Imperativ von -Zerschmetterling- (Kontrolle über deine Sinne.) ================================================================================ Kapitel 12: ------------ -12-   Dumpfe Schritte von schweren Stiefeln auf Holz erklangen und mit jeder Sekunde, die verstrich, näherte sich das Geräusch immer mehr. Die Treppe knarzte bedrohlich. Zwei Paar. Es waren zwei Paar Schuhe. Scheinbar hatten die Männer beschlossen, sich zuerst im Obergeschoss umzusehen und Sakura fragte sich unwillkürlich, was sie hier wollten. Ihr Vorgehen wirkte nicht besonders durchdacht. Sie waren einfach durch die Haustür gekommen, sodass Sasuke sie sofort bemerkt hatte, und auch jetzt polterten sie ohne Rücksicht auf Verluste durch das Haus wie Naruto, wenn er in der Küche Nudelsuppe roch. Es schien ihnen nicht wichtig zu sein, unbemerkt zu bleiben. Vielleicht wollten sie sogar entdeckt werden oder aber es war ihnen einfach egal.   Insbesondere die letzte Option machte Sakura Angst. Wer wusste schon, woher die Kerle das Selbstbewusstsein nahmen, hier einfach aufzukreuzen und sich im Haus umzusehen. Entweder sie waren unglaublich dumm oder es gab für sie schlicht und ergreifend keinen Grund sich vor einer Entdeckung zu fürchten. Momentan war Sasuke der einzige, der hier war und ihnen eventuell gefährlich werden konnte und selbst seine Chancen schätzte sie eher gering ein.   Die Schritte waren nun am obersten Treppenabsatz angelangt, wo sie vom breiten Läufer, der zum Schutz auf dem Parkettboden lag, gedämpft wurden. Obwohl die Tür geschlossen war, konnte Sakura die Männer vor ihrem geistigen Auge genau vor sich sehen. Sah, wie sie im gemächlichen Tempo den Flur entlang schritten und dabei ein Zimmer nach dem anderen überprüften. Die Türen flogen nur so auf und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie auch beim Übungszimmer angekommen waren.   Es war dunkel im Zimmer, die Jalousie war heruntergelassen, sodass nicht einmal Mondlicht hereindrang und vielleicht wenn sie Glück hatte, konnte sie das zu ihrem Vorteil nutzen.  Vorsichtig, um nicht aus Versehen ein Geräusch zu machen, trat sie ein paar Schritte zurück und stellte sich dann dicht an die Wand hinter der Tür. Bisher machten sich die Männer, soweit sie das einschätzen konnte, nicht wirklich die Mühe die Zimmer ausgiebig zu durchsuchen. Was auch immer ihr Ziel war, momentan wirkte es eher so, als würden sie sich erst mal einen Überblick verschaffen und vielleicht konnte sie tatsächlich unentdeckt bleiben, wenn sie auch diesen Raum nicht allzu genau unter die Lupe nahmen.   Adrenalin rauschte durch ihre Adern und sie fühlte sich seltsam aufgekratzt, als die Schritte näher kamen und direkt vor der Tür stehen blieben. Dann senkte sich die Türklinke herab. Ihr Gehirn verlangte nach mehr Sauerstoff, doch sie erlaubte es sich nur ganz flach zu atmen, um die Männer nicht auf sich aufmerksam zu machen und ballte ihre Hand fest zur Faust, damit sie nicht zitterte. Du bleibst hier, egal was passiert. Vielleicht hatte Sasuke Recht gehabt und das hier war tatsächlich der sicherste Ort, vielleicht hatte er sie aber auch ins offene Messer rennen lassen, während er sich selbst in Sicherheit brachte.   Eine schwarze Silhouette tauchte in ihrem Blickfeld auf. Es war viel zu dunkel, um irgendwelche Details zu erkennen, doch sie sah, dass der Mann relativ breit gebaut war und einen längeren Mantel trug. Mit selbstbewusstem Gang schritt er in die Mitte des Zimmers und entfernte sich dadurch zunehmend aus Sakuras Blickfeld, das zu einem Großteil von der halb geöffneten Tür verdeckt war. Wenn sie ihn nicht sehen konnte, konnte er sie auch nicht sehen. Dennoch pochte ihr Herz wie wild in ihrer Brust und sie hatte das Gefühl, dass es im ganzen Raum wiederhallte. Wenn sie sich nicht schnell in den Griff bekam, würden sie sie hören.   Unmittelbar vor ihr nahm sie eine weitere Bewegung war und wäre beinahe zusammengezuckt, als eine zweite Gestalt das Zimmer betrat. Sie bewegte sich deutlich weniger schwerfällig als der große Mann und schien gleichzeitig etwas zurückhaltender zu sein. Ein grelles Licht, das vom Display eines Smartphones stammte leuchtete auf und bildete einen kleinen kugelförmigen Bereich rund um das Gesicht. Es sah sehr feminin aus, schmal und hatte eher weiche Züge. Vor allen Dingen aber wirkte es unglaublich jung. Einen Moment lang, überlegte Sakura ob es sich um eine Frau handeln konnte, bis die Person schließlich das Wort ergriff.   „Hidan, kannst du vielleicht mal ein bisschen langsamer machen? Der Uchiha könnte theoretisch hier irgendwo sein. Ich hab keine Lust, mich auch noch mit ihm rumzuschlagen.“   Seine Stimme klang verhältnismäßig tief. Also keine Frau. Dennoch war ein gewisser Respekt aus seinem Tonfall herauszuhören, genauso wie eine gehörige Portion Abneigung, als er Sasukes Namen aussprach.   „Wo bleibt denn dann der ganze Spaß?“, fragte der zweite Mann, den er gerade mit Hidan angesprochen hatte. „Ich hab richtig Bock dem Kleinen ordentlich auf die Fresse zu geben, wenn er sich her traut.“   Ein sadistisches Lachen ertönte, das Sakura sofort alle Haare zu Berge stehen ließ. Offensichtlich hatten es die Männer – oder zumindest dieser Hidan – wirklich auf eine Konfrontation angelegt, und mit jeder Sekunde, die verstrich, bezweifelte sie zunehmend, dass sie hier heil wieder rauskommen würde. Egal wo Sasuke sich gerade befand, er musste gehört haben, dass sie in den ersten Stock gegangen waren und genau wie sie wusste er, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie Sakura entdeckten. Wenn er nicht so etwas wie einen Plan hatte, wäre sie geliefert.   „Wir hätten das alles auch etwas dezenter machen können“, protestierte der Jüngere der beiden und ging noch ein Stück weiter nach links, sodass auch er aus Sakuras Blickfeld verschwand. „Du hast einfach keinen Stil und das ist genau der Grund, warum ich es hasse, Aufträge mit dir anzunehmen.“   Ein unterdrücktes Kichern ertönte.   „Jetzt piss dich mal nicht ein, Barbie, dein Rumgeheule geht mir langsam auf die Eier. Ohne mich hättest du schon komplett verschissen. Mach dich lieber nützlich und leuchte mal hier rüber.“   Der Lichtstrahl wanderte zur rechten Seite des Raumes. Dorthin, wo die Staffelei stand. Gleichzeitig traten die Männer wieder weiter in ihr Blickfeld und Sakura drückte sich noch mehr hinter die Tür, immer darauf bedacht, nicht die Folie an der Wand zu berühren. Das Knistern hätte sie sofort verraten.   „Jackpot, bitches“, grölte Hidan.   Die beiden Männer traten näher an die Spanplatte mit dem Entwurf heran und beugten sich weit nach vorne, um alles genau in Augenschein zu nehmen. Dadurch schirmten sie das Licht weitgehend von Sakura ab, sodass sie kaum noch etwas erkennen konnte. Hatten sie es etwa auf den Entwurf abgesehen?   „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das das Richtige ist“, stellte der Jüngere fest. „Es sieht zwar aus wie ein Entwurf von Sasuke, aber die Linien sind viel zu breit.“   Ganz offensichtlich kannte er sich mit der Materie aus, denn ansonsten wären ihm diese Kleinigkeiten niemals aufgefallen. Auch Sasukes Arbeit schien er sehr gut zu kennen. Allem Anschein nach handelte es sich also tatsächlich um Deidara und was die beiden da machten, hätte man in wirtschaftlichen Kreisen wohl als Industriespionage bezeichnet. Hidan lachte.   „Wahrscheinlich war der Wichser selber breit, als er das gesprüht hat.“   „Oder es ist von ihr“, warf Deidara ein.   Sakuras Herz setzte für einen Schlag aus. Also wussten die beiden von ihr. Und sie wussten auch, dass Sasuke sie unterrichtete. An sich war das nicht weiter verwunderlich, immerhin hatte sie selbst sich auch über ihren Gegner informiert, aber es war ein seltsames Gefühl zu wissen, dass diese Männer sich mit ihrer Existenz beschäftigt hatten. Im Gegensatz zu Deidara war sie in der Branche kein bekanntes Gesicht. Es musste ungemein schwieriger sein, etwas über sie und ihre Fähigkeiten herauszukriegen. Trotzdem war es diesen Männern offenbar gelungen.   „Dann ist das hier sozusagen die Loser-Edition von seinem Entwurf“, stellte Hidan fest. „Besser als gar nichts. Mach ein Foto, Sunnyboy, und dann suchen wir weiter.“   Deidara hob sein Handy an und trat einen Schritt zurück. Da er die Taschenlampenfunktion deaktiviert hatte, um ein Foto zu machen, wurde es schlagartig ein wenig dunkler im Raum und Sakura musste die Augen zusammenkneifen, um überhaupt noch etwas zu erkennen. Hidan stand mit dem Rücken zu ihr, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. Deidara etwas seitlich davon. Es war recht leicht die beiden voneinander zu unterscheiden, selbst wenn sie nicht sprachen. Zum einen anhand der Statur, zum anderen hatte Deidara sein langes Haar teilweise oben am Kopf zusammengebunden, während Hidan seines zurück gegelt trug und dadurch ein wenig an einen schmierigen italienischen Mafioso erinnerte.   Ein gleißendes Blitzlicht erhellte den Raum und Sakura schloss geblendet die Augen. Reflexartig hob sie einen Arm, um sich vor dem Licht zu schützen, wobei sie mit dem Ellbogen gegen die Wand in ihrem Rücken stieß. Die Folie knisterte verräterisch. Erschrocken hielt sie den Atem an und für ein paar schreckliche Sekunden lang, herrschte in dem Raum absolute Stille, in der Sakura sich fragte, ob die beiden sie bemerkt hatten. Dann stand Hidan auch schon neben ihr. Grob griff er nach ihrem Arm und zerrte sie hinter der Tür hervor, direkt in den Lichtkegel von Deidaras Handy.   „Sieh an, sieh an. Wen haben wir denn hier?“, schnarrte er. „Sasukes kleine Sprayer-Hure.“   Seine Stimme war unangenehm und mindestens so aufdringlich wie das Geräusch einer Kettensäge. Viel schlimmer jedoch war der Geruch seines Aftershaves, der ihr jetzt, wo sie so dicht bei ihm stand, unerbittlich in die Nase stieg. Er war unglaublich penetrant. Herb und gleichzeitig süßlich. Einfach widerlich. Vor allem aber penetrant. Als Sakura jedoch versuchte, sich aus seinem harten Griff zu winden, zog er sie nur noch näher an seinen Körper und hielt ihre Hände hinter dem Rücken zusammen. Übelkeit kam in ihr hoch.   In aller Ruhe leuchtete Deidara ihr mitten ins Gesicht und betrachtete sie einmal von oben bis unten.   „Das ist sie“, bestätigte er dann mit einem Kopfnicken.   Wieder versuchte Sakura sich irgendwie zu befreien und ruckte wild mit ihren Armen. Sie könnte versuchen, nach einem der beiden zu treten, aber wenn es schief ging, würde es anschließend schlecht für sie aussehen. Außerdem hatte Hidan die Tür zugeschlagen, nachdem er sie aus ihrem Versteckt gezerrt hatte und nun versperrte Deidara ihr den Fluchtweg.   „Ich denke, das könnte lustig werden“, Hidans stimme triefte nur so vor boshafter Vorfreude. „Ich schlage vor, wir zwei Hübschen sehen uns noch ein wenig im Haus um und suchen nach den Originalentwürfen, während unser Sunnyboy sich weiter mit deinem Amateurpfusch beschäftigt.“   Ohne dass Sakura etwas dagegen machen konnte, drückte er sie in Richtung Tür. Auch wenn sie nicht genau sagen konnte, woher diese Ahnung kam, hatte sie das Gefühl, dass es nicht klug war, mit Hidan allein zu sein. Deidara schien zumindest noch einen Funken Vernunft in sich zu haben, doch in den Augen des Älteren leuchtete der pure Wahnsinn. So gut sie konnte stemmte sie sich mit den Füßen dagegen, woraufhin er ihr unsanft in die Kniekehlen trat, sodass sie beinahe gestürzt wäre.   „Wenn du rumzickst, gibt’s ein paar aufs Maul, Herzchen“, warnte er. „Ein Ton und ich schneide dir deine verdammte Zunge raus.“   Sakura spürte kühles Metall an ihrer Wange und zu ihrem Entsetzen musste sie feststellen, dass er ein Springmesser gezogen hatte. Die Klinge lag sanft, fast schon zärtlich auf ihrer Haut und nur eine winzig kleine Bewegung würde genügen, um die dünne Oberfläche zu durchbrechen. Sie hatte keinerlei Zweifel daran, dass er seine Drohung wahr machen würde. Erschrocken hörte sie auf, sich gegen ihn zu wehren und ging folgsam einen Schritt nach dem anderen in Richtung Tür.   „Lass sie ganz, verdammte Scheiße nochmal“, fluchte nun auch Deidara. „Wenn Orochimaru das rauskriegt, werde ich am Ende noch disqualifiziert oder so. Dann war der ganze Aufwand umsonst.“   In Gedanken dankte sie Deidara gefühlte fünftausendmal, auch wenn sie nicht das Gefühl hatte, dass Hidan sich sonderlich davon beeindrucken ließ.   „Heul doch.“   Grob stieß er sie hinaus auf den Flur und leuchtete dann mit seinem eigenen Handy den Weg. Offenbar wusste er genau, wo er hinwollte, denn er schob sie zielstrebig in Richtung von Shikamarus Büro. Normalerweise schloss der Informatiker grundsätzlich ab, wenn er nicht im Haus war, doch die Tür stand offen und anhand des Schlosses, das ziemlich demoliert aussah, vermutete Sakura, dass die Männer es bereits aufgebrochen hatten.   „Umdrehen“, befahl Hidan knapp.   Ihr war nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, ihm den Rücken zuzuwenden, doch Sakura tat, was er von ihr verlangte und kurz darauf spürte sie, wie sich etwas Schmales um ihre Handgelenke schloss und unangenehm in ihre Haut einschnitt. Hidan ließ sie los und trat einen Schritt zurück, sodass sie erst mal tief durchatmen konnte. Dennoch war sie noch immer sehr in ihren Bewegungen eingeschränkt und selbst wenn er sie nicht gefesselt hätte, wüsste sie nicht, was sie gegen ihn unternehmen sollte. Er war größer als sie. Er war ganz offensichtlich skrupellos. Und er war bewaffnet.   „Hinsetzen“, wies er sie an und deutete auf das braune Ledersofa in der Ecke des Zimmers.   Es war ein mehr als ungewohnter Anblick, es unbesetzt zu sehen. Normalerweise saß hier grundsätzlich Shikamaru, der entweder ein Nickerchen machte oder in irgendwelche Programmcodes vertieft war. Nur wenn er in seiner Funktion als Doktorand mal wieder ein Seminar an der Uni halten musste, erhob er sich aus dem bequemen Polster. Selbst die Kaffeemaschine stand an einer strategisch günstigen Stelle, nämlich so, dass er sie auch im Liegen noch bequem erreichen konnte. Darunter die Kaffeetasse  mit zwei Würfeln Zucker. Shikamaru pflegte zu behaupten, dass dadurch das Koffein schneller ins Blut gelangte. Sakura hatte diese Aussage nie angezweifelt.   Ohne ihr weitere Beachtung zu schenken, ging Hidan auf den Schreibtisch zu und klappte den silbernen Laptop auf. Während er hochfuhr, lief er ein paar Mal ungeduldig sein Springmesser auf- und zuklappen und fuhr sich durch das silbergraue Haar. Sakura konnte nicht anders, als ihn wie hypnotisiert anzustarren, jederzeit bereit auf einen unerwarteten Angriff zu reagieren. Die ganze Zeit über trug er ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen, doch sie ließ sich von seiner unbekümmerten Miene nicht täuschen. Er genoss das alles hier.   Er war derjenige gewesen, der darauf bestanden hatte, mit Krawall in das Haus einzudringen, während Deidara ein dezenteres Vorgehen bevorzugt hätte. Er war derjenige, der unbedingt auf eine Konfrontation mit Sasuke aus war, während Deidara auf diese Begegnung lieber verzichten würde. Er war definitiv derjenige, vor dem man mehr Angst haben musste. Und doch spürte Sakura plötzlich, wie eine seltsame Ruhe in ihr einkehrte, jetzt wo sie ein bisschen Abstand zwischen sie gebracht hatte und wo nicht ständig der penetrante Geruch von Hidans Aftershave in ihre Nase stieg.   Ihre Überlebensinstinkte waren geweckt und drängten alle anderen Emotionen in den Hintergrund. Die Angst. Die Hoffnungslosigkeit. Die Wut. Ihre Sinne schienen seltsam geschärft, ihr Kopf war komplett klar. Sakura war auf sich allein gestellt und es würde auch niemand kommen, um sie zu retten. Sie war mit Hidan alleine und eins war sicher, vor diesem Mann durfte man keine Schwäche zeigen, das würde ihn nur weiter anstacheln. Es war wichtiger als je zuvor in ihrem Leben, dass sie sich zusammenriss.   „Fuck“, fluchte Hidan und schlug mit der flachen Hand einmal auf die Tastatur.   Der Laptop war hochgefahren und zeigte den üblichen Startbildschirm. In der Mitte befand sich ein leeres Feld, in dem auffordern ein Cursor blinkte. Passwort.   Wütend beugte er sich über den Laptop, die Hände links und rechts auf dem Schreibtisch abgestürzt und starrte den Bildschirm an, als könnte er ihn so dazu bringen sich freiwillig zu ergeben. Was auch immer Hidans Funktion bei Akatsuki war, er war jedenfalls kein Hacker, denn sonst würde ihn so etwas Einfaches wie ein Passwort nicht so dermaßen aus der Fassung bringen. Heutzutage hatte so ziemlich jedes Gerät eine Passwortsicherung. Was hatte er erwartet?   Mit großen Schritten kam er auf das Sofa zu und packte dann ihren Oberarm. Er riss sie nach oben und zog sie hinüber zum Schreibtisch, drückte sie dort auf die Knie und ihren Kopf dicht an den Bildschirm.   „Das Passwort?“, fragte er ungeduldig.   Wäre die Situation nicht so bedrohlich, hätte Sakura vermutlich angefangen zu lachen. Offensichtlich kannten Akatsuki Sasuke doch nicht so gut, wie sie dachten, denn sonst hätten sie gewusst, dass er was Informationen anbetraf mehr als nur paranoid war. Der Einzige, der ihn in der Hinsicht noch übertraf, war vermutlich Shikamaru. Informationen waren sein Job, er wusste wie brisant sie sein konnten und genau aus diesem Grund konnte er sie auch nach Belieben auftauchen und wieder verschwinden lassen. Als ob solche vorsichtigen Menschen ausgerechnet ihr das Passwort für einen Laptop anvertrauen würden.   „Ich weiß es nicht“, antwortete sie wahrheitsgemäß.   Ihre Stimme klang überraschend fest, doch Hidan schien ihr nicht zu glauben. Ohne Vorwarnung schlug er ihr Gesicht einmal auf die Tischplatte. Nicht besonders fest, aber es reichte, um ein unangenehmes Pochen in ihrem Kopf zu hinterlassen und sie keuchte erschrocken auf. Nur mühsam konnte sie den Drang unterdrücken, sich an die Nase zu fassen, aus der nun warmes Blut sickerte. Sie hatte nicht damit gerechnet. Offenbar war er noch um einiges launischer und unberechenbarer, als sie zunächst angenommen hatte.   „Ich geb‘ dir noch eine Chance, Zuckerpuppe“, raunte Hidan dicht an ihrem Ohr. „Sag mir das verdammte Passwort und wir können das hier noch friedlich regeln. Andernfalls werde ich dir dein nutzloses Gehirn durch die Gedärme rausziehen.“   Er packte sie an den Haaren und zog ihren Kopf in den Nacken. An ihrer Kehle konnte sie wieder das kühle Metall des Springmessers spüren und es kostete sie einiges an Überwindung, jetzt nicht zu schlucken. Hidans süßlicher Geruch verursachte bei ihr Übelkeit und sie schmeckte Blut an ihrer Lippe, das vermutlich von ihrer Nase stammte. Sie hatte vorhin kein Knacken gehört, also war sie wahrscheinlich nicht gebrochen, aber das bedeutete ja nicht, dass sich das nicht noch ändern konnte.   „Das Passwort“, wiederholte er noch einmal zischend.   Sein Griff in ihren Haaren wurde fester und Sakura spürte bereits ein ziehendes Prickeln an ihrer Kopfhaut. Irgendwie musste es ihr gelingen Zeit zu schinden. Daran, dass sie durch Zufall irgendwie das Passwort herausfinden konnte, glaubte sie nicht. Shikamaru war ein verdammtes Genie, was bedeutete, dass er seine Daten sicherlich ausreichend schützte.   „Ich weiß das Passwort nicht auswendig“, behauptete sie. „Es ist ziemlich lang und kompliziert, aber es steht in meinen Notizen. Ich kann sie schnell holen.“   Es war ein ziemlich durchschaubarer Versuch, aber Sakura musste irgendetwas sagen oder er würde seine Drohung tatsächlich wahrmachen. Sie kannte das Passwort nicht und sie würde auch niemals darauf kommen. Dafür wusste sie zu wenig über Shikamaru. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni und schrieb nebenbei an seiner Doktorarbeit. Dass er für Sasuke tätig war, lag hauptsächlich daran, dass er zu bequem war, in einem richtigen Büro anzufangen. Hier hatte er seine Freiheiten und konnte nebenbei noch den Unikram erledigen, ohne dass ihn jemand nervte.   Die Aufgaben, die Sasuke ihm erteilte, langweilten ihn nicht so schnell und stellten eine willkommene Herausforderung für zwischendurch dar, bei der er jedoch nicht sein heißgeliebtes Sofa verlassen musste. Er trank viel Kaffee, rauchte und spielte gerne Shogi. Abgesehen davon wusste sie so gut wie nichts über ihn, was es ihr ermöglichen würde, auf sein Passwort zu kommen. Alles was ihr blieb, war also auf Zeit zu spielen und zu hoffen, dass möglicherweise Sasuke irgendeinen Plan hatte.   „Lüg mich nicht an, Liebes. Das wird dir nicht gut bekommen. Deidara pisst sich vielleicht in die Hosen, aber mir ist es scheiß egal, was Orochimaru für ein Problem hat.“   Demonstrativ drückte Hidan das Messer ein bisschen fester gegen ihren Hals und Sakura spürte ein leichtes Brennen an der Stelle, wo es ihre Haut durchbrach. Der Riss war fein, kaum der Rede wert, aber die Bedeutung der Drohung war klar. Auf den ersten Blick mochte Hidan vielleicht nicht gerade der Hellste sein, aber er merkte, wenn man ihn anlog. Also musste sie es wohl oder übel mit der Wahrheit versuchen.   „Ich weiß das Passwort wirklich nicht.“   Zu ihrem Erstaunen fühlte sie sich immer noch vergleichsweise ruhig. Möglicherweise pure Resignation im Angesicht der Situation. Was sollte sie auch schon machen? Hidan zog sie dichter an sich heran, strich mit dem Messer hauchzart über die Haut an ihrem Hals. Sakuras gesamter Körper war angespannt und sie traute sich nicht zu atmen. Ihre Übelkeit lähmte sie und sie zwang sich, das beklemmende Gefühl herunterzuschlucken.   „Bist du dir sicher?“, hakte er noch einmal nach. „Das würde nämlich bedeuten, dass du gerade nutzlos für mich geworden bist und zufällig hasse ich kleine Nutten wie dich. Was würde wohl Sasuke dazu sagen, wenn wir ein paar Spritzer Blut über seine kargen weißen Wände verteilen?“  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)