Smallville-Expanded - 04 von ulimann644 (Reciprocal Effect) ================================================================================ Kapitel 5: Wechselwirkung ------------------------- Den gesamten Abend über konnten weder Christian noch Clark irgendeine Veränderung an sich erkennen, und erleichtert darüber verabschiedete sich Clark, zusammen mit Carrie, gegen 22:00 Uhr von den Freunden und Kameraden im TALON. Christian und Alicia waren bereits vor einer halben Stunde gegangen. Clark hatte sich angeboten Carrie, die, so wie er selbst auch, mit ihrer Familie ein ganzes Stück außerhalb des eigentlichen Stadtkerns wohnte, nach Hause zu fahren. Vor einigen Stunden war ein heftiger Überlandregen auf das Gebiet niedergegangen und es war empfindlich kühler geworden. So saß Carrie, eingekuschelt in Clarks Footballteam-Jacke, neben dem Jungen im Pickup und beobachtete ihn dabei, wie er den Wagen aus dem Zentrum der Stadt hinaus lenkte. Ein wenig nachdenklich schwieg sie eine Weile, bevor sie sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht hinter das linke Ohr strich, und leise sagte: „Clark, darf ich dich etwas fragen?“ Der Junge warf einen schnellen Seitenblick auf Carrie, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte und antwortete: „Sicher, warum denn nicht?“ Carrie zog die Jacke etwas enger um sich. „Vorhin im TALON, da hatte ich den Eindruck, dass du im Grunde ein lockerer Typ bist. Doch im Verlauf des Abends bist du dann immer schweigsamer geworden.“ Clark warf Carrie einen erneuten Seitenblick zu und er begann zu befürchten, dass das Mädchen etwas ahnen könnte. Carrie druckste einen Moment herum, bevor sie endlich geradeheraus auf den Kern ihres Anliegens zu sprechen kam und sagte: „Ich weiß natürlich, dass Lana und du seit langer Zeit befreundet seid, und mir ist auch nicht entgangen, dass es momentan nicht mehr so gut zwischen euch beiden läuft. Ich möchte dich nicht drängen, Clark, du sollst nur wissen, dass ich dich wirklich sehr gerne besser kennenlernen würde.“ Nun war es endlich heraus. Fast erleichtert lächelte Clark das Mädchen an und erwiderte: „Ich bin noch nicht ganz über die gescheiterte Beziehung mit Lana hinweg, Carrie. Ich hoffe, du verstehst das.“ Sacht legte das Mädchen die linke Hand auf Clarks Schulter. „Ja, das verstehe ich.“ Sie lächelten sich an und nur sehr zögerlich nahm Carrie ihre Hand schließlich wieder von Clarks Schulter. Mit etwas unsicherer Miene fragte sie schließlich: „Ich war doch vorhin im TALON nicht zu aufdringlich?“ „Nein.“ Beruhigend sah Clark das Mädchen an. „Nein, das warst du nicht.“ Der Schwarzhaarige erinnerte sich an die etwas spöttischen Worte seines Freundes in Bezug auf seine Zurückhaltung, und er fügte deshalb hinzu: „Der Abend hat mir wirklich sehr gefallen.“ Carries Reaktion auf diesen letzten Satz überraschte Clark etwas, denn das Gesicht des Mädchens begann förmlich zu leuchten, bei seinen letzten Worten. Vielleicht hatte Christian Recht gehabt. Vielleicht sollte er sich wirklich nicht länger an die verflossene Liebschaft mit Lana Lang klammern und ein neues Kapitel in Sachen Mädchen aufschlagen. Carrie war nicht nur hübsch, sondern auch intelligent und sie besaß ein sehr sanfte und liebes Wesen. Möglicherweise passte sie viel besser zu ihm, als Lana, und er hatte es bisher nur nicht bemerkt, weil er immer nur auf ein einziges Mädchen fokussiert gewesen war. Das glückliche Lächeln des blonden Mädchens sprach Bände. Durch Clarks letzte Worte ermutigt fragte sie leise: „Vielleicht könnten wir uns ja mal verabreden?“ Sie bemerkte das leichte Anspannen des Jungen, und sie befürchtete, etwas zu forsch vorgeprescht zu sein, deshalb wiegelte sie schnell ab: „Ich meine damit kein Date, sondern einfach, um etwas Zeit mit einander zu verbringen.“ Clark horchte in sich hinein. Der Abend in Carries Gesellschaft hatte ihm gut getan, und er antwortete schließlich zustimmend lächelnd: „Die Idee gefällt mir.“ Carrie wäre dem Jungen in diesem Moment am liebsten um den Hals gefallen, doch sie beherrschte sich eisern und zügelte ihren Optimismus, der im Moment mit ihr durchzugehen drohte. Unruhig rutschte sie auf dem Beifahrersitz herum, bis sie schließlich nach vorne deutete und sagte: „Dort ist es. Wir sind da, Clark.“ Clark Kent fuhr in den Privatweg zum Haus der Masons ein, hielt vor dem Eingang an und stellte den Motor aus. Dann sah er Carrie abwartend an. Das Mädchen blickte ihm in die Augen und sagte leise: „Danke für´s heimbringen, Clark.“ Sie zögerte einen Moment, bevor sie fragte: „Sehen wir uns morgen?“ Clark schien einen Moment durch Carrie hindurch zu sehen. Dann blickte er sie an und fragte irritiert: „Entschuldige, Carrie, was hast du gerade gesagt.“ Etwas verwundert sah die hübsche Blondine Clark an und wiederholte ihre Frage. Der Junge sah sie an und nickte schließlich, etwas unsicher wirkend. Dann sagte er entschieden: „Ja, sehr gerne, Carrie. Wo und wann treffen wir uns?“ Erleichtert lächelte das Mädchen. „Sagen wir, du holst mich gegen 14:00 Uhr morgen Nachmittag hier ab?“ Der Junge nickte bestätigend. „Abgemacht.“ Lächelnd beugte sich Carrie vor und drückte Clark schnell einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich aus seiner Jacke schälte. „Ich freue mich darauf, Clark.“ Dann öffnete sie die Tür des Pickups und lief schnell zum Haus, von wo aus sie ihm noch einmal zuwinkte, ohne zu ahnen, dass es in diesem Moment genau genommen gar nicht Clark Kent, sondern Christian von Falkenhayn war, der zurück winkte.   * * *   Oh nein, nicht schon wieder! Eben noch hatte Clark Kent in seinem Pickup gesessen, und in das Gesicht von Carrie Mason gesehen – und nun fand er sich plötzlich in den Armen von Alicia Sterling wieder. Eng schmiegte sich das Mädchen an ihn und es dauerte einen langen Moment, bis er endlich begriff, dass sie beide nackt waren. Deutlich spürte er ihre weiche Haut auf seiner – nein, auf der von Christian. Clark-Christians erster Gedanke war: Flucht. Doch im nächsten Moment sagte er sich, dass Alicia sich wohl zurecht über eine solche Reaktion wundern würde. Aber er konnte doch nicht wirklich... „Hey, was hast du?“ Der Junge blickte in das fragende Gesicht Alicias, die sich im Bett leicht aufgerichtet hatte und eine Hand auf seine Wange legte. Unsicher sagte er: „Es ist alles okay.“ Nichts war okay. Alicia musterte den Jungen eindringlich. Dann meinte sie: „Du machst plötzlich so einen angespannten Eindruck, Chris. Stimmt wirklich alles?“ Clark-Christian setzte ein Lächeln auf. „Alles bestens. Wirklich.“ Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er dabei seine Hände, die genau genommen gar nicht seine waren, über den straffen Körper des Mädchens gleiten ließ. Diese Situation erschien ihm bizarr, aber er konnte Alicia schlecht die Wahrheit sagen. Nur hatte weder er, noch Christian, kommen sehen, dass ausgerechnet in einem solchen Moment, wie gerade jetzt, ein erneuter Wechsel erfolgen könnte. Alicia schien ihren Argwohn abgelegt zu haben, denn sie schmiegte sich wieder eng an ihn und küsste ihn auf den Hals. Dabei wanderten ihre Hände an seinem nackten Körper entlang, und Clark-Christian bemerkte, wie Christians Körper darauf zu reagieren begann. Das darf nicht wahr sein, dachte der Junge fieberhaft, während er dabei gleichzeitig, fast ohne bewusste Kontrolle, die Zärtlichkeiten des Mädchens erwiderte. Er, oder besser Clark, hatte bisher noch nie mit einem Mädchen geschlafen und eine Mischung aus Panik und Aufregung erfasste ihn. Als Alicia ihre Lippen auf seine legte, da öffneten sich seine Lippen beinahe automatisch. Er schloss die Augen und stellte sich dabei das Gesicht von Lana vor. Das half ihm, die Fassung zu bewahren, obwohl Lana ihn niemals so fordernd geküsst hatte, wie Alicia es nun tat. Clark-Christian beruhigte der Gedanke daran, dass er Alicia zumindest nicht versehentlich verletzen konnte. Als Clark Kent war das eine seiner hauptsächlichen Befürchtungen und die Tatsache, hier einmal nicht daran denken zu müssen versetzte ihn in einen fast euphorischen Zustand. Er erwiderte immer leidenschaftlicher die Liebkosungen des Mädchens ohne darüber nachzudenken. Es war einfach wunderschön. Berauschend. Als Alicia ihm schließlich ein Kondom überstreifte, da bemerkte er es kaum, und er glaubte, etwas würde in seinem Kopf aushaken, als er in sie eindrang. Clark Kent hatte bisher, aus Angst vor den möglichen Konsequenzen, auf solche Intimitäten verzichtet, doch was er jetzt, in dem Körper eines Anderen erlebte, das war so wunderbar, dass er sich für einen kurzen Moment lang fragte, warum er dieses Risiko nicht einfach mal eingegangen war. Im nächsten Moment hatte ihn bereits wieder die Leidenschaft fest in ihrem Griff. Er hörte Alicias Atem, ihre Koseworte, mit denen sie ihn belegte, und ihr immer heftiger werdendes Stöhnen. Als sie sich beide dem Höhepunkt näherten. Er gab einen schmerzhaften Laut von sich, als Alicia ihre Fingernägel in seinen Rücken krallte, und verwundert stellte er fest, dass dieser schnell abklingende Schmerz, der ihm weitgehend unbekannt war, ihn zusätzlich stimulierte. Clark Kent hätte davon gar nichts gespürt. Als sie später, nach einer gemeinsamen Dusche, eng an einander geschmiegt im Bett lagen, da hauchte Alicia schläfrig in sein Ohr: „Ich liebe dich.“ Clark-Christian küsste sie sanft auf das Ohrläppchen und erwiderte leise: „Ich liebe dich auch, Alicia.“ Und zu einem Teil meinte er es in diesem Moment wirklich ernst.   * * *   Vollkommen durcheinander lenkte Christian-Clark den Pickup auf die Straße und fuhr los. Erst nach fünf Minuten wurde ihm dabei bewusst, dass er sich auf den Weg zur Kent-Farm machen musste, und fluchend wendete er den Wagen, um in die entgegengesetzte Richtung weiterzufahren. Er und Alicia hatten vor wenigen Augenblicken noch gemeinsam in seinem Bett gelegen und nun... Oh Gott, durchzuckte es ihn. Dann schläft sie jetzt gerade vielleicht mit Clark. Er ballte die Faust und schlug auf das Armaturenbrett. Splitter pfiffen ihm um die Ohren, und erst jetzt begriff Christian-Clark in voller Konsequenz, dass er momentan Clarks Superkräfte besaß, und sich dem entsprechend vorsichtig verhalten musste. Dabei leistete er in Gedanken Abbitte: Sorry, wegen des Armaturenbretts, Clark. Dann schlich sich der zuletzt gedachte Gedanke wieder in seinen Kopf. Er sagte sich, dass diesem Gedanken ein Fehler anhaftete, denn genau genommen war ja immer noch er, Christian, bei Alicia – zumindest körperlich. So konnte er Alicia wohl kaum übel nehmen, falls sie in diesem Moment tatsächlich mit ihm, oder besser, mit seinem Körper, schlafen sollte. Trotzdem bereitete ihm diese Vorstellung fast körperliche Schmerzen und ohne es verhindern zu können verspürte er eine wilde Eifersucht in sich aufsteigen. Clark hat Recht, dachte er dabei. Wir müssen schnellstens herausfinden, was für diese Körperwechsel verantwortlich ist, damit das so bald wie nur möglich aufhört. Ich liebe Alicia und ich möchte sie nicht mit einem Anderen teilen. Als er die Kent-Farm erreichte, fühlte sich Christian-Clark vollkommen neben der Spur und er blieb einige Zeit im Pickup sitzen um sich etwas zu beruhigen, bevor er ausstieg und zum Haus ging. Vor der Tür verharrte er nochmals und sagte sich, dass er sich nun zusammenreißen und Clark Kent sein musste. Als der Junge die Küche betrat, blickten Martha und Jonathan Kent zu im auf. Lächelnd erkundigte sich sein Vater: „Wie war das Spiel, Clark?“ Christian-Clark beeilte sich zu sagen: „Oh, wir haben gewonnen. Das heißt, die anderen Jungs haben gewonnen und ich habe ihnen dabei zugesehen.“ Martha Kent blickte ihren Sohn mitfühlend an und sagte tröstend: „Du wirst deine Chance ganz bestimmt noch bekommen, Schatz.“ „Danke, Mom.“ Christian-Clark deutete in Richtung, in der die Scheune liegen musste und meinte dann: „Ich gehe rüber, um noch etwas für ein Referat zu lernen, wenn ihr nichts dagegen habt.“ Martha musterte ihren Sohn prüfend. „Seit wann fragst du denn, Clark?“ Christian-Clark lächelte verlegen und verließ das Haus. Auf der Veranda dachte er grimmig: Also – die Frage am Ende zukünftig weglassen. Er entsann sich daran, dass Clarks Gehör besonders ausgeprägt war, und so konzentrierte er sich darauf, was seine – nein, Clarks – Eltern momentan sagten. Im nächsten Moment drangen so viele Geräusche in einer infernalischen Lautstärke auf ihn ein, dass er sich zusammenkrümmte und in einer Reflexreaktion die Hände auf die Ohren legte. Doch der Lärm ließ nicht nach. Erst als ihm die Idee kam, sich auf ganz bestimmte Laute zu konzentrieren, und andere auszublenden, wurde es besser. Dennoch dauerte es beinahe eine ganze Minute, bis er einzelne Stimmen aus dem Gewirr heraushören konnte. Er konzentrierte sich erneut und hatte endlich die Stimmen von Martha und Jonathan Kent isoliert. „...liegt das möglicherweise daran, dass er die Trennung von Lana noch nicht verwunden hat“, hörte Christian-Clark Martha Kent sagen. „Immerhin ist sie seit Jahren das Mädchen, das er liebt, John.“ „Das wird schon wieder, Martha.“ Entspannt aufatmend klinkte sich Christian-Clark aus der Unterhaltung aus, und zu seiner großen Erleichterung hörte er danach wieder die gewohnten leisen Geräusche der ländlichen Umgebung. Sich über die Stirn wischend schritt er schnell zur Scheune hinüber. Dabei überlegte er, dass es vielleicht eine gute Idee sein würde, sich auch mit den anderen Fähigkeiten Clarks etwas besser vertraut zu machen. Von Clark wusste er, dass dieser, neben einem Supergehör, auch über einen Röntgen- und Hitzeblick verfügte. Außerdem war er schneller, als der Schall – und zumindest in seiner Inkarnation als Kal-El konnte er fliegen. Das war ein Punkt, den Christian nicht verstand. Wenn Clark als Kal-El fliegen konnte, so musste es ihm als Clark Kent doch ebenfalls möglich sein. Oder nicht? Christian-Clark schritt nicht hinauf in den Bereich der Scheune, den sich Clark gemütlich eingerichtet hatte, sondern brachte lediglich die Scheune zwischen sich und dem Haus der Kents. Etwas von der Scheune weg gehend überlegte er, dass er zunächst vielleicht mit dem Hitzeblick beginnen sollte. Durch seine Erfahrung mit Clarks Supergehör gewarnt, beschloss er sehr behutsam vorzugehen. Clark hatte ihm erzählt, was ihm vor zwei Jahren während des Sexualkunde-Unterrichts passiert war und so blickte er weg von allen brennbaren Gegenständen und konzentrierte sich auf einen Punkt der Weide. Es passierte jedoch rein gar nichts, so sehr er sich auch anstrengte. Dann erinnerte er sich wieder an Clarks Schilderung. Vor seinem inneren Auge erschien das Gesicht von Alicia. Gleich darauf das von Clark und ohne es verhindern zu können stellte er sich vor, wie sich beide umarmten und küssten. Eine heiße Welle der Eifersucht erfasste Christian-Clark. Im nächsten Moment standen zwei Feuerstrahlen in der Luft und schlugen im Boden der Weide ein. Es dauerte einen Moment bis der Junge sein Erschrecken darüber überwand und die Hitzestrahlen sich endlich auflösten. Etwas fassungslos, und bis zu einem gewissen Grad ernüchtert, blickte er auf die rauchenden Löcher im Boden. Verdammt, Clark. Glühende Eifersucht ist für dich echt keine Option, schätze ich. Der Anflug einer ungefähren Ahnung davon, wie sehr sich Clark täglich in Situationen beherrschen musste, die für alle anderen Menschen vollkommen normal waren, überkam Christian-Clark, und sein Respekt vor dem Schwarzhaarigen, dessen Körper er momentan bewohnte, stieg ein ordentliches Stück. Seufzend blickte er sich um zur Scheune. Nun der Röntgenblick. Auch diesmal war es wie zuvor. Zunächst geschah nicht sehr viel, doch dann war die Wand der Scheune plötzlich nicht länger gegenwärtig, und er konnte sehen, was sich innerhalb der Scheune befand. Schnell gab er die Konzentration auf, und alles war wieder ganz normal. Nachdenklich schritt er zur Scheune und machte sich auf den Weg nach oben. Er brauchte Ruhe, um über diese vertrackte Situation nachzudenken. Als er schließlich am großen Scheunenfenster stand und in die Nacht hinaussah, wurde er jedoch immer wieder von der Frage abgelenkt, warum Clark nicht fliegen konnte, wenn er es doch als Kal-El konnte. Wusste er vielleicht nur nicht wie? Oder hatte er vielleicht sogar unbewusst Angst davor? Im ersten Moment schienen Christian-Clark diese Gedanken abwegig zu sein, doch dann sagte er sich, dass es unter den Menschen welche gab, die Flugzeuge fliegen konnten, während andere dies nicht konnten. Obwohl sie sich in ihren Anlagen gleich waren. Vielleicht ist es wirklich nur eine Frage des Lernens. Oder aber auch nur eine Frage der Bereitschaft es zu tun? Diese Gedanken ließen Christian-Clark nicht mehr los. Daran denkend, dass er – zumindest in seiner Erscheinung als Christian – bereits Erfahrung mit dem Schweben gemacht hatte, trat er etwas vom Fenster weg und konzentrierte sich. Diesmal dauerte es nur wenige Augenblicke. Er spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor und hinauf zur Decke der Scheune schwebte. Es gelang ihm anzuhalten und er sank sanft wieder zu Boden. Ermutigt von diesem schnellen Erfolg versuchte er es gleich nochmal. Diesmal verharrte er zwischen Boden und Scheunendach und er begann in der Scheune herum zu schweben. Schließlich landete er auf dem Scheunenboden. Dieses Gefühl war einfach berauschend gewesen und entschlossen trat Christian-Clark hinaus auf die Weide, hinter der Scheune. Der Junge blickte sich prüfend um, denn bei dem, was er nun vorhatte wollte er auf gar keinen Fall gesehen werden. Alles war ruhig. Dann ging er leicht in die Knie, sammelte seine ganze Kraft und stieß sich dann entschlossen ab. Mit einer sagenhaften Geschwindigkeit hob er vom Boden ab und schoss in den sternenklaren Himmel hinauf. Geistesgegenwärtig lenkte er seinen Flug in die Horizontale und flog pfeilschnell, in mindestens eintausend Metern Höhe, durch die Nacht. Vorsichtig breitete er beide Arme aus. Fast hätte er euphorisch in die Nacht hinaus gebrüllt, doch gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass das keine gute Idee gewesen wäre. Einige Minuten lang schoss er durch die Luft dahin, bevor er damit begann, eine sanfte Kurve nach Links zu fliegen. Sich an den fernen Bergen orientierend flog er zurück, in Richtung Smallville. Übergangslos begann sich sein Blick zu verschleiern, und er wusste was dies zu bedeuten hatte. Als sich sein Blick wieder klärte bestätigte sich seine Ahnung. Er blickte in seinem dunklen Zimmer, auf der Farm von Jason und Mary Falken, in das Gesicht seiner Freundin, die nackt an ihn gekuschelt lag und friedlich schlief. Erschrecken zeichnete sich in Christians Gesicht ab, als er sich vorzustellen versuchte, was Clark in diesem Moment erlebte, und erschrocken dachte er: Au Scheiße, Clark...   * * *   Von einem Moment auf den anderen war Clark hellwach. Er glaubte sich zunächst in einem Traum gefangen, bis ihm bewusst wurde, dass er erneut den Körper gewechselt hatte. Er blickte sich fassungslos um, denn er flog. Er flog...? Nein... er fiel! Mit einem Schreckensruf überschlug sich sein Körper in der Luft, während aus der geraden Flugbahn eine immer stärkere, nach unten führende Kurve wurde. Mit irrsinniger Geschwindigkeit raste ein kleines Waldstück auf ihn zu – besser gesagt: Er raste auf das Waldstück zu. Trotz des Wissens darum, wie unnötig das war, schlug er instinktiv die Hände über den Kopf, als er, von schräg oben in den Wald hineinschoss. Er durchschlug drei kleinere Bäume und zermalmte eine kleine Buschgruppe, als er zu Boden schlug. Sich immer wieder überschlagend rollte er gut einhundert Meter weit, bis ihn endlich ein Felsbrocken unsanft abstoppte. Verdammt... Für einige Augenblicke drehte sich alles um ihn herum. Zwar war er unverwundbar, doch selbst seine Sinne brauchten in Extremsituationen einen Moment um sich anzupassen. Clark sammelte sich und machte sich auf den Weg aus dem Wald heraus, wobei er sich unentwegt fragte, wie es Christian fertiggebracht hatte, in seinem Körper zu fliegen. Hatte er möglicherweise einen zurückgebliebenen Teil von Kal-El aktiviert? Dieser Gedanke erschreckte ihn. Er würde bei nächster Gelegenheit ein ernsthaftes Wort mit dem Freund sprechen müssen. Dann entsann er sich wieder der zurückliegenden Situation mit Alicia und in Gedanke fügte er hinzu: Und er vermutlich auch mit mir, so wie es aussieht. Er seufzte schwach und machte sich dann mit Turbogeschwindigkeit auf den Weg nach Hause – diesmal aber wieder bodenverbunden. Dabei überlegte er deprimiert, dass der folgende Tag wohl für sie beide ziemlich unerfreulich werden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)