Bruderliebe von randydavies ================================================================================ Epilog: -------- Epilog     Ja, Darian hatte Jaden wieder. Er liebte ihn mit jeder Faser seines Herzens. Aber er wusste auch genau, dass er ihm tiefe Schmerzen zugefügt hatte. Sein Arbeitstag war zu Ende. Mittlerweile hatte er eine andere Arbeit angenommen, das Studium hatte er erneut aufgegeben. Wozu?, hatte er sich gefragt, wenn ihm die körperliche Arbeit mehr zusagte. Dafür brauchte man kein Diplom. Seine neue Tätigkeit: Gabelstaplerfahrer. Eine ehrliche, zwar schlecht bezahlte, aber Spaß machende Arbeit. Wenn er abends verschwitzt nach Hause kam und er von seinem Bruder in Empfang genommen wurde, wenn er bekocht wurde, wusste er, er hatte alles richtig gemacht. Was wollte er mehr? Er war sehr glücklich. Jaden jobbte tagsüber in einer Verpackungsfirma, nichts Besonderes, aber auch ihm gefiel die Arbeit, wie Darian immer zu hören bekam. Das Geld, was sie zusammen verdienten und das, was Jaden noch mit dem Haus in Schenefeld an Miete bekam, reichte vollkommen aus, um unbeschwert zu leben.   Darian fuhr in den Supermarkt, um einen Rotwein zu besorgen. Er wollte seinen Bruder mit einem guten Wein und einer Reise überraschen. Die hatte er schon länger organisiert. Darian wusste genau, dass sie füreinander Zeit brauchten. Die Trennung war schlimm genug gewesen, als Jaden nochmals für eine Woche nach Hamburg reisen musste, um dort den letzten Rest zu regeln, doch seit ein paar Tagen war er wieder da. Eigentlich hatte er ihn begleiten wollen, aber durch die neue Stelle hatte er kurzfristig nicht freibekommen und ließ ihn ziehen. Doch seit Jaden wieder zurück war, war er irgendwie anders. Wortkarg und in sich gekehrt. Darum auch der Wein und die Reise. Mit der Überraschung wollte er seinem kleinen Bruder ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Als Jaden in Hamburg war, hatte er ihm kaum über WhatsApp geantwortet, geschweige denn telefoniert. Und Basta hatte er auch mitgenommen, sodass es wirklich sehr still in der Wohnung gewesen war. Dies alles hatte ihn alarmiert, etwas unternehmen, damit Jaden wieder glücklich war, wie noch vor der Hamburgreise.   Als Darian zu Hause ankam, etwas erschöpft, aber dennoch voller Freude, spürte er sofort, dass etwas anders war als sonst. Kein Hundegebell zur Begrüßung, nichts. Er bekam ein Déjà-vu. „Jaden“, rief er, doch keine Antwort. „Basta?“ Auch der Vierbeiner kam nicht auf sein Rufen hin. Von Unruhe getrieben ging er ins Schlafzimmer. Sofort registrierte er die gemachte Bettseite. Seine Seite war noch so zerwühlt, wie er es heute Morgen verlassen hatte. Jaden hatte nur sein Bett gemacht. Er brauchte nicht weiter zu schauen, ob jemand da war. Es war kein Licht in der Küche zu sehen, keine Musik zu hören oder sonstige Geräusche, die einem ans Ohr drangen, wenn jemand in der Wohnung war. Die Wohnung war leer – und Jaden fort. „Bitte nicht! Nicht schon wieder.“ Hatte sein Bauchgefühl sich doch nicht getäuscht. „Jaden!“ Darian hatte die Weinflasche in die Küche gestellt und das Licht angeknipst. Vielleicht hatte Jaden gekocht und er musste noch weggehen. Doch die Küche war sauber. Nichts stand auf dem Herd. Es war auch nicht gekocht worden. Wo konnte Jaden sein? War er abgehauen? Das traute er ihm nicht zu, nein dazu waren sie zu glücklich. Irgendetwas musste in Hamburg vorgefallen sein. Vielleicht die Trauer um Carsten? Dann kam ihm eine Idee. Unruhig ging er an den Kleiderschrank, öffnete die linke Tür. Wie vermutet, fehlte Jadens Rucksack und einige seiner Klamotten. Ein Lächeln der Erleichterung machte sich auf seinen Lippen breit. Darum war Jaden so komisch gewesen, er hatte Pläne mit ihm. „Du verdammter Mistkerl – verdammt, wie ich dich liebe, muss ich dir wohl erst beweisen.“ Sein Verdacht erhärtete sich, dass es die Hütte von damals in den Bergen war, als er auf einem Regalbrett einen Zettel liegen sah, mit Jadens fein säuberlicher Handschrift:   Wir sehen uns morgen dort, Bruder! Vermassele es dieses Mal nicht! Ich liebe dich! Dein Jaden Morgen? Alles würde er für ihn machen, aber nicht bis Morgen warten. Darian wusste, es war ein Irrwitz, aber er konnte mit dem Auto auf den Parkplatz fahren und dann morgen, sobald es die Helligkeit zulassen würde, die Wanderung starten. Warum hatte er ihn nicht schon heute Früh eingeweiht. Die Logik von Jaden ließ manchmal zu wünschen übrig, aber war es nicht gerade, dass was er auch so an ihm liebt? Wie gut, dass es Frühling war und das Wetter mitspielte. Dieses Mal passte es. In Windeseile packte er ein paar Sachen zusammen, bemerkte mit einem Schmunzeln auf seinen Lippen, dass einiges der Outdoorausrüstung fehlte, und freute sich wirklich auf ihn. Er nahm noch Proviant mit, und den Wein, den er eigentlich für hier gedacht hatte. „Ich komme.“ Und das würde er, denn er liebte diesen Mann über alles und auf keinen Fall würde er den gleichen Fehler von damals noch einmal machen. Das erste Mal miteinander würde er wiederholen, und zwar so, dass Jaden ihm danach glücklich in die Augen schaute, wenn er ihn im Arm hielt und sie zusammen in einem Schlafsack einschliefen … So wie damals, nur dieses Mal perfekt. Und dieses Mal würde auf der Hütte alles passen, dafür würde er sorgen. „Jaden, ich liebe dich!“ Darian stieg in den Wagen und hatte Glücksgefühle, denn es fühlte sich richtig an. Ja, er liebte seinen Bruder über alles! Der Rest der Welt konnte ihm den Buckel herunterrutschen. Er wusste, es war grenzwertig seinen Bruder zu lieben, aber konnte man gegen solche Gefühle ankommen?   Zehn Stunden später   Darian und Jaden lagen eng umschlungen in dieser muffigen Hütte, die nun in einem noch schlimmeren Zustand war als noch vor über fünf Jahren. Aber das hatte sie nicht gestört. Nicht einmal Jaden, der Hygiene über alles liebte. Sie hatten sich intensiv geliebt und nun war alles, wirklich alles zwischen ihnen geklärt. Darian musste zugeben, dass ihn das Geständnis von Jadens Selbstmordversuch zu Anfang schockiert hatte und dennoch war er dankbar, dass Jaden ihm es endlich erzählt hatte. Jetzt wusste er, warum Jaden die Tage über so in sich gekehrt war. Die Last, die er mit sich herumgetragen hatte, war nun offengelegt und er war danach so zärtlich zu ihm, wie er es nur als Mann sein konnte. Zum Dank küsste er ihn fest auf die Lippen und legte all seine Gefühle für ihn in diesen Kuss. „Jaden!“ „Ich liebe dich, Bruder!“ Jadens Augen funkelten und waren von Glück und Liebe umgeben. „Dito.“ Mehr musste Darian nicht sagen. Es sagte so vieles aus.   Ja, die Welt drehte sich nur um die beiden, denn diese Liebe musste keiner verstehen, es reichte, wenn sie Darian und Jaden verstanden.       ENDE ©Randy D. Avies 2014 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)