Sanguis et Gladius von Geki (Blut und Schwert) ================================================================================ Chapter 1: Flucht ----------------- Langsam legte sich die Nacht über den Wald. Renard, ein junger Mann mit schwarzem Haar, dunkler Kleidung und goldgelben Augen, huschte im Dickicht von einem Schatten zum nächsten, bis die Sonne komplett hinter dem Gipfel des Nebelbergs verschwunden war. Der Wald war nun in Dunkelheit gehüllt. Das gab selbst den einfachsten Dingen wie einem Baum etwas bedrohliches. Man hörte nur noch das leise Flüstern der Baumkronen in der nächtlichen Briese und vereinzelt den Ruf der Eulen. Doch Renard fühlte sich um diese Zeit am wohlsten. Kein Wunder, denn er war ein Vampir. Er kam langsam aus dem Dickicht heraus auf eine Lichtung. Golden leuchtender Feenstaub und Glühwürmchen schwebten durch die Luft. Dieser goldene Glanz wurde durch das weiß-bläuliche Mondlicht noch unterstrichen. Die Nachtblumen öffneten ihre sonst eher unscheinbaren grau-blauen Knospen und strahlten nun einen verzaubernden, blau-violetten Glanz aus. Renard trat nun ganz aus dem Schatten der Bäume heraus und sah sich um. Eigentlich musste er sich nicht im Schatten verstecken. Noch nicht einmal tagsüber, denn er wurde durch ein magisches Mal, welches er auf dem Rücken trug, vor dem Tod durch Sonnenlicht geschützt. Dennoch wagte er sich selbst des Nachts nur aus dem Schatten, wenn er sich wirklich sicher fühlte, denn er wurde von einer Vielzahl von Vampirjägern verfolgt. Allen voran der wilde Clan der Schattenelfen. Renard sah sich noch einmal um, ehe er erneut zwischen den Bäumen verschwand. Nachdem er eine Weile durch den Wald geirrt war, kam er zum Rand einer riesigen Schlucht. In der Schlucht erstreckte sich der zweite, noch größere Teil des Waldes. Am Horizont sah man die gezackten Gipfel des Drachenrückengebirges. Weit hinter dem Drachenrücken ragte ein riesiges Gletschergebiet in den Himmel, der Nephyra-Gletscher. Dieses Gebirge wollte Renard erreichen. Dort war er aufgrund des grenzenlosen freien Terrains vor den Jägern sicher. Der junge Vampir ließ noch einmal seinen Blick über das riesige Waldgebiet schweifen, als im Dickicht plötzlich ein dürrer Ast knackte. Renard wand sofort den Kopf in die entsprechende Richtung und lauschte. Um ihn herum war es totenstill. Nur das leise Rauschen der Blätter war zu hören. Renard blickte weiter in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, und ging rückwärts in Richtung der Bäume hinter ihm. Er fühlte sich erst sicher, als sich der Schatten des Waldes wieder um ihn legte. Renard drehte sich um und rannte tiefer in den dunklen Wald hinein... »Verdammt! Wo ist er hin?!« fluchte eine große silberhaarige Frau mit spitzen, elfenhaften Ohren, als sie aus dem Dickicht trat. Ihre ,,Kleidung‘‘ bestand hauptsächlich aus Verbänden und Bandagen, die eigentlich nur das Nötigste verdeckten. Über den Verbänden trug sie einen langen, schwarzen, teils zerrissenen Ledermantel und an den Händen trug sie schwarze Handschuhe mit spitzen Nieten am Handrücken. An dem breiten Ledergürtel waren eine Vielzahl an verschiedenen Messern angebracht. Der Frau, vermutlich eine des Clans der Schattenelfen, folgten noch weitere silber- oder schwarzhaarige Personen mit spitzen Ohren und dunkler Lederkleidung. Darunter war eine junge Elfe mit schwarzem, mittellangem Haar, welches sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Auch sie trug einen kurzen Rock und lange Stiefel aus schwarzem Leder und ein trägerloses Oberteil, welches an eine Brustrüstung erinnerte. An den Schultern trug sie silberne Schulterrüstungen mit dunklen Edelsteinen. Vorne über dem Rock war eine Art langer Lendenschurz in schwarz mit einem fantasievollen grau-blauem Muster. An den beiden gekreuzten Gürteln war ein großes, kunstvoll geschmücktes Breitschwert befestigt. Die junge Schattenelfe, ihr Name war Soraya, folgte, wie die anderen auch, der Silberhaarigen. Der Clan der Schattenelfen war auf der Jagd. Auf Vampirjagd um genau zu sein. Die Silberhaarige schloss kurz ihre Augen. Als sie sie kurz darauf wieder öffnete, waren sie rot und die Pupillen katzenhaft zusammengezogen. »Er ist geradeaus in den Wald gelaufen! Wahrscheinlich die Schlucht entlang. In zwei Tagen hat er mit seinem Vorsprung das Ende des Waldes erreicht. Drei weitere Tage braucht er, um den Drachenrücken an der niedrigsten Stelle zu überqueren. Haben wir ihn bis dahin nicht gefangen, ist unsere Wahrscheinlichkeit, ihn im Flachland einzuholen, gleich null!« rief sie ihrem Clan zu. Die Schattenelfen nickten und folgten der Silberhaarigen wieder in den Wald. Soraya folgte schweigend. Sie überlegte, wie sie den Vampir eigenhändig fangen könnte. Dabei entfernte sie sich unerlaubt von ihrem Clan und verschwand in den Wald. Sie hatte eine Idee, wie sie an den Vampir heran kommen konnte... Währenddessen legte Renard eine kurze Pause auf einer der vielen Lichtungen ein. Er war außer Atem. Er sah sich sicherheitshalber um, ob ihm auch wirklich niemand gefolgt war. Außer den Eulen, die in dem Bäumen saßen, und der Glühwürmchen war kein lebendiges Wesen in der Nähe. Erleichtert ließ sich Renard auf den moosbedeckten Waldboden sinken. Er schloss die Augen. Ja, er hatte wirklich mal eine Pause verdient. Renard lauschte den nächtlichen Geräuschen des Waldes: Er hörte das Rauschen der Baumkronen, den Ruf der Eulen und das Zirpen der Grillen und Zikaden, die irgendwo in den Bäumen saßen. Außerdem vernahm der junge Vampir auch das leise Plätschern des Flusses. »Was? Soweit bin ich schon gelaufen?« dachte er. Wenn er sein momentanes Tempo beibehalten würde, könnte er den Wald in knappen 2 Tagen hinter sich lassen. Renard nahm seine Trinkflasche hervor und nahm einen kräftigen Schluck. »Hm... fast leer...« murmelte er »Ich sollte meine Flasche lieber so schnell wie möglich auffüllen...« Renard stand auf. Im nächsten Moment zuckte er zusammen und bemerkte einen stechenden Schmerz in der Schulter. Er spürte, wie eine warme Flüssigkeit seinen Arm hinunter lief. Schnell zog der Vampir das Messer aus seiner Schulter und presste die Hand auf die Wunde. Panisch sah sich Renard um: Schattenelfen. Genau wie er es anhand des kunstvoll verzierten Messers geahnt hatte. Die Elfen hatten den Vampir beinahe komplett umzingelt. Allen voran stand die große silberhaarige Frau. »Wir warten auf deinen Befehl, Clan-Führerin Fafnir.« meinte ein junger Schattenelf zu der Silberhaarigen. Diese nickte, ließ Renard dabei jedoch keine Sekunde aus den Augen. Der Vampir selbst ließ Fafnir nicht aus den Augen. Jedes Blinzeln, jede noch so kleine Unachtsamkeit könnte seinen Tod bedeuten, denn Schattenelfen griffen blitzschnell an. Nach einiger Zeit des Schweigens, die Renard wie eine Ewigkeit vorkam, hob Fafnir die Hand. Sofort gingen die restlichen Mitglieder des Schattenelfen-Clans zum Angriff über: Renard wurde mit Pfeilen, Messern, Schwertern, Dolchen und Armbrüsten attackiert und schwer verletzt. Alleine hatte er gegen einen ganzen Clan keine Chance. Er musste weg und zwar schnell. Als Renard einem Schwerthieb ausweichen musste, sprang er einfach auf die Klinge. Einen Moment stand er darauf. Im nächsten Moment breitete er seine sonst zusammengefalteten Fledermausflügel aus, sprang in die Luft und flog hoch. Natürlich schossen ihm die Schattenelfen noch Pfeile hinterher oder warfen mit Wurfmessern nach ihm. Teilweise wurde Renard auch getroffen. Er flog weiter, obwohl Pfeile und Messer in seinem Rücken steckten. Fafnir blickte ihm wutentbrannt hinterher. Sie hatte ihre Beute zum zweiten mal verloren. Renard flog weiter. Sehr weit kam er jedoch nicht, denn er war sehr erschöpft. Also legte der Vampir eine saftige Bruchlandung hin. Erschöpft und schwer verletzt lag er auf dem Waldboden. Um ihn herum bildete sich eine kleine Blutlache. Renard stand auf. Er musste weiter, raus aus dem Wald zur Karakas-Ebene. Dort war er sicherer als im Wald. Er schleppte sich weiter durch den Wald, bis er zu einer kleinen Quelle kam. Er legte einen Teil seiner Kleidung ab und ging ohne nachzudenken ins Wasser, um seine Wunden zu kühlen. Dadurch verlor er jedoch nur noch mehr Blut und das Wasser um ihn herum färbte sich langsam rot. Renard aber blieb einfach in der Quelle stehen. Seine Sicht wurde immer verschwommener wegen dem enormen Blutverlust. Da wurde er plötzlich an beiden Schultern gepackt und grob aus dem Wasser gezogen. »Spinnst du?!?« fragte eine weibliche Stimme »Willst du verbluten oder was?!?« Renard antwortete nicht, da er kaum mehr die Kraft hatte. Er verlor nun das Bewusstsein komplett und fiel direkt in die Arme der Unbekannten. »Oh mann ey...« meinte diese nur genervt, als sie ihn mitschleppte... Chapter 2: Zweckbündnis ----------------------- Nach mehreren Stunden kam Renard wieder zu sich. Er lag zugedeckt neben einem flackernden Lagerfeuer und trug viele Verbände am ganzen Körper. Der Vampir richtete sich etwas auf und sah sich um. Etwas vom Lagerfeuer entfernt lehnte jemand an einen Baum. Dem Körperbau nach musste es sich um eine Frau handeln. Schatten fiel in ihr Gesicht und sie hatte die Arme verschränkt. »Wo...« begann Renard seinen Satz, doch er wurde von der Fremden unterbrochen »Na? Wach, Dornröschen?« fragte sie schnippisch. Renard erschrak »Wer... wer bist du?« Schweigend trat die Frau in den Schein des Feuers. Die spitzen Ohren und die dunklen, glänzenden Haare ließen keine Zweifel... »EINE SCHATTENELFE?!?« rief der Vampir erschrocken. Er sprang auf und spürte stechende Schmerzen am ganzen Körper, besonders an der Brust »AAHH!!!« Sofort presste er eine Hand auf seine Brust und sank wieder zu Boden. »Du bringst dich noch um, wenn du so weiter machst!!« meinte sie und drückte ihn wieder zu Boden. Renard schwieg, als er das riesige Schwert an ihren Gürteln anstarrte /Damit könnte sie mich mit Leichtigkeit töten.../ dachte er, wurde jedoch aus seinen Gedanken gerissen: Die Schattenelfe fuchtelte mit einer Hand vor seinem Gesicht herum »Hallo? Haallooo!« rief sie. Renard erschrak abermals »BITTE TU MIR NICHTS!!!« flehte er die Elfe an. »Äh... Kleiner? Ich hab dir das Leben gerettet, also warum sollte ich dir was tun?« fragte sie kühl. Renard fragte darauf »Aber... aber... aber... du bist doch eine Schattenelfe, oder nicht?« Erst jetzt bemerkte die Elfe die leicht spitz zulaufenden Ohren, die golden leuchtenden Augen und die spitzen Vampirzähne. »Ach deswegen, kleiner Vampir.« Sie zog ihr Schwert und ging auf ihn zu. Automatisch sprang Renard, trotz der Schmerzen, auf und ging rückwärts, doch schon bald wurde er gegen einen Baum gedrängt. Er konnte nicht weiter zurück. Die Schattenelfe stand nun direkt vor ihm, holte mit dem Schwert aus und... rammte es zwischen Renard und sich selbst in den Boden. »Jetzt hör mir mal zu, Mäusezähnchen: Ich habe meinen Clan verlassen. Ich hatte es einfach satt, immer nur zu töten. Also... bin ich auch keine Vampirjägerin mehr.« meinte sie. Renard glaubte, sich verhört zu haben »Bitte WAS? Und DAS soll ich glauben?!?« Die Elfe zog ihr Schwert aus dem Boden, schob es wieder in die Schwertscheide und sagte dann kühl »Glaub was du willst, Mäusezähnchen. Ich bin jedenfalls auf dem Weg zur Karakas-Ebene. Aber beschwer dich nicht bei mir, wenn der Clan dich erwischt. Das heißt: Falls du das überleben solltest.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und wollte gerade gehen. Renard überlegte »Bitte warte einen Moment.« sagte er. Schweigend blieb die Elfe stehen. Schatten fiel ihr ins Gesicht und verdeckte ihre Augen. Der Mund der Elfe verformte sich zu einem boshaften Lächeln. Erst jetzt drehte sie sich zu Renard um. »Hast du's dir überlegt, Mäusezähnchen?« fragte sie. Der junge Vampir ging auf sie zu und nickte »Das, was du gerade sagtest, klang sehr glaubwürdig. Und da du auf dem Weg zur Karakas-Ebene bist... naja... da dachte ich mir, dass wir vielleicht... zusammen reisen könnten...« Die Elfe begann zu lächeln. Es lief alles nach Plan. »Hmmm...« Sie tat so, als ob sie erst einmal überlegen müsste, sagte dann zu. Renard lächelte leicht und stellte sich erst einmal vor »Mein Name ist Renard.« Er hielt ihr die Hand hin. »Soraya.« antwortete die Elfe knapp. »Hm.« meinte Renard »Sehr gesprächig bist du nicht gerade, was?« Soraya zuckte nur mit den Schultern und sagte dann kühl »Und? Ich denke mal, auf unserer Flucht vor dem Clan der Schattenelfen haben wir größere Probleme.« Sie sah Renard kalt mit ihren pink-roten Augen an. Der Vampir schwieg sofort. Nach einer Weile, wo keiner der beiden gesprochen hatte, meinte Soraya »Deine Verletzungen sind aber immer noch ziemlich schwer. Entweder du ruhst dich noch aus, oder wir machen uns gleich auf den Weg zum Drachenrücken. Bei Letzterem werden wir aber frühestens in fünf Tagen beim Drachenrücken sein...« Renard nickte und sagte dann entschlossen »Wir machen uns gleich auf den Weg. Es ist zu riskant, sich zu lange an einem Ort aufzuhalten.« »Wie du meinst...« meinte Soraya. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er sich ausruhen wolle und sie ihren Clan direkt zu dem Vampir führen könne, aber das war nicht weiter Schlimm. Sie hatte genug Zeit, ihn an ihren Clan auszuliefern. Abermals verformte sich ihr Mund zu einem boshaften Lächeln. Das jedoch bemerkte Renard nicht. Er war gerade damit beschäftigt, sein bisschen Hab und Gut zusammen zu suchen. »Können wir jetzt?« fragte Soraya ungeduldig, als Renard sich sein Oberteil überzog. Er nickte. Kurz darauf waren beide unterwegs, wechselten jedoch kaum ein Wort miteinander. Soraya ging fast einen Meter vor Renard. »Mann beeil dich. Je eher wir am Ziel sind desto besser.« meinte Soraya genervt und ungeduldig. »Mir tut vielleicht alles weh. Ich kann nicht so schnell wie du!« maulte Renard nicht minder genervt. Wahrscheinlich dachten sich beide, was sie sich da angetan hatten. Aber beide hatten keine andere Wahl, als bei dem jeweils anderen zu bleiben: Renard, weil er alleine aufgeschmissen wäre und Soraya, damit sie in ihrem Clan akzeptiert werden würde. So reisten beide durch den Wald... Chapter 3: Ein Weiser Rat ------------------------- Renard und Soraya waren jetzt schon ein paar Stunden unterwegs. Langsam spitzten die ersten Sonnenstrahlen hinter dem Drachenrücken hervor. Soraya blickte zu dem riesigen Gebirgsmassiv, hinter dem langsam die Sonne aufging »Sieht so aus, als müssten wir jetzt eine Weile aussetzen, bis die Sonne untergeht...« meinte sie und lächelte boshaft. Das wäre die perfekte Gelegenheit. Renard jedoch machte ihr einen Strich durch die Rechnung... »Hm? Warum denn? Du sagtest doch selbst, dass wir so schnell wie möglich aus dem Wald raus sollten. « Er ging einfach weiter und trat direkt ins Sonnenlicht. Nichts passierte. Soraya war verwirrt »Aber... aber... du bist doch ein Vampir! Alle Vampire zerfallen im Sonnenlicht zu Staub!!« Renard antwortete nur »Tja... Alle Vampire außer mir...« Er ging einfach weiter. Soraya blickte ihm nach und knirschte leise mit den Zähnen. Das wäre die perfekte Gelegenheit gewesen. Leicht angesäuert folgte sie dem Vampir... Währenddessen legte der Clan der Schattenelfen eine kleine Rast an der Quelle ein. Fafnir saß auf einem der Felsen, die etwas ins Wasser ragten, und sah auf die Oberfläche des Sees. Ein rötlich schimmernder Film lag über dem Wasser. /Er war hier…/ dachte Fafnir, als ein junger Elf mit mittellangen, schwarzen, zu einem Zopf geflochtenen Haaren an sie heran trat. Er trug eine lange Hose aus schwarzem Leder, welche an den Knien etwas aufgerissen und nur notdürftig genäht worden war. Am Oberkörper trug er nur einige Verbände, die die schwarzen Tätowierungen teilweise verdeckten. Vor seiner Brust überkreuzten sich zwei schwarze Ledergurte, an denen zwei metallene Schulterrüstungen befestigt waren. An den Unterarmen trug er breite, metallene Manschetten, unter denen man noch einen Teil der Verbände sehen konnte. Er stand direkt neben dem Felsen, auf dem Fafnir saß. »Clan-Führerin Fafnir. Es scheint, als hätten wir auf der Jagd im Wald Soraya verloren. Sollen wir sie suchen?« fragte der Elf, der den Namen Soto trug. Fafnir schüttelte nur den Kopf »Nein.« meinte sie kalt »Wenn meine kleine Schwester nicht in der Lage ist, den Clan alleine wieder zu finden, dann ist sie nur eine Last für uns auf der Jagd.« Die Silberhaarige blickte wieder auf das Wasser der Quelle. Soto nickte nur und gesellte sich wieder zu den anderen Clan-Mitgliedern... Renard und Soraya gingen noch immer schweigend nebeneinander her, da ergriff Renard das Wort »Warum genau hast du deinem Clan den Rücken gekehrt? Ich meine: Ihr Schattenelfen seid zwar brutal, aber sehr loyal. Also warum hast du den Clan verlassen?« »ALSO DAS GEHT DICH EINEN FEUCHTEN DRECK AN!!« fauchte Soraya. Renard wich etwas zurück »Tut mir leid, Soraya...« entschuldigte sich der Vampir. Soraya atmete einmal tief ein und aus. Sie durfte sich sowas nicht erlauben, wenn sie sein Vertrauen gewinnen wollte. »Sorry, Mäusezähnchen... äh... ich meinte Renard. War nicht so gemeint...« entschuldigte sich die Elfe. Renard nickte einfach und wollte gerade weiter gehen, als Soraya ihn an der Hand festhielt »Es tut mir echt leid. Es ist nur... ich habe vorher alles getan, damit ich in meinem Clan akzeptiert werde. Ich war nur dabei, weil meine ältere Schwester die Clan-Führerin ist, aber direkt akzeptiert... wurde ich nicht... deshalb bin ich gegangen... ich konnte es einfach nicht mehr ertragen...« Soraya ließ seine Hand los und senkte den Kopf. Renard bemerkte ihren traurigen Blick. Der Vampir ging etwas zu ihr hin und nahm sie in den Arm. Soraya errötete, drückte ihn aber weg »Jetzt werd hier bloß nicht sentimental! Ich brauch das nicht!!« schrie sie ihn regelrecht an und zappelte. In Wahrheit jedoch wollte sie nicht, dass Renard die Röte auf ihren Wangen sah. Der Vampir bemerkte nicht, dass Soraya rot geworden war. Er ließ sie augenblicklich los und ging etwas zurück »Verzeih...« meinte er »Es ist einfach so über mich gekommen...« Die leichte Röte verschwand aus Sorayas Gesicht und sie sagte »Jaja. Dieses eine mal lass ich's durchgehen. Aber wehe dir, du machst das nochmal!!« »Jaja...« meinte Renard. Nach dieser kurzen Diskussion gingen beide weiter. Immer wieder sah Soraya zu Renard. Es beschäftigte sie schon den ganzen Tag, warum ihm das Sonnenlicht nichts ausmachte. »Du sag mal, Mäusezäh... äh ich meinte Renard. Gibt es einen Grund, warum dir das Sonnenlicht nicht schadet?« fragte sie ihren Begleiter. Schweigend blieb Renard stehen. Er drehte sich nicht um sondern stand einfach nur schweigend da. »Ähm...« setzte Soraya an »Alles Ok?« Renard drehte sich um »Du willst wissen, warum ich nicht zu Staub zerfalle? Naja...« er zog sich sein Oberteil über den Kopf, drehte sich um und zeigte sein Mal. Es schimmerte in einem goldgelben Farbton und hatte die Form einer Sonne. »Ach so. Verstehe...« meinte Soraya »Dieses Zeichen schützt dich vor dem Einfluss des Sonnenlichts, richtig?« Renard nickte. »Hm.« meinte Soraya »Das Mal ist mir schon aufgefallen, als ich deine Wunden behandelt habe... Und ich hatte mich schon gefragt...« »Ich habe es schon seit meiner Geburt und ich weiß noch nicht mal warum... Ich weiß nur, dass ich deshalb von meinem Volk verstoßen wurde…« meinte der Vampir leise und zog sich wieder das Oberteil über. »Naja...« meinte die Schattenelfe »Ich würd mich jetzt nicht beschweren an deiner Stelle. Ich meine: Ist doch gut, wenn ein sonst lichtempfindliches Wesen vor dem Einfluss des Sonnenlichts geschützt wird.« Renard nickte und lächelte leicht. Eigentlich hatte sie ja recht. Das Zeichen schützte ihn vor dem Sonnenlicht und ermöglichte es ihm, auch tagsüber zu reisen. Sie gingen weiter. Diesmal ging Renard vor, Soraya folgte ihm. /Dieses Mal.../ dachte sie /es schützt ihn nicht nur vor dem Einfluss der Sonne... nein... es verleiht ihm große magische Kräfte. Und er weiß es noch nicht einmal.../ Einige Stunden später kamen sie an seltsamen, magischen Riesenblumen vorbei. »Das hier müsste die Heimat der Feen sein.« meinte Renard und deutete auf eine besonders große Blume, die in einem feurigem rot-orangenem Ton leuchtete. Er behielt recht: Zwischen den Blütenblättern tummelten sich winzige, bunte Lichtgestalten mit zarten Schmetterlingsflügeln. Die Feen schwirrten leise kichernd um Renard und Soraya herum und musterten die beiden Fremden neugierig. Soraya war leicht genervt, da die Feen vor allem um sie herum schwirrten. Sie musste sich zurückhalten, nicht mit einer Hand nach diesen nervigen kleinen Dingern zu schlagen. Gerade als sie ihren Weg fortsetzen wollten erschien vor beiden plötzlich eine Fee in einem regenbogenfarbenem Gewand mit großen, prächtigen Flügeln. Die langen Haare waren ebenfalls in den Farben eines Regenbogens gehalten, nur heller. »Halt. Ihr dürft das Heiligtum des Waldes nicht betreten.« meinte die Feenkönigin mit einer hellen, klaren Stimme. Soraya drängte an Renard vorbei »DIR WERD ICH ZEIGEN, WAS WIR DÜRFEN!!!« fauchte sie die Feenkönigin an. Diese jedoch meinte nur »Hüte deine Zunge, junge Schattenelfe. Du solltest etwas mehr Respekt vor jemandem haben, dessen magischen Kräfte deine eigenen Kräfte überragen.« Soraya schwieg unterwürfig. Stimmt. Feen gehörten, trotz ihrer geringen Größe, zu den mächtigsten magischen Wesen des Kontinents. Gegen solche Wesen hatte sie keine Chance. Nun trat Renard vor die Feenkönigin. »Gibt es einen Grund, warum wir nicht ins Heiligtum dürfen?« fragte er mit einem freundlichem Ton. »Schon besser.« meinte die Feenkönigin »Nun... wie ihr sicher wisst befindet sich hinter dem Feendorf ein besonders dichter, undurchdringlicher Teil des Waldes, Lythea, das Heiligtum. Die gleichnamige Waldgöttin lebt dort. Noch nie hat jemand, der nicht zum Feenvolk gehört, diesen Teil des Waldes betreten. Und das wird auch so bleiben.« Jetzt rastete Soraya endgültig aus »WAS ERLAUBST DU DIR EIGENTLICH, DU ÜBERGROßES GLÜHWÜRMCHEN?!?!?« schrie sie die Feenkönigin an. »SORAYA!!« zischte Renard und zog die Schattenelfe an der Hand zurück. Diese knurrte leise. »Das Reden überlässt du lieber mir...« meinte Renard und wand sich wieder der Feenkönigin zu »Bitte entschuldigt meine Begleiterin. Sie ist etwas... impulsiv und temperamentvoll...« entschuldigte der Vampir Sorayas Verhalten. Diese lehnte sich einfach genervt an einen Baum und schaltete auf Durchzug. »Aber sie hat recht. Wir müssen auf dem kürzesten Weg zum Drachenrücken. Leider führt dieser Weg direkt durch Lythea. Wir bitten, dass wir auch trotz Eures Verbotes das Heiligtum betreten dürfen.« Er verbeugte sich etwas vor der Feenkönigin. Diese seufzte »Na gut. Ich werde eine Ausnahme machen. Aber nur, weil du so freundlich darum gebeten hast, junger Vampir. Ihr dürft passieren. Unter einer Bedingung: Ihr dürft das Heiligtum nicht entweihen.« Renard nickte und bedankte sich bei der Feenkönigin. Soraya war natürlich schon etwas vor gegangen. Gerade als Renard ihr folgen wollte, hielt ihn die Feenkönigin auf. »Warte bitte einen Moment.« meinte sie. Renard blieb stehen. »Ich habe noch einen Rat für deine Reise, junger Vampir: Nimm dich vor den Schlangen in acht, die aus deinem Leid ihre Vorteile ziehen.« mit diesen Worten löste sich die Feenkönigin in unzählige leuchtende Sterne auf. Renard verstand den Rat der Feenkönigin nicht ganz... Er dachte nur, dass er ihn schon verstehen werde, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen wäre. »KOMMST DU JETZT ENDLICH?!?« brüllte Soraya so laut, dass ein ganzer Vogelschwarm aufgeschreckt wurde. »Komme ja schon!!« rief Renard ihr zu und lief ebenfalls in das Heiligtum von Lythea... Chapter 4: Heiligtum -------------------- Renard und Soraya irrten nun schon eine ganze Weile durch das Heiligtum. Der Wald wurde mit jedem Schritt, den sie machten, immer dichter. Außerdem schienen beide jegliches Gefühl für Zeit verloren zu haben. Sie wussten nicht, ob sie jetzt erst einige Minuten oder schon mehrere Stunden in Lythea unterwegs waren. Irgendwann kamen sie zu einer kleinen Lichtung mit einer Art Ruine. Es war totenstill. Noch nicht einmal das Zwitschern der Vögel oder das Rauschen der Blätter im Wind war zu hören. Es herrschte einfach eine bedrückende, mysteriöse Stille. Bei genauem betrachten sah man die leuchtende Quelle in der Mitte der Ruinen. Das Wasser des kleinen Sees hob sich wegen der bläulich-grünen Farbe kaum vom Rest des Waldes ab. Nach einer Weile, in der beide nur schweigend das Heiligtum betrachtet hatten, setzte Soraya einen Fuß vor den anderen »Kommst du jetzt?« meinte sie ungeduldig. Renard jedoch erwiderte »Aber Soraya. Wir können doch nicht einfach diese heilige Stätte betreten.« Soraya zuckte nur mit den Schultern und sagte dann desinteressiert »Nenn mir einen Grund, warum ich es nicht tun sollte?« Renard lief ihr hinterher und hielt sie am Arm fest, ehe sie einen Fuß in das klare Wasser der Quelle setzen konnte »Wir haben versprochen, Lythea nicht zu entweihen.« sagte Renard und sah die Schattenelfe ernst an. »Falsch. DU hast es versprochen!« schrie Soraya den Vampir regelrecht an. Dieser meinte ruhig, aber ernst »Dennoch. Wir dürfen Lythea nicht entweihen. Es ist ein heiliger Ort.« Soraya schlug seine Hand weg und schrie »LANGSAM GEHST DU MIR MIT DEINEM PFLICHTBEWUSSTSEIN ECHT AUF DEN KEKS!!!« Abermals hielt Renard sie fest, Soraya jedoch stolperte und riss den Vampir mit sich. Beide fielen in die flache Quelle. Renard stand nun in einer zweideutigen Pose auf allen Vieren über Soraya und sah der Elfe direkt ins Gesicht. Sie lief knallrot an, scheuerte ihm jedoch eine, bevor er die Röte in ihrem Gesicht sehen konnte »SAG MAL GEHTS NOCH?!?« schrie sie ihn an und stieß ihn von sich herunter. Der Vampir landete im Wasser und rieb sich verlegen den Kopf »Tschuldigung.« entschuldigte er sich, doch Soraya war jetzt richtig in Fahrt. Sie überschüttete ihn mit den wüstesten Flüchen und Schimpfwörtern. Plötzlich wurde die ganze Lichtung in weißes Licht getaucht und selbst Soraya verstummte aufgrund dessen. In der Mitte der Quelle erschien eine wunderschöne junge Frau mit bodenlangem, braunem Haar. Sie trug ein kunstvoll verziertes Gewand aus Wurzeln, Blättern und Blüten. Ihr Körperbau wirkte zwar menschlich, aber ihr Gesicht hatte die Züge eines Rehs. Außerdem trug sie ein mächtiges, mit Blüten und Perlen geschmücktes Geweih auf dem Kopf. Das musste die Waldgöttin Lythea sein. »Was wollt ihr auf meiner Lichtung, Fremde?« fragte sie mit einer ruhigen, echohaften Stimme Sie musterte die beiden mit ihren warmen, dunklen Rehaugen. Noch bevor Renard oder Soraya auf die Frage der Göttin antworten konnten meinte diese »Ihr stammt nicht vom Volk der Feen ab. Wer seid ihr?« »Mein Name lautet Renard und das ist Soraya, meine Begleiterin.« stellte er sich und die Schattenelfe vor. Lythea schloss kurz die Augen, um in den Auren der beiden zu lesen »Ich sehe in euren Auren, dass ihr beide Wesen des Schattens seid. Renard, letzter Angehöriger des Stammes der Vampire, und Soraya, Mitglied des Clans der Schattenelfen.« »Ehemaliges Mitglied.« korrigierte Soraya die Waldgöttin schnell. Ihre Tarnung durfte nicht auffliegen. Lythea schwieg einen Moment, fragte dann aber erneut, was Renard und Soraya im Heiligtum wollten. Soraya öffnete den Mund und wollte etwas sagen, doch bevor die Elfe irgendeine dumme Antwort geben konnte zog Renard sie lieber hinter sich. Der Vampir ergriff selbst das Wort: »Große Waldgöttin verzeiht bitte, dass wir in Euer Reich eingedrungen sind, aber es ist sehr wichtig.« Lythea blickte Renard an und sagte dann mit ihrer ruhigen Stimme: »Nun denn dann sprecht…<< Chapter 5: Schuldgefühle ------------------------ >>Nun denn dann sprecht. Was ist euer Anliegen?« fragte Lythea. Renard antwortete: »Ich und Soraya sind auf der Flucht. Wir müssen so schnell wie möglich zum Drachenrücken und der kürzeste Weg führt leider direkt durch das Heiligtum. Wir haben auch schon die Feen darum gebeten, passieren zu dürfen und wir bekamen die Erlaubnis der Königin. Ich möchte Euch noch einmal bitten, uns passieren zu lassen.« Die Waldgöttin musterte ihn und las erneut in seiner Aura. »Nun gut. Du scheinst ein reines Herz zu haben, Renard. Wenn du es so wünscht, dann lasse ich euch passieren.« Renard verneigte sich vor Lythea »Ich danke Euch, Lythea.« Soraya war, kaum das die Waldgöttin ihre Erlaubnis gegeben hatte, natürlich bereits voraus gegangen. Doch Renard hielt sie an der Hand fest. »Hast du nicht etwas vergessen, Soraya?« Soraya grummelte »Danke…« meinte sie zerknirscht. Renard grinste nur. Das brachte Soraya innerlich zum kochen. Ausnahmsweise sagte sie nichts darauf. Allein aus Respekt vor Lythea. »Nun denn…« begann die Waldgöttin »Ich wünsche euch eine gute Reise. Ich bete, dass ihr erfolgreich seid und euren Verfolgern entkommen werdet.« mit diesen Worten verschwand die Waldgöttin wieder. Renard und Soraya hielten kurz inne, dann zog die Schattenelfe den Vampir wieder hinter sich her ins Dickicht des Waldes. »Sag mal was sollte DAS denn?!?« fuhr Soraya ihren Begleiter an »Du hast mich total blamiert!!!« »Blamiert? Inwiefern? Es ist doch ganz normal, Bitte und Danke zu sagen. Das ist eine Sache der Erziehung.« meinte Renard nur ruhig. Soraya knurrte ihn an »Tut mir ja leid, dass ich keine so gute Erziehung genossen habe wie du!! Sowas wie Bitte und Danke gab es bei uns nie!!!« »Ja ist ja gut…« meinte Renard. Soraya grummelte »Ach weißt du was? Lass uns einfach weiter ziehen! Sonst kommen wir nie aus dem Wald raus!« sie lief vor. »Wa….. Hey! Warte gefälligst!!« Renard rannte ihr hinterher. Soraya dachte nicht mal dran, langsamer zu gehen. »Da bist du ja endlich, Mäusezahn!« meinte sie provozierend. Diesmal grummelte Renard leise. Sie gingen weiter und als sie aus dem dichten Teil des Waldes heraus kamen ging gerade die Sonne unter. »Hm… wir sind den ganzen Tag im Heiligtum vom Lythea herum geirrt. Wir sollten ein Nachtlager aufschlagen und uns ausruhen.« meinte Renard als er in Richtung des Nebelberges blickte, hinter dem gerade die Sonne verschwand. Soraya blickte ebenfalls in den Himmel »Hast wohl recht. Weit kommen wir in der Dunkelheit eh nicht mehr.« Sie machten ein kleines Lagerfeuer in der Mitte einer Lichtung und setzten sich hin, um sich am Feuer aufzuwärmen. »Hm… was esst ihr Vampire eigentlich?« fragte Soraya. Sie war neugierig geworden, schließlich hatte sie die Vampire bisher nur mit ihrem Clan getötet. Sie wusste nicht, wie dieses Volk gelebt hat. Renard sah sie verwirrt an. Hatte sie ihn gerade nach der Lebensweise der Vampire gefragt? Ausgerechnet sie?!? Er wusste im ersten Moment nicht, was er auf ihre Frage antworten sollte: »Hm… naja also… wahrscheinlich kennst du nur diese ganzen Horror Geschichten, die sich die Menschen über uns Vampire ausgedacht haben, nicht wahr?« Soraya nickte. »Naja… das ist nicht ganz richtig. Wir Vampire trinken zwar Blut, aber es ist nicht unser Hauptnahrungsmittel. Wir essen ganz normale Lebensmittel wie alle anderen auch. Fleisch, Obst, Gemüse und so. Wir trinken nur dann Blut, wenn unsere Kräfte schwinden, bzw wenn wir unsere Kräfte besonders beanspruchen. Zum Beispiel um weite Strecken zu fliegen. Unsere Flügel sind eigentlich nur für kurze Strecken geeignet.» Soraya hörte ihm aufmerksam zu. »Und was ist, wenn man gebissen wird? Wird man dann nicht auch ein Vampir?« fragte sie. Renard antworte: »Naja das ist auch nur halb richtig. Vampire werden grundsätzlich nur als solche geboren. Zwar kann ein Vampirbiss einen Menschen in einen Vampir verwandeln, aber nur wenn der Vampir es so will. Es ist also nicht so, dass Vampire die Menschen wie ein Virus infizieren. Und meistens ist es auch nur bei Liebespaaren so. Menschen dulden ja bekanntlich keine Liebschaften zwischen Mensch und Vampir. Also muss man da etwas Abhilfe schaffen.« Soraya nickte. Sie hatte sich schon lange für die Lebensweise der Vampire interessiert, aber sie hatte nie die Gelegenheit, einen danach zu fragen. Und irgendwann hatte ihr Clan alle ausgerottet bis auf… Soraya erschrak. Renard war der letzte?!? Seine Freunde und seine Familie waren alle tot?!? Gestorben durch ihren Clan?!? Soraya wurde innerlich traurig. Renard sah sie besorgt an »Alles ok?« Soraya nickte nur: »Ja… alles ok… ich bin nur etwas müde..«ohne auf eine Antwort zu warten legte sie sich mit dem Rücken zu Renard auf den Boden und zog sich die Wolldecke bis zur Nasenspitze hoch. Renard sah sie verwirrt an »Ähm… g… gute Nacht….?« »Nacht…« meinte Soraya knapp und ohne ihm noch einen weiteren Blick zu schenken. Renard sah sie besorgt an. Er beschloss aber, sie in Ruhe zu lassen. Der Vampir nahm seine eigene Decke aus seinem Reisebeutel, setzte sich ans Feuer und wickelte sich in die Decke. Er blieb noch etwas wach und betrachtete den Sternenhimmel. Ab und an waren auch ein paar Sternschnuppen zu sehen. Immer wieder sah er zu Soraya und er bemerkte irgendwann, dass sie zitterte. Ob ihr wohl kalt war? Renard war besorgt, er wollte sie aber nicht wecken. Er deckte sie einfach zusätzlich mit seiner Decke zu und lächelte, als sie sich im Schlaf in seine Decke kuschelte. Schlafend sah sie wirklich süß und unschuldig aus… Chapter 6: Vertrauen -------------------- Soraya hatte einen sehr angenehmen Geruch in der Nase als sie erwachte. Sie gähnte und richtete sich auf. Automatisch musste die Schattenelfe zu Renard sehen. Sie sah, dass er keine Decke hatte und bemerkte erst jetzt, dass sie sich die ganze Zeit in seine Decke gekuschelt hatte. Sie starrte ihn an und wurde rot. Er hatte ihr SEINE Decke gegeben?!? Soraya schüttelte sich. Nein. Sie durfte nicht schwach werden. Die Schattenelfe warf ihm seine Decke ins Gesicht »Aufwachen Mäusezahn!!« Renard schreckte hoch. Soraya stand da und wippte mit dem Fuß ungeduldig auf und ab »Wird das heute noch was?!?« Renard sah sie schlaftrunken an, gähnte einmal herzhaft und stand dann langsam auf. Er packte seine Sachen in den Reisebeutel und streute reichlich Erde auf die Glut des Lagerfeuers damit diese keinen Waldbrand auslösen konnte. Kurze Zeit später machten sich die beiden wieder auf den Weg. Soraya ging schweigend voraus. Sie dachte nach: Sie waren jetzt schon eine ganze Weile zusammen unterwegs. Ihrerseits war es nur ein Zweckbündnis gewesen, damit sie ihn an Fafnir ausliefern konnte. Aber er schien ihr zu vertrauen. Sie wusste nicht. Was sie nun tun sollte: Einerseits wollte sie von Fafnir und dem Rest des Clans akzeptiert werden. Aber andererseits wollte sie sein Vertrauen nicht missbrauchen. Dieser innere Konflikt schien sie innerlich zu zerreißen. Nach außen hin aber ließ sie sich nichts anmerken. Sie war einfach zu stolz dazu. Sie ging einfach voraus. Renard tat sich schwer ihr zu folgen. Die Wunden waren zwar zum Teil schon verheilt, sie machten ihm aber noch immer zu schaffen. »Jetzt wate doch mal! Ich bin nicht so schnell wie du!!« beschwerte sich der Vampir bei Soraya und holte sie so aus ihren Gedanken. Die Schattenelfe blieb stehen »Hm? Was…? Oh sorry. War im Gedanken.« Renard sah sie besorgt an: »Alles ok?« »Jaja alles im grünen Bereich.« meinte sie nur »Willst du ne Pause machen?« Renard sah sie ungläubig an. Hatte sie ihn gerade gefragt, ob ER eine PAUSE machen will??? Verwirrt nickte der Vampir. »Gut.« meinte Soraya »Ich besorg uns was zu essen, ok?« Renard stutzte. Seit wann kümmerte sie sich so um sein Wohlergehen?? Noch bevor er sie fragen konnte war sie zwischen den Bäumen verschwunden. Soraya lief einfach tief in den Wald hinein. Sie wollte sich erst einmal beruhigen und innerlich wieder ins Gleichgewicht kommen. Dazu brauchte sie Ruhe. Ruhe zum Nachdenken. Sie wusste nicht, wie weit sie schon gelaufen war als sie stehen blieb. Soraya sah sich um. Renard war zwischen den Bäumen schon gar nicht mehr zu sehen. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Die frische Waldluft tat richtig gut. Überall roch es nach Johanniskraut, nach Holunderblüten und nach… Renard?? Erst jetzt merkte sie, dass noch immer der Geruch von Renards Decke an ihr haftete. Sie errötete leicht und schüttelte sich. Nein. Er lenkte sie nur ab. Sie musste es tun. Für ihre Ehre. Und ihren Clan. Aber sie konnte einfach nicht. Sie lief weiter. Direkt in die Arme von Soto. »Soraya???« fragte der Schattenelf erstaunt. Soraya erschrak und fiel auf den Hintern. »S… Soto? W… was machst du hier???« »Ich habe von Clan-Führerin Fafnir den Auftrag erhalten, dich zurück zu holen, damit sie dich bestrafen kann. Du musst wissen: Sie ist gerade sehr wütend.« Bevor Soraya etwas darauf erwidern konnte wurde sie unterbrochen: »Oh! Du hast meine kleine Schwester ja schon gefunden! Gut gemacht, Soto!« der eben Genannte nickte. Fafnir sprang von dem Ast, auf dem sie stand, und landete elegant neben Soraya. Diese wich etwas zurück: »F… Fafnir e… es…..?« die Silberhaarige ließ sie nicht ausreden: »Na? Was haben wir denn die letzte Zeit schönes gemacht?!« Soraya zuckte zusammen: »I… ich hab den Vampir gesucht, a… aber ich habe ihn nicht gefunden…« antwortete Soraya zögerlich. Sie zuckte zusammen als Fafnir anfing zu lachen. Die Schwarzhaarige kannte ihre Schwester. Sie wusste, dass Fafnir brutal, kaltblütig und unberechenbar war. Auch wenn die Silberhaarige normalerweise immer ruhig blieb… einmal so richtig in Fahrt und sie beruhigte sich erst dann wieder, wenn alles um sie herum in Trümmern lag. »Du hast dich unerlaubterweise vom Clan entfernt!« meinte Fafnir kalt während sie ihre jüngere Schwester böse anfunkelte. »Ich denke, du kennst die Strafe?« Soraya erschrak: »NEIN BITTE!! I… ich habe ihn gefunden! I… ich werde ihn zum Lager bringen!!!« Die Schwarzhaarige hatte keine andere Wahl mehr. Sie MUSSTE Renard ausliefern, auch wenn sie das eigentlich vermeiden wollte. Der Respekt… nein die Angst vor Fafnir war einfach zu groß. Die Silberhaarige schloss kurz die Augen um zu überlegen »Hm… gut. Du kriegst noch eine letzte Chance. Bring den Blutsauger heute Abend zu unserem Lager. Dann bist du ein vollwertiges Mitglied des Clans. Ach… und versuch erst gar nicht abzuhauen. Ich werde dich finden. Und dann würdest du dir wünschen, nie geboren zu sein!!!« Soraya nickte brav, drehte sich um und lief wieder in die Richtung, aus der sie kam. Auf dem Weg sammelte sie auch ein paar Früchte und Beeren. Damit es nicht auffiel, warum sie so lange weg war… Chapter 7: Verrat ----------------- Renard hatte sich währenddessen auf die Suche nach seiner Reisebegleitung gemacht: »Soraya? Soraya!!« immer wieder rief er ihren Namen als sie plötzlich direkt in seine Arme rannte. Beide erschraken, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dem jeweils anderen so plötzlich zu begegnen. Soraya rannte Renard regelrecht um und saß nun auf seinem Bauch. Soraya erstarrte, als sie bemerkte, WO sie saß. »Ach DA bist du…« meinte Renard nur trocken und begann zu grinsen. Schnell ging Soraya von ihm runter. Sie schämte sich und sie fühlte sich mies. »Hier… dein Essen…« meinte sie knapp und hielt ihm einen Apfel und eine Hand voll Beeren hin. Renard nahm es dankend an und begann zu essen. Soraya sah ihm schweigend zu. Sie brachte keinen Bissen runter. Sie fühlte sich schrecklich, weil sie ihn verraten musste, aber sie hatte einfach solche wahnsinnige Angst vor ihrer Schwester. Fafnir würde sie einfach eiskalt umbringen. Wie alle anderen, die sich nicht an die Befehle der Silberhaarigen gehalten hatten. Soraya packte die Früchte und Beeren einfach wieder in ihren Beutel. »…für später…« meinte sie als sie Renards fragenden Blick bemerkte. Nachdem der Vampir fertig gegessen hatte, zogen sie weiter. Soraya ging schweigend voraus und irgendwann teilte sich der Weg, auf dem die beiden gingen. Soraya schlug bewusst die linke Abzweigung ein, da der Weg dort wieder in einem großen Bogen zurück führte. In Richtung Lager. Die Schwarzhaarige ging extra langsam wegen Renards Wunden – und weil sie sein Schicksal hinaus zögern wollte. /Es ist noch lange nicht Abend…/ dachte sie als sie kurz in den Himmel blickte. Soraya wünschte sich, dass die Sonne nie untergehen würde. Doch letztendlich rötete sich der Himmel auch an diesem Tag. Die Schwarzhaarige hielt es nicht mehr aus. Sie blieb stehen. »Renard ich…« begann sie. Weiter kam sie jedoch nicht: Die Elfen des Clans griffen aus dem Hinterhalt an und stürzten sich auf Renard. Der geschockte Vampir wurde zu Boden gedrückt. Er sah nach oben, direkt in die Augen von Soraya. Die Schwarzhaarige jedoch wich seinem Blick aus. Sie konnte es nicht ertragen. Da trat Fafnir aus dem Schatten heraus und stellte sich direkt neben Soraya »Gute Arbeit, Schwesterchen. Du bist ja doch zu was gut.« sie lachte. Soraya nickte nur traurig. Renard starrte die beiden Schwestern an »I… ihr seid Schwestern?!? Dann… dann war das also von Anfang an geplant?!? Soraya?!?« sie sah weg. Sie wollte seinen enttäuschten Blick nicht sehen. »Na dann. Willkommen im Clan, Soraya.« lachte Fafnir während die anderen Schattenelfen Renard in Ketten legten. Die Silberhaarige klopfte ihrer jüngeren Schwester grob auf die Schulter. Soraya schwieg und starrte zu Boden. Was hatte sie nur getan?!? Die Schwarzhaarige wurde von ihrer älteren Schwester zu dem großen Lagerfeuer gezogen, wo bereits ein Großteil des Clans saß und feierte. Renard wurde mehr als nur unsanft in einen Käfig gestoßen, dessen Tür von außen mit mehreren Schlössern verschlossen wurde. Er war gefangen. Und das schlimmste: Soraya war Schuld daran. Renard war enttäuscht. Vor allem, weil er langsam anfing, sie wirklich zu mögen. Er kauerte sich, soweit es die Ketten ermöglichten, in einer Ecke des Käfigs zusammen und lauschte den feiernden Schattenelfen. Soraya saß etwas abseits während die anderen Clanmitglieder gerade das gebratene Reh, dass sie des Tages erlegt hatten, zerlegten. Fafnir gesellte sich zu ihrer Schwester. In den Händen hielt sie zwei mit Wein gefüllte Trinkhörner. Eines davon reichte sie Soraya. »Ich bin wirklich sehr stolz auf dich!« begann die Silberhaarige. Man konnte ihrer Stimme entnehmen, dass sie bereits leicht angeheitert war. Soraya schwieg einfach und starrte stur zu Boden. »Ey jetzt freu dich doch! Du hast den letzten lebenden Vampir gefangen! Werd mal ein bisschen locker und feiere mit uns!!« Fafnir haute Soraya mit der flachen Hand heftig auf den Rücken. Sie grinste ihre jüngere Schwester an, als dieser beinahe das Horn aus der Hand fiel. Dann stand sie wieder auf und ging zu den anderen. Soraya blieb einfach sitzen. Schweigend sah sie in das Trinkhorn: Sie blickte in ihr eigenes Spiegelbild auf der Oberfläche des Weines. Die Schwarzhaarige seufzte betrübt. Sie sah nicht ihr Gesicht sondern das eines Monsters. Die Schattenelfe stellte das Trinkhorn zur Seite und verbrachte den Rest des Abends schweigend… Chapter 8: Rettung ------------------ Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang trat Fafnir an den Käfig heran. »Guten Morgen! Na, gut geschlafen?!« fragte die Clan-Führerin belustigt. Renard hockte schweigend in der Ecke des Käfigs und hob bei Fafnirs ,,netter Begrüßung‘‘ nicht einmal den Kopf. Die Silberhaarige knurrte »HEY!« Abermals schwieg Renard. Fafnir ballte eine Hand zur Faust. Mit der anderen Hand fasste sie zwischen die Gitterstäbe und zog Renard grob an den Haaren hoch »ICH REDE MIT DIR!!!« brüllte sie den Vampir an. Dieser meinte jedoch nur: »I… ich aber nicht mit dir…« Fafnir knurrte. Sie rammte ihn grob auf den Boden des Käfigs »DU WAGST ES, SO MIT MIR ZU REDEN?!?« Renard schrie auf. Abermals zerrte ihn die Clan-Führerin an den Haaren hoch. Sie hielt ihm ein Messer an den Hals und funkelte ihn böse an: »Du trägst da etwas in dir, was ich haben will! Und glaub mir, kleiner Blutsauger: Ich werde es bekommen! Und wenn ich dir jedes Organ einzeln aus dem Leib schneiden muss!!!« mit diesen Worten donnerte sie den Vampir in die andere Ecke des Käfigs. Sie stand auf. »Lasst ihn hungern und dursten! Irgendwann wird er schon schwach genug sein, damit man das Siegel brechen kann!!« Die Schattenelfen nickten und gingen, zusammen mit ihrer Anführerin, wieder zum Lagerplatz zurück. Renard sah auf. An seinen Mundwinkeln bildeten sich dünne Linien aus Blut. Die Wunden waren scheinbar wieder aufgegangen. Soraya stand einige Meter von dem Käfig entfernt. Sie war besorgt um ihn, wagte es aber nicht, ihm unter die Augen zu treten. Renard musste sie für ihren Verrat abgrundtief hassen… Es vergingen mehrere Tage. Renard lag ausgehungert und halb verdurstet im Käfig und rührte sich kaum mehr. Soraya stand am Käfig. In den Händen hielt sie ein Stück geräuchertes Fleisch und ein Trinkhorn mit Wasser. Sie hatte das Fleisch heimlich aus dem Vorratszelt gestohlen. Das Wasser hatte sie vom nahen Fluss geholt. »R… Renard…?« flüsterte sie leise. Der Vampir hob kurz den Kopf, um zu kucken, wer ihn denn ,,besucht‘‘ hatte. Soraya schluckte. Sie schob das Fleisch und das Trinkhorn durch die Gitterstäbe zu ihm. »H… hier. F… für dich.« Renard schwieg und musterte sie durchdringend. »SORAYA! KOMM GEFÄLLIGST HER UND PACK MIT AN!!!« schrie Fafnir. Zum Glück hatte sie nicht bemerkt, dass Soraya Renard Essen gegeben hatte. Sie wäre sonst rasend vor Wut geworden. Zögerlich ging die Schwarzhaarige zu ihrer Schwester zurück, um ihr und den anderen beim Abbauen des Lagers zu helfen. Heute war es scheinbar so weit. Heute wollte Fafnir das Siegel brechen und Renard vermutlich töten. Sorayas Herz zog sich bei dem Gedanken daran, Renard sterben sehen zu müssen, zusammen. Sie musste ihn retten. Auch wenn Fafnir sie umbringt. Das war sie Renard schuldig. Während die Schattenelfen das Lager abbauten schlich sich Soraya wieder zum Käfig. Renard hatte, wie erwartet, weder das Fleisch noch das Wasser angerührt. Er lag einfach im Käfig und starrte nach oben. Soraya steckte den Schlüssel, den sie heimlich hatte mitgehen lassen, ins Schloss und schloss es auf. Renard zuckte bei dem leisen ,,Klick‘‘ zusammen. Vermutlich dachte er, dass Fafnir ihn holen kommen würde. Als nach ein paar Minuten des Schweigens nichts passierte richtete Renard seinen Blick auf die offene Käfigtür. Und Soraya. Soraya zitterte am ganzen Körper. Sie wusste, dass sie nun dem Tod geweiht war. Aber sie wusste selbst, dass sie es verdiente. »L… los. G… geh.« flüsterte sie. Renard musterte sie misstrauisch »Damit ich deiner irren Schwester in die Arme laufe?!? Sicher nicht!!« Die Schattenelfe zuckte zusammen »B… bitte geh!« rief sie etwas lauter. In ihren Augenwinkeln bildeten sich glänzende Tränen. Sie wollte nicht, dass er stirbt! Abermals weigerte sich Renard, den Käfig zu verlassen. Langsam wurde es Soraya zu viel. Sie ging zu ihm und schob ihn aus dem Käfig »VERSCHWINDE SO SCHNELL DU KANNST!!« Soraya stieß den verdutzten Vampir aus dem Käfig heraus. »VERSCHWINDE UND KOMM NICHT WIEDER!!!« schrie sie ihm hinterher als sie ihn ins Gebüsch schubste. Renard fiel auf die Knie. Er blickte sie ungläubig an und erschrak: Sie weinte. Der Vampir starrte sie an. Weinte sie wegen ihm? Er stand zitternd auf »Was…?« fragte er ungläubig. Sie tat doch normalerweise immer so stark. Wieso weinte sie jetzt?? Die Schattenelfe ging nicht auf seine Frage ein: »GEH!! VERSCHWINDE!!!!« Renard sah sie an: »Na schön!! DANN GEH ICH HALT!!! ICH BRAUCHE DICH NICHT!!!!« Mit diesen Worten rannte er, ohne sich noch einmal umzusehen, tief in den Wald hinein. Soraya sah ihm traurig lächelnd und mit Tränen in den Augen hinterher. Im nächsten Moment wurde sie grob am Arm gepackt und zu Boden geworfen. »SAG MAL SPINNST DU?!?!?« schrie Fafnir sie an. Soraya entgegnete ihr nichts. Die Schwarzhaarige erntete einen hasserfüllten, tödlichen Blick von ihrer Schwester. Aber es war ihr egal. Renard war durch seinen Vorsprung sicher. Und das war das wichtigste. Dafür würde Soraya sogar den Tod in Kauf nehmen. Sie sah zu ihrer älteren Schwester auf und lächelte: »Na los, Fafnir. Worauf wartest du denn noch? Ich spüre doch genau deinen Hass und deine Mordlust.« Sorayas gelassenes Lächeln im Angesicht des Todes machte Fafnir wahnsinnig. Sie knurrte und zog zwei große Messer aus ihrem Gürtel… Chapter 9: Vergebung -------------------- Renard rannte einfach geradeaus. Er wollte nur noch weg von diesen irren Schattenelfen. Doch seine Wunden machten ihm zu Schaffen. Ebenso wie der Hunger und der Durst. Er war sehr geschwächt, aber er lief einfach weiter, ohne auf dem Weg zu achten. Warum nur hatte er dieser Schattenelfe vertraut?!? Er hätte sich doch denken können, dass sie ihn verrät! Er war so im Gedanken vertieft dass er die knorrige Baumwurzel, die aus der Erde ragte, nicht bemerkte. Natürlich blieb er mit dem Fuß darin hängen und legte sich ordentlich aufs Maul. Er fiel direkt in das seichte Wasser eines kleinen Flusses. Renard war am Ende seiner Kräfte. Verletzt und geschwächt. Er hatte nicht mal mehr die Kraft um aufzustehen. Ein paar Minuten lag er einfach nur da mit geschlossenen Augen. Da spürte er plötzlich eine samtig weiche Berührung an seiner Wange. Renard öffnete die Augen einen Spalt und blickte in zwei feurig rot-gelbe, echsenhafte Augen, die in einem großen, mit schwarz-grauen Schuppen bedeckten Schädel saßen. Vereinzelt hingen dem seltsamen Wesen lange, graue Haarsträhnen ins Gesicht. Renard schloss kurz die Augen und öffnete sie dann ganz. Erst jetzt bemerkte er den großen, pferdeartigen Körper, der auch mit schwarz-grauen Schuppen bedeckt war. Das Wesen hatte zwar Beine wie ein Pferd, aber statt Hufen hatte es drachenartige Klauen. Außerdem hatte es keinen Schweif wie ein normales Pferd sondern eher die Rute eines Löwen. »Ein… ein Drachenpferd…?« murmelte der Vampir ungläubig. Er hatte bisher nur in Geschichten von diesem mystischen Wesen gehört. Er hätte nie gedacht, je eines in Wirklichkeit zu sehen. Das Drachenpferd schnaubte ihm ins Ohr, so als wolle es ihn zum aufstehen bewegen. Renard spürte, wie langsam seine Lebensgeister wieder zurückkehrten. Er stand auf, so wie es das Drachenpferd von ihm verlangte. »Ich danke dir.« sagte der Vampir, als er dem Pferd über die samtige Nase strich. Es wieherte, wobei das Wiehern echohaft klang und leicht an eine Art Brüllen erinnerte. Renard lächelte als plötzlich die Schmerzensschreie von Soraya zu hören waren. Renard erschrak und wand seinen Kopf sofort in die Entsprechende Richtung »SORAYA!!« Das Drachenpferd fixierte ihn mit seinen feurigen Augen. Es schob den Vampir mit seinem drachenartigen Kopf in die Richtung, aus der die Schreie kamen. »A… aber… bis ich ankomme ist sie bestimmt schon tot…« meinte Renard. Er wusste nicht, ob er wirklich zurückkehren sollte. Schließlich hatte Soraya ihn ja verraten und ausgeliefert. Allerdings… ihn schmerzte das Herz bei dem Gedanken daran, sie zerfetzt und leblos aufzufinden. Das Drachenpferd wieherte laut und ließ ihn aufsteigen. Renard hielt sich an den Hörnern, die zwischen den Ohren des Drachenpferdes saßen, fest, als das Tier los galoppierte. Das Drachenpferd schien regelrecht durch den Wald zu fliegen. Kein Wunder, denn Drachenpferde waren doppelt so schnell wie normale Pferde. Soraya lag zitternd auf dem Waldboden. Ihr Körper war übersät mit Stichverletzungen und um ihr hatte sich bereits eine große Blutlache gebildet. Sie konnte kaum mehr die Augen offen halten. Sie schloss die Augen ganz und lauschte. Sie hörte schnelle Schritte, die immer lauter wurden. »SORAYA!!» rief Renard. Er sprang vom Rücken des Drachenpferdes und lief zu der schwer verletzten Schattenelfe. Diese erschrak, als sie seine Stimme erkannte. »R… Renard…« begann sie. Ihre Stimme klang etwas heiser »B… bitte geh w… wieder.« murmelte sie leise. Sie versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht. Renard dachte nicht einmal daran zu gehen. Er hob sie vorsichtig hoch und trug sie zu dem Drachenpferd. Erschöpft und geschwächt lehnte Soraya ihren Kopf an die Schulter des Vampirs. Er war tatsächlich zurückgekommen. Soraya war glücklich, aber gleichzeitig hatte sie Angst um ihn. Fafnir würde seine Aura aufspüren. Abermals flüsterte Soraya, dass Renard lieber wieder gehen sollte, aber er ignorierte sie einfach. Er setzte die Schwarzhaarige vorsichtig auf den Rücken des Drachenpferdes. Kaum das die Schattenelfe mit dem warmen, schuppenbedeckten Körper des Tieres in Berührung gekommen war, spürte sie, wie ihre Wunden langsam heilten. Ihre Sicht wurde wieder klar und sie erkannte, auf welch erhabenem, seltenen und mächtigen Geschöpf sie saß. Soraya stockte der Atem als Renard hinter ihr aufstieg. Reflexartig klammerte sich die Schattenelfe an den Hals des Drachenpferdes. Renard hingegen hielt sich wieder an den Hörern fest. Gerade als das Tier sich in Bewegung setzte, war aufgeregtes Stimmengewirr zu hören »SCHEIßE!!! STEHT DA NICHT SO RUM!! HALTET SIE AUF!!!« schrie Fafnir wütend. Renard erschrak. Er trieb das Drachenpferd an und es gehorchte. Das Tier stieg auf und schoss dann regelrecht an den Schattenelfen vorbei ins Dickicht des Waldes. Dank des kräftigen Körpers und den Drachenschuppen machte dem Drachenpferd das Geäst des Dickichts nicht das geringste aus und schon bald war es zwischen den Bäumen verschwunden. Fafnir blickte dem Pferd wütend hinterher und ballte die Hände zu Fäusten. Baki, eine sehr junge Schattenelfe, zielte mit ihrer Armbrust auf die Stelle, wo das Drachenpferd verschwunden war. Fafnir jedoch hielt sie davon ab »Lass es, Baki. Sie sind zu schnell und zu weit weg. Du würdest sie eh nicht treffen. Und außerdem war das ein Drachenpferd. Drachenpferde kontrollieren das Feuer und teilweise auch Gift. Hättest du es angegriffen wäre das dein sicherer Tod gewesen.« Baki senkte die Armbrust wieder »Natürlich, Clan-Führerin Fafnir.« meinte sie unterwürfig. Sie und ihr älterer Zwillingsbruder Laki waren mit 15 die jüngsten in Fafnirs Jagdtruppe. Besonders Baki bewunderte Fafnir. In ihren Augen war die Silberhaarige einfach die Größte. »Und außerdem…« fuhr Fafnir fort »Drachenpferde haben eine extrem starke Aura. Es wird ein leichtes sein, sie aufzuspüren!« Die Augen der Clanführer begannen, sich zu verändern: Ihre Pupillen zogen sich zu dünnen Strichen zusammen und ihre sonst weinroten Iriden nahmen eine blutrote Farbe an. Soraya klammerte sich an den Hals des Drachenpferdes. Auf ihre Wangen legte sich eine leichte Röte, als sie Renards Körper so nah bei sich spürte. Die Bäume flogen nur so vorbei und plötzlich lichtete sich der Wald vor ihnen: Das Drachenpferd galoppierte genau auf eine tiefe Schlucht zu. Soraya erschrak. Sie starrte nach vorne und war kurz davor, einfach abzuspringen. Renard jedoch legte einen Arm um sie. Mit der anderen Hand hielt er sich weiterhin am Horn des Pferdes fest »Hab Vertrauen. Uns wird nichts passieren.« Bevor Soraya irgendwie reagieren oder etwas auf Renards Worte erwidern konnte sprang das Drachenpferd – und flog regelrecht über dem Abgrund der gut 10 Meter breiten Schlucht hinweg. Das Drachenpferd setzte auf der anderen Seite der Schlucht auf und ließ Renard und Soraya absteigen. Die Schattenelfe war etwas zittrig auf den Beinen. Nicht etwa wegen den Verletzungen. Eher wegen der Tatsache, dass Renards Körper so nah an dem ihren war. Außerdem war sie es nicht gewohnt, auf einem Pferd zu reiten. Erst recht auf keinem Drachenpferd. Die Schwarzhaarige brauchte eine Weile, um sich zu sammeln. Unterdessen strich der Vampir dem Drachenpferd über die samtige Nase »Vielen Dank. Ohne dich hätten wir das nie geschafft.« bedankte er sich bei dem Tier. Auch Soraya berührte, wenn auch eher zögerlich, die Nase des Pferdes. Es schnaubte. »V… vielen D… Dank.« meinte die Schattenelfe eingeschüchtert. Das Pferd hob und senkte den Kopf, so als würde es nicken. Dann sprang es in einem Satz auf eine der Felssäulen und war auch schon verschwunden. »Ab jetzt müssen wir alleine weiter.« meinte Renard, als er dem Drachenpferd, welches von Felsen zu Felsen sprang und langsam immer kleiner wurde, nachsah. »W.. wir…?« fragte Soraya vorsichtig. Renard drehte sich zu ihr um und lächelte. Er… lächelte? Obwohl sie ihn verraten hatte?!? »Na klar.« meinte er lächelnd. »…warum…? ich habe dich verraten…..« meinte Soraya traurig. »Es ist ok. Ich kann deine Lage verstehen und ich verzeihe dir.« Soraya sah auf. Sie konnte einfach nicht mehr anders: Sie fiel dem Vampir um den Hals »D… Danke, Renard.« flüsterte sie ihm ins Ohr… Chapter 10: Rast ---------------- Eine Weile verharrten die beiden in dieser Position, aber irgendwann ließ Soraya Renard zögerlich los. »Ähm… w… wir sollten dann weiter… glaube ich…« sagte sie. Renard nickte »Ja. Hast wohl recht.« Die beiden gingen weiter. Unterwegs schwächelte Soraya immer wieder. Ihre Verletzungen waren zwar teilweise verheilt, aber noch nicht komplett verschwunden. Renard blieb kurz stehen und sah zu der Schattenelfe. »Soll ich dich tragen?« fragte der Vampir. Die Schwarzhaarige zuckte zusammen und errötete leicht. »Äh… n… nein nicht nötig.« sagte sie schnell. Doch Renard ignorierte sie einfach: Er schulterte sie, trotz Protest ihrerseits, einfach und ging weiter. Die Schattenelfe war knallrot. Sie zappelte und schlug ihm mit den Fäusten auf den Rücken: »Lass mich runter!!« schrie sie. Ihr war das alles mehr als nur peinlich. Doch Renard beachtete sie nicht. Er ging einfach weiter. Nach einiger Zeit gab Soraya auf. Es hatte eh keinen Zweck. Er war zwar warmherzig und freundlich, aber mindestens genau so stur. Vielleicht war es genau das, was sie an diesem Vampir so mochte? Nach einem etwa dreistündigen Fußmarsch lichtete sich der Wald. Der Boden unter Renards Füßen wurde immer felsiger. Sie kamen langsam aber sicher dem Drachenrücken immer näher. Auf dem Weg kamen sie auch an den ein oder anderen kleinen Häusern, besser gesagt Hütten, vorbei. Sonst war die Gegend aber größtenteils verlassen. Es wurde langsam dunkel und in der Ferne waren die Lichter einer kleinen Stadt oder eines Dorfes zu sehen. »Das da hinten sieht mir nach einem Dorf aus. Wir müssten es in ca. einer Stunde erreichen.« sagte Renard. Soraya nickte. Sie wäre beinahe eingeschlafen »Ähm… k… könntest du mich runter lassen?« fragte die Schattenelfe unsicher. Renard blieb stehen »Fühlst du dich wieder besser?« Soraya bejahte und Renard setzte sie daraufhin vorsichtig ab. »Gut.« meinte der Vampir »Langsam bist du nämlich echt schwer geworden.« er grinste frech als Soraya ihn beleidigt anfunkelte. »Willst du damit sagen, dass ich fett bin?!?« zischte sie ihn beleidigt an. »Hey. Das war ein Witz.« sagte er entschuldigend. »Jaja natürlich!« meinte die Schattenelfe nur beleidigt. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und drehte den Kopf wie ein trotziges Kind weg. Renard rieb sich verlegen den Hinterkopf. Sie war wirklich sehr… nachtragend und leicht reizbar. Die beiden gingen weiter und nach einer Weile kamen sie in dem Dorf, dessen Lichter sie schon von weitem gesehen hatten, an. Sie sahen sich um: Die Häuser waren aus Holz gebaut und eher klein. In der Mitte war ein großer Platz mit einem Brunnen und in der Nähe des Platzes stand ein kleines Gasthaus. Über der Tür des Gasthauses hing ein Schild, auf dem in schwungvollen Buchstaben ,,Zum schlafenden Drachen‘‘ geschrieben stand. Dort konnten sie sich endlich mal eine Pause gönnen und sich erholen. Die beiden betraten das Gasthaus. Sie fanden sich in einem kleinen Raum wieder. Rechts an der Wand führte eine Treppe nach oben, vermutlich zu den Gästezimmern, und links war eine Tür, die offen stand. Man konnte aus dem Raum, vermutlich die Wirtsstube, Stimmengewirr und Gelächter hören. Zwischen der Tür zur Wirtsstube und der Treppe war eine Art Tresen. An dem Tresen stand eine etwa fünfzigjährige Frau. Sie hatte ihre braunen, mit grauen Strähnen durchzogenen Haare zu einem Dutt gebunden und trug ein dunkelgrünes Kleid aus Leinenstoff und dazu eine Halbschürze. »Willkommen.« begrüßte die Frau, vermutlich die Wirtin selbst, die beiden fröhlich, als sie zur Tür herein kamen. »Kann ich euch helfen?« Renard und Soraya traten an den Tresen heran. »Haben Sie zwei Einzelzimmer für uns?« fragte der Vampir. Die Wirtin schüttelte den Kopf »Nein tut mir leid. Wir sind zurzeit fast ausgebucht. Wir haben nur noch ein einziges freies Zimmer.« »Ein Doppelzimmer?« fragte Soraya. Abermals schüttelte die Wirtin den Kopf »Nein. Wir haben nur noch ein freies Einzelzimmer.« »Wir nehmen es.« meinte Renard schnell. Soraya errötete. »Das macht dann pro Person drei Goldstücke.« Noch bevor Soraya reagieren konnte, holte Renard einen kleinen Lederbeutel hervor und bezahlte sowohl für sich selbst als auch für Soraya. Lenora, die Wirtin, übergab Renard den Zimmerschlüssel. »Ich wünsche einen schönen Aufenthalt.« sagte Lenora lächelnd. Sie schien wirklich eine freundliche und warmherzige Person zu sein. Die beiden gingen die Treppe hoch. Ihr Zimmer war am Ende des Ganges. Renard schloss die Tür auf und ging hinein. Soraya folgte ihm und errötete, denn es gab nur ein Bett! Soraya starrte das Einzelbett an und ging dann schnell in das kleine Bad. Renard zuckte mit den Schultern und Räumte seine Sachen in den kleinen Holzschrank, der neben dem Fenster an der Wand stand. Nach etwa einer halben Stunde ging der Vampir, ohne nachzudenken und nur mit einer hellen, etwa knielangen Leinenhose bekleidet, in das Bad. Soraya erschrak, denn sie stand völlig unbekleidet da und war gerade dabei sich zu waschen. Renard lief knallrot an und im nächsten Moment flogen ihm diverse Gegenstände, wie beispielsweise ein zusammengeknülltes Handtuch oder eine Bürste ins Gesicht. Schnell flüchtete der Vampir aus dem Bad. Soraya war knallrot im Gesicht. Er hatte sie nackt gesehen!! Beschämt verdeckte sie ihren Körper mit einem Handtuch. Nach einigen Minuten kam sie zögerlich und noch immer beschämt aus dem Bad. Renard, der sich unterdessen umgezogen hatte, entschuldigte sich sofort tausendmal bei ihr. Ihm war das auch mehr als nur peinlich. Der Blick der beiden fiel auf das Bett und da fiel es ihnen wieder ein: Sie mussten sich ja ein Bett teilen!! Renard bemerkte Sorayas verlegenen Blick und sagte dann: »Ich schlafe auf dem Boden, ok?« Die Schattenelfe sah zu ihrem Begleiter »Nein. Du hast das Zimmer bezahlt. ICH werde auf dem Boden schlafen!« Renard entgegnete ihr »Aber DU bist hier die Dame. ICH schlafe auf dem Boden!!« Die Diskussion der beiden artete langsam in einer kleinen Streiterei aus. Soraya grummelte, hörte dann aber Renards Magen knurren. »Dann bezahl ich wenigstens das Essen!!« rief die Elfe schnell. Ehe der Vampir reagieren konnte, wurde er auch schon von seiner Begleiterin runter in die Wirtsstube gezerrt… Chapter 11: Leidenschaft (gekürzt) ---------------------------------- Soraya zerrte Renard direkt in die Wirtsstube und drückte ihn auf einen freien Stuhl. »So! Du suchst dir jetzt irgendwas aus! Ich bezahle, klar!!« Renard nickte, leicht eingeschüchtert. Er nahm die Speisekarte und bestellte für sich und Soraya Backfisch mit Salat. Wie angekündigt bezahlte Soraya. Sie bestellte für sich und Renard sogar noch jeweils ein Glas Wein. Doch bei diesen beiden Gläsern Wein sollte es nicht bleiben: Mit der Zeit wurden Renard und Soraya immer… lustiger und kontaktfreudiger. Sie waren zwar nicht sturzbetrunken aber immerhin sehr angeheitert. Die beiden tranken und lachten und irgendwann stand der Vampir dann auf. Er taumelte leicht. Soraya bezahlte die Zeche und folgte dann ihrer Reisebegleitung aufs Zimmer. Dort angekommen zog der Vampir seine Decke aus dem Schrank. Er wollte sich gerade auf den Teppich vor dem Bett hinlegen, als Soraya ihn am Arm zum Bett zerrte »Wir hatten doch gesagt, dass du im Bett schläfst!« meinte sie ernst. Renard streifte ihre Hand weg. Er lächelte sie an und sagte dann: »Nö. Du hast gesagt, dass du das Essen zahlst. Wir sind also quitt.« Soraya knurrte. Sie packte ihn am Arm und zog ihn ins Bett. Dabei fiel sie allerdings rückwärts ins Bett und riss den Vampir mit sich. Beide sahen sich nun tief in die Augen und wurden rot, denn Renard stand auf allen Vieren über Soraya. Diese war zwar nicht sturzbetrunken, aber der viele Wein hatte sie enthemmt. Sie presste einfach ihre Lippen auf die von Renard. Der Vampir schreckte zurück. Er war knallrot. Die Schattenelfe schlang ihre Arme um ihn und ließ ihn nicht weg. Abermals küsste sie ihn innig, dieses Mal allerdings intensiver. Zögerlich und etwas unbeholfen erwiderte der Vampir ihren Kuss. Er hatte vorher noch nie ein Mädchen geküsst. Er hatte bisher einfach noch nicht die Möglichkeit bzw das Vertrauen gehabt, sich jemandem zu öffnen. Bei Soraya allerdings war es anders: Sie hatte ihn bereits zweimal vor Fafnir gerettet, einmal sogar unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Und irgendwie hatte diese Schattenelfe es geschafft, sein Herz zu erobern. Und langsam fand der Vampir sogar Gefallen an den zärtlichen Berührungen und Liebkosungen. Intensiv erwiderte er Sorayas Kuss. Die Hände der Schattenelfe glitten unter sein Hemd. Sie strich ihm zärtlich über den nackten Rücken. Renard bekam eine Gänsehaut. Ihm war nie aufgefallen, wie zart ihre Hände waren. Langsam spannte sich sein Körper an und er spürte, wie Hitze in ihm aufstieg. Es fühlte sich einfach zu gut an. Der Vampir ließ einen kurzen Moment von Soraya ab. Die Schattenelfe sah ihn sehnsüchtig an »R… Renard…« hauchte sie leise. Der Vampir küsste sie wieder. Er verwickelte sie in ein intensives Zungenspiel, während Soraya langsam sein Hemd aufknöpfte. Die Schattenelfe streifte ihm das Hemd herunter und legte ihre Hände auf seine Brust. Sie hatte ihn zwar schon mehrmals Oberkörper frei gesehen, aber ihr war nie aufgefallen, wie trainiert sein Körper war. Renard errötete und begann, sie auch am Hals zu küssen. Soraya keuchte leise auf. Sie spürte, wie die Hitze und die Anspannung des Vampirs langsam auf sie übergingen. »R… Renard..« hauchte sie wieder. Die Schattenelfe genoss jede seiner Berührungen. Sie schloss die Augen und keuchte immer wieder leise auf, als er ihr Oberteil öffnete. Man konnte dem Vampir seine Erregung deutlich ansehen, auch wenn er versuchte, es zu unterdrücken. Renard musterte Soraya genau. Sie war so… anders als sonst. Sie wirkte so zart und zerbrechlich. Wie eine Puppe aus Glas oder Porzellan. Soraya war rot und sah ihn regelrecht fordernd an. Renard zögerte einen Moment, streifte dann jedoch das störende Stück Leder von Sorayas Körper und kam ihr immer näher… Chapter 12: Weiterreise ----------------------- Soraya fühlte sich toll, als sie langsam wach wurde. Sie spürte etwas Warmes um sich herum. Die Schattenelfe blinzelte und wurde rot. Renard lag über ihr. Nackt! Er hatte seine Arme um sie gelegt und schlief tief und fest. Soraya starrte ihn einen Moment an, ehe sie ihn kreischend von sich herunter aus dem Bett stieß »DU PERVERSER LÜSTLING!!!« kreischte sie. Sie dachte, dass das alles nur ein Traum wegen dem vielen Wein gewesen war. Die Schattenelfe zog sich die Decke über ihren nackten Körper und funkelte ihn beschämt an. »Autsch…« meinte Renard nur trocken. Er rieb sich über den Kopf und konnte sich scheinbar nicht so wirklich an die Nacht erinnern. Er stand auf und realisierte erst jetzt, dass er nackt war. Er wurde knallrot, als Soraya ihn anstarrte und im nächsten Moment flogen ihm seine Decke und ein Kissen ins Gesicht. »ZIEH DIR WAS AN!!!« schrie Soraya. Sie war knallrot. Das Ganze war ihr wohl zu viel. Renard schnappte sich seine Kleidung und flüchtete ins Bad. Der Vampir kippte sich zu aller erst einmal den Eimer Wasser, der in der Ecke des Bades stand, über den Kopf, um etwas klarer zu werden. Er wusch sich und überlegte währenddessen, konnte sich allerdings nicht wirklich daran erinnern, WIE er ins Bett gekommen ist und WARUM er nackt war. Er hätte vielleicht doch nur Wasser trinken sollen! Während Renard im Bad war zog sich Soraya ebenfalls an. Sie redete sich ständig ein, dass es nur ein Traum wegen dem vielen Wein war. Es KONNTE nur ein Traum gewesen sein! Sie räumte gerade ihre Sachen in ihren Reisebeutel, als die Badezimmertür aufging. Soraya sah auf »Ah. Da bist du ja. Du brauchst für nen Kerl ja echt lange im Bad.« Sie sah ihn nicht direkt an, weil sie sich schämte. Im Gedanken redete sie sich immer wieder ein, dass es nur ein Traum war. Renard nickte nur und packte seine Sachen ebenfalls. Nachdem die beiden ihre Sachen gepackt hatten, gingen sie die Treppe hinunter zu dem Tresen. »Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft.« bedankte sich Renard, als er Lenora den Zimmerschlüssel gab. Die Wirtin lachte: »Aber das ist doch selbstverständlich.« Renard lächelte. »Ähm…« begann er »Gibt es hier in der Nähe vielleicht die Möglichkeit, Lebensmittel zu kaufen?« Lenora nickte »Da habt ihr Glück. Heute ist auf dem Dorfplatz der Wochenmarkt. Ihr habt wohl eine längere Reise vor euch, was?« Renard nickte »Wartet kurz. Ich hab da etwas für euch.« Die Wirtin ging in ein Zimmer hinter dem Tresen und schien etwas zu suchen. Nach ein paar Minuten kam sie wieder. Sie hielt ein etwa zeitungsgroßes, zusammengerolltes Stück Pergament in der Hand. »Hier. Das ist eine Karte. Mein Mann hat sie selbst gezeichnet. Ihr müsst wissen: Wir sind früher viel gereist, bevor wir hier sesshaft wurden und das Gasthaus eröffnet haben. Wir haben fast jeden Winkel des Kontinents gesehen.« Renard bedankte sich bei Lenora, als er die Karte annahm. Nachdem sie sich von der Wirtin verabschiedet hatten, verließen sie das Gasthaus und tatsächlich: Auf dem Platz priesen die Händler ihre Waren an. Unzählige Menschen wuselten hektisch umher, um ja die besten Waren zum besten Preis zu bekommen. Renard packte sich Obst und Trockenfleisch in den Beutel und wollte bezahlen, doch… »Das macht dann acht Goldstücke.« meinte der Händler und hielt dem Vampir bereits die offene Hand hin. Renard wühlte in seinem Geldbeutel, doch er hatte nicht mehr genug Geld. Der Vampir wollte die Waren gerade wieder zurücklegen, als Soraya ihn einfach zur Seite schob. Sie handelte den Preis auf die Hälfte herunter und bezahlte auch sogleich. Die beiden sahen sich auf dem Markt noch etwas um und machten sich dann wieder auf den Weg. Sie gingen am Fuße des Drachenrückens entlang zu der Stelle, wo das Gebirge am niedrigsten war. Unterwegs fragte Renard seine Begleiterin: »Du sag mal… warum ist deine Schwester eigentlich so?« Soraya zuckte zusammen. Sie zögerte einen Moment, ehe sie antwortete »Ich…. Weiß nicht…..« Sie sah ihn nicht an. Der Vampir ahnte, dass sie mehr wusste, als sie zugab. Er hakte aber nicht nach, da sie scheinbar nicht darüber reden wollte. Die beiden setzten ihre Reise fort… Chapter 13: Aufstieg -------------------- Nach etwa drei Tagen kamen Renard und Soraya an der niedrigsten Stelle des Drachenrückens an. Das Gebirge sah an dieser Stelle eher wie ein saftig grüner Hügel aus, über den sogar ein kleiner Trampelpfad führte. Die beiden schlugen diesen Weg ein und mit der Zeit wurde der Boden unter ihren Füßen immer felsiger und das Terrain immer steiler. Es gab einen guten Grund, weshalb das Gebirge den Namen Drachenrücken trug, denn die schroffe Gebirgskette mit ihren markanten Spitzen erinnerte tatsächlich stark an den gezackten Rücken eines Drachen. Je höher sie kamen desto unwirtlicher wurde das Wetter. Der Wind peitschte ihnen ins Gesicht und es begann sogar zu regnen. Zum Schutz vor der Nässe und der Kälte hatten sich die Beiden ihre Decken umgebunden. Nach wenigen Minuten allerdings waren sie bis auf die Knochen durchnässt. Vielleicht hätten sie im Dorf doch die Schneiderei aufsuchen und wärmere Kleidung kaufen sollen! Aber zum Umkehren war es zu spät. »Wir sollten uns wohl besser irgendwo einen Unterschlupf suchen!!« rief Renard seiner Begleitung zu und kaum hatte er das gesagt, brach ein heftiges Gewitter los. Die beiden liefen dem Wind entgegen. Regen und teilweise auch Hagelkörner prasselten ihnen ins Gesicht. Soraya folgte Renard. Sie kniff die Augen leicht zusammen und sah eine Höhle in der Felswand. Die Schattenelfe packte Renard an der Hand und zerrte ihn zu der Höhle. Die beiden verkrochen sich tief in die Höhle, sodass sie nicht vom Blitz getroffen werden konnten. Renard wühlte in seinem Beutel und holte ein kleines, leider völlig durchnässtes Schächtelchen heraus »Mist!« fauchte der Vampir »Sogar die Schwefelhölzer sind nass geworden! Jetzt können wir uns nicht mal ein Lagerfeuer machen..« Soraya wand ihre nasse Decke aus und entgegnete dann: »Wir hätten sowieso nichts zum Anzünden.« »Ach ja stimmt ja…« meinte Renard trocken. Er streifte sich die triefendnasse Decke von den Schultern und wand sie ebenfalls aus. »Was für ein Mistwetter!« meinte Soraya, als sie ihre Haare auswand »Jetzt wäre ein Drachenpferd nicht schlecht. Ach übrigens... wo hast du es letztens eigentlich gefunden?« fragte die Schattenelfe neugierig. Renard meinte daraufhin: »Keine Ahnung. Ich bin auf der Flucht zusammengebrochen und dann war es plötzlich da. Vielleicht war es ja gerade in der Nähe und hat gespürt, dass ich Hilfe brauche.« Soraya sah ihn an /Oder… es hatte die Macht seines Mals gespürt…/ dachte sie. Draußen tobte das Gewitter immer noch. Renard und Soraya hatten sich in die hinterste Ecke der Höhle verkrümelt. Die beiden saßen zusammengekauert an der Wand, spendeten sich gegenseitig Wärme und warteten, doch das Gewitter schien nicht enden zu wollen. Doch endlich… nach fast drei Stunden ließ der Regen allmählich nach und es klarte auf. Renard lugte vorsichtig aus der Höhle: Der Boden war aufgeweicht und matschig. Ein paar vereinzelte, verbrannte Bäume, in die scheinbar der Blitz eingeschlagen hatte, kokelten vor sich hin. Der Vampir kam aus der Höhle heraus, ebenso wie seine Begleiterin. Die beiden setzten ihre Reise fort. Dank des Drachenpferdes hatten sie einen enormen Vorsprung. Ihre Verfolger dagegen müssten erst die Schlucht hinunter und dann wieder hinauf klettern. Doch Soraya und Renard mussten sich trotzdem beeilen, schließlich konnte niemand wissen, wozu Fafnir und der Rest ihres Clans fähig waren… Langsam kamen die beiden immer weiter rauf und ab und zu konnten sie sogar bereits die Gipfel des Nephyra-Gletschers sehen. Wenn sie ihr momentanes Tempo beibehielten würden sie den Fuße des Gletschers vermutlich in zwei bis drei Tagen erreichen. Renard kletterte eine Felswand hoch. Immer wieder fielen neben ihm kleine Steine in die Tiefe. Er musste verdammt gut aufpassen, dass er nicht versehentlich versuchte, sich an einem lockeren Felsen festzuhalten. Plötzlich brach unter seinem rechten Fuß ein Stück Fesen aus der Wand und fiel in die Tiefe. Renard konnte sich gerade noch so festhalten. Er schluckte als er nach unten sah. »Alles in Ordnung da oben??« rief Soraya ihm zu. Sie klang besorgt. »Ja. Alles bestens.« rief er zurück. Er sah wieder nach oben. Nur noch ein paar Meter, dann hatte er es geschafft. Der Vampir kletterte weiter nach oben und zog sich an der Kante hoch. Geschafft! Renard stallte seinen Reisebeutel, den er beim Aufstieg auf dem Rücken getragen hatte, auf dem Boden ab und nahm ein langes Seil heraus. Dieses band er an einem Felsen fest und warf das andere Ende zu Soraya hinunter. Die Schattenelfe zog einmal kurz an dem Seil, um zu überprüfen, ob es auch wirklich festgebunden war, dann kletterte sie ebenfalls nach oben. Als sie oben ankam, stand Renard einfach nur da. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und starrte einfach nur nach vorne. »Du könntest mir ruhig mal helfen!!« fauchte sie während sie aufstand. Der Vampir ignorierte sie einfach und starrte weiterhin nach vorne. Soraya sah ebenfalls in die Richtung – und war überwältigt: Direkt vor ihnen ragten die schneeweißen Gipfel des Nephyra-Gletschers in den Himmel. »Wow…« meinte Soraya nur beeindruckt. »Wir sind schon so weit gekommen. Jetzt hält uns nichts mehr auf!« Renard sah lächelnd zu ihr »Ja. Da hast du recht!« Erst jetzt, wo sie so neben ihm stand, fiel ihm der kleine, rötliche Fleck an ihrem Hals auf »Ähm… Soraya…?« Chapter 14: Geständnis ---------------------- >>Ähm… Soraya…?« fragte der Vampir unsicher »Was ist das für ein Fleck?«. Er berührte mit dem Finger leicht ihren Hals. Soraya zuckte zusammen und wurde rot. Das war genau die Stelle, an der er sie in ihrem Traum im Gasthaus geküsst hatte! »R… Renard…« begann sie. Sie hatte es die ganze Zeit für einen Traum gehalten! Sie wich zurück und sah ihn verunsichert an »R… Renard? W… was ist da im Gasthaus passiert??« Der Vampir sah seine Begleiterin verwirrt an »Was soll schon passiert sein? Wir haben Wein getrunken und sind dann irgendwann schlafen gegangen. An mehr erinnere ich mich nicht wirklich…« Soraya wurde knallrot. Für sie war jetzt war alles klar: Sie beide waren am nächsten Morgen nackt im Bett aufgewacht, erinnerten sich nicht wirklich daran und nun der Kussfleck. Sie hatten es wirklich getan. Sie hatten wirklich miteinander geschlafen! Soraya wäre am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. Sie hatte ihr erstes Mal, ihre Jungfräulichkeit, im Rausch verschenkt! Renard sah sie besorgt an »Alles ok?« fragte er die Schwarzhaarige. Sie sah auf »R… Renard…?« begann sie »I… ich… ich… ich g… glaube wir…. wir…. h… haben……..« Die Schattenelfe schämte sich so sehr. Renard sah sie besorgt an: »Was haben wir?« Soraya zitterte. Sie war knallrot »R… Renard i… ich glaube wir haben… miteinander… g…. geschlafen…« Renard klappte die Kinnlade runter und er lief knallrot an »BITTE WAS?!?« Plötzlich begann Soraya zu reden wie ein Wasserfall: »I… ich hielt es ja auch die ganze Zeit für einen Traum, a… aber… w… wir lagen beide im Bett! Unter der Decke! Nackt! U… und jetzt auch noch der Kussfleck!!« Sie war total verwirrt. Renard nahm sie zögerlich in den Arm, um sie etwas zu beruhigen. Und siehe da: Die Schattenelfe wurde tatsächlich etwas ruhiger. »Hm… aber jetzt wo du das gesagt hast… ich glaube ich erinnere mich wieder so teilweise… wir haben Wein getrunken… ich bin ins Zimmer hoch gegangen und du bist mir gefolgt… wir haben über irgendetwas diskutiert und dann… stand ich über dir und… wir… haben uns… g… geküsst.« Renard schluckte. Soraya hatte also Recht. Sie hatten wirklich… Renard drückte die Schattenelfe enger an seine Brust: V… verzeih mir bitte, wenn es enttäuschend für dich war…« beschämt blickte der Vampir weg. Es war auch sein erstes Mal gewesen. »W… warum enttäuschend?« fragte Soraya. Sie sah zu ihm hoch und er antwortete: »Weil… ich noch unerfahren war…« Soraya kicherte und gab ihm eine leichte Kopfnuss »Ich doch auch.« meinte sie. Verwundert sah Renard sie an »W… was…?« fragte er »I… ich dachte…..« Die Schattenelfe fiel ihm ins Wort: »Ich habe immer darum gekämpft, im Clan akzeptiert zu werden. Für eine Liebesbeziehung hatte ich keine Zeit. Aber jetzt, wo ich doch dem Clan den Rücken gekehrt habe… jetzt… könnte ich es mir… durchaus vorstellen…« verlegen sah sie weg. Eine leichte Röte lag auf ihren Wangen. Sie konnte es sich vorstellen? Wollte sie damit etwa sagen das…? Noch bevor Renard etwas darauf antworten konnte, legte sie ihre Hände auf seine Wangen. Sie sah ihm tief in die Augen. »Renard…« flüsterte sie »I… ich mag dich… wirklich gerne. S... sehr gerne.« Diesmal war es Renard, der den ersten Schritt machte. Er küsste sie sanft auf die Lippen. Im ersten Moment war die Schattenelfe verwirrt, dann erwiderte sie jedoch den Kuss des… nein IHRES Vampirs. Sie legte ihre Arme um ihn und genoss jeden einzelnen Moment. Nach einigen Sekunden, die beiden wie eine Ewigkeit vorkamen, löste sich Renard und in dem Moment tauchte die untergehende Sonne die Gipfel des Gletschers in einen feurigen, rot-goldenen Farbton. Dies jedoch bemerkten die beiden Verliebten nicht, denn sie hatten in diesem Moment nur Augen für den jeweils anderen. Da ergriff Renard das Wort: Wir… sollten wohl besser hier übernachten. So können wir uns für den Abstieg morgen etwas ausruhen.« Soraya nickte nur und kuschelte sich an Renards warme Brust. Der Vampir lächelte. Er hatte nie gedacht, dass sie jemals so süß zu ihm sein würde. Er selbst hatte sie aber auch sehr gern. Der Vampir setzte sich mit Soraya auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken an einen großen Felsen. Er wickelte seine Decke um sich und drückte Soraya fest an sich. Die Schattenelfe schmiegte sich eng an Renards Brust. Sie genoss seine Nähe und seine Wärme und kurze Zeit später war sie auch schon eingeschlafen. Renard lächelte, als er ihr sanft übers Haar strich. »Mmm… R… Renard…« murmelte Soraya im Schlaf »I… ich… liebe dich…« Zuerst musterte er die Schwarzhaarige ungläubig, dann begann er zu lächeln: »Ich dich auch, Soraya.« flüsterte er und schlief kurz darauf ebenfalls ein… Chapter 15: Melancholie ----------------------- Renard blinzelte, als die aufgehende Sonne ihm direkt ins Gesicht schien. Soraya war schon vor ihm aufgestanden und packte die Sachen zusammen. Der Vampir gähnte einmal herzhaft. Erst jetzt bemerkte die Schattenelfe, dass ihr Begleiter wach geworden war. Sie drehte sich zu ihm um: »Morgen.« meinte sie. Renard wünschte ihr ebenfalls einen guten Morgen. »Dass du schon wach bist?« fragte der Vampir die Schattenelfe und gähnte erneut. Diese antwortete: »Ich habe nur die Sachen zusammen gepackt und wollte dich nicht wecken.« Bevor Renard darauf antworten konnte, wurde er auch schon wieder unterbrochen: »Du willst doch sicher was essen, oder? Warte kurz.« Sie drehte sich um, kramte in ihrem Reisebeutel herum und reichte ihm dann etwas Brot, Trockenfleisch und einen Apfel. »Hier. Wir brauchen für den Abstieg viel Energie.« Renard nickte und begann zu essen. Soraya tat es ihm gleich. Nachdem die beiden gegessen hatten, sah der Vampir sich noch einmal um. Er ließ seine Blicke ein letztes Mal über den Wald schweifen. Der Gebirgskranz umgab den gesamten Wald und wirkte durch die vielen schroffen Kanten und markanten Spitzen wie eine gigantische Königskrone. »Mein altes Zuhause…« meinte Renard. Seine Stimme klang leicht melancholisch. Soraya sah ihn an: »Renard…« »Hm… ach egal… ich war eh immer allein und auf der Flucht.« der Vampir lächelte sie an. Man erkannte jedoch sofort, dass sein Lächeln nur aufgesetzt war. Soraya fühlte sich schuldig. Sie umarmte ihn. »Es tut mir so leid…« flüsterte sie ihm ins Ohr. Renard legte seine Arme um die Schattenelfe und drückte sie fest an seine Brust. »Dir braucht nichts leid zu tun. Du bist die erste, die mich so akzeptiert, wie ich bin. Die anderen Vampire haben mich von Anfang an verstoßen und gemieden, weil ich wegen dem Mal anders bin…« Soraya sah ihm in die Augen, dann küsste sie ihn sanft. Renard erwiderte den Kuss. Ein paar Augenblicke verweilten so, dann lösten sie sich langsam wieder voneinander. »Du bist nicht anders…« hauchte Soraya ihrem Vampir ins Ohr »Du bist etwas Besonderes. Du bist einzigartig.« Sie kuschelte sich wieder eng an seine Brust. Renard lächelte. Diesmal richtig. »Ich danke dir, Soraya.« flüsterte er und drückte sie fest an sich. Eine leichte Röte legte sich auf die Wangen der Schattenelfe. Sie drückte ihn leicht weg »I… ich glaube, wir sollten weiter…« Sie hatte Renard sehr gern und sie genoss auch seine Wärme, aber sie durften trotzdem nicht vergessen, dass sie auf der Flucht waren. Renard ließ sie los und sah sie leicht enttäuscht an, meinte dann jedoch: »Du hast recht. Wir sollten uns auf den Weg machen. Wenn wir im Flachland sind, sind wir sicherer als hier.« Soraya nickte, griff nach ihrem Reisebeutel und sagte dann: »Na dann… brechen wir auf.« Sie ging vor und Renard folgte ihr. Der Abstieg fiel ihnen leichter als der Aufstieg, da der Berg auf dieser Seite um einiges flacher abfiel als auf der anderen. Auf dem Weg nach unten passierte nichts Besonderes und nach ca. drei Tagen hatten sie den Fuß des Berges erreicht. Vor ihnen erstreckte sich ein riesiger Nadelwald, eine Taiga. Vereinzelt waren dort größere Lichtungen mit tiefen, klaren Fjordseen, die ruhig, wie Scheiben aus Saphirglas, dalagen und das Blau des Himmels spiegelten. In der Ferne ging die Taiga langsam in eine eisige, fast baumlose Tundra über, hinter der der majestätische Nephyra-Gletscher in den Himmel ragte. Renard und Soraya hatten noch eine weite Reise vor sich. Die beiden überprüften erst einmal ihre Vorräte: »Hm… unser Reiseproviant reicht wahrscheinlich nur noch für drei, höchstens vier Tage wenn wir sparsam sind…« meinte Soraya nachdenklich. »Stimmt wohl. Und Wasser haben wir auch fast keins mehr.« entgegnete Renard, als er die beiden fast leeren Trinkflaschen wieder in die Reisebeutel packte. Die beiden sammelten vor der Weiterreise noch Beeren, Wurzeln und Kräuter, die sie in der Taiga fanden. Außerdem füllten sie ihre Trinkflaschen bei einem der klaren Fjordseen auf. Nachdem sie das erledigt hatten, setzten sie ihre Reise fort. Am späten Abend erreichten sie langsam das Ende des Nadelwaldes. Vor ihnen erstreckte sich eine fast baumlose Tundra. Inmitten in dieser Eissteppe lag ein riesiger See, dessen Oberfläche von einer glänzenden Eisschicht überzogen war. Das Licht der untergehenden Sonne reflektierte sich auf der spiegelglatten Eisplatte. Nun war es nicht mehr weit bis zum Gletscher. Allerdings bemerkte man dies auch an der Temperatur: Je näher sie dem Gletscher kamen, desto kälter wurde es. Eigentlich wollten die beiden noch eine Pause einlegen, aber bei dieser Kälte wäre es zu gefährlich gewesen, wenn sie eingeschlafen wären. Da sie auch kein Zelt oder dergleichen dabei hatten, waren sie gezwungen, weiter zu gehen. Soraya zitterte. Sie war so eine Kälte nicht gewohnt. Renard bemerkte das. Der Vampir legte ihr seine Decke um die Schultern. Vampire waren von Natur aus eher an die nächtliche Kälte gewohnt als Elfen. Soraya sah ihn an: »Es… geht schon…« meinte sie etwas abweisend. Sie mochte ihn wirklich sehr, aber sie wollte auch nach wie vor stark wirken. Dass sie Renard allerdings im Schlaf so gesehen ihre Liebe gestanden hatte, wusste sie nicht. Die Schattenelfe ging etwas vor und der Vampir folgte ihr in Richtung Nephyra-Gletscher… Chapter 16: Eiswind ------------------- Es wurde langsam dunkel. Dunkel und kalt. Zudem begann es heftig zu schneien. Es half alles nichts: Sie mussten sich irgendwo einen Unterschlupf suchen, wo sie die Nacht verbringen konnten. »Soraya!« rief Renard seiner Begleiterin zu »Wir müssen uns einen Unterschlupf suchen! Wir erreichen den Gletscher in der Dunkelheit sowieso nicht!« Soraya stimmte dem zu und so suchten beide nach einem Unterschlupf. Nach kurzer Suche fanden die beiden eine kleine Spalte zwischen zwei der schroffen, schneebedeckten Felsen. Die beiden zwängten sich in die Spalte, aber es war noch immer eisig kalt. Renard ging noch einmal nach draußen und sah sich um. Da entdeckte er an den Bäumen etwas, was ihnen weiter helfen könnte. Als Renard nach einiger Zeit nicht zurückkam, verließ Soraya ebenfalls die Felsspalte und suchte nach ihrer Reisebegleitung. Nach kurzer Suche fand sie ihn: Er stand mit dem Rücken zu ihr an einem Baum und kratzte mit seinen relativ spitzen Fingernägeln an der Baumrinde. »Äh… was wird das wenn’s fertig ist???« fragte die Schattenelfe verwirrt. Erst jetzt bemerkte der Vampir ihre Anwesenheit. Er drehte sich zu ihr um. Erneut fragte die Schwarzhaarige, warum er mit den Fingernägeln an dem Baum herum gekratzt hatte. »Darum!« entgegnete Renard grinsend und hielt ihr die Hand hin. In seiner Handfläche lag ein Häufchen bräunlicher Krümel. »Ähm… was ist DAS denn bitte schön??« fragte Soraya. »Zunderschwamm.« antwortete der Vampir auf ihre Frage »Damit können wir ein Feuer machen.« Die Miene der Schattenelfe hellte sich schlagartig auf: »Renard, du bist ein Genie!« rief sie begeistert. Grinsend füllte Renard das Zunderschwamm-Pulver in einen kleinen Lederbeutel, den er sorgfältig mit einer stabilen Kordel zuband. Die beiden gingen zu ihrem Nachtlager zurück. Auf dem Weg sammelten sie noch einige trockene Äste ein, die sie für ein kleines Lagerfeuer verwenden wollten. In der Felsspalte legte Renard einige Steine in Form eines Kreises auf den Boden. In die Mitte des Kreises legte er eine Hand voll trockenes Heu und etwas von dem Zunderschwamm-Pulver. Der Vampir nahm zwei Steine aus seinem Beutel: Einen Schwarz-Grauen mit scharfen Kanten und einen Klumpen, der in einem leichten Goldton schimmerte. Er schlug die beiden Steine aneinander. Die dabei entstehenden Funken entzündeten den Zunderschwamm und schließlich auch das Heu. Zusätzlich baute der Vampir die eben gesammelten Äste pyramidenförmig um das brennende Heu auf und schon nach kurzer Zeit hatten die beiden ein schönes, flackerndes Feuer. Renard und Soraya aßen noch etwas und legten sich dann schlafen. Sie mussten für die Weiterreise ausgeruht sein. Am nächsten Morgen, nachdem sie gefrühstückt und ihr Nachtlager abgebaut hatten, zogen sie weiter. Nachdem die beiden eine Weile gegangen waren, wurde das Terrain langsam steiler. Auch die Temperatur sank immer weiter. Soraya zitterte. Ihr war kalt, obwohl sie auch Renards Jacke trug, die ihr der Vampir freundlicherweise überlassen hatte. Die beiden stapften durch den tiefen Schnee. Vor ihren Mündern bildeten sich mit jedem Atemzug kleine weiße Wölkchen. Nach ein paar Stunden kamen sie bei einer Ebene an. Der Schnee dort war fast knietief. Renard und Soraya wollten gerade ihren Weg fortsetzen, als plötzlich eine Person kreischend ein paar Meter vor ihnen mit dem Gesicht nach unten in den Schnee fiel. In der Hand hielt sie ein Bündel aus dunkelbraunen Lederriemen. Ein paar Meter von der Person, einem jungen Mädchen mit orange-roten Haaren, landete ein großer Greif mit einem dichten, grau-schwarz gefleckten Fell und mächtigen Schwingen. Das Tier trug einen Sattel am Rücken und hatte einen frechen, fast schon schadenfreudigen Gesichtsausdruck. Das Mädchen stand auf, wischte sich wütend den Schnee aus dem Gesicht und stapfte auf den Greif zu, der sie regelrecht auslachte. »Du Idiot!! Du sollst mich nicht immer abwerfen!!!« schrie sie ihn wütend an. Der Greif knurrte zurück. Renard und Soraya standen nur verdutzt daneben, während die Rothaarige dem Greif mit Mühe eine Trense mit Zügeln über den Kopf zog. »Ähm..?« meinte der Vampir verdutzt. Erst jetzt bemerkte das Mädchen die Anwesenheit der beiden und drehte sich zu ihnen um. Sie trug einen dicken, etwa knielangen Ledermantel mit einer großen Pelzkapuze und lange, gefütterte Lederstiefel. An den Händen trug sie dicke, dunkelbraune Handschuhe und unter der Kapuze lugte der Saum einer Wollmütze hervor. Mit anderen Worten: Sie war, im Gegensatz zu Renard und Soraya, perfekt an die Temperaturen am Gletscherangepasst »Oh. Hallo.« meinte sie lächelnd »Wer seid ihr denn?« Renard stellte sich und Soraya vor. »Renard und Soraya… seltsame Namen.« meinte das Mädchen »Ihr seid nicht von hier, was? Ich heiße übrigens Luphia« Diesmal beantwortete Soraya die Frage von Luphia »Wir sind nur auf der Durchreise.« »Auf der Durchreise?« fragte Luphia verwundert während sie den Sattel wieder fest zurrte. »Mit DEN Klamotten?? Glaubt mir: SO überlebt ihr hier nicht mal zwei Tage…« Bevor Renard oder Soraya antworten konnten meinte Luphia »Aber ihr könnt gern mit ins Lager kommen und eine Weile mit uns reisen.« Dankend nahmen Renard und Soraya das Angebot der Rothaarigen an und so flogen alle drei auf dem Rücken des starken Schneegreifs in Richtung des Nomaden-Lagers… »Also. Ihr kennt euren Auftrag.« meinte Fafnir kühl zu den beiden schemenhaften Schattengestalten, die am Eingang des verdunkelten Raumes standen. »Natürlich. Deine Schwester töten und den Vampir her bringen.« meinte ein etwa 38-jähriger Mann. Sein Gesicht lag im Halbschatten, sodass man nur sein irres, mit spitzen Eckzähnen besetztes Grinsen und seine stechend roten Augen erkennen konnte. Die langen, schwarz-roten Haare fielen ihm in dicken Strähnen ins Gesicht und gaben ihm ein bedrohliches Aussehen. Fafnir schloss einen Moment lang die Augen und schien zu überlegen. »Nein. Kleine Planänderung: Ihr bringt mir beide. Lebend. Ich möchte meine kleine Schwester für ihre Dummheit und ihren Verrat selbst bestrafen!« Damit warf die Clanführerin den beiden Kopfgeldjägern ein Säckchen Geld zu »Das dürfte reichen.« Der Jäger, sein Name war Akai, öffnete den Beutel und begann sogleich, das Geld zu zählen »......198… 199… 200 Goldstücke! So kommen wir ins Geschäft!« Grinsend steckte Akai den Beutel ein. »Na dann! Lasset die Jagd beginnen!« Mit diesen Worten verschwand der Jäger wie ein Schatten. Seine Begleiterin, die sich die ganze Zeit schweigend an ihr fast mannshohes Dreiklingen-Schwert gelehnt hatte, verschwand ebenfalls… Chapter 17: Nomaden ------------------- Kaum dass die Jäger Fafnirs Zelt verlassen hatten, betrat ein etwa 15-jähriger schwarzhaariger Schattenelf Fafnirs Zelt: Laki. Er trug eine schwarze Hose, Lederstiefel und eine offene, zerrissene Weste. Deutlich konnte man eine riesige, X-förmige Narbe erkennen, die sich über seine ganze Brust zog. »Na Fafnir? Musstest du etwa Jäger anheuern, um den Vampir einzufangen?!« Laki lachte belustigt. Er mochte Fafnir nicht besonders und nahm sie daher als Clanführerin nicht ernst. Daher nutzte er jede Gelegenheit, sie das spüren zu lassen. In dieser Beziehung war Laki das exakte Gegenteil von seiner Zwillingsschwester, die Fafnir regelrecht vergötterte. Die Clanführerin behielt die Fassung. Sie ließ sich schon oft genug von diesem kleinen Wicht reizen und sie musste ihn auch schon mehrmals für seinen Übermut und seine Frechheit bestrafen. Mittlerweile jedoch ließ Fafnir Laki einfach reden. »Sie sind schneller und präziser als wir.« antwortete sie ihm kühl und verließ dann ebenfalls ihr Zelt. »Schneller und präziser? Pah! Von wegen! Steh wenigstens dazu, dass du unfähig bist, einen einfachen Vampir zu fangen!!« schrie Laki seiner Clan-Führerin hinterher. Diese blieb stehen. Was bildete sich dieser Zwerg eigentlich ein?! Fafnir fuhr herum, ihre Augen glühten bedrohlich. Sie packte Laki am Kragen und zog ihn zu sich hoch. »Hüte deine freche Zunge, du Zwerg!! Ich habe es dir schon oft genug gesagt, dass du meine Entscheidungen nicht hinterfragen sollst!!!« schrie sie Laki an. Dieser war völlig unbeeindruckt. »Ha! Ich hab keine Angst! Und vor dir schon gar nicht!!!« schrie er zurück. Er war kurz davor, Fafnir einfach eiskalt ins Gesicht zu spucken. Bevor er das jedoch tun konnte, wurde er unsanft zu Boden geworfen. »Noch EIN MAL und du würdest dir wünschen, nie geboren zu sein!« fuhr Fafnir den jungen Elf an und verließ dann erneut ihr Zelt. Knurrend wischte sich Laki etwas Blut von der Lippe und richtete sich auf. »Diese blöde Ziege!« zischte er als seine Schwester das Zelt betrat. »Laki… du solltest wirklich etwas mehr Respekt vor Fafnir haben. Sie ist immerhin die Clan-Führerin.« Genervt stöhnte Laki auf: »Man Baki. Warum kannst du nicht EINMAL auf meiner Seite sein??« »Weil Fafnir recht hat.« ermahnte Baki ihren Bruder. Dieser verdrehte nur genervt die Augen. »Pah! Nen Scheiß hat die Alte!« knurrte Laki und stapfte wütend aus dem Zelt. Baki sah ihrem Bruder traurig nach. Wenn er so weiter machte, würde Fafnir ihn eines Tages töten. Warum musste er auch nur so stur sein?! Baki seufzte und folgte dann ihrem Bruder, um ihn vor weiteren Dummheiten zu schützen. Die Nomaden waren gerade mit dem Abbau des Lagers beschäftigt, als Sturmschwinge mit Renard, Soraya und Luphia auf dem Rücken in der Nähe landete. Luphia nahm ihrem Greif vorsichtig die Trense ab und verstaute diese Sorgfältig in einer ledernen Tasche. »Bin wieder da!« rief sie den anderen Nomaden zu. Ihr Vater Aaron, ein etwa 40-jähriger Mann mit dunkelbraunem Haar sah auf. Er trug eine Fliegerbrille auf dem Kopf und, wie alle anderen Nomaden, dicke Winterkleidung. »LUUPHIAAAA!!!« rief er, während er sich regelrecht auf seine Tochter stürzte und sie fest an sich drückte. »Du sollst doch nicht so lange alleine unterwegs sein! Wo warst du überhaupt?? Bist du verletzt??? Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!!« Aaron drückte seine Tochter fest an sich und war fast am Heulen. Luphia dagegen drückte ihn weg: »Mann Papa! Das ist SO peinlich!!« »Aber… aber… Engelchen! Ich sorge mich um dich!« entgegnete der besorgte Vater seiner Tochter. Renard und Soraya standen nur verdutzt daneben. »Aber sag mal, Engelchen. Wen hast du da mitgebracht? Du sollst doch nicht mit Fremden reden!« ermahnte Aaron seine Tochter. Diese antwortete: »Mann Papa! Ich bin 16! Ich bin alt genug und kann auf mich selbst aufpassen! Und außerdem: Die beiden hab ich auf der Ebene getroffen. Sie wollen den Gletscher überqueren, aber… die wären sowas von tot gewesen, wenn ich sie nicht mitgenommen hätte. Ich meine: Sieh dir die Kleidung an! Spätestens in zwei Tagen wären sie erfroren!« Verlegen strich Aaron sich über den Hinterkopf »Ist ja gut… Hast ja recht, Engelchen. Die beiden können gern ein Weilchen bei uns bleiben und mit uns weiter ziehen.« Und so gingen alle vier zu den anderen Nomaden, um ihnen beim Abbau des Lagers zu helfen… Chapter 18: Eispalast --------------------- Mehrere Stunden waren Renard und Soraya nun schon mit den Nomaden und deren Greifen unterwegs. Irgendwann erreichte die Gruppe eine schneebedeckte Hochebene. Einen Teil der Ebene schien man mit langen Holzpfählen abgesteckt zu haben. »Das sind Markierungen. Damit wir im Schnee unsere Lagerplätze immer wieder finden.« erklärte Luphia, die Renards und Sorayas fragende Blicke bemerkt hatte. Beide nickten gleichzeitig. Kurze Zeit später landeten die Schneegreife bei den Holzpfählen. Die Nomaden stiegen ab und begannen sogleich, das Lager aufzubauen. Sie mussten fertig werden, bevor es dunkel wurde. Nach ein paar Stunden waren die Zelte aufgebaut. Gerade rechtzeitig, denn die Sonne ging langsam unter. Die Zelte waren ringförmig um eine Art kleinen ,,Platz‘‘ aufgebaut. In der Mitte des Platzes wurde ein großes Feuer entzündet. Die Nomaden versammelten sich um das Feuer und lauschten gebannt der Stammesältesten Karara, die ihre Geschichten und Legenden erzählte. Die Alte, von allen anderen nur ,,Großmutter‘‘ genannt, erzählte abenteuerliche Geschichten von den legendären Eis-Kirins, von magischen Kristallblumen an den Steilwänden des Gletschers und von einem sagenumwobenen Eispalast, der auf dem höchsten Gipfel von Nephyra thronen soll. Sie erzählte aber auch von gefährlichen, gefräßigen Berggeistern, die man Wendigo nannte, und von der Geisterfrau Yuki-Onna, die hoch oben leben soll. Renard hörte Kararas Geschichten gebannt zu. Viele davon hatte er selbst bereits gelesen. Das Luphia ihm immer wieder heimlich verstohlene Blicke zuwarf, bemerkte er nicht. Später lagen Renard und Soraya in ihrem Zelt. Renard schlief bereits, nur Soraya war noch wach. Draußen war nur noch der Wind und das leise Knistern des Feuers zu hören. Da hörte die Schattenelfe plötzlich so etwas wie Schritte im Schnee. Sie wand ihren Blick etwas in die Richtung, aus der die Geräusche kamen und erkannte durch die Zelthaut schemenhaft eine humanoid wirkende Gestalt. Die Gestalt hatte eine leicht gebeugte Haltung und schien eine Art Geweih auf dem Kopf zu tragen. »Was zum…?« fragte Soraya leise, hielt sich dann jedoch sofort den Mund zu, als die Gestalt direkt neben dem Zelt stehen blieb und scheinbar lauschte. Soraya hielt den Atem an, die Gestalt schien sie jedoch nicht wahrnehmen zu können. Erleichtert atmete die Schattenelfe auf, als das seltsame Wesen sich wieder zurückzog. Die restliche Nacht tat Soraya kein Auge zu. Zu groß war die Angst, dass dieses Wesen zurückkehren konnte. Soraya wusste zwar nicht, was es war, aber sie hatte ein ganz schlechtes Gefühl. Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, lag Soraya noch immer wach. Das Wesen war zwar nicht zurückgekommen, aber wie heißt es so schön: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Soraya gähnte einmal ausgiebig und stand dann auf. Unter ihren Augen zeichneten sich deutliche Augenringe ab. Auch Renard erwachte allmählich. Er gähnte und streckte sich dabei. »Guten Morgen, Sor… was ist denn mit dir los??« fragte der Vampir, als er ihre dunklen Augenringe bemerkte. »Hab schlecht geschlafen.« antwortete sie schnell. Sie hatte beschlossen, den anderen nichts von ihren nächtlichen Erlebnissen zu erzählen. Vermutlich waren das sowieso nur dumme Hirngespinste wegen der Müdigkeit und wegen den Geschichten der alten Karara. Renard und Soraya verließen das Zelt und draußen wartete bereits Luphia. Die Rothaarige hatte einen Beutel auf den Rücken geschnallt und wünschte den beiden einen guten Morgen. »Was hast du denn mit dem Beutel vor?« fragte Renard. Luphia antwortete ihm: »Du warst gestern so fasziniert von Großmutters Geschichten, da dachte ich, dass ich euch die Gegend ein wenig zeigen könnte.« sie lächelte Renard süß an und der Vampir lächelte zurück »Ja. Das stimmt. Die Geschichten waren sehr interessant.« antwortete er »Echt nett von dir, dass du uns ein wenig herum führen möchtest.« Soraya knirschte leise mit den Zähnen. Es passte ihr rein gar nicht, dass sich diese rothaarige Göre so an ihren Renard ran machte. Die Schattenelfe ließ sich jedoch nichts anmerken. Sie war zu stolz, um es zuzugeben, also ließ sie es einfach geschehen. Wenn auch nur ungern. Kurze Zeit später machten sich die drei auf den Weg. »Wo wollt ihr denn hin?« fragte Aaron, während er seinen Greif Bernsteinauge fütterte. »Ach… ich möchte mit Renard und Soraya auf eine kleine Erkundungstour gehen.« antwortete Luphia auf die Frage ihres Vaters. »Ok. Aber bleib nicht zu lange weg, Engelchen.« meinte Aaron. Luphia winkte einfach nur ab und sattelte Sturmschwinge. Nachdem sie ihren Greif gesattelt hatte, stieg sie auf »Steigt auf.« meinte Luphia. Renard und Soraya taten es ihr gleich und wenige Augenblicke später waren sie in der Luft. Sturmschwinge flog auf den größten Gipfel des Gletschers zu. »Laut Karara liegt da vorne der Eispalast!« rief Luphia ihren Begleitern zu. Die drei erreichten den Gipfel des Gletschers und stiegen von Sturmschwinge ab. »Kommt.« meinte Luphia und lief voraus. Sie wollte unbedingt eine Kristallblume finden und sie Renard schenken. Bei den Nomaden war das Verschenken einer dieser seltenen Blumen ein Symbol für ewige Verbundenheit. Luphia hatte sich nämlich, trotz des enormen Altersunterschieds, etwas in Renard verguckt. Renard, Soraya und Luphia kletterten den letzten Teil des Gipfels hoch und fanden sich vor einem gigantischen Krater wieder. Der Nephyra-Gletscher war nämlich in Wirklichkeit ein riesiger, erloschener Vulkan, der im Laufe der Jahrhunderte langsam vereiste. Innerhalb des Kraters stieg weißer Eisnebel in den Himmel, weshalb man nicht direkt in den Krater sehen kann. »Schade… den Eispalast gibt es scheinbar doch nicht…« meinte Renard leicht enttäuscht. Luphia sah ihn an und nahm ihn dann an der Hand »Wir können doch auch in den Krater hinab steigen. Vielleicht ist der Palast ja dort.« Sie lächelte den Vampir an. Soraya knurrte leise und ballte die Hand zur Faust. Was erlaubte diese kleine Göre sich eigentlich?!? Luphia ließ Renards Hand los. Eine leichte Röte lag auf ihren Wangen. »Kommt.« meinte dir Rothaarige und ging zum Rand des Kraters. Dabei trat sie jedoch auf eine runde Eisplatte, die im Schnee beinahe Unsichtbar war. Die Platte sank unter Luphias Fuß etwas in den Schnee und augenblicklich begann der Boden zu beben. »W… was ist denn jetzt los?!?« rief die Rothaarige entsetzt und trat ein paar Schritte zurück. Aus dem Krater erhob sich eine hünenhafte Gestalt. Das Wesen hatte einen sehr kräftigen, fast schon wuchtigen Körperbau und schien aus Eis zu Bestehen. In der Körpermitte saß ein leuchtender Kern. »Das… das ist ein Golem!!!« schrie Renard entsetzt. Der Golem brüllte auf und schlug mit seinen langen Armen nach den Eindringlingen. Er traf Luphia am Kopf, welche daraufhin bewusstlos wurde und in den Krater stürzte… Chapter 19: Nephyra ------------------- >>LUPHIA!!« schrie Renard. Er stürzte regelrecht zum Rand des Kraters und griff nach Luphias Hand, bekam sie jedoch nicht mehr zu fassen. Hilflos musste er mitansehen, wie die Rothaarige in die Tiefe stürzte. Sturmschwinge kreischte entsetzt auf und sprang an Renard vorbei in den Krater. Der Greif raste nach unten und kam wenige Augenblicke später mit seiner Reiterin auf dem Rücken zurück. Luphia kam langsam zu sich, als sie das dichte Fell ihres Greifs unter sich spürte »S… Sturmi…?« murmelte sie erschöpft Soraya versuchte unterdessen, mit dem Golem fertig zu werden. Sie verfluchte sich selbst dafür, dass sie ihr Schwert in Sturmschwinges Satteltasche gelassen hatte. So konnte sie momentan nicht einmal richtig kämpfen. Sie konnte das Monstrum nur ablenken oder weglocken. Verdammter Mist! Der Golem brüllte auf und schlug nochmals nach Soraya. Die Schattenelfe konnte nur knapp ausweichen. Erneut holte der Golem aus. Das Ungetüm schlug nach Soraya. Renard sprang an dem Golem vorbei, legte seine Arme um Soraya und ließ sich mit ihr in den Krater fallen. »SPINNST DU?!? WILLST DU UNS UMBRINGEN?!?« schrie Soraya den Vampir an, dieser meinte jedoch nur: »Vertrau mir.« Soraya zögerte etwas, nickte dann jedoch. Renard ließ seine Flügel erscheinen und flog nach oben. Der Golem wütete noch immer am Rand des Kraters. Sturmschwinge hatte es schwer, dem Monstrum auszuweichen. Der Golem hatte es zwar aus irgendeinem Grund nicht auf den Greif abgesehen, jedoch auf Luphia. Sturmschwinge musste sie also um jeden Preis beschützen. Die Rothaarige hing noch immer benommen auf dem Rücken ihres Greifs. Der Schlag von dem Golem hatte echt gesessen. Renard setzte Soraya ab und im selben Moment wurde er von dem Eisgolem gepackt. Renard schrie auf, denn die Berührung des Golems war so kalt, dass es schon richtig schmerzte. Es fühlte sich so an, als würde er bei lebendigem Leib gefrieren. »LUPHIA! Mein Schwert!!« rief Soraya dem Nomadenmädchen zu. Luphia hörte Sorayas Stimme und wurde langsam wieder etwas klarer im Kopf. Sie überlegte kurz und dann fiel es ihr wieder ein. Luphia öffnete die Satteltasche, zog das Schwert heraus und warf der Schattenelfe die schwere Waffe zu. Soraya fing ihr Schwert auf. Mit einem gezielten Hieb durchtrennte die Schattenelfe den Arm des Golems und befreite so Renard. Die einzelnen Eisbrocken fielen krachend zu Boden, fügten sich jedoch von selbst wieder an den Körper des Ungetüms an. Erneut ging der Golem wieder zum Angriff über. Immer wieder durchtrennte Soraya die Arme des Ungetüms, doch jedes Mal setzte er sich wieder von selbst zusammen. Langsam ging der Schattenelfe die Puste aus. Sie hob ihr Schwert, jedoch war sie dieses Mal zu langsam: Der Golem schlug ihr das Schwert aus der Hand. »NEIN! VERDAMMT!!« schrie sie. Das Schwert flog nach hinten und blieb im Boden stecken. Jetzt war es vorbei. Sie war entwaffnet und stand einem schier unbesiegbaren Gegner gegenüber. Geistesgegenwärtig griff Renard nach dem Schwert und zog es aus dem vereisten Boden. »So nicht, Freundchen!!« schrie er. Der Vampir rammte dem Golem hinterrücks das Schwert in den Körper. Dabei durchbohrte er auch den leuchtenden Kern, der scheinbar sowohl das Herz des Golems als auch seine Energiequelle war. Augenblicklich erstarrte das Ungetüm, erzitterte kurz und zerfiel dann in seine Einzelteile. Keine Sekunde zu früh, denn der Golem war kurz davor gewesen, Soraya mit bloßen Händen zu zerquetschen. »Wow. Das… das war großartig, Renard!« rief Luphia begeistert. Der Vampir schenkte ihr jedoch kaum Beachtung. Er ging schnurstracks zu Soraya und half der Schattenelfe auf. »Geht es dir gut, Soraya?« fragte er besorgt. Die Schwarzhaarige nickte zitternd »D… du hast mich gerettet… D… Danke…« Die Schattenelfe fiel ihm um den Hals und zitterte. Sie hatte gerade richtig Panik, als der Golem direkt vor ihr stand und im Begriff war, sie zu töten. »Scheinbar stimmte es, was in den Büchern stand… Golems kann man nur töten, indem man ihre Herzen, also ihre Energiequellen, zerstört…« murmelte der Vampir nachdenklich. Da lichtete sich plötzlich der Eisnebel, der den Krater füllte, und gab den Blick auf einen kristallenen Palast frei, der mitten im Krater zu schweben schien. Zudem erschienen einige schwebende Eisplatten, die eine Art Pfad oder Brücke zum Eingang des Palastes bildeten. »Der… Der Eispalast!« rief Luphia begeistert. Er existierte also doch! Luphia ging voraus: »Kommt. Lasst ihn uns erkunden.« rief sie euphorisch und setzte vorsichtig einen Fuß auf eine der Eisplatten. »Luphia warte. Das sieht gefährlich aus.« meinte Renard, doch das Mädchen ignorierte ihn einfach. Zu groß war ihre Neugier. Renard und Soraya waren also gezwungen, ihr zu folgen, damit sie keine Dummheiten anstellen konnte. Je näher die drei dem Palast kamen, desto dunkler wurde es. Am Himmel waren Sterne und sogar die sogenannten Eislichter zu sehen. Die Lichterscheinungen erstreckten sich in bunten, wellenförmigen Bändern über dem ganzen Gletscher. Der Eispalast erstrahlte ebenfalls in einem magischen, aber kalt wirkenden Licht. Renard, Soraya und Luphia standen vor dem Palast. »Wow…« meine Soraya. Ihr fehlten die Worte. So überwältigend schön war der Eispalast. Luphia sah sich um. Sie sah, dass die Außenwände des Palastes regelrecht mit Kristallblumen überwuchert war. Die Rothaarige wollte gerade eine der Blumen von der Palastwand pflücken, als von oben eine schöne, klare Stimme ertönte: »Nicht pflücken.« mahnte die Stimme. Die drei wanden ihre Blicke nach oben zu einer der vielen Spitzen des Palastes. Dort stand ein vierbeiniges Wesen, das vom Körperbau her stark an ein Karibu erinnerte, nur größer. Das Wesen sprang von der Turmspitze und landete elegant vor ihnen. Man erkannte nun deutlich, dass sein graziler, blauer Körper leicht transparent war und aus Eis zu bestehen schien. Es trug ein filigran geformtes Geweih mit kleinen, violetten Kristallkugeln auf dem Kopf. Sein Schweif war sehr lang und an der Spitze saßen fächerartig angeordnete Federn. »Bitte…« fuhr das Wesen, bei dem es sich eindeutig um einen Eis-Kirin handeln musste, fort »Ihr müsst von hier verschwinden. Wenn ihr zu lange in der Geisterwelt bleibt, findet ihr keinen Weg mehr zurück in die Realität.« Erschrocken sahen Renard, Soraya und Luphia sich an. Geisterwelt? Wie waren sie denn in die Geisterwelt geraten?? Plötzlich fiel es Renard wieder ein: »Verdammt! Warum ist mir das nicht gleich aufgefallen?!« Verwirrt sah die Schattenelfe ihren Begleiter an. »Was aufgefallen?« fragte sie. »Soraya. Wir waren doch schon einmal in der Geisterwelt.« erneut erntete der Vampir einen verwirrten Blick von Soraya. »Das Dickicht um Lytheas Heiligtum. Das war ein Teil der Geisterwelt. Oder hast du dich nicht gefragt, warum wir beide kein Zeitgefühl hatten? Ganz einfach: In der Geisterwelt gibt es keine Zeit. Das dichte Blattwerk der Bäume verstärkte diesen Effekt, da man den Himmel nicht sehen konnte. Hier jedoch wurde es so schnell Nacht. Und es ist keinem von uns aufgefallen!« Soraya und Luphia wurden bleich. »Wenn ihr bis Sonnenaufgang nicht zurück in der Realität seid, seid ihr auf ewig hier gefangen.« sprach der Kirin. »Dann lasst uns besser keine Zeit verlieren.« meinte Renard entschlossen. Der Vampir ging vor und Soraya folgte ihm. Luphia jedoch zögerte. »W… wartet kurz ich…« sie wollte eine der Kristallblumen pflücken, doch Soraya packte sie am Handgelenk. »Dafür haben wir keine Zeit!« die Schattenelfe zog die Rothaarige mit sich. »N… Nein!« rief sie und streckte die Hand nach einer der Kristallblumen aus, bekam sie jedoch nicht mehr zu fassen. Damit war Luphias einzige Chance, Renard eine dieser sonst so seltenen Blumen zu schenken, dahin… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)