Wie man auf dem Rücken des Windes reitet -James & Lily the Prequel von Teela-chan (James&Lily) ================================================================================ Kapitel 32: Ein total verrückter Valentinstag --------------------------------------------- 32 Akt: Ein total verrückter Valentinstag "What a shame that the girl who once believed in fairytales and magic, had to be struck by reality with demons in her mind and the fear of never being loved." - k.f. Das dunkelgrüne Sofa gab ein ächzendes Geräusch von sich, als sie sich darauf bewegte. James Potter lag mit dem Rücken auf dem Sofa und Lily Evans hatte sich über ihn gebeugt. Er hatte nicht rechtzeitig kommen sehen, dass sie über die Rücklehne geklettert war. Ihr Gesicht war seinem viel zu Nahe. Ihre roten Haare berührten seine Wangen und eine einzelne ihrer Strähnen verfing sich sogar in seinen Wimpern. Ihr Haarshampoo roch nach Kirschen, genau wie damals. Er glaubte sogar, dass er ihr Parfum riechen konnte aber vielleicht war es auch nur ihr eigener Geruch. Er wusste, dass er ihr Einhalt gebieten sollte, denn sonst würde sie es wirklich tun. Jedoch war er sich nicht sicher, ob er überhaupt wollte, dass sie es nicht tat. Und das verwirrte ihn vielmehr als die Tatsache, dass es eigentlich seine Pflicht als Gentleman, der er eigentlich gar nicht sein wollte, war, sie davon abzuhalten. »Würden Sie bitte von mir herunter gehen Miss Evans?«, fragte er charmant. Lächerlich. Nichtmal er selbst, hätte das als Aufforderung betrachtet. Lily sah das wohl ganz genau so, denn sie machte keinerlei Anstalten sich von ihm runter zu bewegen. Stattdessen lächelte sie ihn an und strich ihm mit der rechten Hand die Haarsträhne aus seinen Wimpern, welche sich in eben diesen verfangen hatte. Dabei berührte sie seine Wange und James spürte wie sein Herz einen Satz machte. Es war wie ein kleiner elektrischer Stoß und dann durchzuckte ihn erneut einer dieser Stromstöße, als er ihren warmen Atem an seinen Lippen fühlen konnte. *** 28 Stunden zuvor... »Da bist du ja endlich Rosalie!«, fuhr Mary ihre Freundin an, als diese gerade den Schlafsaal der Sechstklässlerinnen betreten hatte. »Ich warte schon seit Ewigkeiten. Was hast du denn so lange in Hogsmeade getrieben?« »Beruhige dich mal, okay? Es war ziemlich voll im Honigtopf. Du bist nicht die einzige, die auf die Idee gekommen ist, am Valentinstag Schokolade zu verschenken.« Rosalie verdrehte die Augen, als Mary ihr hastig die Tüte aus der Hand riss und setzte sich auf ihr Himmelbett. Lilys Kopf, welcher zuvor noch hinter ihrem Zeichenblock verschwunden gewesen war, lugte vorsichtig zu Mary herüber, welche mindestens sieben Schachteln mit Pralinen auf ihrem Bett ausbreitete. »Findest du nicht, du übertreibst ein bisschen?«, fragte Lily mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Für wen soll das denn alles sein?« »Das erfährst du schon noch früh genug«, winkte Mary ab und machte sich daran, kleine bunte Karten, welche sie bis vor wenigen Minuten noch gebastelt hatte, an den Pralinenschachteln zu befestigen. Es war wirklich jedes Jahr dasselbe mit ihr, dachte Lily. Sie machte ein riesiges Trara aus diesem selbsternannten Feiertag, der doch eigentlich wie jeder andere Tag war. Wenn wenigstens Schulfrei gewesen wäre oder sie eine Verabredung mit einem Jungen gehabt hätte, hätte sie es ja noch verstanden. Jedoch war morgen ein ganz normaler Schultag und ein Montag noch dazu wohl bemerkt. Lily tauschte noch einen verwirrten Blick mit Rosalie aus, bevor sie sich wieder ihrem Zeichenblock zu wandte. Sie selbst hatte jedenfalls nicht vor gehabt, irgendjemanden etwas zu schenken. *** James Potter strich mit seiner Nase an ihrer Wange entlang und berührte mit seinen Lippen ihre Mundwinkel, woraufhin die Blondine leise zu kichern begann. »Oh nein, diesmal wird das nicht in einer Knutscherei oder anderweitigem enden«, tadelte sie ihn. »Warum nicht?«, fragte er mit einem Lachen in der Stimme. Emmeline zögerte, während sie an einem Flusen an seiner Krawatte spielte. »Hast du eigentlich eine Verabredung morgen für den Valentinstag?«, fragte sie ihn schließlich. »Nein«, erwiderte er direkt und ihr Herz schien für ein oder zwei Schläge in einer doppelten Frequenz zu schlagen. »Und ich werde mich auch nicht verabreden.« Emmeline runzelte die Stirn. Sie hatte schon in der fünften Klasse versucht, James Potter zu einer Verabredung am Valentinstag zu überreden. Doch er hatte abgelehnt und das Thema sogar regelrecht abgeblockt. Damals hatte sie geglaubt, dass er mit einem anderen Mädchen ausgehen würde, doch das war nicht der Fall gewesen. Er hatte sich nie verabredet an diesem Tag und sie fragte sich warum. Selbst wenn er von diesem Tag nicht viel hielt, was man daran erkennen konnte, dass er niemals etwas verschenkte, so war er doch dafür bekannt nichts anbrennen zu lassen. Er hätte es ja um des Mädchens willen tun können, die gerne mit ihm ausgegangen wäre. Doch kein Mädchen hatte es bisher geschafft mit ihm dem Valentinstag zu verbringen. Emmeline griff James Hemdkragen und zog ihn so näher an sich heran, sodass ihre Lippen nur wenige Zentimeter auseinander waren und jeder den warmen Atem des anderen auf seiner Haut fühlen konnte. »Und ich frage mich warum. Junge, der du den Valentinstag hasst«, flüsterte sie gegen seine Lippen. Doch James antwortete ihr nicht und küsste sie stattdessen auf den Mund. Und nach einer Weile hatte sie ihre Frage, auf die sie unbedingt eine Antwort haben wollte, völlig vergessen. *** Gähnend betrat Lily mit Rosalie und Mary, welche außerordentlich guter Laune war, die große Halle. Montags in der ersten Stunde bereits Unterricht zu haben, war wirklich eine Strafe, auch wenn es eine Doppelstunde Zaubertränke war. Vor allem wenn seine Mitbewohner die halbe Nacht an irgendwelchen Valentinstagskarten gebastelt haben. Trotz der Frühe waren die meisten Schüler aller Häuser anwesend und es herrschte eine ungewöhnlich heitere Stimmung, wie es an einem Montag morgen sonst nie der Fall war. Die Mädchen setzten sich auf die beinahe letzten freien Plätze am äußeren Rand des Gryffindortisches. Lily schüttete sich eine Tasse heißen Kakao ein, während Mary fröhlich vor sich hin summte. Wieder wechselte sie einen irritierten Blick mit Rosalie. »Ich freue mich schon auf die Post heute Mittag!«, sagte Mary aufgeregt und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd. Dieses Grinsen hatte sie wenig später im Unterricht immer noch aufgesetzt, als sie summend die Zutaten für ihren Aufpäppeltrank zerschnibbelte. »Das machen sie heute außerordentlich gut«, lobte Slughorn sie und Mary kicherte sofort los. »Außerdem sehen Sie heute ausgesprochen glücklich aus Miss McDonald«, bemerkte Slughorn weiter. »Es ist ja auch ein wunderschöner Tag«, erwiderte Mary und Slughorns Blick wandte sich zum einzigen Fenster in den Kerkern, durch das er allerdings nur eine dichte Wolkendecke erkennen konnte und stirnrunzelnd seinen Rundgang fortsetzte. Lily verdrehte die Augen. Der Valentinstag war wirklich ein ätzender Tag. *** Beim Mittagessen war der Auflauf von Menschen und der Heiterkeitspegel in der großen Halle sogar noch auffälliger und nervtötender als am Morgen. Die meisten Mädchen hatten die Köpfe zusammengesteckt und kicherten jedes Mal vor sich hin, wenn ein Junge an ihnen vorbei ging. Lily fasste sich an die Stirn und fragte sich, warum sich plötzlich alle wieder so benahmen als würden sie noch in den Kindergarten gehen. Als wenig später das Heulen der stolzen Tiere zu hören war, wusste Lily, dass es nun zum schlimmsten Teil dieses Tages kommen würde. Die Eulen strömten durch die Fenster in die große Halle und verteilten wie jeden Tag die Post. Doch diesmal waren es viel mehr Eulen als im gesamten restlichen Jahr und diese trugen viel mehr Dinge mit sich, als einfache Briefe. Lily erkannte Schokoladentafeln, herzförmige Kartons, Blumen und andere kleine Geschenke. Es war beinahe so wie Weihnachten, als plötzlich die riesigen Flügeltüren zur großen Halle mit einem Ruck aufschwangen und eine dichte Masse an skurrilen Wesen in die Halle strömte Sowohl Schüler, als auch Lehrer hatten ihren Blick zur Eingangstür gewandt und sahen mit erstaunen und Verwunderung dabei zu, wie bestimmt hundert Kleinkindgroße Wesen, in Windeln gekleidet mit weißen Flügeln, welche aus ihren Rücken ragten und mit Pfeil und Bogen bewaffnet in die Halle strömten und sich in das Wirrwarr der Eulen mischte. Lily duckte sich auf Rosalies Schoss, als eines von ihnen beinahe ihren Kopf getroffen hatte. »Sind das Hauselfen?«, fragte Rosalie verwundert und riss ebenfalls ihren Kopf nach unten. Lily, welche mittlerweile halb unter dem Tisch saß, stützte sich an der Bank ab, auf welcher sie eben noch gesessen hatte und schaute an die Decke. Rosalie hatte Recht. Es waren unzählige Hauselfen mit weißen Flügeln, in Windeln gekleidet, welche mit ihren Pfeilen, an dessen Ende sich ein Herz statt einer Pfeilspitze befand auf diverse Schüler zielten, welche sich noch nicht unter den Tischen und Bänken in Sicherheit gebracht hatten. Es erinnerte Lily an Amor, den römischen Gott der Liebe. Doch hatte sie sich unter ihm immer einen Knaben mit goldenen Locken und keine Hauselfen mit riesigen Ohren vorgestellt. Es schien als wüssten die Hauselfen mit ihren neu gewonnen Flügeln nicht umzugehen, denn sie flogen wirr durcheinander und verwirrten sogar die Eulen, welche so nicht immer dem Empfänger ihrer Post ausfindig machen konnten und durch die Fenster wieder verschwanden. Die Hauselfen jedoch zielten mit ihren Pfeilen auf die Schüler und einige von ihnen hatten sogar Hagrid und Professor Sinclair getroffen, deren Hautfarbe nach der Berührung sofort rosa wurde. »Arresto Momentum!« Dumbledores Stimme erschallte in der großen Halle und dann wurde alles still. Die Hauselfen schwebten an Ort und Stelle in der Luft und einen Moment darauf krochen die Schüler vorsichtig wieder unter den Tischen hervor. Dumbledore murmelte ein paar Zauber und die Hauselfen flogen auf dem gleichen Weg wieder aus der großen Halle hinaus, wie sie auch her gekommen waren. Er schien Professor Flitwick und Madam Pomfrey ein paar Worte zu sagen, welche sich darauf auch sogleich auf den Weg machten und die große Halle verließen. »Fahren Sie ruhig mit dem Essen fort«, sagte Dumbledore schmunzelnd und setzte sich wieder auf seinen Platz, als wäre nichts gewesen. Lily erkannte wie sich McGonagalls Nasenflügel aufgebläht hatten und sie wütend zum Gryffindortisch herüber starrte, an welchen wenige Plätze von Lily entfernt, James Potter gerade Sirius Black ein HighFive gab, während die beiden immer noch lachten. Lily kroch wie all die anderen wieder unter dem Tisch hervor und setzte sich auf die Bank. »Ich wusste, dass dieser Tag nicht gut enden würde«, murmelte sie, als sie Rosalies rosa Hautfarbe bemerkte. Einer der Amor Hauselfen musste sie getroffen haben. »Na toll«, seufzte Rosalie und begutachtete ihre Hände. Verstohlen warf sie den Rumtreibern einen Blick zu. »Und wie kriege ich die Farbe bitteschön wieder ab?«, rief sie Sirius und James zu. Doch beide zuckten nur mit den Schultern, als hätten sie überhaupt keine Ahnung wovon sie überhaupt sprach. »Diese beiden!«, fluchte sie, während Lily ihr den Arm tätschelte. »Madam Pomfrey wird sicher ein Gegenmittel für dich haben«, redete Lily ihr gut zu, als sie die herzchenförmige Pralinenschachtel vor ihrem Teller bemerkte. »Die muss eine der Eulen wohl ausversehen hier abgeworfen haben«, murmelte sie, doch Rosalie hielt ihr eine identische Schachtel unter die Nase, an der eines der selbst gebastelten Kärtchen von Mary hing. Beide blickten zeitgleich ihre Freundin an, welche ihnen nur eben jenes Grinsen schenkte, welches sie schon den ganzen Tag über aufgesetzt hatte. »Schönen Valentinstag Freundinnen«, kicherte sie und freute sich über die rote Rose, welche auf ihrem Teller abgeworfen wurde. Sowohl Rosalie als auch Lily fragten sich, von wem sie diese bekommen hatte, doch Mary zuckte nur mit den Schultern und sagte, dass kein Absender dabei stehen würde. Nach dem Artihmantikunterricht wartete Lily auf Rosalie, welche gerade aus dem Krankenflügel kam, jedoch immer noch die rosa Hautfarbe trug. »Was ist los?«, fragte Lily verwundert. »Madam Pomfrey sagt, da könne sie bisher nichts machen. Sie könne sich jedoch gut vorstellen, dass die Farbe irgendwann von selbst verschwindet«, erwiderte sie wütend und griff nach Lilys Handgelenk. Rosalie stapfte durch das halbe Schloss und zog Lily an ihrem Arm hinter sich her, doch es dauerte eine ganze Weile bis sie die Rumtreiber endlich gefunden hatte. »Ihr!«, schrie sie beinahe durch den halben Flur. »Ihr werdet jetzt sofort etwas tun, damit ich meine normale Hautfarbe zurück bekomme«, zischte Rosalie. »Weißt du wovon sie spricht?«, fragte Sirius seinen besten Freund, doch dieser zuckte nur mit den Schultern und wandte sich nicht einmal zu ihr um. »Versucht es erst gar nicht! Es ist offensichtlich, dass diese Aktion auf euren Mist gewachsen ist!«, fluchte sie. »Wo sind die Beweise Pond?«, fragte Sirius süffisant. Rosalie starrte die beiden böse an und beschloss, dass es am sinnvollsten war zunächst das schwächste Glied in die Mangel zu nehmen. Sie stemmte ihre Arme an die Hüfte und starrte Peter böse an, welcher sich sogleich einen Schritt hinter Sirius stellte, immerhin war Rosalie einen halben Kopf größer als er. »Es gibt kein Gegenmittel, fürchte ich«, piepste der kleine Marauder. »Aber es geht nach ein paar Stunden von alleine weg«, versuchte Peter sie zu beruhigen. »Das ist nicht euer ernst?«, seufzte Rosalie lauthals. »Ich fürchte schon« »Verräter!«, zischte Sirius ihm zu und verdrehte die Augen. Als ob Pond ihm wirklich etwas getan hätte. Und selbst wenn, wären die drei doch immerhin noch da gewesen, um ihm zu helfen. »Remus?«, fragte Lily und hatte ihren unschuldigsten Blick aufgesetzt. »Er sagt die Wahrheit«, gab Remus schließlich zu. »Da kann man wohl nichts machen«, sagte Lily und Rosalie sah die vier entnervt an. James jedoch war damit beschäftigt eine Ladung Pralinen zu untersuchen und einen Karton nach den anderen in die Mülltonne zu werfen. »Was tust du da?«, fragte sie verwirrt. »Ich entsorge das ganze Zeug, dass ich heute bekommen habe«, erwiderte James, als wäre es die normalste Sache der Welt. »Ist das nicht ein bisschen gemein? Willst du nicht wenigstens etwas davon probieren?« »Nein«, lachte James. »Ich bin doch nicht lebensmüde. Vermutlich ist in der Hälfte davon ein Liebestrank enthalten.« »Ganz schön eingebildet von dir so etwas zu glauben«, erwiderte Rosalie mit hochgezogener Braue. »Glaub mir Pond, denselben Fehler wirst du nicht ein zweites Mal machen wollen«, erwiderte James nur und zwinkerte ihr zu, während er den letzten herzförmigen Karton in die Mülltonne warf. Lily erkannte eine kleine Karte an dem Karton, um welche ein lila Band gebunden war. Es sah genauso aus, wie die selbstgebastelten Karten von Mary. Ebenso wie die herzförmige Schachtel wie ihre eigene aussah. Einer der sieben Pralinenkartons, die Rosalie für Mary im Honigtopf gekauft hatte. Doch warum schickte sie ausgerechnet James Potter so etwas? »Lily, gehen wir dann eben zum Vertrauensschülertreffen?«, durchbrach Remus ihre Gedanken. »Ich glaube Chad wollte es heute kurz halten wegen den Vorkommnissen heute Morgen.« »Klar«, erwiderte Lily und verabschiedete sich von Rosalie, welche immer noch versuchte aus Peter herauszubekommen, ob es nicht doch ein sofortiges Gegenmittel gab. »Ich fürchte Peter wird ihr da nicht helfen können«, gluckste Remus, als die beiden den Gang zu den Treppen entlang gingen. »Rosalie kann sehr penetrant sein, wenn sie etwas von jemanden möchte«, murmelte Lily. »Ebenso wie Mary, du glaubst nicht wie viel Schokolade sie heute verschenkt hat« »Hast du denn etwas zum Valentinstag bekommen?«, fragte Remus. »Pralinen von Mary«, erwiderte Lily und griff in ihre Tasche. »Aber das ist auch gut so. Ich finde diesen Tag mehr als überflüssig!« »Sehe ich genauso«, schmunzelte Remus. »Hast du etwa nichts verschenkt?«, fragte Lily gespielt schockiert und Remus schüttelte den Kopf. »Hast du denn etwas bekommen von jemanden?« Wieder schüttelte Remus den Kopf. Lily presste die Lippen zusammen. Es war eine Sache, wenn sie nichts zum Valentinstag bekam. Immerhin mochte sie diesen Tag noch nicht einmal. Doch scheinbar vergötterten alle anderen Mädchen im Schloss diesen Tag und Remus war ein sehr netter, wenn auch sehr zurückhaltender Mensch. Er hätte es verdient gehabt, etwas zu bekommen. Lily holte ihre herzförmige Pralinenschachtel hervor und öffnete den Deckel. Die Pralinen darin sahen wirklich unglaublich lecker aus. Einige von ihnen hatten sogar eine rote Zuckerschrift und bildeten den Schriftzug „Be my valentine!“ Lily griff nach einer Praline und reichte dann Remus die Schachtel. »Auf einen hoffentlich erfolgreichen Nicht-Valentinstag!«, sagte Lily und lächelte, als Remus wählerisch überlegte, welche Praline er nehmen sollte. Lily hatte sich währenddessen ihr Stück in den Mund geschoben und stellte fest, dass ihre Praline eine Vanillecreamefüllung hatte. Die mochte sie am liebsten. Außerdem schmeckte das ganze etwas grünem Gras und- »Ich muss sofort zu ihm«, rief Lily plötzlich und fuchtelte wild mit dem Armen umher, sodass einige Pralinen aus der Verpackung durch die Gegend flogen. Remus drückte den restlichen Karton an sich, welchen sie losgelassen hatte und blinzelte ein paar Mal verwirrt, als Lily begonnen hatte dämlich vor sich hin zu grinsen. »Du musst wo hin?«, fragte er irritiert. »Na zu ihm«, erwiderte Lily genervt, als wäre absolut klar, wen sie damit meinen würde. »Und wer ist er?«, fragte Remus und bemerkte, wie Lily ihn langsam wütend an funkelte. »Na James Potter natürlich, wer sonst?«, kicherte sie und begann fröhlich vor sich hin zu summen. Remus Augenbrauen schossen nach oben. »Wir sehen uns dann, ich muss jetzt zu ihm«, säuselte Lily, während sie sich eine weitere Praline in den Mund schob und fröhlich den Gang zurück hüpfte, aus dem die beiden gerade gekommen waren. Remus versuchte die Informationen in seinen Kopf zu verarbeiten, doch die Zahnräder in seinem Denkapparat schienen eingerostet zu sein, da nach wie vor für ihn alles keinen Sinn ergab. Dann bemerkte er, dass er immer noch den herzförmigen Karton in seiner Hand hielt, in dem noch einige Pralinen drin enthalten waren. Es dauerte einen Moment bis er einen Zusammenhang bilden konnte. Argwöhnisch griff er nach einer Praline und roch daran. Und so schnell wie er konnte hechtete er auf den Boden, sammelte die heruntergefallenen Pralinen ein und stürzte Lily hinterher in den nächsten Gang. *** »Ich warne dich Pettigrew, wenn ich herausfinde, dass du mich angelogen hast, kannst du was erleben«, drohte Rosalie gerade dem kleinen Marauder, welcher bereits mit dem Rücken zur Wand stand und nicht mehr wusste, wie er ihr entkommen sollte. Sirius Black hatte die Arme vor seiner Brust verschränkt und warf James einen genervten Blick zu. »Da bist du ja!«, hörte er plötzlich eine Stimme rufen und bevor er wusste wie ihm geschah, hatten sie zwei Arme um seinen Nacken geschlungen. »Nicht so stürmisch Miss Evans«, sagte er charmant, als er Lily an ihrem roten Haar erkannt hatte. Doch diese wollte ihn gar nicht mehr loslassen. »Was ist denn mit dir los?«, fragte Rosalie verwirrt, welche gerade ihren Zeigefinger in Peters Schulter gebohrt hatte. Doch Lily kicherte nur hysterisch und drückte sich fester an seinen Körper. James legte automatisch seine Hände an ihre Hüfte, schien jedoch genauso verwirrt zu sein wie Rosalie. Lily löste sich etwas aus ihrer festen Umarmung, um James besser ansehen zu können. Sie legte eine Hand an seine Wange und sah ihn völlig abwesend in die Augen. »So ein schöner Mann«, murmelte sie abwesend und James gluckste hart. »Verdammt, ich habe es geahnt!«, keuchte Remus, welcher gerade um die Ecke gebogen war und immer noch die Pralinenschachtel an seinen Körper gedrückt hatte. »Die sind mit einem sehr starkem Liebestrank gefüllt«, erklärte Remus. »Wie kannst du nur!«, fuhr Rosalie James an. »Lass sie sofort los«, schrie sie weiter und zerrte an Lilys Arm, doch diese wollte James einfach nicht loslassen. »Das du es so nötig hast Prongs«, lachte Sirius, doch dieser sah ihn nur böse an. »Ich habe niemanden einen Liebestrank untergeschoben!«, beschwerte sich James und versuchte Lily von sich weg zu drücken. »Ach hör auf!«, erwiderte Rosalie. »Ich habe so etwas ganz und gar nicht nötig!«, zischte James ihr zu. »Lily sagte, sie hätte die Pralinen von Mary bekommen«, mischte sich Remus ein und Rosalies Augenbrauen schossen in die Höhe. »So ein Unsinn! Warum sollte Mary Lily einen Liebestrank unterjubeln!« »Sind das hier die Pralinen von Mary oder nicht?«, fragte Remus und hielt ihr die Schachtel entgegen. Rosalie griff in ihre Schultasche und holte ihren eigenen Karton hervor, welchen sie heute morgen bekommen hatte. »Sieht genauso aus!«, murmelte Rosalie und öffnete ihre Schachtel, in der eine Reihe dunkelbrauner Schokoherzen lagen. »Bei dir fehlt die „Be my Valentine“ Zuckerschrift«, stellte Remus fest. »Warum sollte Mary ihr so etwas darauf schreiben?«, fragte Rosalie ihn mit hochgezogener Augenbraue. »Am besten du fragst sie das selbst«, erwiderte James, welchem langsam unbehaglich wurde, als Lily ihm erneut über seine Wange strich. »Ich hab gesagt, du sollst sie nicht anfassen«, fuhr sie James an. »Wie wäre es, wenn du ihr das sagst!«, schlug James mit einem sarkastischen Unterton vor und drückte Lily noch ein Stück von sich weg. »Wie auch immer das passiert ist, so kommen wir nicht weiter«, versuchte Remus die anderen zu beruhigen. »Wir werden wie folgt vorgehen«, ordnete Remus an. »Sirius, Peter ihr geht in die Bibliothek und sucht nach dem Gegentrank. Rosalie, du suchst Mary, vielleicht kann sie uns etwas dazu sagen. James, am besten du bringst Lily irgendwohin, wo ihr keinem der Lehrer über den Weg lauft.« »Und wohin bitte schön?«, seufzte James. »Ins Quidditchstadion?«, schlug Rosalie vor. »Hufflepuff trainiert dort heute.« »Einen leeren Klassenraum, das Pokalzimmer?«, schlug Remus vor. »Bitte nicht!«, stöhnte James, als er daran dachte, dass eben jener Raum einer der Treffpunkte von ihm und Emmeline war. »Ich meine, heute ist Valentinstag, ihr wisst schon, das wird alles, nun ja besetzt sein.« Rosalie funkelte ihn böse an. James verdrehte die Augen. Was konnte er bitte dafür, dass sich am Valentinstag immer viel mehr Leute dateten als den Rest des Jahres. »Wie wäre es mit einer Besenkammer«, schlug Sirius grinsend vor, woraufhin Rosalie ihn gegen seinen Arm schlug. »Was ist mit dem Raum der Wünsche?«, schlug Peter vor. Rosalie sah ihn fragend an und Sirius warf Peter einen bösen Blick zu. »Was für ein Raum?« »Gute Idee«, unterbrach Remus sie. »James ihr geht dort hin. Wir treffen uns dann später wieder. Ich muss jetzt erst mal zu diesem Vertrauensschülertreffen.« *** Den Raum der Wünsche, welcher auch unter dem Namen da-und-fort-Raum bekannt war, kannten nur die wenigsten Schüler in Hogwarts. Und noch weniger wussten wie man ihn finden konnte. Es war eines der vielen Geheimnisse der Rumtreiber und eine viel zu lange Geschichte, wie diese ihn damals in der fünften Klasse zufällig gefunden hatten. Der Raum passte sich immer den individuellen Bedürfnissen des Suchenden an, so war er für James an diesem Tag ein einziges Zimmer, ähnlich dem Gryffindor Gemeinschaftsraum mit roten Tapeten an den Wänden, zwei gemütlichen grünen Sofas und einem großen Ohrensessel, welche um einen Kamin gestellt waren, in dem bereits ein Feuer vor sich hin prasselte. James hatte sich in den grünen Ohrensessel gesetzt und gehofft, dass Lily sich auf eines der Sofas setzen würde, doch diese hatte sich auf den Boden neben ihm gesetzt, sich an sein Bein gelehnt und damit begonnen, verträumt in der Gegend herum zu starren. Wenig später tauchten Sirius und Peter zusammen mit Remus, Rosalie und Mary in dem Raum auf. Man merkte sofort, dass sich die Mädchen verwundert im Zimmer umsahen, da sie bisweilen noch nichts von diesem Raum gehört hatten. »Und?«, fragte James sofort und sprang aus seinem Sessel auf. »Ich habe damit nichts zu tun!«, verteidigte sich Mary, woraufhin ihr James sogleich den Karton mit den Pralinen unter die Nase hielt. »Der ist nicht von mir«, empörte sich Mary. »Der Karton sieht zwar so aus, aber ich habe keine „Be my Valentine“ Zuckerschrift verwendet.« »Möglicherweise wurden die Kartons in dem Chaos heute morgen verwechselt«, überlegte Remus. »Das sehe ich auch so«, stimmte Mary ihm zu und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. »Und wer sollte bitte einen Karton mit Pralinen verschenken, in dem sich ein Liebestrank für James befindet, außer er selbst?«, zischte Rosalie. »Woher soll ich das wissen?«, empörte sich James erneut. »Habt ihr in der Bibliothek ein Buch über das Brauen von Liebestränken und eventuelle Gegenmittel gefunden?«, unterbrach Remus den aufkommenden Streit. »Alle Bücher waren komplett ausgeliehen und Madam Pince wollte uns nicht sagen an wen. Bibliotheksgeheimnis und so«, seufzte Sirius. »Und was machen wir jetzt?«, fragte Mary. »Die verbotene Abteilung«, schlug James vor. »Da gibt es bestimmt irgendetwas. Immerhin dürfen wie Schüler da nicht rein und uns das ausleihen.« »Was genau der Punkt ist«, sagte Mary stirnrunzelnd. »Wie sollen wir daran kommen, wenn wir da nicht rein dürfen?« James verdrehte die Augen. »Indem wir uns nachts da rein schleichen!«, erklärte er ungeduldig. »Du mit deiner Klette an deinem Bein schon mal nicht«, erwiderte Sirius belustigt, als er Lily dabei beobachtete wie sie ihre Arme um sein Bein geschlungen hatte, damit er nicht weggehen konnte. »Wieso gehen wir nicht einfach zu Slughorn?«, schlug Rosalie vor. »Er wird wissen, was zu tun ist.« »Als ob James irgendjemand glauben würde, dass er ihr den Liebestrank nicht selber untergejubelt hätte«, schnaubte Sirius. »Was ihm vermutlich zurecht geschehen würde«, murmelte Rosalie, was ihr einen bösen Blick von James einbrachte. »Warum erzählt ihr alle so einen Unsinn?«, mischte Lily sich ein. »Es ist einfach Liebe«, sagte sie verträumt und starrte James abermals mit diesem Blick von Besessenheit an, der ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. »Ookaay, wir sollten uns definitiv beeilen mit dem Gegenmittel«, erwiderte Mary mit hochgezogenen Augenbrauen und warf James einen mitleidigen Blick zu. »Die Bibliothek schließt um 22Uhr. Dann können wir in die verbotene Abteilung.« »Und wie willst du das nach Ausgangssperre ungesehen bewerkstelligen?«, fragte Rosalie interessiert. »Lasst das mal meine Sorge sein, Ladies«, grinste Sirius nur charmant. Rosalie zweifelte nicht daran, dass er es schaffen würde. Es waren die Rumtreiber und diese hatten es erst heute morgen geschafft, sämtliche Hauselfen dazu zu überreden in einem schlechten Kostüm in der großen Halle Amor zu spielen. »Ich fürchte ich muss jetzt auch gehen«, druckste Rosalie herum. »Ich muss gleich nach dem Abendessen zu Madam Pomfrey. Sie glaubt, dass sie nun eine Salbe entwickelt hat, die dafür sorgt, dass meine Hautfarbe schneller wieder normal wird.« »Du hättest ohnehin nur für Aufsehen gesorgt«, erwiderte Sirius. »Ich werde das mit Peter erledigen, überhaupt kein Problem.« »Ich habe heute eigentlich mit Lily Streife. Mary würdest du das mit mir übernehmen?« »Klar«, erwiderte diese nur. »Und was ist mit mir?«, empörte sich James, als seine Freunde gerade den Abend ohne ihn verplanten. »Na, da du ohnehin mit ihr an deinem Bein nirgendwohin kannst, bleibst du hier und passt darauf auf, dass sie nichts-« Er machte eine kurze Pause und schien nach dem richtigen Wort zu suchen. » -blödes mit dir anstellt«, grinste Sirius. Rosalie funkelte James noch einmal böse an und warf ihr ihren »Untersteh- dich« Blick zu, bevor alle den Raum verließen und die beiden allein zurück blieben. »Endlich sind die alle weg Jamie«, kicherte Lily und klammerte sich fester an sein Bein. Dieser schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Bitte nenn mich nicht so. Das tut sonst nur meine Mom«, bat er sie. Und so war James gezwungen einige Stunden auszuharren und ausnahmsweise mal seinen Freunden die Führung zu überlassen. *** »Ich hoffe für dich, dass die uns wirklich nicht erwischen«, zischte Rosalie Sirius zu. Dieser verdrehte daraufhin nur die Augen und warf Peter einen vielsagenden Blick zu. »Warum bist du überhaupt mitgekommen?«, stöhnte Sirius genervt. »Willst du nicht lieber aufpassen, dass Evans seine Finger von James lässt?« »Es wäre besser für ihn und seine Gesundheit, wenn er selbst dafür sorgt, dass sie seine Finger von ihm lässt. Denn sonst wird sie ihn ganz sicher selbst umbringen.« »Weiber!«, nuschelte Sirius vor sich her. Rosalie, deren Hautfarbe in der Dunkelheit immer noch rosa schimmerte, warf Sirius einen bösen Blick zu. Es war mehr ein Zufall gewesen, dass sie Sirius und Peter über den Weg gelaufen war. Zudem trugen die beiden sonderbare Sachen mit sich herum und sie hatte sich gefragt, ob die beiden wirklich in der Bibliothek nach einem Gegenmittel suchen würden. Also war sie zu Sirius Ungunst mitgekommen und betrachtete immer noch mit neugierigem Interesse, das leere Pergament und den alten mit Flicken besetzten Umhang, den Peter in der Hand hielt. »Was habt ihr damit vor? Ihn euch spontan umwerfen und darauf hoffen, dass euch niemand erkennt in dieser Geschmacksverirrung, wenn ein Lehrer vorbei kommt?«, fragte sie Peter mit hochgezogener Augenbraue. Dieser gluckste sofort nervös herum. »Kannst du vielleicht mal die Klappe halten, Pond?«, fuhr Sirius sie an, als sie gerade an der Abbiegung zur Bibliothek ankamen. Es war bereits kurz nach 22Uhr und Madam Pince war damit beschäftigt die letzten Schüler aus der Bibliothek zu werfen. Sirius verdrehte die Augen. »Was ein Haufen Streber. Wer hockt denn um diese Zeit noch in der Bibliothek?«, nuschelte er leise vor sich her, fuhr jedoch sogleich herum, als ihm zwei Schüler entgegen kamen. »Hinter den Vorhang«, zischte er leise und drängt Peter und Rosalie zum Fenster. Sie verweilten ein paar Minuten hinter dem Vorhang bis es ganz ruhig wurde in dem Gang. Sirius konnte das rascheln von Schlüsseln hören, welche sich in dem alten Schloss der Bibliothekstür herum drehten und schließlich vernahm er auch das leise summen der Bibliothekarin, welche scheinbar einen anderen Weg eingeschlagen hatte, als jenen, welcher an ihnen vorbei führte. Es war sicherer noch ein oder zwei Minuten zu warten, damit Madam Pince auch wirklich außer Sicht- und Hörweite war. Sirius warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Umhang und die stumme Karte in Peters Hand. Es wäre so einfach gewesen mittels dieser Gegenstände hierher zu kommen, aber Rosalie Pond hatte ja zwingend darauf bestanden mitzukommen. Nach einer Weile zog Sirius den Vorhang beiseite und schwang sich vom Fenstersims wieder in den Gang. Leise gingen die drei zur Bibliothek herüber und Peter versicherte sich nach jedem Schritt, ob auch niemand zu sehen war. Sirius rüttelte kurz an der Tür und zog dann seinen Zauberstab aus seiner Hosentasche. »Aloho Mora«, flüsterte er und das Schloss rastete kurzerhand ein. Die drei beeilten sich und betraten die dunkle Bibliothek. Sirius lehnte die Tür in die Angel und wartete einen Moment, um sich zu versichern, dass niemand den Schall des auf-knackenden Schlosses gehört hatte. »Lumos«, flüsterte er schließlich und die Spitze seines Zauberstabes begann zu leuchten. Die Bibliothek war für ihn schon ein unheimlicher Ort am Tage gewesen; immerhin kamen hier alle Streber immer zum lernen her. Doch in der Dunkelheit so ganz Verlassen, konnte er sich gut vorstellen, dass hier nachts die Geister von Schülern, die sich zu Tode gelernt hatten, umher schwebten. Sirius musste grinsen bei dieser Vorstellung. »Was ist bitte so lustig«, zischte Rosalie ihm zu, doch Sirius antwortete ihr nicht. Peter zuckte mit den Schultern. »So sieht er immer aus, wenn er sich abstruse Szenarien vorstellt«, erwiderte er beiläufig, als wäre das die normalste Sache der Welt. »Wir haben keine Zeit für so einen Unsinn«, empörte sie sich und wollte schon auf die verbotene Abteilung zugehen, als Sirius nach ihrem Arm griff. »Pond du bleibst hier und hältst Wache«, versuchte Sirius sein Glück, doch diese sah ihn, wie so oft schon an diesem Tag nur böse von der Seite an. »Stell dich nicht so an. Es hilft Evans nicht wenn wir erwischt werden«, versuchte Sirius sich eine Erklärung an den Haaren herbei zu ziehen. »Und wie genau soll ich euch informieren, wenn ein Lehrer vorbei kommt?« »Versuchs mit einem kleinen Funkenzauber oder so. Peter bleibt hier am Rand der verbotenen Abteilung stehen und wird die Warnung an mich weiter leiten.« Sirius war froh darüber, dass Rosalie eingewilligt hatte und sich an die Bibliothekstür stellte, welche sie einen Spalt offen gelassen hatte. Endlich lief heute mal etwas so, wie er es sich vorgestellt hatte. Er nickte Peter zu, welcher sogleich die Karte des Rumtreibers aktivierte. »Peter, wenn du irgendjemanden kommen siehst, gibst du mir ein Zeichen, verstanden?« Dieser nickte nur. Und Sirius begann die Regale eines nach dem anderen durchzugehen. Es dauerte eine Weile bis er endlich ein passendes Buch gefunden hatte und es vorsichtig aus dem Regal zog. »Amortentia«, nuschelte Sirius vor sich her und überflog das Inhaltsverzeichnis, um zum entsprechenden Kapitel vor zu blättern. »Oh Oh!« Rosalie sah gerade durch den Spalt an der Tür, als sie bemerkte dass Sirius sich mit einem dicken Wälzer näherte. »Ich fürchte wir müssen heute Nacht noch etwas von Slughorns Vorräten klauen, um ein Gegenmittel herzustellen«, flüsterte er ihr zu, als er ihr das Buch reichte. »Der Zaubertrank Amortentia gilt als der mächtigste aller Liebestränke. Dieser kann natürlich keine echte Liebe hervorrufen, sondern nur ein starkes Verlangen nach einer bestimmten Person. Ob die Attraktion zu kontrollieren ist, oder unabweisbar alle anderen Gefühle und Interessen verdrängt, hängt von der Qualität des Zaubertranks ab. Ein sehr mächtiger Liebestrank kann zu gefährlichen Sinnesverwirrungen führen.« *** Der große schwarze Zeiger auf der Uhr über dem Kamin ging nur langsam voran. Es war gerade Mal 22Uhr durch, als James es sich auf dem grünen Sofa gemütlich gemacht hatte, während Lily glücklich darüber zu sein schien, dass sie sein Kissen hatte aufschütteln dürfen. James seufzte über die Tatsache, dass er es fünf Jahre geschafft hatte, sich nicht am Valentinstag zu verabreden und er nun gezwungen war diesen Tag doch mit einem Mädchen zu verbringen. Das dunkelgrüne Sofa gab ein ächzendes Geräusch von sich, als sie sich darauf bewegte. James Potter lag mit dem Rücken auf dem Sofa und Lily Evans hatte sich über ihn gebeugt. Er hatte nicht rechtzeitig kommen sehen, dass sie über die Rücklehne geklettert war. Ihr Gesicht war seinem viel zu Nahe. Ihre roten Haare berührten seine Wangen und eine einzelne ihrer Strähnen verfing sich sogar in seinen Wimpern. Ihr Haarshampoo roch nach Kirschen, genau wie damals. Er glaubte sogar, dass er ihr Parfum riechen konnte aber vielleicht war es auch nur ihr eigener Geruch. Er wusste, dass er ihr Einhalt gebieten sollte, denn sonst würde sie es wirklich tun. Jedoch war er sich nicht sicher, ob er überhaupt wollte, dass sie es nicht tat. Und das verwirrte ihn vielmehr als die Tatsache, dass es eigentlich seine Pflicht als Gentleman, der er eigentlich gar nicht sein wollte, war, sie davon abzuhalten. »Würden Sie bitte von mir herunter gehen Miss Evans?«, fragte er charmant. Lächerlich. Nichtmal er selbst, hätte das als Aufforderung betrachtet. Lily sah das wohl ganz genau so, denn sie machte keinerlei Anstalten sich von ihm runter zu bewegen. Stattdessen lächelte sie ihn an und strich ihm mit der rechten Hand die Haarsträhne aus seinen Wimpern, welche sich in eben diesen verfangen hatte. Dabei berührte sie seine Wange und James spürte wie sein Herz einen Satz machte. Es war wie ein kleiner elektrischer Stoß und dann durchzuckte ihn erneut einer dieser Stromstöße, als er ihren warmen Atem an seinen Lippen fühlen konnte. Lily spürte zwei seiner Finger an ihren Lippen und öffnete die Augen. »So gern ich das auch tun würde Miss Evans, so fürchte ich doch es wäre nicht richtig«, flüsterte er gegen ihre Lippen. »Das wäre wie eine Betrunkene zu küssen«, fügte er dem noch hinzu. Vorsichtig richtete er sich auf und schob sie sanft von sich weg. Doch Lily sah ihn nur verwundert an. Ihre grünen Augen funkelten nicht, sie waren voll und ganz in einen Schleier aus Regenbogenfarben gehüllt. Lily strich ihm verträumt über die Schulter, als hätte sie längst vergessen, was er soeben gesagt hatte. »Und ich glaube außerdem, dass Sie mich in mein bestes Stück treten werden, wenn ich es zu lasse.« »Warum sollte ich das tun?«, fragte sie charmant und zog Kreise auf seiner Brust. Sie war ihm schon wieder viel zu Nahe. »Weil du nicht so ein Mädchen bist«, sagte er leise und strich ihr eine Haarsträhne, welche sich in ihren Wimpern verfangen hatte aus dem Gesicht. »Für dich bin ich wer du willst«, erwiderte sie kichernd und klammerte sich an seinem Arm. »Normalerweise verabrede ich mich nicht am Valentinstag, Miss Evans.« »Warum tun Sie das nicht Mr Potter?«, versuchte sie sein Spiel mit zu spielen. »Das ist ein Geheimnis«, sagte er schließlich. »Ein dunkles Geheimnis?«, fragte sie sogleich »Ein kitschiges Geheimnis, so fürchte ich«, erwiderte er schmunzelnd, da er in jeder ihrer Bemerkungen einen anzüglichen Unterton feststellen konnte, den er bei ihr nie für möglich gehalten hatte. »Ich frage mich, wer nur in der Lage sein könnte, einen so mächtigen Zaubertrank zu brauen«, überlegte James, während sich Lily mit einem Fuzzel an seinem Pullover spielte. *** »Bist du sicher, dass es so gebraut wird?«, fragte Peter mit hochgezogener Augenbraue, was ihm sogleich einen stichelnden Blick von Rosalie einbrachte. »Lily wäre zwar die bessere Wahl gewesen für diesen Job, aber bisher scheint noch alles genauso zu laufen, wie es sein sollte.« »Immerhin hat der Trank die richtige Farbe«, bemerkte Sirius, während er stirnrunzelnd in das Buch starrte. »Wir haben Glück, dass der Gegentrank relativ simpel ist im Vergleich zum Amortentia. Das hätte nicht mal Evans hinbekommen.« Sirius kratzte sich desorientiert am Kopf, als er die merkwürdige, kleinschrittige Liste für den Amortentiatrank begutachtete. Die meisten Zutaten sagten ihm überhaupt nichts. Es schien ziemlich schwierig zu sein so einen Trank zu brauen und er fragte sich, wer dazu in der Lage sein könnte, als Peters Magenknurren die Stille durchbrach. Sirius verdrehte die Augen, das Abendessen war doch noch gar nicht so lange her. »Ich hab in meiner Tasche noch-«, setzte er an, als ihm plötzlich etwas einfiel. Er wandte sich um und griff nach seiner Schultasche, die er seit dem Essen nicht mehr angerührt hatte. Er öffnete die Schnalle und holte Unmengen an Schokolade und eine herzförmige Pralinenschachtel heraus. Diese hatte er, ebenso wie James beim Mittagessen per anonyme Eule bekommen. Sie sah genauso wie die aus, aus der Lily gegessen hatte. Vorsichtig öffnete er den Karton und zum Vorschein kamen viele kleine herzförmige Pralinen mit einer rosa Zuckerschrift darauf. Sirius nahm eine Praline heraus, brach sie in der Mitte durch und roch daran. »Glaubst du, da ist auch Amortentia drin?«, fragte Rosalie skeptisch. »Ganz eindeutig«, sagte Sirius und reichte ihr die Praline, damit auch sie daran riechen konnte. »Du hast also auch so eine Schachtel bekommen«, stellte Rosalie nochmals fest. »Glaubst du, du wirst dich auch in James verlieben, wenn du davon isst.« »Das lässt sich leicht herausfinden«, erwiderte Sirius und hielt Peter die Pralinenschachtel hin. »Du hattest doch Hunger«, sagte er mit einem Grinsen im Gesicht. Doch Peter schüttelte nur argwöhnisch den Kopf. Diese Erfahrung wollte er dann doch lieber auslassen. »Stell dich nicht so an. Das Gegenmittel ist doch so gut wie fertig!« »Warum nimmst du sie nicht?« »Pond braucht mich hier noch beim brauen«, erwiderte er selbstverständlich, woraufhin Rosalie ihm einen sarkastischen »aber sicher doch« Blick zu warf. Schließlich gab sich Peter geschlagen und griff nach einer Praline. Vorsichtig bis er ein Stück davon ab. »Und?«, fragte Sirius gespannt, doch Peter grinste ihn nur dämlich an. »Du hast so schöne Haare, Pad«, säuselte er und Sirius fuhr sich nachdenklich durchs Haar, als Peter auch schon zu ihm herüber kam und sich bei ihm einharkte. »Oh nein«, seufzte Sirius und schlug sich die Hand vor den Kopf. »Ahahahahaha. Na das geschieht dir Recht«, lachte Rosalie, während Peter seine Wange an Sirius Schulter lehnte und dieser angewidert versuchte ihn von sich weg zu schieben. Rosalie lachte immer noch und war den Tränen Nahe, sodass sie beinahe vergessen hätte die letzte Zutat in den Trank zu mischen. Sirius funkelte sie nur böse an, während er mit der anderen Hand versuchte Peter von sich weg zu drücken. »Hör auf zu lachen und beeil dich mit dem verdammten Trank, Pond!«, zischte Sirius ihr zu. »Bei Merlins Unterhose, er soll mich loslassen«, fluchte er weiter und Rosalie brach daraufhin wieder in schallendes Gelächter aus. *** Es war bereits weit nach drei Uhr morgens als das Feuer im Kamin beinahe erloschen war. James' Kopf lehnte an der Sofalehne und als das letzte Stück Holz laut zu knistern begann, schreckte er plötzlich hoch. Er war tatsächlich eingeschlafen. Lilys Kopf lag auf seiner Brust, während sie ihn immer noch fest umklammert hielt. Ihre Augen waren geschlossen; sie musste also noch schlafen. James schwang seinen Zauberstab und ein Holzscheit wurde nachgelegt. »Ich glaube ich habe das erste Mal mit einem Mädchen geschlafen, ohne mit ihr zu schlafen«, murmelte James vor sich hin und ließ dabei mit seinem Zauberstab, das Schüreisen in der Glut herumstochern. Unsicher darüber, ob ihm diese Tatsache nun gefiel oder nicht. Als das Holzscheit genug Feuer gefangen hatte und die Flamme im Kamin wieder größer wurde, wandte James sich wieder Lily zu. Diese hatte sich an seiner Brust vollkommen auf dem Sofa zusammengerollt und James hatte vorsichtig seinen Cardigan ausgezogen und ihn ihr über die Schultern gelegt. Lily lächelte im Schlaf und zog seine Jacke dichter an ihren Körper. James seufzte und strich ihr unbewusst hin und wieder durch das Haar. »Wissen Sie Miss Evans, der Grund warum ich mich nie am Valentinstag verabrede, besteht einzig und allein darin, dass mein Dad meiner Mom an diesem Tag seine Liebe gestanden und ihr einen Heiratsantrag gemacht hat. Dieser Tag war für mich daher von jeher von großer romantischer Bedeutung, die ich jedoch in meinem bisherigen Leben, vergleichbar nie selbst erleben durfte«, flüsterte er leise, als er ihr wieder durch ihr rotes Haar strich. »Und nun sitze ich doch unfreiwillig hier und du bist die erste Frau in meinem Leben, mit der ich diesen Tag verbringe. Was sagst uns das Miss Evans?«, flüsterte er so leise, dass sie es vermutlich nicht einmal verstanden hätte, wenn sie wach gewesen wäre. *** »Habe ich nicht gesagt Finger weg?«, schimpfte Rosalie, als seine Freunde den Raum der Wünsche betraten. James erkannte die dunklen Augenringe unter Rosalies rot unterlaufenen Augen. Sie mussten die halbe Nacht damit verbracht haben ein Gegenmittel herzustellen. Scheinbar waren sie erfolgreich gewesen, da Rosalie in ihrer Hand eine Flasche mit einer silbernen Flüssigkeit hielt. Als Rosalie Lily an der Schulter packte, um sie zu wecken, schreckte Lily sofort hoch und schaute wirr in der Gegend umher, als hätte sie etwa verloren. »Ich bin hier«, flüsterte James, welcher hinter ihr am Sofa lehnte und Lilys Gesicht strahlte wieder, als sie ihn ansah. James fragte sich, wie jemand so etwas wollen konnte. Amortentia. Es war keine echte Liebe, sondern nur ein erzwungenes Verlangen einer nunmehr willenlosen Puppe, die nur noch ein verblassendes Spiegelbild ihres alten Selbst war. Man konnte so zwar die Person, die man unbedingt wollte in seiner Nähe haben und eben diese Person wäre auch zu allem bereit gewesen, jedoch würde das ganze auf Kosten des anderen geschehen. Zurück blieb kein Hauch von Charakter oder gar ein winziger Teil der Seele des Menschen, den man doch angeblich zu lieben glaubte. Denn dieser Mensch, den man mit dem Amortentia unter Drogen setzte, wäre nur noch dazu da für den anderen zu leben. James konnte sich nicht vorstellen, dass jemand, der einen Menschen aufrichtig liebte, so etwas für diese Person wollen würde. Es war egoistisch und feige und irgendwie auch pervers. Er selbst war, was seine bisherigen Erfahrungen mit Mädchen betraf, oft sehr egoistisch gewesen, doch er hatte nie gelogen oder jemanden etwas vorgemacht, was er später nicht einhalten wollte. So arrogant und egoistisch er sich auch benahm, er war immer ehrlich gewesen und jedes Mädchen hatte von vornherein gewusst auf was und wen sie sich einließen. Doch was für ein Mensch würde soweit gehen, die Seele des Menschen, den man für sich gewinnen wollte zu zerstören. Wer wollte schon eine bloße Hülle haben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)