Wie man auf dem Rücken des Windes reitet -James & Lily the Prequel von Teela-chan (James&Lily) ================================================================================ Kapitel 37: Hogsmeade - Teil 2 ------------------------------ 37. Akt: Hogsmeade – Teil II " Mit all ihren faszinierenden und seltsamen Eigenschaften ist die Natur doch nichts anderes als Bühnenbild und Theaterraum für die Tragödie der Menschen" ~ John Morley Mit zügigen Schritten eilte Lily den Korridor entlang, ihr Skizzenbuch fest an sich gepresst. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie beinahe so dumm gewesen wäre einen riesigen Fehler zu machen. Man konnte eben doch niemanden vertrauen, dachte sie sich, als sie eine scharfe Kurve nahm, um in den Gang mit dem Portrait der fetten Dame zu gelangen. Ihre Wangen waren vor Wut immer noch gerötet, als sie durch das Portraitloch kletterte. Zum Glück war der Gemeinschaftsraum bis auf ein paar wenige Erstklässler vollkommen leer. Vermutlich waren die meisten Schüler unten im Dorf. Hektisch öffnete Lily die Tür zu ihrem Schlafsaal und schlug diese anschließend mit so einer Heftigkeit zu, dass Mary beinahe vom Rand ihres Himmelbettes gefallen hätte, wenn sie nicht in letzter Sekunde noch nach dem Bettpfosten gegriffen hätte. Mit voller Wucht warf Lily ihr Skizzenbuch auf ihr Bett und setzte sich dann auf den Fenstersims, um mit vor der Brust verschränkten Armen trotzig aus dem Fenster zu starren. Menschen änderten sich nicht. Jeder blieb der, der er schon immer war. Severus hatte sich nicht geändert. Wie konnte sie also jemals daran glauben, dass jemand, der schon sein ganzes Leben ein arroganter Narzisst war, seine Grundwerte überdenken konnte. James Potter ist einfach nur dreister geworden. Ihm schien jede Lüge recht gewesen zu sein, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Und dabei hatte sie letztendlich wirklich den Eindruck gehabt, dass er es ehrlich meinte. Rosalie hatte Recht gehabt. Es war etwas in seinen Augen, dass sie einen winzigen Moment lang dazu gebracht hatte ihm zu glauben. Doch er wusste scheinbar ganz genau welche Hebel er in Bewegung setzen musste, um zu bekommen was er wollte. Rosalie war Lily mit den Augen gefolgt seit sie den Raum betreten hatte und war sich unsicher, ob man sie bereits ansprechen konnte, denn so wütend hatte sie ihre Freundin noch nie gesehen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass das Gespräch mit James so sehr nach hingen losgehen konnte. Er musste es wirklich ziemlich vergeigt haben, wenn sie ihn in diesem Zustand verlassen hatte. Rosalie wartete einen Moment, indem niemand etwas sagte und warf schließlich Mary einen fragenden Blick zu. Diese schüttelte jedoch nur den Kopf und zuckte mit den Achseln. Sie war, wie so häufig an diesem Tag, mal wieder keine große Hilfe. Mary kletterte vorsichtig von ihrem Bett, um das schwarze Buch zu begutachten, welches Lily wenige Sekunden zuvor noch wütend auf ihr Bett geworfen hatte. Rosalie räusperte sich währenddessen unauffällig. Nervös strich sie sich mit ihren Händen durch ihre blonden Locken, um dann vorsichtig auf Lily zu zu gehen. »Was ist passiert?«, fragte sie etwas atemlos, als sie ihrer Freundin auf gut einem Meter nahe war. Denn näher traute sie sich noch nicht heran. »Sie hat sich wohl für meine Methode entschieden«, antwortete Mary, die gerade Lilys Skizzenbuch von ihrem Bett fischte. »Sie hat ihm eine rein gehauen und sich ihr Buch zurückgeholt. Scheinbar war Potter doch nicht so unschuldig wie du gedacht hast«, fügte sie mit einem leicht hämischen Grinsen hinzu. Rosalie verschränkte die Arme vor der Brust und warf Mary einen wütenden Blick zu. Doch Lilys leises schnauben bestätigte Marys Aussage nur. »Das verstehe ich nicht«, seufzte Rosalie. »Warum sollte er das tun? Das ist unsinnig.« »Das männliche Gehirn eben«, gab Mary wichtigtuerisch bekannt, woraufhin Rosalie nur die Augen verdrehen konnte. Während Mary in einem Monolog über James' schlechte Eigenschaften vertieft war, fragte Rosalie sich was wirklich passiert war. Doch Lily schien nicht darüber reden zu wollen. Der offenkundigste Fall schien jedoch zumindest für ihre beiden Freundinnen klar zu sein. Dennoch ergab das alles einfach keinen Sinn. Die ganze Aktion hatte niemanden etwas gebracht, mal abgesehen von der Klatschpresse, die nun mindestens die nächsten zwei Wochen mit diesem Thema beschäftigt sein würde. Rosalie setzte sich zu Lily auf den Fenstersims und sah ihr einen Moment lang dabei zu wie sie trotzig aus dem Fenster blickte. Lily konnte nicht lange wütend sein, das war einfach nicht ihre Art. Sie schien eher irgendwie enttäuscht zu sein. »Lily, du weißt-«,setzte Rosalie an, wurde jedoch von ihr unterbrochen. »Ich weiß. Danke.« Lily versuchte sich an einem schmalen Lächeln, was jedoch so ziemlich in jeder Hinsicht scheiterte. »Gut, da wir das nun geklärt haben, lasst uns endlich nach Hogsmeade gehen«, schlug Mary plötzlich vor, woraufhin ihr Rosalie und Lily einen irritierten Blick zu warfen. »Kommt schon«, bettelte Mary. »Wir durften ganze sechs Monate nicht ins Dorf! Willst du dir das verderben lassen, wegen so einem Idioten?« Lily verdrehte die Augen und sah wieder aus dem Fenster. Es war bewölkt draußen, doch trotz der vielen grauen Wolken, die das meiste blau des Himmels verdeckten, schien auch hin und wieder mal die Sonne hindurch. Es war ein wirklich schöner Tag, um ins Dorf hinunter zu gehen. Lily konnte sich lebhaft vorstellen, wie alle anderen bereits auf dem Weg waren. Immerhin war der Gemeinschaftsraum vorhin beinahe leer gewesen. »Mary hat Recht!«, sagte Rosalie plötzlich und nun waren es Lily und Mary, die ihre Freundin beide überrascht ansahen. »Es kommt ja selten genug vor«, setzte Rosalie an und überging dabei Marys Ausruf der Empörung. »Ich finde, wir sollten nach Hogsmeade gehen, den Honigtopf plündern und heute Abend einen Mädelsabend machen. Das wird uns alle auf andere Gedanken bringen. Und wenn die Leute sehen, dass du wieder lachen kannst, Lils, wird auch jeder wissen, dass dir der Gerüchteansturm nichts anhaben kann.« »Da sind ein paar gute Argumente bei«, erwiderte Mary zustimmend. »Ihr seid wirklich unmöglich«, seufzte Lily. *** Im verbotenen Wald war es ungewöhnlich still an diesem warmen Frühlingstag. Einzig das rascheln einiger Blätter und knirschender Äste am Boden war zu hören, als die vier Rumtreiber sich ihren Weg durch den Dickicht bahnten. Es war beinahe windstill und die wenigen Sonnenstrahlen, welche hin und wieder ihren Weg durch die Baumkronen fanden, waren schon ganz warm. Man konnte förmlich spüren, dass der Frühling in all seiner Pracht da war und es nicht mehr lange bis zum Sommer dauern sollte. Der Weg, den die vier Freunde gewählt haben, war relativ verborgen und nur wenigen Leuten bekannt, da er sich abseits des üblichen Pfades befand. Man konnte sich in den Wäldern zwar ziemlich gut verlaufen, wenn man sich dort nicht auskannte, doch die Rumtreiber wären ihres Titels nicht würdig gewesen, wenn nicht auch dieser geheimere Pfad ins Dorf bereits auf der Karte abgezeichnet worden wäre. Und das verdankten James und Sirius einzig und allein Hagrid, welcher sie bei einer ihrer vielen Strafarbeiten mal in den Wald mitgenommen hatte, da sie einen verloren gegangen Murtlap suchen mussten. James war froh darüber nicht mit seinen Mitschülern ins Dorf gehen zu müssen. Er hatte keine große Lust den falschen Leuten über den Weg zu laufen. Außerdem war Sirius der Meinung gewesen, dass für so eine “Geheimoperation“ auch ein geheimer Weg vonnöten war. Doch James hatte seinem Freund gar nicht weiter zugehört. Nachdem Peter herausgefunden hatte, dass sowohl Betty Miller als auch Lily Evans und ihre Freundinnen auf der Hogsmeade Liste standen, hatten seine Freunde beschlossen, dass die beste Möglichkeit Betty zu stellen ebenfalls im Dorf sein würde. James wollte dieses Missverständnis unter allen Umständen aufklären. Doch bisher wurde alles nur schlimmer und er hatte das Gefühl, dass sich ein wirres Netz aus Lügen, Eifersucht und Misstrauen, um ihn spannte, welches er nicht so leicht durchbrechen können würde. Nervös spielte er mit dem Medaillon in seiner Jackentasche herum. Ein nervöser Tick, den er sich im laufe des Schuljahres angewöhnt zu haben schien. In wenigen Minuten würden sie im Dorf sein und er hoffte inständig, dass alles so klappen würde, wie sie es geplant hatten. James bemerkte, dass es ungewöhnlich still zwischen den vier Freunden war. Jeder schien in seinen eigenen Gedanken versunken zu sein. Vor allem Sirius verhielt sich ungewöhnlich ruhig. Ständig blickte er sich um wenn irgendetwas im Wald zu rascheln begann. Und dann war da plötzlich ein Schatten zwischen den Bäumen oder zumindest glaubte er einen gesehen zu haben. Sirius ging ein paar Schritte abseits des Pfades nur um festzustellen, dass der Schatten wieder verschwunden war. »Bist du sicher, dass sie nach Hogsmeade gegangen ist?«, fragte Remus und wirkte dabei müder denn je. »Sie steht definitiv auf Filchs Liste«, erwiderte Sirius abwesend, da er sich immer noch im Wald umsah. Remus' Zustand hatte sich seit den Morgenstunden sichtlich verschlimmert. Seine Gesichtsfarbe wirkte ungesünder den je und die dunklen Schatten unter seinen Augen ließen ihn beinahe wie einen blutdurstigen Vampir aussehen. Er hätte nach dem Mittagessen direkt in den Krankenflügel gehen sollen. Sicher erwartete Madam Pomfrey ihn schon ungeduldig. Es war immerhin schon später Nachmittag. Sirius wandte seinen Blick vom Wald ab und musterte seinen Freund mitleidig. Sie hätten ihn nicht überreden sollen mit ins Dorf zu kommen. Er hatte in diesem Moment nur an Prongs und seinen Plan gedacht und nicht an seinen anderen Freund. Spätestens in ein bis zwei Stunden mussten sie ihn unbedingt zurück nach Hogwarts gebracht haben. Doch da war noch eine andere Sache, die Sirius unbedingt überprüfen wollte. Er glaubte nicht, dass er sich den Schatten eingebildet hatte. Denn eben diesen hatte er schon bei ihrem letzten Streifzug als Animagi durch den Wald bemerkt. Jedoch waren sie damals zu sehr mit Remus beschäftigt gewesen, als das er dem ganzen hätte auf den Grund gehen können. Und plötzlich war er da wieder, der unheimliche Schatten oder die Silhouette von jemanden. »Ich muss etwas überprüfen!«, durchbrach Sirius plötzlich die Stille. »Jetzt?«. Fragte Remus verwirrt. »Ja jetzt. Jetzt ist die beste Gelegenheit dazu.« »Wieso?«, fragte Peter verwirrt, doch Sirius antwortete nicht. Es würde zu lange dauern, seinen Freunden zu erklären was er vor hatte. »Geht schonmal vor, ich werde so schnell es geht nachkommen«, versprach er seinen Freunden und James nickte ihm zu. Und dann verschwand Sirius und machte Platz für einen mittelgroßen schwarzen Hund mit zotteligem Fell, welcher aufgeregt einmal im Kreis, um James herum lief, bis dieser entnervt aufseufzte, Sirius einmal durchs Fell strich und ihm dann hinterherblickte, wie er auf schnellen Pfoten seinen Weg durch den Wald bahnte. »Und was machen wir jetzt?«, fragte Peter nervös, während er an seinen Fingernägeln knabberte. »Wir gehen weiter«, erwiderte James. »Sirius weiss was er tut.« Remus runzelte die Stirn und fragte sich, ob James wirklich der Überzeugung war, dass Sirius wirklich wusste was er tat. Währenddessen bahnte sich Sirius seinen Weg durch das Gestrüpp. Er war sich sicher, dass er sich diesen Schatten nicht eingebildet hatte. Vielleicht war es sein Instinkt als Hund, aber er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. *** Lily zog ihre Mütze dichter über den Kopf. Da sie die letzten waren, die scheinbar hinunter ins Dorf gegangen sind, waren die drei Freundinnen die meiste Zeit allein gewesen. Doch nun da sie im Dorf angekommen waren, umgeben von so vielen ihrer Mitschüler, stieg Lilys Nervosität. Sie wusste nicht wie sie reagieren würde wenn sie jemand mit den Vorkommnissen in den Morgenstunden konfrontieren würde. Aus den Augenwinkeln blickte sie verstohlen zum Waldrand hinüber. Es waren nur ein paar Schritte bis sie dort sein konnte. Wenn sie nur ein paar Meter hineinging, abseits des Weges würde sie bestimmt niemand sehen auf dem Rückweg. Und plötzlich war da noch etwas außer den Bäumen, grünen Sträuchern und dem Wind, der durch die Äste der blühenden Zweige wehte. Ein Schatten? Abrupt wandte Lily sich zum Wald um, doch da war niemand. Sie hatte das gleiche Gefühl wie wenige Stunden zuvor bei dem Gespräch mit James. Sie fühlte sich beobachtet. Doch als sie einen Schritt näher auf den Wald zu ging, war das Gefühl plötzlich verschwunden. Als hätten ihre Freundinnen geahnt, was sie in Gedanken bereits vor hatte, harkten sich die beiden bei ihr ein, um Lily so auf direktem Wege zum Honigtopf zu bugsieren. »Denk nicht mal daran Lily!«, ermahnte Rosalie sie. »Schon vergessen, du hast einen Orientierungssinn wie eine Salatgurke.« Lily schnaubte und warf Rosalie einen empörten Blick zu. »Du würdest dich im Wald nur verlaufen und vermutlich von einem Irrwicht in ein Moor gelockt werden und dort jämmerlich versinken und dir dabei die ganze Zeit zu murmeln 'hätte ich doch nur auf Rosalie, meine äußerst weise und kluge Freundin gehört'«, äffte Rosalie ihre Freundin theatralisch nach, während Lily sich zusammenreißen musste, um nicht lauthals los zu lachen. Und dann gingen die Mädchen auf direktem Wege zum Honigtopf. *** Sirius lief nun schon fast eine halbe Stunde lang durch den Wald. Zuerst hatte er noch gewusst wolang, doch irgendwann hatte er die Spur verloren. Bald würde er an der Lichtung ankommen, an der er und seine Freunde die meiste Zeit in der letzten Vollmondnacht verbracht hatten. Denn da hatte er damals zum ersten Mal dieses Gefühl gehabt, dass dort etwas war. Und dann sah er sie, nahe der Lichtung des inneren Kreises. Eine Frau mit lockigem braunem Haar, welches ihr fast bis zum Hintern reichte. Doch sie war nicht allein. Hastig verschwand Sirius hinter einem der dicken Baumstämme, welche die Lichtung umgaben. Die Frau stand auf der anderen Seite mit dem Rücken zu ihm und sprach mit einem Zentauren, der sich am Rand des Waldes im Schatten der Bäume versteckte. Sirius war zu weit weg, um zu verstehen, was sie sagten und so versuchte er sich näher heran zu schleichen. Vorsichtig bog er ein paar Sträucher beiseite und suchte sich einen Platz, von dem aus er besser sehen konnte, mit wem sie sprach. Er erkannte, dass es nicht nur ein Zentauer war, sondern gleich drei. Alle drei hielten sie selbst gebaute Speere aus Holz und spitzen Steinen in der Hand. Der eine holte sogar mit seinen Vorderhufen aus und richtete bedrohlich seinen Speer auf die Frau in der roten Lederjacke. Doch diese schien sich dadurch nicht im geringsten beeindrucken zu lassen. Sie hatte nicht mal ihren Zauberstab gezogen, welcher halb aus der hinteren Tasche ihrer schwarzen Jeans heraushing. Sie schien etwas zu sagen. Dann machte sie eine Handbewegung und der Zentauer ging einige Schritte zurück. Sirius konnte nicht verstehen, worüber sie sich unterhielten, da er immer noch viel zu weit weg war. Und näher konnte er nicht heran treten, da er sonst sicher bemerkt werden würde. Es verging nicht Mal eine Minute bis die Zentauren sich plötzlich von der Frau abwandten und in den Tiefen des Waldes verschwanden. Sirius blickte aus seinem Versteck auf und plötzlich, wandte sich die Frau so schnell zu ihm um, dass er vergaß sich wieder hinter dem Baumstamm zu verstecken. Sie schien zu seufzen und schritt langsam, beinahe gelangweilt auf ihn zu, bis sie beinahe vor ihm stand. Sirius blinzelte ein paar Mal. Er hatte gedacht, dass sie viel älter wäre, doch von nahem erkannte er, dass sie kaum älter als er selbst sein konnte. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und einen Augenblick lang musterten sich beide gegenseitig. Jetzt wo sie kaum einen Meter vor ihm stand, fand Sirius ihre Kleidung äußerst ungewöhnlich für eine Hexe. »Ich hätte nicht gedacht, hier jemanden zu begegnen.« Ihre Augen musterten seinen Umhang und das Wappen auf seiner Brust. »Ich dachte es sei euch Schülern verboten hier herumzulaufen. Passt Dumbledore nicht auf euch auf?«, fragte sie süffisant. Sirius musste grinsen. »Und wer bist du?« »Das tut nichts zur Sache«, erwiderte sie mit hoch gezogenen Augenbrauen. »Du hast mich bei der Arbeit gestört Kleiner.« Sirius schnaubte. »Und was genau ist dein Job? Tierschützerin oder nein warte Friedensstifterin zwischen Zauberern und magischen Kreaturen?« Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. »Sehr amüsant.« *** Lily betrat die Toilette der drei Besen und verschloss die Tür hinter sich. Einen Moment lang hielt sie den Atem an, doch sie konnte nichts hören. Scheinbar war sie allein. Innerhalb eines Atemzuges sank sie auf dem Boden zusammen und hielt sich die Hände vor das Gesicht bevor sie lauthals los schluchzte. Sie hatte gedacht sie wäre stärker, doch sie hatte es nicht einmal zwei Minuten lang geschafft, Sirius' Fanclub stand zu halten. Es war so erniedrigend. Dabei wollte sie mit ihren Freundinnen doch nur ein Butterbier trinken, bevor sie zurück ins Schloss gingen. »Lily Evans« Lily zuckte zusammen, als sie die Stimme eines Mädchens vernahm, das gerade aus einer der Toiletten heraus kam. Vorsichtig schielte sie nach oben und erkannte ein Mädchen mit braunen kurzen Locken, welches geradewegs auf sie zu kam. Einen kurzen Augenblick verharrte sie vor ihr und blickte mitleidig auf sie herab, bevor sie sich umwandte und den Wasserhahn am Waschbecken aufdrehte. »Weißt du-«, setzte das Mädchen an, während sie den Wasserhahn abdrehte. »Es tut mir Leid«, sagte sie plötzlich so leise, dass Lily sich fragte, ob sie überhaupt etwas gesagt hatte. Ruckartig wandte sie sich zu ihr um. Lily erkannte den Dachs auf dem Wappen der Hufflepuffs an ihrer Tasche. »Ich habe einen Fehler gemacht. Weißt du, ich dachte es geht um Sirius und nicht um jemand anderen. Aber wäre es um Sirius gegangen, würde ich es nicht bereuen«, stammelte sie vor sich hin. Lily blinzelte ein paar Mal und fragte sich, was genau sie ihr sagen wollte. Doch dann wandte sich das Mädchen schon von ihr ab und stürmte aus der Toilette der drei Besen hinaus. Lily blieb einen Moment lang auf den Boden sitzen und fragte sich was gerade passiert war. Sie wusste, dass das Mädchen in ihrem Jahrgang war. Doch da sie kaum Unterricht mit den Hufflepuffs hatte, konnte sie sich nicht an ihren Namen erinnern. Doch warum hatte sie sich bei ihr entschuldigt? Sie musste einfach noch einmal nachfragen. Lily stand vom Boden auf und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Dann verließ sie die Toilette und ging wieder nach oben in den Sitzbereich. Sie blickte sich in der Kneipe um, doch sie konnte das Mädchen nicht sehen. Sie blickte zur Tür, als die Glocke leise bimmelte und erkannte nur noch einen Hufflepuff Umhang, welcher aus dem Laden verschwand. Lily bahnte sich ihren Weg nach draußen und versuchte den Umhang ausfindig zu machen. Wieder verschwand der Umhang in eine der Seitengassen und Lily beilte sich mit ihm Schritt halten zu können. Sie verließ den Weg der Haupteinkaufsstraße und verschwand in eine der Seitengassen. Sie hatte gar nicht gewusst, dass es in Hogsmeade so viele davon gab. Und dann hatte sie den Umhang aus den Augen verloren. Es war als wäre er plötzlich disappariert. Doch das war unmöglich, da das apparieren in Hogsmeade nicht mehr möglich war, seit die Auroren das Dorf gesichert hatten. »Evans«, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihr, die sie zusammen zucken ließ. Lily sog scharf Luft ein. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass hier noch jemand war und scheinbar so nah hinter ihr stand. Als sie sich umwandte, erkannte sie den blonden Haarschopf von Chad Oldren, dem Schulsprecher. Sie blinzelte ein paar Mal und fragte sich, wie er es geschafft hatte, sich so lautlos an sie heran zu schleichen. »Du hast mich zu Tode erschreckt.« Erleichtert atmete sie aus. Doch als sie vom Boden aufblickte und in seine eisblauen Augen sah, bekam sie plötzlich eine Gänsehaut, als wäre die Umgebung um eine Grad abgekühlt. »Ich brauche etwas von dir«, sagte er dann. Lily blinzelte ein paar Mal. Sie konnte sich nicht vorstellen, was er haben wollen könnte. »Du hast etwas in deinem Besitz, was dir nicht gehört«, sagte er leise. »Ich weiss nicht wovon du redest«, erwiderte Lily nur. »Stell dich nicht dumm. Ich weiss, dass er es dir heute Mittag gegeben hat.« »Wer soll mir was gegeben haben?« Lily verstand nicht. »Potter hat dir das Medaillon gegeben, was ich schon so lange suche.« Lily hielt einen Moment lang inne. Sie erinnerte sich an ihre Auseinandersetzung mit Potter. Er hatte an ihrem Arm gezogen, sie hatte ihn weg geschubst und ein Medaillon war aus seiner Tasche gefallen, welches sie aufgehoben hatte. Doch sie hatte es nicht behalten, sie hatte es ihm wiedergegeben. Lily runzelte die Stirn und sah ihn misstrauisch an. »Woher weisst du davon?«, fragte sie ihn plötzlich. Doch noch während sie die Frage stellte, wurde ihr klar warum er davon wusste. Er war da gewesen. Er war das unangenehme Gefühl gewesen, dass sie gespürt hatte. Er war der Beobachter gewesen, der es ihr eiskalt den Nacken herunter laufen ließ, genau wie jetzt in diesem Moment. »Nur weil Potter das Medaillon mit sich herumträgt, bedeutet es noch lange nicht, dass es ihm auch gehört«, erwiderte er dann. »Und jetzt möchte ich, dass du es mir gibst.« »Ich habe das Medaillon nicht«, erwiderte Lily und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. Sie kannte diesen Tonfall von ihm nicht, doch es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass sich die beiden alleine abseits der Einkaufsstraße befanden. »Ich habe genau gesehen, wie Potter es dir gegeben hat«, zischte er, während seine Hand zu seinem Zauberstab in seinem Umhang wanderte. Lily folgte seiner Handbewegung mit den Augen und schluckte. Er schien nicht der zu sein für den er sich die ganze Zeit ausgegeben hatte. Lilys Hand fuhr hektisch zu ihrem Zauberstab. Doch sie griff ins Leere. »Suchst du den hier?«, fragte Chad mit einem Lächeln. In seiner linken Hand hielt er ihren Zauberstab. »Ich bin nicht umsonst der beste Sucher Eurasiens.« Lily verdrehte innerlich die Augen. Diese Arroganz kam ihr äußerst bekannt vor, doch nie hatte sie ihr solche Angst gemacht. Chad ließ Lilys Zauberstab in seinem Umhang verschwinden und streckte den Arm nach ihr aus. »Nun gib es mir schon und ich werde dir nicht weh tun.« Lily schnaubte, während sie vorsichtig einen Schritt zurück ging. Sie glaubte nicht, dass er sie gehen lassen würde, selbst wenn sie das Medaillon gehabt hätte. »Expelliarmus!«, ertönte plötzlich eine Stimme, worauf hin Chads Zauberstab aus seiner Hand flog und gegen die Steinwand in der Gasse prallte. Wütend wandte er sich um, um zu sehen wer ihn entwaffnet hatte. Doch als er ihn sah, kräuselten sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln. »Na ist das Medaillon bei der Freundin doch nicht so sicher wie du gedacht hast, Potter?« »Weg von ihr«, sagte er ausdruckslos. »Sie hat nicht das wonach du suchst.« »Lüg mich nicht an!«, schrie er plötzlich so heftig, dass Lily zusammen zuckte. »Ich habe gesehen, wie du ihr das Medaillon heute Mittag gegeben hast.« Vorsichtig versuchte Lily einige Schritte zurück zu gehen. Doch plötzlich wandte Chad sich mit so einer Heftigkeit um, riss an ihrem Arm sodass sie beinahe auf den Steinboden gefallen wäre. Doch er zerrte sie im letzten Moment wieder hoch, während er nach Lilys Zauberstab mit seinem Umhang griff. Lily sah wie sich James' Augen weiteten bevor er en Kiefer zusammen schob und sich in eine bessere Ausgnagsposition brachte. »Lass sie los!«, knurrte er und richtete seinen Zauberstab bedrohlich auf ihn. Vorsichtig griff James in seine linke Jackentasche und holte das Medaillon hervor. Er hielt es einen Moment lang in Chads Richtung, sodass er es begutachten konnte. Als Chad erkannte, dass das es das echte Objekt seiner Begierde war, blizte einen Moment lang das Verlangen in seinen Augen auf. »Slytherins Medaillons, endlich«, murmelte Chad so leise, dass nur Lily, welche immer noch in seiner Gewalt war, es hören könnte. Es war kaum mehr als ein Flüstern. James nutzte die wenigen Sekunden, in denen Chad sich vom Anblick des Medaillons ablenken ließ, um Lily ein Zeichen zu geben. »Stupor!«, schrie James und Chad Oldren flog einige Meter zurück und krachte mit den Rücken gegen die Steinmauer, wie zuvor sein Zauberstab. Das Geräusch, welches die Knochen in seiner Wirbelsäule von sich gaben, hörte sich nicht sehr gesund an, doch James hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Hastig stopfte er das Medaillon in seine Jackentasche und griff nach Lilys Arm, zerrte sie vom Boden hoch und riss sie mit. »Lass uns verschwinden«, wies er sie an und beide rannten los. »Wie hast du mich gefunden?«, fragte sie außer Atem. »Später Evans«, erwiderte James nur und rannte noch ein wenig schneller, sodass Lily kaum hinterherkam. Es waren nur noch wenige Meter, bis sie die Einkaufsstraße wieder erreichen müssten. Lily schrie auf als ein roter Lichtblitz ganz knapp ihr Ohr verfehlte. James Arm wirbelte herum und feuerte einen Gegenfluch auf Chad ab, welcher diesem doch galant ausweichen konnte. Sie rannten weiter bis sie schließlich die Einkaufsstraße erreichten. Erleichtert blieb Lily stehen, um kurz durchatmen zu können, nach ihrem hektischen Sprint. Doch nicht mal eine Sekunde später spürte sie James' Arm an ihrer Taille, der sie gegen die Steinmauer warf, an der ihr Rücken hart aufprallte und sie einen spitzen Schrei ausrufen lies. Gerade als sie ihn wütend anfunkeln wollte, wurde ihr bewusst, dass er gerade verhindert hatte, dass sie von einem weiteren roten Lichtblitz getroffen wurde, doch diesmal kam dieser nicht aus Chads Richtung. Die Stimmung im Dorf hatte sich verändert. Es war eine Panik ausgebrochen, die Dorfbewohner und Schüler schreiend umher rennen ließen. Im Dorf herrschte ein wahres Wirrwarr, indem Flüche von Auroren und Todessern hin und her geschleudert wurden. Lily schluckte hart, als sie sich an den Tag erinnerte, an den die Winkelgasse auf ähnliche Weise ebenso angegriffen wurde. Würde sich das alles genauso wiederholen? »Oldren muss Verstärkung gerufen haben«, schnaubte James. »Die Auroren sind an allen Eingängen und Ausgängen des Dorfes positioniert, doch niemand hat anscheinend damit gerechnet, dass die Gefahr bereits Hogwarts infiltriert hat.« Während Lily unsicher durch die Massen blickte, schien James das ganze bereits durchschaut zu haben, da er sie abermals am Arm packte und mit sich riss. »Bleib dicht hinter mir, Evans«, wies er sie an und Lily nickte nur, da sie ohnehin ohne ihren Zauberstab, der vermutlich noch in der Gasse lag, nichts tun konnte. James führte sie dicht an der Häuserwand entlang durch die Massen und musste nur ab und an einen Fluch abfeuern, als sie endlich eine von den Auroren erstellte Barriere erreichten. »Das Dorf wird evakuiert. Begebt euch zu den entsprechenden Portschlüsseln«, riefen einige Auroren und versuchten die flüchteten Massen der Schüler und Dorfbewohner in Schach zu halten. Aprubt blieb Lily stehen und wurde einige Meter hinter James' hergeschliffen, da dieser immer noch mit festen Griff ihr Handgelenk umklammert hielt. Verwirrt drehte er sich um und sah in ihre grünen Augen. »Was ist los?«, fragte er laut, um den schreienden Massen standhalten zu können. »Rosalie, Mary, ich kann sie nicht zurücklassen«, sagte Lily atemlos. »Dafür ist keine Zeit«, mahnte James sie. Lily atmete einmal tief durch, bevor sie ihm fest in die haselnussbraunen Augen sah. »Ich werde nicht ohne sie gehen. Sie sind meine Freundinnen!« James druckste auf den Füßen herum. Sie waren nur wenige Meter von der sicheren Barriere entfernt. Währenddessen befreite sich Lily von seinem Griff, wandte sich um und rannte den Weg ein Stück zurück in Richtung des tropfendes Kessels, den dort hatte sie die beiden zurück gelassen. Sie hatte die Tür fast erreicht als ein Lichtblitz ihre Wange traf. Sie spürte ein Brennen und sog scharf Luft ein, als sie spürte wie feines Blut zu ihrem Kinn lief und daran herunter tropfte und dann immer mehr wurde, was schließlich ihre Bluse rot färbte. Lily drückte sich an die Häuserwand, um so ein wenig geschützt zu sein, doch alles was sie wiederum sah waren die eisblauen Augen von Chad Oldren, der mit hoch erhobenen Zauberstab auf sie zu rannte. »Protego!«, schrie James, um damit einen weiteren Fluch abzuhalten, der Lily frontal getroffen hätte. Eine Sekunde später war er bei ihr und schnaubte verächtlich. »Du machst mir nur Ärger Evans«, sagte er rau und konnte dabei ein schiefes Lächeln nicht unterdrücken. Neben ihm tauchten Peter und Remus auf, beide mit erhobenen Zauberstäben. »Stupor!«, schrie Remus, der versuchte Chad in Schach zu halten. Es war kaum zu übersehen, dass seine Hand zitterte. Schnell wandte er sich zu Lily und James um. »Der tropfende Kessel ist leer« Er wirkte schwach und seine Augen waren blutunterlaufen. Die Situation überforderte ihn und seinen Zustand. »Lily!«, schrie jemand, woraufhin sie sich umblickte und versuchte durch die Menge zu sehen. »Mary!« schrie Lily, als sie ihre Freundin erkannte, die gerade versuchte, durch die Menge zu ihr durch zu dringen. »Komm nicht hierher, lauf zur Barriere!«, schrie James gegen die Aufruhr in den Massen. Mary blieb aprubt stehen, doch es war zu spät. Und dann ging alles sehr schnell. Chad Oldren hatte sich zu Mary umgewandt, er richtete den Zauberstab auf sie und feuerte einen Fluch ab, der sie frontal in den Magen traf und blutspuckend nach vorn umfallen lies. Doch Lily war bereits auf Chad zugerannt und warf sich auf seinen Zauberstabarm und umklammerte ihn so fest, dass er nicht mehr in Marys Richtung zeigen konnte. Wütend griff er ihr ins Haar und riss so stark ihren Kopf zurück, dass sie einen Aufschrei nicht unterdrücken konnte. Einen Moment später traf das goldene Medaillon seinen Kopf, prallte daran ab und fiel einen Meter vor ihm zu Boden. Chad stieß Lily weg von sich zu Boden und stürze sich auf das Medaillon. Doch kurz bevor er es erreichen konnte kickte James es mit dem Fuß weiter in die Menge. »Nehmt euch bei den Händen«, rief plötzlich eine Stimme und Lily spürte wie jemand nach ihrer Hand griff und seine Finger darin verschlung Als sie aufblickte, sah sie gerade noch, wie James eine Taschenuhr mit der Eleganz eine Suchers, der er eig. Nicht wahr auffing. Daraufin wurde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen und alles hüllte sich in weißen Nebel, bevor sie sich dem Schwindelgefühl hingab und die vier Freunde verschwanden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)