Underworld II von Tomanto (Der Satansbraten) ================================================================================ Kapitel 7: Die Suche geht weiter -------------------------------- ~ Marys Sicht ~ »Sag mal, Helena« . »Hm?« . Wie es aussieht, darf ich sie so ansprechen. Sie kämmt sich ihr wunderschönes Haar mit meiner Bürste, wir sind quasi schon Freundinnen. :) »Wieso wolltest du unbedingt nicht zu Luzifer ins Zelt? Ihr seid doch verheiratet« . »Wir wurden verheiratet, Mary. Ich kenne ihn eigentlich gar nicht, ich wollte da nicht unbedingt direkt ein Bett mit ihm teilen, wo er euch doch so gut kennt« , antwortet sie und senkt die Bürste nachdenklich. Jetzt lächelt sie beschämt. »Außerdem bin ich viel zu schüchtern« . »Das kann ich verstehen, er ist auch aufdringlich. Du tust mir leid, dein Leben mit ihm teilen zu müssen« . »Oh, ich finde es gar nicht so schlimm. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass ich mich in ihn verliebe« . Mir fährt ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich nur daran denke! »Ich frage mich immer noch, wie man sich in diesen arroganten, provokanten, besserwisserischen Mistkerl verknallen kann« . Sie lächelt nervös. »Frauen verlieben sich eben gerne in Arschlöcher«. »Helena! Sowas von dir zu hören, wow! Ich bin beeindruckt!« . Sie kichert. Ja, "Frauen" ... Wenn ich so an Hans denke... Der ist ja völlig hin und weg von ihm. »Ich glaube wir werden gute Freundinnen, Helena« . »Wirklich?« , fragt sie mit großen Augen, »Wow, ich hatte noch nie eine Freundin« . »Wirklich nicht?«. Sie hatte noch nie eine Freundin oder Bekannte? »Nein, meine Eltern waren viel zu beschäftigt, mir einen guten Ehepartner zu suchen. Ich wurde Zuhause unterrichtet und durfte nicht raus, weil sie nicht wollten, dass mir und meiner Schönheit etwas passiert. Ich könnte mir ja Krankheiten holen, oder mir die Knie aufschürfen oder mich in jemanden mit niederem Stand verlieben« . Das klingt für mich ziemlich hart. Ihre Kindheit muss schrecklich gewesen sein. Kein Rausgehen, kein Freunde-Kennenlernen, keine Schule mit Schulhof und so, nichts. Sie ist noch nicht einmal unter Leute gekommen? »Verzeih... Das interessiert dich bestimmt nicht« , raunt sie beschämt und streicht sich eine Strähne hinters Ohr. »Doch natürlich, erzähl bitte weiter«. Sie schaut verdutzt, lächelt aber dann wieder. »Meine Mutter, sie..« , fängt sie an und ihr Lächeln schwindet etwas, »Sie schleppte mich, als ich alt genug war, in verschiedenste Städte und fragte nach dem wohlhabendsten, bestaussehenden, unverheirateten edlen Herren weit und breit. Nicht gerade niedere Ansprüche. Aber so war sie. Sie war immer der Meinung, dass es ihr gut gehen wird, wenn sie eine hübsche Tochter hat« . »Wie egoistisch«. »Ich stelle es ihr nicht nach. Sie wollte wirklich nur das allerbeste für mich. Und das beste für mich war auch das beste für sie. Ich meine, wie schlecht kann es einem gehen, wenn man in saus und braus lebt?«. »Sehr schlecht, wenn man denjenigen nicht liebt«. »Vielleicht«. Oh man, wenn ich mir so vor Augen halte, wie ich mit ihr spreche, komme ich mir so gemein vor. Sie hat bestimmt nie ein anderes Leben gekannt, da kann ich es doch nicht schlecht reden. Meins ist schließlich auch nicht perfekt. Ich sollte sie eher aufmuntern. »Entschuldige. Mein Leben ist auch nicht perfekt, und ich bin froh, dass du das beste aus deiner Situation machen kannst. Ich wünschte ich wäre so stark wie du«. Sie wird rot. »Meinst du das wirklich?«. »Ganz ehrlich. Und weißt du was? Jetzt hast du auch noch eine Freundin gefunden. Du kannst ruhig stolz auf dich sein. Ich bin für dich da, Helena, verlass dich auf mich«. »Danke, Mary. Du bist wirklich nett. Zugegeben, bisher fand ich dich ein bisschen, naja, extrem ^^°«. »Oh, naja, dann haben wir beide wohl noch viel voneinander zu lernen«, lache ich. »Ganz bestimmt«, kichert auch sie. »Aber jetzt bin ich müde« . »Ich auch« . Nach einem großen Gähnen lege ich mich hin und mache es mir gemütlich. »Gute Nacht- Oh«, sagen wir gleichzeitig und müssen noch einmal kichern. Wie schön, das habe ich gebraucht. Von einem lauten Geruckel des Zeltes nebenan werde ich geweckt. Auch Helena richtet sich auf und fragt nach einem Gähnen, was denn los sei. »Hast du das eben auch gehört?« . Sie schüttelt mit dem Kopf. Nach einem erneuten Ruckeln höre ich wie jemand flüstert: »Pssst! Wir müssen leise sein!« . »Leiser geht's nicht!« . »Dann aber schnell, ja?« . Die Stimmen kommen von Hans und Luzifer, sie sind schon wach. »Hilf mir mal, dein Bein ist im Weg« . »Au!« . »Mecker nicht, das tut nunmal weh« . ... »Luzifer?« . »Ja?« . »Beeil dich, ok? Mir wird langsam zu heiß- Uwaaaah!« . »Shhhhhh!« . So langsam wird es mir zu viel. »Geht Hans mir schon wieder fremd?!«. Ich öffne unser Zelt. »Fremdgehen?« , wundert sich Helena und hält schritt, während ich wütend zum Jungs-Zelt stampfe. Mit einem Ruck reiße ich die Plane weg und schaue auf den Schlafplatz der beiden nieder. Aber ich sehe etwas anderes als erwartet. Die beiden sitzen einem halb angebrannten Kissen gegenüber und Rauch tritt aus dem Zelt. Hustend wehe ich das bisschen Rauch mit der Hand weg und frage die beiden aus. »Äh, was macht ihr da und warum spielt ihr hier mit Feuer herum?« . »Das ist weil -« , fängt Hans an. »Da ist sie!!« , ruft Luzifer. »Schnell raus hier«. Hans springt aus dem Zelt und zerrt Helena und mich mit, bis wir einen Sicherheitsabstand gewinnen. Aus der leichten Entfernung sehen wir, wie das Zelt mit einem großen Knall explodiert. Schockiert hält sich Helena die Hände vor den Mund. Ihre Sorge ist unbegründet, denn Luzifer ist unversehrt und kommt uns gelassen entgegen. Sein Haar ist ein wenig durcheinander und ein bisschen Ruß legt sich auf seiner Wange, aber sonst sieht er wieder so schrecklich perfekt aus. »Hach, das war erleichternd« , seufzt er und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Wieso hast du das Zelt in die Luft gejagt?«. »Da war eine Fliege« , antwortet er mit einem Killerblick, der mich leicht verstört. Helena entspannt sich. »Ein Glück seid Ihr wohlauf«. Luzifer ignoriert sie und mustert stattdessen mich. »Schickes Outfit, Mary« . Ich bin noch so gut wie in Unterwäsche. Damit er mich nicht weiter so anglotzt, als würde ich mich ihm opfern wollen, verstecke ich mich hinter Hans. »Hey!« , zischt er und zieht meinen Ehemann in Schutz, als hätte ich seine teure Lieblingsvase beschmutzt. Hans sagt nichts dazu und lächelt. »Du, Menschlein. Du hast nicht zufällig etwas zu Futtern dabei?«. »Essen kannst du, wenn du wieder Zuhause bist«. »Verzeiht mir, dies zu sagen, aber wir sollten wirklich weiter nach Karen suchen, sie könnte in großer Gefahr schweben« , erwähnt Helena, um mir beizustehen. »Als würde mich das kümmern. Aber gut, ich will schließlich so schnell es geht zurück« . Es überrascht mich, dass er so schnell eingewilligt hat mitzugehen. »Aber ich könnte dich jederzeit auffressen, Mary, sei also gewarnt« . »Nein Luzifer, tu es nicht!« , ruft Hans und fällt ihm um den Hals. Er nutzt seine Niedlichkeit, die Luzifer so an ihm mag, aus, um ihn zu manipulieren. »Du willst doch wohl nicht, dass ich traurig werde, oder, Luzifer?« . Schnulzig hält er sich eine geschlossene Hand vor den Mund und schaut weg, dabei bauen sich kleine Tränchen in seinen großen blauen Augen auf. Nun schaut er ihn mit einem Hundeblick an. Luzifer scheint verzaubert von seiner Niedlichkeit, denn ich meine gesehen zu haben, dass er ein wenig rot geworden ist. Jetzt flirtet er wieder mit ihm, aber auf eine andere Weise. Er hebt Hans' Kinn mit zwei Fingern an. »Es schmeichelt mir, mein Süßer, wie du versuchst, mich zu manipulieren« . Nun verschwindet Hans' Aura und er fühlt sich in Grund und Boden gestampft. Er ist einfach zu leicht zu durchschauen. »Aber...« , fügt Luzifer hinzu und kommt mit seinem Gesicht näher an das meines Mannes, »... mir gefällt dein Enthusiasmus « . Nun dreht er sich um und geht voraus. »Beeilung, ich hab Hunger auf saftiges Fleisch!« . Ich halte mit Hans mit. »Was sollte das denn?«. »Ich habe gedacht, naja, vielleicht kann ich dich so beschützen. Er kann sehr... zerstörerisch sein, wenn er hungrig ist«. Oje... -.-° Ich hätte nie gedacht, dass Luzifer so ein Kleinkind ist, wenn es ums Essen geht. Am liebsten hätte ich ihm ein Snickers in den Mund gesteckt, damit er die Klappe hält. Wir befinden uns auf einem Landweg mit herbstlichen Bäumen, die an der linken Seite eine Art Allee bilden. Hans geht an meiner Seite, Luzifer voraus und blödelt rum. Macht er mal was Interessantes, macht Hans mit und Helena und ich unterhalten uns. Sie trägt eine der Taschen mit den Zelten darin und ich die andere. Sie lacht schüchtern als Luzifer kopfüber von einem gelb geblätterten Baum hängt und mit den Flügeln so tut, als sei er eine Fledermaus, um dann weiter zu fliegen. Helena macht auch sonst nicht so den wehrenden Eindruck. Also ich würde mich von niemandem herumkommandieren lassen, weder von meiner Mutter noch von meinem aufgezwungenen Mann, obwohl es wahrscheinlich nie zur Ehe gekommen wäre, da ich mich ja wehre. »Ist es wirklich ok für dich die Tasche zu tragen?«, frage ich sie höflich. Ich meine, sie ist jetzt Königin und so. »Ach, es geht schon, Seine Majestät würde sie wahrscheinlich nie tragen, nicht einmal, wenn er dazu gezwungen würde« . »Aber Eure Majestät schon oder was?« . »Das macht mir nichts, wirklich nicht!« . Sie lächelt und winkt ab. Helena ist wahrscheinlich nur nicht mutig genug es zuzugeben. »HANS!! Komm von dem Baum runter! Wir gehen weiter!« . Er hat Ausschau gehalten. Luzifer liegt weiter vorne auf einem anderen Baum und hält ein Nickerchen. Hans klettert die Äste hinunter, bis er hinunterspringen kann. Schnell nehme ich Helena die Tasche ab und werfe sie Hans zu. Also gegen Räuber hätte ihr lascher Griff keine Chance. Hans fängt die Tasche überrascht. »Du trägst sie jetzt« , ordere ich an. Ohne Widerworte wirft er sie sich um die Schultern und reiht sich ein. Na, geht doch. Zeit, auch das letzte Gruppenmitglied einzusammeln. An Luzifers Baum angekommen. Er liegt auf einem Ast, der durch die vielen Herbstblätter kaum zu erkennen ist. Wir sehen nur seinen Schweif, der hinunterhängt und ein bisschen vor sich hinbaumelt. Den Stresst auch gar nichts. Gedanklich spekulieren wir darüber, wie wir ihn am besten aufwecken. »Soll ich einen Stein nach ihm werfen?« , schlage ich vor, hebe einen auf und lasse ihn demonstrativ in meiner Hand hüpfen. »Auf keinen Fall!« , meint Helena und drückt meine Hand runter. »Ich gehe rauf« , schlägt Hans vor und legt die Tasche ab. Ich halte ihn zurück. »Nein, ich mache das« . Ich habe schon langsam das Gefühl, dass ich zu wenig tue. Auch wenn Luzifer überhaupt nichts zur Suche beiträgt. Wozu haben wir ihn eigentlich mitgenommen? Nie hätte ich gedacht, dass es so schwer ist auf einen Baum zu klettern. Ich muss echt in Form kommen... Ich versuche mir auf dem Ast Platz zu machen, auf dem Luzifer liegt, und schaffe es letztendlich, mich irgendwie hinzusetzen. Der Depp schläft. Mal ehrlich, wir riskieren hier unser Leben, und er? Er liegt einfach da und sieht... perfekt aus. Aber auch gefährlich. Alle meine Sinne ringen und geben Alarmsignale, ich solle ihn weder anrühren noch wegrennen. Einfach still sein und warten, bis alles vorbei ist. Aber warum? Ist das der natürliche Instinkt eines Menschen, wenn er auf einen Dämon trifft? Vorsichtig strecke ich meine Hand nach ihm aus, um ihn aufzuwecken. Ehe ich mich versehe liege ich auf dem Ast und Luzifer hält mich an den Schultern gegen das Holz gepresst. Er hatte mich ganz schnell gepackt und mit mir getauscht. Über mich gebeugt grinst er mich an. Nicht wie sonst, sondern anders. Wie ein selbstgefälliges Raubtier schaut er von oben auf mich herab. So... gehässig. Seine Augen sind so tiefrot in diesem Licht, es verschluckt meine Seele, und seine scharfen Pupillen stechen darauf ein. »Verwunderlich, dass ausgerechnet du hier bist um Ore-sama zu wecken« . (Ore = unhöfliche Selbstanrede; ich; benutzt von Männern. -Sama = vornehme Anrede einer höher gestellten Person) (Ore-sama = Meine Wenigkeit, meine Exzellenz, meine Ehrwürdigkeit ect.) Ich antworte nicht, stehe irgendwie unter Schock. Er scheint mich wirklich abgrundtief zu hassen, zu verachten und sich doch aufgrund meiner Existenz zu amüsieren. Er will mich leiden sehen. Er flüstert mir ins Ohr: »Hast du gewusst, dass Dämonen nie fest schlafen? Außerdem kann ich alles riechen« . Ich halte die Luft an und rühre mich nicht. »Deine Menschlichkeit, deine Angst, dein... Verlangen?« . Er scheint überrascht und kichert. Lüge! Ich habe kein Verlangen nach ihm!! Ganz besonders nicht nach ihm!!! »Luzifer? Bist du jetzt wach?!« , ruft Hans von unten. Wie eine heiße Kartoffel lässt er mich los und springt runter. Der Druck auf meinen Schultern legt sich und ich kann mich wieder aufrichten. Was war das gerade? Was hat mir die Sprache verschlagen? »Beeil dich, Menschlein, wir gehen!« , ruft Luzifer von unten und die Truppe setzt sich in Bewegung. »Hey! Wartet!« . Toll, wie komme ich hier jetzt runter?... Wir fragen jeden, der uns über den Weg läuft. Bis sich herausstellt, dass die meisten einfach an uns vorbeilaufen, weil sie nicht unsere Sprache sprechen. Verzweifelt versuche ich meine Tochter auf Englisch zu beschreiben, aber es kommen immer nur belanglose Antworten wie „Weiß ich nicht, ist mir auch egal" . Einen Hinweis konnten wir rauskriegen, von einem Dämon, der eine sehr exotische Sprache gesprochen hat. Luzifer unterhielt sich mit ihm, weigerte sich aber für den Rest von uns zu übersetzen. Der Unbekannte zeigte nach unserer Beschreibung in eine Richtung. Wir gehen nun diesen Weg. Luzifer und Hans amüsieren sich anscheinend köstlich, während Helena und ich uns Sorgen machen. Auch wenn es nicht den Anschein erweckt, aber Hans macht sich auch große Sorgen. Ich kenne doch meinen Mann. Ab und zu schaut er nämlich auf seine Hand und schließt sie ein paar Male, erinnert sich wie Karen sie immer festhielt, wenn wir durch Parks spaziert sind. Nur ist er viel optimistischer als ich und versucht das Beste aus unserem Trip zu machen, um nicht krank vor Sorge zu werden, so wie ich. »Wo laufen wir eigentlich gerade hin?« , frage ich unsere Navigatoren da vorne. »Zum Tartarus« , antwortet Luzifer gelassen. »Da gibt es jemanden, der gerne verhandelt« . »Was ist der Tartarus?« . »Der zweittiefste Ort in der Unterwelt«, erklärt mir Helena wie aus einem Buch, »Dort sind die Titanen eingesperrt. Es ist ein weites Ödland, sie gehen auf glühenden Steinen. Es ist wie eine Wüste mit brennendem Boden«. Hoffentlich kann man uns dort ein wenig weiterhelfen. Luzifer sagte, dort gäbe es jemanden, der gerne verhandelt. Würde er uns seine Hilfe anbieten? Wenn ja, für welchen Preis? Es ist, wie Helena es beschrieb. Ein weites Ödland mit riesigen Gestalten, die darauf ziellos herumwandern. Hier gibt es kein Ziel. Hier gibt es nichts. Nur ein riesiger Titan, als wüsste er, dass wir hier sind, kommt langsam aber sicher auf uns zu. Er bewegt sich nicht schnell, aber ich bin sicher, er legt eine lange Strecke mit jedem Schritt hin. Er trägt einen gewaltigen Felsen auf dem Rücken, befestigt mit Ketten. Sein Rücken muss furchtbar schmerzen, diese gebückte Haltung, jeder Schritt scheint ihm schwer zu liegen. Das sieht man. Nach näherem Betrachten fällt mir auf, dass er überhaupt keine Körperbehaarung besitzt. »Hallo Kronos!!« , ruft Helena dem Titanen zu, als er sich gerade zu uns gesellt. Wir stehen auf einem hohen Abhang, auf Augenhöhe mit dem Titanen. Klar, wir sind klein für ihn, deswegen müssen wir lauter sprechen. »Helena von Troja? Was macht Ihr denn hier?« , fragt er mit einer Stimme, die Berge zum erzittern bringen kann, wäre er nicht so bemüht, leise zu sprechen. »Das ist eine lange Geschichte!! Sagt, habt Ihr hier ein Kind vorbeilaufen sehen?!« . »Aber Ihr seid doch selbst so klein, wie hätte ich da ein kleines Kind gesehen?« . Verwirrt drehe ich mich zu Luzifer. »Ich dachte, wir sind hier um zu verhandeln?« . »Hab ich nie gesagt« . Ich blinzle ihn ungläubig an. »Also wollten wir ihn nur fragen, ob er Karen gesehen hat?«. »So sieht's aus« , antwortet er emotionslos. Ich starre auf meine Hände und fange schließlich doch an zu weinen. »Es ist alles hoffnungslos!« , schluchze ich jämmerlich. Hans versucht mich zu trösten: »Nich' weinen! c(;o;`c) « , bis er dann doch auch weint. So war er immer. Musste ich flennen, fing er auch an. Er ist eben nicht so stark. Karen kann tot sein. Oder für immer verschollen. Ich werde sie nie wieder sehen. Nie wieder... »Kann es sein, dass sie einfach Hunger bekommen hat und zurückgelaufen ist?« , meldet sich Kronos zu Wort. Stimmt. Wieso sind wir nicht vorher darauf gekommen? Hans wischt seine Tränen weg. »Also sind wir den ganzen Weg umsonst gegangen?!«. »Nein, denn jetzt wissen wir, dass es eine hohe Chance gibt, dass sie nicht mehr durch die Hölle rennt« , antwortet Luzifer und macht sich auf den Weg zurück. »Kommt, sie kann nicht weit sein«. Wir folgen ihm bis aus dem Tartarus hinaus und legen eine kurze Rast ein. Hans wischt mir die Tänen aus dem Gesicht, flüstert mir dabei beruhigende Worte zu und drückt mich ganz fest. In Zeiten großer Schwierigkeiten ist Hans mein emotionaler Anker, ich kann mich immer darauf verlassen, dass er mir beisteht. Helena stöhnt erschöpft. »Wollen wir jetzt wieder den ganzen Weg zurücklaufen?« . Sie will ja keine Umstände machen, aber auch sie kann nicht lange verschweigen, dass ihr die Füße weh tun. »Wenn Ihr wollt. Ich nehme lieber mein Teleportfeuer, wer schließt sich mir an?« , sagt Luzifer und streckt demonstrativ eine Hand nach uns aus. Ich starre darauf. »Wir sind den ganzen Weg bis hier hin gelaufen, um uns nach Klein Karen umzusehen, da sollten wir auf den schnellsten Weg wieder zurückkehren, wenn sie wirklich im Schloss sein sollte. Also ich lasse mich lieber teleportieren«. Ich fasse einen Entschluss und stelle mich neben ihn. Hans gesellt sich zu mir und Helena bildet das Schlusslicht. Damit Teleportfeuer auf mich und die anderen übergreift, muss ich Körperkontakt zu Luzifer herstellen. ... Nein, vergiss es! Trotzig schiebe ich Hans zu ihm und tausche somit unsere Plätze. Ich bin wirklich kein Fan davon, mich mit Luzifer auf eine Seite zu schlagen. Er ist der Teufel persönlich. Wir sollten nicht einer Meinung sein. Luzifer zieht Hans an der Taille zu sich, ich halte seine Hand und Helena klammert sich an meinen Arm. Flammen kommen auf und hüllen uns ein. Helena schnappt einmal ängstlich nach Luft. Es ist — wie es aussieht — das erste Mal für sie, mit Teleportfeuer zu reisen. Wir werden in blaue Flammen gehüllt und verschwinden von diesem trostlosen Ort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)