behandelte wie er es tat. Sami atmete tief durch. Sich über Imas aufzuregen würde ihr vermutlich nichts bringen, also war es besser, wenn sie sich zusammen riss. Wahrscheinlich war es sowieso am vernünftigsten, wenn sie das, was sie vorhatte, so schnell wie möglich hinter sich brachte. „Also was hast du vor?“, Imas sah Sami mit einem durchdringenden Blick an. „Die Geduld der Götter ist auch nicht gerade unendlich, wie dir hoffentlich bewusst ist“, stellte er klar. „Ach und ich habe gedacht Götter sind über so etwas wie Ungeduld erhaben“, eigentlich wollte Sami das gar nicht sagen, doch nun war es zu spät. „Ihr Menschen glaubt auch wirklich alles was gesagt wird“, entgegnete Imas genervt. Sami seufzte resigniert. Das was ihr hier gerade passierte konnte unmöglich war sein. Es konnte einfach nicht möglich sein, dass dieser Kerl es ernst damit meinte, dass er ein Gott war. Das musste ein Scherz ein. Und zwar ein richtig schlechter!. „Ihr glaubt mir wohl immer noch nicht, wie?“, riss Imas sie aus ihren Gedanken. „Ist doch nicht schlimm. Wenn es stimmt was du sagst, dann wirst du es uns doch mit Sicherheit auch beweisen können“ „Warum braucht ihr Menschen eigentlich immer für alles eine Erklärung? Das ist wirklich nervig! Ich bin schließlich kein wandelndes Lexikon“, beschwerte sich Imas. „Es zwingt dich ja auch keiner. Hilfreich wäre es trotzdem“, kam es nun wieder missmutig von Aoshi. Imas verzog das Gesicht. Das alles was ihm hier im Moment passierte, geschah wirklich nicht wie er es sich erhofft hatte. Natürlich, Langeweile hatte er jetzt keine mehr aber so wie geplant lief es auch nicht. Oder besser absolut nicht. In seinem ganzen Leben als Gott wurde er erst dreimal, zumindest wenn man dieses Mal mitzählte, beschworen. Doch so etwas wie jetzt war bisher noch nie vorgekommen. Normalerweise spürte jeder, dass er anders war. Seine Macht einfach Menschen zu demonstrieren mit denen er nie wieder etwas zu tun haben würde, mochte er überdies auch nicht. Allerdings schien es dieses Mal wohl nicht anders zu gehen. Imas sah Sami und Aoshi abwechselnd der Reihe nach an. Dann murmelte er leise ein paar Worte vor sich hin. Sami sah Imas aufmerksam an. Sie sah wie er etwas vor sich hin sprach, doch was es genau war konnte sie, obwohl sie nicht weit entfernt stand, nicht verstehen. Kurz nachdem er sie beendet hatte, veränderte sich etwas. Zuerst konnte sie nicht sagen was es war, denn Anfangs war da nur dieses Gefühl. Irgendwas unbestimmtes, dass ihr sagte, dass sich etwas geändert hatte. Die Erkenntnis was es genau war kam erst später. Dann aber fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Du hast die Zeit angehalten, oder?“, keuchte Sami überrascht auf. „Respekt. Ich hätte nicht gedacht, dass es dir so schnell auffällt. Geschweige denn, dass es überhaupt einer von euch bemerkt“, entgegnete Imas sarkastisch. Sami tat als hätte sie ihn nicht gehört. Stattdessen blickte sie zum Himmel. Die Vögel, die bis vor kurzem noch zwitschernd über den Himmel geflogen waren, waren erstarrt. Kein Ton gaben sie von sich. Keine einzige Regung war zu erkennen. Noch nicht einmal die Pflanzen, die hier beim Schrein wuchsen, bewegten sich. Ebenso wie auch kein noch so leichter Windzug zu verspüren war und trotzdem kam es Sami vor als ob die Luft elektrisiert wäre. „Also was ist? Glaubt ihr mir nun?“, wollte Imas wissen. Eine Antwort bekam er jedoch, sehr zu seinem Ärger, erst einmal nicht. Zumindest nicht sofort. „Du bist also wirklich ein Gott?“, meldete sich schließlich Aoshi zu Wort. „Das sag ich doch die ganze Zeit!“, Imas funkelte ihn an. „Schon aber...“ „Würdest du die Zeit bitte wieder normal laufen lassen?“, bat Sami Imas schnell. Auf einen Streit zwischen Imas und Aoshi hatte sie weder große Lust, noch würde das vermutlich gut enden. „Sieh einer an. Ein paar Manieren scheint ihr ja doch zu haben“, meinte Imas spöttisch. Sami ging nicht darauf ein. „Also?“, fragte sie stattdessen. „Natürlich“, Imas grinste und murmelte erneut etwas vor sich hin. Wenig später war alles wieder wie vorher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)