Wie man auf dem Rücken des Windes reitet -James & Lily the Prequel von Teela-chan (James&Lily) ================================================================================ Kapitel 38: Potter Manor ------------------------ 38. Akt: Potter Manor „Frag dich nicht was richtig ist, sondern frag dich, was du fühlst. Hör auf zu fragen, ob du kannst, sondern frag dich ob du willst.“ Eine Weile betrachtete sie ihn eingehender, wie er aufrecht vor ihr stand, mit geradem Rücken und erhobenem Kinn. Er hatte beinahe edle Gesichtszüge mit seinen markannten Wangenknochen und dem kinnlangen schwarzen Haar. Sie war sich beinahe sicher, wenn da nicht der goldene Löwe des Hauses Gryffindor an seiner Brust prangen würde. »So wie du da stehst, könnte man fast meinen du seist ein Black«, sagte sie schließlich. Sirius runzelte die Stirn und überlegte einen Moment lang, ob er wirkllich antworten sollte. Immerhin wusste er nicht wer sie war. Möglicherweise wäre es besser seinen Namen nicht preis zu geben. »Ich bin ein Black«, sagte er dann. Sie schnaubte. In seiner Stimme schwang nicht der übliche Stolz der Blacks mit. Es klang beinahe gequält, als könne er selbst kaum glauben, was er soeben gesagt hat. Und das erinnerte sie an jemanden. Für einen Moment schweiften ihre Gedanken zu ihm, zu dem, dessen Blick sie mit eben dieser Traurigkeit angesehen hatte, wie ihr Gegenüber es gerade tat. »Ein abtrünniger Black«, fügte Sirius dem hinzu und lachte dabei tonlos. »Scheinbar habe ich ein paar alte Gewohnheiten in meiner Haltung beibehalten.« Die junge Frau atmete aus und sammelte sich wieder. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und nahm eine lässige Haltung ein. »Ein Black, der nicht in Slytherin ist.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. »Ah, ich verstehe, Walburgas erster Sohn.« Die junge Frau schien einen Moment lang darüber nachzudenken, warum sie nicht früher darauf gekommen war. Seine Geschichte war immerhin fast berühmt und doch versuchte alle Welt diese Tatsache unter den Teppich zu kehren. »Du kennst sie?«, fragte Sirus dann und versuchte den kalten Schauer, welcher ihm bei der Nennung ihres Namens über den Rücken lief, möglichst zu verbergen. Doch die Frau schenkte ihm nur ein selbstgefälliges Grinsen, woraufhin Sirius die Augen verdrehte. »Bloß nicht zu viele Informationen preis geben«, stichelte er, woraufhin sich ihr Grinsen in ein arrogantes Lächeln verwandelte. »Ich kenne sie nicht persönlich, aber ich habe sie einmal gesehen. Deine Geschichte ist beinahe legendär. Der Sohn, der sich gegen seine Familie und dessen Werte aufllehnte, wie es nie zuvor ein Black getan hatte. Wie konnte ich nur deinen Namen vergessen, Sirius Orion Black.« Sirius räusperte ich verlegen. »Nur Sirius. Da du meine Geschichte kennst, weist du, dass ich dem Rest meiner Familie den Rücken gekehrt habe.« »Oh ja, dass weiss ich. Armer Reg.« »Du kennst meinen Bruder? Was hast du mit ihm zu schaffen?« Für einen Moment blitzte etwas in seinen Augen auf. Sie konnte nicht genau deuten was es war, doch sie hörte den verzweifelten Unterton in seiner Stimme. Vielleicht bildete sie es sich ein, doch sie hatte den Eindruck, dass er sich wirklich Sorgen um seinen Bruder machte. »Antworte schon«, fuhr er sie beinahe an. Sie runzelte die Stirn und starrte ihn einen Moment lang an. Sie schien zu überlegen, was sie sagen sollte oder vielleicht auch, ob sie etwas sagen sollte. »Ich denke nicht, dass du das Recht hast, diese Frage zu stellen«, sagte sie nach einer Weile. »Immerhin hast du ihn zurückgelassen, als du, wie du es sagtest, deiner Familie den Rücken gekehrt hast.« Das hatte definitiv gesessen. Es waren beinahe dieselben Worte, die auch Regulus damals verwendet hatte, als sie bei McGonagals Strafarbeit gemeinsam an einem Projekt arbeiten mussten. Hatte sie recht? Hatte Regulus recht? War das wirklich so gewesen? Hatte er ihn zurückgelassen? Nein! Das stimmte nicht. Er hatte immer versucht für seinen Bruder da zu sein. Er hatte immer versucht ihn vor seinen Eltern zu beschützen. Er hatte sogar einige seiner Bestrafungen auf sich genommen, damit er in Sicherheit war. Doch als er damals nach Gryffindor kam und im Jahr darauf Regulus nach Slytherin, hatte sich alles verändert. Sirius' Familie nahm seinen Bruder nun anders wahr. Es war eine große Bürde für ihn, da es nun an Regulus war den Namen Black wieder reinzuwaschen und auf eine verquere Art und Weise schien Regulus das zu gefallen. Denn nun lag das Augenmerk seiner Eltern auf ihm. Sirius konnte es nicht verhindern, egal was er sagte und für ihn tat. Seine Mutter war schon immer sehr manipulativ gewesen. Er hatte schon früh bemerkt, dass sie versuchte die beiden Brüder gegeneinander auszuspielen und letztendlich hatte sie es geschafft. Regulus hatte sich von ihm abgewandt. Er wollte seine Hilfe nicht mehr, er wollte alleine klar kommen und Sirius hatte das akzeptieren müssen. Ob er wollte oder nicht. »Ich liebe meinen Bruder, vermutlich ist er der einzige in meiner Familie zu dem ich je eine richtige Beziehung hatte, bevor diese Frau alles zerstört hat. Also ja, ich habe das Recht, dass zu fragen!« Seine Stimme war fest und sein Wille eisern. Das war das Auftreten der Blacks. Er stand da voller Überzeugung und sein Blick starrte sie beinahe nieder. Für einen Moment wirkte sie beinahe beeindruckt und schenkte ihm ein schiefes Lächeln, während sie mit ihren blutroten Nägeln einmal durch ihr dunkles Haar fuhr. Erst jetzt bemerkte er, wie schön sie war mit ihrer blassen Haut und den dunkeln Augen. Er fragte sich wie alt sie wohl war. Sie sah kaum älter aus als er selbst, dennoch wirkte ihr Auftreten zugleich sehr viel erwachsener als sie zugab. »Wenn er dir wirklich das bedeutet, was du soeben gesagt hast, dann solltest du jetzt gehen und aufpassen, dass er keine Dummheiten anstellt.« »Was meinst du damit?«, fragte er verwirrt, doch es schwang auch ein wenig Panik in seiner Stimme mit. Die junge Frau wandte sich um und ließ dabei ihr lockiges braunes Haar um ihre Hüften wehen. »Es hat schon angefangen. Ich kann es hören«, sagte sie dann und blickte tiefer in den Wald hinein. Sirius blieb einen Moment lang ganz still stehen, doch er konnte nichts außergewöhnliches hören. Er folgte ihrem Blick, welcher tiefer in den Dickicht gerichtet war. Es war nicht mehr weit bis Hogsmeade. Doch so sehr er sich auch konzentrierte, er konnte nur den Wind hören, welcher durch die Baumkronen des verbotenen Waldes wehte. Aprubt wandte sie sich wieder zu ihm um. »Beeil dich!«, wies sie ihn an. »Geh nach Hogsmeade. Jetzt. Rette ihn, wenigstens ihn.« Die letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. »Retten wovor?«, fragte Sirius nun sichtlich nervös. Doch die junge Frau warf ihm nur einen traurigen Blick zu. »Vor seinem Schicksal«, sagte sie so leise, dass er es beinahe nicht verstanden hätte. »Vielleicht bist du ja in der Lage es zu ändern! Ich muss los«, sagte sie dann und sammelte sich scheinbar wieder, da sie sofort ihren arroganten Blick aufgesetzt hatte. Dann wandte sie sich von ihm ab und ging in die entgegengesetzte Richtung auf den Dickicht zu. »Wie heißt du?«, rief er ihr noch nach. »Ich habe keinen Namen«, antworte sie ihm nur und verschwand zwischen den Bäumen. Einen Moment lang blickte Sirius ihr noch nach, doch dann verwandelte er sich wieder in den zotteligen schwarzen Hund und rannte los. Er wusste nicht genau, was sie damit gemeint hatte, dass er Regulus retten sollte. Doch er hatte ein ungutes Gefühl. Als er sich Hogsmeade näherte, nahm er plötzlich Lärm wahr. Es war lauter im Dorf als sonst und das konnte nur heißen, dass diese Frau recht gehabt hatte. Es war etwas im Gange. Menschen liefen wild durcheinander. Es wurden Flüche hin und hergeschossen und Schreie übertönten das Zischen der Lichtblitze aus den Zauberstäben. Es war wie damals vor Schuljahresbeginn in der Winkelgasse. Sirius blieb stehen und versuchte sich einen Überblick in dem Wirrwarr zu verschaffen. Im Dorf war eine Panik ausgebrochen. Er sah die Auroren, welche an den Enden des Dorfes Schutzbarrieren errichtet hatten, um die Leute in Sicherheit zu bringen. Er erkannte eine Gruppe von Schülern, vermutlich Drittklässlern, welche von Auroren hinter eine der Barrieren gebracht wurden. Die Gruppe verschwand kurz darauf. Es wurden wohl Portschlüssel für die Evakuierung eingesetzt. Und dann sah er ihn plötzlich. Sein bester Freund, James Potter rannte mit erhobenem Zauberstab auf eine der Barrieren zu. Er hatte Lily Evans am Handgelenk gepackt und schleifte sie hinter sich her. Doch dieser gelang es, sich aus seinem Griff zu befreien. Worte wurden ausgetauscht und dann wandte sie sich um und rannte zurück in das Wirrwarr aus herumlaufenden Menschen. Sirius konnte von weitem erkennen, wie James vor sich her fluchte. Doch dann wandte er sich um, und folgte Lily Evans zurück ins Geschehen. Sirius wollte den beiden gerade folgen, als er den schwarzen Haarschopf entdeckte, welcher seinem so ähnlich war. Regulus schien die beiden ebenfalls beobachtet zu haben, da er versuchte ihnen mit etwas Abstand durch die Massen zu folgen. Sirius erinnerte sich an die Worte der jungen Frau im Wald. Ohne zu zögern folgte er mit etwas Abstand seinem Bruder durch die Massen. Er schien einen etwas anderen Weg zu nehmen als James, doch die Richtung war dieselbe. Es war nicht leicht gegen die Leute anzukommen, die ihm alle entgegenrannten, doch irgendwie hangelte er sich durch und dann geschah alles sehr schnell. Der Schulsprecher Chad Oldren stand dort mitten in den Massen, nahe der drei Besen und fuchtelte mit seinem Zauberstab herum, während Lily Evans sich an seinen Arm klammerte, um ihn von irgendetwas abzuhalten. Wütend griff er ihr ins Haar und riss so stark ihren Kopf zurück, dass sie einen Aufschrei nicht unterdrücken konnte. Sirius wollte einschreiten und lief auf die beiden zu, doch einen Moment später knallte etwas kleines goldenes an Chad Oldrens Kopf. Dieses etwas landete auf dem Boden und beanspruchte plötzlich seine ganze Aufmerksamkeit. Chad stieß Lily von sich weg und stürzte sich auf den Boden. Doch kurz bevor er es erreichen konnte, betrat James die Szene und kickte es mit dem Fuß weiter in die Menge, genau in Sirius' Richtung. Es landete fast vor seinen Füßen, das goldene Medaillon, doch dann tauchte sein Bruder aus der Masse auf und griff nach dem goldenen etwas. Er schien beinahhe zu Lächeln, als er es in seiner Hand betrachtete. »Nehmt euch bei den Händen!«, rief plötzlich eine Stimme und Sirius wandte sich einen Moment lang von seinem Bruder ab, nur um zu sehen, wie seine Freunde vor seinen Augen verschwanden. Sirius blinzelte ein paar Mal. Es musste ein Portschlüssel gewesen sein. Als er sch umwandte, sah er gerade noch wie Regulus' schwarzer Haarschopf in der Menge verschwand. *** Lily spürte wie jemand nach ihrer Hand griff und seine Finger darin verschlung. Als sie aufblickte sah sie gerade noch wie James Potter eine Taschenuhr mit der Eleganz eines Suchers, der er eigentlich nicht war, auffing. Daraufhin wurde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen und alles hüllte sich in weißen Nebel, bevor sie sich dem Schwindelgefühl hingab und die vier Freunde verschwanden. Schlimmer als bei jeder Achterbahnfahrt drehte sich ihr der Magen um. Sie wusste nicht wie lange sie sich in diesem Sog befand, der ihre Eingeweide einmal gründlich durch den Fleischwolf zog. Doch dann löste sich dieses unangenehme Gefühl plötzlich auf und sie landete auf harten Asphaltboden. Einen Moment lang traute sie sich nicht die Augen zu öffnen. Der Boden war feucht und als sie aufblickte benetzte feiner Nieselregen ihre Haut. »Alles in Ordnung?«, fragte sie eine vertraute Stimme. Lily wandte sich um und sah in Remus aschfahles Gesicht, welches schon seit gestern von dunklen Ringen gezeichnet war. Er wirkte erschöpft und müder den je. »Ich... Chrm. Ich denke schon«, stotterte sie. Remus schenkte ihr ein Lächeln. »Dann kannst du sie jetzt loslassen, bevor du ihr den Arm brichst«, sagte er sanft. »Oder mir«, fügte James hinzu. Lily blinzelte ein paar Mal und sah dann, dass sie immer noch ihre Finger in Marys Umhang gekrallt hatte. Und ihre linke Hand war fest mit der von James Potter verschlossen. »Oh«, sagte sie dann leicht benommen und lies sofort James' Hand los, ohne ihn auch nur anzusehen und wandte sich direkt der fast bewusstlosen Mary zu. »Wir sollten sie ins Haus bringen und uns ihre Verletztungen ansehen«, sagte Remus und stand als erster vom nassen Boden auf. »Außerdem ist es hier nicht sicher«, fügte James hinzu, der sich mit erhobenen Zauberstab argwöhnisch in der Gegend umsah. James ging auf die Knie und legte seine Arme unter Marys Rücken und Kniekehlen und hob sie in einem Ruck hoch. »Gehen wir.« Lily blinzelte ein paar Mal. Sie schien darüber verwirrt zu sein mit welcher Leichtigkeit er ihre Freundin einfach so hochgehoben hatte. »Sie ist nicht leicht, Miss Evans, also würden Sie jetzt bitte vom feuchten Boden aufstehen«, sagte James charmant. Remus seufzte und half Lily auf die Beine. Dann folgte sie den Jungs ein Stück die Straße entlang. Es war nicht weit bis sie den Vorgarten eines großen Hauses erreichten. Man konnte dieses Haus schon fast als Vorstadtvilla bezeichnen. Remus öffnete solide das Tor am Eingang des Vorgartens und James trug Mary durch den Garten zur Haustür. Lily folgte den beiden und fragte sich insgeheim, warum die Jungs sich hier so gut auskannten. Remus bemerkte ihre verwunderten Blicke und musste schmunzeln. Er konnte sich genau daran erinnern, dass er eben so fasziniert war wie sie jetzt, als er das erste Mal dieses Haus betrat. »Willkommen auf Potter Manor«, raunte Remus ihr zu als Lily an ihm vorbei durch die Tür des riesigen Hauses trat. Das Haus schien von innen viel größer zu sein als von außen. Zumindest kam es ihr so vor, als sie den großen Flur mit der breiten Wendeltreppe betrat. Eine recht kleine Frau mit braunem Haar, welches sie zu einem unordentlichen Dutt zusammen gesteckt hatte eilte die Treppen herunter und den Flur entlang auf sie zu. »James! Was ist passiert?« »Es gab einen Angriff auf Hogsmeade. Das Dorf wurde evakuiert«, antwortete er schnell. Euphemia Potters Blick wanderte von ihrem Sohn zu dem Mädchen in seinen Armen, welches kaum noch bei Bewusstsein war. »Sie braucht Hilfe. Bring sie nach oben«, ordnete sie an und schob James zur Treppe. »Ein Fluch hat sie getroffen«, sagte Lily aufgeregt, welche den beiden die Treppen nach oben folgte. »Weisst du was für einer?« »Nein. Es war ein stummer Zauber. Ich sah nur einen roten Lichtblitz.« Tränen sammelten sich in Lilys Augenwinkeln, doch sie versuchte sie wegzublinzeln. »Okay, wir werden sehen«, sagte Euphemia und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Dann öffnete sie eine Tür und die vier betraten ein Schlafzimmer, welches vermutlich als Gästezimmer genutzt wurde. James legte Mary auf dem Bett ab und trat einen Schritt zurück, während Euphemia ihren Zauberstab aus ihrer Jackentasche hervorholte. »Dad ist noch dort, Mom. Er gab uns seinen Notfallportschlüssel.« Euphemia nickte ihm kurz zu. Lily erkannte, dass sie die Lippen zusammengepresst hatte. »Ich kümmere mich um sie. Geht jetzt.« »Aber- «, setzte Lily gerade an, doch James hatte bereits seine Hände auf ihre Schultern gelegt und drehte sie zur Tür um. »Keine Angst«, raunte James ihr ins Ohr und schob sie aus dem Türrahmen hinaus. Lily spürte immer noch seinen warmen Atem an ihrem Nacken, als er die Tür hinter ihnen schloss. »Hab Vertrauen. Sie ist gut darin, dass zu tun, was nötig ist.« Lily nickte leicht benommen. Vertrauen war scheinbar etwas, was dieser Tage ziemlich kostbar war. James musterte sie unsicher. Sie sah ziemlich fertig aus, wie sie da vor ihm stand mit zwei blutenden Kratzern im Gesicht, einer blutdurchtränkten Bluse, aufgeschrabbten Knien und zerzaustem Haar. Dennoch musste er schmunzeln. »Was ist?«, fuhr sie ihn an. James räusperte sich. »Wenn ich das so direkt sagen darf, Sie sehen ziemlich scheiße aus Miss Evans«, sagte er dann. Lily schenkte ihm ein gespielt aufgesetztes Grinsen. »Charmant wie immer Mr. Potter«, erwiderte sie und verdrehte dabei die Augen. »Warte hier kurz«, sagte er dann und verschwand hinter einer der anderen sechs Türen, die sich auf dieser Etage befanden. Kurz darauf kam er mit einem rotem Pullover in seiner Hand zurück. »Hier«, sagte er dann und reichte ihr den Pullover. »Du solltest das Blut auswaschen«, sagte er nur und deutete auf die Tür ihm gegenüber. Lily nickte nur und betrat das Badezimmer. Als sie die Tür hinter sich schloss, hatte sie das Bedürfnis zusammen zusacken, doch sie zwang sich dazu durchzuhalten. Das konnte sie sich jetzt nicht leisten. Also trat sie einen Schritt vor und warf einen Blick auf ihr Äußeres in dem großen mit goldenen Ranken verzierten Badezimmerspiegel. Sie schnaubte und konnte ein hysterisches Lachen nicht unterdrücken. James Potter hatte nicht untertrieben, als er eben gesagt hatte, dass sie ziemlich scheiße aussehen würde. Es hätte sogar beinahe als Kompliment gelten können. Dann knöpfte sie ihren Carigan auf, nahm die Gryffindor Kravatte ab und zog ihre blutdurchtränkte weiße Bluse über den Kopf. Als sie den Wasserhahn aufdrehte und das kühle Wasser ihre Hände benetzte, fühlte sich das unglaublich gut an. Als hätte sie es ewig nicht gespürt. Nachdem sie sich gewaschen hatte und sich mit einem der Handtücher trocken tupfte, bemerkte sie wie es etwas blau um ihre Rippen wurde. Sie musste sich die Rippe geprellt haben, als Chad Oldren sie von sich weg gestoßen hatte. Vorsichtig zog sie sich den roten Pullover über, streifte sich noch einmal die Haare hinter das Ohr und öffnete die Badezimmertür wieder. James, welcher neben der Tür an der Wand gelehnt hatte, stieß sich von der Wand ab und trat sofort auf sie zu. »Schon besser«, sagte er dann und führte sie zurück ins Badezimmer, aber diesmal folgte er ihr und schloss die Tür hinter ihnen. Lily lies sich auf dem Badewannenrand nieder und beobachtete ihn dabei wie er eine Flasche Desinfektionsmittel aus dem Badezimmerschrank holte und etwas davon auf ein frisches kleines Handtuch schüttete. »Möglicherweise brennt das jetzt etwas«, sagte er dann und tupfte damit über Lilys Stirn und danach über ihre Wange. Sie hatte sich zwar das Blut abgewaschen, aber aus den Wunden flosss bereits ein wenig neues Blut. Das gleiche tat er mit ihren aufgeschürften Knien. Dann griff James in seine Hosentasche, den Umhang hatte er scheinbar zwischenzeitlich abgelegt und richtete seinen Zauberstab auf ihre Stirn und anschließend auf ihre Wange. »Episkey«, sagte er dann und die blutigen Kratzer schlossen sich, sodass nur noch ein feiner Hauch der Wunden zurück blieb und diese würden wahrscheinlich in den nächsten Tagen verblassen. »Ich denke Sie sehen wieder vorzeigbar aus Miss Evans«, sagte er dann und versuchte sich an einem schmalen Lächeln, welches sie ihm nicht abkaufte. Auch er tat heute nur so, als wäre alles in Ordnung, denn diese Hoffnung war immer noch besser, als sich das vor Auge zu führen, was heute beinahe alles passiert wäre. »Was ist los?«, fragte er, als er ihren grüblerischen Gesichtsausdruck bemerkte. Dann zog er besorgt die Augenbrauen zusammen. »Mein Dad ist Auror. Es kommt nicht selten vor, dass er... nun ja.. etwas zugerichtet nach Hause kommt. Meine Mom kennt sich also sehr gut damit aus, was in einem solchen Fall zu tun ist, also habe etwas vertrauen bitte.« Dann war es still für einige Sekunden. Lily blickte auf den Boden, sie konnte ihm nichts ins Gesicht sehen. »Wem kann man schon noch vertrauen.« Es war kaum mehr als ein Flüstern. Einen Moment lang sah er sie ausdruckslos an, bevor er seine Hand auf ihre legte und ihren Blick suchte. »Mir kannst du vertrauen«, sagte er dann und als Lily ihn ansah, erkannte sie die Ernsthaftigkeit in seinen Augen. Es war als wären das erste Mal für sie, seine Gedanken völlig klar. »Komm, wir warten im Wohnzimmer«, sagte er dann und zog sie auf die Beine, bevor er sie die Wendeltreppe zurück nach unten führte. Das Wohnzimmer der Potters war der vermutlich größte Raum in der unteren Etage. Die Tapeten waren in einem viktorianischen Muster gehalten, ebenso wie die goldumrankten Bilder und Spiegel in diesem Raum. An der Wand prasselte ein Feuer im Kamin. Remus saß auf einem der hinteren grünem Ohrensessel und hatte seine Fingernägel in ein Kissen gekrallt. Langsam versuchte er ein- und auszuatmen. Es fiel ihm schwer sich darauf zu konzentrieren, doch ihm blieb nichts anderes übrig, als es zu versuchen. James plazierte Lily auf einem der großen grünen Zweier Sofas und ging langsam zu seinem Freund herüber. Die beiden schienen eine Art stummes Gespräch zu führen, da sie sich einfach nur ansahen und Remus ihm schließlich zu nickte. Dann wurde es ruhig im Wohnzimmer der Potters. Remus blieb in dem Sessel in der Ecke sitzen und sagte kein Wort. James hatte sich an das Fenster gelehnt und beobachtete nervös die dunklen Wolken am Himmel. Es war nicht mehr viel Zeit bis der Mond vollends aufgehen würde. Lily knetete nervös ihre Hände auf ihrem Schoß und sah alle paar Sekunden zur Tür, doch James' Mutter kam nicht nach unten. Sie machte sich Sorgen um Mary, denn auf eine verquere Art war das alles ihre Schuld gewesen. Wenn sie nur nicht ihren Namen gerufen hätte, dann hätte Chad niemals diesen Fluch auf sie abgefeuert. Bei dem Gedanken wurden ihre Augen wieder wässrig. Sie schnaubte innerlich, als sie daran dachte, wie sehr sie Chad Oldren vertraut hatte. Er war Schulsprecher gewesen und sie hatte sich oft mit ihm unterhalten, sogar allein. Sie bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken, was er in diesen Momenten alles hätte tun können. Dann betrat Euphemia Potter den Raum und Lily sprang sofort vom Sofa auf. »Das war kein einfacher Fluch«, sagte sie dann. »Ich konnte die Wunde zwar schließen und einen weiteren Bruch an ihrem Arm heilen, aber für den Rest fehlen mir leider die Zutaten. Ich werde ins St. Mungos Hospital apparieren und dort den Trank brauen lassen.« Sie lächelte Lily zu als sie ihren besorgten Blick sah. »Ich habe ihr einen Schlaftrank verabreicht. Sie wird bisweilen keine Schmerzen verspüren, bis ich zurückm bin. Du kannst zu ihr«, ermutigte sie sie dann. »James, schließ die Verteidigung wieder, sobald ich weg bin.« James nickte ihr zu und Lily hangelte sich an den beiden vorbei in den Flur und ging die Treppen zurück hoch in das Zimmer, indem Mary lag. Lily strich ihrer Freundin eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Marys Atem schien ruhig und gleichmäßig zu sein. Der Schlaftrank musste wirklich gut und vor allem aus hochwertigen Utensilien gebraut worden sein, sonst hätte er nie so gut seine Wirkung gezeigt. Lily lehnte sich erleichtert in ihrem Stuhl zurück. Sie rieb sich mit den Händen durch das Gesicht und versuchte mit geschlossenen Augen ruhig ein und auszuatmen. Sie war froh, dass die Sonne beinahe unter gegangen war und sich dieser verdammte Tag damit seinem Ende neigte. Denn noch mehr, als alles was heute Geschehen ist, hätte sie beim besten Willen nicht ertragen können. Ihre Bilder an den Wänden von Hogwarts, ihre Wut und Enttäuschung gegenüber James, der Gerüchhteanturm und die Anfeindungen ihrer Mitschüler ihr gegenüber, schienen noch der beste Teil des Tages gewesen zu sein, wenn sie an den Angriff auf Hogsmeade dachte, die Todesser, Chad Oldren, der sie angegriffen hatte, Chad Oldren, der Mary beinahe tödlich verletzt hatte... und schließlich die Reise per Portschlüssel nach Potter Manor. James Potter. Lily seufzte als sie an ihn dachte. Er hatte mindestens zwei Gesichter. Eines welches er sich selbst und seinen Freunden gegenüber zeigte und eines, was er dem Rest der Welt entgegenbrachte. Und eben dieses Gesicht hatte viele Masken. Womöglich eine für jede Situation. Er war so anders, in seiner Art so unberechenbar. Sie wusste nie was er als nächstes tun würde, ob er die Wahrheit sagte oder log. Er war einfach so irritierend für sie, dass sie nicht wusste, wie sie die Situation mit ihm lösen sollte. Sie hatte ihm wohlmöglich Unrecht getan, was ihre Skizzen anbelangte. Sie hatte ihn als Lügner bezeichnet und sich nicht einmal dafür bedankt, dass er ihr und Mary quasi das Leben gerettet hatte in Hogsmeade. Einfach nur weil er zur rechten Zeit, am rechten Ort war. Eine Weile verweilte Lily in ihren Gedanken und starrte auf einen Punkt in der Holzmaserung des Nachttisches. Dann erhob sie sich aus dem Sessel und ging zur Tür. Es war vermutlich am besten, wenn sie es sofort hinter sich brachte. Vorsichtig blickte sie sich auf dem Flur um. Sie hatte noch nicht viel vom riesigen Anwesen der Potters gesehen. Lily fragte sich, was sich alles hinter den vielen Türen verbarg, den sie zählte insgesamt sieben davon. Dennoch erinnerte sie sich daran, dass es vermutlich besser war ihre Neugierde im Zaum zu halten. Immerhin wusste sie nicht, ob sich jemand hinter einer der vielen Türen verbarg. Immerhin war das hier immer noch das Haus eines Zauberers. Sie erinnerte sich daran, dass Wohnzimmer und Küche im Erdgeschoss waren und schlich vorsichtig die Treppe herunter. Lily erkannte, dass in der Küche Licht brannte und ging leise dorthin, wo eben jenes Licht und die leisen Stimmen der Jungs zu hören waren. *** »Das hätte alles nicht passieren dürfen. Wir müssen zurück nach Hogwarts und zwar sofort«, sagte Remus, während er nervös vor dem sich selbst abtrocknendem Geschirr auf und ab ging. »Und wie stellst du dir das vor? Wir können nicht apparieren und der Portschlüssel funktioniert nur einmal und dass auch nur in eine Richtung.« James betrachtete seinen Freund einen Moment lang. Es ging ihm wirklich nicht gut und es wurde von Minute zu Minute schlimmer. Das Weiß im Remus' Augen war von vielen roten Adern durchzogen und die Ringe unter seinen Augen waren dunkler den je. Er versuchte sich dagegen zu wehren, doch es war zwecklos. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er sich verwandelte. »Mach dir keine Sorgen. Das wird funktionieren. Ich werde bei dir bleiben und aufpassen, dass du nichts blödes anstellst«, versuchte James seinen Freund zu ermutigen, doch Remus war sich nicht so sicher, ob alles so funktionieren würde, wie James es sich erhoffte. »Ich halte die Spannung nicht mehr aus, ich gehe jetzt darein. Denk dran den Schutzzauber zu sprechen«, ermahnte Remus ihn noch, bevor er durch die Hintertür verschwand. Auch James hoffte, dass die Notlösung für heute Nacht ausreichte. Ein Werwolf in Godrics Hollow würde wohl für ziemliches Aussehen sorgen und wenn das Zaubereiministerium davon Wind bekäme, wären die Konsequenzen vermutlich fatal. Eine Weile starrte James aus dem Fenster und beobachtete die Sonne dabei, wie sie langsam am Horizont verschwand. Der Mond stand schon fast sichtbar am Himmel. Es würde nicht mehr lange dauern. Vielleicht hatten sie noch eine Stunde, vielleicht nur noch ein paar Minuten. Ein leises räuspern drang an seine Ohren, als James sich sogleich umwandte und Lily Evans im Türrahmen erkannte. »Stehst du da schon lange?«, fragte er direkt. »Nein, ich bin gerade herunter gekommen. Ich habe das Licht hier gesehen und wollte nur... naja... sehen wie es euch geht.« Erleichtert atmete James aus, fixierte jedoch ihr Gesicht um heraus zu finden, ob sie möglicherweise doch etwas von seinem Gespräch mitbekommen hatte. »Mary schläft. Es scheint alles in Ordnung zu sein«, sagte Lily, um die Stille zwischen den beiden zu durchbrechen. »Geht es ihr besser?«, fragte James, dankbar für den Themenwechsel. »Ja, die Schwellung ist zurück gegangen und der Schlaftrank hat wirklich gut und vor allem schnell gewirkt.« Lily sah ihn nicht an, als sie das sagte. Sie schien mehr an dem Geschirr interessiert zu sein, welches sich von selbst abspülte. James folgte ihrem Blick und musste schmunzeln. »Sie waren wohl noch nicht oft in einem Zaubererhaushalt, Miss Evans«, sagte er charmant und nahm seine übliche Haltung ein. »Ist das so offensichtlich?«, fragte sie ertappt und zupfte dabei etwas verlegen an ihrem Pullover. »So ziemlich. Es sei den Sie haben schon immer eine Leidenschaft für altes Porzellan gehabt.« Lily verdrehte die Augen und sah nun wieder zu ihm herüber. Sie räusperte sich noch einmal, bevor sie einen Schritt auf ihn zuging. »Weist du ich... ich wollte mich bei dir bedanken.« James runzelte die Stirn. Dann sah er sie einen Moment lang fassungslos an, als er verstand wofür sie sich gerade bedankte. Dann trat er einen Schritt auf sie zu. »Du bist so dumm. Wieso bedankst du dich bei mir?«, fuhr er sie an. Er hatte die Hände an ihre Schultern gelegt, bis sie schließlich wieder verwirrt zu ihm auf blickte. »ICH bin derjenige, der sich bei dir entschuldigen sollte!« »So ein Unsinn!«, fuhr sie ihn an. »Er hat dich nur belästigt, weil er geglaubt hat, dass du das Medaillon hast. ICH habe dich in MEINE Probleme mit reingezogen. Nur meinetwegen hat er dich und McDonald verletzt. Also hör verdammt nochmal auf dich zu bedanken.« »Zu spät. Ich habe mich soeben bei dir bedankt«, sagte sie gereizt und befreite sich aus seinem Griff, nur um ihm ihren Zeigefinger in die Brust zu bohren. »Und ich werde es nicht zurücknehmen, denn es ist nun einmal ein Fakt, dass ich es ohne dich nicht geschafft hätte und glaub mir es fällt mir nicht leicht, das gerade DIR zu sagen.« James schnaubte. »Bei Merlin, Evans du bist so verkorkst, dass es schon nicht mehr witzig ist.« Wie leicht es doch war wieder in alte Verhaltensmuster zu fallen. Doch irgendwo musste er auch zugeben, dass er es vermisst hatte mit ihr zu streiten. Denn all die Jahre waren sie selten einer Meinung gewesen. Und dennoch hatte ihn ihr Verhalten heute und vor allem ihre Loyalität ihren Freunden gegenüber imponiert. »Du warst heute sehr mutig«, sagte er nachdenklich. Lily schenkte ihm ein Lächeln. Die Anerkennung in seiner Stimme war kaum zu überhören. Und James Potter war jemand, der nur sehr selten ein Lob aussprach. »Und dumm!«, fügte er dem noch hinzu, was Lilys Lächeln sofort wieder verschwinden lies. Wütend verschränkte Lily die Arme vor der Brust. »Immer noch der Alte was?« »Wenn ich es mir recht überlege, war es doch ganz gut, dass ich da war, um dich zu beschützen. Wer weiss was du sonst noch getan hättest, außer ein paar Todessern in die Arme zu laufen.« Da war es wieder, sein arrogantes Grinsen. »Hätte ich meinen Zauberstab nicht verloren, hätte ich deinen Schutz nicht gebraucht«, fuhr sie ihn an. »Da fällt mir ein, dass ich ihren Zauberstab noch in meinem Umhang habe«, merkte James an. Lily hob überrascht die Augenbrauen. »Wie das? Chad hatte ihn doch.« »Accio«, sagte er schlicht und zuckte nur mit den Schultern. »Moment, du hattest ihn die ganze Zeit und hast ihn mir nicht gegeben?« » Sagen wir ich habe ihn seit einer Weile, hielt es aber für sicherer ihn zu verwahren. Ich bezweifle, dass ihre Duellierfähigkeiten ausgereicht hätten«, erwiderte James, was ihre Augen wieder wütend aufblitzen lies. Grinsend stieß er sich von der Küchentheke ab. »Ich gehe ihn holen, warte einen Moment«, sagte er dann und verschwand aus der Küche. »Überheblicher, arroganter Mistkerl!«, schnaubte Lily. Sie brauchte definitiv eine Abkühlung und trat auf die Hintertür in der Küche zu. Sie ging ein paar Schritte in den Garten des Potter Anwesens hinaus und atmete die frische Abendluft ein. Hier und da erblickte sie ein paar schöne rund geschnitte Rosenbüsche in den verschiedensten Farben. Die Potters mussten Rosen wohl besonders mögen. Als sie an einem alten Holzschuppen vorbei kam, nahm sie Geräusche war und trat näher an den Schuppen heran. Sie versuchte durch das kleine Fenster zu sehen, doch dieses war vom Wetter scheinbar so verdreckt worden, dass sie nichts außer einem unheimlichen Schatten erkennen konnte. Plötzlich flog die Tür des Schuppens auf und jemand mit gekrümmten Rücken, taumelte hinaus. »James, na endlich! Versiegel den Schuppen«, schrie die Gestalt nun fast, bevor sie knieend auf dem Boden zusammen sank. »Remus?«, fragte Lily mit zitternder Stimme. Seine Stimme verstummte und als sich Lily zu ihm herunterbeugte und ihre Hand nach ihm ausstreckte, schlug er sie weg. »Lauf!«, schrie er beinahe und Lily wich erschrocken zurück, als er sich plötzlich aufbäumte und den Rücken nach hinten durchdrückte. Sie konnte das knacken seiner Rippen hören, als würde ihm in diesen Moment jeder einzelne Knochen gebrochen werden. Remus wand sich auf dem Boden und schrie auf bis sein Blick plötzlich starr wurde, als er dem runden Vollmond entgegenblickte, welcher gerade über dem Dach von Potter Manor aufgegangen war. Lilys Herz raste, ihr Puls schlug ins unermessliche. Zitternd stand sie da und konnte sich nicht rühren. Ihr Blick war auf Remus fixiert, welcher sich gerade vor ihren Augen in eine Bestie verwandelte. Ihr Herz setzte für einen Moment aus, als der Wolf plötzlich zähnefletschend in ihre Richtung sah. Seine Augen waren blutunterlaufen und frischer Speichel tropfte an seinem Maul herunter. Langsam versuchte Lily einen Schritt zurück zu gehen. Vorsichtig, bloß nicht zu schnell. Doch ihre Beine zitterten bei jedem Schritt. Und dann geschahen drei Dinge gleichzeitig. Der Wolf setzte gerade zum Sprung auf sie an, Lily stolperte beim zurückgehen und fiel zu Boden und just in diesem Moment erschien ein großer brauner Hirsch vor ihr und stellte sich dem Wolf entgegen. Hektisch kroch Lily ein paar Schritte über den Boden zurück. »Remus«, murmelte Lily nur immer wieder. Sie war wie erstarrt bei dem Geschehen was sich ihr hier bot. Der Hirsch trat mit den Hufen aus und richtete sein Geweih bedrohlich auf den Wolf. Es war kein richtiger Kampf, eher ein Kräfte messen. Lily fragte sich wo der Hirsch nur her kam. Der Garten der Potters war umzäumt und laut Mrs. Potter schützen einige Schutzzauber das Anwesen. Der Wolf schlug seine Krallen nach dem Hirsch aus, doch dieser wich gekonnt aus und drängte den Wolf mit seinemm Geweih zurück in den Schuppen. Und dann geschah etwas, womit Lily definitiv nicht gerechnet hatte. In dem Moment als der Wolf in den Schuppen gedrängt worden war, bäumte sich der Hirsch auf und schrumpfte zusammen. Das Geweih verschwand und die Hufe verwandelten sich in Hände und Füße. Es dauerte beinahe nur einen Wimpernschlag bis sich der majestätische braune Hirsch in einen Menschen verwandelte, in James Potter. »Stupor«, rief James und der Wolf, welcher gerade wieder aus dem Schuppen hechten wollte, wurde an die hintere Wand zurückgeschleudert. James schlug die Tür hinter ihm zu und versiegelte das äußere Schloss mit einem Zauber. Dann wandte er sich zu Lily um, welche immer noch starr auf dem Boden kauerte. Er griff nach ihrem Arm und zerrte sie auf die Beine. »Steh auf, ich weiss nicht wie lange ihn das aufhalten wird«, sagte James nur und zerrte sie hinter sich her. Lily wandte sich noch einmal zu dem alten Holzschuppen um, und erschrak, als die Holztür plötzlich zu knarren begann, als hätte das Holz einige Risse bekommen. Der Wolf musste seinen Kopf dagegen gerammt haben. Wieder zerrte James an ihrem Arm und diesmal rannte sie wirklich. Lily konnte kaum mithalten. Er hatte viel längere Beine als sie. Kurz bevor sie die Tür erreichten, zog James seinen Zauberstab und rief »Alohomora«, damit sich die Hintertür von selbst öffnete. Lily hörte das Geräusch von zerbarstendem Holz, als James sie mit Schwung durch die Tür schubste und prompt die Tür hinter ihnen zu knallen lies. Wieso gab es in Hogwarts, mal abgesehen von Quidditch, was sowieso nicht alle spielten, eigentlich keinen Sportunterricht? Lilys Kondition war wirklich im Eimer seit sie nach Hogwarts ging. Ihr Herz raste immer noch auf Hochtouren, ihr Puls pochte ins scheinbar unermessliche und ihr Atem war hektisch und stockend zugleich. Sie stemmte ihren Arm an die Hüfte, um die Seitenstiche zu unterdrücken und lehnte sich an die Küchentheke, um wieder zu Atem zu kommen. Doch der Sprint vom hinteren Ende des riesigen Gartens im Potteranwesen bis zur Haustür war doch ein wenig zu viel gewesen. Langsam sank sie auf dem Boden zusammen und versuchte ihren Atem wieder in den Griff zu bekommen. Und dann traf es sie wie ein Schockmoment. Remus, der liebe, freundliche Remus, der Vertrauensschüler war, anderen Schülern einfach so Nachhilfe gab, in den letzten Monaten immer für Lily da war, wo andere es nicht waren, eben dieser Remus, welcher nicht mal einer Fliege etwas zu Leide tun würde, war ein Werwolf. Er hatte sich nicht unter Kontrolle und streift in diesem Moment vermutlich im Garten der Potters umher. Lily stemmte ihre Hände gegen ihren Kopf und war völlig auf dem Boden zusammengesunken. Sie konnte die Ereignisse des Tages noch nicht so recht verarbeiten. James, welcher vor etwa einer Minute die Tür verriegelt hatte, schien eine bessere Kondition zu haben, da er bereits wieder bei Atem war und sich vorsichtig vor sie kniete. »Hat er dich verletzt oder sogar gebissen?«, fragte er dann mit ruhiger, aber dennoch eindringlicher Stimme. Lily zuckte zusammen, bevor sie kurz den Kopf schüttele. James kam nicht umher vor Erleichterung auszuatmen. Denn das hätte sich Remus niemals verziehen und er selbst auch nicht. Nachdenklich betrachtete er ihren Hinterkopf und überlegte was er tun sollte. Ihre Hände zitterten und sie zuckte erschrocken zusammen, als er sie berührte. »Ruhig, ich bin es nur«, sagte er so sanft, wie sie ihn noch nie gehört hatte. Vorsichtig strich James über ihre Hände und zog sie mit sanfter Gewalt von ihrem Kopf weg, bevor er ihren Körper an seine Brust drückte und sie in den Arm nahm. Er legte seinen Kopf auf ihren und strich ihr mit der linken Hand sanft durchs Haar. Lilys Kopf lehnte an seiner Schulter und er spürte ihren hektischen Atem an seinem Kehlkopf. Sie musste völlig durcheinander sein, da sie sich nicht gegen diese Umarmung wehrte. Es war wohl einfach zu viel für sie gewesen. Erst der Todesserangriff auf Hogsmeade, Marys Verletzungen, das Wissen um Remus und James' Geheimnis und der Sprint durch den Garten. Remus, mit dem Lily auch seit einigen Monaten befreundet war. Nun kannte sie sein Geheimnis, obwohl er wollte, dass es niemals jemand erfahren sollte. Und nun hatte sie es live miterlebt und beinahe hätte er sie gebissen, wenn James sie nicht gerettet hätte. Und nun wusste sie auch noch, dass er ein Animagus war. Lily musste nur eins und eins zusammen zählen, um noch herauszufinden, dass er obendrein ein illegaler Animagus war. James spürte, wie sich Lilys Fingernägel in sein Hemd krallten und sie hektisch zu schluchzen begann. Sie schien die Informationen gerade erst zu verarbeiten. »Wie oft muss ich Sie heute noch retten, damit sie mir endlich Vertrauen Miss Evans?«, fragte er charmant und drückte sie fester an sich, um ihr zu zeigen, dass er für sie da sein würde. Und so saßen sie da, zusammengesunken auf dem Küchenflur von Potter Manor. Es dauerte ganze acht Minuten bis Lily sich wieder beruhigt hatte und ihr Atem wieder regelmäßiger wurde. Vorsichtig löste sie sich aus der Umarmung. James ging in die Hocke und hielt Lily an den Armen, um ihr beim aufstehen zu helfen. Vorsichtig griff er ihr unter das Kinn und zwang sie so ihn anzusehen. Der blutige Kratzer an ihrer Stirn war kaum noch zu sehen. Lily sah ihm in die Augen. Sie wirkten beinahe schwarz in der Dunkelheit. Einzig das Licht des runden Vollmondes schien durch das Fenster hinein. Mit dem Daumen wischte er ihr die letzten Tränen und den wenigen verwischten Mascara weg, bevor er ihr mit seinen Fingern über die Wange strich. Er war ihr noch nie so nah gewesen. »Ich vertraue dir«, flüsterte sie in die Dunkelheit. Wäre es nicht so still im Haus gewesen, hätte er sie vermutlich überhaupt nicht gehört. Und James hoffe inständig, dass sie sein Herz nicht gehört hatte, denn er hätte schwören können, dass es für einige Sekunden schneller schlug als zuvor. Lily konnte seinen Blick nicht deuten. Doch als sein Daumen sanft ihre Lippe berührte und sein Blick von ihren Augen zu ihren Lippen wanderte, bekam sie eine Gänsehaut, bevor er auch nur den Kopf senken und sie seinen warmen Atem an ihren Lippen spüren konnte. Und dann berührten sich ihre Lippen. Benommen taumelten sie ein paar Schritte zurück bis Lily mit dem Rücken an der Tür lehnte. James hatte ihr Gesicht in ihren Händen und küsste sie erst zögerlich und dann gieriger. Lily wollte ihn aus purem Reflex von sich wegstoßen, doch James hatte bereits nach ihren Handgelenken gegriffen und diese gegen die Tür gedrückt. Ihr Herz begann zu rasen, ihr Atem wurde schneller und das Blut schoss ihr in die Wangen. Es war nicht so, dass sein Griff so fest war, dass sie ihn nicht hätte wegstoßen können. Sie hätte es bestimmt geschafft, doch sie tat es nicht. Für eine Sekunde oder zwei ließ sie es einfach über sich ergehen, doch dann tat sie etwas, was sie bei ihm nie für möglich gehalten hätte. Sie erwiderte den Kuss und öffnete ihre Lippen ein wenig für ihn. Sofort löste sich James Griff von ihren Handgelenken. Seine Hände wanderten an ihrem Körper herunter zu ihrer Taille und zogen sie enger an sich. Lily Hände lagen auf seiner Brust, als sie sich etwas auf die Zehenspitzen stellte, um ihn entgegenzukommen. Als der Kuss intensiver wurde, wanderten ihre Hände in seinen Nacken. James grinste in den Kuss hinein, als seine rechte Hand an ihrem Oberschenkel entlang wanderte, in ihre Kniekehle griff und sie in einem Ruck hochhob. Lily stöhnte kurz auf, als er sie gegen die Tür drückte. Ihre Rippen taten immer noch weh. Eine Weile gaben sie sich einander hin und der Kuss wurde immer leidenschaftlicher, bis sie sich schließlich völlig außer Atem voneinander lösten. Lilys Lippen waren etwas geschwollen, als ihre Hände auf seinen Schultern zum liegen kamen. James hatte seinen linken Arm an die Tür über ihren Kopf gestemmt und lehnte seine Stirn dagegen. Beide mussten erst mal Luft holen, bevor James sie wieder ansah. »Ich hätte das schon viel früher tun sollen«, sagte er etwas atemlos und strich ihr dabei mit seinem Handrücken über die Wange. Lilys Wangen waren gerötet während sie ihn beinahe schüchtern ansah. Sie konnte beim besten Willen seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Er wirkte irgendwie zufrieden und ruhig, doch in seinen Augen schien auch Verlangen nach mehr aufzublitzen. Und dann lächelte James, ein liebevolles Lächeln, welches sie noch nie in seinem Gesicht gesehen hatte. Dann seufzte er. »Es tut mir so Leid«, sagte er dann. »Aber ich muss mein Versprechen gegenüber Remus halten.« Und dann spürte Lily die Spitze seines Zauberstabes an ihrer Schläfe. »Was hast du vor?«, fragte sie verwirrt, während sich ihre Finger in seinen Nacken krallten, doch James verzog keine Miene und lehnte einen Moment lang seine Stirn gegen ihre. »Ich verspreche dir, Lily Evans, dass ich es noch einmal schaffen werde dein Vertrauen zu gewinnen und an diesen Punkt zu gelangen.« Lily suchte seinen Blick, doch er konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen. »Obliviate«, murmelte er dann an ihrem Ohr. Und plötzlich löste sich alles in weißen Nebel auf und die Zeit schien rückwärts zu laufen. Bilder lösten sich vor ihrem Inneren Auge auf und setzten sich wieder neu zusammen. Sie versuchte sich dagegen zu wehren, doch die Bilder der letzten Stunden verschwanden einfach aus ihrem Kopf und im nächsten Moment wusste sie schon nicht mehr, woran sie sich überhaupt zu erinnern versuchte. »Morpheus«, hörte sie dann eine Stimme sagen und plötzlich wurde alles schwarz und sie fiel in einen tiefen Schlaf. Lily fiel in sich zusammen und direkt in James Arme. Er sah sie mit den gleichen traurigen Augen an wie vorhin. Dann nahm er sie auf den Arm, drückte sie fest an sich und ging langsam die Treppenstufen hinauf zu seinem Zimmer. Er legte sie in seinem Bett ab zog die Decke bis zu ihre Schultern hoch. Einen Moment lang setzte er sich zu ihr an den Bettrand und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Es tut mir Leid, aber ich habe Remus versprochen sein Geheimnis mit allen Mitteln zu bewahren«, flüsterte er dann. Dann küsste er sie auf die Stirn und verließ das Zimmer. Morgen würde sie sich an nichts erinnern können. Er wusste nicht wie viele Stunden er aus ihrem Gedächtnis gelöscht hatte, aber diese Nacht würde sie auf jeden Fall vergessen, vielleicht auch das meiste vom Angriff auf Hogsmeade. Wahrscheinlich war das auch besser so. Es war schrecklich was dort passiert ist. Doch diese Nacht, ihr erstes ernsthaftes Gespräch, die Begegnung mit Remus als Werwolf, das Wissen, dass er ein Animagus ist und natürlich den Kuss, auch wenn man das ganze schon als wilde Knutscherei bezeichnen könnte, würde sie vergessen sobald sie aufwacht. Sie würde ihn morgen wieder so behandeln wie sie es immer tat und er würde sie so behandeln wie er es sonst tat und vielleicht war das auch besser so, dachte James. Denn immerhin hatte Chad Oldren, welcher mal sein Idol gewesen war, Lily angegriffen, weil er dachte, dass sie ihm etwas bedeutete und das nur, um an das verfluchte Medaillon zu kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)