Seduce Me! von Sky- (Drei sind (k)einer zu viel) ================================================================================ Kapitel 16: Unschöner Zwischenfall ---------------------------------- Am nächsten Morgen war Hinata ziemlich spät wach und musste von Takashi geweckt werden, da er ansonsten das Frühstück verpasst hätte. Dennoch fühlte sich Hinata so, als hätte er noch gut eine Weile schlafen können. Wenigstens half ein starker Kaffee, die schlafenden Lebensgeister in seinem Körper zu wecken. Beim Frühstück war er allerdings immer noch ein wenig müde und es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. „Na du scheinst ja ziemlich tief geschlafen zu haben“, bemerkte Takashi. „Ich meine du hast komplett durchgeschlafen und nicht mal geschrieen. Dann hattest du wohl hoffentlich keine Alpträume mehr.“ Hinata wusste es nicht, denn er konnte sich überhaupt nicht erinnern, was er eigentlich geträumt hatte. Das Einzige, was ihm als Erinnerungsfetzen in Erinnerung geblieben war, das war eine Rolltreppe, die eher wie eine Achterbahn verlaufen war. Also ein absoluter Nonsens-Traum, der keinerlei Logik und Bedeutung hatte. Solche abstrakten Träume hatte er schon als kleiner Junge häufig gehabt und er selber war auch froh, wenigstens ein Mal nicht von seinem Vater träumen zu müssen. „Sag mal Takashi, was wollen wir heute eigentlich machen?“ erkundigte sich Hinata und trank noch einen Schluck Kaffee. Er fühlte sich, als könnte er sich gleich wieder ins Bett legen und einfach weiterschlafen. Aber andererseits war er jetzt auch mal mit Takashi alleine, da hatte er noch später Zeit, sich schlafen zu legen. „Ich wollte gleich einen Spaziergang machen und Fotos machen. Hier in der Gegend gibt es wirklich tolle Plätze zum Fotografieren. Es gibt eine Art Wanderroute und auf der liegt auch ein Restaurant, wo wir später was essen können. Wenn du Lust hast, können wir, wenn wir wieder zurück sind, in die heiße Quelle gehen.“ Der Vorschlag klang gar nicht mal so schlecht und Hinata war einverstanden. Nach dem Frühstück kehrten sie auf ihr Zimmer zurück, um sich fertig für den kleinen Ausflug ins Grüne zu machen. Dabei gab Takashi ihm noch ein Moskitospray mit. „Sicher ist sicher“, erklärte er. „Ich hab gehört, dieses Jahr soll’s übel sein mit den ganzen Mücken. Und einige von denen sollen wohl auch Krankheiten übertragen.“ Während sich Hinata mit dem Spray einsprühte, bereitete Takashi noch seine Kamera vor. Sie sah ziemlich teuer aus, allerdings verstand Hinata auch nicht genug davon, um so etwas richtig beurteilen zu können. „Ach ja, was ich noch vergessen habe…“, murmelte Takashi. „Die haben hier auch Tischtennisplatten. Wenn du Lust hast, können wir heute Abend mal eine Runde spielen.“ „Hm ich weiß nicht…“, kam es zögerlich von Hinata, der nun das Spray wegstellte. „Ich bin nicht sonderlich gut darin.“ „Ich auch nicht. Katsuya gewinnt wirklich jedes Mal, wenn ich gegen ihn spiele. Hauptsache ist doch, dass man Spaß hat. Aber sag mal Hinata, was ist eigentlich mit dir los? Du machst irgendwie einen etwas nachdenklichen Eindruck. Ist alles in Ordnung?“ „Nein, alles okay. Ich war vorhin nur ziemlich müde.“ Nachdem Takashi noch zwei Wasserflaschen eingepackt hatte, machten sie sich auf den Weg und verließen die ehemalige Pension. Draußen herrschte bereits wunderbares Sommerwetter. Es war gefühlte 26°C warm und eine leichte Brise wehte. Takashi ging voran und führte ihn in ein Waldstück hinein, wo es einen alten zerfallenen Schrein gab, von dem inzwischen nicht mehr viel übrig geblieben war. Dennoch bot er ein schönes Motiv für Fotografen. Neugierig trat Hinata näher, um sich den alten Schrein genauer anzusehen. Dabei wollte er natürlich wissen, welchem Kami der Schrein eigentlich gewidmet war und bekam von Takashi erklärt, dass der Schrein früher dazu da war, um böswillige Youkai gnädig zu stimmen, damit sie von den Feldern fernblieben. Bevor die Pension in den 40ern gebaut wurde, gab es in der Nähe mehrere Acker gab, die aber oft von wilden Tieren verwüstet worden waren. Da man aber glaubte, es wäre das Werk von Youkai, hatte man den Schrein gebaut. Nachdem die Pension eröffnet worden war und der Ackerbau beendet wurde, hatte man auch den Schrein verkommen lassen. „Woher weißt du das alles?“ fragte Hinata erstaunt, während er eine kleine Tanuki-Statue besah, welcher der Kopf fehlte und die mit Moos bewuchert war. „Ich interessiere mich halt für solche Geschichten und Großvater kennt diese Gegend hier sehr gut, da erzählt er auch gerne solche Geschichten. Katsuya hatte da nie so wirklich ein großes Interesse dafür, aber ich hab diese Geschichten immer geliebt.“ Takashi fotografierte das alte Tor und die überwucherten Statuen und war völlig in seinem Element. Man sah ihm deutlich an, dass das Fotografieren seine große Leidenschaft war. Nachdem er genug Bilder geschossen hatte, setzten sie ihren Weg durch den Wald weiter. Dabei bemerkte Hinata schnell, dass der Weg uneben war, was wohl ein Zeichen dafür war, dass diese Pfade eher selten genutzt wurden. Teilweise musste er wirklich aufpassen, da Wurzeln aus der Erde hervorragten und leicht zur Stolperfalle werden konnten. „Sag mal Hinata, hast du eigentlich Kontakt zu deinen anderen Verwandten?“ Der Kunststudent schüttelte den Kopf und erklärte, dass seine Tante mütterlicherseits seine einzige Nebenverwandte sei und die lebte in Hokkaido und seine Großeltern hatte er nie kennen gelernt. Zwar lebten diese, aber sein Vater hatte mit aller Gewalt den Kontakt zum Rest der Verwandtschaft untersagt. „Wahrscheinlich, damit keiner erfährt, dass dein Vater dich schlägt, oder?“ „Kann sein“, murmelte Hinata mit einem unsicheren Schulterzucken. „Aber mein Vater scheint eh kein gutes Verhältnis zu meinen Großeltern zu haben. Vermutlich diese typischen Schwiegereltern- und Schwiegersohn-Probleme.“ „Also der Klassiker“, schlussfolgerte der ältere Zwilling und blieb kurz stehen, um auf Hinata zu warten, der durch die vielen Unebenheiten im Boden etwas länger brauchte. „Wie hast du denn eigentlich deine Geburtstage verbringen müssen?“ „Da brauchte ich ausnahmsweise mal nicht lernen. Wenn mein Vater gut drauf war, dann haben wir zusammen was gegessen. Aber das kam eher selten vor, weil er eigentlich fast nur schlecht drauf war. Da habe ich mich lieber in meinem Zimmer eingeschlossen oder bin mir neue Mangas einkaufen gegangen.“ „Wann hast du denn Geburtstag?“ „Am 14. März. Da hatte ich Glück, dass mein Vater an dem Tag krank war und ich mich deswegen rausreden konnte, nicht nach Hause kommen zu müssen.“ „Deinen nächsten Geburtstag werden wir so richtig feiern“, beschloss Takashi sofort. „Dann werden wir gemeinsam viel Spaß haben. Klingt doch super, oder?“ Ja, das wäre wirklich schön, wenn er seinen nächsten Geburtstag zusammen mit den Zwillingen verbringen könnte. Hauptsache er musste nicht nach Hause. In dem Moment musste er sich an seinen gestrigen Entschluss erinnern. Daran, dass er Takashi angelogen hatte und ihm verheimlichte, dass er vorhatte, seinem Vater die Meinung zu sagen und ihm die Fakten klar auf den Tisch zu legen. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er das gesagt hätte, aber er wusste auch, was dann passieren würde. Takashi würde versuchen, ihn davon abzuhalten und ihm das auszureden. Oder am Ende würde es darauf hinauslaufen, dass er und Katsuya mit ihm nach Fukuoka fahren würden. Und wenn er seinem Vater erzählte, dass er mit den beiden in einer festen Beziehung war, würde dieser komplett ausrasten. Zwar war Katsuya sportlich, aber dieser hatte auch nie seinen Vater während einem totalen Wutanfall erlebt. In diesem Moment kam ihm sogar ein Bild, dass sein Vater vielleicht sogar das Küchenmesser nehmen und die beiden angreifen würde. Vielleicht war das ja übertrieben, aber diese Angst war trotzdem da. Und wenn Takashi und Katsuya seinetwegen verletzt wurden, dann würden Herr und Frau Itamu auch nicht mehr so liberal sein, sondern die Meinung vertreten, dass eine Beziehung zu ihm zu gefährlich war, vor allem mit so einem Vater. Hinata hasste es zu lügen, aber andererseits war dies die einzige Möglichkeit, die Zwillinge vor seinem Vater zu schützen. Hoffentlich gelang es ihm auch, sein Vorhaben geheim zu halten. Er hatte sogar schon überlegt gehabt, wie er aus Tokyo verschwinden konnte, ohne dass die beiden Verdacht schöpften. Er würde einfach seinen alten Lehrer Herrn Sugiyama als Vorwand nehmen. Ja, das war die beste Möglichkeit, um zu verhindern, dass die Zwillinge Verdacht schöpften. Hinata war so tief in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, wie er mit dem Fuß an einer Wurzel hängen blieb und so konnte er auch nicht rechtzeitig genug reagieren, um den Sturz zu verhindern. Er fiel vornüber, doch Takashi fing ihn auch schon auf und hielt ihn fest. „Pass auf, Hinata. Hier sind überall Stolperfallen. Aber keine Sorge, wir kommen gleich zu einer kleinen Brücke und danach ist der Weg nicht ganz so uneben.“ Ich sollte besser aufhören, die ganze Zeit darüber nachzudenken, dachte sich Hinata und setzte den Weg fort. Zum Glück erreichten sie nach einer Weile tatsächlich eine Brücke, die über einen Bach führte. Sie blieben dort kurz stehen, damit Takashi ein paar Fotos machen konnte. Dabei erzählte er, dass er und Katsuya an diesem Bach gerne kleine Dämme gebaut hätten. Oft genug hatte ihre Großmutter erzählt, dass in diesem Bach kleine Kappas lebten. Daraufhin hatten sie versucht, einen zu fangen, was natürlich nicht geklappt hatte. Nachdem sie den Bach überquert hatten, ging es auf einem wesentlich ebeneren Weg weiter und es dauerte nicht lange, bis sie den Wald verlassen hatten. Wie Takashi schon angekündigt hatte, gab es ein kleines Restaurant, wo sie etwas essen konnten. Während Takashi kurz auf die Toilette gehen wollte, suchte sich Hinata einen schattigen Platz aus, wo er warten wollte. Das Restaurant war eine eher schlichte Gaststätte, die an einer Landstraße lag und wahrscheinlich eher von Wanderern oder Durchreisenden besucht wurde. Aber es reichte auf jeden Fall für ein einfaches Mittagessen. Dafür hatte das kleine Restaurant eine schöne Lage. Es lag direkt an einem Wald und im Sommer lohnte es sich wirklich, draußen zu sitzen. „Hey du da! Was sitzt du da auf unserem Platz?“ Hinata sah plötzlich drei ziemlich große Kerle um die 30 Jahre vor sich stehen. Sie trugen Lederwesten und wirkten wie Mitglieder einer Motorradgang. Und so wie die aussahen, waren sie auf Streit aus. Doch allein schon bei ihrem Anblick rutschte ihm das Herz in die Hose und die Stimme versagte ihm fast gänzlich. „E… Entschuldigen Sie… a…a…aber da stand nirgendwo dran, dass der Platz…“ Sofort wurde er von einem der Männer grob am Kragen gepackt und hochgezerrt. „Willst wohl auch noch frech werden, was? Anscheinend hat dir keiner Manieren beigebracht, du Waschlappen!“ Grob wurde Hinata weggestoßen und fiel zu Boden. Ein paar der anderen Gäste schauten auf, aber keiner machte Anstalten, sich da einzumischen. Nun kamen die Männer näher und einer von ihnen wollte schon zuschlagen, um dem Kunststudenten eine Abreibung zu verpassen, da knallte plötzlich eine Wasserflasche gegen seinen Kopf und fiel daraufhin zu Boden. Erschrocken suchte Hinatas Blick nach dem Werfer: es war Takashi, der wieder zurückgekommen war. Und dieser wirkte mehr als nur sauer. „Oh Entschuldigung“, rief dieser sarkastisch. „Ich hab dich offenbar mit Abfall verwechselt. Mein Fehler!“ „Takashi!“ rief Hinata entsetzt, denn er wusste, was nun folgen würde: die Männer würden auf ihn losgehen und ihn krankenhausreif schlagen. Was zum Teufel dachte sich dieser auch noch dabei, diese Kerle so dermaßen zu provozieren? War er denn verrückt geworden? Sofort wandte sich der Mann, den die Wasserflasche getroffen hatte, zu Takashi um und er sah aus, als würde er jeden Moment explodieren. „Wie war das?“ brüllte er und kam mit seinen beiden Begleitern auf ihn zu, doch Takashi sah nicht so aus, als würde er sich großartig davon beeindrucken lassen. „Willst du Stress haben oder was?“ Obwohl der Mann keifte wie ein Pitbull, dem man auf dem Schwanz getreten hatte, blieb Takashi felsenfest stehen und zeigte nicht die geringste Spur von Angst. „Muss wohl toll sein, zu dritt auf einen Jüngeren loszugehen, der sich nicht wehren kann, wie? Mein Freund hat sich einen Platz ausgesucht und es steht nicht euer Name drauf. Also macht, dass ihr wegkommt, oder sonst bin ich hier noch derjenige, der unfair spielen wird.“ Doch mit den Kerlen war nicht zu reden und als der erste auf Takashi losgehen wollte, machte er etwas, was Hinata ihm nie im Leben zugetraut hätte und was ihn erst mal sprachlos machte: Takashi packte den Arm des Mannes und schaffte es doch tatsächlich, ihn mit einem Überwurf zu Boden zu schicken. Als der zweite zuschlagen wollte, duckte er sich einfach und schlug ihm mit der Faust unter die Gürtellinie, dem dritten trat er zwischen die Beine und setzte ihn damit ebenfalls außer Gefecht. Sofort eilte Takashi zu Hinata und half ihm hoch. „Hinata, alles in Ordnung mit dir?“ „Ja, alles bestens“, stammelte der 20-jährige und sah auf die drei Gangmitglieder. „Aber wie… wie hast du…“ „In der Mittelschule waren Katsuya und ich mal im Karateverein. Meine Kenntnisse sind zwar ziemlich eingerostet, aber dafür reicht es noch alle Male. Gibst du mir mal eben meine Tasche? Ich ruf eben die Polizei an, damit diese sich um das Krawalltrio kümmert. Ich habe echt keine Lust auf eine Prügelei.“ Und wenig später war die Polizei eingetroffen, um sich um die Gangmitglieder zu kümmern und so kehrte wieder etwas Ruhe ein. Trotzdem war Hinata froh, als sie nach dem Essen wieder zurück zur ehemaligen Pension gingen und zurück waren. Immer noch steckte ihm der Schreck von vorhin tief in den Knochen, doch da war noch etwas anderes gewesen, was ihn nicht losließ: Takashi hatte keine Angst gehabt, als er sich diesen Typen entgegengestellt hatte, die so bedrohlich gewirkt hatten. Wie hatte er das nur geschafft? Genau diese Frage stellte er ihn, als sie zum Abend hin wieder in die heiße Quelle gingen, um ein wenig zu entspannen. „Takashi, diese Leute sahen gefährlich aus. Hattest du denn keine Angst gehabt?“ „Natürlich hatte ich welche“, gab der ältere Zwilling ohne weiteres zu, was den 20-jährigen nun endgültig verwunderte. Zugleich aber erklärte er noch „aber man darf sich seine Angst niemals anmerken lassen. Wenn du Angst zeigst, vermittelst du deinem Gegner Schwäche und dass du dich leicht einschüchtern lässt. Aber je selbstbewusster du rüberkommst, desto schwieriger wird es für ihn. Und vor allem muss man seine Angst im Griff haben. Wenn ich in Angst geraten würde, dann hätte ich wahrscheinlich nichts ausrichten können, aber wenn man seine Gefühle unter Kontrolle hat, kann man einer Bedrohung ganz anders gegenübertreten. Aber dazu braucht man vor allem Selbstbeherrschung und Charakterfestigkeit.“ „Für einen Moment hatte ich echt Angst um dich“, gab Hinata zu und ging noch etwas tiefer in das heiße Wasser. „Ich dachte wirklich, die bringen dich noch um.“ „Hey, ich habe dir doch gesagt gehabt, dass ich dich beschützen werde.“ Takashi kam nun zu ihm, legte einen Arm um ihn und drückte ihn dann fest an sich. „Ich habe versprochen, dass ich nicht zulassen werde, dass du wieder geschlagen wirst.“ Und damit küsste der ältere Zwilling ihn und Hinata erwiderte den Kuss. Als er in Takashis Armen lag und seine zärtliche und liebevolle Umarmung spürte, da dachte er wieder an sein heimliches Vorhaben. Eine Stimme begann sich in seinem Inneren zu regen. Eine Stimme, die ihm riet, Takashi alles zu sagen und ihn zu bitten, ihn nach Fukuoka zu begleiten. Es wäre die vernünftigste Entscheidung, immerhin war er ja auch mit diesen drei Typen fertig geworden. Doch da herrschte immer noch Widerstand in ihm und letzten Endes fällte er für sich die Entscheidung, nichts zu sagen. Das mit seinem Vater war allein sein Problem und die Zwillinge hatten schon genug für ihn getan, da war es auch mal an der Zeit, etwas selbst zu tun, anstatt sich ständig nur auf andere zu verlassen und sie alles erledigen zu lassen. Das war sein Kampf, den er alleine bestreiten musste. „Glaubst du, ich schaffe es auch mal, so stark zu sein?“ „Ganz bestimmt. Wenn du an dir arbeitest und dir deine Stärken vor Augen hältst, dann wirst du auch an Mut und Selbstvertrauen dazugewinnen. Du bist ja jetzt schon um einiges mutiger als vorher.“ Ja, aber noch lange nicht mutig genug, dachte sich Hinata, der sich wieder vor Augen halten musste, dass er immer noch ein weinerlicher Angsthase war, der sich immer nur von anderen in Schutz nehmen lassen musste. Er war es auch leid, immer in dieser Rolle festzustecken und immer der arme, ängstliche Hinata zu sein, der sofort in Tränen ausbrach, wenn es ihm zu viel wurde. Er wollte ja mutiger werden und zeigen, dass auch etwas anderes in ihm steckte, als nur eine jämmerliche Heulsuse. „Ich wünschte, ich wäre vorhin mutiger gewesen, so wie du.“ „Besser nicht“, riet Takashi ihm und schüttelte den Kopf. „Diese Kerle waren zu dritt und die hätten dich noch ziemlich verprügelt, wenn du versucht hättest, dich ihnen entgegenzustellen. Weißt du, mutig zu sein hat nicht immer was mit klug sein zu tun. Wenn du von vornherein im Nachteil bist, weil du drei Muskelprotze vor dir hast, die auf Krawall gebürstet sind, da ist es schlauer, lieber klein bei zu geben und zu gehen, ansonsten bist du derjenige, der alles abkriegt. Eine dicke Lippe riskieren sollte man da nur, wenn man einen Vorteil gegen diese Leute hat. Zugegeben… normalerweise hätte ich mich mit solchen Leuten gar nicht angelegt, sondern wäre halt gegangen, um Streit zu vermeiden, aber in der Situation blieb mir halt nichts anderes übrig. Und auch das hätte schief gehen können, nämlich das ich hinterher derjenige bin, der im Krankenhaus landet. Es ist nicht falsch, manchmal ein Feigling zu sein und es ist nicht immer gut, mutig zu sein.“ „Trotzdem wünschte ich mir, ich wäre nicht immer so eine ängstliche Heulsuse.“ Hieraufhin legte Hinata seinen Kopf mit einem etwas nachdenklichen Blick auf Takashis Schulter und eine Weile lang hielt seine Stimmung auch an. Als sie aber schließlich die heiße Quelle verließen und ins Haus gingen, um ein wenig Tischtennis zu spielen, da lachten sie zusammen und hatten gemeinsam ihren Spaß, auch wenn keiner von ihnen wirklich gut Tischtennis spielen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)