Mit neuen Augen... von sadness (...sieht die Welt gleich ganz anders aus) ================================================================================ Kapitel 5: Der Unterschied von nervig und nervtötend ---------------------------------------------------- Sasuke erwachte exakt fünf Sekunden, bevor sein Wecker ohrenbetäubend zu bimmeln begann und schlug im Reflex danach, als das nervige Ding seinen morgendlichen Beitrag zur Zerrütung seiner Nerven leistete. Er traf jedoch nicht hundertprozentig und so wurde der Wecker gegen die Wand geschleudert, fiel auf den Boden und bimmelte weiter, was Sasuke nur mit einem gequälten Seufzen quittierte. Als er es nicht mehr aushielt, sprang er aus Bett, eilte zur Quelle des Lärms und trat mit voller Wucht dagegen. Der Wecker flog durchs Zimmer, prallte von der Wand ab und landete unter dem Bett. Seine Aktivität wurde dadurch jedoch nicht eingeschränkt. Sasuke fluchte lauthals und krauchte unter das Schlafmöbel, um den Störenfried ein für alle mal zu töten. Er fragte sich einmal mehr, warum er sich dieses Untier angeschafft hatte. Die Antwort war einfach- er wollte nicht jeden zweiten Tag einen neuen Wecker kaufen müssen. Aber dieses Teil war doch einfach abnormal. Man konnte ein ganzes Haus darauf stellen und er würde trotzdem noch funktionieren. Ein Lackschaden wäre vielleicht drin, mehr aber auch nicht. Er bekam das widerspenstige Ding zu fassen, zügelte gewaltsam seine Wut und drückte auf die kleine Taste, statt weiter auf das Gehäuse einzuhämmern. Sofort verstummte der Wecker und Sasuke entfuhr ein sarkastisches Schnauben. Nicht einmal er selbst konnte es sich recht machen... was war er doch für ein hoffnungsloser Fall. Nicht minder missgelaunt als an seinem ersten Schultag saß Sasuke auf der Schulbank und hatte den Kopf in die Hände gestützt. Um ihn herum übten die Kinder fleißig die Fingerzeichen, um sie trotz ihres Vorwissens zur Perfektion zu bringen. Hätte ihn Tsunade nicht wenigstens zu den Ge-nin stecken können, statt zu den Kleinen, die die Schule eben erst angefangen oder immer noch nicht bestanden hatten? Langsam hatte er das Gefühl, dass sie sich über ihn lustig machen wollte... In der Pause trottete er unmotiviert auf den Hof hinaus, die Hände in den Taschen vergraben, und setzte sich unter einem Baum auf eine Schaukel. Er erinnerte sich, wie Naruto hier immer gesessen hatte, während die anderen gespielt und ihn ignoriert hatten. Seltsame Gefühle beschlichen ihn, wenn er daran dachte. Naruto war immer einsam gewesen, genau wie er selbst, aber keiner hatte es gesehen. Vielleicht wäre er doch ein guter Freund gewesen...? "Du siehst einsam aus...", hörte er plötzlich eine zarte Stimme und erkannte nach kurzem überlegen in ihr das Mädchen, welches in der Klasse neben ihm saß. "Ich... denke nur nach.", meinte er tonlos und schwieg dann. "Worüber?", fragte die Kleine neugierig und entlockte Sasuke ein genervtes Seufzen. "Die Vergangenheit.", gab er knapp von sich und hüllte sich dann weiterhin in Schweigen. "Ohh... naja, da hab ich nicht so viel nachzudenken, bin ja erst sieben Jahre alt...", murmelte das Mädchen leise und klang ein wenig bedrückt. "Warum bist du nicht bei den anderen?", wechselte Sasuke das Thema, in der Hoffnung, sie vielleicht irgendwie loszuwerden. "Eben weil du einsam aussahst.", erwiderte sie ruhig und Sasuke kniff die Lippen zusammen. "Mir gehts gut.", grummelte er und drehte den Kopf desinteressiert zur Seite. "Mir aber nicht.", meinte das Mädchen, "denn ich bin auch einsam. Die anderen wollen nicht mit mir spielen. Ich bin ihnen zu... ruhig und... zurückgezogen." Sasuke zögerte und dachte an sich selbst. Spielen war nie sein Problem gewesen, das hatte er selbst ja nicht mal gewollt. Er hatte sich eher bedrängt gesehen... Naruto dagegen hatte man gefürchtet und verabscheut. Und dieses Mädchen? Sie wurde ausgestoßen, weil... naja, einfach, weil sie anders war... "Darf ich vielleicht hier bei dir bleiben?", fragte die Kleine plötzlich hoffnungsvoll und holte ihn aus seinen Gedanken. "Hn", murmelte Sasuke nach einer Weile, "wenn du nicht nervst..." Er wusste nicht, was ihn dazu gebracht hatte, ja zu sagen. Er war doch stark und unabhängig, er brauchte keine Gesellschaft und noch weniger wollte er andere trösten... doch dieses Mädchen... sie schien nicht besonders nervig. Er konnte es wenigstens versuchen. Er musste ja nicht unbedingt mit ihr reden...? In der Schule war sie still aber fleißig und sehr geschickt. Er hatte ihr bisher wirklich selten helfen müssen. Für ihre sieben Jahre hatte sie schon einen erstsunlichen Wissensumfang und ihr Lerneifer war äußerst nachahmenswert. Er selbst war von sich aus nie so bestrebt gewesen, etwas zu lernen, er hatte es einfach gekonnt. Seine einzige Motivation war die Anerkennung seines Vaters gewesen. Das was kein Vergleich zu dem Mädchen. Er jedenfalls war trotz seiner guten Noten kein gutes Vorzeigebeispiel gewesen. Das Mädchen kam ab jetzt in jeder Pause zu ihm. Ab und zu fragte sie ihn etwas, aber im Allgemeinen war sie sehr ruhig und nervte ihn auch nicht. Sie besaß einen hohen Grad an Empathie und bemerkte stets, wann sie besser den Mund zu halten hatte. Er duldete ihre Anwesenheit und machte sich zu seiner eigenen Überraschung nichts daraus, im Gegenteil, schon nach kurzer Zeit hatte er sich daran gewöhnt, mit ihr auf den Wurzeln des großen Baumes zu sitzen, an dem auch die Schaukel hing, und dort seinen Gedanken nachzuhängen. "Du redest nie viel.", stellte sie fest. "Du auch nicht.", erwiderte er selbsterklärend. Sie schwieg. "Ich meine nur..", fügte sie nach einer Weile an, "du siehst nicht fröhlich aus, ist irgendetwas los?" Er sagte eine Weile nichts, dachte nur nach. Tja, was war mit ihm? Was genau war es denn, das ihn hier hielt, aber gleichzeitig sein Glück verhinderte? "Ich... muss mich wieder an dieses Leben gewöhnen.", meinte er dann schlicht. "Mhm...", summte die Kleine. "Du hast schönes Haar.", bemerkte sie irgendwann leise. Ohne es zu wollen, musste er leicht lächeln. "Das hab ich wohl von meiner Mutter.", erwiderte er nachdenklich. "Du solltest öfter lächeln.", meinte sie mit einem derart naiven Klang in der Stimme, dass er entgegen seiner Laune schmunzeln musste. Immerhin reichte es für einen Mundwinkel. "Genau!, rief sie glücklich und lachte hell auf. Verwirrt realisierte er, wie ihre kindliche Unschuld ihn langsam auftaute und endlich begriff er, was ihn so betrübte. Eine makabere Situationskomik schob sich in seine Gedanken und ließ ihn ungläubig den Kopf schütteln. Er, Sasuke Uchiha, trauerte seiner Kindheit nach, die so brutal beendet worden war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)