Der Aufstieg der Assassine von -Rinni- ================================================================================ Kapitel 3: Lernen durch Praxis ------------------------------ Scarramouches Umhang raschelte leise, als sie sich von einem Felsvorsprung im Fremdenviertel Neriaks in eine verlassene Gasse fallen ließ. Ihre Augen spiegelten im Schein der blauen Fackeln, die die Straßen hier rund um die Uhr erleuchteten, was ihnen einen gefährlichen Glanz verlieh. Verstohlen sah sie sich um; die Gasse war wie ausgestorben, stellte sie zufrieden fest, dann zog sie sich die Kapuze tiefer ins Gesicht und huschte lautlos weiter. Anderthalb Monate waren seit der Verlobungsfeier dahin gezogen und die Hochzeitsvorbereitungen in vollem Gange. Kein Tag verging, an dem Sharthir nicht mit ihren Eltern im Kaminzimmer saß und über den Tagesablauf, die Einladungen oder die Gästeliste sprach. Scarramouches Meinung wurde hierbei selten beherzigt; da sie sich ohnehin sträubte und von alledem, was mit der Hochzeit zu tun hatte, nichts hören wollte, wurde sie erst gar nicht in die Vorbereitungsarbeiten miteinbezogen. Doch all dies kam der jungen Teir'Dal nur recht. Ihr Verlobter und auch ihre Eltern waren so mit der näher rückenden Hochzeit beschäftigt, dass alle drei es vernachlässigten, Scarramouche im Auge zu behalten. Seit mehr als einem Monat waren alle derart beschäftigt, dass niemand zu bemerken schien, dass sie schaltete und waltete, wie ihr gerade beliebte. Mit wenigen Ausnahmen war sie beinahe jede Nacht unbemerkt aus dem Haus geschlichen, hatte weitere Nachforschungen zum Assassinen-Handwerk in der Bibliothek angestellt, Informationen zusammengetragen und sich diese Tag für Tag genauer eingeprägt. Später war sie sogar einen Schritt weiter gegangen, indem sie heimlich angehende Assassinen bei ihren Lehrstunden in der Kundschafter-Gilde beobachtete, die oftmals bis tief in die Nacht andauerten. Aus all diesen Informationen zog sie nun die Grundlage für ihr körperliches Training. Athletisch war sie schon immer gewesen, somit fiel es ihr nicht schwer, ihre Fitness schnell zu verbessern, und doch war sie erpicht darauf, gerade in Sachen Agilität, Ausdauer und Reaktionsvermögen Spitzenwerte zu erreichen. Nacht für Nacht hatte sie sich nicht nur aus dem Familien-Anwesen, sondern durch einen selten benutzten Ausgang auch aus der Stadt geschlichen, um im Dunkellicht-Wald auf einer entlegenen Lichtung, weitab von neugierigen Teir'Dal-Augen, ihren Trainingseinheiten nachzugehen. Besser und besser waren ihre Fertigkeiten geworden, mit jeder weiteren Nacht, die sie auf der Lichtung verbrachte; waren es nun ihre Schleichkünste oder die Schnelligkeit. Nur eines bereitete ihr nach wie vor Probleme: Ihre Waffenkünste. Ohne einen richtigen Trainingspartner war es nicht möglich, einen vernünftigen Übungskampf auszufechten und so musste sie sich mit ihrer improvisierten Übungspuppe begnügen, wodurch sie allerdings nicht behaupten konnte, wirklich Fortschritte zu machen. Vor kurzem erst hatte Scarramouche auf dem Schwarzmarkt anonym zwei hochwertige Stiletts erworben. Das nötige Kleingeld hierfür resultierte aus dem Verkauf eines Paars wertvoller Ohrringe aus ihrer Schmuck-Sammlung. Zuerst war sie versucht gewesen, ihren verhassten Verlobungsring zu verkaufen, denn dieser wäre sicherlich einiges mehr wert gewesen, doch sie ihr war klar gewesen, dass Sharthirs Zorn darüber grenzenlos gewesen wäre, also hatte sie den Gedanken alsbald wieder verworfen. Umso frustrierter war sie nun, ihre neu erworbenen Waffen nicht richtig einsetzen zu können. Auch jetzt, in diesem Moment, hingen ihre beiden Schätze, verborgen in schwarzen Lederscheiden, zu beiden Seiten ihrer Hüfte, doch sollten sie heute noch nicht zum Einsatz kommen. Heute Nacht war sie unterwegs, um ihren ersten Auftrag an Land zu ziehen. Sie war schon vor einigen Tagen zu dem Schluss gekommen, dass sie bereit dafür war. Sie hatte enorm viel gelernt und sich stetig verbessert und sie war davon überzeugt, dass sie Talent für das Handwerk der Assassinen besaß, sonst wäre es ihr nicht möglich gewesen, all dieses Wissen in so kurzer Zeit zu meistern. Ihren einzigen Schwachpunkt, ihre mangelnde Erfahrung im bewaffneten Zweikampf, konnte sie außerdem nur durch Übung beseitigen und da ihr diese auf dem üblichen Weg verwehrt blieb, sah sie sich gezwungen, gleich zur richtigen Praxis überzugehen. Es war gefährlich, das war Scarramouche vollauf bewusst; es konnte soviel schief gehen, doch sie war bereit, das Risiko einzugehen. Nicht zuletzt das Vertrauen in ihre Fähigkeiten trieb sie dazu, diesen Schritt zu wagen. Das Fremdenviertel lag noch immer wie ausgestorben vor ihr, doch Scarramouche wusste, dass sich dies rasch ändern würde, wenn sie weiter in diesen etwas abgelegenen Teil der Stadt Neriak vordringen würde. Hier lebten Oger, Trolle, Halbelfen und all der restliche Abschaum, den die Teir'Dal sich als Untergebene und Handlanger hielten, denen es aber nicht gestattet war, sich in den prächtigeren Gegenden der Stadt des Hasses aufzuhalten. Das Fremdenviertel galt als eine besonders zwielichtige Gegend, die von Gewalt und Verbrechen beherrscht wurde, und wenngleich sich die Teir'Dal auch an solchen Dingen ergötzten, hielten sich die meisten lieber fern von diesem würdelosen Ort. Doch all das, worauf die Dunkelelfen und auch Scarramouche so verachtungsvoll herabblickten, wollte sie sich heute Nacht zunutze machen. Die junge Teir'Dal folgte der Straße, die sie tiefer in das Fremdenviertel führte, ins Erste Tor von Neriak hinein. Mehr als ein schemenhafter Umriss war nicht zu sehen, als sie sich geräuschlos von Schatten zu Schatten bewegte, darauf bedacht, das spärliche Licht der blauen Laternen zu meiden. Und sie tat gut daran, nicht entdeckt zu werden, denn je weiter sie hier vordrang, desto mehr zwielichtige Gestalten trieben sich in den heruntergekommenen Gassen umher und blickten sich voller Misstrauen um. Schon bald drangen lärmende Geräusche an Scarramouches Ohr und verrieten ihr, dass ihr Ziel bereits ganz in der Nähe war. Und tatsächlich, nachdem die Teir'Dal eine weitere Seitengasse hinter sich gelassen hatte, hatte sie es endlich gefunden: Das Gasthaus "Zum Kichernden Schädel". Scarramouche lächelte zufrieden, was aber hinter dem Schleier, der ihr Gesicht bis zum Nasenrücken verdeckte und nur ihre Augen freigab, nicht zu erkennen war. Sie zog sich ihre Kapuze nochmals tiefer ins Gesicht, um sicher zu gehen, wirklich nicht erkannt zu werden, blickte sich  verstohlen um und huschte zum Wirtshaus hinüber. Schon jetzt schallte ihr lärmender Tumult aus dem schäbigen Haus entgegen, doch sie ließ sich davon nicht beirren, zog die Tür auf und ließ sich unauffällig hineingleiten. Sofort schlug ihr starker Alkohol-Geruch gemischt mit Schweiß und anderen unangenehmen Körpergerüchen entgegen und sie rümpfte angewidert die Nase. Auch der Lärmpegel hier war kaum auszuhalten - Lautes Stimmengewirr, ungehobeltes Gelächter, hie und da ausgerufene Flüche und auch gelegentliche Schreie erfüllten den Schankraum und waren ein drastischer Unterschied zu der unheimlichen Stille außerhalb des Wirtshauses. All dies ließ Scarramouche zunächst innehalten, doch nur einen Augenblick später fasste sie sich wieder und rief sich in Erinnerung, nicht allzu lange in der Tür stehen zu bleiben und unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die junge Teir'Dal ließ den Blick flüchtig durch den Raum schweifen, dann bahnte sie sich einen Weg durch die gut besetzte Schankstube, um sich in einer entlegenen Ecke an einem freien Tisch niederzulassen. Scarramouche war doch etwas überrascht, wie viel Gesindel sich hier herumtrieb, doch sie konnte davon nur profitieren, denn unter all diesen zwielichtigen Gestalten fiel sie überhaupt nicht auf. Niemand schien sie zu beachten. Der Tisch, für den sie sich so spontan entschieden hatte, erwies sich als eine gute Wahl. Er lag zwar etwas abseits, doch von dieser Position aus hatte man den gesamten Schankraum bestens im Blick und konnte auch die Eingangstür stets im Auge behalten. Die Bedienung, eine Trollfrau, die ganz fürchterlich stank, kam zu Scarramouches Tisch geeilt und die Dunkelelfe bestellte mit bewusst tiefer, rauchiger Stimme einen Humpen Dunkelbier. Als die Trollfrau davoneilte, atmete Scarramouche erleichtert auf, dann begann sie sich aufmerksam im Raum umzusehen. Wie erwartet trieb sich hier die unterste Bürgerschicht von Neriak herum, doch die Stimmung im Wirtshaus war überraschend zwiespältig. Wo einige Trolle ausgelassen und äußerst flegelhaft feierten und damit maßgeblich zu dem völlig überhöhten Lärmpegel beitrugen, zettelten am anderen Ende des Raums ein paar mit Muskeln überladene Oger eine Schlägerei an. Wirklich zu stören schien das hier jedoch niemanden, eher im Gegenteil, denn die Prügelei fand begeisterten Zuspruch der feiernden Trolle, die den Ogern nun zujubelten und Wetten auf den Sieger abschlossen. Einige Gäste wiederum schienen zu betrunken, um von der Rauferei überhaupt Notiz zu nehmen, wieder andere betrieben offenbar zwielichtigen Handel in abgeschiedenen Ecken. Scarramouches Augen wanderten weiter zu der Treppe am anderen Ende des Raumes, die ins Obergeschoss führte, wo sie einige Gasthaus-Zimmer vermutete. Ihr Blick wurde verächtlich, als sie am Fuß der Treppe ein paar Halbelfinnen entdeckte, die ihrer Aufmachung nach zu urteilen in den besagten Räumen Liebesdienste anboten. Kein Wunder, dass das Fremdenviertel in Neriak mehr als verrufen war und jeder Teir'Dal, der auch nur ein wenig von sich hielt, einen großen Bogen um diesen Teil der Stadt machte. Doch genau aus diesen Gründen versprach Scarramouche sich viel von dieser Gegend. Die Troll-Bedienung kehrte zurück - und mit ihr auch ihr Übelkeit erregender Gestank - und brachte Scarramouche das Dunkelbier, das sie bestellt hatte. Die Teir'Dal zog den Krug zu sich heran, doch sie hatte nicht vor, auch nur einen Schluck davon zu nehmen; zum Einen hätte sie dafür ihren Schleier beiseite ziehen und damit ihr Gesicht entblößen müssen, zum anderen würde sie dieses trübe Gesöff dieser Herumtreiber hier ohnehin nicht anrühren. Davon einmal abgesehen hatte sie eher eine Vorliebe für Wein, aber edlere Tropfen wie diese wurden hier sicherlich nicht angeboten. Doch ein Gast, der ohne Getränk oder Gesellschaft ganz allein am Tisch saß, würde nur unnötig verdächtig wirken, daher legte Scarramouche nun beide Hände um den Krug und ließ den Blick erneut aufmerksam durch den Schankraum schweifen. Etwa eine dreiviertel Stunde zog so dahin, ohne dass etwas Nennenswertes geschah. Dann endlich, als Scarramouche schon langsam Zweifel kamen, erhaschte sie einen Gesprächsfetzen, der viel versprechend klang.  "Nein ... du hast schon richtig verstanden. Er hat es schon wieder getan", konnte sie eine Halbelfe mittleren Alters zu ihren Freundinnen sagen hören. Scarramouche setzte sich unauffällig auf und spitzte die Ohren. Im Schankraum war es noch immer sehr laut, sodass sie sie genau hinhören musste, um die Unterhaltung zu belauschen. "Als wäre es nicht genug, dass er ständig fremd geht - letzte Nacht hat er mich mal wieder im Suff verprügelt." Die Halbelfe saß mit zwei anderen Ayr'Dal an einem Tisch, nicht weit entfernt von Scarramouche und sie schien sichtlich erzürnt, denn kaum hatte sie ihren Satz beendet, spuckte sie wütend aus. Scarramouche rümpfte die Nase, was unter ihrer Verschleierung allerdings nicht zu sehen war. Eine der Ayr'Dal-Freundinnen schüttelte verächtlich den Kopf. " ... Er ist wirklich das Letzte. Ich hab dir schon so oft gesagt, dass du dir das nicht länger gefallen lassen sollst!" "Trenn dich endlich von ihm!", forderte die andere, die ihr gegenüber saß, doch die betroffene Halbelfe schwieg nachdenklich. Es folgte eine lange Pause, dann endlich antwortete sie. Ihre Stimme war gedämpft, sodass Scarramouche aufmerksam lauschen musste, um sie verstehen zu können. "Eigentlich hatte ich nicht vor, mich von ihm zu trennen ..."  Die beiden Freundinnen der Ayr'Dal öffneten sofort empört den Mund, doch sie sprach bereits weiter. " ... Eigentlich wollte ich ihn komplett loswerden." Scarramouche hob unauffällig den Kopf, während ein interessierter Glanz in ihre Augen trat. "Soll das etwa heißen, dass du ihn töten willst?", tuschelte die dunkelhaarige Freundin aufgeregt und sah sich sogleich verstohlen im Schankraum um. Scheinbar fürchtete sie, dass jemand sie belauschen könnte, was Scarramouche amüsiert schmunzeln ließ.  Wieder zögerte die betroffene Halbelfe, dann antwortete sie langsam. "Ich dachte eher an töten lassen. Ich mach' mir an diesem Mistkerl doch nicht selbst die Hände schmutzig." Wieder trat eine kurze Stille ein, dann seufzte die Halbelfe. "Leider sind die Assassinen der Schwarzmetall-Maske schier unbezahlbar ..." Ihre beiden Freundinnen warfen sich einen flüchtigen Blick zu.  "Naja, sie stehen im Dienste des Königshauses und führen ihre Aufträge nur für Neriak selbst aus. Jeglicher, anderweitig angenommener Auftrag ohne das Wissen des Königs ist strafbar und wird streng geahndet. Sowohl beim Auftraggeber als auch bei der ausführenden Assassine", erklärte die Ayr'Dal, die links von der wütenden Ehefrau saß. "Das weiß ich doch", antwortete diese gereizt, dann senkte sie erneut die Stimme und sah sich verstohlen im Raum um, bevor sie weiter sprach. " ... Aber man hört ja immer wieder auch von so genannten "wilden Assassinen". Assassinen, die nicht der Schwarzmetall-Maske angehören." Die beiden Freundinnen sogen scharf die Luft ein. " ... Das sind Gesetzlose, Komakie ... Sie werden von der Wache gesucht!" "Tse, hier im Fremdenviertel kennt man kein Gesetz", antwortete Komakie und winkte ungeduldig ab. "Leider sind gerade die wilden Assassinen äußerst gerissen ... Eine von ihnen ausfindig zu machen, wird sicherlich nicht einfach." Scarramouche erhob sich. Sie hatte genug gehört. Klirrend ließ sie ein paar Silbermünzen auf den Tisch fallen, um den Krug Dunkelbier zu bezahlen, den sie nicht mal angerührt hatte, dann bahnte sie sich einen Weg durch den belebten Schankraum und trat aus dem Wirtshaus, hinaus in die Dunkelheit.  Hier draußen war alles still; die Tür, die hinter ihr ins Schloss fiel, dämpfte das laute Treiben im Innern des Gasthauses und Scarramouche sah sich verstohlen um. Die Gasse war vollkommen verlassen. Noch einmal sah sie sich aufmerksam um und vergewisserte sich, dass wirklich niemand hier war, der sie beobachten könnte, dann legte sie einen Unsichtbarkeitszauber über sich und lehnte sich gegen die Hauswand, neben der Eingangstür des Gasthauses und wartete. Lange Zeit geschah gar nichts, dann öffnete sich erstmals die Eingangstür und eine Gruppe schwatzender, nach Alkohol stinkender Trolle kam aus dem Wirtshaus. Scarramouche rührte sich nicht von der Stelle und sah ihnen schweigend nach, bis sie wankend in der Dunkelheit verschwunden waren. Dann wurde es wieder still. Erneut strich eine ganze Weile ins Land und Scarramouche verlor allmählich das Zeitgefühl. Die Nacht musste inzwischen weit fortgeschritten sein und wenn sie rechtzeitig zu Hause sein wollte, bevor ihre Eltern ihre Abwesenheit bemerkten, dann durfte es nun nicht mehr allzu lange dauern. Nur wenige Minuten später öffnete die Tür sich ein weiteres Mal und Scarramouches Blick gewann an Schärfe. Die von ihrem Ehemann gepeinigte Halbelfe - Komakie, wie ihre Freundinnen sie genannt hatten - verließ endlich das Gasthaus. Als die Tür hinter ihr geräuschvoll ins Schloss fiel, blieb sie einen Augenblick stehen und zog fröstelnd ihren zerfledderten Umhang zu.  "... Tse, als würden die beiden verstehen können, was dieser Dreckskerl mir Tag für Tag antut ..." , murmelte sie undeutlich zu sich selbst und ihre Miene verfinsterte sich sichtlich. "Eine Trennung würde all das nicht einmal ansatzweise vergelten, pah! Dass ich  nicht lache!" Komakie schnaubte verächtlich und spuckte erneut aus, wie sie es zuvor im Gasthaus bereits getan hatte. "Bertoxxulous soll ihn holen! Besser jetzt als später!" "Vielleicht könnte ich Abhilfe schaffen." Komakie wirbelte überrascht herum. Scarramouche war aus den Schatten getreten und hatte ihren Unsichtbarkeitszauber abgelegt. Nun sah sie der Halbelfe fest in die Augen. "Ich bin zwar weder der Herr der Seuchen, noch irgendein anderer Gott, aber vielleicht bedarf es gar nicht der Hilfe des Pantheons." Komakie musterte die Teir'Dal misstrauisch, doch neben all dem Argwohn in ihren Augen konnte Scarramouche ebenso Interesse aufflammen sehen. "Wer seid Ihr?", fragte die Ayr'Dal zögernd und ohne das Misstrauen in ihren Zügen abzulegen. Scarramouche lachte leise und schüttelte amüsiert den Kopf. "Das hat keinerlei Bedeutung. Wäre es denn nicht wichtiger, dass ich weiß, wer Euer Mann ist?" Komakies Augen weiteten sich, als sie begriff, worauf Scarramouche anspielte. "Ihr ... Ihr seid ...", stammelte sie aufgeregt und trat einen Schritt zurück. " ... eine Assassine?" "Wenn Ihr es so nennen möchtet", antwortete Scarramouche geheimnisvoll. "Ich habe Euer Gespräch im Gasthaus vorhin mitbekommen. Ich könnte Euch ein annehmbares Angebot machen." Komakie sah sie forschend an; sie schien zu überlegen und die Vor- und Nachteile dieser unerwarteten Chance abzuwägen. Scarramouche wartete schweigend, bis sie antwortete. "Ich nehme an, Ihr seid ... keine Assassine der Schwarzmetall-Maske ...?", fragte sie schließlich zögerlich und Scarramouche schüttelte wortlos den Kopf. Wieder wurde Komakies Blick nachdenklich, dann schien sie einen Entschluss zu fassen.  "Wie viel wollt Ihr?" Ein breites Grinsen des Triumphs trat auf Scarramouches Gesicht, welches Komakie durch ihre Verschleierung nicht sehen konnte und sie antwortete: "Lasst uns das am besten an einem ruhigeren Ort wie diesem besprechen."   * * *   Am liebsten hätte Scarramouche in ihrem Triumph laut aufgelacht, als sie auf dem Rückweg zum V'Oziar-Anwesen durch die menschenleeren Straßen Neriaks huschte. Sie war sich zwar sicher gewesen, gute Chancen auf einen Auftrag im Fremdenviertel, diesem gottverlassenen Teil von Neriak, zu haben, jedoch konnte sie, nun wo es soweit war, es irgendwie doch nicht recht fassen, dass sie es tatsächlich auf Anhieb geschafft hatte. Endlich war der erste Stein zu ihrem ruhmreichen Schicksal gelegt - und auch zu Sharthirs Untergang. Bei diesem Gedanken blitzten Scarramouches eisblaue Augen euphorisch und sie konnte es kaum erwarten, mit ihrer Arbeit zu beginnen. Doch für heute war alles erledigt; es war bereits spät, zu spät um sich noch auf die Suche nach ihrem Opfer zu machen und es zu finden, bevor der Tag anbrach. Sie musste sich beeilen, um noch rechtzeitig zu Hause zu sein, bevor ihre Abwesenheit am Morgen bemerkt werden würde. Erst in der darauf folgenden Nacht würde sie losziehen und damit beginnen, ihr Opfer zu beschatten, all seine Gewohnheiten und Eigenheiten herausfinden, seine Wege auszukundschaften und schließlich die perfekte Gelegenheit abzupassen, ihm ein unerwartetes Ende zu bereiten. Die junge Teir'Dal grinste breit in sich hinein, während sie durch den verlassenen Hafenmarkt  lief, stets darauf bedacht, sich ungesehen in den Schatten zu halten. Eigentlich würde sie am liebsten jetzt gleich mit ihrer Arbeit beginnen, doch sie übte sich in Geduld. Ein weiteres wichtiges Attribut einer Assassine, das sie sich noch aneignen musste. Wie eine Katze vorm Mauseloch stundenlang unermüdlich warten konnte, so musste auch Scarramouche lernen, sich zu gedulden, um den richtigen Moment abpassen zu können, in dem sie zuschlug. In überstürzter Überschwänglichkeit würde sie nur der Wache in die Hände fallen - oder ihren Eltern, denn inzwischen war sie zu Hause angekommen und nun zwang sie sich selbst zur Ruhe, um in ihrer Euphorie nicht dabei entdeckt zu werden, wie sie zurück in ihr Zimmer schlich. Nichts dergleichen geschah. Im Haus war es still und wenige Momente später schloss Scarramouche lautlos die Zimmertür hinter sich. Rasch zog sie sich um und versteckte Umhang, Lederstiefel und Stiletts, und schlüpfte gleich darauf unter die Bettdecke. Allerdings war sie nun hellwach, zu aufgekratzt durch ihren Erfolg, als dass sie einschlafen könnte und so grübelte sie noch eine Weile vor sich hin. Die Hochzeit mit Sharthir mochte näher und näher rücken, doch heute war sie auch ihrer Rache an ihm einen ganzen Schritt näher gekommen. Sie würde ihm jedes falsche Wort, jede Tat und jeden anzüglichen Blick heimzahlen; er hatte sich definitiv mit der falschen Teir'Dal angelegt. Mit einem zufriedenen, schon beinahe unheimlichen Lächeln überkam sie bei diesem Gedanken letztendlich doch der Schlaf. Die Stunden zogen dahin und während außerhalb von Neriak in Norrath die Sonne aufging, machte sich der Tagesanbruch in der Stadt selbst nur dadurch bemerkbar, dass die Straßen sich mit Teir'Dal füllten, die ihren Geschäften nachgingen. Anstelle von Vogelzwitschern hörte man hier nur das schrille Kreischen von verspäteten Fledermäusen, die in den unterirdischen Gewölben von Neriak noch einen Unterschlupf zum Schlafen suchten und mit hektischen Flügelschlägen über die Köpfe der Teir'Dal hinweg flogen. In ihren fensterlosen Räumen bekam Scarramouche von alledem nichts mit. Auch wenn sie es selbst kaum wahrgenommen hatte, war die letzte Nacht anstrengend gewesen und ihre Erschöpfung machte sich nun durch einen tiefen Schlaf bemerkbar, der inzwischen bereits bis in den frühen Nachmittag andauerte. Trotz der vielen Stunden, die seither vergangen waren, war das zufriedene Lächeln auf Scarramouches Lippen nicht verschwunden, denn auch im Traum hing sie gerade dem Assassinen-Handwerk und ihren Rachegelüsten nach. Sie schlief so fest, dass sie weder merkte, dass sich ihre Zimmertür öffnete, noch dass jemand in den Raum trat. Erst als schwacher Kerzenschein ihre düsteren Gemächer erhellte und dieser schließlich auch über ihr Gesicht wanderte, verblasste das Lächeln und wich einer verkniffenen Grimasse. Kurz darauf schlug sie, in einem plötzlichen Anflug von Unbehagen, die Augen auf. "So zufrieden wie du im Schlaf lächelst, könnte man meinen, du träumst von unserer Hochzeit." Beim Ertönen von Sharthirs Stimme gefror Scarramouche augenblicklich das Blut in den Adern. Er hatte die Vorhänge ihres Bettes beiseite geschoben und stand mit einem Kandelaber in der Hand über sie gebeugt, um seine Verlobte genauer mustern zu können. Diese gebeugte Haltung verlieh ihm eine noch bedrohlichere Ausstrahlung als er ohnehin schon verströmte und Scarramouche zuckte bei seinem Anblick zusammen und schnellte mit beinahe abnormer Geschwindigkeit ans andere Ende des Bettes. "Was habt Ihr in meinen Gemächern verloren?!", blaffte sie ihn entrüstet an; sie schaffte es nicht, die Gleichgültigkeit aufrecht zu erhalten, die sie sonst in seiner Gegenwart immer an den Tag zu legen pflegte - nicht in dieser Situation. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie fühlte sich bloß gestellt - er hatte sie schlafend gesehen, völlig ahnungslos, völlig ungeschützt und nun saß sie ihm im Nachthemd gegenüber und starrte ihn mit vor Schreck geweiteten Augen an. Bei diesem Gedanken wurde sie knallrot. Sharthir entging dies keinesfalls und er schien sich köstlich darüber zu amüsieren. Scarramouche wurde wütend. "Gemach, gemach", antwortete er mit einem unheimlichen Lächeln, das Scarramouche nicht mochte. "Die Vorbereitungen für unsere Hochzeit sind schon bald in den letzten Zügen, doch leider hältst du dich, was diese betrifft, ziemlich zurück. Wir hatten vereinbart, dass wir heute zur Mittagsstunde eine weitere Besprechung abhalten, der du auch beiwohnen wolltest, erinnerst du dich?" Er klang ungehalten. Verdammt, schoss es Scarramouche durch den Kopf. Er hatte Recht; in ihrem Siegesrausch gestern Nacht hatte sie diese lästige Zusammenkunft völlig vergessen. Wie spät ist es? Er schien ihre Gedanken zu erahnen. "Seit dem Mittag ist bereits eine Stunde vergangen. Deine Eltern waren in Sorge über diese Verspätung und ich habe mich erboten, nach dir zu sehen und sicherzustellen ..." Seine Augen wurden kaum merklich schmäler. "... dass alles in Ordnung ist." Scarramouche wurde flau im Magen. Es fühlte sich an, als hätte sie einen riesigen Eisklumpen im Ganzen verschluckt. Zum ersten Mal hatte sie ihm nichts entgegenzusetzen; zu unvermittelt war sie aus dem Schlaf gerissen worden, als dass sie nun schlagfertig auf Sharthir reagieren konnte. Sie starrte ihn einfach nur an und sie war sich sicher, dass er etwas ahnte, doch ihre Gedanken waren ein einziges Chaos, welches es ihr unmöglich machte, ihm zu antworten. Doch dann, ganz plötzlich wallte siedende Wut in ihr auf und vermischte sich mit blanken Hass und ihr Verstand begann sich augenblicklich zu klären. "Das gibt Euch noch lange nicht das Recht, einfach ungefragt die Gemächer einer Frau zu betreten!", brauste sie auf, nachdem sie endlich die Sprache wieder gefunden hatte. "Wie Ihr unschwer erkennen könnt, bin ich immer noch im Nachtgewand, wie lange also wollt Ihr noch hier stehen und mich bega-" Noch ehe sie das Wort ausgesprochen hatte, waren Sharthirs Augenbrauen warnend in die Höhe geschnellt und seine Augen glänzten gefährlich, sodass sich Scarramouche im letzten Moment eines Besseren besann. "... mich ... anstarren?" Seine Gesichtszüge entschärften sich ein wenig und sofort wallte Ärger in Scarramouche darüber auf, wie leicht sie sich von ihm einschüchtern ließ. Doch sie hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn Sharthir antwortete bereits. "Geradezu liebreizend, wie du dich schämst", säuselte er, doch seine Augen verrieten nichts als Hohn und Spott. "Doch es besteht keinerlei Notwendigkeit dafür, Liebste. In Kürze wird dies ohnehin kein ungewohnter Anblick mehr für mich sein - dies und noch viel mehr." Seine Augen blitzten bei diesen Worten und der Eisklumpen in Scarramouches Magen schien auf das Doppelte anzuschwellen. Sie fröstelte. Sharthir hatte sich vom Bett zurückgezogen, schritt zur Tür hinüber und während er sie aufzog, wandte er sich noch einmal um und sagte: "Was auch immer du gestern Nacht wohl getrieben haben magst, ich erwartete dich in einer halben Stunde gemeinsam mit deinen Eltern unten im Kaminzimmer. Und wage es nicht, dich nochmal auch nur um eine Minute zu verspäten." Mit diesen Worten verließ er ihre Gemächer und die Tür fiel geräuschvoll hinter ihm ins Schloss. Scarramouche blieb regungslos zurück, während eine Woge der Verzweiflung drohte, sie zu übermannen. Noch immer war ihr eisig kalt und sie begann zu zittern. Eine ganze  Weile saß sie auf ihrem Bett; von ihrem Triumph-Gefühl der letzten Nacht war nichts mehr zu spüren und ihre Gedanken kreisten einzig und allein um die Tatsache, dass sie dieses kaltblütige, grausame Monster heiraten musste - und kein Weg daran vorbei führte. Zum ersten Mal stiegen Tränen in ihr auf und der Kloß in ihrem Hals verdichtete sich, doch dann riss sie sich zusammen und rieb sich energisch die Augen. Für den Moment würde sie sich beugen, ja, aber das war nur der Augenblick, in dem sie zum Sprung ansetzte. Sie durfte sich nicht so leicht von Sharthir einschüchtern lassen - und sie musste ihm Glauben machen, dass sie ihm gehorchte. Sie atmete noch einmal tief durch, dann schwang sie sich aus dem Bett. Ihre Stunde würde kommen, sie musste nur geduldig sein. Scarramouche öffnete die Zimmertür und rief in den Flur hinaus nach ihrer Dienerin, welche nur wenige Augenblicke später herbeigeeilt kam, um ihr beim Ankleiden behilflich zu sein.   * * *   Pünktlich eine halbe Stunde später stand Scarramouche vor der schweren Holztür, die das Kaminzimmer von der Eingangshalle trennte. Unschlüssig starrte sie auf das glatt polierte Holz. Das Herz schlug ihr unruhig in der Brust und ihr Widerwillen, einzutreten, hätte nicht größer sein können - nicht umsonst hatte sie nie bei irgendwelchen Gesprächen, die ihre Hochzeit mit Sharthir betrafen, teilnehmen wollen. Doch nun führte kein Weg mehr daran vorbei und es hatte keinen Zweck, sich gegen etwas zu sträuben, was unvermeidlich war, also seufzte sie lautlos, nahm eine würdevolle Haltung ein und klopfte an. "Herein", ertönte die Stimme von ihrem Vater und Scarramouche zog die Tür auf und trat ein. Vor ihr bot sich das gewohnte Bild - Ihr Vater Nador saß auf dem linken Sessel vor dem Kamin, ihre Mutter Eliha auf dem Sessel ihm gegenüber und Sharthir zwischen den beiden, die Beine überschlagen, auf dem Sofa. Diesmal schluckte Scarramouche ihren Stolz hinunter. "Entschuldigt die Verspätung", sagte sie und schritt durch den Raum, um sich zur Überraschung aller unaufgefordert und ohne unnötig übertriebenen Abstand neben Sharthir niederzulassen.  Sie strich ihr Kleid zurecht, hob anmutig den Kopf und blickte in die verwunderten Gesichter ihrer Eltern. "Was habe ich versäumt?" Ihre Frage verhallte im Raum; nur das Knistern der Flammen im Kamin war zu hören, ansonsten war es totenstill. Scarramouche konnte Sharthirs undeutbaren Blick auf sich ruhen spüren und sie wandte den Kopf, um ihn anzusehen. Seine kalten Augen bohrten sich sofort in die ihren, tiefer und tiefer, doch sie hielt seinem einschüchternden Blick stand, dann schenkte sie ihm ein flüchtiges, zugeneigtes Lächeln und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Eltern, die sie irritiert musterten. "Nichts, wir sind lediglich die Gästeliste noch einmal durchgegangen", antwortete ihr Vater schließlich, nachdem er sich wieder gefasst hatte. Das Verhalten seiner Tochter schien ihm nur allzu ungewöhnlich. "Verstehe", antwortete Scarramouche, dann wandte sie sich direkt an Sharthir. "Hat sich bei den Gästen im Vergleich zur Verlobungsfeier etwas verändert?" Im Augenwinkel konnte sie erkennen, dass Nador und Eliha sich ratlos ansahen und selbst Sharthir schien überrascht, dass sie ihn aus eigenen Stücken direkt ansprach, was sie noch nie zuvor getan hatte. Doch nicht mehr als eine leicht gehobene Augenbraue als Gefühlsregung ließen seine Verwunderung erahnen, bevor sein Blick berechnend wurde und Scarramouche schlagartig das Gefühl hatte, als würde die Temperatur im Raum gen Null sinken. Sie unterdrückte ein Frösteln, während er sie forschend musterte, und wartete geduldig auf seine Antwort. "Nicht wirklich", erwiderte er schließlich, als er den Blick endlich von ihr losriss. Scarramouche wusste sofort, dass er am schwierigsten von allen zu täuschen sein würde. "Lediglich einige wichtige Persönlichkeiten werden diesmal anwesend sein, die bei unserer Verlobung verhindert waren: Prinz Talvus Thex, Prinz Tarant Thex mit Prinzessin Sulsera ... Lord D'Vinn ..." Scarramouche horchte auf. "Lord D'Vinn ist von seiner Mission in Faydwer zurückgekehrt?" "So ist es. Er ist zurückgekehrt, um König Thex einen ausführlichen Bericht über seine Aufgabe als Diplomat bei den Knochenbrecher-Orks zu erstatten und lässt es sich bei der Gelegenheit natürlich nicht nehmen, an unseren Feierlichkeiten teilzunehmen, bevor er wieder nach Faydwer aufbricht", antwortete Sharthir und schwenkte gemächlich sein Weinglas. Scarramouche nickte langsam, dann ergriff Nador das Wort. "Die Einladungen wurden bereits verschickt, für die Bewirtung ist ebenfalls schon alles in die Wege geleitet und die Speisekarte steht ebenso ", erklärte er und sah seine Tochter an. "Die Vorbereitungen für das Abendprogramm sind in den letzten Zügen. Lord T'Narem wird einige seiner besten Künstler und Sänger aus der Nachtlied-Oper zur Verfügung stellen." Scarramouches Blick huschte zu Sharthir und dieser nickte mit einem selbstgefälligen Lächeln. "In der Tat." Für einen kurzen Moment zögerte sie, dann fragte sie langsam: "Wenn die Vorbereitung bereits so weit abgeschlossen ist, weshalb wurde ich dann hergebeten?" "Um dich über den aktuellen Stand der Dinge zu informieren", antwortete ihr Vater mit einer ungeduldigen Handbewegung. "Immerhin ist dies deine Hochzeit. Außerdem wird der Schneider in Kürze wegen der Anprobe deines Hochzeitskleids eintreffen." "Ich verstehe", antwortete Scarramouche und bemühte sich um einen neutrale Miene, wo sie doch überhaupt keine Lust auf eine Kleid-Anprobe hatte. "Des Weiteren", warf Sharthir plötzlich ein und alle Anwesenden wandten sich zu ihm um. "... müssen wir den Umzug besprechen. Unsere Vermählung findet in weniger als anderthalb Monaten statt und ich erwarte, dass meine Braut nach den Feierlichkeiten mit mir in ihr neues Heim kommt - ohne davor noch einmal in ihr Elternhaus zurückkehren zu müssen." Er sprach mit einer Dringlichkeit, die unmissverständlich klarmachte, dass er in dieser Angelegenheit keinerlei Widerspruch duldete. Scarramouches Magen zog sich unangenehm zusammen; in letzter Zeit hatte sie ihr künftiges Zusammenleben mit Sharthir so gut es ging verdrängt, doch nun kam all die Furcht und Unsicherheit mit einem Schlag zurück. Bemüht sich nichts dergleichen anmerken zu lassen, blickte sie wortlos zwischen ihren Eltern und Sharthir hin und her. "Ganz recht", meldete sich nun erstmals Eliha zu Wort und wandte sich an ihre Tochter. "Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn du deinen Dienern schon einmal zeigst, welche Dinge du vorerst nicht benötigst, damit diese schon jetzt in Lord T'Narems Anwesen gebracht werden können, damit der eigentliche Umzug schneller von statten geht." Inzwischen hatte Scarramouche wahrhaftig Mühe ihre Beunruhigung zu verbergen und sie konnte spüren, wie alle Blicke im Raum auf ihr ruhten. Sie konnte nicht schon jetzt ihre Farce auffliegen lassen, also widerstand sie dem Drang, tief durchzuatmen und sah Sharthir stattdessen zurückhaltend an. "Ist es denn in Ordnung, wenn ich meine Sachen jetzt schon zu Euch bringen lasse?" Sharthirs Gesichtszüge regten sich nicht; wieder sah er seine Verlobte durchdringend an und Scarramouche war sich mehr und mehr sicher, dass er durchschaute, was sie vorhatte. Er würde sich nicht so leicht von ihr umgarnen lassen, schon gar nicht, nachdem sie all die Zeit so widerspenstig gewesen war. Doch sie ließ sich davon nicht beirren und warf ihm einen fragenden Blick zu. "Natürlich." Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Je schneller das Ganze vonstatten geht, desto besser." Dann blitzen seine Augen gefährlich und ehe Scarramouche realisierte, was er tat, hatte er den Arm um sie gelegt und sie zu sich herangezogen. "Seid versichert, Lord und Lady V'Oziar, bei mir wird ihr an nichts fehlen", sagte er an Scarramouches Eltern gewandt, während er sie an sich drückte. Derart überrumpelt von seiner plötzlichen Aktion versteifte sie sich, doch gleich darauf besann sie sich eines Besseren - Sharthir musste wissen, dass Scarramouche ihm etwas vorgaukeln wollte und wenn sie nun nicht angemessen reagierte, würde ihm das seine Ahnung nur bestätigen. Also entspannte sie sich und lehnte - so sehr es ihr auch widerstrebte -  den Kopf an seine Schultern. Ihre Eltern schienen einmal mehr überrascht, jedoch hocherfreut. "Daran haben wir keinerlei Zweifel", antwortete Nador und lehnte sich zufrieden in seinem Sessel zurück. Eliha nickte zustimmend und strahlte ihre Tochter an. Scarramouches Kopf ruhte noch immer auf Sharthirs Schulter und dieser kurze Moment kam ihr bereits jetzt schon vor wie eine Ewigkeit vor, doch er machte keine Anstalten, seinen Griff um sie zu lockern. Seine Hand war so groß und kräftig, dass sie Scarramouches Schulter komplett umfasste und sie fühlte sich eingeklemmt wie in einem Schraubstock. Generell, so hatte sie schon öfters festgestellt, war Sharthir um einiges größer als ein durchschnittlicher Teir'Dal. Die Rasse der Dunkelelfen war wegen ihrer Abneigung gegen Sonnenlicht und der Tatsache, dass sie lieber unter als über der Erde lebte, nicht von sonderlich großem Wuchs und so maß auch Scarramouche nicht einmal 1,70 Meter. Sharthir hingegen überragte sie um gute anderthalb Köpfe, was ihn auch größer als ihren Vater machte und was eher selten in Neriak zu sehen war. Auch jetzt machte sich seine Größe bemerkbar; er war, auch wenn man die Tatsache, dass er ein Mann war, außer Acht ließ, viel kräftiger als sie, und selbst wenn sie sich wehren würde, würde sie sich wohl kaum aus seinem Griff befreien können. Nachdem er sie nun immer noch nicht losließ, hob Scarramouche den Kopf, um ihn anzusehen - und zuckte kaum merklich zusammen. Sharthirs kalter, stechender Blick lag auf ihr, berechnender und durchdringender als je zuvor. Sie versteifte sich unwillkürlich und spätestens jetzt war sie sich vollkommen sicher, dass Sharthir genau wusste, dass sie ihn und ihre Eltern an der Nase herumführen wollte. Bei Nador und Eliha schien dies auch wunderbar zu funktionieren; ihre Eltern waren mehr als begeistert von ihrem plötzlichen Meinungsumschwung und schienen sicht nicht sonderlich darum zu kümmern, was Scarramouche dazu veranlasst haben könnte. So aber nicht Sharthir. Er schien genau zu wissen, was sie vorhatte. Doch länger sollte Scarramouche seinen forschenden Blicken nicht ausgesetzt sein, denn es klopfte an der Tür. "Das muss die Schneiderei sein!", rief Eliha erfreut aus und erhob sich. "Herein!" Die Tür schwang auf und ein Diener verbeugte sich unterwürfig und verkündete ihnen tatsächlich, dass der Schneider eingetroffen sei und nochmals Maß an Scarramouche nehmen wollte. Diese sah ihre Eltern und ihren Verlobten unschlüssig an. Endlich zog Sharthir den Arm, den er um sie gelegt hatte, zurück und erhob sich. "Nun denn, ich würde sagen, dann ist es Zeit für mich zu gehen", sagte er. "Es soll schließlich Unglück bringen, wenn der Mann seine Braut vor der Hochzeit im Brautkleid sieht." Scarramouche sah zu ihm auf und kicherte leise. "Ihr habt das Kleid doch genauestens nach Euren Wünschen in Auftrag gegeben, Lord T'Narem." "Sicherlich", antwortete Sharthir und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, welches seine Augen jedoch nicht erreichte. "Aber dich habe ich noch nicht darin gesehen und das soll auch bis zum Tage unserer Vermählung so bleiben." Dann beugte er sich zu Scarramouche, die noch auf dem Sofa saß, hinunter und murmelte so leise, dass nur sie es hören konnte: "Wirklich bezaubernd, deine kleine Vorstellung." Ihre Augen weiteten sich kaum merklich und ehe sie sich versah, drückte er ihr einen Kuss auf die Lippen. Scarramouche erstarrte und wurde auf der Stelle knallrot bis unter den Haaransatz. Sharthir zog sich mit einem spöttischen Lächeln zurück, nickte ihren Eltern zum Abschied zu und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Scarramouche saß da wie angewurzelt. Dieser Mistkerl! Sie war kaum im Stande ihre Wut zu bezähmen und musste sich regelrecht dazu zwingen, aufzustehen und den Schneider zu begrüßen, woraufhin dieser sich gleich an die Arbeit machte. Sie stand regungslos in der Mitte des Kaminzimmers, während der Teir'Dal-Schneider und zwei dunkelelfische Gehilfinnen um sie herumhuschten, die Krinoline anprobierten und das Grundgerüst ihres bisher noch sehr schmucklosen, schlichten, schwarzen Brautkleides an ihr absteckten. Sie zeigte wenig Interesse an ihrem Kleid, das, wie man bereits jetzt schon erkennen konnte, gewaltige Ausmaße annehmen würde, wenn es denn erst fertig gestellt worden war. Doch sie war vielmehr mit den jüngsten Geschehnissen beschäftigt, als dass sie sich jetzt mit so etwas beschäftigen könnte; gedankenverloren berührte sie ihre Lippen. Mit Sicherheit war dieser Kuss reine Provokation gewesen - dank seiner vorangegangenen Bemerkung war Scarramouche sich sicher, dass Sharthir wusste, dass sie ihm nur vorspielte, sich mit der Hochzeit abgefunden zu haben und nun erprobte er, wie weit er gehen konnte, bis sie die Beherrschung verlor und ihr wahres Gesicht zeigte. Doch das würde nicht geschehen. Er würde es nicht schaffen, sie aus der Fassung zu bringen - auch nicht mit einem Kuss. Und wenn es Jahre dauerte, sie würde die brave Ehefrau spielen, ihn in Sicherheit wiegen und dann zuschlagen, wenn er es am wenigsten erwartete und ihren Verrat an ihm dadurch noch schmerzvoller gestalten. Ihre inzwischen dunkel verfärbten, blauen Augen blitzten gefährlich - er würde den Tag bereuen, an dem er ihren Zorn auf sich gezogen hatte. Sie war so vertieft in ihre Rachegedanken gewesen, dass die halbe Stunde, in der sie für ihr Kleid Modelstehen musste, wie im Flug verging. Die Schneiderei packte ihre Werkzeuge und Hilfsmittel zusammen, verabschiedete sich und verließ das Anwesen der Familie V'Oziar und nun stand es Scarramouche frei, den Rest des Tages zu tun, was sie wollte. Sie warf einen prüfenden Blick auf die kunstvolle Standuhr im Kaminzimmer und stellte fest, dass der Nachmittag größtenteils noch vor ihr lag. "Ich bin in meinen Gemächern", erklärte sie ihren Eltern knapp und verließ den Raum. Während sie die Treppen ins Obergeschoss hinaufstieg, war sie mit ihren Gedanken bereits wieder weit, weit weg von der Hochzeit und Sharthir. Die Tür ihrer Räume fiel hinter ihr ins Schloss und sie setzte sich ohne Umschweife an ihren Schreibtisch, wo sie sofort ihre gestrigen Notizen und eine alte Karte von Neriak herauskramte, um sich auf die heutige Nacht vorzubereiten.   * * *   Anderthalb Wochen war seit ihrem ersten Auftrag und der Hochzeitsbesprechung mit Sharthir und ihren Eltern ins Land gezogen und seither hatte Scarramouche ihren Verlobten nicht mehr gesehen. Laut Aussage ihrer Eltern hatte es in der Nachtlied-Oper einen Vampir-Übergriff gegeben und Sharthir hatte nun alle Hände voll damit zu tun, die Angelegenheit zu klären, weshalb er kaum Zeit für die restlichen Hochzeitsvorbereitungen erübrigen konnte. Glücklicherweise waren diese inzwischen soweit in die Wege geleitet, dass sie seine Anwesenheit  nicht zwingend erforderten und so war dieser Zeitverlust zu verschmerzen, ohne dass allgemeine Hektik ausbrach. Scarramouche kam der Vorfall in der Nachtlied-Oper nur recht; zum Einen, weil Sharthir ihr nun seit geraumer Zeit nicht mehr unter die Augen gekommen war, zum anderen war es ihr so möglich, sich jede Nacht ungestört aus dem Haus schleichen zu können, ohne fürchten zu müssen, dass er sich zu später Stunde noch in der Eingangshalle ihres Anwesens aufhielt. So hatte Scarramouche es geschafft, sich in etwas mehr als einer Woche ein Bild von Komakies Mann zu machen. Sie hatte sich des Nachts, wann immer er das Haus verließ, an seine Fersen geheftet, nach und nach seine Wege ausgekundschaftet und seine groben Verhaltensmuster studiert. Schon nach dem dritten Tag hatte sie festgestellt, dass dieser Taugenichts sich jede Nacht aus dem Haus schlich, um in einem nahe gelegenen Freudenhaus der Wollust zu frönen, genau so, wie Komakie es ihr bei ihrem ersten Treffen geschildert hatte. Auch dass er erst früh am Morgen sternhagelvoll zurückkehrte und die Halbelfe in seinem Rausch verprügelte, schien der Wahrheit zu entsprechen, ebenso wie Komakies Erzählungen, dass er sich regelmäßig dem Glücksspiel hingab. Alles in allem hatte Scarramouche sich kein besseres erstes Opfer wünschen können; dieser Kerl war leicht durchschaubar und legte derart primitiv gestrickte Verhaltensmuster an den Tag, dass es ihr schon beinahe lächerlich einfach schien, diesen Mann von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Und nichts Geringeres als das hatte sie heute vor. Es war bereits weit nach Mitternacht, als sie aus dem Schatten eines Felsvorsprungs trat und sich lautlos auf eines der heruntergekommenen Ziegeldächer der Häuser im Fremdenviertel gleiten ließ. Dort verweilte sie, die Kapuze ihres schwarzen Umhangs tief ins Gesicht gezogen und verschwamm außerhalb der blauen Fackeln mit der nächtlichen Finsternis von Neriak. In all dem Schwarz stachen ihre eisblauen Augen umso deutlicher hervor und sie behielten wachsam die verlassene Gasse im Blick, die unter ihr lag. Scarramouche zog eine Taschenuhr aus ihrer Hosentasche hervor und prüfte nochmals die Zeit; zwei Stunden nach Mitternacht. Sie steckte die Uhr weg und richtete ihre Augen wieder aufmerksam auf die Straße - ungefähr um diese Zeit verließ Komakies Mann für gewöhnlich das Freudenhaus, das er Nacht für Nacht besuchte und machte sich über diese entlegene Gasse auf den Weg nach Hause, wenn er nicht wie so oft noch in der nahe gelegenen Taverne versackte. Doch selbst wenn ihm der Sinn auch heute nach Alkohol stand, so würde er das Gasthaus nicht mehr erreichen. Regungslos, in kauernder Haltung, saß Scarramouche auf dem Dach und die Minuten strichen dahin. Wirklich aufgeregt war sie nicht, doch dass eine gewisse Nervosität in ihr aufgestiegen war, je weiter der Tag fortgeschritten und die Nacht näher gekommen war, konnte sie nicht abstreiten. Das Stahl ihrer Stiletts glänzte kalt, als sie sie vorsichtig in ihrer Scheide lockerte, um sie später schneller ziehen zu können - doch im Augenblick wünschte sie sich lieber ein paar Wurfmesser, denn so hätte sie ihren Auftrag bequem aus der Distanz erledigen können. Für ein Opfer wie das jetzige wäre dies vollkommen ausreichend gewesen. Scarramouche unterdrückte einen Seufzer; es war nicht zu ändern, im Moment standen ihr noch keine anderen Waffen als ihre Stiletts zur Verfügung und sie würde ihr Repertoire erst ausweiten können, wenn sie das nötige Budget dafür verdient hatte. Schließlich konnte sie nicht all ihren Schmuck verkaufen, ohne dass dies unbemerkt bleiben würde. Zwar hatte sie sich von Komakie im Voraus bezahlen lassen, doch bevor der Auftrag nicht abgeschlossen war, konnte sie das Geld nicht nutzen. Dies war nur einer von vielen Gründen, weshalb sie ihr Vorhaben nun nicht vermasseln durfte. Noch immer kein Zeichen von Komakies untreuem Ehemann. Ungeduld stieg in Scarramouche auf, doch sie kämpfte sie mühsam nieder. Gerade als sie sich fragte, wie lange man mit einem solchen Freudenmädchen wohl zugange sein konnte, ohne sich dumm und dämlich zu zahlen, regte sich etwas unten auf der Straße und ihr Opfer trat aus dem Freudenhaus. Augenblicklich wurde Scarramouches Blick messerscharf; gleich einem Raubvogel saß sie regungslos auf dem Dach und beobachtete ihre Beute, wie sie sich langsam die Straße hinunter bewegte. Der Elf wankte, scheinbar war er wieder einmal betrunken, doch das kam Scarramouche nur recht. Niemand sonst hielt sich in den Straßen auf; alles war wie ausgestorben. Die Stille war drückend und ließ die Spannung ins Unermessliche steigen. Scarramouche durfte keinen Fehler machen; wenn ihrem Opfer auch nur ein Schrei entfuhr, würde bei dieser Totenstille sofort das ganze Fremdenviertel auf den Beinen sein. Der Dunkelelf näherte sich dem Haus, auf dem sie verharrte, und sie wartete, bis er direkt unter ihr war, dann bewegte sie sich lautlos zum Rand des Daches, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Nun schlug ihr das Herz doch unangenehm schnell in der Brust; verbissen zwang sie sich selbst zur Ruhe und konzentrierte sich. Noch einmal versicherte sie sich, dass niemand in der Nähe war, dann ließ sie sich vom Dach direkt hinter ihr Opfer fallen. Leichtfüßig wie eine Katze landete Scarramouche auf den Füßen, richtete sich blitzschnell auf und zerrte den überraschten Mann am Kragen zurück. Er stank nach Alkohol und gab einen erstickten Laut von sich. Doch der Schrei blieb ihm im Halse stecken, denn ohne Umschweife griff Scarramouche um, packte ihn an den Haaren und riss seinen Kopf zurück, um ihm mit einem sauberen Schnitt die Kehle zu durchtrennen. Noch bevor sie ihn losließ und er auf dem Boden aufschlug, war er bereits tot. So schnell, wie Scarramouche den Teir'Dal überfallen hatte, zog sie sich nun zurück. Behände kletterte sie das Haus hinauf, auf dem sie ihrem Opfer zuvor aufgelauert hatte, und verbarg sich augenblicklich wieder im Schatten des Felsvorsprungs. Ihre Augen schnellten umher und analysierten ihre Umgebung, doch das Fremdenviertel war nach wie vor wie ausgestorben. Niemand hatte sie gesehen. Noch immer pochte ihr Herz unruhig, doch allmählich wich die Aufregung einmal wieder der puren Euphorie. Ein breites Lächeln verbarg sich hinter ihrer Verschleierung, doch sie gab keinen Laut von sich, auch wenn sie am liebsten laut aufgelacht hätte. Dann warf sie nochmal einen Blick zurück auf die Straße. Dort unten lag er, Komakies untreuer, saufender Ehemann, mausetot, in der roten Lache seines eigenen Blutes. Prüfend sah Scarramouche an sich selbst herunter, stellte aber zufrieden fest, dass sie nicht einmal einen Spritzer davon abbekommen hatte. Den Kehlenschnitt hatte sie absichtlich schräg angesetzt, damit das Blut nicht ungehemmt herausspritzte, sondern einfach nur in Strömen seinen Hals hinunterlief. Besser hätte ihr erster Auftrag nicht laufen können, doch ihrer Euphorie zum Trotz machte sich leere Nüchternheit in ihr breit. Bis zur Hochzeit waren es nur noch vier Wochen. Unmöglich, sich in solch kurzer Zeit einen Namen zu machen, der in Neriak Angst und Schrecken verbreitete. Und wenn sie erst einmal mit Sharthir vermählt war und mit ihm unter einem Dach lebte, würde sie dann noch in der Lage sein, sich unter seiner Fuchtel des Nachts nach draußen zu schleichen und ihrer Arbeit nachzugehen? Bisher hatte Scarramouche diesen Gedanken weitestgehend beiseite geschoben, doch nun konnte sie sich ihm nicht länger erwehren. Ihre Schultern sackten hinunter, während sie noch einmal einen Blick auf ihr unglückliches Opfer unten auf der Straße warf. War dieser Erfolg vielleicht bereits der Anfang vom Ende? Ein kalter Luftzug, der durch einen der zahllosen Luftschächte in Neriak pfiff, ließ Scarramouche frösteln. Er erfasste ihren Umhang und bauschte ihn auf, dann ließ er ihn er in einem stärkeren Windstoß gespenstisch aufflattern. Sie seufzte, dann wandte sie sich ab und verschwand in der immerwährenden Dunkelheit Neriaks. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)