Unerwartet von Fabien (snarry) ================================================================================ Kapitel 32: Reboot und Weihnachten ---------------------------------- Hallo zusammen! In diesem Kapitel wird ein bisschen geplänkelt und über bestimmte Dinge genauer nachgedacht. Ich muss gestehen, dass es nicht zu meinen besten Kapiteln gehört, aber wenn ich weiter darüber gegrübelt hätte, hättet ihr wirklich noch bis Weihnachten warten können. Viel Spaß damit! ............................................ Der November neigte sich dem Ende und Weihnachten kam mit riesengroßen Schritten auf sie zu. Nur ein paar sehr wenige, anhängliche Blätter schmückten noch die kahl gewordenen Bäume und auch der Regen wurde immer kälter, immer schwerer, bis der Wind ihn zu Eis gefrieren lies. Die letzten Wochen waren eine ziemliche Tortur für Harry gewesen. Snape suchte sich gezielt Erinnerungen raus, die es in sich hatten. Mehr als einmal passierte es, dass er sich mental völlig ausgelaugt auf Snapes Sofa zusammenkugelte und erst am nächsten Morgen wieder aufwachte. Severus lies ihn. Und es passierte auch nicht selten, dass er morgens immer noch neben Harry saß, die Hand manchmal in seinem Haar vergraben. Harry fragte sich, was genau Severus bei den Bildern empfand. Die Erinnerungen des Gryffindors hatten höchst wahrscheinlich parallele Ansätze zu seiner eignen Vergangenheit und das konnte den Tränkemeister nicht kalt lassen. Es tat ihm Leid, dass er Snape solche Umstände machte und in erster Linie hasste Harry seine Verwandten nun, weil sie seinem Lehrer so eine Aufgabe aufgebürdet hatten; sich mit ihm zu beschäftigen. Es war eine konfuse Sichtweise, das wusste er, doch er merkte wie Snape sich aufregte. Innerlich. Er kochte wegen ihm. Für ihn. Einerseits freute sich der Held über den Ärger. Es sprengte fast seinen Verstand, dass sich jemand um seinetwillen wirklich aufregte. Dass es jemanden so traf, dass Harry so was erlebt hatte. Andererseits... Snape hatte genug Probleme. Es wunderte Harry, dass Voldemort ihn immer noch nicht als Spion erkannt hatte. Die Aufarbeitungsstunden schienen so viel an Energie zu fressen, dass Severus seine Okklumentikschilde zumindest für diese Zeit teilweise fallen lies. Oder Snape machte es absichtlich. Harry war sich nicht ganz sicher. Ob gewollt oder nicht, er wertete es als Vertrauensbeweis. Die Erinnerungsbruchstücke, die Snape auswählte, deckten auch andere Erlebnisse ab, so dass der Held nicht alles neu erleben musste, um zu verstehen was da passierte. Was machte es mit ihm? Harry lernte allmählich sich selbst zu schätzen. Er erkannte, dass seine eigene Existenz Anderen tatsächlich wichtig war und dass seine Zukunft keinesfalls vorherbestimmt war. Es lag an ihm, ob er an ein Schicksal glaubte und er neigte immer mehr dazu es für Humbug zu halten. Er fühlte sich mit jeder Woche mehr im Stande seine Zukunft selbst zu gestalten. Diese Erkenntnis lies ihn entspannter, zuversichtlicher und ja, auch reifer werden. Die Freundschaft die ihn und Snape verband, ging mit jedem Tag tiefer und die Grenzen dessen waren wahrscheinlich dahingehend erreicht, dass die Definition einer Freundschaft bald nicht mehr genügte. Harry merkte, wie Snape sich Stück für Stück für ihn öffnete und langsam machte keiner einen Hehl daraus, dass sie die Nähe des Anderen einfach mochten. Harry wollte Severus beschützen. Er wollte nicht, dass der Tränkemeister litt, schon gar nicht wegen ihm und wenn er es doch tat, dann wollte er für ihn da sein. Dies war ein Bedürfnis das über die Wochen schnell gewachsen war. Und ihm war mehr als klar, was für ein wahnwitziges Vorhaben er sich da vorgenommen hatte. Eine Woche vor Beginn der Feiertage hatten Snape und Harry nochmal eine Session der Erinnerungen. Es sollte für dieses Jahr erst mal die Letzte sein damit sich auch die letzten Wochen richtig setzten konnten. Harry streckte sich und öffnete seine Augen. Dass er zuerst den Kamin sah, sagte ihm, dass er wieder auf Severus Sofa eingeschlafen war. Genauer gesagt, lag er mit den Kopf auf Snapes Schoß. Noch so etwas was sich über die Zeit eingeschlichen hatte. Es wurde auf Dauer für Snape unbequem seinen Arm über den Sessel hinweg auf Harrys Kopf ruhen zu lassen. Auf die Idee, dass er darauf auch einfach hätte verzichten können, kam er jedoch nicht – oder schloss sie von vornherein aus -, und so war er in den letzten Tagen einfach mit auf das Sofa gewandert und half Harry einfach mit seiner Präsenz das Ganze besser zu verarbeiten. Harry strich sanft nach der ruhenden Hand in seinem Haar und ein Aufzucken sagte ihm, dass Severus ebenfalls bis eben geschlafen hatte. „Guten Morgen“, brummte er und zog seine Hand von Harrys Kopf um sich müde über das Gesicht zu wischen. „Alles ok?“, fragte er schließlich. „Sag du es mir“, antwortete Harry und setzte sich auf. Snape sah ihn müde aber eindringlich an. „Harry, so was ist nicht in ein paar Wochen aufzuarbeiten. Ehrlich gesagt ist das was wir hier machen totaler Wahnsinn.“ „Funktioniert es?“, hakte der Schüler weiter nach. Snape entfuhr ein Seufzen. „Ja. Für unseren Plan reicht es. Aber bedenke, wenn das hier irgendwann vorbei ist, dann ist es die Aufarbeitung wahrscheinlich noch nicht.“ „Wie lange wird es dauern, bis es für unser Vorhaben reicht?“ „So lange wie du brauchst“, antwortete Snape schlicht. Harry nickte, dass er verstanden hatte. Natürlich würde das lange nachhallen, aber er merkte wie seine Einstellung sich änderte. Er hatte immer befürchtet, dass er schwächer oder angreifbarer, gerade in seiner Psyche, werden würde, würde er sich mit diesem ganzen Mist aus vergangenen Tagen auseinander setzen. Doch er hatte sich geirrt. Sicher waren die hervorgeholten Bilder momentan wie frisch aufgerissene Wunden, die schmerzten und ihn zittern ließen, aber nun verheilten sie auf richtige Weise und machten ihn stärker. „Was willst du eigentlich machen, sollten wir gewinnen?“, wechselte er das Thema. Snape stutzte und wandte seinen Blick zu den erloschenen Kamin. Er schwieg lange und schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein. „Ich weiß es nicht“, sagte er schließlich. Und es klang ehrlich. Harrys Blick wanderte nun ebenfalls zu dem Kamin. „Ich auch nicht“, fügte er nach einer Weile hinzu. Snape wandte seinen Kopf zu ihm und ihre Blicke trafen sich. Die Augenbraue erwachte zum Leben und wanderte nach oben. „Heiler?“, erinnerte er. „Tränkeforscher?“, konterte Harry und Snape lachte leise. „Ich denke drüber nach.“ „Dito“, erwiderte der Schüler. „Frühstück?“ schlug Severus vor. Harry nickte und lies sich von ihm auf die Beine ziehen. Ja, er wollte Heiler werden. Menschen auf diese Weise zu helfen, konnte er sich wirklich gut vorstellen, doch direkt nach dem Krieg? Er wusste nicht, ob er den Anblick der Schwerverletzten ertragen konnte. Oder die Verluste, die er zweifelsohne erleben würde, überwinden könnte. Vor allem nicht, wenn Snape es nicht schaffen sollte. Und bei seinem Lebensstil, war das Risiko verdammt hoch. Die Beklemmung die ihm bei diesen Gedanken überfiel, zeigte einmal mehr in welche Richtung seine Gefühle gingen. Harry seufzte innerlich. Wahrscheinlich war es auch keine gute Idee jetzt darüber nachzudenken. Harry hatte ein kleines Dejavu, als es paar Tage vor Weihnachten anfing zu schneien und er an einem Fenster, in einem der breiten Flure gelehnt, dem Treiben zusah. Er hatte Hedwig raus gelassen und ihr beim Fliegen zugesehen, doch jetzt war sie mit den Flocken verschmolzen und ihre Kontur nicht mehr auszumachen. Als Harry seinen Namen hörte sah er sich Ron und Hermine gegenüber. Hand in Hand, genau wie letztes Jahr. „Herzlichen Glückwunsch. Ich bin nur froh, dass es nicht ober kitschig zu Weihnachten geworden ist.“ Ron und Hermine schauten ihn irritiert an, doch nach ein paar Sekunden erkannten sie die Worte von vor einem Jahr. Beide grinsten ihn an. „Wird das Gespräch den selben Verlauf nehmen wie letztes mal?“ „Wenn ihr mich fragt, ob ich über Weihnachten in den Fuchsbau mitkomme, dann ja. Ich bleibe auch dieses mal hier.“ „Ehrlich Harry, wir sind nicht mehr... so. Wir können gerne was unternehmen ohne dass du dich ausgeschlossen fühlst.“ „Nein, es ist nicht deswegen. Ich würde gerne mit euch feiern, aber...“ Hier stockte er. Würde er weiter reden, wüssten sie Bescheid. Wollte er das? „Sag schon Harry“, ermutigte ihn Hermine Wahrscheinlich wollte er, dachte Harry, als er mit der Sprache rausrückte. „Ich möchte Severus nicht alleine lassen.“ Ron stutzte und schien irritiert. „War er die letzten Jahre doch auch“, sagte er nicht sehr galant. Hermine rollte mit den Augen. „Aber jetzt ist es mir nicht egal“, erklärte Harry. Jetzt schien seinem besten Freund ein Licht aufzugehen. „Bist du in ihn verliebt?“, fragte er. Ron klang überrascht, aber Ablehnung konnte Harry keine finden. „Wenn nicht, dann bin ich wohl auf einem guten Weg dahin. Aber ehrlich gesagt, will ich noch nicht so genau darüber nachdenken“, antwortete er. Hermine und Ron gesellten sich an seine Seite und machten es sich auf dem Fenstersims gemütlich. „Ihr verbringt sehr viel Zeit miteinander. Letztendlich ist das nicht all zu überraschend“, sagte Hermine. Ron teilte eine andere Überlegung. „Doch eigentlich schon. Ich hätte Snape nicht als solchen eingeschätzt, der lange jemanden aushalten kann. Geschweige denn kenne ich niemanden der Snape lange aushält... bis auf dich jetzt“, fügte der Rotschopf schnell hinzu. „Was willst du machen Harry?“ „Gar nichts Hermine. Im Moment ist da nicht wirklich viel Platz für dieses Thema. Das ist etwas worüber ich mir Gedanken mache, wenn das alles hier vorbei ist.“ Die beiden akzeptierten seine Antwort, auch wenn Hermine nicht ganz zufrieden damit wirkte. „Was habt ihr eigentlich vor wenn der Krieg vorbei ist?“, stellte Harry die Frage, die er Snape schon gefragt hatte. Hermines Augen begannen zu leuchten. „Runen erforschen. Ich möchte die Welt sehen und ihre Geheimnisse entschlüsseln!“, sagte sie enthusiastisch. Ihr Freund schien noch unschlüssig. „Ich hatte mir überlegt Auror zu werden, aber ich glaube, ich würde doch lieber gerne bei Fred und George ins Geschäft einsteigen. Zumindest weiß ich, dass sie nicht abgeneigt wären.“ „Das wäre großartig Ron. Ich könnte mir dich da gut vorstellen“, stimmt der Schwarzhaarige zu. „Und was möchtest du machen?“ Harry konnte nichts anderes tun als mit den Schultern zu zucken. „Ich weiß es noch nicht. Irgendetwas Normales. Ich würde gerne Heiler werden, weiß aber noch nicht ob ich mich dem nach dem Krieg gewachsen fühlen würde. Aber auf keinen Fall möchte ich euch aus den Augen verlieren!“ Hermine lachte. „Das ist selbstverständlich Harry! Uns bringt nichts auseinander. Aber ich muss sagen: Es steht dir, über die Zukunft nachzudenken. Auch wenn du noch nicht weißt, was du vorhast. So eine Frage hätte ich vor ein paar Monaten gar nicht von dir erwartet. Zumindest mit ernsthaftem Interesse.“ „Ja, nur wenig nützlich, wenn vorgesehen ist, den Löffel abzugeben“ brummte der Auserwählte. Doch seine beste Freundin schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Harry, es ist wichtig Träume zu haben. Sie treiben uns an. Ohne sie macht das Kämpfen keinen Sinn.“ Diese Worte gaben Harry das Gefühl klarer zu sehen. Und er fand, dass Snape diesen Satz irgendwann auch mal unbedingt hören sollte. Er war so unendlich froh Ron und Hermine zu haben. Die Weihnachtsferien begannen und das Schloss funkelte in tausend Lichter der Festtagsdekoration, welche mit viel Herz von den Lehrern drapiert wurde. Harry wusste, durch Severus, dass es für die Lehrer eine Pflichtveranstaltung war, die Räume für dieses Fest herzurichten und doch hatte er den finsteren Tränkemeister noch nie beim Schmücken erwischen können. Er hatte den Verdacht, dass er dies heimlich Nachts, wenn er durch die Gänge patrouillierte, machte. Quasi im Vorbeigehen. „Oh Mister Potter, Sie bleiben über Weihnachten hier?“ „Hallo Professor McGonagall. Ja, ich bleibe. Ich wollte gerade zu Ihnen um Bescheid zu sagen. Ich werde die Zeit für Nachhilfe in Zaubertränke nutzen.“ „So oft wie Sie mittlerweile zu Severus hinunter müssen, hege ich die Befürchtung Sie irgendwann noch mal an Slytherin zu verlieren.“ „Niemals Professor! Ein Löwe scheut sich nur nicht vor Herausforderungen!“ „Da sagen Sie was. Haben Sie denn schon die Herausforderung der Weihnachtsgeschenke gemeistert?“ Er hatte lange überlegt was er seinen Freunden schenken sollte und die Antwort war simpel wie genial. Er war mittlerweile so gut in Zaubertränke geworden, dass er den Lernstoff für Hogwarts lange hinter sich gelassen hatte. Dieses mal sollte jeder von ihm einen Trank bekommen und er hatte Severus um ein paar Zutaten gebeten. „Ja, so gut wie fertig. Und Sie?“ McGonagall gab ein leidendes Geräusch von sich. „Dumbledore. Es ist schwer etwas für ihn zu finden.“ „Sie schenken sich etwas?“ „Es hat sich irgendwann so eingebürgert.“ Apropos Dumbledore. „Wissen Sie ob Professor Dumbledore zu sprechen ist?“ „Tut mir Leid Mister Potter, aber der Direktor ist unterwegs und wird auch nicht vor dem neuen Jahr wieder hier sein. In letzter Zeit ist er besonders oft unterwegs. Ich habe das Gefühl Sie wissen ganz genau wieso...“ Harry lächelte entschuldigend und verabschiedete sich. Professor McGonagall war zwar auch im Orden, aber außer Harry, Severus und Dumbledore wusste sonst niemand etwas über die Horkruxe. Dumbledore hatte seine Entscheidung das geheim zu halten damit erklärt, dass bei einer Gefangennahme durch die Todesser Voldemort ganz schnell mit Legillimenz herausfinden könnte, welches Ziel der Orden verfolgte. Es war kein Geheimnis, dass die wenigsten Okklumentik gut beherrschten und es war einer der wenigen Vorteile, dass Voldemort ihr Vorhaben nicht kannte. Snape hatte eingewilligt. Erstmal. „Albus Argumente sind logisch und haben einen berechtigten Grund. Nüchtern betrachtet ist es eine gute Entscheidung“, hatte Snape nicht all zu überzeugt geantwortet, als Harry nach seiner Meinung gefragt hatte. „Aber du haderst mit dir“, hatte der Schüler festgestellt und Severus hatte daraufhin die Schultern gezuckt und sich ein ziemlich verkniffenen Gesichtsausdruck erlaubt. „Ich weiß es einfach nicht besser. Tatsächlich sehe ich das anders“, hatte er geantwortet. „Alles in mir schreit, dass wir mehr helfende Hände diesbezüglich brauchen.“ „Frohe Weihnachten!“, flötete Harry am Weihnachtsabend, als er vor Snapes Tür stand. „Wieso bist du eigentlich nicht im Fuchsbau?“, begrüßte Severus ihn nicht sehr festlich. Harry ignorierte seinen Grinch-Modus und trat in die Wohnung. Dort blieb er stehen und schnaubte. „Du hast immer noch keinen Weihnachtsbaum!“ „Aber nach wie vor einen Kamin“, entgegnete Snape. „Du bräuchtest doch nur etwas wo man Geschenke platzieren könnte.“ „Kamin“, sagte Severus erneut. Harry seufzte frustriert und blickte besagte Feuerstelle an, in dem die Flammen wild loderten. „Darf ich ein wenig um dekorieren?“ Snape schenkte ihm ein Blick in dem sich Hass und Panik ein episches Battle lieferten. Schnell hob Harry beschwichtigend die Hände. „Nichts Großes. Ich verspreche, dass es auch nicht kitschig oder gar weihnachtlich aussehen wird!“ Severus wirkte nicht überzeugt und brachte einige Sekunden damit zu, Harry mit einem seiner gefürchteten Todesblicke zu bombardieren, nur um festzustellen, dass der sich schon lange nicht mehr davon einschüchtern lies. Er milderte seinen Ausdruck dennoch nur minimal als er sagte: „All der Tamtam wegen eines gewindelten Messias. Wehe es macht Dreck!“ Nun, das war wohl eine Zustimmung, überlegte Harry. Dann kramte er in seiner Tasche, die er aus weiser Voraussicht mitgenommen hatte. Vorsichtig zog er einen kahlen Ast hervor, dessen Auswüchse knorrig und ein wenig gewunden waren. Das Holz wirkte trocken und spröde. Er machte wahrlich keinen festlichen Eindruck. Er bettete den Ast in einen umgewandelten Topf und wandte sich dann dem Kamin zu. Mit dem Zauberstab knipste er einzelne kleine Flämmchen des Feuers ab und versiegelte sie je in einer kleinen magischen Kugel. Diese hängte er an sein Mitbringsel dran. Das Ergebnis war ein kleiner drapierte Minibaum an dem flammende Bälle hingen, welche ein warmes Licht ausstrahlten. Snape hatte ihm schweigend zugesehen und schaute noch etwas misstrauisch. Plötzlich begann das Geäst sich zu bewegen. Es wiegte sanft wie Seegras im Meer hin und her. Snapes Ausdruck änderte sich schlagartig. „Ist es das was ich denke?“ „Die peitschende Weide, ja. Und bevor du dich aufregst: zu spät und außerdem hast du es schon getan.“ Severus verharrte einen Moment in dem er über diesen Satz nachzudenken schien, als sich seine Augen beim krachenden Einschlag der Erkenntnis verengten. „Dein zweites Schuljahr. Als du und Mister Weasley glorreich in den Baum gekracht seid.“ Harry nickte. „Rons Auto ist an diesem Abend abgehauen. Später ist es uns mal wieder begegnet und trug immer noch dieses Überbleibsel der Weide mit sich.“ Harry stellte sein Geschenk drunter. Er hatte es nur mit einer Schleife versehen, da er schon ahnte, dass Severus sich nicht viel aus Verpackungen macht. Der erkannte sofort was vor ihm stand. „Du schenkst mir einen Trank den du aus MEINEN Zutaten gemacht hast? Und den ich selbst brauen könnte?“, pikierte sich Severus. „Und nie für dich machst“, setzte Harry hinzu. In Wahrheit war das ein genialer Kniff seinerseits gewesen. Harry kannte mittlerweile Snapes Allergie ein Geschenk zu bekommen und es hatte ihn einige Mühe bereitet sich etwas zu überlegen, dass nicht ganz in Unbehagen endete. Dadurch, dass dieses Geschenk aus Snapes Zutaten hergestellt wurde, hatte der wahrscheinlich nicht das all zu große Gefühl ein Präsent zu erhalten. Aber eben doch eine Wertschätzung. Die kleine Phiole enthielt einen simplen Erkältungstrank. Beim genaueren Hinsehen konnte man durchaus erkennen, dass auch Severus mal ab und zu mit Erkältungssymptomen zu kämpfen hatte, doch in seiner Wohnung hatte er nie einen einzigen dieser kleinen Helferlein gefunden. Wahrscheinlich weil er immer alles sofort in die Krankenstation gab und selbst die Anzeichen einfach stoisch ertrug. Severus schnaubte, doch das Amüsement in seinen Augen zeigte, dass er ganz genau wusste, was hinter Harrys Geschenk steckte. „Jetzt muss ich mich auch noch revanchieren...“ Harry tat überrascht. „Du kennst soziale Gepflogenheiten?“ „Besonders jene, die mir erlauben gemein und fies zu sein, ohne dass jemand sich darüber beschweren könnte.“ „Welche du eindeutig viel zu oft ausreizt“ „Es zeugt von guter sozialer Gepflogenheit einem alten Mann seine Freuden zu lassen.“ Harry rollte mit den Augen. Alt. „Selbstredend. Was bekomme ich also?“ „Keinen Trank, setz dich hin.“ Gespannt tat Harry was Severus verlangte. Er beobachtete ihn, wie er an seinem Bücherregal entlang strich und eines aus der Reihe entfernte. Severus setzte sich auf den Sessel gegenüber und streckte seine Beine aus. Harry kam ihm entgegen und tat das selbe, so dass sie sich berührten. Snape schlug das Buch auf und begann vorzulesen. Harrys Grinsen wurde immer breiter bis er sich schließlich zurücklehnte und sich von der dunklen seidenen Stimme in eine Welt entführen lies, von der sie erzählte. „... und dann wart sie gefressen.“ „Ich glaube nicht dass 'Goldlöckchen und die drei Bären' wirklich so endet. Ich meine es hatte ein Happy End.“ „Die Bären waren sehr glücklich über diese Mahlzeit.“ „Man kann sich über vieles streiten, aber nicht über ein Happy End.“ „Es steht hier so.“ Harry beugte sich vor und stützte sich auf den Lehnen seitlich von Severus' Sessel ab. Über Kopf konnte er erkennen, dass die letzten Passagen durchgestrichen waren und handschriftlich ergänzt wurden. „Du hast es selbst umgeschrieben“, stellte der Schüler fest. „Das macht es zu keiner Lüge.“ „Ich glaube Andersens Märchen wären was für dich. Kannst du das nicht doch noch zum Positiven wenden? Nach meiner Definition.“ Severus lies sein Blick zur Decke gleiten und tat so, als würde er angestrengt nachdenken. Schließlich stahl sich ein kleines fieses Grinsen auf seine Lippen. „Goldlöckchen war in Wirklichkeit Umbridge.“ „Perfekt!“ Ein ungeduldiges Klackern an einem Fenster lies die beiden aufschauen. Eine kleine Eule hockte auf der anderen Seite des Glases und hämmerte ziemlich aufdringlich gegen die Scheibe. „Das ist keine Eule die ich kenne.“ „Das ist Pig. Der Brief wird sicher von Ron und Hermine sein.“ „Sie haben eine Eule „Schwein“ getauft?“ Harry zuckte die Schultern. „Du bist auch Tränkemeister und wirst trotzdem Fledermaus genannt.“ „Eines Tages werfe ich ganz viele Schüler in einen riesigen Kessel“, brummte der mürrische Mann. Harry streckte ihm die Zunge raus und öffnete das Fenster. Pig schüttelte sich den Schnee ab und lies sich dann in seiner Hand den Brief abnehmen. „Miss Weasley lädt morgen zum Frühstück ein“, sagte Harry, als er die kleine Nachricht gelesen hatte. „Dann solltest du nun besser ins Bett, damit du nicht zu spät kommst.“ „Nicht nur mich. Uns beide.“ Dieser Satz hing etliche Sekunden im Raum in dem Severus damit beschäftigt war, den Inhalt zu begreifen. „Was?“ seine Stimme klang ungewohnt dünn. Harry grinste ihn an. „Du gehörst jetzt zur Clique.“ Snape sah absolut entsetzt aus. „Harry, das ist nur aus reiner Höflichkeit. Niemand...“ Snape musste den Satz nicht beenden damit Harry wusste was er sagen wollte. „Die Weasleys sind höflich, ja. Aber das da...“ der Held hielt den Zettel in die Höhe. „...ist freiwillig. Weihnachten ist ihnen heilig. Sie müssten dich nicht einladen, aber sie tun es.“ „Überleg es dir“, sagte Harry, als Severus schwieg. „Darf ich heute hier übernachten?“, setzte er gleich noch hinten ran. Er durfte. Zusammen hatten sie das Sofa fertig gemacht und anschließend war Severus sehr nachdenklich ins Schlafzimmer verschwunden. Am nächsten Morgen hatte Severus ihn mit den Worten „9 Uhr ist durch. Wenn ich mich richtig erinnere sollten wir in 15 Minuten dort sein.“ regelrecht vom Sofa geschmissen. Harry, noch vollkommen benommen vom Schlaf, brauchte ein paar Sekunden bis er die Worte verstand. Und als er es endlich begriff, grinste er seinen Lehrer glücklich an. „Wie lange hast du darüber gegrübelt?“, fragte Harry als er fertig war und sie nun vor dem Kamin standen. „Bis eben.“ „Was hat sich dein Hirn zurechtgelegt?“ „Du hast recht, sie müssten mich nicht einladen.“ „Das ist alles?“ „Das ist alles.“ „Sicher?“, fragte der Held ungläubig. Severus schaute ihn einen Moment unverbindlich an, als er hinzufügte: „Sie haben es freiwillig getan, aber wieso?“, seine Frage klang nicht verunsichert. Vielmehr traf sie den Ton einer analytischen Auswertung missglückter Experimente, wo man einfach nicht kapierte wo verdammt nochmal der Fehler lag. Harry hätte fast gelacht. „Ob du es glaubst oder nicht, aber du bist ihnen nicht ganz so unsymphatisch wie du es gerne hättest.“ „Unmöglich“, murmelte der düstere Mann. Harry beschloss, Severus aus seinem Gedankenlabyrinth in dem er sich wieder zu verlaufen drohte, zu befreien und nahm vorsichtig seine Hand. Abrupt schaute der Tränkemeister auf. „Red es dir nur ein“, sagte Harry und zog Snape sanft mit in den Kamin. Und Severus lies es zu. ........................................ Ich habe schon einen Fahrplan für das nächste Kapitel. Da wird dann wieder mehr Action geben : ) LG Fabien Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)