Das ist MEINE Katze! von Futuhiro ================================================================================ Kapitel 1: Das ist MEINE Katze! ------------------------------- „Uaaaaaoooar!“, keuchte er entsetzt auf und wollte seine Pistole in Anschlag reißen, als er nur noch den großen Schatten auf sich zufliegen sah. Er kam nicht mehr dazu. Das was-auch-immer sprang ihm mit Wucht auf die Schulter, ehe er auch nur ansatzweise zum Zielen gekommen wäre. Da er sich erschrocken reflexartig wegdrehte, tropfte das Ding ungelenk wieder zu Boden, weil es auf seiner Schulter keinen Halt fand. „John!“, bellte es hinter ihm nicht minder schockiert. Sein Kollege hatte es auch endlich gesehen und riss ebenfalls die Waffe aus der Halterung. „Fuck. ... Nichts passiert.“, gab er zurück. „Was ist das?“ „Eine riesengroße Scheiße!“, fluchte John aufgekratzt, was wohl eine Antwort auf die Frage sein konnte, oder auch nicht. „Das ist echt die Hölle, daß der Virus jetzt auch vor den Viechern keinen Halt mehr macht.“ Er strich sich die blonden, verdreckten Haare aus dem Gesicht und musterte das Tier, das grollend vor ihm auf dem Boden hockte, als wolle es ihm jeden Moment an die Gurgel springen. Eine Katze. Nur eine ganz normale, gewöhnliche Hauskatze. Eigentlich mochte John Katzen ja. Aber nicht, wenn sie blutunterlaufene Augen hatten, aussahen wie durch die Fleischwolf gedreht, und ihm mit angelegten Ohren und gesträubtem Fell alle 18 Krallen ins Gesicht zu schlagen versuchten. Diese hier sah zwar noch erstaunlich aus, im Gegensatz zu anderen Zombie-Tieren, die er bisher gesehen hatte, war aber nichtsdestotrotz unverkennbar vom Zombie-Virus befallen. Andere Tiere – oder allgemein Zombies, egal ob nun tierischen oder menschlichen Ursprungs – hatten meistens riesige, klaffende Wunden und komplett fehlende Körperteile, weil sie sich gegenseitig zerfleischten. Entweder nahmen sie schon im lebenden Zustand solchen Körperschaden, wenn sie von Zombies erwischt wurden, oder sie zogen sich diese Schäden spätestens im untoten Stadium zu. Aber solange sich Zombies noch irgendwie auch nur ansatzweise bewegen konnten, gingen sie ungestört weiter ihrer aggressiven Zerstörungswut nach. So wie diese Katze hier, die ihn mit giftigen, gelben Augen belauerte und unentwegt grollte. Zombie-Tiere, vor allem die kleineren wie Vögel, Hunde und Fische, waren fast ein noch größeres Problem als menschliche Zombies, die man schon von Weitem sah und mittels einer stabil gebauten Tür aussperren konnte. Vogelschwärme überfielen einen völlig unvorgewarnt und waren zahlenmäßig meist zu groß, um ihrer mit einer Pistole Herr zu werden. Man konnte kaum noch irgendwo seine Wasservorräte auffüllen, ohne dabei von Fischschwärmen angefallen zu werden. Katzen fanden in jedes Versteck irgendwie Zugang, weil sie selbst die kleinste Lücke ausfindig machten und hindurchpassten, und das zumeist auch noch lautlos, bis sie einem am Hals hingen. Es war eine Plage. „Knall sie ab!“, meinte Damian. Ein empörtes zeterte dazwischen und aus heiterem Himmel wurde die Zombie-Katze grob im Genick gepackt und hochgehoben. John und Damian schauten fassungslos zu, wie eine junge Frau das kreischende, fauchende, um sich schlagende Tier wegtrug, ein paar Meter weiter rigeros in eine Transportbox stopfte und die Klappe schloss. Die Box rappelte daraufhin wild in der Gegend herum, und wo immer die Lüftungs- und Sichtschlitze breit genug waren, schlugen die Krallen heraus. „Das ist MEINE Katze!“, stellte die junge Frau dann an Damian gewandt klar und stemmte die Hände in die Hüften. Sie hatte zwei brünette Zöpfe und ihre Haut und ihre Klamotten waren so schmuddelig wie bei jedem Überlebenden. Diese postapokalyptischen Zustände, die den Massenpaniken, Plünderungen und Bürgerkriegen nachgegangen waren, herrschten seit über 3 Wochen. Niemand hatte mehr Wasser oder Strom. Oder eine gesicherte Wohnung. Oder saubere Kleidung. Wer noch sein nacktes Leben hatte, hatte für gewöhnlich nicht viel mehr als eben dieses. Aber auf ihrem Gesicht stand nicht die gleiche Todesangst und Panik wie bei jedem anderen Überlebenden. Sie wirkte sicher und selbstbewusst. Wie jemand, der wusste, was er tat. John hatte gar nicht geglaubt, hier draußen überhaupt noch Überlebende zu finden. Sie schien wohl ein Survival-Genie zu sein, auch wenn ihre Arme und ihre linke Wange mit mehr oder minder frischen Kratzspuren nur so übersäht waren. „Was willst du mit dem Ding? Machst du medizinische Test, um gegen den Virus vorzugehen, oder sowas?“, hakte Damian verständnislos nach. „Nein! Das ist meine Katze!“, meinte sie nochmals. Den beiden Männern schlief das Gesicht ein, als sie verstanden. stand hier gleichbedeutend für . „Bist du bescheuert??? Mach das Vieh tot! Sonst tu ich es!“, schnappte John empört. „Neeeeiiiiiinnnn! Ich liebe meine Miezekatze!“, maulte sie stinksauer. „Die geb ich nicht her! Mir egal, ob die ein Zombie ist. Fleisch gefressen hat die schon immer! Nur weil sie jetzt beim Jagen ihrer Beute etwas rabiater ist als früher ...“ „Sie wird dich noch anstecken, du Idiot!“ „Dann hätte sie das in den letzten 14 Tagen schon mehr als gründlich getan. Aber ich bin zweifellos immer noch quicklebendig.“ Ah ja. Daher also hatte sie all die Kratzer und Bisswunden, stellte John fest. Er kam mit dem Kopfschütteln gar nicht mehr nach. Diese junge Dame mit ihrem Zombie-Kuscheltier verwirrte ihn maßlos. Normalerweise hätte er sich gefreut, seine nur noch 4-köpfige Gruppe von Überlebenden wieder mit neuen Mitstreitern auffüllen zu können. In der Gruppe überlebte es sich meistens etwas leichter. Aber ob er die hier wirklich bei sich haben wollte, da war er sich nicht so sicher. Bevor er allerdings über die Frage, ob der Zombie-Virus etwa nicht von Tieren auf Menschen übertragbar war, nachdenken konnte, wurde hinter ihnen die Tür mit einem lauten Bersten zerschlagen und eine Welle von Zombies stürzte herein. Fluchend riss John seine Waffe wieder hoch und verteilte das Blei auf die Angreifer. Im Gefecht wurde er von der jungen Frau getrennt, die mit ihrem Monster in der Transportbox erstmal eilig türmte, bevor sie sich um die Sicherung der Umgebung kümmerte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)