Mit neuen Augen... von sadness (...sieht die Welt gleich ganz anders aus) ================================================================================ Kapitel 24: Reika ----------------- Etwas später verließen sie das Anwesen und liefen immer noch stumm nebeneinander her in Richtung des Waldrandes. Sakura war diese Stille irgendwie nicht geheuer und sie warf ab und zu nervöse Blicke zu Sasuke herüber, traute sich aber nicht, etwas zu sagen. Sie dachte an die Nacht zurück und wie nah sie ihm gewesen war, aber selbst das reichte nicht, um ihn genauer einschätzen zu können. Fast immer, wenn sie nicht damit rechnete, überraschte er sie mit irgendeiner Geste oder mit Worten, die sie nie gedacht hätte, von ihm mal zu hören zu bekommen. Andere Verhaltensweisen dagegen hatten sich seit früher nicht im mindesten geändert und so wusste sie sich beim besten Willen keinen Reim darauf zu machen und hatte einfach überhaupt keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte. Schon bald kam am Waldrand das kleine Haus in Sicht und Sakura musste lächeln, als sie die vielen Blumen sah, in denen es beinahe ertrank. Es war wirklich bunt und es herrschte eine Vielfalt, die sie zu dieser Jahreszeit selten gesehen hatte. Dafür, dass es Herbst war, sahen die Blumen nämlich wirklich sehr farbenfroh aus. "Und hier wohnt sie mit ihrem Eltern? Es ist ganz schön weit weg vom Zentrum...", überlegte sie im nächsten Moment leicht skeptisch und zog die Augenbrauen zusammen. "Falsch, sie wohnt allein. Ihre Eltern leben nicht mehr.", berichtigte Sasuke tonlos und Sakura wäre vor Überraschung beinahe gestolpert. "Sie wohnt ganz allein? In dem Alter?!", rief sie erschrocken aus und starrte fassungslos zu Sasuke und dann wieder zum Haus, aus dem eben ein kleines Mädchen trat. Es war etwa zwei Köpfe kleiner als Sasuke und hatte dunkelbraunes Haar und schimmernde blau-grüne Augen, die sie neugierig ansahen. "Sie kommt gut damit zurecht.", entgegnete Sasuke kühl und trat an Sakura vorbei auf das Mädchen zu, welches ihm fröhlich entgegengelaufen kam und ihn lachend umarmte. Sakura verzog das Gesicht angesichts seines Tonfalls und fragte sich unwillkürlich, warum er die Kleine so heftig verteidigte. Dann schaute sie stirnrunzelnd auf die Szene, die sich ihr bot. Von einem Moment auf den anderen schien Sasuke gelöst von allem, was ihn belastete, und ein wunderschönes Lächeln hatte sich auf seinem Gesicht ausgebreitet, während er der Braunhaarigen über den Kopf strich und sie schon begonnen hatte, ihm mit heiterer Stimme etwas zu erzählen. Sakura spürte einen kleinen Stich in der Brust und schalt sich selbst. Keinesfalls hatte sie einen Grund, eifersüchtig auf das Mädchen zu sein, nur weil die Kleine es schaffte, Sasuke zum lachen zu bringen, und sie nicht. So, wie sie Sasuke hier vor sich sah, hätte er früher sein sollen. In diesem Moment mutete er an wie ein Kind und das war nichts, was sie ihm zur Last legen konnte. Ein stummer Seufzer löste sich von ihren Lippen und sie wandte sich ab von dem Anblick dieser Freude, mit der sie gerade nicht so recht etwas anfangen konnte. Bevor sie sich noch weiter in ihre Resignation hineinsteigern konnte, schlangen sich plötzlich zwei Arme um ihre Taille und hielten sie davon ab, den Weg zurück zu gehen, den sie gekommen waren. "Verzeih...", flüsterte Sasuke an ihrem Ohr und sein warmer Atem jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie atmete einmal tief ein und wieder aus und drehte sich dann zu ihm um. "Ist schon okay.", murmelte sie und richtete dann wieder ihren Blick auf die vor Energie beinahe funken sprühenden blau-grünen Augen des Mädchens, die sie nun wieder aufmerksam anschauten. "Das ist Reika.", erklärte Sasuke mit ruhiger Stimme, "Jedenfalls nenne ich sie so. Reika, dass ist Sakura, meine Teamkammeradin und..." unauffällig schielte Sakura zu Sasuke rüber und sah, wie er sich leicht auf die Lippe biss. "...Lebensgefährtin.", meinte der Schwarzhaarige schließlich. Sakura schluckte und wandte ihren Blick von ihm ab. Es war seltsam, ihn das sagen zu hören, als hätte ihr Unterbewusstsein beschlossen, daran zu zweifeln, dass Sasuke sich trauen würde, sich öffentlich dazu zu bekennen. "Freut mich.", vernahm Sakura jetzt eine zarte Stimme und sah das kleine Mädchen sanft lächeln. "Also bist du nicht mehr einsam.", meinte sie an Sasuke gewandt und ein kleines Schmunzeln stahl sich auf ihre Lippen. "Wie es aussieht...", entgegnete der leise und strich sich eine schwarze Strähne aus dem Gesicht. "Mhm... das ist schön. Dann sind wir jetzt wohl zu dritt. Geh doch schon mal, wir kommen gleich nach.", bestimmte das kleine Mädchen und Sakura beobachtete neugierig und ein wenig überrascht, wie Sasuke nur nickte, ihr in einer liebevollen Geste kurz über den Arm strich und dann zwischen den Blumen verschwand. Seine seichte Berührung hatte ihr eine Gänsehaut beschert und ihr wieder mal vor Augen geführt, wie schlecht sie ihn doch kannte. Nun stand sie hier allein mit der Braunhaarigen, die sie nun aus ihren strahlenden Augen musterte. "So kennst du ihn wohl nicht?", riet Reika und Sakura nickte wortlos. "Das lernst du ihn jetzt kennen. Eine seiner vielen Seiten." "Wie hast du ihn kennengelernt?", fragte Sakura leise und ließ ihren Blick abwesend über die farbenfrohen Beete gleiten. "Ich hab ihn in der Schule angesprochen. Eben, weil er einsam aussah.", erwiderte die Kleine und ihr Lächeln wich einer nachdenklichen Miene. "Es scheint nur alles so fern, als würde es mich nicht betreffen oder nichts angehen...", versuchte Sakura ihre Gefühle zu erklären, aber diese Worte schienen sehr dürftig für das, was in ihr vorging. "Hier gibt es nichts, was du nicht teilen könntest. Komm jetzt, ich zeig es dir.", widersprach Reika ruhig und nahm ihre Hand. "Es wird dir bestimmt gefallen." Sie zog sie mit sich zu den Beeten und jetzt sah Sakura den kleinen aus flachen Steinen gelegten Weg, der durch die Blumen führte. Daneben standen Sasukes Sandalen und nun forderte Reika auch sie auf, ihre Schuhe auszuziehen. "Und jetzt schließ die Augen.", bat das Mädchen und ergänzte noch: "Hier sind wir alle blind. Verlass dich auf dein Gespür und konzentriere dich auf den Boden, die Blumen und das, was du hören kannst." Etwas zögerlich schloss die Rosahaarige die Augen und beschloss, der Kleinen zu vertrauen, wenn Sasuke es auch tat. Sie würde sie schon nicht fressen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)