Unerwartet von Fabien (snarry) ================================================================================ Kapitel 2: Reviere abstecken ---------------------------- Der-Junge-der-lebt lag in seinem Bett und starrte an die Decke. Am Mittwoch hatte Harry den Test gemacht. Und heute, einen Tag später, würde er seinen ersten Zusatzunterricht bei Snape bekommen. Er freute sich auf das neue Wissen, andererseits dämpfe die Person, die ihm dieses Wissen beibringen würde, seine Motivation. Nachdenklich erinnerte er sich an Snapes intensiven Blick, als er fragte, ob er bestanden hatte. Harry hatte sich noch nie so... nackt gefühlt. Dabei hatte der Professor ihm nur in die Augen geblickt. Es schien als wüsste er, dass der Junge etwas verbarg. Andererseits, es war Snape. Er rechnete immer damit, dass Harry etwas vor ihm verbarg. Der Gryffindor wurde in seinen Überlegungen unterbrochen als Ron seine Bettvorhänge zur Seite schob. „Guten Morgen Harry. Steh auf. Wir sollten langsam los um noch etwas vom Frühstück abzukriegen.“ begrüßte er den Schwarzhaarigen. Harry musste über die plötzliche Helligkeit ein paar Mal blinzeln, bis er seinen Freund ansehen konnte. „Morgen Ron, ich steh gleich auf.“ nuschelte er. Sein Gegenüber grinste nur. Als er das Tränkebuch auf Harrys Bett sah, schien ihm etwas einzufallen. „Weißt du was ich mich frage, Harry. Du hast etliche Tränke in den Ferien zusammengebraut, aber du hast nicht eine Verwarnung vom Ministerium bekommen. Wie konnten sie die Magie deines Zauberstabes nicht bemerken?“ Harry nahm bei diesen Worten gedankenverloren seinen Stab in die Hand und hielt ihn vor seinem Gesicht. Nach einer Weile gestand er: „Weil ich ihn nicht benutzt habe.“ Sein Freund stand vor Erstaunen der Mund offen und es dauerte einen Moment bis er etwas sagen konnte. „Harry! Hast du stablose Magie angewendet? Sowas lernt man erst im 7. Schuljahr!“ brachte er schließlich heiser hervor. Doch im selben Moment wurde er nachdenklich. „Müsstest du nicht trotzdem eine Signatur hinterlassen haben?“ Harry schüttelte den Kopf. „Ich schätze nicht. Ich habe keinen Zauber laut ausgesprochen. Ist bei Zaubertränke sowieso nicht nötig. Erinnerst du dich an meine Erzählung von dem verletzten Vogel?“ Ron nickte. „Nun, er sah so gut wie tot aus. Als ich den Trank endlich soweit hatte, wurde ich panisch bei dem Gedanken, dass er mir wegsterben könnte. Ich habe an meinen Zauberstab, ehrlich gesagt, gar nicht mehr gedacht. Ich habe den Kessel angefasst und plötzlich spürte ich, wie meine Magie in ihn hineinfloss.“ Harry sah den Rothaarigen nun direkt an. „Es hat funktioniert, Ron. Erst später wurde mir bewusst, was ich da getan habe und habe es immer wieder ausprobiert. Es ist nicht leicht zu händeln. Ein paar Mal, ist mir das Ganze übergekocht, weil ich zu viel Magie ausgesendet habe. Nichtsdestotrotz, scheinen nonverbale Zauber nicht gemeldet zu werden.“ beendete Harry seine Erzählung. Ron staunte immer noch über seinen Freund. Schließlich meinte er dazu: „Wahrscheinlich denken die vom Ministerium, dass Zauberer, die nonverbale Zauber beherrschen, garantiert nicht mehr minderjährig sind.“ Beide grinsten bei den Gedanken, das Ministerium ausgetrickst zu haben. Der Zauberkunstunterricht verging friedlich und ereignislos und Harry hätte nichts dagegen gehabt, wenn der Rest des Tages ebenso verlaufen wäre. Leider machte ihm der Verteidigungsunterricht einen Strich durch die Rechnung. Umbridge stellte sich als pinke Plage heraus. Sie verteilte Bücher über die theoretische Abhandlung in denen die praktische Kontrolle geschwärzt wurde. Praxis wäre nicht nötig. Es gibt nichts, vor dem man sich verteidigen müsse. Harry wurde das zu bunt. „Professor, selbst wenn Voldemort nicht zurück wäre, gibt es genügend andere Gefahren vor denen man sich mindestens einmal im Leben schützen muss.“ platze es aus ihm raus. Beim Klang des verbotenen Namens wurde es still im Klassenzimmer. Umbridge fixierte Harry und setzte ein scheinheiliges Lächeln auf, das wohl beruhigend wirken sollte. Doch Harry würde 10 Dementoren beruhigender als dieses Lächeln finden. „Mr. Potter, es mangelt Ihnen an Disziplin. Nun, ich denke, man hat es auf Grund Ihres... Status versäumt. Unterbrechen Sie mich nie wieder und wenn sie etwas zu sagen haben, melden Sie sich bitte. Und es sind nur Beiträge erlaubt, die keine Lügenmärchen enthalten.“ belehrte sie den Gryffindor. „Um Ihre eigenen zu kompensieren?“ giftete Harry zurück. „Er ist nicht wiedergekehrt!“ untermauerte Sie zischend. „Komisch, wieso sprechen Sie ausgerechnet diesen Punkt an?“ schleuderte er ihr in falscher Verwunderung entgegen. „Harry. 'unauffällig'“ hörte er Hermine leise und bittend neben sich flüstern, aber für Harry war es zu spät um unauffällig zu sein. „Das reicht! Mr. Potter, so schnell hat sich noch nie jemand bei mir Nachsitzen eingehandelt. Heute Abend, 20 Uhr in meinem Büro! Und 50 Punkte Abzug für Gryffindor!“ Umbridges Gesichtsfarbe biss sich mittlerweile mit ihren pinken Anzug. „Leider schon belegt. Da müssen Sie mit Snape verhandeln. Ich bin sehr beliebt, wissen Sie.“ „Das erübrigt sich, Mr. Potter. Mir als Inquisitorin steht das Privileg zu, mich nicht hinten anstellen zu müssen. Ich werde Professor Snape darüber informieren.“ Nun war Harry doch alarmiert. Er blickte sich im Klassenzimmer um und konnte schnell feststellen, dass er wenig Unterstützung erfahren dürfte. Viele Schüler waren verunsichert, und mochten Harrys Wahrheit nicht akzeptieren oder sie wollten nicht in Umbridges Ungnade fallen. Einige sahen ihn sogar mit Zorn im Gesicht an. Keiner sagte etwas. Als Ron und Hermine Anstalten machten, Partei für ihn zu ergreifen, schüttelte er warnend den Kopf. Bei so wenig Rückendeckung machte es wenig Sinn, sich vor die Flinte zu werfen. Ron sah das nur widerwillig ein und Hermine ließ ihren Kopf resignierend auf den Tisch plumpsen. Auf Umbridges Gesicht legte sich ein zufriedener Ausdruck. „Sie sind eine verantwortungslose Person. Das Übermaß an Aufmerksamkeit dass Ihnen in der Vergangenheit geschenkt wurde, hat Sie zu einer egozentrischen Brutstätte der unangebrachten Rebellion verkommen lassen, die die Harmonie der Gesellschaft gefährdet.“ Aus den Augenwinkel konnte Harry erkennen, wie Ron eine würgende Geste vollführte. Ihm selbst, kostete es alle Kraft, seine Beherrschung zu behalten. Er wollte sich nicht geschlagen geben. Aber diese Schlacht musste er Umbridge überlassen. Als die Schüler endlich den Unterricht verlassen durften, wurde Harry von der pinken Pest zurückgerufen. „Mr. Potter, Sie kommen mit mir mit. Ich werde Mr. Snape von Ihrer Abwesenheit unterrichten.“ lautete ihre kurze Anweisung. Harry fragte sich, warum es notwendig war, dass er dazu mitkommen müsse, aber er hatte beschlossen für heute gar nichts mehr zu sagen. Also folgte er ihr schweigend, wären er weitere abfällige Bemerkungen über sich ergehen ließ. „Jetzt kommen Sie!“ befahl sie etwas barscher und schubste ihn vor sich her, als er ihr zu langsam wurde. Auf Harrys Rücken flammten erneut die Schmerzen auf, die ihm die Sicht vernebelten. Er vertraute darauf, Hogwarts Gänge blind zu kennen und zwang sich, einfach stur weiterzugehen. An der Bürotür angekommen sah Umbridge nochmal zu den Gryffindor, der sich unauffällig gegen die Wand gelehnt und den Kiefer zusammengepresst hatte, ehe sie drei mal anklopfte. Er erkannte Schadenfreude in ihren Augen und ihm wurde bewusst, wieso er mitkommen sollte. Ihr war klar, dass er Snape nicht leiden konnte. Niemand tat das. Ob die beiden sich zusammengetan hatten? Und hatte er sich geirrt, oder war da eine beunruhigende Erkenntnis über ihre Gesicht gehuscht? „Professor! Ich wollte Ihnen mitteilen, dass Sie Mr. Potter heute nicht mehr zu erwarten brauchen. Er wird heute bei mir Nachsitzen. Sie können ihn gerne morgen eine Strafarbeit zukommen lassen.“ Der Schwarzhaarige hatte gar nicht mitbekommen, dass Snape in der Tür aufgetaucht war. Er ragte 2 Köpfe über sie beide und warf einen Schatten auf sie. Die Nachricht tangierte Snape offenbar mehr, als Harry erwartet hätte, denn sein bis eben starrer Blick wich für eine Millisekunde einem zornigen Funkeln, welcher ihn kurz taxierte. Der Inquisitorin entfuhr ein erfreutes Schnauben. „Ausgeschlossen.“ erwiderte der Lehrer schlicht. Umbridge entgleisten die Gesichtszüge. Sie hatte nicht mit Widerspruch gerechnet. Empört schnappte sie nach Luft. „Der Junge hat einen Lehrkörper beleidigt und versucht eine Revolte gegen mich anzuzetteln!“ Die Ansprache reichte lediglich um eine Augenbraue vom Meister der Tränke müde zucken zu lassen. „Erzählen Sie mir etwas Neues.“ spottete er nur. „Soll das heißen, der Junge führt sich immer so auf?!“ 'Danke Snape.' fluchte der Junge innerlich. „Seien Sie sich gewiss, dass Mr. Potter Ihnen noch genügend Vorwände für eine Strafarbeit liefern wird. Doch heute, wird er seine Schuld bei mir absitzen. Ich habe mit ihm noch eine... besondere Rechnung offen.“ umschrieb Snape ihren Sonderunterricht. „Was spricht dagegen, Ihre Angelegenheit nicht auf morgen zu verschieben?“ wollte Umbridge wissen. „Das Recht des Ersten. Und der Neumond.“ Verwirrung zeichnete sich auf der Ministeriumsangestellten ab. Snape erbarmte sich, eine Erklärung folgen zu lassen. „Zu Neumond lassen sich die Algen auf der Oberfläche des Sees besonders gut ernten, da sie nicht vom Mondlicht irritiert werden. Blutegel und Stunkkröten machen dieses Unterfangen jedoch nicht besonders angenehm.“ Diese Strafe schien Umbridge zu besänftigen, denn sie lenkte ein. „Also schön. Mr. Potter, Sie werden sich dann morgen um 20 Uhr vor meinem Büro einfinden.“ Mir diesen Satz lies sie Harry und Snape stehen. „Was schauen Sie so?“ fragte der Lehrer als er Harrys starrenden Blick auf ihn bemerkte. „Professor, Sie haben sich gerade wie ein strahlender Ritter zwischen mich und dem Drachen geworfen. Wenn auch nicht sehr heldenhaft.“ stellte Harry nüchtern fest. Ein spöttisches Grinsen flog dem Jungen-der-lebte daraufhin zu. „Sie verkennen die Lage, Lady Potter. Ich kann diese Frau noch weniger leiden als Sie. Es war eine Genugtuung ihr einen elektrischen Zaun vorzusetzen.“ „Vorsicht Professor, ihr Strahlen verliert gerade an Glanz. Aber es macht Sie sympathischer.“ quittierte Harry. Snape verzog das Gesicht. „Gott bewahre! Es war übrigens keine Lüge. Wir werden heute zum großen See gehen und die Algen am Rand ernten. Und die Blutegel und Stunkkröten gibt es dort wirklich.“ „Jetzt hasse ich Sie wieder.“ „Gut.“ Es herrschte kurzes Schweigen, indem jeder die Situation nochmal durchging. „Wieso sind Sie eigentlich hier? Sie haben nichts Sinnvolles beigetragen.“ fiel es dem Tränkemeister schließlich auf. Harry entfuhr ein Seufzen. „Sie meinte, ich sollte mitkommen. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie beide eine Art Allianz gegründet haben.“ „Halten Sie Ihre absurden Theorien im Zaum! Aber nun kann ich mir Ihre Rolle in diesem Theater vorstellen. Mit Ihnen hatte sie sich wohl größere Chancen erhofft, mich zu kaufen, da ich Sie ebenfalls nicht leiden kann.“ „Sie sind nicht käuflich?“ „50 Punkte Abzug von Gryffindor. Verspäten Sie sich heute nicht.“ Harry beschloss die Laune des Lehrers nicht noch mehr auf die Probe zu stellen und türmte. Er hatte den Professor schon eine Weile hinter sich gelassen und sauste gerade zum nächsten Unterricht, als ihn der nächste Tiefpunkt des Tages ereilte. Mit dieser Begegnung hatte wohl keiner von beiden gerechnet. Und dass sie so zerrüttend verlaufen würde, hätte sich zumindest Harry nicht vorstellen können. Albus kam, für sein Alter, flink um die nächste Ecke geschossen, als er wie ein verschrecktes Reh stehen blieb sobald er Harry bemerkte. Dem Schüler ging es nicht anders. Es war eine unangenehme Stille. Beide wussten, was in den Ferien passiert war. Oder in Dumbledores Fall, nicht passiert war. Er hatte keinen Finger krumm gemacht. Harry wusste nicht, ob er wütend oder enttäuscht sein sollte. Letztendlich musste er sich für keiner der beiden Optionen entscheiden, denn beide Gemütslagen wurden durch eisiges Entsetzen verdrängt. Albus hatte seine Reaktion gewählt. Der Direktor schaute ihn mit distanzierten, abwertenden und vom Ekel angehauchten Blick an, bevor er sich abwandte und ohne ein Wort ging. Harry lief es kalt und heiß den Rücken runter und er konnte nicht anders als wie vom Donner gerührt zu erstarren. Ein Stich durchfuhr seinen Körper und trug dem Gryffindor die Erkenntnis zu. Albus Dumbledore verachtete Harry Potter. Offen. Er versagte ihm jede Hilfe und Unterstützung und würde für ihn nie wieder ansprechbar sein. 'Es ist zumindest eine Gewissheit' versuchte der Schwarzhaarige das Positive aus der Situation zu sehen, doch das berührte ihn kaum. Stattdessen brach eine andere Frage an die Oberfläche: Was war passiert, dass Harry in Dumbledores Missgunst stand? Hosted by Animexx e.V. 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