Underworld II von Tomanto (Der Satansbraten) ================================================================================ Kapitel 12: Eines Tages... -------------------------- ~ Luzifers Sicht ~ Lena hat sich dafür entschieden, mir die nächsten paar Tage zum Tartarus zu machen. Sie blockiert mein privates Badezimmer, isst meine Snacks, liegt mir in den Ohren und sitzt auf meinem Thron. Niemand sonst würde soetwas im Traum wagen, nur sie. Das schlimmste daran: Ich kann nichts dagegen unternehmen. Unsere Eltern haben mir vor langer Zeit verboten mich an ihr zu rächen oder ihr Schaden zuzufügen. Lena ist eine Petze und würde es ihnen sofort mitteilen. Nichteinmal erpressen kann ich sie, weil sie nicht viel hat und ihr der Rest egal ist. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit in meinem eigenen Schloss raubt mir jedwede Geduld und Nerven. Ihr Verhalten ist inakzeptabel. Was werden meine Servants denken? Dass ich zu schwach bin gegen meine eigene kleine Schwester anzukommen? Der Gedanke allein bringt mein Blut zum Kochen! Ich schlafe schlecht. Mein Chiropraktiker Diego ist mit Alice Besorgungen machen gegangen und kommt nicht vor nächster Woche wieder. Der Papierkram stapelt sich und das letzte Mal, dass ich gevögelt habe, war... vor meiner Hochzeit. Uwäch! Die Heirat! Das ist ein ganz anderes Thema, über das ich nicht nachdenken darf. Mich zurückzuziehen reicht nicht mehr aus, um mit dieser Impertinenz fertig zu werden. Was habe ich denn letztes Mal getan, um mich abzureagieren? Ich habe gespielt, mit meinem liebsten Spielzeug.. Hans. Er schafft es immer meine Laune zu heben. »Hans, ich hole dich her«, teile ich ihm über sein Siegel mit. "J-Jetzt?", fragt er. »..Habe ich undeutlich gesprochen?«. "Nein, ich bin gleich soweit. Gib mir eine Minute, ja?". »Schön«, grummele ich und löse die Verbindung. Auf dem Weg zum Speisesaal stoße ich mir den Zeh an einem Stuhl, der nicht gänzlich an den langen Esstisch gestellt wurde. »Shit!!«, fluche ich und schaue mit Verachtung auf den Gegenstand, den ich gerne pulverisiert hätte. Das war bestimmt auch Lena. Diese miese kleine..! "Ok, bin bereit!", erschallt Hans' Stimme in meinem Kopf. »Na endlich«. Mit einem Fingerschnippen befördere ich ihn von seiner jetzigen Position her zu mir. Ein Schwall blauen Teleportfeuers lodert im Raum auf und schon steht er vor mir, einen kleinen Behälter in den Händen haltend. »Hi!«, begrüßt er mich heiter, »Du siehst blass aus«. »Danke, das kommt mit auf den Haufen von Dingen, die mich plagen«, sage ich schroff und gehe an ihm vorbei. Ich ziehe meinen Stuhl von der Tischkante zurück und lasse mich darauf nieder, nur um dann auf dem Esstisch zusammenzufallen und ein frustriertes Nörgeln von mir zu geben. »Ich hab dir Kekse mitgebracht«, sagt Hans und schüttelt den Behälter in der Hoffnung mich damit aufzuheitern. »Hoffentlich ist das was zu essen, mir hängt der Magen in den Kniekehlen«. »Ja, das kann man essen«, sagt er geduldig und setzt sich zu mir auf den Stuhl zu meiner Linken. Er öffnet den Behälter wie eine Truhe mit Goldmünzen darin. »Ich habe dir extra welche aufgehoben. Die habe ich mit meiner Tochter zusammen gemacht. Es ist ein Dankeschön, dass du uns geholfen hast sie zu finden«. Er schiebt die sogenannten Kekse in meine Richtung. Es sind unförmige Gebäckkreise mit kleinen dunklen Stückchen darin. Skeptisch nehme ich mir einen und probiere ihn. Es..Es schmeckt ausgezeichnet! »Bei den Dämonen der Finsternis! Hans, das hast du gemacht?«. »Gefällt es dir?«, kichert er und lächelt mich an. »Was ist das?«, frage ich und esse den Keks ganz auf. »Das ist Schokolade«. »Schoko-was?«, frage ich und nehme mir gleich noch einen. »Du weißt nicht was Schokolade ist??«, fragt Hans und fässt sich ungläubig ans Herz. »Meine Güte, wie lange bist du denn schon hier unten??«. »Jahrtausende?«, antworte ich mit vollem Mund, »Hab irgendwann aufgehört zu zählen«. Hans bläst sich schwer die Backen auf und pustet die Luft dann aus, als könne er es sich gar nicht vorstellen ein ewiges Leben ohne Schokolade zu führen. »Sind aber nicht sehr sättigend, diese Dinger«, merke ich an und mustere das süße Gebäck. »Meinst du?«, fragt er und nimmt sich auch einen Keks, »Dabei habe ich sogar Vollkorn benutzt«. Da wollte ich mir gerade Gedanken darüber machen, was das nun wieder heißen soll, da genehmigt sich Hans ebenfalls einen Bissen von seinem Keks und zieht meine Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes. Die Art, wie sein Kiefer sich bewegt während er kaut. Wie er seine Unterlippe einzieht, um die Krümel nicht zu verschwenden, und wie weich und rosig er aussieht.. Ich verhungere.. Gerade, als er noch einmal abbeißt, lasse ich sanft die Spitze meines Teufelsschweifs über seine Kehle streichen. So wie letztes Mal, als wir genau das taten, was ich jetzt wieder tun will. Überrascht schaut er mich an und wird wieder rot, darüber, wie ich ihn ansehe. »Luzifer, was wird das?«. »Wonach sieht's denn aus?«, frage ich zurück und nähere mich ihm, »Ich will das Versprechen einlösen, erinnerst du dich?«. »Das.. Versprechen..?«. Hatte er es etwa vergessen? »Ganz recht«, sage ich und nehme sein Kinn in die Hand, »Es ist eine Ewigkeit her«. Er hat mich lang genug hingehalten. Viel zu oft wurde ich unterbrochen. Jetzt nicht mehr. Endlich habe ich ihn wieder ganz für mich und kann- »Warte«. .. Sagte er gerade das, was ich glaube gehört zu haben? »Ich.. ich will jetzt nicht«. Er lehnt mich ab? Hans lehnt mich, seinen Herren, einfach so ab?! "Wann bist du nur so schwach geworden? Lässt dich einfach so von Menschen herumkommandieren", schallt Lenas Stimme in meinem Kopf wider. »Sag.das.nochmal«, fordere ich. »Ach, Luzifer«, lacht er und will mir eine Hand auf die Schulter legen, »Ich meinte doch nur, dass-«. Ich fange sie ab. Seit wann erlaube ich einem meiner Untertanen mich derart zu beleidigen? Was erlaubt er sich, so mit mir sprechen zu können.. Was ist nur aus mir geworden? »Du stinkst nach Mary.. «, zische ich mit dämonisch bipolarer Stimme. Schluss mit dem Versteckspiel. Schluss mit den Samthandschuhen. Ich bin ein Teufel. Und er.. ist ein Nichts. »Ich war es, der dich ins Leben zurückgerufen hat«, mein Griff um seinen Arm verstärkt sich, »Ich war es, der dich dorthin gebracht hat, wo du jetzt bist«. Die Keksdose zerschellt am Boden, als er vor Schmerz auf die Knie sinkt. »Ich bin dein Herr und Meister! Und du wirst gehorchen. Wenn nicht... «. Er hält schockiert die Luft an. »... Nehme ich dir alles«. .. Was habe ich getan... Ich teleportiere Mary her. Verwirrt schaut sie sich um und lässt ein Stück frische Wäsche los, welches sie gerade im Begriff war zu falten. »Mary, was ich dir jetzt sage wird dir nicht gefallen«. Ihre Miene ändert sich von Verwirrung auf größte Sorge. »Hans liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Ich habe ihn so schnell es geht dorthin gebracht«. Ihr Gesicht fällt aus allen Wolken. »Was..hast du getan..«, droht sie mit zusammengepressten Zähnen. Ihr Gesicht wird hochrot vor Zorn. »Ich habe ihn gewarnt«, bringe ich gerade noch hervor und schon leite ich sie an seinen Aufenthaltspunkt weiter. Mit mehr kann ich mich jetzt nicht herumschlagen. Es ist still. »Du hast es vermasselt, was?«, hallt Lenas gehässige Stimme durch den Saal. Diesmal ist es kein Figment meines Fieberwahns, sondern die echte Lena. Ich bleibe ganz ruhig. Ich habe meinen Druck bereits abgelassen. An ihm. »Stimmt wohl«, murmele ich und geselle mich zu meiner Schwester, die es sich auf Helenas Thron neben meinem gemütlich gemacht hat. »Fühlst du dich jetzt besser?«, fragt sie. Nicht einfühlsam, sondern sarkastisch. »Ein bisschen. Ich hätte meine Wut an jemand anderem auslassen sollen, nicht an Hans. Obwohl er die Chance hatte sich zu wehren, war er dennoch so... leicht zu verletzen. Es war ein Fehler. Schließlich hatte es nichts mit ihm persönlich zutun«. »Und womit dann?«. Seufzend fahre ich mir durchs Haar und kralle meine Finger in die Wölbung meines Horns. »Es war eine sehr stressige Woche für mich, und zugegeben, du machst es nicht gerade besser, Lena!«. »Nichts zu danken«, sagt sie und rühmt sich in ihrer Macht mir den letzten Nerv rauben zu können. Jetzt schaut sie mich still mit einem belustigt zweifelnden Blick an. Ich schaue zurück, sie sagt immer noch nichts. »So lange hast du noch nie die Klappe gehalten«, stachele ich sie an, »Also, was ist?«. »Hältst du ihn immer noch bloß für ein Spielzeug?«. »Natürlich«. Sie glaubt mir anscheinend kein Wort, denn sie macht ein abfälliges Geräusch und rollt mit den orange-grünen Augen. »Das hier ist nichts als ein kleiner Rückschlag. Eine mindere Unannehmlichkeit. Ich wollte so gern mit ihm die Folterkammer ausprobieren...«, seufze ich verträumt, »Das kann ich jetzt wohl vergessen«. »Warum das denn?«. Niedergeschlagen stütze ich meinen Kopf auf die Armlehne meines Throns ab. »Menschen als Spielzeug zu halten erfordert Vorsicht und Geduld. Sie sind sehr zerbrechlich, physisch und psychisch. Außerdem sind sie selten unbeschadet anzutreffen. Ich will ihn nicht verhunzen, keine bleibenden Schäden oder Narben verursachen«. »Warum sollte ich Hans eigentlich sagen, dass ihr angeblich verheiratet seid?«, fragt sie und zieht eine Grimasse. Ich lächele in mich hinein und setze mich auf, um mich entspannt anzulehnen. »Damit er bei mir bleibt!«. Ich bin froh, dass es geklappt hat. Das sollte Mary ein bisschen in ihre Schranken weisen, damit sie nicht immer die "Ehemann-Karte" spielen kann, wenn sie meine "Er gehört mir-Karte" schon nicht respektiert. Trotzdem hätte Lena ihre Schauspielkünste ruhig etwas herunterschrauben können. Sie hat sich wirklich was erlaubt, mich vor den anderen so aufzuziehen! »Damit ich das richtig verstehe«, fängt sie an und gestikuliert mit einer Hand, »Du willst nicht, dass Hans dich verlässt, weil er sexy ist?«. »Das ist nicht alles«, sage ich und schwelge in Erinnerungen, »Immer, wenn ich von seinem Körper nasche, überkommt mich dieses wohlige Gefühl von vergessener Geborgenheit. Der Geschmack von einem Tropfen Heiligkeit und Güte, als sei er die verbotene Frucht persönlich. So süß. Und wie er sich mir hingibt, so gewillt und voller Gefühl. Und wie er klingt! Ich kriege sein Gestöhne nicht mehr aus dem Kopf!«. Bei diesem Gerede wird mir ganz warm in der Hose. Das gibt's doch nicht, ich vermisse ihn ja jetzt schon! »Lenaaaa«, quengele ich, »Wie lange dauert es, bis Menschen genesen?!«. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie übel er zugerichtet sein muss, wenn du ihn direkt ins Krankenhaus befördert hast. Vielleicht ein paar Monate?«. »MONATE?! Ich gebe mich ja nichtmal mit Stunden zufrieden!«. »Dein Pech«, sagt sie und zuckt mit den Schultern, »Was übertreibst du auch immer? Du baust echt nur Scheiße«. So sehr ich diese Bemerkung doch misbillige, daran könnte etwas Wahres dran sein. Wenn ich ihn wirklich so zugerichtet habe, dass ich ihn monatelang nicht sehen kann, dann habe ich wirklich Scheiße gebaut — um Ore-samas Willen. Er kann zwar nicht bei mir sein. Aber es steht doch bestimmt nichts dagegen ihn wenigstens zu besuchen, oder? Abrupt stehe ich auf und begebe mich an einen Ort, wo Lena mich nicht stören kann. »Ich denke, ich schaue mal nach wie es ihm so geht«. »Und du sagst du liebst ihn nicht...«, höre ich sie flüstern, bevor ich hinter der nächstbesten Tür verschwinde. Keine Ahnung, was sie damit meint. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)