Der Skorpion von Haruki_ ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 Jess‘ Pov Es versprach eine ruhige Nacht zu werden. Der Grossteil der Crew schlief bereits, Wellengang gab es kaum und eine leichte Brise kühlte mein Gesicht. Das Deck der Moby Dick war wie leer gefegt und schien noch riesiger zu sein als sonst. Das Mondlicht, welches durch die Leinen und hochgezogenen Segel auf das Holz unter meinen Füssen traf, gab der ganzen Szenerie sowohl etwas Romantisches als auch etwas Beängstigendes. Als ich endlich das Heck des Schiffes erreicht hatte, welches sich seit meiner Ankunft zu meinem Lieblingsplatz entwickelt hatte, setzte ich mich auf die sehr breit gebaute Reling, wo ich ganz und gar im Mondlicht sass, meine Beine an mich gezogen und mit beiden Armen umklammert, und lächelte. Dies erinnerte mich unwillkürlich an meinen letzten Abend auf der Baratie, vor fast 9 Monaten… …Die Nachricht meiner Aufnahme bei den Whitebeard Piraten hatte sich natürlich in meiner Crew verbreitet wie ein Lauffeuer. Kaum hatte Sanji mich aus seiner Umarmung entlassen, war ich entweder schon in der nächsten, oder jemand boxte mir anerkennend in die Schulter, um mir zu gratulieren. Der Captain selbst schien erleichtert zu sein, dass ich nun doch eine Crew gefunden hatte, welche auch mein Talent zu würdigen wusste. Während ich mich immer noch mit Glückwünschen auseinander setzte, trugen einige der Jungs, so schien es, den gesamten Alkohol der Vorratskammer auf. Wir feierten in dieser Küche bis tief in die Nacht hinein. Jedoch schon kurz nachdem die Party angefangen hatte, flüsterte ich Sanji zu, ich bräuchte ein wenig Zeit für mich alleine, worauf hin er verständnisvoll nickte und mit den anderen weiterfeierte. Wie immer nahm ich den Hinterausgang der Küche, um aufs Deck zu kommen, blieb jedoch nicht an meinem gewohnten Platz stehen, sondern machte mich geradewegs auf den Weg zum Krähennest. Da Whitebeard versichert hatte, dass seine Crew, von der Moby Dick aus, den Ausguck übernehmen würde diese Nacht, damit wir alle zusammen feiern konnten, befand sich ausnahmsweise niemand dort oben. Der wolkenlose Himmel erlaubte dem Mondlicht ungehindert alles zu beleuchten, was nicht von Leinen oder Segeln verdeckt wurde und liess sogar die Luft in einem mysteriösem blau schimmern. Das einzige Geräusch, das diese ruhige Nacht durchbrach, war das Gejohle meiner Crew in der Küche und das gelegentliche Knarren der Planken. Ich stellte mich, die Arme vor der Brust verschränkt, an den Rand des Krähennestes und besah mir den weiten Ozean, welchen ich von nun an tatsächlich bereisen würde. „Morgen früh legt ihr also ab?“, fragte eine sanfte Stimme hinter mir, während sich zugleich zwei Arme leicht von hinten um meinen Oberkörper schlossen und mich in eine sanfte Umarmung zogen. Ich verschränkte meine Finger mit denen der tätowierten Hand, welche auf meinem Unterarm ruhte, und lächelte. „Ich dachte ihr hättet abgelegt?“, fragte ich ein wenig verwundert. „Doch nicht ohne auf Wiedersehen zu sagen“, sagte er schlicht und legte sein Kinn auf meine linke Schulter. „Aber ich kann kein anderes Schiff als die Moby Dick erkennen“, fiel mir auf. Law gluckste und deutete mit seiner freien Hand an eine Anlegestelle, direkt unter uns. Sie war jedoch leer. „Siehst du, wo sich die Wellen ein ganz klein wenig brechen?“ Bei genauem Hinsehen war es deutlich zu erkennen. Das Wasser schien über etwas rüber zu fliessen. „Ist das etwa ein..?“ – „U-boot. Genau“. Law grinste stolz, drückte mich noch ein wenig fester an sich und lehnte seinen Kopf sanft gegen meinen. Wir schwiegen eine Weile, bis ich mir die Tattoos auf seiner Hand genauer betrachtete. „D.E.A.T.H.? Warum nennt man dich eigentlich „the surgeon of death“?“, fragte ich leicht verwundert über diesen Titel für einen so charmanten Kerl. Ein Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus, als er mich los liess und einen Schritt Abstand nahm. Ich drehte mich zu ihm um, als er gerade eine Hand hob: „Room“ Eine blau schimmernde Sphäre umgab uns und ein leichtes Gefühl der Hilfslosigkeit überkam mich. „Dieses Gefühl ist ganz normal. Keine Angst“, sagte Law, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Innerhalb dieses Kreises, ist es mir erlaubt, alles zu kontrollieren, wie ich es will. Ich zeige es dir. Shambles“, kaum hatte er dies gesagt hatten wir die Plätze getauscht. Er löste den Kreis auf und grinste: „Dies kann ich nicht nur mit ehm… ganzen Menschen tun, wenn du verstehst, was ich meine“, er warf einen kurzen Blick auf sein Schwert, „Dieser Kreis ist so was wie ein Operationstisch für mich“, erklärte er, darauf bedacht möglichst konkret zu sein. Ich war beeindruckt. Dies würde auch erklären, wie ich im Speisesaal plötzlich neben seinem Tisch landen konnte. Law kramte etwas aus seiner Hosentasche hervor und durchbrach meine Gedanken mit einem plötzlichen Kuss. Als er sich nach einer, mir viel zu kurz scheinenden Weile langsam von mir löste, hielt er etwas in seiner offenen Hand, knapp unterhalb meines Kinns. „In diesem Fläschchen ist eine Vivre Card. Also, falls du mich irgendwann einmal suchen solltest…“, er liess das Fläschchen langsam los, worauf hin es von einer fein gearbeiteten Halskette um meinen Hals baumele. Ich schloss meine Hand darum und nickte. „Danke“, sagte ich schlicht, nicht die richtigen Worte für diesen Moment findend. Law lächelte, nahm mein Gesicht in seine sanften Hände und sah mir direkt in die Augen. „Die Meere sind ziemlich weit, Rotschopf. Wer weiss, vielleicht vergisst du mich ja bald“ Ich lachte ein wenig. Natürlich, den Typen vergessen, der mir als erstes den Kopf verdreht hatte. „Du solltest jetzt zu deiner Crew zurückkehren“, sagte er, während er sich zum Gehen wandte. „Und vergiss nicht diese Bandage zu wechseln, Rotschopf!“, fügte er noch hinzu, bevor er mit einem Sprung vom Krähennest verschwand… Sich nähernde Schritte rissen mich aus meinen Erinnerungen und ich sah mich um. Jemand hatte wohl auch nicht schlafen können und vertrat sich nun die Beine an Deck. Schon von weitem erkannte ich den orangefarbenen Cowboyhut, welcher ohne jeden Zweifel zu keinem geringeren als Portgas D. Ace gehörte. Als er die drei Stufen elegant hochgestolpert kam und mich nicht zu bemerken schien, wusste ich, dass er eindeutig zu viel getrunken hatte. Ich unterdrückte ein Lachen, als er sich einige Meter von mir entfernt an die Reling klammerte und versuchte wieder Herr über sein Gleichgewicht zu werden. Tatsächlich war ich mir nicht ganz sicher, ob er mich einfach ignorierte, oder mich gar nicht erst wahrnahm. Ich beschloss sein Herumgetorkel zu ignorieren, wie er es seit meinem ersten Tag an Bord mit mir getan hatte… …Als ich am Morgen ein letztes Mal in die Küche runter ging, fand ich zu meiner Überraschung keine Menschenseele vor. Auch beim Betreten des Speisesaales hiess mich nur ein dunkler kalter Raum willkommen. Ich zuckte die Achseln und trat mit meinem geschulterten Rucksack durch die Haupttüre hinaus aufs Deck. Dort war tatsächlich meine gesamte Crew versammelt. Einige der Jungs hatten Tränen in den Augen, doch betonten immer wieder, sie litten unter Heuschnupfen. Als ich mir meinen Weg durch meine schluchzende Crew bahnte, erwartete mich Sanji, welcher mich drückte und mir viel Glück wünschte. „Wir werden uns irgendwo auf See wieder sehen“, sagte ich. „Da musst du wohl hier vorbeikommen“, lachte er und liess mich los. Zeff nickte mir nur väterlich lächelnd zu, während ich an ihm vorbei zu meiner neuen Crew ging. Vor dem Schiff drehte ich mich nochmals um und verneigte mich so tief ich konnte „Danke Captain! Danke für alles!“, und Tränen liefen über mein Gesicht. Whitebeard stand auf der Moby Dick, flankiert von seinen Divisionskommandanten – allen, bis auf Ace, wie mir auffiel, als ich es geschafft hatte mich von meiner alten Crew zu verabschieden. Mit einem breiten Lächeln rief er: „Komm an Bord, meine Tochter!“, worauf hin ich an Deck sprang. Der Kommandant der ersten Division, Marco, legte sofort einen Arm um meine Schulter: „Willkommen an Bord der Moby Dick!“, sagte er stolz und mit einem breiten Grinsen „Ich bin Marco“. Ich erwiderte das Lachen und stellte mich ihm als Jess vor, während ich kurz mit dem Ärmel meiner Jacke die Tränen abwischte. Als Whitebeard den Befehl zum Auslaufen gab und alle begannen auf ihre Posten zu gehen, blieb Marco mit mir auf der Reling stehen. „Du darfst mich alles fragen. Wann immer du ein Problem hast hier an Bord, komm zu mir“, bemerkte Marco. Ich nickte dankend und winkte meiner alten Crew zum Abschied. Anschliessend führte Marco, mich auf dem Schiff herum. Im Vorbeigehen grüssten mich meine neuen Crewmitglieder und stellten sich mir vor. Besonders vom Küchenteam war ich mehr als nur begeistert. Die Köchin, mit welcher ich von nun an zusammenarbeiten würde war so was wie die Mutter des Schiffes. Wann immer jemand Kummer zu haben schien, kam er zu ihr, um ihren Rat einzuholen. Ihr Name war Martha und kaum betrat ich ihre Küche, schloss sie mich in eine feste Umarmung. „Meine Güte, Kindchen! Hat dieser Flegel dich etwa schon belästigt?“, rief sie in einem ironischen Tonfall aus. Marco hob seine Hände in Unschuld und lachte. Martha setzte mich ab und gab mir die Hand, was mir etwas förmlich vorkam, zumal ich gerade an ihrer üppigen Brust beinahe erstickt wäre: „Ich bin Martha. Wir werden uns bestimmt gut verstehen“, sagte sie und fügte flüsternd hinzu „Und falls dich einer der Jungs hier an Bord ärgern sollte, kommst du zu mir und wir kochen was ganz Grässliches für ihn“. Marco setzte einen gespielt schockierten Blick auf: „Oh nein! Martha, das kannst du mir doch nicht antun! Ich zeige ihr doch nur das Schiff!“ und lachte. „Solange du ihr nicht mehr zeigst, Bursche!“, erwiderte Martha mit mahnender Miene und wandte sich wieder mir zu: „Los Kindchen geh nur. Heute brauchst du noch nicht zu arbeiten. Lass dir das Schiff zeigen, ruh dich aus und dann kommst du zu mir und ich zeige dir hier alles. Einverstanden?“. „Einverstanden“, erwiderte ich „Danke vielmals!“, rief ich im Hinausgehen und folgte Marco weiter durchs Schiff. Die nächsten zwei Stunden zeigte er mir die Aufenthaltsräume, den Speisesaal, die Waffenkammer, die Zellen, das Krähennest, kurz: das gesamte Schiff von vorn bis achtern. Als letztes zeigte er mir die Quartiere. „Also hier ist mein Zimmer, hier das von Izo, Thatch, Ace, und hier ist deins“, sagte er schliesslich, nachdem er mir bei beinahe jeder Türe gesagt hatte, wer dahinter hauste. Mir fiel jedoch gleich etwas auf: „Marco… warum ist mein Zimmer… ehm… hier?“ „Ach, das war das einzige freie Zimmer an Bord. Also abgesehen von den kleinen muffigen Kämmerchen. Aber wir dachten eine Frau wie du“, er unterdrückte ein Lachen, „hat ein besseres Zimmer verdient. Der Koch ist immerhin der Wichtigste Teil einer Crew“ „Ihr habt mir ein grösseres Zimmer gegeben, weil ich einen eurer Divisionskommandanten vermöbelt hab, stimmt’s?“, bemerkte ich und musterte Marco. „Ja, das stimmt. Keine Angst, die ganze Crew hat darüber abgestimmt und keiner war dagegen, dass du in diesem Quartier lebst. Auch wenn du kein Kommandant bist, hast du dir doch den nötigen Respekt der Crew verdient“, erklärte er mir. „Niemand war dagegen?“, ich hob stutzig eine Augenbraue „Wirklich niemand?“ „Wirklich niemand“, versicherte er mir mit einem kurzen Seitenblick auf die Tür zu Ace’s Zimmer. Dann öffnete er die Türe zu meinem Zimmer und liess mich zuerst eintreten. Es war riesig. Bestimmt doppelt so gross wie das, was ich auf der Baratie gehabt hatte. Sogar ein eigenes Badezimmer hatte ich. „So, ich lass dich dann mal alleine. Wir sehen uns zum Abendessen“, verabschiedete sich Marco und auf ein Nicken meinerseits schloss er die Türe beim Hinausgehen. Ich warf meinen Rucksack und meine Kleider in eine Ecke neben dem Bett und ging ins Bad um zu duschen. Das heisse Wasser tat gut und weckte meine Lebensgeister. Immerhin hatte ich letzte Nacht, vor Aufregung, kaum geschlafen, nach diesem abrupten Abschied von Law ganz zu schweigen. Ich umfasste das Fläschchen, welches sicher mit einem Korken verschlossen war und seufzte. Dann drehte ich das Wasser ab, wickelte ein Handtuch um meinen Körper und ging zurück ins Zimmer, wo ich meinen Rucksack mit einem Tritt aufs Bett beförderte, um besser darin herumwühlen zu können. In der Baratie hatte ich keine Verwendung für diese Kleider gehabt, da ich jeden Tag meine Küchenkleidung getragen hatte, aber jetzt.. Ich streifte mir ein Paar schwarze Shorts über, ausserdem ein grünes Top, welches bis kurz vor den Hosenbund reichte und eine Jeansbluse, welche ich vor der Brust in einem Knoten zusammenschnürte. Dann kämmte ich meine noch immer tropfnassen Haare und warf mich aufs Bett. So übel war es hier doch gar nicht, dachte ich und als ich nicht schlafen konnte, machte ich mich auf den Weg zur Küche. Das erste Mal seit langem trug ich mein Haar komplett offen. Da ich heute ja nicht zu kochen brauchte, würde es niemanden stören. So ging ich den Gang der Quartiere entlang und erinnerte mich, dass die Küche um die nächste Ecke sein musste. Oder war es die übernächste? Dieses Schiff war einfach zu gross. Ich bog um die Ecke und knallte sogleich gegen einen meiner neuen Crewmitglieder. Verblüfft schüttelte ich den Kopf. Der Aufprall war heftig gewesen. Mein Gegenüber war wohl ziemlich schnell unterwegs gewesen. „Oh alles in Ordnung? Das tut mir leid“, entschuldigte sich jemand, während ich mir meine rote Mähne aus dem Gesicht wischte. „Ach schon in Ordnung. Ich suche eigentlich die Küche, könntest du mir…“. Abrupt brach ich ab. Wir starrten uns an und ich erkannte mein Gegenüber als Portgas D. Ace. Er starrte mich eine Weile verwirrt an, wandte sich dann um und stapfte davon. Ich meinerseits blieb einen Moment perplex stehen und machte mich dann auf den Weg zu meinem ersten tröstenden Gespräch mit Martha… Bei dieser Erinnerung schüttelte ich den Kopf. Sollte er mich doch ignorieren. Es gab genug Menschen auf diesem Schiff, mit denen ich mich unterhalten konnte. Ich hüpfte von der Reling und ging schnurstracks an dem betrunkenen, sich an die Reling klammernden Ace vorbei. „Oooy! W-Warte!... J – schess.. warum geesht du schhhon?“, lallte Ace plötzlich los. Ich ignorierte ihn lachend und ging weiter. „Du hasst soooo hübsch ausgesheeehen im Monlisht..“ Die Augen verdrehend lief ich weiter. „J-J-schess, isch muss dir wass sagen, j-scheeeess“, fuhr er fort. „Du musst mir also plötzlich was sagen? Dir fällt aber früh ein mit mir zu reden“, antwortete ich trot-zig und wirbelte herum. Ace hatte es aufgegeben mit dem Gleichgewicht zu ringen und hatte sich hingehockt. Ich beschloss etwas näher zu gehen. „Ace? Alles in Ordnung?“, fragte ich vorsichtig und hockte mich vor ihm auf den Boden. Er schüttelte den Kopf wie ein kleines Kind und lallte: „Nicht is in Ordnung… Dasch ich disch ignoriere is nisch in Ornung…“, begann er und schüttelte weiterhin den Kopf: „Weisssu Schess… du bist wirklisch hübsch…besondersss.. wenn du die Haare so offen trägsht.“ Ich runzelte die Stirn. Wer war diese Person und was hatte sie mit Ace angestellt? „Ehm… Danke… glaub ich“, antwortete ich vorsichtig. „Und es tut mir…leid..Schess…. dass ich im Reschtaurant eingepennt bin.. du hattest gutes Rescht misch su verprügeln..“, stammelte er weiter. Ich schüttelte den Kopf und stand auf. „Danke Ace, aber eine nüchterne Entschuldigung wäre mir lieber“ „Neeeiiin! Warte Scheesss!“, rief er und streckte seine Arme nach mir aus wie ein Baby. „Shhhhht! Ace! Du wirst noch alle aufwecken!“, flüsterte ich nachdrücklich. Ace klammerte sich wieder an die Reling und rappelte sich auf, konnte jedoch offensichtlich keinen Schritt mehr gehen. Also legte ich seinen Arm um meine Schulter und meinen um seine Hüfte und schleifte, den vor sich hin lallenden Ace, mehr schlecht als recht, zu seinem Zimmer. Ich machte umständlich seine Tür auf, schleifte ihn hinein – sein Zimmer war genauso gross wie meines – und warf ihn aufs Bett. „Uuuh J-schess… Du hassst mich aufs Bett geworfen….uuuh was für ein bösches….“, er brach mitten in seinem Gelalle ab und schlief tief und fest. Wie er so dalag, schnarchend, den Kopf zur Seite gelegt, einige seiner pechschwarzen Haarsträhnen im Gesicht, sah er eigentlich ganz nett aus. Ungläubig den Kopf schüttelnd ging ich hinaus und schloss die Tür hinter mir. Morgen würde er so-wieso all das vergessen haben und mich weiterhin ignorieren. Es schien, als hätte ich mich gerade erst hingelegt, als um drei Uhr morgens mein Wecker klingelte und ich wie immer aufstand und meinen, nunmehr gewohnten Gang, zur Küche ging. Ich war für gewöhnlich immer die Erste, da ich immer noch die Routine der Baratie innehatte. Zu meinem Erstaunen sass jemand an der Anrichte, als ich das Licht anmachte. „Morgen…“, tönte eine bedrückte, heisere Stimme von einem Barhocker her, als sässe das Elend persönlich dort. „Ehm.. morgen. Was genau tust du hier, Ace?“, fragte ich, sehr verwundert darüber, dass er es überhaupt aus dem Bett geschafft hatte. Er tat mir fast schon leid, wie er so da sass, den ganzen Oberkörper flach auf die Anrichte gelegt und offenbar völlig erschöpft. Also erbarmte ich mich seiner und kochte ihm erst mal einen Kaffee, welchen ich ihm dann vor die Nase setzte. „Danke…“, sagte er müde, richtete sich etwas auf und trank einen Schluck. Ich begann damit, Zutaten für den Brotteig und eine Suppe herauszuholen und Ace gelegentlich Kaffee nachzufüllen. Wir sprachen lange kein Wort, bis Ace die Stille unterbrach. „Ich habe einen kleinen Bruder weisst du…“, begann er, den Blick auf den Kaffee in seiner Tasse gerichtet. Ich erwiderte nichts und schob die Brote fürs Frühstück in den Ofen. Dann wandte ich mich der Suppe zu. „Wir sind zusammen aufgewachsen und ich habe ihn immer vermöbelt“, ein leichtes Lächeln kam zum Vorschein und er nickte dankbar, als ich ihm wortlos Kaffee nachfüllte. Er sagte lange nichts mehr und ich schmeckte schliesslich die Suppe ab, gab noch einige Gewürze hinzu und füllte eine Schüssel damit. Die dampfende Schüssel stellte ich ebenfalls vor ihn hin: „Hier, hilft gegen Kater“, bemerkte ich knapp, jedoch konnte ich mir ein leicht mitleidiges Lächeln nicht verkneifen. Ace nickte dankbar und ass, während ich mir selbst auch einen Kaffee einschenkte und mich ihm gegenüber setzte, während ich auf die Brote wartete. „Dein Bruder also?“, fragte ich vorsichtig, worauf hin Ace eifrig nickte und runterschluckte. „Ja, sein Name ist Luffy. Er ist ein wenig langsam, aber ein netter Kerl“, erzählte er. Ich fragte mich, wo er damit hinwollte, aber als Schiffskoch war man wohl auch so was wie eine Art Therapeut. „Wir hatten einen Freund, Sabo, mit dem wir zusammen Banditen ausraubten und nach und nach einen Schatz zusammentrugen“, fuhr er fort. Als das Brot fertig war, holte ich das Blech aus dem Ofen und schob ein weiteres Blech nach. Dann brach ich eines der Brote auseinander, gab Ace die Hälfte und füllte die Schüssel nochmals auf, während er weiter redete. „Auf jeden Fall“, sagte er nach einer halben Stunde des Erzählens, „starb Sabo an dem Tag. Er hinterliess einen Brief für mich, in dem er mich bat auf unseren kleinen Bruder aufzupassen. Als Luffy davon hörte rannte er zur Küste, wo ich ihn im Gras liegend fand. Er weinte Wasserfälle, fasste den Entschluss, immer stärker und stärker und stärker zu werden, damit er niemals mehr jemanden verlieren musste“, inzwischen hatte er aufgehört zu essen und sah nachdenklich in die Suppe, „Das war der Moment, wo er mich bat, nicht zu sterben, was ich ihm dann auch versprach. Ich kann doch schliesslich nicht einfach meinen kleinen dämlichen Bruder alleine zurücklassen, nicht wahr?“, sagte er und sah mit einem Mal auf, sein Blick verriet, dass er diese Geschichte zuvor noch nie jemandem erzählt hatte. Ich nickte verständnisvoll, woraufhin er lächelte und seine Suppe weiter ass. „Wir fassten den Entschluss mit 17 Jahren die Insel zu verlassen, und unser Leben in völliger Freiheit zu leben. Wir entschlossen uns, ein Leben zu führen, ohne jemals etwas zu bereuen“. Ich lauschte aufmerksam. Bereute er womöglich doch schon etwas? Er war immerhin, schätzungsweise erst achtzehn. Ich schenkte mir nochmal Kaffee nach. „Die Sache ist die“, begann er erneut „Diese Crew hier ist meine Familie und mich mit dir nicht zu vertragen scheint mir ein Fehler zu sein“, er ass die letzten Bissen des Brotes und der Suppe und schob die Schüssel leicht von sich weg. „Ausserdem scheinst du kein übler Kerl zu sein“, schloss er und fügte leicht errötend hinzu: „Also ehm… natürlich Kerlin… Frau… Kameradin“ Ich nahm lachend die Schüssel vor ihm und wusch sie kurz ab. „Ist schon gut“, sagte ich schliesslich. „Ach ja und es tut mir übrigens leid, wie ich mich im Restaurant verhalten habe. Das war nicht gerade angemessen von mir“, sagte er noch immer etwas verlegen, kratzte sich den Hinterkopf und grinste breit. „Entschuldigung angenommen. Ich bin Jess“, sagte ich lachend und streckte ihm meine Hand hin. „Ace“, antwortete er und schlug ein „Was hast du da eigentlich gemacht?“, fragte er, den Blick auf meine bandagierte Hand gerichtet. Mit einem leichten Anflug von Wehmut blickte ich auf die Bandage, als wäre es diejenige von vor 9 Monaten. „Ach, nur geschnitten. Keine grosse Sache“ „Ach so. Na dann! Ich sollte mich vielleicht doch noch eine Stunde hinlegen. Danke fürs Essen!“, rief er im Hinausgehen. Leicht lächelnd den Kopf schüttelnd, trocknete ich die Schale ab und begann das Frühstück für die Crew zuzubereiten. Kaum hatte Ace den Raum verlassen kam Martha herein. Ein besorgter Blick zierte ihre harten Gesichtszüge. „Hat der dich etwa belästigt, Kindchen?“, sie zeigte mit dem Daumen in Richtung Türe, durch welche Ace gerade verschwunden war, „Ich habe gehört ihr seid nicht gerade auf einer Wellenlänge“, fragte sie, ihre Schürze umbindend. „Ach, Ace? Nein, nein. Wir haben nur etwas geplaudert“, beschwichtigte ich sie. „Ace? Geplaudert? Hm..“, Martha runzelte die Stirn „Worüber denn geplaudert?“, fragte sie plötzlich neckisch und gab mir mit ihrer massigen Hüfte einen Schubs. Ich lachte: „Nichts! Du weisst doch. Schiffsköche sind wie Therapeuten. Ich hab nur einem, mit seinem Kater kämpfenden, Ace zugehört“. Martha lachte. Offenbar hatte sie das auch schon erlebt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)