Das ist MEINE Katze! von Futuhiro ================================================================================ Kapitel 2: Wieso gehen die Mücken immer auf mich? ------------------------------------------------- Die junge Frau mit den brünetten Zöpfen lies das Magazin aus ihrer Pistole fallen, rammte ein neues in den Magazinschacht, zog den Schlitten an um durchzuladen, und steckte ihre nunmehr wieder einsatzfähige Knarre weg. „Aua, lass das!“, maulte sie dann tadelnd, als die Zombiekatze mit den Krallen herausangelte und den Stoff ihrer Jeanshose ins Innere der Transportbox zu zerren versuchte. „Komm, wir ziehen weiter, Süßer. Hier haben wir alles aufgeräumt.“ Sie schnappte die Transportbox am Henkel und wollte losspazieren. An sich war es erstaunlich, daß das bisschen Plastik dem Toben des wilden Tieres tatsächlich standhielt. „Hey, jetzt warte doch mal!“ John beeilte sich, zu ihr aufzuschließen. „Was ... Wo ...“ Er unterbrach sich selbst wieder, weil er gleich gar nicht wusste, welche Frage er zuerst stellen sollte. Er hatte einfach zuviele. Welche war wohl die wichtigste? „Du kämpfst ganz schön effektiv!“, meinte er als Zeitüberbrückung, bis er sich entschieden hatte. „Kann man von euch nicht behaupten. Ihr verschwendet Munition.“, gab sie nur etwas schnippisch zurück und marschierte weiter. John blieb ihr trotzig auf den Fersen. „Hast du eine militärische Ausbildung? Du scheinst gut klarzukommen!“ „Ich bin früher ganz gern mal auf dem Schießstand gewesen. Mehr nicht.“ „Und du ... du rennst tatsächlich mit diesem Monster-Viech da rum?“ „Lass meinen Kater in Ruhe!“, nörgelte sie wütend. „Das ist MEIN Kater, okay?“ „Schon gut, das sagtest du ja bereits.“, gab John beschwichtigend zurück. „Nun bleib doch mal stehen, bitte!“ Sie stellte genervt ihre Transportbox auf dem Boden ab, verschränkte die Arme und sah ihn wartend an. Aber immerhin, sie blieb stehen. „Wie heißt du überhaupt?“ „Du kannst mich Kira nennen. Und ja, ich bin allein unterwegs, und nein, ich werde nicht für euch den Bodyguard spielen. Ich komme sehr gut klar, weil ich nur für mich selber verantwortlich bin, und werde mir keine Gruppe von handverlesenen Vollidioten aufhalsen, auf die ich auch noch aufpassen muss.“ Der blonde Kerl seufzte ernüchtert. Die Kleine war offensichtlich wirklich so hart drauf wie man vermuten musste. „Du hast eine hohe Meinung von uns, wie ich sehe.“ „Ehrlich! Wie könnt ihr so bescheuert sein, den Haupteingang aufzubrechen, wenn ihr in ein Gebäude rein wollt, und die Tür dabei so zu beschädigen, daß sie nicht mehr zu schließen geht? Wollt ihr unbedingt sterben? Wenn man schonmal ein sicheres Gebäude findet, dann sucht man sich doch einen Weg hinein, auf dem die Zombies einem nicht folgen können!“, fand Kira ungehalten. „Ist das hier dein Versteck? Hast du das Gebäude so gesichert?“, hakte John nach. „Nein. Meine Katze ist euch hier rein gefolgt. Ich wollte nur vermeiden, daß sie euch was tut. Oder ihr meiner Katze.“ „Hör mal, wir haben mit unseren Pistolen ne Menge Krach gemacht. Sicher wimmelt es hier gleich von Zombies. Wir haben in der Nähe einen gut gesicherten Unterschlupf. Und die Sonne geht bald unter. Bleib doch eine Nacht bei uns und morgen sehen wir weiter. Du kannst ja morgen alleine weiterziehen, wenn du unbedingt willst.“, schlug John vor und steckte auch seine eigene Knarre endlich weg. Kiras Blick wanderte nachdenklich zum Fenster. Das war in der Tat ein gutes Angebot. Sollte sie das wirklich ablehnen, weil sie zu stolz dafür war? „Ich werde mich aber nicht von meiner Katze trennen! Und ich schieße auf jeden, egal ob Zombie oder nicht, wenn er meiner Katze ans Leder will.“ „Verstanden. Sieh nur zu, daß sie dir nicht wieder ausbüchst, solange sie sich in unserem Versteck befindet.“, bat John. „Mein Kater ist mir nicht ausgebüchst!“ „Na hast du ihn etwa vorsätzlich frei rumrennen lassen?“ „Ja. Ich kann ihn ja nicht ständig da drin lassen. Irgendwann braucht er auch mal Freigang und muss sich bewegen dürfen.“, schmollte die junge Frau und lies ihm damit einmal mehr das Gesicht einschlafen. „Das ist kein Lebewesen mehr!“, stellte John grenzhysterisch klar. „Hackt´s bei euch total? Das Vieh bleibt draußen!“, mischte sich Damian ein, der sich inzwischen dazugesellt hatte um das Gespräch zu verfolgen. „Das nehmen wir nicht mit in unseren Unterschlupf! Das kann in seiner Transportbox draußen vor der Tür stehen bleiben, wenn überhaupt!“ Kira musterte ihn unwillig. „Du siehst scheiße aus!“, diagnostizierte sie und deutete auf seine blasse Haut und die Augenringe. „Das ist kein gutes Zeichen.“ „Du bist mir direkt sympathisch.“, gab Damian zynisch zurück. „Wenn man völlig übermüdet ist und nur wenig zu essen bekommt, sieht man eben nicht mehr taufrisch aus! Guck dich mal selber an!“ „Seht zu, daß ihr in die Gänge kommt, wenn ihr aus diesem Gebäude lebend wieder raus wollt. Ihr habt die Tür ja demoliert und die Zombies werden nicht so höflich sein, draußen zu bleiben.“, stellte sie klar, griff wieder nach der Transportbox und ging voraus. „Ich mag die nicht! Willst du die wirklich mitnehmen?“, wollte Damian leise wissen, in der Hoffnung, Kira würde ihn nicht mehr hören. „Wir sollten sie wenigstens Silent Lex vorstellen. Er wird stinksauer auf uns sein, wenn er hört, daß wir eine Überlebende gefunden haben und sie nicht mitgebracht haben. Ich schätze, wenn er ihre Katze sieht, wird er sich schon von selber überlegen, ob er sie wirklich in unserer Gruppe haben will. Und selbst wenn wir wieder getrennte Wege gehen, kann sie uns vielleicht noch nützliche Infos geben.“ „Hey, wir sind zurück.“, meldete Damian, steckte seine Waffe weg und lies sich schwer auf irgendeinen Sitzplatz fallen. Er keuchte als wäre er eine längere Strecke gerannt. Die Hitze machte ihn ganz schön fertig. „Habt ihr Lebensmittel oder Munition gefunden?“ „Nein, aber eine Überlebende. Das ist Kira. Kira, das ist Silent Lex.“, stellte John die beiden einander vor. „Er ist der Kopf unserer Gruppe. Er hat hier so ein bisschen das Sagen und trifft die Entscheidungen. Oder sagen wir, er liefert die Ideen, das trifft es vermutlich eher.“ Kira nickte herablassend. „Ah ja. Woher stammt der Titel ? Lex ist wohl eine Kurzform für Alex oder Alexander oder was in der Art, nehme ich an!?“ Sie pappte ihre Katzenbox auf den Boden und setzte sich einfach darauf. Das Ding hielt ihr Gewicht tadellos. Schien wohl doch stabiler zu sein als gedacht. „Ja, Lex steht für Alexander. Und er redet nicht viel.“ „Ein guter Mann!“, fand Kira. Sie schätzte es sehr, wenn man nicht viel laberte. Sie sah sich um, während Silent Lex sich aus seiner Ecke erhob und herüberkam. Neben ihm, John und Damian bestand diese Gruppe aus nur noch einer weiteren Person, nämlich einer Frau im fortgeschrittenen Alter. „Fuck, man, warum gehen die scheiß Mücken immer auf mich?“, jaulte Damian im Hintergrund genervt auf und schlug eines der Stechinsekten an seinem Hals tot. Kira warf ihm noch einen halb besorgten, halb herabwürdigenden Blick zu. Damians Haut war inzwischen noch eine gute Ecke blasser und die Augenringe deutlicher geworden. Und ihm standen dicke Schweißtropfen im Gesicht. So warm war es doch nun auch wieder nicht. Das gefiel ihr gar nicht. „Fuck! Ist das´n Zombie?“, keuchte Silent Lex und sprang wieder zurück, als aus der Box heraus eine Kralle nach ihm schlug. „Kira, richtig?“ Der große Hühne stellte sich neben sie ans Fenster und warf ebenfalls einen Blick hinaus. Es war inzwischen schon mitten in der Nacht und es war sowas ähnliches wie Ruhe eingekehrt. Die junge Frau schaute ihn nicht an, sie nickte nur leicht. An der tiefen, brummenden Stimme erkannte sie Silent Lex auch so. Und wenn nicht daran, dann an seinem Spiegelbild in der Glasscheibe. „Deine Katze macht ganz schön viel Theater.“, fuhr er ruhig fort. Kira nickte wieder. Auch wenn sie das Tierchen ins Nebenzimmer verfrachtet hatten, hörte man das anhaltende Protestgejaule und Grollen leise in der ganzen Unterkunft. „Tut mir leid, wenn sie euch wach hält. Zombies schlafen leider nicht.“ „Und wieso schläfst DU nicht?“, wollte er wissen. Wenn das ihre Katze war, musste sie es doch zumindest gewöhnt sein. „John hält Wache. Du bist hier sicher.“ „Nein, ganz bestimmt nicht. Ihr solltet Damian schnellstmöglich loswerden.“, gab sie kühl zurück und deutete blind über die Schulter auf den besagten Kerl, der sich unruhig im Schlaf wälzte. „Er ist eindeutig infiziert.“ „Quatsch. Er hat Fieber bekommen, wer weis was er sich eingefangen hat, aber das hat nichts zu sagen. Deswegen ist er ja nicht gleich ein Zombie. Wo soll er sich auch infiziert haben? Er wurde ja gar nicht gebissen.“ „Nein. Aber Mücken und Flöhe übertragen den Virus auch. Man muss sich nicht von einem Zombie beißen lassen, um einer von ihnen zu werden.“, erklärte Kira in gedämpftem Tonfall, um die anderen nicht zu wecken. Ihr Blick blieb dabei weiter aus dem Fenster gerichtet. Silent Lex warf unter diesem Gesichtspunkt nochmal einen Blick auf seine Mitstreiter. Und kratzte sich dabei unbehaglich einen Mückenstich, den er selber am Arm hatte. Wurde der Virus echt auch durch blutsaugendes Ungeziefer übertragen? Er hörte in sich hinein, ob er sich irgendwie komisch fühlte oder Anzeichen von Krankheit spürte. Und vor allem fragte er sich, woher diese Kira sowas wusste. „Woher kommst du?“, hakte Silent Lex nach, nachdem er beschlossen hatte, daß er sich gut fühlte. „Aus Tomahawk, Wisconsin.“, erwiderte Kira knapp, wohl wissend, daß das nicht seine eigentliche Frage gewesen war. Nicht bei diesem argwöhnischen Tonfall. „Das ist aber schon ne ganze Ecke weit weg.“ „Das alles hier ist auch schon ne ganze Weile am Laufen.“, lächelte sie müde. „Hast du die Katze die ganze Zeit mitgeschleppt? Den ganzen Weg von Wisconsin hier runter?“, brummte Silent Lex. Kira seufzte leise. Gerade machte dieser Kerl seinem Spitznamen keine Ehre. Sie wünschte, er wäre still gewesen und hätte sie in Ruhe gelassen. Sie wollte lieber Damian im Auge behalten, um sofort reagieren zu können, wenn mit ihm irgendwas war. Es würde sich bestenfalls noch um Minuten bis wenige Stunden handeln, bis er zum Zombie wurde. Sie würde ihn sofort abknallen, sobald sein Atem aussetzte. „Ich habe in Wisconsin in einer Tierklinik in meinem Nachbardorf gearbeitet.“, begann sie also notgedrungen leise zu erzählen. „Wir haben einen verwahrlosten Hund reinbekommen, einen Streuner, der einen Glassplitter im Rücken stecken hatte. Ein Passant hatte ihn aufgelesen und aus Mitleid zu uns gebracht. Der Hund hatte miese Flöhe. Und obwohl wir ihm einen ziemlichen Hammer von Flohmittel verpasst hatten, hatten wir bald auf der halben Station eine Flohplage. Der Streuner war das erste Tier, das ich je gesehen habe, das zum Zombie wurde. Und alle Tiere, die sich von ihm Flöhe eingefangen hatten, wurden später auch zu Zombies. Die flohfreien Tiere nicht. Es kann nur an den Flöhen gelegen haben. Wir waren ziemlich überfordert. Die Tiere sind in ihren Käfigen total ausgeflippt und aggressiv geworden. Selbst welche, die förmlich schon im Sterben gelegen hatten und gar nicht mehr die Kraft dazu hätten haben dürfen. Wir wussten zu dem Zeitpunkt nicht, was das war. Wir hatten bis dahin noch von keinem Fall gehört, bei dem auch Tiere vom Zombie-Virus befallen worden wären. Wir hatten das gar nicht für möglich gehalten. ... Leider hatten wir keine Zeit mehr, in unserem Klinik-Labor noch medizinische Tests dazu zu betreiben, denn unser Dorf wurde noch am gleichen Tag von den Zombies überrannt und wir mussten Hals über Kopf fliehen.“ Silent Lex brummte verstehend. „Und das Zombie-Vieh da drüben im Nebenzimmer? Hast du das aus der Klinik mitgebracht?“ „Nein. Das ist mein Hauskater. Sicher wird jeder klar denkende Mensch sagen, daß man doch andere Probleme hat, in so einer Lage. Aber ich konnte ihn einfach nicht zurücklassen. Er ist alles, was ich noch habe. Auch wenn ich mich seinetwegen alleine durchschlagen muss. Die Evakuierungs-Truppen, als es noch welche gab, hätten mich niemals mitgenommen, mit einem Tier im Gepäck. Naja, war vielleicht auch besser so. Es sind ja alle Auffangstationen überrannt worden, bis zur letzten. Wäre ich in einer gewesen, wäre ich jetzt sicher schon lange tot. Als ich fliehen musste, war mein Kater noch gesund. Er ist während meiner Flucht irgendwann zu dem geworden, was er jetzt ist. Woher er den Virus hat, weis ich ehrlich gesagt nicht. Alles was ich sagen kann, ist, daß er mich bisher nicht angesteckt hat, obwohl er mich mehrfach gekratzt und gebissen hat. Ich habe aber einen Fall mitbekommen, wo ein infizierter Fuchs einen Hund gebissen hat und der Hund zum Zombie wurde. Der Virus scheint durchaus artübergreifend übertragbar zu sein, aber offenbar nicht völlig schrankenlos.“ Hinter ihnen wurde gequältes Stöhnen laut und Damian wälzte sich noch unruhiger im Schlaf hin und her als sowieso schon. Kira schaute zurück und musterte ihn, eine Hand schon an der Pistole. „Ehrlich, ihr solltet ihn loswerden!“, legte sie Silent Lex ernst aber leise ans Herz. „Und beschafft euch Mückenspray!“ „Glaubst du, untote Mücken stören sich noch an Insektiziden?“ „Mücken werden nicht zu Zombies. Dafür ist ihr Nervensystem zu minderentwickelt. Sie übertragen nur den Virus von einem Menschen zum nächsten, wenn sie stechen.“ „Wie Malaria?“ „Wie Malaria!“, bestätigte Kira und ging dann aus dem Raum um nach ihrer Katze zu sehen. Die war inzwischen skepsiserregend ruhig geworden. Das war bei Zombies nie ein gutes Zeichen. Sie sollte zusehen, hier wieder wegzukommen, entschied sie dabei. Sie war bisher alleine tadellos klargekommen und würde das auch weiter so beibehalten. Andere Menschen waren in ihren Augen Risiko-Faktoren. Man musste auf sie aufpassen und auf sie Rücksicht nehmen. Sie konnten zu Zombies werden, sie mussten mit Nahrung versorgt werden und sie konnten mit unbedachten Aktionen Zombies anlocken oder die Barrikaden gefährden. Nein, es war Kira lieber, nur für sich selbst sorgen und nur auf sich selbst aufpassen zu müssen. Morgen würde sie diesen Leuten hier zeigen, wo sie noch ein paar Lebensmittel und Waffen fanden, und dann würde sie weiterziehen. Silent Lex öffnete die Balkontür und trat hinaus. Der Balkon war über der Haustür, dem einzigen Zugang zum Gebäude. Wenn hier irgendwas rein wollte, würde John es vom Balkon aus sehen. „John, gehst du mal unseren Fluchtweg checken?“, trug er dem zum Wachdienst eingeteilten blonden Kerl auf, der gerade müde rumgelungert hatte. Wenn der sich mal etwas bewegte, wurde er vielleicht wieder munter. „Hm. Du bist noch wach?“, grummelte John unmotiviert und rückte das Gewehr auf seinem Schoß zurecht. „Ja, deine neue Freundin auch.“ „Ihr habt nen Fluchtweg hier raus?“, hakte Kira nach, die es beim Zurückkommen gehört hatte, den spitzen Kommentar aber überging. „Ja, ein Gulli, unten im Keller. Wenn das Haus von Zombies umstellt ist und sie die Tür aufzubrechen drohen und wir nicht mehr raus kommen, können wir noch durch die Kanalisation abhauen.“ Die junge Frau mit den brünetten Zöpfen zog ein durch und durch sarkastisch-verstehendes Gesicht. „Seid ihr Spaßvögel jemals da unten gewesen?“ „Nein, wieso?“ „Da wimmelt es nur so von Zombie-Ratten! Ihr kommt keine 20 Meter weit, bevor die euch restlos zerfleischt haben!“ „Echt? Scheiße!“, lies John einen sehr männlichen Fluch verlauten. „Junge, wie habt ihr es bloß geschafft, bis jetzt zu überleben?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)