Unerwartet von Fabien (snarry) ================================================================================ Kapitel 5: Abgeschlagen ----------------------- Ohne große Vorreden. Viel Spaß damit : ) ---------------------- „Du hast die Hausregeln abgeschrieben?“ hakte Hermine ungläubig nach, nachdem ihr Harry auf die Frage, was er denn bei Umbridge tun musste, so lapidar geantwortet hatte. Auch Ron schien nicht zu wissen, ob er der Aussage Glauben schenken sollte. Für Umbridge schien diese Strafe viel zu milde. Zumindest hatten sich die beiden die Frau sadistischer vorgestellt. Dass sie damit recht hatten, verschwieg Harry seinen Freunden. Er wollte nicht das kleinste Detail vom Nachsitzen preisgeben aus der Befürchtung heraus, dass somit Fragen resultieren könnten, die die wahren Begebenheiten offenbarten. Und da er Dolores' Kommentar, sie würde seine Freunde leiden lassen, sollten sie davon erfahren, für keine leere Drohung hielt, hatte er sich etwas ausgedacht. Bestärkt wurde sein Entschluss durch die Tatsache, dass sie gerade in der großen Halle am Frühstückstisch saßen und er keinen Wert darauf legte, es dem ganzen Haus mitzuteilen. Seine restlichen Kameraden hätten sich bestimmt sogar noch darüber gefreut. Er unterdrückte das Zittern seiner Hand, auf dem der „Ich darf nicht Lügen“-Satz prangte. Ein Illusionszauber verhinderte, dass es gesehen werden konnte. Das Zittern, war jedoch verräterisch. Es tat weh. Eine Salbe hatte wenig geholfen. Der Schmerztrank wirkte vielleicht eine halbe Stunde. Bei dauerhafter Anwendung bestand die Gefahr, dass er noch süchtig werden würde. 'Großartig. Schlechte Heilung scheint eine Grundeigenschaft schwarzmagischer Gegenstände zu sein.' Harry ging nur zu gerne auf den Vorschlag von Ron und Hermine ein, nach Hogsmeade zu gehen. Im Scherzartikelladen der Zwillinge konnte er sich bestimmt ablenken. Und er wollte das chaotische Duo gerne wiedersehen. „Sie an! Schau Brüderchen, wenn das nicht unser Gönner ist.“ Grinste einer der Weaslyzwillinge. Harry lächelte bei der Begrüßung. „Hallo George. Wie läuft das Geschäft? Ist ja ganz schön voll hier.“ George schüttelte lachend den Kopf. „Du bist nach wie vor der einzige dem wir nie etwas vormachen werden können. Woran erkennst den Unterschied zwischen uns?“ Harry überlegte kurz wie er es beschreiben sollte. „Keine Ahnung. Ihr bewegt euch zwar synchron, aber die Ausstrahlung ist dennoch unterschiedlich. Du hast eben die George-Aura und Fred die Fred-Aura.“ George schien verblüfft. Zuckte dann aber mit den Schultern. „Tja, dagegen können wir wohl wenig machen.“ In diesen Moment gesellte sich der andere Zwilling, der dem Ruf seiner zweiten Hälfte gefolgt war, dazu. „Hallo Harry! Toll dich wiederzusehen. Wo hast du unseren kleinen Bruder gelassen?“ Harry drehte sich suchend um. Und erspähte ihn wild küssend mit Hermine in einer gut einsehbaren Nische. „Ich glaube Ron und Hermine sind Opfer von eines eurer Knutschpralinen geworden.“ George wurde ein wenig blass. „Bruder. Gib ihnen ein Zimmer! Das Zeug ist noch in der Beta-Phase!“ Fred schnappte sich die die beiden und zog sie unauffällig in den hinteren Teil des Ladens. Das schien Ron und Hermine überhaupt nicht zu stören. Sie hatten ihre Aktivitäten nicht eine Sekunde unterbrochen. Harry beobachtete das mit gerunzelter Stirn. Er machte sich keine Sorgen um seine Freunde. Er wusste, dass die Zwei schon länger umeinander herumschlichen. „Ich will nicht kleinlich sein, aber wieso liegt das Zeug bei euch offen rum, wenn es noch nicht fertig ist?“ fragte er als Fred wieder zurückkam. Beide antworteten in gewohnter Abwechsel-Manier. „Irgendjemanden muss es ja treffen.“ „Wir haben gehofft, so drumrum zu kommen es an uns selber auszutesten.“ „Wir sind zwar die Brüder mit dem besonderen Band, dass uns verbindet,...“ „...aber auf manche Sachen können auch wir gerne verzichten.“ Harry lachte offen darüber. Den Zwillingen viel trotzdem auf, dass dem Gryffindor wohl irgendetwas zu schaffen machte. „Harry, du siehst ein wenig blass aus, ist alles ok bei dir? Macht ER dir zu schaffen?“ Fred und George gehörten zu den wenigen Zauberern, die Harry glaubten, dass Voldmort wieder zurück sei. „So in der Art.“ antwortete Harry schwammig. Fred merkte, dass sein Freund nicht weiter darauf eingehen wollte. Deshalb erneuerte er sein Angebot, dass er bei jedem Besuch von Harry machte. „Du weißt, du kannst auf uns zählen. Wenn du Hilfe brauchst, oder mal einen Unterschlupf suchst, dann wirst du das bei uns immer finden.“ Harry lächelte dankbar. „Sagt mal. Habt ihr noch ein paar von diesen Langziehohren?“ Snape sah müde und abgeschlagen aus, als er am Sonntag Abend die Tür öffnete. Und ehe Harry sich versah war ihm ein „Sir, geht es Ihnen gut?“ raus gerutscht. Snape bedachte ihn nur mit hochgezogener Augenbraue. Seine Gesichtsakrobatik hatte der Professor offenbar selbst in diesen Zustand nicht verloren. „Nichts was Sie zu interessieren hätte, Potter. Selbst ich kann mal eine Nacht lang durchmachen.“ „Das stelle ich mit Sicherheit nicht in Frage.“ Schließlich hatte ihn der Professor oft genug in der Vergangenheit weit nach Sperrstunde auf den Fluren aufgegabelt. „Ich erahne ein 'aber'...“ „Naja, Sie erscheinen mir nicht wie jemand der sich gerne auf Partys rumtreibt.“ Womit Harry diskret ausdrücken wollte, dass er nicht glaubte, dass Snape genug Freunde, oder überhaupt einen Freund besaß, der ihn zu einer einladen würde. Und weil es Snape war, wusste dieser die versteckte Botschaft auch zu entschlüsseln. „Glauben Sie mir Potter, ich kenne mehr Leute als mir lieb ist, die mir dazu keine Wahl lassen.“ „Dann hatte ich recht. Sie mögen keine Partys.“ „Nicht solche.“ sagte der Professor nur und ließ damit das Thema fallen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Snapes Labor. Harry hatte den Lehrer überreden können, seins statt das Schullabor zu nehmen, aus dem Grund, dass Dumbledore sie so nicht auf einen seiner ungeplanten Streifzüge überraschen könne. Snape derweil schien irgendetwas zu beschäftigen als sie die Treppe zu seinem Labor hinabstiegen. Das merkte der Gryffindor daran, dass der Lehrer noch kein zynischen Kommentar abgelassen hatte. Und als sie Ihr Ziel erreichten, ließ er die Bombe platzen. „Der Direktor möchte nicht mehr, dass ich Ihnen den Korrekturtrank braue.“ Harrys Augen nahmen den Ausdruck des Triumphs an. „Reicht Ihnen das als Indiz, dass er mich nicht leiden kann?“ Und wie es dem Professor reichte. Bei dieser Bitte ist dem Tränkmeister fast die Kinnlade runtergeklappt. Er hatte Lilly geschworen auf Harry aufzupassen. Und einmal die Brille im Kampfgefecht verloren, würde dies das Todesurteil sein. Dumbledore hatte ihn beschwichtigt, dass er etwas Besseres für Harry gefunden hätte. Bis zu dem Zeitpunkt zu dem er es brauchen würde, hätte er es parat. Severus konnte darüber nur den Kopf schütteln. Dieser Zeitpunkt konnte nun, unter den gegebenen Umständen, jederzeit sein. „Er hat mir das Versprechen abgenommen. Ich werde diesen Trank nicht brauen.“ sagte Snape. In Harrys Augen schien irgendetwas zu erlöschen. „Sie werden es tun.“ fuhr der Professor fort. „Unter meiner Anleitung.“ Dem totem Blick ist Überraschung gewichen. „Und Sie denken, dass das gut geht?“ „Zu meinem Bedauern, haben Sie bewiesen, dass Sie durchaus konzentriert und planmäßig arbeiten können. Und dass Sie sich mal dazu herablassen Anweisungen zu befolgen. Ich versuche mal mein Glück.“ „War das ein Kompliment?“ Snape tat ihm nicht den Gefallen das zu bestätigen. Stattdessen warf er ihm einen Zettel entgegen auf denen die Zutaten draufstanden. Oh Ha! 3 Monate würde die Suppe kochen müssen. Snape ließ es sich trotzdem nicht nehmen einige Zutaten vorzubehandeln. Gerade das Destillieren kannte der Schüler noch nicht und so lauschte er gespannt, fast so als würde er eine fesselnde Geschichte hören, den Ausführungen seines Lehrers. Hier in diesem Labor war er ganz anders. Fast entspannt, ruhig und konzentriert. Er nahm sich Zeit alles ausführlich zu beschreiben und zum ersten Mal fiel Harry auf, was für ein guter Lehrer Snape eigentlich war. Oder sein könnte. „Wieso sind Sie nie im Unterricht so?“ platzte es Harry heraus. Snape, in seinem Fluss unterbrochen, stockte. „Weil Sie alleine sind. Es ist eine ganz andere Sache 30 Schüler im Auge zu behalten und Katastrophen zu verhindern.“ lautete die plausible Erklärung. Damit machten sie weiter. „Hier. Ab jetzt übernehmen Sie.“ sagte der Lehrer nach einer Weile und hielt Harry den Portionier-Löffeln hin. Eilig überprüfte er nochmal die Stelle im Protokoll an der sie sich nun befanden. 'Den Löffeln mit Zunderpuder häufen, vorsichtig über den Kessel halten und zärtlich drei mal gegenklopfen, damit ein wenig Pulver runterrieselt.' Harry verdrehte die Augen bei der Beschreibung. Das konnte auch nur ein Vollblut-Tränkemeister geschrieben haben. Und zugleich fragte er sich, ob das Rezept von Snape höchstpersönlich stammte. Er schüttelte den Gedanken ab und machte sich ans Werk. Doch Harry konnte den Schmerz in der Hand nicht mehr ignorieren. Er schaffte es nicht sie ruhig zu halten. Und natürlich, es wäre nicht Snape, wenn ihm das nicht auffallen würde. Als der Professor neben ihm stand, erwartete der Gryffindor irgendeine Rüge, aber der Lehrer griff nur ruhig sein Handgelenk und fixierte es. Der Griff war nicht fest, aber bestimmt. Er drehte die Temperatur vom Kessel runter ehe er den Handrücken zu sich zog und betrachtete. Er hatte währenddessen kein Wort gesagt. Harry lies es geschehen und hielt unbewusst den Atem an. Würde der Tränkemeister den Illusionszauber bemerken? Er tat es. Snape zückte nach ein paar Sekunden seinen Zauberstab und murmelte ein „finite.“ Sofort fiel der Zauber und offenbarte den Schriftzug der auf Harrys Hand prankte. Ich darf nicht Lügen. Snape zog ehrlich überrascht die Augenbrauen hoch. „Das ist von einer Blutfeder.“ erkannte er sofort. Aha, so wird das Ding also genannt, dachte sich Harry. „In was für eine absurde Geschichte sind Sie nun wieder hinein gestolpert? Kommen Sie mit.“ Diese Anweisung wäre gar nicht nötig gewesen, denn der Professor hatte Harrys Handgelenk nicht losgelassen und führte ihn nun in eine Art Arbeitszimmer neben dem Labor, wo er ihm bedeutete sich hinzusetzten. Dort stand ein Stuhl an einem Schreibtisch, 2 Sessel und Bücher, die drei der vier Wände von oben bis unten säumten. Das schien wohl zusätzlich eine kleine private Bibliothek zu sein. Harry wählte den Sessel. Nach ein paar Minuten tauchte Snape mit einer Salbe wieder auf. Harry seufzte innerliche. „Professor, ich glaube nicht, dass eine Salbe hilft. Ich habe sie schon ausprobiert.“ erklärte er. Snape quittierte das nur mit einen flüchtigen aber spöttischen Blick und schob den zweiten Sessel gegenüber dem, auf dem Harry platz genommen hatte und setzte sich ebenfalls. Mit einem stummen Wink, forderte er den Gryffindor auf, seine verletzte Hand zu reichen. Harry tat es. Severus nahm die Hand in seine und fing an mit der Salbe drüberzustreichen. Seine Hände sind groß, feingliedrig und überraschend warm, stellte der junge Potter fest. Wie die meisten Schüler hatte er sie sich eiskalt vorgestellt. Zum ersten Mal seit langem fühlte sich Harry gut aufgehoben und da er ausgerechnet bei seinem grimmigen Lehrer so empfand wurde ihm bewusst, wie sehr ihm ein wenig körperliche Nähe gefehlt hatte. Irritiert vielen ihm Beschreibungen zu dieser Situation ein, die er Snape niemals zugeschrieben hätte. Behutsam, fürsorglich, sanft... oder um das Protokoll zu zitieren: zärtlich. Harry gab sich eine mentale Ohrfeige. Was passierte hier? Er zwang sich auf andere Gedanken zu kommen. Sein Blick wanderte zu Snapes Unterarm, der von den Ärmeln seines Gehrocks gut verdeckt wurde. Unwillkührlich stieg die altbekannte Frage in ihm auf. Hatte er das Mal? Wurde er noch gerufen? Folgte er den Rufen? „Nicht.“ durchbrach Snapes Stimme seine Gedanken. Irritiert blickte Harry auf. Snape sah ihn mit durchdringenden Augen an. Sie glänzten wie eine schwarze Flüssigkeit im dämmrigen Licht. „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt für diese Frage.“ erklärte der Tränkmeister ohne den Blick abzuwenden. Harry fragte sich, ob es mal wieder so offensichtlich in seinem Gesicht geschrieben stand. „Sie sind anders heute.“ sagte der Gryffindor gerade heraus. „Und ich hatte mir Mühe gegeben, damit Sie das nicht bemerken. Wo sind Ihre Scheuklappen hin?“ entgegnete Snape ironisch. „Hab ich im Turm liegen lassen.“ Snape musste kurz auflachen, was den Gryffindor vollends verwirrte. Sowohl die Tatsache, dass sein Lehrer tatsächlich lachen konnte, als auch seine eigene Reaktion darauf. War es die Überraschung gewesen, die seinem Magen das kurzzeitige Gefühl gab Achterbahn zu fahren? Snape setzte neu an. „Verzeiht die fehlenden Beleidigungen. Ich verspreche Ihnen, beim nächsten Mal bekommen Sie sie in doppelter Ausführung geliefert.“ Harry schaltete sofort und ließ ein nicht ernst gemeintes gequältes Stöhnen entweichen, dass dem Professor zu einem amüsierten Zucken seiner Mundwinkel trieb. „Schieben sie es auf die Party.“ lautete sein Nachtrag. „Sie sollten öfters auf Parties gehen.“ Ein bitterer Ausdruck huschte über Snapes Gesicht. So schnell, dass Harry nicht sagen konnte, ob er sich das eingebildet hatte. „Fertig.“ Sagte der Professor schließlich und gab Harrys Hand frei. Der starrte verblüfft auf die eingecremte Stelle. „Das ist... Es ist... Was für ein Zeug ist das?“ fragte er erstaunt. Wirklich nichts war mehr von der Verletzung zu sehen. Alles war verheilt. Snape konnte ein wenig Stolz und Genugtuung nicht verbergen. „Eine Heilsalbe, die ich entwickelt habe. Sie basiert auf Teufelskamille.“ „Aber in hohen Dosen schlägt ihre heilungsbeschleunigende Wirkung ins Gegenteil um!“ Snape gab ein Schnauben von sich. „Seite 560 im Kompendium. Sie sind weiter als ich dachte. Als Tränkemeister, weiß man manche Naturgesetze zu umgehen. Es hat fast 16 Jahre gebraucht diese Lücke zu finden.“ „Was war Ihr Anlass so eine starke Salbe zu entwickeln?“ „Eine Party.“ kam es ironisch zurück. „Die scheint heute Dreh- und Angelpunkt zu sein.“ „Offensichtlich.“ „Haben Sie noch mehr von dem Zeug?“ „Wozu brauchen Sie noch mehr?“ ein skeptischer Unterton war unterschwellig herauszuhören. „Es... Das war bestimmt nicht das einzige Nachsitzten bei Umbridge.“ strauchelte der Schüler ein wenig. „Das haben Sie von Umbridge?“ entfuhr es dem Tränkemeister entsetzt. „Nein, vom Weihnachtsmann.“ konterte Harry zynisch. „Sie wissen genau, dass Sie schon unter merkwürdigeren Umständen in Schwierigkeiten geraten sind. Nein, leider habe ich nicht mehr davon. Das war der letzte Rest. Vor kurzem habe ich selbst etwas davon gebraucht.“ Harry war überrascht von diesem Geständnis. „Die Party?“ riet er. Snape hüllte sich nur in kryptisches Schweigen. Doch für Harry war das Antwort genug. Und er konnte nicht umhin sich ein wenig Sorgen um seinen Lehrer zu machen, der für Reibereien heute einfach keine Energie zu haben schien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)