Star Trek - Icicle - 06 von ulimann644 (Unternehmen TARANIS) ================================================================================ Kapitel 9: Der Rückweg ---------------------- An Bord der U.S.S. CARPENTER saß Captain Elisabeth Dane angespannt in ihrem Kommandosessel und blickte, von Zeit zu Zeit, fragend hinüber zur OPS-Konsole. Direkt, nachdem die CARPENTER und ihre sechs Begleitschiffe von Varala IV abgedreht waren, hatten die sieben Einheiten, unter der Führung von Captain Thomas Jackson, den Rückflug angetreten, wobei Jackson den Pulk allerdings um sechzig Grad vom Ziel abweichend hatte Kurs nehmen lassen. Eine geeignete Strategie in ihrer Situation, denn da ihre Verfolger unmöglich bestimmen konnten, welchen Vektor sie gewählt hatten, konnten sie nur den direkten Kurs zum Wurmloch fliegen und ihren Verband dabei weitestmöglich ausschwärmen lassen. Dieses Manöver zog Jackson nicht zu Unrecht in sein Kalkül, und mit etwas Glück würden sie so, sobald sie wieder auf Kurs zum Wurmloch gingen, nur auf vereinzelte Schiffe des Verbandes stoßen. Noch hatten die Gegner sie nicht auf ihren Scannern und die blonde Kalifornierin hoffte, dass man möglicherweise gar keinen Feindkontakt bekommen würde. Sie hatte den Spezial-Jammer zudem so konfigurieren lassen, dass ihre Warpsignaturen denen cardassianischer Schiffe der KELDON-KLASSE ähnelten, um ihre Verfolger zusätzlich zu verwirren. Solange es nicht zu einer optischen Ortung kam, konnte Admiral Carzon Seregan ihnen zusätzlich Zeit verschaffen, indem er den Ahnungslosen spielte, der nicht genau wusste, was vor sich ging. Doch das alles war nur graue Theorie. Sie musste darauf vertrauen, dass Jackson die richtige Taktik für ihre Rückkehr gewählt hatte.   * * *   Zur gleichen Zeit wanderte Captain Alucard Farg, wie ein gefangener Tiger, über die Brücke der U.S.S. TRANSYLVANIA, und schaute, mal diesem, mal jenem Brückenoffizier über die Schulter. Seine momentane Sorge galt weniger dem Verband, sondern mehr einer einzelnen Frau deren Schicksal mehr als ungewiss war. Er konnte nur dafür beten, dass ihr bei dem Einsatz auf Varala IV nichts zustieß. Farg versuchte, sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass sowohl Valand Kuehn, als auch sein andorianischer Freund einschlägige Erfahrungen in Bezug auf solche Risiko-Unternehmen, gemacht hatten. Er war noch immer etwas erstaunt darüber, was da in den letzten Tagen emotional mit ihm geschehen war, dachte er doch bisher, ihm könne es nicht passieren, dass ein anderer Mensch ihn so rasch für sich vereinnahmen würde. Und nun war es doch geschehen. Er kannte Rania Singh-Badt kaum, doch er hatte sich tatsächlich Hals über Kopf in sie verliebt. Sein manchmal übergroßer Ehrgeiz hatte ihn bislang hauptsächlich an seine Karriere denken lassen. Auf den Gedanken, vielleicht irgendwann eine Familie zu gründen, war er bisher nur sehr selten gekommen. Er hatte ihn jedesmal mit dem Argument abgetan, dass er dafür noch lange Zeit hatte – aber stimmte das wirklich? Machte nicht gerade dieser Einsatz klar, wie kurzlebig Offiziere der Sternenflotte möglicherweise sein konnten. Der Captain nahm seine Wanderung über die Brücke wieder auf, wobei er einen Blick auf den Siegelring an seinem linken Ringfinger warf. Ein altes Erbstück, dass nach dem Tod seiner Eltern, beim Angriff der Breen auf das Hauptquartier der Sternenflotte, im Jahr 2375, auf ihn übergegangen war. Gerade in den letzten zwei Tagen hatte er ihn geradezu mahnend daran erinnert, dass es mehr gab, als den Dienst in der Sternenflotte. Weitaus mehr vielleicht. Immerhin konnte er seine Blutlinie bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Stand es ihm da zu, sie möglicherweise leichtfertig enden zu lassen? Farg verwarf diesen verrückten Gedanken schnell. Letztlich ließ sich das Schicksal nicht überlisten und wenn es für ihn vorgesehen hatte, dass er Nachkommen haben sollte, dann würde er welche haben. Vielleicht sogar mit Rania Singh-Badt. Doch das war Zukunftsmusik. Immerhin wusste er gar nicht, wie sie zu diesem Thema stand. Darüber hinaus war es wahrhaftig viel zu früh, um sich schon jetzt in dieser Richtung ernsthaft Gedanken zu machen. Was blieb war die Sorge um eine junge Inderin, die er kaum kannte, aber in die er sich nichtsdestoweniger innig verliebt hatte. Und nun machte er sich Sorgen um sie. Dann riss er sich zusammen und atmete tief durch. Zunächst einmal hatte er sich jetzt um das Wohl und Wehe seiner Besatzung zu sorgen. Alle privaten Gefühle zurückstellend, marschierte er zu seinem Kommandosessel und nahm darin Platz. Die betazoidische XO des Schiffes blickte ihren Captain fragend an und meinte: „Sie machen sich Sorgen, was aus dem Landetrupp werden wird, und ob er erfolgreich sein wird?“ Alucard Farg blickte sie durchdringend an und antwortete überlegt: „Ja, meine Gedanken sind momentan etwas zu sehr bei den Leuten des Landetrupps. Und bei den Besatzungen der OBERON, der PHOEBE und der ASTARTE. Ich wäre lieber im Zentrum des Geschehens, wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will.“ „Dieses Zentrum kann sich sehr schnell in unsere Richtung verschieben, Captain.“ Alucard Farg nickte grimmig. „Malen Sie bloß nicht den Teufel an...“ Das rote Aufleuchten der Alarmpaneele und der gleichzeitig einsetzende akustische Alarm unterbrach die Unterhaltung abrupt. Der Taktische Offizier meldete knapp: „Spruch von der MANASSES, Captain. Ein zweiter Verband der Jem´Hadar nähert sich schnell von Backbord. Entfernung noch knapp drei Lichtjahre.“ Ironisch bemerkte die Betazoidin: „Nun, manchmal werden Wünsche schneller wahr, als es einem lieb ist, was Captain?“ Farg nickte und erwiderte düster: „Sie sagen es, Commander.“   * * *   Im selben Moment blickte Captain Thomas Jackson, auf der Brücke der U.S.S. MANASSES, zu seinem andorianischen Taktischen Offizier, der berichtete: „Sir, nach den Daten, von der CARPENTER, weicht der Verband am besten über die negative Grünkoordinate aus, und beschleunigt von Warp-9,7 auf Warp-9,85. Damit könnte es uns gelingen, knapp vor den Verfolgern, und ohne eine Sichtortung, den Wurmlochausgang zu erreichen und rechtzeitig zu verschwinden.“ „Geben Sie das an den Verband weiter, wir machen es so, Lieutenant Tanner“, erwiderte der Captain entschlossen und zeigte damit gleichzeitig, welches große Vertrauen er in die taktischen Fähigkeiten seines Taktischen Offiziers setzte, was natürlich nicht zuletzt daran lag, dass es sich Lieutenant Senior-Grade Christoph Tanner, während der nun bereits sieben gemeinsamen Dienstjahre, redlich erarbeitet hatte. Im Jahr 2374 war er als junger Ensign auf die MANASSES gekommen, als Zweiter Taktischer Offizier, und er hatte seinen Dienst seitdem stets tadellos und überdurchschnittlich gut verrichtet. Seine Sporen als Taktischer Offizier hatte er sich in so manchem Einsatz während des Dominion-Krieges hart verdient, und über die Jahre hatte Jackson gelernt, dass man sich auf diesen Offizier felsenfest verlassen konnte. Zudem besaß er ein instinktives Gespür für raumkampftaktische Situationen. Zu Beginn des Jahres hatte er schließlich den andorianischen Ersten Taktischen Offizier abgelöst, als dieser, auf eigenen Wunsch hin, zur VALKYRIE versetzt worden war. Während der Taktische Offizier bestätigte und die Befehle seines Captains an die Raumschiffe des Verbandes weitergab, blickte Jackson auf den Hauptschirm und verlangte: „Taktische Anzeige, Lieutenant.“ Bereits im nächsten Moment erschien eine dreidimensionale Übersicht der taktischen Lage. In der Mitte bildeten sieben kleine Sternenflottendeltas ihren Verband. Relativ gesehen links vorne blinkten neunzehn Symbole, für den neu georteten zweiten Kampfverband der Jem´Hadar, während sich rechts hinter ihnen und leicht nach oben versetzt, der Verband abzeichnete, der ihnen folgte. Wie vorausberechnet hatte er in alle Vektoren aufgefächert und bildete eine flache Schüsselformation. Der Ausgang des Bajoranischen Wurmloches lag relativ gesehen recht oben ihrer Position. Ein Stück davor blinkte in beruhigendem Blau die Position von STRATEGICAL STARBASE 72. Thomas Jackson hoffte inbrünstig, dass die Jem´Hadar, im Notfall, genug Respekt vor der Schlagkraft der 6. Taktischen Flotte haben würde. Falls nicht, dann konnte nicht nur ihre eigene Lage, sondern die der gesamten Föderation ziemlich heikel werden. Es durfte auf gar keinen Fall zu ernsthaften Kampfhandlungen kommen, oder man würde etwas beginnen, das fatale Auswirkungen auf die politische Stabilität der gesamte Galaxis haben konnte. Seine Hoffnung war, dass dies auch den Jem´Hadar klar war. Quälend langsam, wenigstens für den Geschmack des Captains, veränderten sich die einzelnen Positionen auf dem Bildschirm, und bereits zehn Minuten später wurde ersichtlich, dass ihr Manöver mehr als knapp ausgehen würde. Weitere zehn Minuten später blinkten auf dem Bildschirm plötzlich zusätzliche Symbole auf. Sie waren in Blau gehalten und Jackson war sofort klar, dass Admiral Carzon Seregan die Einheiten seiner Flotte in Marsch gesetzt hatte, um sie auf Abfangposition zu beordern. Ein nachvollziehbares Manöver, wenn man bedachte, dass sich zwei nicht gerade kleine Gruppen von Jem´Hadar-Raumschiffen, zusammen mit ihnen seiner Position näherten. Dennoch gewann Thomas Jackson den Eindruck, dass Seregan etwas über seine Anweisungen hinaus zu handeln gedachte. Der Captain der MANASSES hoffte nur, dass dies auch gutgehen würde. Nach einer Weile wandte sich der Captain an seinen Taktischen Offizier: „Wie lange noch, bis zum Wurmlochausgang, Lieutenant Tanner? „Eine Minute und vierzig Sekunden, Sir. Es wird denkbar knapp werden.“   * * *   Auf der Brücke der U.S.S. VINDICATOR, dem Flaggschiff der 6. Taktischen Flotte, stand Admiral Carzon Seregan breitbeinig vor seinem Kommandosessel und blickte auf den Hauptschirm. Jeden Moment mussten die sieben Raumschiffe der Sektorenflotte-Bajor unter Warp gehen und somit sichtbar werden. Wenige Augenblicke wurden auf dem Hauptbildschirm der VINDICATOR sieben grelle Lichtblitze erkennbar, aus denen heraus die Einheiten der Sektorenflotte unter Warp fielen und mit hoher Impulsgeschwindigkeit Kurs auf das Wurmloch nahmen. Die Schiffe hielten, wie zuvor verabredet, Funkstille und passierten die Phalanx, welche durch die Einheiten der Taktischen Flotte gebildet wurde. Carzon Seregan hatte einen taktisch geschickten Abstand zum Wurmloch gewählt, der es den Schiffen des Dominion unmöglich machte, hinter seinen Schiffen unter Warp zu gehen und vor dem Erfassungsbereich des Wurmlochs zu wenden oder zu stoppen. So würden sie gezwungen sein, einige Lichtsekunden vor seinem Verband unter Warp zu fallen. Der achtundfünfzigjährige Mann von Rigel-VII registrierte erleichtert, als sein OPS-Offizier ihm meldete, dass die sieben Schiffe das Wurmloch passiert hatten. An die vereinigte Trill an der Taktik gewandt, fragte er: „Wie lange noch, bis die Jem´Hadar hier sein werden, Lieutenant Kiran?“ „Knapp zwanzig Sekunden, Admiral.“ Carzon Seregan wechselte einen Blick mit seinem XO und fragte den Saurianer: „Was denken Sie, Commander?“ Voralin Enraal fuhr sich nachdenklich über den knöchernen Sichelkamm, der sich von seiner Nasenwurzel bis zum hinteren Bereich seines kahlen Schädels erhob. „Ich bin mir nicht sicher wie der Befehlshaber der anrückenden Jem´Hadar-Flotte darauf reagieren wird, wenn wir behaupten, wir hätten die Flüchtlinge zu spät bemerkt um sie rechtzeitig abfangen zu können, während wir gleichzeitig ein grandioses Empfangskomitee für sie sie bilden.“ „Wir werden behaupten, es wären getarnte cardassianische Einheiten gewesen, Commander. Die sollen uns dann erst einmal das Gegenteil beweisen.“ Die Hand des Admirals fuhr über seinen gepflegten Vollbart, während er beruhigend meinte: „Na, wir werden es ja bald feststellen, nicht wahr?“ Der Saurianer wiegte, mit unbewegter Miene, seinen Kopf von einer Seite auf die andere. Er kannte den Admiral nun seit fast zwei Jahren – seit sie gemeinsam auf diesem Raumschiff der AKIRA-KLASSE dienten, und er wusste, dass die zur Schau gestellte Ruhe des wuchtigen Mannes nur zum Teil echt war. Was hingegen nicht täuschte war die Entschlossenheit im Blick des Flaggoffiziers, und der spürbare, unbedingte Wille, um keinen Schritt zurückzuweichen. Endlich meldete die Trill an der Taktik: „Beide Verbände des Dominions gehen unter Warp und halten Kurs auf uns, Admiral. Wir werden gerufen.“ „Auf den Schirm“, donnerte die tiefe Stimme des Admirals. Bereits eine halbe Sekunde später zeichnete sich überlebensgroß das Gesicht einer Vorta auf dem Hauptbildschirm der VINDICATOR ab. Innerhalb der ersten Augenblicke befand der Admiral, dass die feingeschnittenen, hübschen Gesichtszüge der fremdartigen Frau in krassem Widerspruch zum harten Ausdruck ihrer, beinahe unnatürlich großen, dunklen Augen standen. Die schwarzen Haare trug die hochgewachsene Vorta nach der klassischen Mode ihrer Spezies. Darüber trug sie das obligatorische Headset einer Kommandantin, da die Raumschiffe der Jem´Hadar nicht über Bildschirme verfügten. Admiral Carzon Seregan beschloss das Heft des Handelns in der eigenen Hand zu behalten und sagte darum entschlossen: „Ich bin der Kommandierende Admiral der Sechsten Taktischen Flotte, Carzon Seregan, und ich begrüße Sie. Darf ich mich erkundigen, wer Sie sind, und was Sie mit einem derart großen Verband in der Nähe unserer Flottenbasis vorhaben? Bei strengster Auslegung stellt ihre militärische Präsenz einen Verstoß gegen die Abmachungen des Friedensvertrages des Jahres 2375 dar, Ma´am.“ Es dauerte einige Augenblicke, bevor die, im Moment sprachlose, Vorta ihre Fassung wiedererlangte, und mit eisiger Stimme antwortete: „Ich bin Grindari, von den Vorta. Mein Verband verfolgt eine Gruppe von unbekannten Angreifern, die widerrechtlich in unseren Einflussbereich eingedrungen sind und eine zivile Bodenstation angegriffen haben. Ich bitte Sie deshalb darum, mir vorübergehend polizeiliche Befugnisse zuzugestehen und den Durchflug des Wurmloches zu gestatten, um die Angreifer aufzubringen und zu bestrafen.“ Von wegen, zivil, dachte der Admiral grimmig, doch er hütete sich, dies laut auszusprechen. Er räusperte sich stattdessen, legte die Hände auf den Rücken, und erklärte ruhig: „Das kann ich nicht tun, Miss Grindari. Ich habe kurz vor Ihrer Ankunft bereits ein Kurierschiff in den Alpha-Quadranten entsandt. Die Sternenflotte wird sich um die Unbekannten kümmern. Wir vermuten, da wir sie erst bei ihrem Wurmlochdurchgang entdeckten, dass es sich um getarnte Einheiten der Cardassianer handelt. Mein Kollege, Admiral Tarun, wird sie stellen.“ „Das genügt uns nicht, Admiral“, widersprach die Vorta, der anzumerken war, dass sie sich eisern beherrschen musste. „Außerdem hegen wir Zweifel an dieser Darstellung, Admiral Seregan.“ Der Mann von Rigel-VII blieb nach außen hin gelassen und erkundigte sich mit gefährlich klingendem Unterton: „Wollen Sie damit eventuell auf etwas ganz Bestimmtes anspielen, Miss Grindari. Seien Sie sich darüber im Klaren, das dies ernsthafte, diplomatische Konsequenzen haben könnte.“ Die Vorta erwiderte drohend: „Es könnte ernsthafte, militärische Konsequenzen haben, wenn Sie uns weiterhin daran hindern, eine Gruppe von Piratenschiffen zu verfolgen, die unsere territorialen Rechte missachtet, und einen feindseligen Akt begangen, haben, Admiral Seregan. Ich wiederhole meine Forderungen.“ Wie ein Fels in der Brandung stehend starrte der Admiral auf den Bildschirm und erwiderte kühl: „Und ich wiederhole nochmal, dass ich ihre Bitte ablehnen muss. Eine so umfassende Außerkraftsetzung geltender Verträge kann nur der Föderationsrat vornehmen. Es tut mir sehr leid, Miss Grindari.“ Ohne Vorwarnung verschwand das Abbild der Vorta vom Bildschirm und machte der Aussicht auf die Jem´Hadar-Flotte Platz. Fast gleichzeitig meldete die Trill von der Taktik: „Die Kriegsschiffe der Jem´Hadar aktivieren ihre Schutzschilde und ihre Waffensysteme, Sir.“ „Befehl an die Flotte: Schilde hoch und volle Energie auf die Waffensysteme!“, befahl der Admiral mit fester Stimme. „Verteidigungsmuster: Epsilon-Sieben.“ Auch ohne auf den Bildschirm zu schauen wusste Carzon Seregan, dass die Einheiten seiner Flotte nun auffächerten und eine Art Schüsselformation einnahmen, wobei sich immer fünf Einheiten zu einer kleinen Gruppe zusammenschlossen, die, falls es zu Kampfhandlungen kam, jeweils gemeinsam ein einzelnes Ziel angreifen würden. Von der Taktik kam die beunruhigende Meldung: „Die Jem´Hadar nähern sich der maximalen Feuerreichweite, Sir.“ „Die junge Dame will es wohl ganz genau wissen“, brummte der Admiral zu seinem Ersten Offizier gewandt. „Aber dieses Spiel können auch zwei spielen.“ Dann hob der Admiral seine Stimme an und sagte: „Befehl an die Flotte: Zielscanner auf die Einheiten der Jem´Hadar einrichten und Feuerbefehl abwarten.“ Commander Voralin Enraal strich sich erneut mit den Fingern über seinen Knochenkamm, während bange Sekunden verstrichen. Auf der Brücke des Flaggschiffes war es so still geworden, dass man nur das leise Summen der Schiffsaggregate hören konnte. Ein wenig wunderte sich der Saurianer über die scheinbar unerschütterliche Ruhe des Admirals in dieser Situation. Weitere Sekunden verstrichen ereignislos – summierten sich zu Minuten, in denen sich die beiden Verbände abwartend gegenüber befanden – als plötzlich die Stimme des weiblichen Taktischen Offiziers die Stille unterbrach. „Sir, das Wurmloch öffnet sich. Es kommen siebenunddreißig Einheiten hindurch. Das Führungsschiff ruft uns.“ „Öffnen Sie einen Kanal, Lieutenant, und sorgen Sie unauffällig dafür, dass unsere Freunde vom Dominion mithören können.“ Während die Trill dem Befehl nachkam, ahnte der saurianische Commander neben Seregan langsam, worauf dieses kleine Manöver hinauslief. Im nächsten Moment bildete sich das Konterfei von Captain Thomas Jackson auf dem Hauptschirm ab und der Befehlshaber der MANASSES meldete: „Konteradmiral Valand Kuehn schickt mich mit dem Großteil der Sektorenflotte-Bajor, Admiral. Wir wurden durch ihr Kurierschiff alarmiert und werden Sie unterstützen. Der Konteradmiral wartet auf der anderen Seite des Wurmloches auf weitere zweihundert Kampfschiffe der Fünften Taktischen Flotte, und wird in weniger als zwanzig Minuten mit ihnen hier sein. Die Neunte Taktische Flotte wurde ebenfalls alarmiert und wartet auf den Einsatzbefehl.“ „Danke, Captain“, bestätigte Seregan die Finte des Captains ernst. „Formieren Sie ihre Einheiten um STRATEGICAL STARBASE 72, bleiben Sie als Reserve dort und bereiten Sie sich darauf vor, in entstehende Lücken der Verteidigungslinie hineinzustoßen. Admiral Seregan, Ende.“ Carzon Seregan sah zu Lieutenant Taneris Kiran und auf sein Nicken hin schloss sie den Kanal. Wieder nach vorne blickend meinte er halblaut zu seinem Ersten Offizier: „Mal sehen, wie gut diese Vorta sich aufs Pokern versteht, Mister Enraal.“ Eine weitere Minute verging, ohne dass etwas geschah. Dann meldete Taneris Kiran: „Admiral, wir werden von der Vorta-Kommandantin gerufen.“ „Auf den Schirm, Lieutenant.“ Erneut zeichnete sich das Gesicht der hübschen Vorta auf dem konkaven Bildschirm ab, und Admiral Carzon Seregan bemerkte die verkniffenen Züge in ihrem Gesicht. Diesmal wartete die Vorta nicht darauf, dass der Admiral das Wort ergriff, sondern sie sagte bestimmt: „Das Dominion wünscht keinen erneuten militärischen Konflikt mit der Föderation, Admiral Seregan. Wir werden uns aus diesem Sektor zurückziehen. Ich warne Sie jedoch eindringlich davor, dies als Schwäche auszulegen. Unsere Flotte ist jederzeit dazu in der Lage, Sie, und ihre Flotte, aus dem Gamma-Quadrant zu fegen. Und ein Letztes noch, Admiral: Ich werde nicht vergessen, was Sie heute hier getan haben.“ Bevor Seregan etwas auf diese offene Warnung der Vorta erwidern konnte war die Verbindung bereits von Seiten der Jem´Hadar unterbrochen worden. Gleich darauf meldete Lieutenant Kiran: „Die Einheiten der Jem´Hadar deaktivieren ihre Waffensysteme und gehen auf Gegenkurs.“ Die Erleichterung der Anwesenden auf der Brücke war förmlich greifbar. Während Carzon Seregan den Befehl gab, den Alarmzustand für die Föderationsschiffe zu beenden, meinte der Saurianer neben ihm nachdenklich: „Sie haben hoch gepokert, Admiral, und Sie haben hoch gewonnen.“ Carzon Seregan musterte den Saurianer mit düsterer Miene und erklärte: „Wir haben gar nichts gewonnen, Commander. Durch dieses kleine Spielchen sitzt die gesamte Sechste Taktische Flotte, in der nächsten Zeit, auf einem verdammten Pulverfass. Sie können sich wohl denken, was passieren wird, sollte es in der nächsten Zeit auch nur zu dem geringsten Vergehen unsererseits gegen die ausgehandelten Verträge kommen – und sei es nur aus einem dummen Versehen heraus.“ Der Saurianer wiegte zustimmend seinen Kopf von links nach rechts. „Die leicht erzürnte, grauhäutige Dame wird wiederkommen, Sir.“ Die blauen Augen des Admirals funkelten aufgebracht, als er heftig erwiderte: „Ja, und zwar mit einer Flotte, die mindestens zehnmal so groß sein wird, wie die Unsere, Commander. Und dann Gnade uns Gott. Ich hoffe nur, dass der Einsatz dieses Konteradmirals Valand Kuehn den gesamten Aufstand wert ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)