Mit neuen Augen... von sadness (...sieht die Welt gleich ganz anders aus) ================================================================================ Kapitel 36: Eingebung --------------------- Sie erwachte durch ein dumpfes Poltern und schaute blinzelnd zur anderen Seite des Bettes, die nun leer war. Grinsend beugte sie sich über den Rand und erblickte Sasuke, der stöhnend auf dem Boden lag und einen resignierten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Offenbar hatte er sich im Schlaf gedreht und war gefallen, so wie Sakura es kalkuliert hatte. Sie musste aufpassen, um nicht loszulachen und meinte immer noch grinsend: "Was machst du denn da unten? Das Bett ist doch groß genug." Die Provokation in ihrer Stimme war deutlich zu hören und zeigte auch prompt ihre Wirkung. Grummelnd rappelte Sasuke sich hoch und warf sich auf sie. Lachend versuchte sie, ihm zu entkommen, doch es war unmöglich. Eisern hielt er sie fest und kitzelte sie durch. Keuchend und japsend schob sie ihn schließlich von sich und floh aus dem Zimmer, jedoch folgte Sasuke ihr und holte sie am Fuße der Treppe ein. Zappelnd und mit den Armen rudernd fielen beide zu Boden und blieben dort lachend liegen. "Du...", brummte Sakura drohend und Sasuke schnaubte amüsiert. "Du hast angefangen.", rechtfertigte er sich mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Einmal mehr fasziniert starrte Sakura ihren Freund an und versuchte, sich dieses Bild einzuprägen. "Was ist?", meinte Sasuke da und wandte ihr seinen Kopf zu. "Du grinst.", entgegnete Sakura triumphierend und stupste ihn mit einem Finger gegen die Stirn. "Und?", fragte er verständnislos. Sakura verdrehte die Augen und zog an einer Strähne seines Haars. "Das tust du viel zu selten." "Hn.", machte er und vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter, während er die Arme um sie schlang. Sakura schüttelte leicht den Kopf und meinte feixend: "Willst du das jetzt umdrehen? Ist das deine Rache?" Sasuke brummte nur: "Du bist eben auch ein gutes Kopfkissen..." Nach einer Weile regte Sakura sich träge und murmelte: "Was meinst du, wie spät es ist?" "Keine Ahnung..."; kam es gedämpft von dem Schwarzhaarigen, dann hob er jedoch den Kopf und richtete sich in eine sitzende Position auf. "Sehr effizient haben wir die Nacht bisher jedenfalls nicht genutzt.", fügte er mit einem Schmunzeln an und Sakura wusste nicht, ob er es zweideutig meinte, oder nicht. Trotzdem wurde sie leicht rot und ihr fiel keine passende Erwiderung ein. Einen Moment blieb sie noch liegen, dann stand sie auf und ging in die Küche, um dort auf die Wanduhr zu sehen. Es war schon früher Morgen und sie merkte, dass es sich nicht lohnen würde, noch einmal schlafen zu gehen. Also setzte sie Wasser auf, um sich und Sasuke Kaffee zu kochen. Ohne war sie im Krankenhaus nicht zu gebrauchen. Der restliche Morgen verlief ruhig und wurde von einer Menge der schwarzen Flüssigkeit begleitet. Schließlich machte Sakura sich fertig, um ins Krankenhaus zu gehen. Ab heute würde sie richtig arbeiten. Einige Wochen waren schon vergangen, seit Sakura begonnen hatte, endlich im Krankenhaus zu arbeiten. Die Zeit kam ihr nicht lang vor und sie liebte ihre Arbeit. Immer deutlicher wurde es ihr, dass es die Richtige Entscheidung gewesen war, damit anzufangen. Auch Sasuke hatte sich gut in seinen neu ergriffenen Beruf gefügt. Seine Schüler hatten einen erstaunlichen Respekt davor, dass er trotz seiner Blindheit immer wusste, was die Kinder machten und ob sie aufpassten, oder nicht. Er hatte sich entschieden, es ihnen zu sagen, denn er wollte inzwischen offen mit seiner Einschränkung umgehen. Trotzdem lief alles super und in seiner Klasse gab es fast niemanden, der deutlich hinter den anderen zurück stand. Er machte seine Aufgabe gut. Nun saß Sakura gerade in einer ihrer freien Stunden in der Bibliothek des Krankenhauses, in der sie immer nach neuen Möglichkeiten suchte, zu heilen oder zu therapieren. Ihr Ergeiz war mit der Aufgabe als Krankenschwester neu erwacht und sie fühlte sich wieder, wie während ihrer Ausbildung, wo sie Tsunade regelrecht Löcher in den Bauch gefragt hatte. Sie wollte immer mehr wissen. Ein Teil war auch Sasukes Blindheit geschuldet, denn natürlich suchte sie vorrangig nach einer Möglichkeit, ihm sein Augenlicht wiederzugeben, was sich allerdings als keine einfache Sache erwies, da sie ja keinen Anhaltspunkt hatte, wie er es überhaupt verloren hatte. Unwillkürlich dachte die an die letzte Op, die sie hinter sich gebracht hatte und plötzlich stockte sie und ihr Mund klappte auf. In Gedanken wiederholte sie ein paar Mal ihre Idee und nur langsam sickerte zu ihr durch, was ihr eben eingefallen war. Im nächsten Moment schlug sie sich mit der flachen Hand auf die Stirn und schimpfte mit sich selbst. "Wieso fällt mir das erst jetzt ein? Wie blöd kann man eigentlich sein? Es war doch so offensichtlich...", hielt sie sich selber vor und sprang auf, wie von der Tarantel gestochen. Sie musste sofort mit Tsunade reden. Vielleicht hatte sie endlich die Möglichkeit gefunden, wie Sasuke wieder sehen konnte. Freudestrahlend kam sie schließlich von der Arbeit und konnte es kaum erwarten, Sasuke von ihrer Eingebung zu berichten. Sie fand ihn im Wohnzimmer und platzte ohne Ankündigung herein. "Stell dir vor Sasuke, Tsunade hat gesagt, dass es möglich wäre, dir die Augen einer anderen Person zu transplantieren!", rief Sakura begeistert und schaute ihn erwartungsvoll an. Sasuke erstarrte und vergaß über diese Neuigkeit völlig seine Beschäftigung, der er bis eben nachgegangen war. Sie hatte also eine Möglichkeit gefunden... jetzt, wo er überhaupt nicht mehr daran gedacht hatte. Unwillkürlich fragte er sich, ob er das überhaupt wollte. Gerade der Verlust seines Augenlichtes hatte ihm überhaupt die Augen geöffnet. Eine seltsame Unsicherheit erfüllte ihn bei dem Gedanken, wieder sehen zu können. Irgendwie fühlte er sich bei dieser Vorstellung direkt... schutzlos. Die Dunkelheit um ihn herum war wie eine Decke, die ein kleines Kind sich über den Kopf zog, um sich vor den Monstern unter dem Bett zu verstecken. Genau so fühlte er sich in diesem Moment - als ob es keine Gefahren gab, wenn er sie nicht sah. "Hn...", meinte er leise und senkte den Kopf. Er verstand Sakuras Freude und er wusste, das es sie schmerzen würde, wenn er ablehnte, aber er hatte sich so an seine Blindheit gewöhnt. "...Freust du dich nicht...?", fragte Sakura und er hörte, das ihre Laune bereits deutlich gedämpft war. Er zögerte und schloss kurz die Augen, um nachzudenken. Diese Geste hatte er sich nie abgewöhnen können, obgleich es sowieso die meiste Zeit schwarz um ihn war. "Ich... bin mir nicht sicher.", gestand er unsicher und seine Stimme brach am Ende. Er spürte, wie es im Raum ein Stück kälter wurde und verwünschte die Fähigkeit, Gefühle wahrzunehmen. Das war fast noch schlimmer, als zu sehen, wie Sakura niedergeschlagen den Kopf hängen ließ und ihre Unterlippe zu zittern begann. Er war sich sicher, das es so war und fast konnte er es lebensecht vor seinem inneren Auge sehen. Schemenhaft sah er ihr Gesicht, doch es war rund und kindlich mit großen Augen. Ein anderes Bild hatte er nicht von ihr. Wann hatte er sie das letzte Mal bewusst gesehen...? Er wusste es nicht. "Sei bitte nicht traurig... versuch doch mich zu verstehen... alles, was ich sehen könnte, würde mich an früher erinnern und ich weiß nicht, ob ich das aushalten würde. Es ist zu viel Schlechtes in meiner Erinnerung, das ich eigentlich lieber nicht wiedersehen würde..." Er hörte ihr leises Schniefen und merkte, wie sich ihre anfängliche Freude in bittere Enttäuschung verwandelte. Ratlos biss er sich auf die Lippe. Wie sollte er ihr das nur richtig erklären können? "Und was ist mit mir...?", hauchte sie leise und ihre Stimme klang traurig. "Willst du nicht mal mich wiedersehen?" Etwas in seinem Bauch zog sich schmerzlich zusammen und er schüttelte leicht den Kopf, angesichts des Zwiespaltes in seinem Innern, sagte aber nichts. Sakura holte zitternd Luft, dann drehte sie sich um und verließ schnellen Schrittes das Haus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)