Jung und wunderschön von Zoja (Dark x Link) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Wirst du mich lieben,auch wenn ich nicht mehr jung und schön bin?“ Das war die einzige Frage, die mich noch beschäftigt hatte, seit Link in mein Leben getreten war. Ein einziger Blick aus wunderschön blauen Augen, ein verwegenes Lächeln und ich war ihm verfallen. Drei Worte, süß wie Zucker in mein Ohr gehaucht und ich verlor vollständig die Kontrolle über mich. Es ist schon immer so gewesen. Doch wer konnte es mir schon verübeln? Ich bin aufgewachsen in der Schattenwelt, einer Welt voller Hass und Bösartigkeit, in einer Welt, die jegliche Art der Schönheit verdammte. Wer hier auf Zuneigung oder gar Liebe hoffte, war verloren. Wer sich hier nicht anpasste, starb. Es gab nur schwarz und weiß, Licht und Dunkelheit, gut und böse. Fest waren diese Gedanken in den Köpfen der restlichen Schattenwesen verankert, machte sie zu gnadenlosen Kreaturen, die sich mit ihren farblosen Seelen durchs Leben quälte. Das war ihre Bestimmung und damit alles, woran sie sich klammern könnten. Sie sind erschaffen worden, um zu vernichten. Doch mir nahmen sie die Luft zum Atmen. Ich hatte nie diesen riesigen Zerstörungswillen in mir verspürt, nie verstanden, warum man einem anderen Wesen absichtlich Schaden zufügen oder es sogar in den Tod treiben wollen würde. Ich hatte einfach ihre Bedeutung von richtig und falsch nicht gekannt. Und das ist bis zum heutigen Tag so geblieben. Bereuen tue ich das nicht. Nur damals, als ich noch die Schattenwelt bewohnte, habe ich mir oft gewünscht, nicht mit solch einer 'Gabe' gesegnet zu sein. Ein Segen, so würde ich sie mittlerweile nennen. Auch wenn mir diese Gabe zu früheren Zeiten oftmals Probleme bereitet hat. Nicht, dass ich jemals offen bereut hätte, sie zu haben, oh nein. Ich hatte immer diesen Stolz in mir getragen, wenn mir dort bewusst geworden war, dass mich mein Denken von der tristen Masse unterschied, mich sogar über sie erhob. Ich war besser als der Rest. Ich war etwas Besonderes. Der Gedanke an meine Einzigartigkeit brachte mich dazu, meinen Kopf ein Stückchen höher zu tragen, meine Lippen zu einem dauerhaften Grinsen zu verziehen, das jeden Tag ein wenig selbstgefälliger wurde, egal, welche Beleidigungen sie mir entgegenschleuderten. Mein Selbstbewusstsein war nicht zu erschüttern. Oder zumindest nicht, solange das Tageslicht die Finsternis vertrieb. Denn mit der anbrechenden Dunkelheit kamen auch die Zweifel, innere Dämonen, die sich um mich herum zu einer festen Mauer festigten. Jedes Mal, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwand, war ich gefangen, gefangen in mir selbst. Das schadenfrohe Kichern, das hoch und falsch aus den Schlünden meiner Dämonen drang, falls ich versuchen sollte, sie zu bekämpfen, klingt mir bis heute in den Ohren nach. Vielleicht fürchte ich mich deswegen vor der Dunkelheit, obwohl ich ein Schattenwesen bin, so erniedrigend es auch für mich sein mag, das zuzugeben. Die Dunkelheit ist kalt und unbarmherzig, zwingt mich dazu, mich ganz mit mir selber zu beschäftigen, solange, bis die Dämonen kommen. So lange, bis diese widerlichen Viecher ihre langen Klauen nach mir ausstrecken, meine äußere Hülle in kleine Teile zerreißen und mit ihren scharfen Nägeln am Inneren kratzen. Kratzer für Kratzer, Träne für Träne. Jede Nacht dasselbe Spiel, scheinbar für alle Ewigkeit. Denn alleine hätte ich es niemals geschafft, die Mauer aus Dämonen niederzureißen. Als ich das erste Mal die Welt des Lichtes betrat, lächelte mir das Gesicht eines Engels entgegen, dessen Schönheit kaum in Worte zu fassen war. Link, Held der Zeit und der einzige Grund, warum mich die Monster am Leben gelassen hatten, stand nun in voller Pracht vor mir, einen unglaublich unschuldiger Ausdruck in seinen blauen Augen, die fest auf mich fixiert waren. Ich sollte, musste ihn töten. Deswegen hatten sie mich hierher geschickt. Das war meine Bestimmung. In kampfbereiter Haltung stand er vor mir, während ich schon beinahe andächtig mein Schwert erhob, das auf einmal merkwürdig schwer in meinen zitternden Händen wog. Link stand immer noch einfach nur regungslos gegenüber, darauf wartend, dass ich den Kampf beginnen würde. Ein einziger Schlag hätte dafür gereicht. Ein einziger Schlag, ein einziger Kampf, der alles war, wofür ich existierte. Ein einziger Schlag und ich würde zu einem ordinären Monster werden, zu einem Teil der grauen Masse. Ihr Stumpfsinn, ihre Grobheit und ihre Unfähigkeit, Schönheit zu erkennen, waren nur ein paar wenige der Eigenschaften, die an ihnen zu verachten gelernt hatte, all die Zeit lang , in der ich bei ihnen hatte leben müssen. Warum also sollte ich zu ihnen gehören wollen? Mit einem lauten Klatschen und mehreren Wassertropfen, die wie aufgescheuchte Vögel hoch in die Luft spritzten, ließ ich mein Schwert auf den Boden neben mir fallend, während ich weiterhin Link anstarrte, ohne dazu fähig zu sein, mich von dessen Schönheit abzuwenden. Verwirrt blinzelte er einige Male mit seinen perfekt geschwungenen Wimpern, was ihm Ähnlichkeit mit einem kleinen Kind verlieh. Einem kleinen, verwunderten Kind, ein Anflug von Misstrauen im Gesicht, das durch die zusammengezogenen Augenbrauen noch verstärkt wurde. Auch so sah er einfach anbetungswürdig aus. Es war, als wäre das Wort nur für ihn erfunden worden. Mein Engel verschwand in dem Moment aus meinem Blickfeld, in dem ich vollkommen erschöpft auf die Knie sank, das kalte Wasser, in dem ich am liebsten versunken wäre, deutlich auf meiner Haut spürend. Zu viel Kraft hatten mich die jahrelangen Zweifel gekostet. Ich konnte das Alles nicht mehr. Und ich wollte auch gar nicht. Wollte nicht mehr Stärke vortäuschen, nicht mehr die lautstarken Beleidigungen der anderen Schattenwesen ertragen müssen, nicht mehr Bestimmungen erfüllen, an denen mein Herz nicht hing. Feucht liefen die Zeichen der Trauer meine Wange entlang, lösten sich und fielen, winzige Kreise hinterlassend, in das Nass, das mich umgab wie ein kleiner See. Liebend gerne wäre ich hinabgetaucht, einfach darin verschwunden und hätte mich selber ertränkt. Mich und diesen unglaublichen Druck, der schnell und laut, meinem eigenen Herzschlag gleichend, durch meinen Körper wummerte. Erschrocken zuckte ich vor der Hand zurück, die sich plötzlich und warm auf meine zusammengesackten Schultern legte. Nicht, weil ich Angst vor dem Kommenden hatte, ganz im Gegenteil. Trotz der Todessehnsucht, die wie eine schwarze Rose in mir aufblühte, war diese Reaktion nur natürlich gewesen. Zumindest hatte ich mir das zu diesem Zeitpunkt eingeredet. Dass dies ganz und gar nicht der Wahrheit entsprach, sollte ich erst Jahre später lernen. Einige Sekunden zögerte ich, ehe ich meinen Blick nach oben wand, in die Richtung des einzigen Menschen, der sich in diesem Tempel befand. In Links Richtung. Mein Herz konnte ich dabei deutlich in meiner Brust pochen spüren, schneller als je zuvor. Doch keine hasserfüllte oder gar von Arroganz gezeichnete Grimasse blickte mir entgegen, auch keine glänzende Schwertspitze, bereit, sich jede Sekunde in meinen Leib zu bohren. Stattdessen zierte das Gesicht des Heldens ein Lächeln, wie es schöner nicht hätte sein können. Er lächelte mich an. Mich, das Wesen, das in seinen Augen ein Monster hätte sein sollen, gleichgestellt mit den restlichen Schattengestalten. Und diesem vermeintlichen Monster strich er, anfangs noch behutsam, nur sanften Druck mit seinen Fingerspitzen ausübend, über den gebeugten Rücken. Ganz, als hätte ich eine Wirbelsäule aus Porzellan, die es vorsichtig zu behandeln galt. Ganz, als wäre ich aus Porzellan gemacht worden. Doch mir reichte es. Die Stellen, an denen seine Finger mich berührten, wurden herrlich warm, er vertrieb die Kälte aus mir, die jahrelang meinen Körper in Besitz genommen hatte. Durch seine alleinige Berührung entzog er mir diese und den riesigen Druck, der sich in mir angestaut hatte. Es war unbeschreiblich. Fühlte sich so Freiheit an? Wenn ja, dann wollte ich mehr davon, viel mehr. Ich wollte, dass mich dieses Gefühl bis in die letzte Pore meines Körpers ausfüllte und nie wieder losließ. Ich wollte, dass Link mich nie wieder losließ. Immer fester glitt nun seine ganze Hand über meinen Rücken, bis er mich schließlich in eine Umarmung zog und ich vollständig in seine herrliche Wärme eingehüllt wurde, die schon beinahe ein wenig zu heiß auf meiner Haut brannte. Es war eine angenehme Hitze, keineswegs einem Gefängnis gleichend, mehr wie eine schützende Blase, die uns beide von der Grausamkeit der draußen herrschenden Realität abtrennte und durch sein Schweigen nur noch an Zerbrechlichkeit gewann. Da mein Kopf durch sein abruptes Handeln nun auf seiner Schulter ruhte, wo vereinzelt blonde Strähnen mein Gesicht kitzelten war es mir ein Leichtes, recht unauffällig – oder zumindest dachte ich das – seinen Duft einzufangen* Er roch gut. Unter all dem ranzigen Schweiß, der leicht metallischen Note, die wohl aus seinen vielen Wunden entsprang und dem Fischigen, das zusammen mit der Nässe des Wassers an ihm haftete, lag ein ganz anderer Geruch. Sehr dezent, doch trotzdem existent und unglaublich gut riechend. So gut, dass ich keine Worte hatte, um ihn zu beschreiben. So gut, dass ich meine Tränen nicht vom Fließen abhalten konnte, auch wenn ich den Grund nicht verstand. Ich war nicht traurig, ganz und gar nicht. Dieses Gefühl mochte mir neu sein, aber Trauer war es nicht, die mich nun fest in ihrem Griff hatte. Doch Link schien es zu verstehen. Denn er begann, mir ein Lied zu singen, ein Lied von Schönheit, von seiner Welt, von Licht und Schatten, Freundschaft und Liebe. Und ich war seinen Klängen blind gefolgt. Kapitel 2: When I go to heaven, please let me bring my man ---------------------------------------------------------- „Wirst du mich lieben, auch wenn ich nicht mehr jung und schön bin?“ Ein einziges Mal hatte ich mich getraut, Link diese Frage zu stellen. Es war einer der letzten Tage des Sommers gewesen, der lauwarme Hauch strich verspielt durch die Blätter des Baumes über unseren Köpfen, von denen sich einige bereits, wenn auch voller Farbe, tot und starr zu uns gelegt hatten. Eng aneinander gekuschelt lagen wir da, das Gras im Rücken, den Sternenhimmel vor Augen und die Nacht um uns herum. Ein atemberaubendes Gefühl. Beinahe so herrlich wie das, als Link mich zum ersten Mal berührt hatte. Auch dieses Mal dachte ich, es würde sich um Freiheit handeln, wurde jedoch bald darauf eines Besseren belehrt. Freiheit ist, wenn man nichts zu verlieren hat. Und ich habe jemanden zu verlieren, der mir wohl wichtiger als mein eigenes Leben ist. Link. Mein Gesicht in seine Halsbeuge drückend, wurde ich erneut von seinem wunderbar vertrautem Geruch eingehüllt, ganz wie bei unserer ersten Begegnung. Nur, dass ich ihn dieses Mal genau zuzuordnen wusste. Es war der Geruch vom endlosen Himmel, der sich über uns erstreckte, vom Grün der Wiesen, die unter unseren nackten Körpern wuchsen und vom grenzenlosen Mut, vermischt mit dem Schweiß unseres vorherigen Liebesspieles. Ich lieben diesen Geruch so sehr. Er steht für all das unendlich Schöne und Grausame, das ich zusammen mit ihm erleben durfte. Die vielen Streite, die Tränen und der Schmerz, doch auch die unzähligen Momente der grenzenlosen Liebe und Leidenschaft. Alles hatte ich kennengelernt, während ich bei ihm war. Und ich bin dankbar für jede winzige Kleinigkeit, so dankbar. Sämtliche Momente, Empfindungen und Erinnerungen sind unbezahlbar. Am Liebsten hätte ich sie in Flaschen gefüllt, um sie immer wieder neu erleben zu können. Doch was mir anstatt voller Behälter geblieben ist, sind ihre Spuren in mir, durch die ich geformt wurde. Spuren von Link, der mich zu der Person gemacht hat, die ich heute bin. Auch dafür liebe ich ihn. Und so wagte ich es in dieser Nacht, ihm die eine Frage zu stellen, die mich bereits seit dem Beginn unserer Beziehung quälte. „Wirst du mich lieben, auch wenn ich nicht mehr jung und schön bin?“ Langsam drehte Link seinen Kopf zu mir, die wunderschön blauen Augen durch das fehlende Licht verdunkelt und unlesbar. Mein Herz pochte schnell, immer schneller, laut, immer lauter, als würde es jede Sekunde aus meiner Brust und in Links offene Hände flüchten. Jemandem sein Herz schenken. Jemandem seine Gefühle anvertrauen. Zumindest würde er so verstehen, wie schwer diese handvoll Buchstaben wogen. Sie trugen die Ziffern meines eigenen Lebens. Auch wenn ich dadurch nicht mehr bei ihm sein könnte, so hätte er wenigstens Gewissheit, dass er mir viel bedeutet hat. Vielleicht sogar zu viel. Ist es schlimm, wenn man einen Menschen mehr liebt, als sich selbst? „Nein.“ Wenn dieser Mensch einen selbst nicht liebt, dann ist es schlimm. Links Antwort glich einem Pfeil, der mein Herz ruhig stellte. Blutend und mit einer klaffenden Wunde, aus der meine strahlende Hoffnung floss, aber ruhig. Schwer schluckte ich, blinzelte die Tränen weg und wollte ihm ein gehauchtes – zu mehr wäre ich wohl nicht fähig gewesen - „Wie bitte?“ entgegnen, doch kein Laut verließ meine Kehle. Was hatte ich eigentlich erwartet? Ein „Ja“ und bestenfalls noch einen bestätigenden Kuss dazu? Weswegen sollte er mich denn noch lieben, wenn mein Körper voller Falten war? Für meinen Charakter, meine Seele, wenn man so wollte? Als ob. Verglichen mit ihm war ich das kleine, graue Mäuschen, von niemandem gesehen. Ein merkwürdiges Schattenwesen, langweilig, tot, sobald er mich verließ. „Für mich wirst du immer schön bleiben, wunderschön. Und jung im Herzen. Du bist unglaublich wichtig, wertvoll und ich genieße jede Sekunde, die ich mit dir verbringen darf.“ Sein ehrliches Lächeln galt nur mir, mir allein, genau wie der zärtliche Kuss, der direkt danach seine Worte perfektionierte. Glückseligkeit ergriff von mir Besitz, glich seiner damaligen Wärme, doch viel vertrauter. Ich will ihn nicht verlieren. Das mag der Wahrheit entsprechen, ist aber nicht alles, was in mir vorgeht. Ich will nicht, dass eine andere Person für ihn wichtiger ist als ich. Ich brauche ihn, weil es einen Menschen geben muss, den ich bedingungslos lieben kann, für den ich sorgen kann und der meinem Leben Bedeutung gibt. Mir ist wohl bewusst, dass damit der Egoismus aus mir spricht. Aber das ist schon in Ordnung. Im Endeffekt sind wir alle Egoisten, suchen alle nach etwas oder jemandem, mit dessen Hilfe wir uns von der Sinnlosigkeit des Lebens ablenken können. Sicherlich dachte Link auf dieselbe Weise. Auch ein Engel ohne Flügel hat seine Fehler, den Fehler der Menschlichkeit. Vielleicht ist das der Grund, weswegen ich nie als vollständiges Schattenwesen akzeptiert wurde. Weil immer ein kleines Fünkchen Mensch in mir gesteckt hatte, ein kleines Fünkchen Licht im Dunklen. Wie auch in Link ein kleiner Schatten lebt, erzeugt durch all das Leid, das er bereits sehen musste, er, als Held. Und vielleicht liebe ich ihn deswegen. Warum ich nur 'ich' sage? Liebend gerne würde ich 'wir' sagen können, ja. Aber es könnte immer noch eine Lüge sein, nach all den Jahren. Auch das ist schon in Ordnung. Zweifel gehören zu einer Beziehung dazu. Genau wie Vertrauen. Vertrauen... „Mir ist kalt.“ Für Außenstehende mochten diese Worte unangebracht, ja sogar sinnlos erscheinen, doch Link verstand. Es ging nicht um die Aussage an sich, sondern um die Bedeutung, die sich dahinter verbarg. Mir ist kalt. Ich offenbare dir meine Schwäche. Ich vertraue dir. Lange Zeit kamen mir nicht einmal solche, für andere einfache, Worte über die Lippen, immerhin wurde mir jahrelang beigebracht, bloß keine Schwäche zu zeigen. Mittlerweile war es natürlich geworden. Link wusste ebenfalls, wie wertvoll sie waren und vor allem, wie viel Überwindung es mich lange gekostet hatte und immer noch kostet, meine Gefühle in Worte zu fassen. Doch momentan war alles so unglaublich einfach, beinahe zu einfach. Es glich dem ehemaligen Szenario im Tempel, nur wir beide, selbst die Dunkelheit konnte mir hier keine Qualen bereiten. „Ich liebe dich.“ Stille. Nicht einmal der Wind machte sich die Mühe, meine Unsicherheit zu verbergen. War ich zu leichtsinnig gewesen? Trotz der angenehmen Wärme durchfuhr ein Zittern meinen Körper, Hilflosigkeit breitete sich in mir aus. Nie zuvor hatte ich mich getraut, ihm offen zu sagen, wie ich fühle. Zu viel Angst vor Einsamkeit lauerte tief in meinem düsteren, lange durch Peitschenhiebe gequältem Herzen. Vielleicht hatte ich ihn überfordert, vielleicht würde er nun vor mir flüchten, sich vor mir ekeln? Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht alleine sein. Ganz langsam, ganz vorsichtig versuchte ich einen Blick auf Links Gesicht zu erhaschen, machte dabei so zaghafte Bewegungen, dass es schien, als hätte ich Angst geschlagen zu werden, sobald es bemerkt wurde. Als hätte ich Angst vor Schmerzen. Das habe ich auch. Ich habe Angst vor Schmerzen, große Angst. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen zogen seine Arme, zog er mich in eine noch innigere Umarmung. Und nun war es an mir, zu verstehen. ~ „Wirst du mich lieben, auch wenn ich nicht mehr jung und schön bin?“ Nur die Zeit besitzt die Gabe, solch eine Frage zu beantworten. Hand in Hand gehen wir den wohlvertrauten Weg entlang, der frisch gefallene Neuschnee, die Schönheit und Reinheit unter unseren Füßen, begleitet unsere Schritte mit einer sanften Melodie. Winzig kleine Schneeflocken tanzen um uns herum, gleichen Erinnerungen, jede von ihnen einzigartig und unmöglich zu ersetzen. Ich frage mich, ob ich glücklich wäre, wenn ich jetzt sterben würde. Das wäre ich. Genau so möchte ich sterben, in einem See voller Erinnerungen. Ich will, dass all diese Erinnerungen sich um meinen vertrockneten Körper herum zur Ruhe legen, jede einzelne von ihnen, ein Lächeln auf ihren unsichtbaren Lippen. Vor dem See bleiben wir stehen, sehen uns an. Die Gesichter voller Falten, endlose Liebe im Blick. Und springen. Bleib an meiner Seite, bis die Stille der Dunkelheit folgt. Die Stille kommt immer näher. Wenn ich nun in den Himmel komme, so lasst mich Link mit mir bringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)