Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Furu (*für Jackieth* (Kenji und Ichiro, die Erste!)) ================================================================================ Kapitel 1: Böse Träume ---------------------- Also das ist eine Story, die ich für Jackieth geschrieben habe. Sie handelt von meinen beiden erfundenen Charas Kenji und Ichiro, die einige von euch aus Like Chocolate noch kennen. Erstmals bekommen eigene Figuren von mir ein eigenes Leben. Seid also nicht zu streng mit mir! *smile* Böse Träume Kenji kam spät heim wie an jedem Abend in der vergangenen Woche. Er steckte seinen Schlüssel ins Schloss und versuchte beim Aufsperren so wenig Lärm wie möglich zu machen aus Angst er könne Ichiro wecken. Er öffnete die Tür und trat ein. Aus dem Wohnzimmer fiel ein schwaches unbeständiges Licht in den Flur. Der Fernseher musste laufen. Kenji folgte dem Flimmern und fand seinen Freund schlafend auf dem Sofa. Seine Hand ergriff die Fernbedienung und er schaltete den Apparat aus. Danach hob er Ichiro hoch und trug ihn durch die dunkle Wohnung, die er auswendig kannte ins Schlafzimmer. Er legte den schlafenden Körper auf das Bett und begann damit sich auszuziehen. Kurze Zeit später lag Kenji neben Ichiro und ihm fiel auf, dass der Schlaf seines Geliebten sehr unruhig war. "Wenn ich nur wüsste, was dich bewegt mein Herz!" flüsterte der Schwarzhaarige. Kenji versuchte einzuschlafen und er war kaum eingeschlafen als Ichiro neben ihm hochschreckte. Kenji fragte verschlafen: "Hast du schlechte geträumt?" Sein Freund sah sich desorientiert um, seine Augen waren weit aufgerissen und erst als er Kenjis Stimme vernahm entspannte sich sein Körper. Er ließ sich zurück in seine Kissen sinken und seufzte: "Ja böse Erinnerungen." Kenji war nun wieder richtig wach. Er drehte sich zu Ichiro und blickte in dessen tiefgrüne Augen. Das fahle Mondlicht spiegelte sich darin und ließ sie fast schon gespenstisch erscheinen. Auch auf Ichiros Haar hinterließ es dieses Gespenstische. Eine ganze Weile betrachtete Kenji seinen Freund und strich ihm schließlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ichiro ergriff Kenjis Hand und küsste zärtlich die Innenfläche. Endlich zog Kenji Ichiro an sich und umarmte ihn. Dann fragte er: "Willst du darüber reden?" Ichiro seufzte, dachte kurz darüber nach und sagte dann: "Ich habe von Josh geträumt." Kenjis Miene verfinsterte sich. Er sagte: "Josh? War das sein Name?" Ichiro nickte. Kenji wusste nicht viel über Ichiros Vergangenheit, denn dieser sprach nicht darüber. Ichiro pflegte zu sagen: "Vergangen ist vergangen!" Der Braunhaarige löste Kenjis Umarmung und stand auf. Er ging zur Balkontür und öffnete sie. Der Nachtwind fuhr über Ichiros Körper und durch sein Haar. Ichiro trug nur Boxershorts und er sah einfach atemberaubend aus. Sein schlanker und zierlicher Körper von dem Kenji jeden Zentimeter kannte war wunderschön. Kenji setzte sich auf und betrachtete Ichiro, der sich nun umgedreht hatte, weiter. Kenjis Augen fuhren über die schmalen Schultern, die geschmeidige Brust, den flachen Bauch, die schmalen Lenden und er begann zu lächeln. Dieser Junge war nicht nur hübsch, er war einem Gott gleich. Kenji war Ichiros makellose Schönheit schon früher, als sie noch beide an der selben Schule waren, aufgefallen. Ichiro war damals im Schwimmteam und als Kenji erinnerte sich an seinen ersten Anblick. Kenji war gerade von der sechsten Privatschule geflogen und besuchte diese Schule als er am Pool der Schule vorbeikam und Ichiro gerade aus dem Wasser stieg. Das Wasser perlte damals an seinem durchtrainierten Körper ab und er trug nichts als diese knappe dunkelblaue Badehose. Er war damals viel gebräunter als jetzt. Kenji fiel dies seit langem zum ersten Mal wieder auf. Doch die Blässe nahm ihm nichts von dieser verführerischen Schönheit. Noch immer stand Ichiro am offenen Fenster. Mit einem lasziven Gang kam Ichiro zum Bett. Er setzte sich neben Kenji und dieser begann sanft den nackten Hals und die Schultern des Freundes zu liebkosen. Ichiro entzog sich ihm und sagte: Ich will es dir erzählen. Urplötzlich ließ Kenji von ihm ab. Er sah seinen Freund an, lächelte und ließ sich in die Kissen zurücksinken. Ichiro ließ sich neben ihn sinken. Kenji umschloss Ichiro und wartete darauf, dass sich dieser ihm offenbarte. Ichiro schmiegte sich an seinen Geliebten und meinte dann: "Alles fing an als ich 16 Jahre alt war. Ich war naiv, jung, unschuldig und aufgeschlossen. Hinano, Seita und ich waren oft gemeinsam mit unserer Clique unterwegs. Wir kamen in jeden Club. Altersbeschränkungen wurden meist einfach übergangen. Für jeden Club ist es gut junge hippe Leute auf der Tanzfläche zu haben. Eines Abends gingen wir in einen Club. Ich kann mich nicht mehr an den Namen erinnern. Die anderen feierten, aber ich hatte keine Lust. Es war der Abend des Tages an dem ich daheim rausgeflogen war. Ich ging zur Toilette und weinte auf einer Toilettenschüssel sitzend als ich Josh zum ersten Mal sah. Er hatte blondes Haar, eisblaue Augen, breite Schultern und weiße Haut. Er trug einen weißen Anzug und ein hellblaues Hemd. Ich erinnere mich an diesen Anblick als wäre es erst gestern gewesen. Ich sah natürlich, dass er mindestens 10 Jahre älter war als ich und ich dachte mir auch nichts dabei, aber ich sagte verheult: >Hallo!< Er erwiderte in Japanisch mit amerikanischem Akzent: >Hallo.< Ich wusch mir die Hände und wollte eben gehen als er sagte: >Ich habe dich beobachtet. Du bist anders als deine Freunde. Keine Lust zu feiern?< Ich sagte ich wäre müde und er erwiderte: >Ich habe da was, was dir helfen könnte. Vitamine.< Mit diesen Worten hielt er mir einige Pillen hin. Er lächelte und ich dachte jemand der so charmant lächelt wird mir nichts böses wollen. Dann fragte ich: >Was willst du dafür?< Er grinste und antwortete: >Einen Kuss und ein Lächeln.< Ich war sicher, dass es Vitamine waren, denn sonst hätte er doch bestimmt mehr als einen Kuss gewollt. Ich willigte ein. Er schob mich in eine der Kabinen, schloss die Tür, drückte mich gegen die Wand und küsste mich auf den Mund. Ich fand es schön und öffnete den Mund und er verstand das Zeichen. Sein Kuss wurde deutlich fordernder und ich spürte seine Hände überall. Mir war heiß und obwohl ich es wollte seufzte ich: >Nein bitte nicht! Nicht hier!< Er ließ von mir ab, gab mir eine der Pillen und eine Visitenkarte mit den Worten: >Komm zu mir, wenn du mal irgendwas brauchst.< Ich nahm die Tablette und danach feierte ich die Party meines Lebens. In den nächsten Nächten hielt ich in allen Clubs nach ihm Ausschau, aber ich fand ihn nirgends, doch ich wollte nicht ohne die Tabletten sein. Wenn ich sie nahm ging es mir gut. Ich konnte tanzen bis in den Morgen, wurde nicht müde und hatte blendende Laune. Also beschloss ich zu dem Hotel zu gehen um Joshua aufzusuchen. Das tat ich dann auch. Er war nicht überrascht über meinen Besuch und bat mich herein. Ich erklärte ich brauche mehr Vitamine und ich hätte aber nur wenig Geld. Er lacht und winkte ab. Ich saß auf einem Sessel und meine Blicke folgten jeder seiner Bewegungen. Er griff in seine Jackentasche und zog eine kleine Dose heraus in der sich die Pillen befanden. Er stand auf, kam zu mir und fragt: >Findest du mich attraktiv?< Ich bejahte, aber es war als hörte ich die Frage gar nicht. Ich starrte auf die kleine Dose und hätte zu allem ja gesagt. Ich griff nach der Dose, aber er sagte: >Du verstehst doch, dass du auch was dafür bieten musst, oder?< Natürlich verstand ich nicht sofort was er meinte, doch er begann seine Hose zu öffnen und sagte: >Wenn du es tust, bekommst du es?< Ich fand es nicht schlimm, denn ich fand ihn körperlich unheimlich attraktiv. Wir gingen weiter und weiter, ich nahm 2 Kapseln und als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich nackt in seinen Armen und er hielt mich fest umschlossen. Seine starken Arme gaben mir ein Gefühl der Geborgenheit. Ich hatte die letzten Nächte bei Freunden übernachtet und wie ich da so in seinen starken Armen lag fragte ich: >Kann ich bei dir bleiben? Wie heißt du eigentlich?< Er antwortete: >Joshua Archer. Und wie heißt du? Du musst wissen ich wohn nicht oft mit Leuten zusammen, deren Namen ich nicht kenne.< Ich sagte: >Mein Name ist Ichiro Nakayama, aber meine Freunde nennen mich Chiro!< Er erwiderte: >Freut mich dich kennen zu lernen Chiro, du kannst bleiben, solang du willst.<" Ichiro machte eine lange Pause und Kenji meinte: "Er hat deine Situation schändlich ausgenutzt." Ichiro schüttelte den Kopf und sagte weiter: "Es wirkt vielleicht so, aber in der nächsten Zeit in der ich bei ihm wohnte rührte er mich nicht an. Ich liebte ihn. Er war anders als alle, die ich je kannte. Wir gingen ins Theater, in teure Restaurants und er machte mir Geschenke. Und ich hörte ihm zu und bewunderte ihn. Wir wurden ein Paar, er war so zärtlich und begehrte mich mehr als alles andere. Auch ich liebte ihn, es störte mich nicht. Eines Abends waren wir aus und Josh nahm vor meinen Augen Kokain. Er bot es mir wie selbstverständlich an und ebenso meinen Freunden. Alle nahmen was also nahm ich auch. Ich verfiel den Drogen immer mehr und auch ihm. Ich hörte damals mit dem Leistungssport auf, denn beim Schwimmen hätte ich weder die Spuren der Drogen noch die, die er hinterließ verstecken können. Ich machte alles mit, denn ich liebte Josh über alles. Die Wochen und Monate des exzessiven Lebens vergingen und ich für meinen Teil hatte mich an Josh gewöhnt. Ich konnte nicht anders als ihn zu lieben." Tränen liefen über Ichiros Gesicht. Kenji wischte sie ab und er sprach mit seiner wundervollen tiefen Stimme: "Du musst nicht weiter sprechen." Ichiro erwiderte: "Doch ich will, dass du alles weißt." Dann erzählte er: "Jedenfalls kam irgendwann die Zeit in der Joshua seine Arbeit beendet hatte und wieder heimkehren musste. Er sagte: >Ich fliege morgen ab. Lass uns noch einmal Spaß haben!< Ich war wütend, außer mir: >War ich ein Spaß für dich. Eine nette Bekanntschaft und nichts weiter?< Er meinte kalt: >Ja, was dachtest du denn Kleiner? Dachtest du ich nähme dich mit? Hast du geglaubt, dass ich dich liebe? Das habe ich nie gesagt.< Das war wahr. Ich habe von meinen auf seine Gefühle geschlossen. Ich schlug ihn und sagte ihm, dass ich gehen würde und dass er es sich doch selbst machen solle. Naja er ließ mich nicht gehen. Er verging sich an mir und das erste Mal war ich dagegen, aber ich liebte ihn trotzdem. Ich bettelte zunächst er solle aufhören, aber dann erregte es mich zu sehr. Er wusste genau was ich brauchte. Ich flehte ihn während wir es taten an zu bleiben und dann versuchte ich ihn mit Sex zum bleiben zu zwingen. Ich dachte damals, dass nur ich ihm das bieten könnte. Wie dumm ich war. Als ich am nächsten Morgen erwachte war er weg und nur ein kleines Köfferchen voll mit verschiedenen Drogen war da. Ich verließ das Hotel und lief in die Schule. Ich trank, schluckte ein paar Tabletten und dann kam mir der Gedanke, dass ich sterben wollte. Ich weinte. Ich war wütend, verzweifelt, verletzt und ein verdammter Junkie. Ich nahm eine Spritze aus dem Köfferchen. Josh hatte mir immer die Spritze gegeben, ich habe ihm beim Vorbereiten zugesehen. Er sagte, dass er mir neue Sphären zeigen könnte und so war es auch. Wenn ich high war, war alles schöner und besser, sogar der Sex. Naja damals in der Toilette setzte ich mir also die Spritze und das nächste an das ich mich erinnern kann ist, dass ich im Krankenhaus aufgewacht bin und du an meinem Bett gesessen hast." Ichiro stand auf und fragte leise: "Willst du auch nen Kaffee?" Kenji nickte und während Ichiro seelenruhig Kaffee kochte versuchte Kenji das eben Erfahrene zu erfassen. Ichiro kam zurück, reichte Kenji eine Tasse Kaffee schwarz und mit zwei Löffel Zucker, wie Kenji es immer trank und sagte: "Wie hast du mich damals gefunden? Mir fällt auf, dass ich das gar nicht weiß." Ichiro setzte sich und Kenji sagte: "Strafarbeit. Ich sollte die Toilette putzen, weil ich beim Rauchen auf der Toilette erwischt wurde. Ich hatte eben angefangen als mir auffiel, dass eine der Kabinen besetzt war. Ich klopfte und niemand antwortete. Also beschloss ich von der Nachbarkabine aus in deine zu sehen und dann sah ich dich da liegen. Ich habe dich erst gar nicht erkannt, weil du so anders aussahst als beim ersten Mal als ich dich gesehen hab. Du warst blass, dein Gesicht eingefallen und du hattest dunkle Ränder um die Augen. Ich brach die Tür auf, hob dich hoch. Mein Gott du warst leicht wie eine Feder." Ichiro fragte grinsend: "Heißt das ich bin fett geworden?" Kenji lächelte und meinte: "Quatsch, aber als ich dich hochhob warst du für mich eher ne Puppe als ein lebender Mensch. Ich rief den Krankenwagen und fuhr mit ins Krankenhaus. Im Krankenwagen fand ich den Zettel." Ichiro fragte: "Zettel?" Kenji nahm seinen Geldbeutel hervor und zog einen kleinen knittrigen Zettel heraus, diesen reichte er Ichiro. Dieser las ihn und errötete: "Mein Gott wie theatralisch." Kenji erwiderte: "Spätestens da war es um mich geschehen." Als Ichiro in dieser Nacht wieder neben Kenji lag fragte er: "Habe ich dir je gedankt?" Kenji antwortete: "Wofür?" Ichiro erwiderte: "Dass du mich nicht verlassen hast?" Kenji fragte mit hochgezogenen Augenbrauen: "Verlassen?" Ichiro entgegnete ernst: "Ich erinnere mich an den Entzug nur wie an einen Alptraum. Es war grauenvoll. Ich habe die ganze Zeit gekotzt und du warst da. Du bist ein guter Kerl. Nicht viele hätten es mit mir ausgehalten. Ich kann nicht wirklich unterhaltsam gewesen sein. Und außerdem hast du mich nie angerührt, wenn ich down war." Kenji erklärte: "Das war doch nicht deine Schuld. Der Entzug ist immer schwer und ich wollte dir helfen. Es tat mir immer unheimlich weh, wenn du dich vor Entzugsschmerzen gekrümmt hast. Du warst jedes Mal wenn ich in die Klinik kam ein Stück dünner und wirktest unheimlich zerbrechlich. Dann ganz plötzlich warst du draußen aus dem Tief und ich nahm dich mit nach Hause. Du hast nichts gesagt und ich habe mich um dich gekümmert. Das war das erste Mal, dass ich mich um jemand so gekümmert habe und ich habe damals beschlossen dieses Medizinstudium anzustreben. In den letzten Paar Monaten des Schuljahres habe ich gelernt wie ein Irrer, weil ich dir versprochen hab meine Aufnahmeprüfung für die Uni zu schaffen." Ichiro fragte: "Du hast dich meinetwegen so angestrengt?" Kenji nickte und sagte: "Ich wollte, dass du auf mich stolz sein kannst." Er lächelte und Ichiro traten Tränen in die Augen. Er rief: "Ich bin so stolz auf dich wie man es nur sein kann und das wäre ich auch, wenn du n Schwachkopf wärst." Seine schlanken Arme schlangen sich um Kenjis Hals und er überhäufte seinen Freund mit Küssen. Danach schliefen beide müde ein. Ichiro erwachte am nächsten Tag vor Kenji und ging unter die Dusche, danach in die Arbeit. Kenji stand erst mittags auf und kam nur langsam in Schwung. Er saß am Tisch, rauchte eine Zigarette, trank seinen ersten Kaffee und las Zeitung als es plötzlich klingelte. Verschlafen öffnete er die Tür einen Spalt breit und ein Mädchen stand davor. Er sah sie an und fragte: "Kann ich dir helfen?" Das Mädchen war um die 20 Jahre alt, hatte braunes schulterlanges Haar und grüne Augen. Sie trug eine dunkle Hose und ein weißes T-Shirt. Sie sagte: "Mein Name ist Midori Nakayama. Ich würde gerne Ichiro sprechen." Kenji betrachtete sie einen Augenblick und meinte dann: "Der ist in der Arbeit." Sie sah enttäuscht aus und nuschelte: "Hm dann kann man wohl nichts machen." Kenji entgegnete: "Willst du vielleicht warten?" Er trat zur Seite und die Fremde trat ein und folgte Kenji in die Küche. Kenji bot ihr einen Kaffee an und sie antwortete: "Nein danke ich trinke nur Milchkaffee, wenn ich überhaupt mal Kaffee trinke." Kenji lächelte und erwiderte: "Ichiro ist genauso, aber er hat sich dran gewöhnt normalen Kaffee mit viel Milch und Zucker zu trinken. Aber um die Ecke gibt es n kleines Café wo man Milchkaffee bekommen kann." Das Mädchen sagte: "Nein nicht nötig, mach dir keine Umstände. Trinkt Chiro immer noch so viel Saft?" Kenji nickte. "Fühl dich wie zu Hause." Midori ging zum Kühlschrank und im Kühlschrank standen vier verschiedene Säfte. Der Kühlschrank war voll und mit sehr ausgewogenen Dingen gefüllt. Das lag allerdings nicht an Kenji, denn obwohl er Medizin studiert und genau weiß, wie man sich ernähren soll, schleppte er irgendwie immer das falsche an. Daher besorgte Ichiro die Einkäufe seit geraumer Zeit. Midori sah sich suchend um und Kenji meinte: "Gläser sind im Schrank über der Spüle." Sie nahm eines und füllte es mit dunklen Traubensaft. Kenji sah sie angewidert an und sagte grinsend: "Jetzt steht fest, dass du mit Ichiro verwandt bist." Sie setzte sich wieder hin und meinte: "Bist du Chiros Freund? Schwimmt er eigentlich noch?" "Mein Name ist Kenji Fujiwara und ja ich bin Ichiros Freund. Schwimmen? Nein nicht mehr?" Er nippte an seinem Kaffee und meinte weiter: "Warum haben deine Eltern Ichiro verstoßen?" Midori stellte ihr Glas ab und sagte nachdem sie sich eine Zigarette anzündete: "Chiro war immer ihr Liebling. Er gewann schon als er noch jung war Preise. Du kennst ihn. Er zieht jeden in seinen Bann und niemand kann ihm lang böse sein. Unsere Familie ist nicht besonders traditionell oder so, aber dass Ichiro nicht 'normal' ist versetzte Mutter und Vater einen herben Schlag. Unser Vater war sehr streng mit Ichiro, er trainierte ihn und ich glaube er wollte einfach nicht akzeptieren, dass Ichiro ihn enttäuschte. Die beiden hatten einen heftigen Streit und Vater rief er wolle ihn nie wieder sehen. Ichiro stürmte in sein Zimmer, griff ein paar Sachen und als er das Haus verließ sah ich, dass seine Lippe blutete. Vater war wohl recht grob. Seit jenem Tag erwähnten wir Chiro einfach nicht mehr. Für mich war es nicht leicht, denn ich liebe meinen Bruder. Ich denke er sollte tun, was ihm sein Herz befiehlt. Wenn er dich liebt, dann liebt er dich eben. Ich muss sagen, dass er einen guten Geschmack hat." Sie lächelte ihn an und irgendwie erinnerte ihn ihr Lächeln an Ichiro. Kenji meinte: "Entschuldige mich bitte einen Moment." Er ging und als er kurze Zeit später zurückkam hatte er seine Boxershorts und das schlotternde T-Shirt gegen eine Jeans und ein rotes enger anliegendes Shirt getauscht. Außerdem sah er gekämmt nicht mehr so verschlafen aus. Er hatte sich gerade niedergelassen als die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Ichiros Stimme erklang: "Ich hab früher Schluss gemacht. Ist es dir recht, wenn ich heute Tempura mache Schatz?" Kenji rief: "Natürlich!" Ichiro trat nun in die Küche ein und erblickte seine Schwester. Er starrte sie an, dann ließ er seine Tasche mit den Einkäufen fallen und rief: "Midori-chan? Was machst du denn hier?" Seine Schwester sprang auf und fiel ihrem Bruder um den Hals. Sie antwortete: "Ich musste dich sehen." Sie weinte fast und Kenji kam sich unheimlich fehl am Platz vor. Er kannte diese Herzlichkeit von seiner eigenen Familie nicht. Nachdem Ichiro seine Schwester wieder losgelassen hatte sagte er: "Das ist meine ältere Schwester Midori!" Ichiros Stimme klang stolz und er wandte sich an seine Schwester: "Wissen Mama und Papa, dass du hier bist?" Sie schüttelte den Kopf und ihr Blick wurde traurig als sie sagte: "Vater ist tot. Er starb ca. 2 Monate nachdem du weggegangen bist und obwohl ich Mama bekniete es dich doch wissen zu lassen weigerte sie sich. Sie glaubt..." Ihre Stimme brach ab und Ichiro vervollständigte ihren Satz: "Sie glaubt, dass ich schuld bin." Midori nickte. Ichiro wandte sich um und begann die Zutaten, welche er für das Tempura besorgt hatte auszupacken. Kenji sah an seiner Körperhaltung, dass es ihm nicht gut ging, denn egal wie gleichgültig Ichiro tat wenn es um seine Familie ging Kenji sah seine wahren Gefühle. Kenji sagte nichts, doch Midori sah auf die Uhr und meinte: "Ich muss los, denn ich muss noch ins Restaurant." Ichiro nickte und dann sagte er: "Es war so schön dich wieder zu sehen, versprich mir, dass du mal wieder vorbei schaust!" Sie nickte und verabschiedete sich dann von Kenji und Ichiro. Jetzt brachen die Gefühle aus Ichiro heraus und er heulte los. Kenji ging zu ihm rüber und nahm ihn in den Arm. Er strich ihm über den Kopf und meinte: "Du trägst auf keinen Fall die Schuld daran." Ichiro vergrub sein Gesicht in Kenjis Shirt und schluchzte laut. Erst nach einer Weile begann er sich zu beruhigen. Aber er zitterte. Kenji trug ihn ins Bett und legte sich zu ihm. Ichiro schlief vollkommen erschöpft ein und Kenji ging später in die Arbeit. Er hinterließ seinem Freund allerdings einen Zettel, obwohl er nicht damit rechnete, dass Ichiro in dieser Nacht noch einmal aufwachen würde. Er hatte mit seiner Vermutung recht, denn als er früh am Morgen von seiner Nachtschicht zurückkehrte fand er Ichiro noch immer schlafend. Es war erneut ein unruhiger Schlaf. Ichiro schwitzte und wälzte sich hin und her. Auch dieses Mal plagten ihn böse Träume! Kapitel 2: Du kannst nicht davonlaufen -------------------------------------- Du kannst nicht davonlaufen! Als Kenji an diesem Abend endlich daheim war saß er eine Weile im Wohnzimmer und dachte nach, während er von der Dunkelheit umhüllt ein Glas Brandy trank. Normalerweise mochte er Brandy nicht. Von diesem süßen Zeug wurde ihm schlecht, aber er hatte die Flasche in Gedanken versunken gewählt und eigentlich trank er ja auch nicht. Er saß da und starrte das Glas in seiner Hand einfach nur an. Momentan war ihm als könne er Ichiro nicht mehr beschützen. Vielleicht hatte er auch einfach nur Angst Ichiro an seine Familie zu verlieren. Für diesen Egoismus hasste er sich. Plötzlich schlangen sich Ichiros schlanke Arme um Kenjis Oberkörper. Während er sich an Kenji schmiegte fragte Ichiro: Was machst du hier? Kannst du nicht schlafen? Es ist ungesund, wenn man wenig schläft. Kenji erwiderte: Ich denke nur nach. Sein Freund nahm ihm das Brandyglas aus der Hand, nippte daran und stellte es auf den Tisch. Dann fragte er: Worüber? Kenji seufzte und antwortete dann widerwillig: Über meine Familie. Weißt du in unserer Familie bedeutet man sich nicht viel. Wir sind durch das Blut miteinander verwandt und einige teilen durchaus die Ansichten und Interessen, aber im Endeffekt ist es nichts anderes als ein Konzern. Entweder man ordnet sich unter oder man wird gefeuert. Jedesmal wenn ich glücklich war mit einem Jungen, wurde dieser Zustand beendet. Man bot meinen Freunden Geld, damit sie mich verließen oder übte sonstwie Druck auf sie aus. Ich war sehr wütend, aber ich wehrte mich nicht. Vielleicht weil ich insgeheim wusste, dass meine Beziehung zu jener Person es nicht wert war, vielleicht weil ich Angst hatte. In meiner Familie hörte ich nie den Satz oder gar . Bevor ich dich traf wusste ich gar nicht, was Liebe ist. Es macht mich unheimlich sauer, dass die Menschen, die es doch eigentlich freuen müsste, wenn ich glücklich bin, mir dauernd Steine in den Weg legen. Ich wollte nie so werden wie meine Familie? Heute stellte ich mit Erschrecken fest, dass ich meinerseits genau zu dem geworden bin, was ich verabscheue. Dein Vater ist tot und als ich sah, wie glücklich du mit deiner Schwester warst, da wollte ich nur noch, dass sie verschwindet. Ich hatte Angst, dass deine Mutter und deine Schwester dich bitten, dass du zu ihnen ziehst und dass du sie mir vorziehst. Ich will dich nicht verlieren, aber deswegen sollte ich mir doch nicht wünschen, dass du deine Familie genauso hasst wie ich meine. Eine Träne rann Kenji über die Wange. Er konnte nicht in Ichiros Gesicht, geschweige denn in diese tiefen grünen Augen, sehen. Ichiro nahm löste seine Umarmung und sagte: Ich kann dich verstehen, aber du solltest eigentlich wissen, dass ich niemanden so liebe wie dich! Ich liebe meine Schwester, das ist wahr, aber doch ganz anders als dich. Sie war nicht da als es mir schlecht ging, sondern du. Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich wieder ein gutes Verhältnis zu Midori und Mama bekäme, aber ich würde nie von hier wegziehen. Das einzige was ich mir wünsche ist jeden Abend neben dir einzuschlafen und auch jeden Morgen neben dir aufzuwachen. Danach setzte er sich auf Kenjis Schoß, strich ihm durch das lange schwarze Haar und begann zärtlich ihn zu küssen. Kenji erwiderte den Kuss und strich mit seinen Händen über Ichiros Rücken. Ichiro hauchte zärtlich: Ich liebe dich Ken! Kenji entgegnete: Ich liebe dich auch mein Herz. In dieser Nacht war an Schlaf fürs Erste nicht mehr zu denken. Erst früh am Morgen schliefen beide total erschöpft auf dem Sofa ein. Als Ichiro von seinem Wecker geweckt wurde lag er in Kenjis starken Armen. Für einen Moment wollte er einfach so liegen bleiben, aber er konnte sich keinen Fehltag leisten. Er schmiegte sich noch einmal fest an seinen Geliebten ehe er dann aufstand und unter die Dusche ging und sich fertig für die Arbeit machte. Er versuchte so leise wie irgend möglich zu sein während er sich sein Frühstück machte um Kenji nicht zu wecken. Kurz bevor er das Haus verließ kam er zum Sofa, küsste Kenji auf den Mund und flüsterte: Wir sehen uns später Süßer! Ich muss in die Arbeit. Ichiro trug einen schwarzen Rollkragenpulli aus dünnem Stoff, eine schwarze Hose und schwarze Schuhe. Kenji schlief bis zum späten Vormittag. Er kam nur langsam in die Gänge, aber er musste einfach raus, denn heute war ein wichtiges Seminar, das er nicht schwänzen durfte, wenn er die Klausur schaffen wollte. Er aß eine Fertigsuppe zu Mittag, denn da Ichiro arbeitete musste er sich selbst versorgen und Kenji war froh, wenn er etwas fand, das auch er problemlos hinbekam. Plötzlich klingelte es und er ging mit seiner Suppe in der Hand um die Tür zu öffnen. Er vermutete es wäre sein Kommilitone Ryû, der ihn abholen wollte, aber zu Kenjis Überraschung stand da Midori mit einer ihm fremden Frau. Er sagte: Ichiro ist in der Arbeit. Midori räusperte sich und die Frau meinte: Sie sind also der junge Mann mit dem mein Sohn zusammenlebt? Kenji nickte. Die beiden Frauen traten in die Wohnung ein und Frau Nakayama sah kritisch in Kenjis Schüssel. Sie nahm sie ihm aus der Hand und goss den Inhalt in den Ausguss. Sie sagte: Sie sollten sowas nicht essen, das ist alles chemisch und sehr ungesund. Sie öffnete den Kühlschrank als wäre es ihr eigener und sagte lächelnd: Das ist Ichiros Handschrift. Midori schneid mir die Karotten und die Zwiebeln klein. Sie nahm den Tofu und begann mit der Zubereitung, während ihre Tochter den ihr zugewiesenen Auftrag erfüllte. Keine zehn Minuten später hielt Kenji ein leckeres, nahrhaftes Gericht in Händen. Er sagte: Danke. Danach probierte er und es schmeckte ihm sehr. Die Frau ihm gegenüber war klein, zierlich, hatte dunkelbraunes hochgestecktes Haar und braune Augen. Sie war mittleren Alters und wirkte sehr milde. Kenji vermutete, dass sie zu jenen Menschen gehörte, die nie laut wurden. Eben jene Frau sagte nun: Du bist genau die Sorte Mann, die ich mir für meine Tochter wünschte. Klug, gutaussehend und scheinbar auch nicht ganz arm. Du musst wissen, dass ich nur hergekommen bin um zu sehen wie mein Sohn lebt. Ich liebe Chiro. Er war immer mein kleiner Liebling. Mein Mann und ich haben ihm früher viele Freiheiten geboten, die Midori nicht hatte. Ich war keine gute Mutter. Midori erwiderte: Das stimmt doch nicht. Du bist zu streng mit dir. Kenji meinte ernst: Wieso ließen sie zu, dass ihr Gatte Ichiro aus dem Haus jagte, wenn sie ihn so sehr geliebt haben. Der Junge ist allein durch die Hölle gegangen und wäre fast gestorben. Ich verstehe nicht, wie Ichiro sie noch lieben kann. Er hat nach all der Zeit noch immer ein Bild von seiner Familie im Nachtisch liegen. Frau Nakayama starrte ihn an und sagte: Fast gestorben? Ich hatte keine Ahnung. Kenji stand auf, schlug mit den Händen auf den Tisch und erwiderte: Genau sie haben keine Ahnung. Ichiro hat viel durchgemacht und plötzlich kommen sie und Midori und verwirren den Jungen. Hören sie gut zu! Ich lasse nicht zu, dass sie ihm wieder weh tun. In diesem Moment klingelt es. Kenji sah zur Uhr und meinte: Ich muss in die Uni, sie müssen jetzt leider gehen. Dann ging er und öffnete die Tür. Davor stand Ryû, ein kleiner zierlicher blonder Junge mit rundem Gesicht und braunen Augen. Er sagte: Bist du fertig Kenji? Kenji nickte und antwortete: Ich gehe nur meine Unterlagen holen. Frau Nakayama und Midori verabschiedeten sich und Kenji sagte: Wenn ich ihnen einen Rat geben darf. Reden sie mit ihrem Sohn. Er liebt sie und es tut ihm weh, dass sie in verstoßen haben. Ich kann ihn nicht unbedingt verstehen, aber ich will, dass er glücklich ist. Ichiros Mutter nickte und dann verließen alle die Wohnung. Als Ichiro am späten Nachmittag heimkam begann er zunächst damit die Küche aufzuräumen. Er konnte nicht fassen, dass Kenji sich was richtiges gekocht hatte. Als er die Sachen gespült hatte und alles wieder sauber war, nahm er sich ein Glas und Saft und setzte sich ins Wohnzimmer auf die Couch. Da saß er noch als Kenji aus der Uni kam. Kenji ließ sich neben ihn fallen und fragte: Was ist mit dir? Ichiro betrachtete seinen Verlobungsring, den ihm Kenji geschenkt hatte und dann sagte er: Glaubst du man sollte einen Beruf machen, der nicht das ist, wovon man immer geträumt hat? Kenji sagte nachdenklich: Naja man kann oft nicht das tun, was man gerne machen würde und man muss einfach manchmal auch Kompromisse eingehen, aber generell bin ich davon überzeugt, dass man versuchen sollte seine Träume zu verwirklichen. Warum fragst du? Ichiro kuschelte sich an Kenji und meinte: Mein Traum war es immer ein Restaurant zu haben, so wie meine Eltern. Ein Restaurant in das jeder gerne kommt und in dem es immer lustig zugeht. Ich habe früher immer im Lokal meiner Eltern mitgeholfen und es gab für mich nichts schöneres. Ich weiß nicht warum mir das jetzt wieder einfällt, vielleicht hat mir Vaters Tod gezeigt, dass man nicht unendlich Zeit hat um zu tun was man will. Ich bin nur Verkäufer geworden, weil es meinen Fähigkeiten gelegen kommt. Es war einfach etwas, was mir leicht fiel. Ich will es aber nicht unbedingt mein Leben lang tun. Kenji sagte: Dann musst du darüber nachdenken, ob du vielleicht was anderes machen willst. Wie wäre es mit einer Lehre als Koch? Übrigens? Ichiro nickte und sah danach zu Kenji und fragte: Was? Ken du wolltest doch noch etwas sagen? Kenji fuhr fort: Deine Schwester war wieder da und deine Mutter war auch dabei. Ichiro starrte Kenji mit weit offenem Mund an. Sein Mund war trocken und er bekam gerade so heraus: Mama war hier? Was wollte sie? Kenji sagte mit gewohnt ruhiger Stimme: Sie wollte sehen wie ihr Liebling lebt und mich beäugen! Noch immer sah Ichiro seinen Freund an als verstünde er ihn nicht. Kenji sprach: Ich glaube sie macht sich große Gedanken deinetwegen. Vielleicht solltest du mit ihr reden. Wenigstens einer von uns sollte mit seiner Familie gut auskommen und ich glaube, dass deine Chancen da größer sind als meine. Ichiro nickte. In dieser Nacht schlief erstmals nicht Ichiro schlecht. Dieses Mal war es Kenji der an Alpträumen litt. Kenji träumte davon wie es in seiner Kindheit war. Er hatte keine schlechte Kindheit, besonders materiell gesehen bekam er immer was er wollte. Er hatte jegliche Freiheit, weil er der einzige Sohn des mächtigen Keigo Fujiwara, den Leiter eines Bankenimperiums, ist. Sein Vater ist ein Finanzgenie und er wollte immer das beste für seinen Sohn. Doch diese strenge Erziehung arbeitete falsch. Kenji träumte: Er war damals vielleicht sechs Jahre alt und schenkte seinem Vater zum Geburtstag ein selbst zusammengebautes Modellflugzeug. Es gab einen Schnitt und Kenji, nun 15jährig, fand sich ebenfalls im Haus seiner Eltern wieder. Es war der Tag an dem er sich erstmals gegen seinen Vater auflehnte. Sein Vater brüllte: Du wirst dieses Mädchen heiraten! Kenji schrie: Niemals Vater! Ich mag keine Mädchen. Ich bin homosexuell. Das lässt sich nunmal nicht ändern. Der ältere ergriff den Haarschopf des Jungen und zerrte ihn daran durch die Gegend. Er sagte: Wie kannst du es wagen mir zu widersprechen. Er stieß seinen Sohn zu Boden und ließ eines der Haarbüschel nicht rechtzeitig los, so dass er es noch in der Hand hatte als sein Sohn zu Boden ging. Kenji lief eine Blutspur über das Gesicht und er heulte vor Schmerz als er ausstieß: Ich hasse dich Vater. Sein Vater erwiderte mit eiskaltem Blick: Dein gutes Recht, solang du in meinem Haus lebst wirst du tun was ich dir sage! Dann kam seine Mutter hinzu und sah eben noch wie ihr Mann ihrem Sohn ins Gesicht schlug so dass dieser eine aufgeplatzte Lippe zurückbehielt. Kenji erwachte abrupt aus seinem Traum. Er saß kerzengerade im Bett und fuhr nun mit der Hand an seine Stirn. Er hatte eine Narbe wo ihm das Haarbüschel ausgerissen worden war, doch man sah sie nicht, da er ja wieder Haare dort hatte, die es versteckten. Erschöpft sank er zurück in die Kissen. Der nächste Tag war ein Samstag und Ichiro hatte frei. Er fragte kurz nach dem Aufstehen: Willst du mich begleiten, wenn ich zu meiner Mutter ins Restaurant gehe? Kenji nickte. Er war froh, dass ihn Ichiro mitnahm. Sie gingen also direkt nach dem Frühstück los. Ichiro trug erneut schwarz, während Kenji eine graue Hose und ein blaues Shirt trug. Ichiro führte Kenji zu einem kleinen netten Restaurant in einer kleineren Seitenstraße. Sie klopften und traten ein. Midori rief: Wir haben noch geschlossen. Ichiro rief: Auch für die Familie? Seine Schwester kam aus der Küche, sie war ganz in weiß gekleidet und rief: Was macht ihr denn hier? Das ist eine Überraschung. Setzt euch! Wollt ihr was trinken. Sie sprang auf und rief: Mama Chiro ist da! Die Mutter kam die Treppe herunter, sah ihren Sohn und dann Kenji an und umarmte Chiro schließlich. Sie sagte: Es tut mir alles so leid mein Junge. Ich hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. Ich weiß nicht ob du mir je vergeben kannst, aber du muss eins wissen: Dein Vater und ich haben dich immer geliebt. Wir haben natürlich viele Fehler gemacht, aber auch Eltern sind nun einmal einfach nur Menschen. Ichiro löste die Umarmung ergriff Kenjis Hand und meinte: Ich weiß nicht ob es etwas gibt, was ich dir vergeben muss. Ich glaube, dass es mein Schicksal war und ohne diese Ereignisse hätte ich Ken nie kennengelernt. Ichiro sah Kenji verliebt an und Midori sagte grinsend: Ihr seid ja soooooooo goldig! Frau Nakayama rief in die Küche: Sakura bitte bring mir doch ein fünf Schalen Tiramisu! Kenji fragte: Ihr habt hier Tiramisu auf der Karte? Ichiro nickte und er antwortete: Wir haben eine multikulturelle Karte. Heute ist italienischer Tag. Ein blasses kleines Mädchen mit schwarzem Haar, zu zwei Zöpfen geflochten, und ebenso pechschwarzen Augen trug auf einem Tablett den süßen Nachtisch herein. Sie sah Ichiro und lächelte. Dann rief Ichiro: Sakura arbeitet hier? Midori meinte: Ja sie wollte es unbedingt, aber das muss ich ja nicht verstehen. Ichiro nahm die Kleine in den Arm und sagte: Ich verstehe sie. Ich weiß wie es ist. Dann sagte er zu Sakura: Süße, das ist mein Freund Kenji. Er wird mal ein Arzt sein! Sakura nickte. Dann meinte er zu Kenji: Das ist Sakura, sie ist unsere Nachbarin. Leider ist sie von Geburt an stumm, aber ein ausgesprochen aufgewecktes Mädchen. Kenji sagte in Gebärdensprache: Hallo Sakura! Freut mich dich kennen zu lernen. Sakura erwiderte es in gleicher Weise. Ichiro sagte: Du steckst echt voller Überraschungen. Dann sagte Ichiros Mutter plötzlich: Was du unbedingt wissen solltest: Dein Vater hat dir das Restaurant hinterlassen. Ichiro starrte sie an und rief: Mir? Warum nicht Midori? Midori fiel ihm ins Wort: Weil ich es so wollte. Verstehst du ich habe diese Lehre gemacht, aber dabei festgestellt, dass es einfach nicht meine Welt ist. In der Hinsicht bin ich nicht wie du oder unsere Eltern. Ihr alle liebt es zu kochen. Ich weiß nicht, wo mein Weg mich mal hinführt, aber ich will definitiv nicht so weitermachen. Man muss versuchen das zu tun, was einen glücklich macht. Plötzlich tat sich die Tür auf und ein großer blonder Mann trat ein. Ichiro und Kenji saßen mit dem Rücken zur Tür, doch als der Mann sagte: Werte Frau Nakayama! Wir haben miteinander telefoniert. Ichiro sprang auf, drehte sich um und sagte in einem seltsamen tonlosen Stimmfall: Joshua! Kenji sah den Fremden an, dann seinen Freund und wieder zu dem Fremden. Ichiro ballte eine Faust und hatte scheinbar Mühe die Contenance zu halten. Er sagte leise: Verlass sofort dieses Haus! Doch Joshua machte keinerlei Anstalt zu gehen. Er trat ein und kam auf Ichiro zu. Dann sagte er: Chiro bist blass geworden, aber schön wie eh und je. Er lächelte und streckte seine Hand aus um Ichiros Wange zu streicheln, doch Kenji, der sich nun ebenfalls erhoben hatte sagte ruhig: Wagen Sie es ja nicht ihn anzurühren. Und nennen sie ihn nicht mehr Chiro. Er heißt ICHIRO! Joshua betrachtete Kenji, der nun neben Ichiro stand und fragte lachend: Wer bist du? Kenji stellte sich zwischen Ichiro und Joshua und sagte: Mein Name ist Kenji Fujiwara und ich bin sein Verlobter. Dann drehte sich Kenji um und küsste Ichiro demonstrativ. Er steckte ihm die Zunge rein und zog Ichiro fest an sich. Anschließend drehte er sich zu Joshua um und meinte: Falls sie es noch nicht geschnallt haben: Er will Sie nicht hier haben. Gehen Sie! Doch Ichiros Mutter sagte: So einfach ist das nicht. Mister Archer hat die Hypothek übernommen. Somit hat er das Recht hier zu sein! Ichiro drängelte sich an Kenji vorbei und sagte keuchend: Ich muss raus hier. Ich kann keine Sekunde länger mit ihm im selben Raum sein. Er rannte regelrecht aus dem Restaurant und Kenji folgte ihm. Es begann zu regnen, doch Ichiro lief unaufhörlich weiter. Er wollte nur eines: So schnell wie möglich, so weit wie irgend möglich weg von Joshua Archer. Kenji holte ihn ein und ergriff seine Hand. Er blieb stehen und schließlich auch Ichiro. Er weinte, der Regen prasselte auf die beiden nieder und Ichiro fragte: Warum holt mich die Vergangenheit immer dann ein, wenn ich langsam das Gefühl habe alles wieder in den Griff zu bekommen? Ihre Klamotten klebten an ihren Körpern und Kenji sagte: Ich weiß es nicht. Kapitel 3: Das Ende ------------------- Das Ende Kenji und Ichiro standen einige Minuten regungslos da und schließlich meinte Kenji: "Lass uns heimgehen." Er zog seinen Freund hinter sich her. Daheim verfiel Ichiro in Lethargie. Kenji kümmerte sich um alles, doch er kochte nicht. Er hatte keinen Appetit und auch Ichiro machte nicht den Eindruck als sterbe er gleich vor Hunger. Schweigend saßen die beiden einfach so da und kurz bevor das Telefon klingelte sagte Ichiro: "Ich werde mein Restaurant nicht kampflos aufgeben. Mein Vater hat es mir vermacht. Ich werde mein Erbe mit allen Mitteln vor ihm verteidigen. Koste es was es wolle." Kenji nickte. Als das Telefon klingelte sprang Ichiro auf und ging dran. Er sagte: "Nakayama! Woher hast du diese Nummer? Wie kannst du es wagen hier anzurufen? Macht dir das so großen Spaß mich leiden zu sehen? Natürlich du wolltest mein Restaurant nur vor dem Ruin bewahren. Wer es glaubt!" Er schnaubte verächtlich. Dann sagte er erstaunt: "Was? Du willst dich mit mir treffen? Morgen? Ja ich weiß es noch!? Meinetwegen ich komme hin." Dann knallte er ohne sich zu verabschieden den Hörer auf die Gabel. Kenji wusste nicht ob es ihn mehr schockte wie schnell Ichiro diesen Stimmungswechsel vollzogen hatte oder dass er sich scheinbar mit Joshua treffen würde. Er starrte seinen Freund einen Moment mit offenem Mund an und meinte dann: "Ich weiß ja nicht, ob das eine allzu gute Idee ist. Was wenn er dich unter Drogen setzt oder so?" Ichiro schüttelte den Kopf und erwiderte: "Dazu wird es auf keinen Fall kommen. Ich gehe nur hin um mein Restaurant zurück zu bekommen. Ich war der Erfüllung meines Traums vom eigenen Gasthaus noch nie so nah. Das wird mir dieser Kerl auf keinen Fall wegnehmen." In Ichiros Augen leuchtete der Kampfgeist auf und Kenji wusste, dass es in diesem Zustand keinen Sinn hatte mit ihm zu reden. Am nächsten Tag musste Kenji zu einer Vorlesung und Ichiro ging um Joshua aufzusuchen. Kenji ging gedankenverloren seinen Weg, doch plötzlich änderte er die Richtung. Er ging nicht in die Universität, er ging zum Haus seiner Eltern. Der Butler öffnete ihm die Tür und sah regelrecht geschockt aus als er meinte: "Master Kenji was kann ich für sie tun?" Kenji antwortete: "Ich möchte gerne mit meinem Großvater sprechen." Er trat ein und folgte dem Bediensteten zu den Räumlichkeiten, die sein Großvater bewohnte. Der alte Mann mit den grauen Haaren sprang auf, warf dabei fast das Go-spiel um, vor welchem er stundenlang zu verweilen pflegte und rief mit einer dunklen, dröhnenden Stimme: "Ken! Enkelsohn! Welch eine Freude dich mal wieder hier zu sehen!" Er umarmte seinen Enkel herzlich und sagte: "Amano bringen Sie Tee!" Der angesprochene Butler nickte und verließ den Raum. Kenji nahm seinem Opa gegenüber Platz und der Alte fragte: "Also Junge, was führt dich her?" Kenji erwidere: "Also es geht darum, dass ich dringend Geld benötige. Ich kann Vater nicht darum bitten, aber es wäre doch möglich, dass du es mir leihst. Nächstes Jahr wird mir Vater meinen Pflichterbteil auszahlen, aber diese Sache kann nicht bis dahin warten!" Sein Großvater nickte von Zeit zu Zeit und machte: "Hm du bist dir ja ziemlich sicher, dass Keigo dich enterbt. Wem außer dir sollte er denn seinen ganzen Reichtum hinterlassen. Du weißt genau, dass er den Rest der Familie für Schmarotzer und noch größere Taugenichtse als dich hält. Er bezahlt dir doch auch noch immer dein Studium. Ich bin davon überzeugt, dass dich dein Vater noch immer liebt, auch wenn du ihn mit deiner sexuellen Gesinnung ganz schön überrascht und verärgert hast." Kenji ergriff das Wort: "Er hasst mich dafür, dass ich anders als er bin. Es ist kaum zu glauben, dass durch ihn nur ein Tropfen deines Blutes fließt." Sein Großvater lachte laut und er meinte: "Ja ich weiß, aber dein Vater war nicht immer so. Weißt du als er in deinem Alter war, war er ein richtiger kleiner Rebell." Plötzlich tat sich die Tür auf und Keigo Fujwara stand in der Tür. Währenddessen war Ichiro bei Joshua im Hotel angelangt. Joshua nahm sein Frühstück zu sich, bot Ichiro einen Platz an und meinte: "Möchtest du auch etwas essen Chiro?" Dabei sah er ihn mit seinen strahlenden blauen Augen an. Ichiro schüttelte den Kopf und sprach: "Ich stehe gern." Er lehnte sich gegen eine Wand und meinte: "Was bezweckst du damit mir mein Lokal weg zu nehmen?" Joshua lachte auf und entgegnete: "Ich habe kein Interesse an deiner dummen kleinen Gaststätte. Sie ist nur das Mittel zum Zweck!" Ichiro sah in an und fragte: "Mittel zu welchem Zweck?" Sein Gesprächspartner antwortete: "Du bist noch genauso naiv und unschuldig wie früher. Was hätte ich wohl für einen Zweck mich in dein Lokal einzukaufen? Ich will dass du mir was dafür bietest. Damit meine ich natürlich nicht Geld. Davon habe ich genug. Ich will dich noch einmal!" Ichiro sah ihn wütend an und meinte: "Es geht dir nur darum? Nur um Sex?" Joshua rief: "Bingo! Ich wünschte auch ich wäre kreativer, aber leider ist es nun einmal so. Du schenkst mir eine Nacht mit dir in der ich mit dir anstellen darf, was ich will und dafür bekommst du dein Restaurant zurück!" Er grinste und biss ein großes Stück von seinem Brötchen mit Marmelade ab. Ichiro sagte monoton: "Das ist alles. Eine Nacht!" Dann verfiel er in Schweigen ehe er sagte: "Unter zwei Bedingungen: Wir regeln das jetzt sofort und Kenji erfährt nichts davon!" Joshua stand auf und reichte ihm die Hand mit der Floskel: "Abgemacht!" Ichiro schlug ein. Dann nahmen beide Platz und Joshua nahm die Urkunde, welche ihm bescheinigte, dass er Anteile am Familienbetrieb der Nakayamas besaß heraus und setzte statt seinem Namen den von Ichiro ein. Dann rief er über das Hoteltelefon einen Pagen und beauftragte diesen damit das Schriftstück zum Notar zu bringen und dann wieder zu ihm zu bringen nachdem es abgeändert sei. Ichiro meinte als der Page das Zimmer verlassen hatte: "Kann ich Ken anrufen?" Joshua nickte und Ichiro hinterließ seinem Lebensgefährten eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, dass er heute nicht heimkäme. Sein letzter Satz war: "Ich liebe dich egal was geschieht!" Keigo Fujiwara sah seinen Sohn hochmütig an und sprach: "Es stimmt also. Die Bediensteten haben es mir schon gesagt, aber ich wollte es ja nicht glauben. Was willst du hier Junge? Vater du weißt, dass ich ihn nicht hier haben will. Hast du ihn etwa eingeladen?" Der Großvater tat als höre er schlecht und rief: "Was? Sohnemann du musst lauter sprechen, ich verstehe dich nicht!" Kenji musste sich das Grinsen verkneifen. Sein Großvater war ein alter schlauer Fuchs. Er hörte grundsätzlich nur was er hören wollte und tat auch ansonsten immer recht verwirrt. Dennoch nie so, dass man ihn für unzurechnungsfähig hielt. Alles war in Maßen. Dann sagte Kenji: "Nein er hat mich nicht eingeladen. Ich bin gekommen um ihn zu sehen. Im Gegensatz zu anderen hier hat er nämlich nicht beschlossen, dass er mich nicht mehr sehen will, nur weil ich schwul bin. Vor allen Dingen ist er nicht der Ansicht, dass ich es nur seinetwegen tue wie gewisse andere Menschen hier." Der ältere der beiden wandte sich um und war eben im Begriff den Raum zu verlassen als Kenji ihm nachrief: "Hörst du Vater? Es geht nicht immer nur um dich!" In der Zwischenzeit hatte der Page den neuen beglaubigten Vertrag vom Notar zurückgebracht und Joshua sagte als er ihn Ichiro überreichte sagte er: "Jetzt musst du deinen Teil der Abmachung erfüllen." Dann begann er damit sich auszuziehen und Ichiro tat es ihm gleich. Joshua ging auf Ichiro zu und meinte: "Wir werden genau wie früher viel Spaß haben. Es wird dir unvergesslich sein." Er küsste Ichiro und dessen Gedanken waren voll und ganz bei Ken. In Gedanken sagte sich Ichiro selbst: "Denk jetzt nicht an ihn. Er wird es verstehen." Sobald er die Augen schloss sah er Kenjis blaue Augen und der Gedanke an seinen Freund, den er wegen eines Restaurants betrog. Selbst wenn es sein größter Traum war, war er es wert die Liebe zu verraten? Ichiro lief eine Träne über das Gesicht, doch Joshua machte erbarmungslos weiter. Ichiro nahm am Geschehen wie in Trance teil. Jedes Mal, wenn er den Gipfel der Erregung erreichte rief er: "Ken!!!" Doch Joshua erwiderte: "Du denkst sogar jetzt während du hier bist an ihn. Ich werde dir jeden Gedanken an ihn nehmen und erst aufhören, wenn du nur noch mir gehörst. Du weißt, dass ich das schaffe." Ichiro nickte. Dann gab er sich erneut hin. Kenjis Großvater sagte zu seinem Enkel, nachdem sein Sohn den Raum verlassen hatte: "Hör gut zu Ken, dein Vater ist kein so schlechter Mensch wie du denkst. Er hatte es in seiner Kindheit nicht leicht. Ich war kein guter Vater für ihn, aber das merkte ich erst als ich sah, wie er mit dir umgeht. Er tut nichts anderes als meine Erziehung anzuwenden. Es ist echt ein Glück, dass du keine Kinder in die Welt setzt. Wenn es um erzieherische Fähigkeiten geht sind wir Fujiwaras echte Nieten. Und wegen des Geldes: Sag mir wieviel du brauchst und ich überweise es dir!" Kenji bedankte sich und meinte: "Ich muss los Großvater." Als er das Haus verließ ging er leichten Fußes zur U-Bahn-Station. Er machte sich auf den Weg in die Arbeit, denn in die Uni brauchte er jetzt auch nicht mehr gehen. Als Kenji am nach seiner Schicht im Krankenhaus nach Hause kam fand er die Wohnung leer vor. Er hörte den Anrufbeantworter ab und ging schließlich zu Bett. Der nächste Morgen war noch jung als Ichiro aus einem leichten Schlaf erwachte. Er fühlte sich schmutzig und als ihm klar wurde, wo er sich befand war ihm bewusst warum er so empfand. An ihm haftete noch immer Joshuas Geruch und ihm wurde fast übel davon. Er wälzte sich mühsam auf den Rücken und spürte, dass ihm einige Stellen seines Körpers außergewöhnlich schmerzten. Was hatte Joshua nur mit ihm angestellt. Irgendwie konnte er sich kaum erinnern. Noch nicht mal mehr daran ob er was genommen hatte. Doch anders war sein totalen Blackout eigentlich nicht zu erklären. Ichiro horchte mit geschlossenen Augen. Es war still. Er öffnete seine grünen Augen und das Licht der aufgehenden Sonne blendete ihn. Er setzte sich auf und sah, dass Joshua nicht da war. Auf dem Nachtisch standen zwei Gläser, scheinbar hatten sie Sekt getrunken, und daneben lag eine Streichholzpackung auf die eine Telefonnummer geschrieben war. Dazu die Anmerkung: "Wirst du vielleicht brauchen." Ichiro kannte die Nummer nicht. Er wählte die Nummer und wartete? das Freizeichen erklang und dann nahm jemand ab. Eine freundliche weibliche Stimme sagte: "Hilfetelefon für Aids, mein Name ist Kimura was kann ich für sie tun?" Ichiro sagte: "Verzeihung ich habe mich wohl verwählt." Dann legte er auf. Er starrte das Telefon an, dann die Nummer. Er war sich ganz sicher, dass er sich nicht verwählt hatte. Ihm wurde schlecht und er lief mit vor den Mund gepresster Hand ins Bad, beugte sich über die Toilettenschüssel und übergab sich. Danach spülte er sich den Mund aus. Mit wackligen Beinen stand er vor dem Spiegel und sagte zu seinem Spiegelbild: "Denk scharf nach Ichiro! Hat Josh ein Kondom benutzt?" Er versuchte im Kopf die Geschehnisse der letzten Nacht zu rekonstruieren, aber es gelang ihm nicht. Er suchte die Suite nach benutzten Kondomen ab und fand einige, doch das beruhigte ihn nicht im Mindesten. Sollte er sich so gerächt haben. Meinte er das damit, dass es unvergesslich für ihn werden würde. Erneut trat ihm Joshs Geruch in die Nase. Er musste diesen Gestank loswerden, darum ging er zuerst duschen. Er ging zurück ins Schlafzimmer und suchte seine Klamotten zusammen und als er an dem großen Spiegel im Flur vorbeiging fiel ihm auf, dass die letzte Nacht Spuren hinterlassen hatte, die er Kenji nicht anderweitig erklären konnte. Während er duschte, sich anschließend anzog und dann fluchtartig das Hotel verließ dachte er nur darüber nach wie er das Kenji beibringen sollte, denn es stand fest, dass er es ihm sagen musste. Noch auf dem Heimweg ging er beim Arzt vorbei und erklärte er wolle einen Aidstest machen lassen. Er bekam einen Termin zugewiesen, denn ein sofortiger Test hätte nichts gebracht. Dann ging er heim. Dort traf er auf Kenji. Er konnte Kenji nicht in die Augen sehen als er sagte: "Ich bin wieder da." Kenji seinerseits suchte Ichiros Blick und als er merkte, dass dieser es sorgfältig vermied ihn anzusehen wurde ihm klar, dass etwas nicht stimmte. Kenji sprach: "Ich kann das Geld für die Hypothek von meinem Großvater leihen." Ichiro fiel ihm ins Wort: "Nicht nötig, aber es ist lieb von dir. Ich habe das Problem selbst gelöst." Ken zog eine Augenbraue hoch und meinte: "Wie?" Ichiro antwortete nicht. Er ließ sich aufs Sofa fallen und schaltete das Fernsehgerät ein. Gerade liefen die Nachrichten und eine Stimme sagte: "Der Tote ist ein amerikanischer Geschäftsmann namens Joshua Archer, der Beziehungen zur Drogen- wie auch zur Homosexuellenszene unterhielt. Seine Leiche wurde heute morgen im Pool des Hotels gefunden. Fremdverschulden ist nicht ausgeschlossen." Ein Polizist, der interviewt wurde berichtete: "Die Angestellten des Hotels berichteten, dass er gestern in Begleitung eines Jungen gesehen wurde. Aufzeichnungen, die von der Überwachungskamera gemacht wurden zeigen die Person, die wir als Täter nicht ausschließen können sehr deutlich und wir werden unsere Ermittlungen auf diese Person ausweiten." Kenji sah Ichiro, welcher mit weit aufgerissenen Augen dasaß, von der Seite an und fragte: "Ichiro?" In diesem Moment klingelte es. Kenji ging und öffnete die Tür. Davor standen vier Männer, zwei davon in Uniform. Die beiden in zivil zeigten ihre Marken vor und einer der beiden sagte: "Wir möchten gerne mit Ichiro Nakayama sprechen." Kenji bat die Polizisten rein und führte sie ins Wohnzimmer. Der andere Zivilfahnder, dessen Haar an den Schläfen schon ergraut war sagte nun: "Wir müssen sie leider bieten uns aufs Polizeipräsidium zu begleiten." Ichiro nickte und ging ohne Widerworte mit. Auf dem Revier wurde er zur vergangenen Nacht befragt und langsam kehrten seine Erinnerungen auch zurück. Er beantwortete jede der ihm gestellten Fragen. Lange dauerte das Verhör und Ichiros Magen meldete sich lautstark zu Wort. Der ältere Polizist sagte zu seinem jüngeren Partner: "Bring ihm bitte was zu essen mit." Während Ichiro dann an einem Donut rumknabberte kam ein Uniformierter und sagte: "Der Autopsiebericht von Mr. Archer!" Er händigte dem Leiter der Ermittlungen eine Mappe aus. Dieser überflog die Texte und meinte: "Hm sehr interessant?" Ichiro rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her und fragte: "Was ist interessant?" Sein Gegenüber antwortete: "Ihr Freund?" Ichiro unterbrach ihn: "Er war nicht mein Freund!" Der Polizist fuhr fort: "Wie auch immer. Er war sehr betrunken. Es wurden 5 Promille nachgewiesen und auch Spuren von SY560 in seinem Blut nachgewiesen. In seiner Lunge fand man Wasser, was bedeutet, dass er einfach ertrunken ist. Die Wunde am Kopf stammt vom Beckenrand. Er ist also so am Becken vorbeigetorkelt und dabei ausgerutscht und reingefallen, wobei er sich den Kopf anstieß. Fremdverschulden konnte einwandfrei ausgeschlossen werden." Ichiro atmete erleichtert auf und dann fragte er: "Heißt das, dass ich nach Hause gehen kann?" Der Polizist lächelte und entgegnete: "Ja mein Junge, du solltest dir deine Freunde in Zukunft aber besser aussuchen." Sein Partner warf ein: "Er war doch nicht sein Freund." Der Ältere erwiderte: "Wie auch immer!" Ichiro nahm nun all seinen Mut zusammen und fragte mit zitternder Stimme: "Hatte Josh, äh ich meine Herr Archer Aids?" Die beiden Polizisten sahen ihn erstaunt an und der Jüngere begann irgendwelche Vorschriften zu zitieren, die es verbieten solche Informationen weiterzugeben. Sein Partner schaute derweil den Bericht durch. Dann blieb sein Blick an einer Stelle haften. Er sagte zu seinem Partner: "Ich kenne die Regeln, aber ich denke, dass es okay ist, wenn er es erfährt. Muss ja niemand erfahren oder?" Der Jüngere nickte und erwiderte: "Wie auch immer!" Zu Ichiro gewandt sagte der Inspektor: "Es wurde keine HIV-Infizierung vermerkt, das heißt nein! Dieser Mann war bis auf die Tatsache, dass er eben tot ist kerngesund." Ichiro umarmte erst den Älteren, dann den Jüngeren und rief: "Vielen Dank! Sie wissen ja gar nicht was das für mich bedeutet. Wissen sie was? Kommen sie doch mal in mein Restaurant. Geht auch aufs Haus." Die Männer nickten lachend. Dann geleiteten sie Ichiro aus dem Verhörzimmer und davor warteten schon Kenji und Midori. Die drei jungen Menschen gingen in Ichiros Restaurant und dort berichtete Ichiro Kenji erst einmal unter vier Augen, was geschehen war. Kenji hörte schweigend zu und als Ichiro fertig war entstand eine unangenehme Pause. Ichiro fragte schließlich: "Kannst du mir vergeben?" Nun war es Ichiro der Kenjis Blick suchte. Kenji sah sich um und dann meinte er lachend: "Natürlich, aber nur wenn du mir versprichst, dass du sowas nie wieder tust. Übrigens finde ich, dass dein Lokal eine Renovierung bitter nötig hätte." Ichiro nickte und sagte: "Naja aber sowas kann ich mir nicht leisten." Kenji zog Ichiro ganz nah an sich und er meinte: "Mach dir deswegen keine Gedanken mein Herz. Ich habe das Geld, welches mir Vater monatlich als Unterhalt überweist größtenteils gespart und dafür wird es reichen und wenn nicht leihe ich mir den Rest von Großvater." Ichiro umarmte Kenji und flüsterte: "Ich bin nicht sicher, ob ich dich verdiene. Du bist ein Engel." Doch Kenji erwiderte: "Ich weiß!" Nachdem Ichiros Kündigung im Kaufhaus unter Dach und Fach gebracht war und Kenji Semesterferien hatte wurden Handwerker bestellt und der Umbau des Restaurants in Angriff genommen. Kenji und Ichiro diskutierten beispielsweise lange über die Farbe der Fliesen auf den Toiletten und Ichiro setzte sich mit dem Argument: "Dieses blau erinnert mich an deine Augen!" durch. Aber Kenji setzte dafür seinen Willen bei der Anschaffung einer Karaoke-Maschine durch. Dabei hatte er tatkräftige Unterstützung von Midori: "Ach Chiro Karaoke macht so viel Spaß und es lockt auch junge Kundschaft an. Wir könnten einmal im Monat einen Karaokeabend machen." Ein neuer Koch und eine weitere Bedienung wurden eingestellt und schon bald feierte das Restaurant seine Wiedereröffnung! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)