Smallville-Expanded - 02 von ulimann644 (Fatal Touch) ================================================================================ Kapitel 2: Freundschaften ------------------------- Clark Kent wollte sich ausschütten vor Lachen, als er sich am Freitag-Nachmittag mit Christian auf dem Boden der Scheune aufhielt, in der er es sich gemütlich eingerichtet hatte. Anders als auf der anderen Seite, wurde diese hier offensichtlich nur von Clark genutzt. Als sich der Schwarzhaarige wieder beruhigt hatte fragte er beinahe vergnügt: „Alicia hat dir ein richtiges Ding verpasst?“ „Für einen Moment habe ich Sterne gesehen, in allen Farben des Regenbogens. Sie hat exakt den Punkt getroffen. Anfängerdusel, oder so ähnlich...“ „Und wie war euer Date am Dienstag? Christian lächelte zufrieden. „Einfach toll. Alicia ist mit mir zum Kratersee geritten. Da oben waren wir ungestört. Clark, glaubst du an Liebe auf den ersten Blick? Ich dachte immer, das wäre Unsinn, aber ich glaube bei Alicia hatte es mich bereits erwischt, als ich sie das erste Mal so hilflos in der Gießerei habe liegen sehen.“ Clark blickte Christian prüfend an. „Bist du ganz sicher, dass es nicht irgendein Samariter-Effekt ist, der dich zu ihr hin zieht?“ Christian nickte. „Ziemlich sicher, Clark. In ihrer Nähe fühle ich mich... ich kann es kaum beschreiben. Einfach, wie ein Supermann. So, als könnte ich fliegen.“ Er blickte in Clarks blau-graue Augen und meinte dann: „Das klingt sicherlich reichlich albern.“ „Nicht so sehr, wie du vielleicht denkst“, entgegnete der Schwarzhaarige nachdenklich schmunzelnd. „Aber ich würde sagen, dass es dich voll erwischt hat. Ich freue mich für dich, Chris. Ihr seid also jetzt fest zusammen?“ „Ja. Heute Abend sind wir im TALON verabredet. Ich hoffe, sie und Samantha übertreiben es nicht mit dem Shoppen in Metropolis.“ „Sie wird sich sicherlich ein paar neue Klamotten für ihren Geburtstag, in acht Tagen, kaufen. Lana macht das auch immer so. Nachdenklich antwortete Christian: „Bestimmt. Schaust du nachher auch vorbei?“ „Ich weiß noch nicht“, antwortete Clark vage. Christian ahnte, dass er vermeiden wollte, Lana zu sehen. Seit er wusste, dass sie im Sommer nach Paris reisen würde, war es zwischen ihnen sehr ruhig geworden. Der Blonde wechselte das Thema und sagte: „Alicia macht sich etwas Gedanken, wegen der anstehenden Verhandlung gegen die drei Verbrecher, die sie vergewaltigen wollten. Ihr graut davor, das alles vor Gericht nochmal haarklein erzählen zu müssen. Und ich kann das verstehen.“ Sein Blick verfinsterte sich. „Weißt du, Clark: In der Fabrikhalle, als ich Alicia so daliegen sah, da hatte ich kurz das Verlangen, alle drei umzubringen und zu behaupten es wäre Notwehr gewesen. Es war erschreckend, aber heute glaube ich manchmal es wäre fast besser gewesen, es tatsächlich zu tun. Dann müsste Alicia das nicht alles nochmal durchleiden.“ Clark blickte mitfühlend. „Du hast richtig entschieden. Dass du glaubst, anders wäre es vielleicht besser gewesen, liegt daran, dass du dich um Alicia sorgst. Was beweist, dass deine Gefühle für Alicia sehr stark sind.“ Christian nickte. „Du hast recht, das sind sie.“ Schmunzelnd hakte Clark nach: „Und was ist mit Marina und Conchita? Wenn meine Mom eben beim Essen nicht übertrieben hat, dann wäre die ganze Sache am letzten Wochenende fast aus dem Ruder gelaufen.“ Christian lachte: „Ja, ich bin wie ein Derwisch aus dem TALON gerannt, nachdem ich ihnen einen Korb für das Spiel der Crows gegeben hatte – die beiden Latinas direkt hinten dran. Die Flucht gelang nur knapp, sage ich dir.“ Er wechselte schnell das Thema und meinte: „Ich finde deine Eltern toll, aber ich hatte den Eindruck, dass sie nicht davon begeistert sind, dass ich einen Teil deines Geheimnisses kenne. Sie scheinen zu befürchten, ich könne reden.“ Clarks Blick wurde bittend. „Das musst du verstehen. Seit sie es selbst herausgefunden hatten, gaben sie sich alle Mühe dieses Geheimnis zu wahren, um mich zu beschützen. Sie haben am eigenen Leib erfahren, wie schwierig es manchmal sein kann, nicht ein Wort darüber verlieren zu dürfen. Und sie wollen nicht, dass ich anderen Menschen eine so schwere Last aufbürde, die sich nicht zurücknehmen lässt.“ „Ja, so in etwa habe ich mir das gedacht.“ Christian blickte Clark offen an. „Ich glaube, dass alle Eltern, die ihre Kinder lieben, das ähnlich sehen würden. Tatsache ist, dass ich einen Teil davon nun kenne. Aber egal was auch immer du sonst noch so drauf hast, Clark, ich käme nie auf den Gedanken, das für mich auszunutzen. Sonst hätte ich dich längst gebeten, mir bei der Einrichtung meines Trainingsraumes zu helfen. Der Punkt ist, dass ich das auch allein schaffe, wenn auch vielleicht nicht ganz so schnell. Und es wäre dir gegenüber nicht fair, und auch nicht richtig.“ Clark erwiderte den Blick des Jungen prüfend, bevor er entschlossen durchatmete und eine Entscheidung traf. Leise erklärte er: „Christian, ich komme nicht aus der unmittelbaren Umgebung von Kansas. Im Oktober 1989 bin ich mit einem kleinen Raumschiff, während des Meteoritenregens, auf der Erde gelandet. Erst vor kurzer Zeit habe ich herausgefunden, dass der Planet, von dem ich losgeschickt wurde, nicht mehr existiert. Sein Name war Krypton. Offensichtlich kam es dort zu einer Katastrophe und meine Eltern schickten mich kurz davor hierher. Das andere Spektrum der irdischen Sonne ist der Grund dafür, dass ich hier auf der Erde besondere Kräfte besitze. Einiges hast du selbst erlebt. Neben meiner Kraft besitze ich die Fähigkeit, durch feste Materie zu sehen, besonders gut zu hören, und mit meinem Blick Hitze zu erzeugen. Außerdem kann ich mich schneller bewegen, als Gewehrkugeln fliegen können, und bin zumeist unverwundbar.“ Sprachlos hatte Christian zugehört. Erst nach einer Weile antwortete er: „Ich glaube, der hierzulande gebräuchliche Fachbegriff dafür lautet: Wow...“ Dann bekam sein Blick eine nachdenkliche Note. „Aber es scheint einen Haken dabei zu geben. Sonst wärst du doch an meiner Stelle in die Fabrik gerannt. Du sagtest eben: zumeist unverwundbar.“ Clark nickte. „Eigentlich gibt es sogar zwei Haken. In der Gießerei liegen sehr viele Meteoritentrümmer, und in ihnen eingeschlossen sind grüne Kristalle, die mich schwächen und meine Kräfte aufheben. Es gibt auch rotes Kristall, das mir meine Hemmungen nimmt. Dann mache ich Dinge, die ich normalerweise nie tun würde.“ Christian nickte in Gedanken. „Mir wird jetzt Einiges, über das ich in den letzten Tagen nachgegrübelt habe, sehr viel klarer.“ Sein Blick bekam eine entschlossene Note: „Ich danke dir für dein Vertrauen, Clark, und ich versichere dir, dass ich dies alles für mich behalten werde, selbst Alicia gegenüber. Es ist schon seltsam, aber du bist sehr viel menschlicher, als viele Menschen dieses Planeten. Ist das nicht paradox?“ Clark lächelte fein. „Das verdanke ich der Tatsache, dass ich hier so tolle Eltern gefunden habe. Vielleicht wäre ich ein Anderer, wenn nicht sie mich aufgezogen hätten.“ Christian erwiderte das Lächeln. „Ja, das mag stimmen. Ich schätze, dass wir in dieser Hinsicht beide Glück hatten.“ Ein melancholischer Zug überflog sein Gesicht. Dann sagte er: „Clark, ich verstehe nicht ganz, dass du mit mir so ungezwungen darüber redest, während du es vor Lana geheim hältst. Sie kennst du doch sehr viel länger. Und du wirst sie vielleicht verlieren, wenn du ihr nicht gleichfalls vertraust, das sollte dir klar sein.“ „Jetzt hörst du dich schon an, wie mein Freund Lex. Aber um auf das Thema Mädchen zurück zu kommen: Du meinst es also wirklich ernst mit Alicia? Seid ihr schon... ich meine: habt ihr...“ „Nein!“, erwiderte Christian schnell, als er ahnte, worauf Clark anspielte. „Wir haben noch nicht mit einander geschlafen. Ich werde es auch nicht überstürzen, um Alicia nicht zu verschrecken oder unter Druck zu setzen. Momentan bin ich einfach nur glücklich, dass es so ist, wie es ist.“ Clark seufzte schwach. „Ich wünschte, dass es auch für mich so einfach wäre.“ „Das wird schon“, versicherte Christian aufmunternd. „Irgendwo da draußen gibt es die richtige Frau für dich, Clark. Das oftmals Schwierige ist es, ihr zu begegnen und sie auch zu erkennen, denke ich.“ „Vielleicht hast du Recht“, räumte Clark ein. „Es ist nur so, dass es für mich einfacher ist, mit dir darüber zu reden, als es mit Lana zu tun. Möglicherweise deshalb, weil sie meinem Herzen näher steht.“ „Ich hatte es befürchtet“, seufzte Christian ironisch. „Du liebst mich also nicht.“ Sie lachten und Clark meinte kopfschüttelnd: „Wir könnten immer noch Freunde sein. Deine besondere Art und dein Humor gefallen mir nämlich.“ Christian stimmte grinsend zu: „Abgemacht.“ Er streckte seine Hand aus. Clark ergriff jedoch nicht sie, sondern seinen Handgelenk, und Christian tat es ihm nach. Dabei sagte der Schwarzhaarige: „Also sind wir ab jetzt Freunde.“ „Das sind wir“, bestätigte Christian, ohne dabei auch nur entfernt zu ahnen, dass diese Freundschaft zukünftig einige harte Belastungen und Spannungen würde aushalten müssen aber dennoch ein Leben lang halten sollte.   * * *   Als Christian später an diesem Nachmittag das TALON betrat, kam ihm Pete entgegen, der im Begriff war, das Café zu verlassen. Der dunkelhäutige Junge begrüßte ihn knapp und zwängte sich schnell an ihm vorbei. Nachdenklich blickte Christian ihm hinterher und schritt weiter in Richtung der Bar, wo er Chloe Sullivan erkannte. Alicia hingegen war noch nicht zu sehen. Offensichtlich dauerte ihre Shopping-Tour mit ihrer Freundin Samantha doch etwas länger. Das blonde Mädchen lächelte ihm entgegen, als er sich näherte. „Hi, Chris. Willst du mir nicht erzählen, wie dein heutiges, erstes Training mit den Crows war?“ „Hi, Chloe. Wie immer auf der Suche nach einer Story, was?“ Er setzte sich neben sie an die Bar. „Aber lass mich bitte zuerst einen Kaffee bestellen, bevor du mich ausfragst.“ Er grüßte Lana freundlich und gab seine Bestellung auf. Dann meinte er: „Was ist eigentlich mit Pete los? Er schien eben irgendwie neben den Schuhen zu stehen.“ Chloe nickte nachdenklich. „Das ist mir heute Mittag auch aufgefallen. Wir hatten einen kleinen Eklat, weil er irgendwie gereizt auf meine Fragen dazu reagierte. Offensichtlich will er nicht darüber reden.“ „Möglicherweise vertraut er sich erst Clark an“, vermutete Christian. „Immerhin sind die beiden die besten Freunde, wenn ich dich letzte Woche richtig verstanden habe.“ Chloes Laune besserte sich und sie erwiderte: „Vielleicht hast du Recht. Aber jetzt erzähle mal: Wie war das Training?“ Christian zahlte seinen Kaffee und nahm einen Schluck, bevor er antwortete: „Ziemlich anstrengend. Dass die Jungs des Teams derart fit sind, hätte ich nicht gedacht. Und der Coach hat mich ziemlich ran genommen.“ Chloe grinste vergnügt. „Ist das nicht die Aufgabe eines Coaches?“ „Doch, das ist es.“ Er verschwieg dabei, dass es vielleicht deshalb so anstrengend gewesen war, weil erst am Montag die Fäden einer genähten Messerwunde gezogen worden waren, und sie ihn noch etwas bei seinen Bewegungen limitierte. „Er schien ganz zufrieden zu sein, aber er wird mich zunächst einmal als Backup auf die Bank setzen.“ Chloe fragte: „Du hast doch nicht ernsthaft damit gerechnet, dass du sofort zum Einsatz kommen wirst?“ Christian schüttelte den Kopf. „Nein, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.“ „Optimist!“ Christian nickte lachend. Aus den Augenwinkeln sah er ein bekanntes Gesicht am Eingang. Er sah hin und erkannte Alicia, die sich ihm näherte. Als sie ihn erreicht hatte, begrüßte sie kurz Chloe und wandte sich dann lächelnd dem Blonden zu. Sie umarmten sich und gaben sich einen zärtlichen Kuss. Erst als sie sich wieder von einander lösten, bemerkten sie, dass Chloe sich unauffällig entfernt hatte. „Ich hoffe, dass Chloe dich nicht angraben wollte“, meinte Alicia gespielt finster. „Sonst wäre ich sehr ungehalten.“ „Kein Grund, die Krallen auszufahren, wir haben uns nur ganz ungezwungen unterhalten“, erklärte Chris und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Wie war deine Einkaufstour mit Samantha?“ Ein leises Seufzen war die Antwort. „Wir haben so viele tolle Sachen in Metropolis gesehen, dass wir uns kaum entscheiden konnten. Einer der Läden war besonders toll. Am liebsten hätte ich den leer gekauft.“ „Und vermutlich hättest du selbst dann überhaupt nichts anzuziehen“, spöttelte Christian gutmütig. „Aber ich nehme dich auch in einem Kohlensack, Honey.“ „Du bist ein Charmeur.“ „Ich habe nie das Gegenteil behauptet.“ Erneut küssten sie sich. Dann erzählte er Alicia, wie das Training gelaufen war, und was der Coach ihm gesagt hatte. „Dieser Coach sollte froh sein, für jeden neuen Spieler“, beschwerte sich Alicia. „Die Truppe, die momentan auf dem Platz steht, hat bisher nicht viel gerissen. Unsere Abwehr könnte wirklich einen guten Spieler brauchen.“ „Wer sagt, dass ich gut bin, Alicia?“ Das Mädchen strahlte ihn an und erklärte: „Ich glaube an dich.“ Christian drückte sie und fragte dann: „Feuerst du mich auch kräftig an, falls ich irgendwann doch zum Einsatz kommen sollte?“ „Nur dich“, versprach das Mädchen. „Das wollte ich hören.“ Er musterte Alicia forschend, so als warte er auf etwas Bestimmtes. Dann meinte er leichthin: „Und was gibt es sonst noch Interessantes?“ „Du meinst, außer dass ich heiß in dich verliebt bin?“ Christian lächelte unwillkürlich. „Ja, außer dieser Tatsache.“ Alicia lächelte unbefangen und erklärte: „Nichts, das der Rede wert wäre. Außer, dass mein Vater nächste Woche, von Mittwoch bis Freitag, für drei Tage in Metropolis sein wird um neue Geräte für die Farm anzuschaffen. Endlich kann er sie sich leisten. Er will dieses Jahr noch ein Feld mehr bestellen, welches seit zehn Jahren brach liegt, um den Ertrag der Farm etwas zu steigern.“ „Und wie kommst du dann zur Schule?“ „Samantha nimmt mich in den drei Tagen mit“, erklärte Alicia und wich dabei dem fragenden Blick de Jungen aus. Ein seltsames Gefühl überkam Christian mit einem Mal. Ablenkend fragte er: „Was hältst du von einem Spaziergang? Hier drin wird es mir etwas zu warm.“ Das Mädchen nickte und sie machten sich auf den Weg. Draußen hatte bereits die Dämmerung eingesetzt, als sie, Hand in Hand, die Straße hinunter schritten. Erst nach einer ganzen Weile ergriff Christian das Wort und fragte: „Warum hast du nicht mich gefragt? Ich hätte dich gerne mit der Maschine von Zuhause abgeholt, und nach der Schule wieder zurück gebracht. Das hätte sich angeboten, wo wir zudem Nachbarn sind.“ „Als mir das einfiel hatte ich bereits Samantha zugesagt“, antwortete Alicia ausweichend. Sie blickte ihn dabei nur flüchtig von der Seite an. Stärker als bereits zuvor breitete sich in Christian das Gefühl aus, dass irgend etwas nicht stimmte. Er blickte Alicia von der Seite an und fragte dann geradeheraus: „Was ist denn los, Alicia? Und warum hast du mir verschwiegen, dass du am nächsten Samstag Geburtstag hast? Ich verstehe das nicht so recht.“ Fast erschrocken blickte Alicia den Jungen an. „Clark erzählte davon“, fuhr Christian fort, als Alicia keine Anstalten machte sich dazu zu äußern. „Er ging wohl davon aus, ich wüsste davon. Hör zu, falls es deswegen sein sollte, dass du deinen Geburtstag nicht groß feiern willst, dann verstehe ich das. Ich hätte es nur sehr gerne gewusst, Alicia.“ Beschämt blickte das Mädchen zu Christian, der bei diesem Blick zu ahnen begann, dass er nicht auf der richtigen Fährte war. Alicia wand sich, bevor sie leise sagte: „Doch, ich gebe eine kleine Feier, aber...“ Ungläubig starrte Christian Alicia an. Zu ungeheuerlich war die logische Schlussfolgerung aus diesen Worten. Dann fragte er fassungslos: „Du willst mich nicht dabei haben? Aber warum...?“ Fast flehend blickte Alicia zu Christian. „Chris, ich... ich hatte Angst, dass du mir etwas zum Geburtstag kaufen wirst. Und dass ich dabei nicht mithalten kann, wenn du dann Geburtstag hast. Du und deine Familie – ihr denkt da bestimmt in ganz anderen Dimensionen und ich...“ „Hör auf damit, Alicia!“ Das Gesicht des Jungen drückte Unwillen aus und seine Augen funkelten in einem hellen Feuer. „Ich habe dir bereits erklärt, dass weder ich, noch mein Vater die Menschen danach bewerten, was sie besitzen, oder danach beurteilen, was sie sind oder welche Hautfarbe sie haben, sondern nur danach, wer sie sind. Dass du immer wieder damit anfängst ist sehr verletzend, denn damit tust du uns Unrecht.“ Alicia wich seinem Blick schuldbewusst aus. „Ich glaube dir, wenn du das sagst, aber bist du sicher, dass dein Vater ein schwarzes, ärmliches Mädchen vom Land wirklich akzeptieren würde?“ Zorn loderte in Christians Augen auf, als er seltsam kühl antwortete: „Jetzt mach aber einen Punkt, Alicia. Und um deine Frage zu beantworten: Ich bin vollkommen sicher, dass er dich mögen wird. Erst heute Vormittag habe ich über eine sichere Leitung mit meinem Vater telefoniert. Dabei habe ich ihm ausführlich von dir erzählt. Seine Reaktion darauf war, dass er sich für mich gefreut hat, mir viel Glück wünschte, und die Absicht äußerte, dich irgendwann kennenlernen zu wollen. So ist mein Vater, Alicia.“ Das Mädchen blieb stehen und blickte Christian bittend an. Ihre Augen schimmerten feucht, als sie fast flüsternd sagte: „Ich bin so ein Dummkopf. Aber ich habe einfach Angst, dass... ich meine...“ Christian ließ ihre Hand los und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Eindringlich versicherte er: „Alicia, du bist das Mädchen, in das ich verliebt bin, und zwar bis über beide Ohren. Aber ich möchte mich deswegen nicht permanent dafür entschuldigen müssen, dass meine Familie reich ist. Und ich möchte auch nicht jedesmal überlegen müssen, ob ich dich vielleicht auf einen Kaffee einladen darf, oder ob das vielleicht falsch ankommt. Und ich möchte nicht, dass du jedesmal gleich das Aschenputtel heraushängen lässt.“ Tränen rannen über Alicias Wangen. Als Christian sie ganz vorsichtig weg küsste, klammerte sich Alicia eng an ihn und flüsterte: „Bitte verzeih mir. Ich habe mich wohl ziemlich dämlich aufgeführt?“ „Sehr richtig“, erwiderte Christian aus vollem Herzen. Dann küsste er Alicia schnell, bevor sie darauf eingehen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)