Lieblos von Chi_desu ((sasu/saku)) ================================================================================ Kapitel 3: Hochzeitsnacht ------------------------- Sakura beeilte sich, um zu Sasuke aufzuholen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, auf sie zu warten, nachdem Tsunade sie noch kurz zurückgerufen hatte. Sie holte ihn ein und sagte mit gespielter Fröhlichkeit: „Was machen wir denn jetzt so als Mann und Frau?“ Er warf ihr einen fast verächtlichen Blick zu und würdigte die Frage keiner Antwort. Sie selbst fühlte sich sehr eigenartig. Die Erkenntnis, dass sie jetzt verheiratet war mit dem Mann ihrer Träume wollte nicht so recht zu ihr durchdringen. In ihren Träumen hatte sie sich das Ganze freilich ganz anders vorgestellt. Sie griff nach seiner Hand, und er ließ es sich gefallen. „Sasuke“, sagte sie ernst. „Ich erwarte nicht von dir, dass du mir den liebenden Ehemann vorspielst. Ich erwarte gar nichts von dir. Aber ich bitte dich darum, mit mir zu reden. Wenn dich etwas bedrückt, oder wenn ich dir auf die Nerven gehe, dann sei ehrlich und sag es mir einfach. Wir sind jetzt verheiratet. Ich möchte dich kennen lernen. Ich möchte alles über dich wissen.“ Bevor er antworten konnte, sagte eine hämische Stimme: „Jetzt trifft man euch schon Händchen haltend in der Öffentlichkeit?“ Sakura versuchte, nicht die Kontrolle zu verlieren. Ausgerechnet jetzt musste Ino auftauchen, ausgerechnet ihre ewige Rivalin um Sasukes Liebe. Bisher hatte Ino sie zum Glück verschont, aber jetzt war es wohl soweit. Sakura schaute ihr direkt in die Augen. „Hallo, Ino.“ „Als ich gehört habe, dass ihr euch verlobt habt, wollte ich es nicht glauben“, giftete Ino. „Ich gratuliere dir, Sakura.“ Sie schaute sich um. „Was wolltet ihr bei Tsunade? Schon dabei, die Hochzeitsvorbereitungen zu treffen?“ „Eigentlich“, murmelte Sakura unsicher und hielt ihre Hand mit dem Ring hoch, „haben wir gerade eben geheiratet.“ Ino wurde kreidebleich. Sakura hätte diesen kleinen Triumph über Ino gerne genossen, aber Sasuke stand noch immer neben ihr und sagte kein Wort. Wenn er was dazu sagte, würde auch Ino schnell kapieren, dass was faul war. Ino hatte sich inzwischen wieder ein wenig gefangen und stammelte: „Das glaube ich einfach nicht! Du erzählst doch Märchen, oder? Sasuke, sag dass das nicht wahr ist!“ Sakura schwitzte Blut und Wasser, als Sasuke zu einer Antwort ansetzte. Er ließ ihre Hand los und sie ahnte Schlimmes. Aber anstatt Ino eine patzige Antwort zu geben, legte er einen Arm besitzergreifend um Sakura und sagte ruhig: „Wir haben vor ein paar Minuten geheiratet.“ Er schaute Sakura an. „Sakura-chan, gehen wir nach Hause ja? Ich möchte dich für mich haben.“ Sakura räusperte sich verlegen und versuchte, über Ino’s entsetzten Gesichtsausdruck nicht zu lachen. Sie ließ sich von Sasuke an ihrer alten Rivalin vorbei in Richtung zu Hause führen und rief Ino nur noch ein schnelles „Bis bald mal!“ zu. Als sie außer Hörweite waren, nahm Sasuke seinen Arm von ihrer Schulter und steckte die Hände in die Hosentaschen. Sakura wurde wieder ernst. Sie begriff noch nicht wirklich, was da gerade passiert war. Warum hatte Sasuke dieses Theater veranstaltet? Es war fast erschreckend, dass er vor anderen so arglos den liebevollen Ehemann spielte. Diese Seite von ihm kannte sie nicht. Und es passte nicht, denn vor Tsunade hatte er recht deutlich gezeigt, was für einen Grund diese Ehe hatte. Also nahm sich Sakura die einzige Erklärung die sie fand. Sie hakte sich bei ihm unter und sagte: „Ich danke dir, Sasuke-kun. Nicht nur dafür, dass du mir geholfen hast, sie loszuwerden, sondern auch... sondern... ach, schon gut.“ Er befreite sich von ihrem Griff und sagte bloß: „Ich geh trainieren.“ Sie blieb unschlüssig zurück. Sein Verhalten war ihr ein Rätsel. Er machte ja nicht mal den Versuch, sich ihr anzunähern. Als es draußen langsam dunkel wurde, stand Sakura vor dem Spiegel, aber diesmal nicht, um sich schön zu machen. Sie starrte einfach hinein, starrte ihr Gesicht an. Nichts hatte sich verändert. Sie sah immer noch so aus wie vorher, mit dem einen Unterschied, dass sie nicht lächelte. „Uchiha... Sakura...“, sagte sie leise vor sich hin. Sie hatte diesen Namen früher oft heimlich ausgesprochen und sich gefreut, weil es so schön klang. Jetzt hatte dieser neue Name einen seltsamen Beigeschmack. Sasuke war gleich nach der Hochzeit verschwunden, hatte sich nur mit einem knappen „Ich muss noch trainieren!“ verabschiedet. Sakura hatte zuerst daheim ihre restlichen Sachen gepackt und mitgenommen, um in Sasukes Wohnung zurück zu kommen, die von nun an ihr zu Hause sein sollte. Sie konnte sich nicht vorstellen, sich in diesen sterilen Zimmern jemals zu Hause fühlen zu können. Jetzt hör endlich auf, Trübsal zu blasen!, schrie die innere Sakura. Sie hatte sich schon gewundert, wann sich ihre innere Stimme mal wieder zu Wort melden würde. Du hast es geschafft! Du bist mit SASUKE verheiratet!! Also schau nicht so als hättest du heute dein Todesurteil unterzeichnet! Sasuke hat dich gefragt und keine andere! Das heißt, du bedeutest ihm was. Alles andere wird sich schon noch ergeben! Sie lachte. Endlich ein positiver Gedanke, der Erste seit Tagen. Das Lachen verschwand aus ihrem Gesicht, als sie die Tür zuschlagen hörte. Sasuke war zurückgekommen. Irgendwie hatte sie beinah Angst. Nicht vor ihm, aber vor dieser Nacht. Hochzeitsnacht... Würde er, nein, konnte er überhaupt zärtlich sein? Wo er doch nichts für sie empfand? Nervös blieb sie vor dem Spiegel stehen, versuchte, sich noch etwas zurecht zu machen. Sie wollte ihm gefallen. Während sie unruhig an ihren Haaren herumzupfte, hörte sie ihn im Schlafzimmer hantieren, vielleicht zog er sich um. Dann ging die Tür zum Bad auf. Sakura blieb ruhig stehen. Im Spiegel sah sie, wie er zu ihr kam und sich hinter sie stellte, wie immer mit diesem unlesbaren Ausdruck im Gesicht. Sakura schaute ihn einfach nur an. Er sah wirklich sehr gut aus, mit seinen schwarzen Augen und dem rabenschwarzen Haar und im Kontrast dazu die blasse Haut. Damals hatte sie sich in diese tiefschwarzen Augen verliebt. Dann waren sie in dasselbe Team gekommen und es war noch etwas anderes dazugekommen. Sie hatte sich ein zweites Mal verliebt, in den wahren Sasuke, zwar nach außen hin kühl und distanziert, doch im Inneren warmherzig und loyal. Was war von diesem Sasuke noch übrig? Der Kampf gegen seinen Bruder hatte ihn verändert. Auch unter seiner stolzen Maske konnte sie seine warmherzige Seite nicht mehr entdecken. Übrig geblieben war nur noch, in was sie sich ganz am Anfang verliebt hatte... war das genug? „Sakura“, sagte er mit seiner Stimme, die so viel erwachsener klang als er aussah. Sie wusste, was er wollte. Immerhin hatte er sie nur deswegen geheiratet. Sie reagierte nicht. Selbst als er sie von hinten umarmte, sah sie ihm nur stumm aus dem Spiegel zu. Er schob ihr langes Haar zur Seite und küsste ihren Hals. Seine Augen waren geöffnet und blickten in die Ferne. Es war, als würde er bloß eine unbequeme, aber notwendige Übung ausführen. Sakura kämpfte mit den Tränen. Sie wusste nicht, ob er das merkte oder nicht, jedenfalls hörte er plötzlich auf und schaute ihr in die Augen. „Sakura, willst du das alles wirklich? Ich kann und werde dich nicht zwingen.“ Es war zu spät für einen Rückzieher. Sie hatte ihm ein Versprechen gegeben. Sie fühlte sich ihm verpflichtet. Im Kampf hatte sie ihm nie beistehen können. Auf diese Weise konnte sie es wenigstens bei der Erfüllung seines Traumes. „Ich habe nur eine Bitte, Sasuke-kun“, sagte sie und nahm seine Hand ganz fest in ihre. „Tu so, als würdest du mich tatsächlich lieben.“ Sasuke nickte und sein schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht. Sakura gab den Spiegel auf und drehte sich zu ihm um. Sie öffnete die Knöpfe ihres Kleides und streifte es sich über die Schultern. Er ließ seinen Blick über ihren fast nackten Körper gleiten, doch in seinen Augen zeigte sich keine Regung. Sakura hob zögernd den Arm. Mit zittrigen Fingern strich sie ihm eine Haarsträhne hinter sein Ohr. Er duftete gut. Kaum möglich, dass er tatsächlich beim Training gewesen war. Sie zog ihm sein T-Shirt über den Kopf und hielt einen Augenblick inne, um seinen bloßen Oberkörper zu bewundern. Sakura wusste, dass er muskulös war. Aber davon sah man kaum etwas. Er war schlank, aber unter seiner Haut zeichneten sich kaum Muskeln ab. Sasuke war schon neunzehn, aber so wirkte er beinah kindlich. Ihm fehlte noch das männlich-muskulöse, das die erwachsenen Shinobi auszeichnete. Allein der Ausdruck seiner Augen zeugte davon, wieviel er in seinen wenigen Jahren auf dieser Welt schon erlebt hatte. Sakura fühlte ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Es war fast so etwas wie Mitleid. Er hatte so vieles durchgemacht, mehr als sie sich vorstellen konnte. Man konnte es ihm fast nicht verübeln, dass er so geworden war. Was sie in jenem Augenblick fühlte war keine Liebe, aber Mitgefühl. Vielleicht war das genug um ihr Versprechen einzulösen. Scheu legte sie die Hand auf seine Wange und küsste ihn zärtlich. Dann nahm sie ihn bei der Hand und zog ihn ins Schlafzimmer. Sie konnte ihm nicht länger in die Augen sehen. Deswegen machte sie das Licht aus und entspanntes Halbdunkel entstand im Raum. Sie hörte das Rascheln von Kleidung, als er sich auszog, also schlüpfte sie auch aus ihrer Unterwäsche. Früher hätte sie sich wohl Sorgen gemacht, ob sie ihm auch gefallen würde. Aber das war jetzt belanglos. Er führte sie rüber zum Bett und drückte sie mit einem Kuss in die Kissen. Sie legte sich hin. Gleich war es soweit. Irgendwie hatte sie Angst. Er beugte sich über sie und drängte sich sanft zwischen ihre Beine. Sie war froh, dass es so dunkel war, dass er die Röte auf ihrem Gesicht nicht sehen konnte. Seine Hände fuhren unerfahren über ihren Körper, umfassten ihre Brüste und nach einer Weile spürte sie seine Erregung an ihrem Schenkel. Er küsste sie flüchtig auf den Mund und sie hatte den Eindruck, dass er das nur tat, weil er glaubte, dass es sich so gehörte. Dann fuhr ein unerwartet heftiger Schmerz durch ihren Unterleib, als er mit einer ruckartigen Bewegung in sie eindrang. Sakura schrie leise auf und legte die Hand verkrampft auf seine nackte Schulter. Er hielt inne. Wenigstens war er so rücksichtsvoll, abzuwarten, bis sie sich an das Gefühl gewöhnt hatte. Als sie sich wieder etwas beruhigt und entspannt hatte, fing er an sich zu bewegen. Es tat weh. Nicht mehr so, dass sie hätte schreien müssen, aber es war unangenehm. Aber sie sagte nichts. Sie wollte das nur noch hinter sich bringen. Der Schmerz verebbte mit der Zeit, aber das Gefühl des Glücks, das Ino ihr damals nach deren erstem Mal beschrieben hatte, wollte sich nicht einstellen. Auf einmal sah sie alles mit überraschender Klarheit. Sie hörte die erdrückende Stille des Raumes, und ab und zu seinen schweren Atem. Sah ihn über sich, wie sein schwarzes Haar sich mit ihm bewegte und beinah ihr Gesicht berührte. Spürte seine weiche, kühle Haut unter ihren Fingern, wo ihre Hand noch immer auf seiner Schulter lag. Schatten auf seinem Gesicht, nur das fahle Mondlicht, das sich auf seiner blassen Haut abbildete. Er war schön. Aber obwohl er ihr näher war als irgendein Mann zuvor, schien er mit den Gedanken irgendwo weit weg zu sein. Woran denkt er, wenn er mit mir schläft? Sein Herz war kalt. Er öffnete einen Herzschlag lang die Augen und ihre Blicke trafen sich. Da war keine Leidenschaft in seinen Augen. Es wunderte sie fast, dass er überhaupt in der Lage war, mit ihr zu schlafen, wenn er gar nichts dabei empfand. Beinahe wie auf Kommando streifte seine Hand über ihre Brust, drückte sie. Seine andere Hand stützte sich auf dem Boden neben ihrem Kopf ab und sie als mit den Augen den Arm entlang wanderte, sah sie, wie die Muskeln schwach unter seiner perfekten Haut spielten. Sie wollte nicht mehr in sein schönes Gesicht sehen, das nichts als Leere widerspiegelte. Sakura drehte den Kopf nach links. Ihr Blick wanderte über den Tisch bis rüber zum Fenster. Draußen leuchteten ein paar Sterne. Am Horizont war der Himmel noch blassrosa und färbte sich nur langsam schwarz. Es konnte noch nicht lange her sein, dass die Sonne untergegangen war. Sasuke senkte seinen Kopf und stieß zwischen zusammengepressten Zähnen ein leises Geräusch hervor. Dann ließ er sich auf sie sinken und seufzte leise. Sakura schaute noch immer durchs Fenster nach draußen. Sasuke rollte sich von ihr runter, stand auf und verschwand im Bad. Sakura wickelte die Bettdecke um sich und ging zum Fenster. Irgendwie fühlte sie sich... schmutzig. Während Sasuke seine Zeit im Bad brauchte, schaute sie nur nach draußen. Erstaunlicherweise war sie nicht mal traurig. In ihrem Kopf war irgendwie... Stille. Selbst ihre innere Stimme schwieg. Schlaf würde sie heute wohl keinen mehr finden. Als die Tür aufging und Sasuke sich stumm wieder hinlegte, hatte Sakura sich schon wieder angezogen. Er schlüpfte unter die Decke und es war wieder still im Raum. Sie starrte an die Decke und obwohl sie mit ihrem einstigen Traummann in einem Bett lag, fühlte sie sich einsamer denn je. Zum ersten Mal kam ihr der bedrückende Gedanke, dass es ein großer Fehler gewesen war, Sasuke zu heiraten. Bald schon würde sie genauso einsam sein wie er, und das obwohl sie jetzt offiziell eine Familie waren. ...tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)