Aushilfe gesucht! MxM von NicoRomeo ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Maddy, ich fass‘ es einfach nicht. Du hast schon wieder eine Sechs!“ Nathaniel Warner hatte vor fünf Minuten noch nett mit seinen beiden Töchtern Madeline, auch liebevoll „Maddy“ genannt, und Jolie in der Küche gesessen. Irgendwann hatte ihm die Ältere kleinlaut gebeichtet, die letzte Physik-Klausur wieder in den Sand gesetzt zu haben. „Ich habe dich gefragt, ob du mit mir lernst, Dad! Und du hast es nicht gemacht!“, verteidigte sich die 15-jährige mit vollem Einsatz. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sauer das Gesicht verzogen. „Wie du dich vielleicht erinnern kannst, habe ich mit dir gelernt!“ „Ja, zehn Minuten und dann musstest du wieder ganz wichtig telefonieren!“ „Du weißt, dass ich nicht aus Spaß arbeiten gehe, sondern damit ihr zwei ein schönes Leben habt!“ „Daddy, nicht streiten!“ Jolie kam auf ihren großen Vater zugelaufen und klammerte sich an sein Bein. Die Vierjährige sah ihn bittend mit ihren großen, blau-grünen Kulleraugen an. „Oh mein Schatz.“ Nathan bückte sich zu seiner kleinen Tochter hinunter und nahm sie auf den Arm. „Madeline, ich werde dir eine Nachhilfe besorgen. Hast du verstanden?“ „Ich brauche deine Nachhilfe nicht! Ich frage den großen Bruder von Samantha, ja? Der studiert Naturwissenschaften!“ „Nur über meine Leiche, dieser Kerl kommt mir hier nicht ins Haus! Ich weiß genau, dass er mal Drogen genommen hat.“ Nathan ging mit Jolie im Arm in das Kinderzimmer seiner kleinen. Es war überfüllt mit Spielzeugen. Und dementsprechend ziemlich unaufgeräumt. „Kann Angelica nicht mal hier aufräumen? Muss ich auch noch eine Putzfrau einstellen?“ Nathan seufzte und setzte seine Tochter auf dem Boden ab. „Spiel‘ doch ein bisschen mit deinen tollen Puppen. Daddy muss jetzt kurz mit deiner großen Schwester sprechen.“ „Nein, Jolie auch sprechen!“ Schon wieder klammerte sich die Kleine an ihn. Maddy trat vorsichtig ins Zimmer. „Dad, was erwartest du? Du warst drei Tage kaum da. Ist doch klar, dass sie nun bei dir sein will.“ Die 15-jährige hatte ihre langen, glatten rotblonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. „Und du weißt hoffentlich, dass Angelica heute von 15:00 bis 19:00 Uhr frei hat.“ „Verdammt, das habe ich vergessen. Wer hat sich dann bis eben um Jolie gekümmert?“ „Ich habe Grandma angerufen. Du hast sie ganz knapp verpasst. Schließlich habe ich auch ein Leben und kann nicht immer Babysitter spielen.“ „Stimmt. Und in deinem Leben gibt es bald Nachhilfe, junges Fräulein. Dein Lehrer hatte mich vor zwei Wochen bereits kontaktiert.“ „Och Daddy!“ Maddy stapfte trotzig mit dem Fuß, und setzte ihren besten und Mitleid erregendsten Hundeblick auf. „Komm‘ mir nicht mit ‚Och Daddy‘!“ „Ich bringe Jolie jetzt ins Bett und danach werde ich im Internet ein wenig recherchieren.“ Maddy zog ein Gesicht, wie drei - oder eher dreizehn - Tage Regenwetter. Eigentlich hatte sie ihrem Vater noch verraten sollen, dass ihr Lehrer wieder mit ihm wegen ihrer drohenden Nichtversetzung reden wollte. Aber sie würde Morgen einfach erzählen, ihr Dad hätte zu viel zu tun gehabt. Was Daddy nicht weiß, macht ihn nicht heiß... -- Nachdem er seiner Kleinen eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen und sie ins Bettchen gesteckt hatte, machte er sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer. Verwundert warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Wo blieb Angelica, sein Au-Pair-Mädchen bloß? Es war bereits 20:10 Uhr! Er startete den Rechner und fuhr sich müde übers Gesicht. Plötzlich klingelte sein Mobiltelefon. „Mr. Smith! Nein, natürlich habe ich nicht vergessen, Ihnen die Zahlen zukommen zu lassen. Ich werde dies umgehend erledigen. Ja, per Mail. Bis Morgen.“ Sein Chef machte es ihm auch nicht gerade leicht. Er wusste genau, dass Nathaniel zwei Töchter hatte. Eine davon gerade in der Pubertät. Und von dem überraschenden Tod seiner Frau von vor drei Jahren wusste er selbstverständlich auch. „Ich vermisse dich, Amanda.“ Der PC war noch immer nicht ganz hochgefahren. Die Zeit nutzte er meist, um das Bild seiner bildschönen, verstorbenen Ehefrau zu betrachten. Sie hatte wundervolles langes, rotblondes Haar gehabt. Und ihre einmaligen, strahlenden hellblauen Augen… „Mit dir wäre so vieles einfacher… Ich bin sicher ein schlechter Vater…“, murmelte er leise. Behutsam stellte er das Bild, das in einem teuren, silbernen Rahmen festgehalten wurde, wieder zurück. Endlich war sein Rechner voll funktionsfähig. Sofort rief er sein E-Mail-Programm und die Excel-Tabellen auf, in die er alle Zahlen gepackt hatte. Wie versprochen sandte er diese an Mr. Smith und öffnete dann das große World-Wide-Web. Sein erstes Suchwort war „Nachhilfe in Mathematik und Physik“. Er stieß auf eine Seite, die durchweg positive Bewertungen hatte. Diese überzeugten ihn. Allerdings war es schon zu spät zum Anrufen. Morgen würde er das gleich erledigen. Es klopfte an seine Tür. „Ja?“ Er drehte sich zu dieser um und erblickte Angelica. Die junge Rumänin schien geweint zu haben. „Entschuldigen Sie, dass ich erst so spät zurückkomme. Mein Großvater… ihm geht es nicht gut. Und… wie ich einmal erzählt habe, er ist… wie ein Vater für mich…“ Nathan erhob sich von seinem Platz. „Schon gut. Tut mir wirklich leid. Was ist denn passiert?“ Nachdem ihm sein Au-Pair-Mädchen geschildert hatte, dass er einen leichten Schlaganfall erlitten hatte, bot er ihr an, ihr etwas zu essen und zu trinken machen. Eigentlich… müsste es wahrscheinlich eher umgekehrt sein, doch er war kein kalter Mensch und hatte absolutes Verständnis. Allerdings verneinte Angelica. „Wenn du nach Rumänien willst, sagst du mir Bescheid, ja? Ich zahle dir den Flug.“ „Meine Großmutter hat gesagt, ich soll erst mal hier bleiben. Aber vielen Dank.“ „Okay, gut.“ Nathan nickte bloß und streichelte der 19-jährigen mitfühlend über den Rücken. „Geh‘ ruhig ins Bett. Ich mache den Rest heute selbst. Jolie schläft sowieso schon und das bisschen in der Küche schaffe ich alleine.“ Angelica nickte dankbar. -- Am nächsten Morgen ließ sich das junge Au-Pair-Mädchen nichts mehr von ihren Sorgen anmerken. Sie kümmerte sich rührend um Jolie und half sogar Madeline, ihre Sachen für den Schultag zusammen zu kriegen. Nathan hatte sich inzwischen wieder in sein Arbeitszimmer abgesetzt. „Dad?“ Maddy trat, ohne zu klopfen, zu ihm. Nathan hob die Hand. Er probierte nämlich gerade, jemanden von dem Nachhilfe-Service ans Telefon zu bekommen. Und er hatte tatsächlich Glück! Es wurde abgenommen. „Schönen guten Morgen, hier spricht Warner. Ich bräuchte für meine 15-jährige Tochter dringend eine Nachhilfe.“ Maddy war sauer und verschränkte beleidigt die Arme. Sie hatte eigentlich gehofft, es ihrem Vater doch ausreden zu können… „Ja, in Mathematik und Physik. Aber zuerst… Moment bitte.“ Er drückte auf dem Telefon den Lautlos-Knopf und wandte sich seiner griesgrämigen Tochter zu. „In Physik stehst du momentan noch schlechter oder?“ Maddy wollte erst nicht antworten. „Madeline!“ „Ja-ha, in Physik auf Sechs und in Mathe auf Fünf. Zufrieden?! Und Übermorgen habe ich wieder so eine blöde Arbeit!“ Nathan verdrehte genervt die Augen. Er wollte doch nur helfen. Teenager… „In Physik ist sie noch schlechter. Ja, ich zahle den Preis. Super, heute kann schon jemand vorbeikommen? Ach ja… entschuldigen Sie… ist es möglich, dass Sie mir eine Dame herschicken? Ich bin oft nicht zu Hause und mein Au-Pair-Mädchen kann auch nicht ständig anwesend sein. Wenn Sie selbst eine Tochter haben, verstehen Sie sicher meine… Bedenken. Alles klar, danke.“ Er gab der Frau am Telefon seine Adresse durch und beendete das Gespräch. „Dad, hast du etwa für heute schon eine Stunde vereinbart? Ich bin verabredet!“ „Das interessiert mich nicht, Süße. Du wirst wohl absagen müssen. Und ich habe gleich zwei Stunden abgemacht.“ „Du spinnst doch! Und du bist so peinlich… extra eine Frau zu fordern! Such‘ du dir mal lieber eine für dich!“ Nathan warf ihr einen warnenden Blick zu. Dann fiel sein Blick auf die Uhr. „Ab zur Schule! Und du bist Punkt 16:30 Uhr zu Hause. Ansonsten streiche ich dir sämtliches Taschengeld.“ Nach einem eindrucksvollen Todesblick, den sie liebevoll ihrem Vater widmete, entschwand die 15-jährige und ließ sich von Angelica zur Schule kutschieren. -- 16:55 -- Nathan war extra wie ein Wahnsinniger nach Hause gehechtet. Er wollte unbedingt da sein, wenn die Nachhilfe zum ersten Mal bei ihm war. Die Tante am Telefon hatte gesagt, dass eine „Naomi Price“ zu ihm, bzw. zu seiner Tochter Maddy kommen würde. Das, was er im Haus vorfand, war nicht gerade für seine Laune förderlich: Nämlich einen leeren Küchentisch und ein leeres Zimmer. Madeline war anscheinend noch nicht zu Hause. Angelica war derweil draußen mit Jolie. Sie spielten auf der Wiese zusammen mit Puppen. Zumindest dieser Anblick hatte ihm ein kleines Lächeln beschert… Doch leider gab es von Miss Madeline Warner kein Lebenszeichen… „Womit habe ich das verdient…“, murmelte er. Sollte er jetzt etwa mit der Dame Nachhilfe in Physik nehmen, damit er sie nicht gleich wieder weg schicken musste? Genervt wählte er die Nummer seiner Tochter und lief ungeduldig hin- und her. -- Vor dem Haus -- „Dad bringt mich um! Dad bringt mich um!“ Maddy wollte zum Eingangstor sprinten, allerdings ging es einer anderen Person genauso. Plötzlich stieß sie mit einem jungen, blonden Mann zusammen. Maddy küsste den Boden. „Aua, du Idiot!“ „Oh, Entschuldigung! Ich habe dich nicht gesehen.“ Eine helfende Hand wurde ihr hingehalten. Maddy sah zuerst verdattert auf die Hand und dann zu dem dazugehörigen Besitzer. „Wow.“ Maddy war wie paralysiert. Strahlende blaue Augen sahen sie besorgt an. Erst nach einer halben Minute konnte Maddy ihre Hand zu der ihres… Helfers bewegen. „Hast du dir wehgetan?“, fragte eine hinreißende, männliche Stimme. „N-nein.“ Sie wurde mit einem Ruck hochgezogen. Mist, sie hatte ihn einen ‚Idioten‘ genannt! „Gut. Tut mir wirklich leid. Ich suche das Haus der Warners. Ich bin hier richtig oder?“ Das Schild mit dem Namen war erst unmittelbar vor dem Eingang zu erkennen, aber die Hausnummer stimmte mit der auf seinem Zettel überein. „J-ja. Wohin willst du denn? Bist du ein Freund von Angelica?“ „Nein, eine ‚Angelica‘ kenne ich nicht. Ich soll hier Nachhilfe geben.“ „Das denke ich nicht! Ich habe ausdrücklich um eine Frau gebeten. Und ich bezweifle stark, dass Sie ‚Naomi Price‘ oder generell eine Frau sind“, hörte man eine männliche Stimme antworten. Nathaniel stand plötzlich vor ihnen. Er wirkte nicht gerade erfreut. „Ich weiß. Miss Price ist meine Cousine. Es tut ihr furchtbar leid, doch sie musste sich heute krank melden. Sie hatte mir Bescheid gegeben und gemeint, es würde dringend Nachhilfe benötigt werden.“ Der 35-jährige war sauer. Maddy schaute total verzaubert zum jungen Mann, der sich ganz offensichtlich die Haare nur blond gefärbt hatte. *„Macht Mann das heutzutage so?“*, war Nathans Gedanke. Er musterte den jungen Mann weiter: Er trug eine helle Jeans und ein graues Sweatshirt. Er war ca. 1,72 m und ganz offensichtlich nach Maddys Geschmack. Die Herzchen-Augen seiner Tochter sprangen ihn schon gerade zu an. Zudem sah der Kerl nicht unbedingt aus wie jemand, der Ahnung in Physik und Mathe hätte… Vielleicht eher im Haare machen. Seine unechten blonden waren nämlich ziemlich gestylt und wirkten so, als würden sie jedem Wetter trotzen. Wie… albern. Genauso wie die beiden schwarzen Ohrstecker, die er trug. Um seine Schulter hing ein dunkelblauer Eastpak-Rucksack. „Das… geht nicht.“ Der Familienvater war entschlossen. Maddy sollte lernen, nicht sabbern! „Vielleicht sollte ich mich erst mal vorstellen. Ich bin Rylan Bennett.“ Der 21-jährige gab nicht auf. Mit einem entwaffnenden Lächeln hielt er Nathan die Hand hin. Dieser starrte darauf. Wohl nur aus reiner Höflichkeit ergriff er sie irgendwann. „Nathaniel Warner.“ Wie sollte Maddy bitte mit so einem vernünftig lernen, wenn sie viel lieber andere Dinge mit ihm tun würde? „Ich bin Madeline, aber nenn‘ mich Maddy! Mein Dad ist ein bisschen… Ich wäre dafür, dass wir sofort mit der Nachhilfe starten.“ Sie tat total motiviert. *„Du kleines Biest!“* „Moment! Maddy, gehst du bitte schon mal ins Haus. Ich möchte kurz mit… Mr. Bennett sprechen.“ „Wieso, was gibt es denn noch zu bereden? Ich schreibe übermorgen schon wieder eine Klausur! Ich brauche wirklich Hilfe, Dad!“ Ach, jetzt auf einmal… „Ins Haus!“ Nathan duldete keine Widerworte. „Du musst ihn entschuldigen, Rylan. I-ich darf dich doch so nennen oder?“ Maddy spielte schüchtern an einer Haarsträhne. „Klar.“ Der Blonde lächelte charmant und seine Augen machten schon wieder irgendetwas mit Maddy. Sie wurde leicht rot und trottete von dannen. Beinahe wäre sie noch über einen Blumentopf gestolpert, der auf dem Boden stand, doch sie konnte sich halten. Rylan lächelte noch immer und besaß so viel Anstand, nicht in Gelächter zu verfallen. „Kann der auch was Anderes?“ Nathan strich sich über die kurzen, braunen Haare und seufzte. „Sind Sie denn überhaupt in diesen Fächern… bewandert? Studieren Sie?“ „Nein, ich studiere nicht. Allerdings war ich in der Schule immer sehr gut.“ „Also, ich denke nicht, dass Sie der richtige Nachhilfelehrer für meine Tochter wären. Und wie ich bereits am Telefon mitgeteilt habe… Ich bin selten zu Hause. Zumindest, wenn Sie da wären. Und ich finde, das ist nicht angebracht… Mit einer Frau wäre ich um einiges beruhigter.“ „Wenn Sie denken, ich würde… Sie wissen schon, dann liegen Sie völlig falsch, Mr. Warner. Ich möchte lediglich Nachhilfe geben. In Physik und Mathematik. Ich fasse Ihre Tochter nicht an. Versprochen. Außerdem bin ich zu alt für sie.“ *„Ob ich die Finger von Ihnen lasse, das kann ich nicht versprechen…“*, sprach das kleine Teufelchen in seinem Kopf. *„Aber er trägt einen Ehering!“*, hielt das Engelchen dagegen. Rylan ignorierte den kleinen, innerlichen Kampf und zwinkerte. Nathan konnte nur wie erstarrt da stehen. „P-probieren wir es eben… Doch ich behalte Sie im Auge, Bennett!“ Kapitel 2: ----------- Nathaniel seufzte noch einmal. *„Was tue ich hier eigentlich?“* Er war aber zu dem Entschluss gekommen, dem Blondie zumindest eine Chance zu geben. Schließlich wollte er seiner Tochter helfen. Und wenn der junge Mann irgendetwas… versuchen würde, war er schneller aus der Tür, als er bis Drei zählen konnte. Ganz einfach. Der 35-jährige gab Rylan durch ein Handzeichen zu verstehen, dass er mit reinkommen sollte. Madeline saß wie gebannt am Tisch. Sie knabberte an ihren hellblau lackierten Fingernägeln. Als sie den 21-jährigen vor sich sah, setzte sie sich sofort gerade hin und warf sich, in der Hoffnung… verführerisch zu wirken, die langen, rotblonden Haare zurück. Der Familienvater schüttelte bloß den Kopf. Daran hatte seine Tochter gedacht? Die Haare gekonnt zu präsentieren, für so einen blonden Banausen? Und wann hatte sie das überhaupt gelernt? „Soll ich die Schuhe ausziehen?“, fragte Rylan höflich und musste über das Zurückwerfen der Haare innerlich schmunzeln. Irgendwie schien er bei kleinen Mädels immer gut anzukommen. Naja, schlecht oder unpraktisch war es eigentlich nicht… „Lassen Sie sie an.“ Nathans kühle Stimme holte ihn zurück. „Okay.“ Der junge Mann grinste wieder und eilte dann zu Maddy. Oh Backe, dieser Nathaniel war einfach total heiß. Mit seiner großen Statur, den vollen braunen Haaren und den fesselnden braunen Augen. Schön und gut, er war ein-zwei Jahre älter als er selbst, doch das störte den Nachhilfelehrer kein bisschen. Der goldene Ehering plagte ihn da mehr… Doch genug von gestandenen Hetero-Männern geschwärmt. Er musste der Kleinen hier was beibringen! *„Dem Großen würde ich auch mal gerne etwas Beibringen…“* „Also… wie wäre es, wenn du mir zunächst deine Unterlagen zeigst?“ Der Blonde legte nun seinen gesamten Fokus auf Maddy. So wie er von seiner Cousine gehört hatte, schien sie tatsächlich mehr als nur dringend Hilfe zu benötigen. Rylan hatte sich neben das Mädchen an den großen Küchentisch gesetzt. Sie hatte zunächst gar nicht zugehört. Sie war geblendet und fasziniert von den wunderschönen, blauen Augen ihres… Nachhilfelehrers. Ob er mal mit ihr ausgehen würde? Aber sie war erst 15… Bestimmt war Rylan schon weit über 18. Und mit Sicherheit hatte er längst eine Freundin. „Maddy?“ Rylan blickte erwartungsvoll zu dem Teenager. Nathan war bereits jetzt genervt. Er hatte die kleine Szene beobachtet und seine Tochter konnte sich so nie und nimmer auf den Unterricht konzentrieren. Insgeheim fragte er sich, was sie überhaupt an dem Blondie fand. Diese Haare schon… unglaublich. Viel zu auffällig. Und… affig. Sie waren hier doch nicht im Zirkus! Obwohl… manchmal kam er sich so vor. Musste er ja zugeben… „Ähm… Sorry! Klar, kannst du alles sehen!“ Madelines Gehirn hatte sich dem Anschein nach wieder angeschaltet. Sie kramte hektisch alle Schulhefte, die Bücher und ihren Ordner heraus und verstreute sie auf den Tisch. Der 21-jährige lächelte bloß und schlug das erste Heft auf. Er blätterte alles ruhig durch und nahm sich anschließend das zweite. „Willst du was trinken?“, fragte derweil die äußerst höfliche Madeline. Rylan verneinte dankend und wurschtelte sich weiter. Nathaniel hatte sich inzwischen ins Wohnzimmer gesetzt. Selbstverständlich so, dass er seine Tochter und den… Nachhilfelehrer… beobachten konnte. Vor ihm stand sein Laptop auf dem Tisch. Er hatte sich eine ganze Menge Arbeit mit nach Hause genommen. Sein Chef Smith sah das immer nicht so gerne. Schließlich brauchte er jemanden, dem er lästige Meetings aufdrücken konnte. Davon abgesehen, dass es eigentlich überhaupt nicht Nathans Job war, den Unterhalter für irgendwelche Manager zu spielen, holte auch er einige Dokumente aus seiner Tasche. „Also, ich denke, wir kriegen das hin.“ Rylan war positiv gestimmt und fischte ein leeres Heft aus seinem Rucksack hervor. „Wir sollten das ganze Thema noch einmal in Ruhe aufarbeiten, da ich gesehen habe, dass du den Anfang nicht richtig verstanden hast. Oder irre ich mich da?“ „Ja. Nein. Den Anfang… Voll schwer.“ Maddys Gehirn lief nur auf Sparflamme. Dementsprechend war ihr Wortschatz… beschränkt. Rylan spähte kurz zu Nathan, den er von seinem Platz aus ebenfalls fabelhaft sehen konnte. Ihre Blicke trafen sich für eine Millisekunde. Rasch lenkte der 35-jährige seine Konzentration auf die ellenlangen Tabellen vor ihm. *„Als ob ich mich hier jetzt auf die Kleine stürze… Er ist wirklich besorgt.“* Der Blondhaarige fand Nathan… großartig. Er konnte es nicht anders sagen. Trotzdem musste er hier jetzt die Fronten klären. „Hör zu, Maddy. Ich weiß, du hast nicht besonders viel Lust. Und sicher hast du auch andere Sachen im Kopf…“ *„Wie mich zum Beispiel.“* „Aber ich verspreche dir, es wird gar nicht so schlimm. Du musst Physik also ein bisschen mehr Aufmerksamkeit schenken. Kriegst du das hin?“ Maddy hatte sich, irgendwie ertappt, auf die Unterlippe gebissen. Langsam nickte sie verstehend. „Super. Nun, ich habe hier ein leeres Heft. Ich denke, das benutzen wir von jetzt an zum Lernen.“ Er schlug Maddys Schulbuch auf und fing an, ihr die Grundsätze, sowie einfachste Formeln zu erklären und sauber ins Heft zu schreiben. Die 15-jährige hatte sich vorgenommen, gut zuzuhören, damit Rylan stolz auf sie war und sie ihn beeindrucken konnte. Sie versuchte wirklich aufzupassen und sich nicht in seinen phänomenalen Augen zu verlieren. Allerdings verstand sie dennoch nicht alles. Der junge Mann war jedoch sehr geduldig und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Nach einer Stunde fingen sie an, gemeinsam eine einfache Aufgabe zu lösen. Nathan war derweil mit seiner eigenen Arbeit bestens vorangekommen. Hin- und wieder blickte er natürlich weiter zu seiner Tochter und dem Blondie. Da kamen plötzlich Angelica und Jolie herein. Das Au-Pair-Mädchen trug seine Kleine auf dem Arm. Jolie spielte fröhlich mit den langen, schwarzen Haaren der Älteren. „Entschuldigen Sie, ich möchte nicht stören, aber Sie wollte gerne zu Ihnen.“ Die 19-jährige sah schließlich, dass Nathan an seinen, für sie viel zu komplizierten, Tabellen saß. „Ich müsste auch kurz telefonieren, wenn es in Ordnung ist, Mr. Warner…“ „Schon gut.“ Nathaniel lächelte gutmütig, speicherte seine Arbeit und klappte den grauen Laptop zu. Er erhob sich von der Couch und nahm Jolie. „Daddy! Wer ist das?“, fragte die vierjährige neugierig und deutete auf Rylan. „Das ist nur ein… Herr… der deiner großen Schwester hilft“, beantwortete er ruhig die Frage. „Wieso?“ „Damit sie gut in der Schule ist und ein kluges Mädchen bleibt. So wie du, mein Schatz.“ Jolie schien sich glücklicherweise mit der Antwort zufrieden zu geben. Rylan, der gerade Maddy beim Lösen der Aufgabe über die Schulter blickte, drehte seinen Kopf zu Nathan und seiner kleinen Tochter. Er lächelte Jolie zu, die nun doch ein bisschen schüchtern geworden den Kopf zur Seite legte und sich an ihren Vater klammerte. Madeline knabberte derweil an ihrem Stift herum. „Ich verstehe das nicht, Rylan.“ Sein Name wurde unnötigerweise lang gezogen. Sofort war „Rylaaan“ an ihrer Seite und erklärte es nochmals, mit einer Engelsgeduld. Störenderweise klingelte Nathaniels Handy. Genervt nahm er den Anruf an und setzte Jolie vorsichtig auf dem Boden ab. „Hallo Mr. Smith. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich heute früher weg musste. Sie erhalten die neue Tabelle gleich.“ „Dad, geh‘ draußen telefonieren, ich muss mich konzentrieren!“, zickte Maddy lautstark. Sie brütete mittlerweile wieder über der Aufgabe und wollte sie diesmal gut bewältigen. Da er kein Wort durch Maddys Gezeter verstand, verließ Nathan tatsächlich den Raum. Die kleine Jolie tapste allerdings Schritt für Schritt zu dem fremden Mann und schien ihn weiterhin neugierig zu beobachten. Irgendwann war sie an seinem Stuhl angelangt. „Wer bist du denn? Du bist aber wirklich niedlich.“ Rylan wandte sich dem drolligen Mädchen zu und strich ihr über den Kopf. „Wie heißt du denn?“, wollte er wissen. Jolie spielte mit dem Saum ihres lila Kleidchens und schaute den Älteren nur mit ihren blau-grünen Augen an. „Das ist bloß meine kleine, nervige Schwester. Ignorier‘ sie einfach. Guck‘ mal! Ich bin fertig.“ Der Blonde drehte sich wieder zu Maddy, die seine Aufmerksamkeit suchte, und überprüfte die Aufgabe. Während er das tat, kletterte Jolie auf seinen Schoß. „Du hast lustige Haare!“ Jolie streckte ihre kleinen Händchen nach Rylans Strähnen aus. „Jolie will auch solche Haare!“, rief sie aufgeweckt. Der Blonde musste lachen. „Du heißt also Jolie?“, schlussfolgerte er. Diese nickte zaghaft. Rylan setzte sich das kleine Mädchen richtig auf seinen Schoß. „Ich glaube, dein Daddy wäre sehr böse, wenn du dir solche Haare machst wie ich.“ „Wieso?“, wollte Jolie gespannt wissen. -- Nachdem die zwei vereinbarten Nachhilfestunden fürs erste rum waren, war Maddy nicht ganz so erleichtert, wie sie wohl gestern noch angenommen hatte. Zum Glück war zumindest Angelica irgendwann wiedergekommen und hatte Jolie vom Schoß ihres sexy Nachhilfelehrers genommen. Da würde sie auch gerne sitzen… Ihr Vater hatte nur wie ein Auto geguckt, als das Au-Pair-Mädchen ihm erzählt hatte, dass Jolie alleine auf Rylans Schoß gegangen war. „Kann er Morgen wieder mit mir lernen, Dad? Du weißt, ich habe die Klausur!“ Die Schülerin setzte erneut ihren Hundeblick auf. Selbstverständlich erinnerte sie ihren Vater pflichtbewusst daran, dass ja die wichtige Arbeit anstand… Nathan schaute von Rylan zu Maddy und wieder zurück. Er überlegte angestrengt und fasste den Entschluss, den jungen Mann mindestens für Morgen nochmal hier her kommen zu lassen. Danach würde ihm vielleicht etwas Besseres einfallen. „Meinetwegen. Können Sie da, Bennett?“ Rylan nickte. „Dieselbe Zeit?“ Diesmal war es an Nathan, zustimmend den Kopf zu bewegen. Toll fand er das ganze dennoch nicht. „Also, wie viel kriegen Sie?“ Nathaniel ging zu seinem Aktenkoffer und suchte seine Geldbörse. „16 $. Die erste Stunde ist immer kostenlos.“ Rylan hatte inzwischen wieder ein umwerfendes Lächeln aufgesetzt. An Nathan schien es allerdings wie an einer Wand abzuprallen. Er reichte dem Blonden das verlangte Geld. „Gut, danke. Bis Morgen dann. Maddy, sieh‘ dir bitte noch einmal alles an, was wir heute gemacht haben, ja? Und am besten probierst du dich an Nummer 4.“ „Na klar! Mache ich.“ *„Nur für dich.“* Nathan hielt Blondie demonstrierend die Tür auf. Nun war es aber wirklich gut! Dieser trat dann auch nach einem letzten Abschiedsgruß… und Zwinkern hinaus. Vielleicht sollte Nathan ihm lieber einen Augenarzt bezahlen? Schließlich musste was bei Blondie nicht stimmen! Draußen angekommen fuhr dieser sich durch sein Haar. Dann zündete er sich eine Zigarette an. Die brauchte er nämlich dringend. Plötzlich hupte es. „Ry, dein Taxi ist da!“, rief sein Kumpel Danny und stand mit seinem uralten Cabrio vor ihm. Er winkte lässig. „Hey super, ich muss nicht gehen!“ Rylan grinste und lief auf den Wagen zu. Ohne die Tür zu öffnen und trotz Zigarette und Rucksack, warf er sich durch einen gekonnten Sprung hinein. „Angeber“, ließ Danny verlauten. -- Maddy lungerte am Fenster. Die sportliche Vorstellung von ihrem ultrageilen Nachhilfelehrer hatte sie mitbekommen. „Er ist so unglaublich toll! Und seine Haare! Ich liebe sie!“ Wie ein kleines Känguru hüpfte sie umher. Ihre Herzchen-Augen hatten sich erneut bemerkbar gemacht. Den alleinerziehenden Vater, der nun auf seine Tochter zukam, hätten sie beinahe umgeworfen. „Oh Gott, was ziehe ich Morgen nur an?“, murmelte sie leise vor sich hin. „Am besten einen Wintermantel“, knurrte Nathan sauer. Dieser Mistkerl wagte es auch noch, sich wie ein drittklassiger Schauspieler aus einem Action-Film sich in so ein schäbiges Auto zu schwingen. Er hatte doch spitz gekriegt, dass Maddy heiß auf ihn war. Vielleicht machte ihn das ja an? So angehimmelt zu werden? Dabei hatte er während des Unterrichts gedacht, dass er gar nicht so schlecht wäre, wie zu Anfang angenommen. „Maddy, hör‘ auf, ihn auf Facebook zu suchen. Zeig‘ mir lieber dein Heft. Ich möchte gerne sehen, was ihr da die ganze Zeit geschrieben habt.“ Die 15-jährige, die gerade dabei war, das bekannte Portal nach Rylan zu durchforsten, erhob sich nur missmutig von ihrem Stuhl. Ohne ihren Vater anzusehen, hielt sie ihm das Heft hin. Freundlicherweise mit den Worten „Von Physik hast du doch auch keinen Schimmer!“ „Sicherlich ein ganzes Stück mehr als du, Fräulein.“ Maddy hörte kaum hin und suchte lieber weiter nach ihrem Schwarm. Sie tippte sich auf ihrem Smartphone beinahe die Finger wund. „Aaaaah, ich habe ihn!“ Maddy brach in, beinahe hysterisches, Gelächter aus. *„Ach. Du. Scheiße.“* Er verteufelte diese Naomi Price, die krank geworden war und normalerweise für seine Tochter zuständig gewesen wäre. Maddy bemerkte zuerst gar nicht, wie ihr Vater das Heft an sich genommen und sich neben sie gesetzt hatte. Prüfend scannten seine Augen das Profil von Rylan ab. Sein öffentliches Foto zeigte ihn charmant lächelnd mit einer abgewetzten Gitarre. Sehr spektakulär… Und natürlich nicht zu vergessen: Laut seinen Angaben war er „Single“. „Dad, was machst du denn?! Musst du nicht ganz wichtig telefonieren oder so?!“ Entrüstet stand das Mädchen auf und verschwand in ihr Zimmer. „Verdammt.“ Nathaniel war noch nicht fertig mit seiner „Inspektion“ gewesen und er selbst besaß keinen Account. *„Na, was soll’s. Wenn sie wieder eine Sechs schreibt, werfe ich ihn höchstpersönlich aus dem Haus. Dann hat die Schwärmerei ruckzuck ein Ende.“* „Daddy, spielst du mit mir?“ Jolie blickte ihn mit großen Augen an und hielt ihm eine ihrer geliebten Puppen entgegen. „Wie wäre es, wenn wir Angelica gleich fragen? Daddy muss noch ein bisschen am Computer arbeiten.“ „Nein, Daddy soll mit mir spielen!“ Nathan seufzte und nahm die Puppe an sich. Angelica gesellte sich zu ihnen. Als er die Schritte der 19-jährigen vernahm, drehte er sich sofort zu ihr um. „Wie geht es ihm?“ „Nicht besonders gut, aber danke.“ Angelica zwang sich zu einem Lächeln. „Ich mache mal für uns Essen, in Ordnung?“ Dem Controller tat es unendlich leid. Er nickte bloß. Bei solch traurigen Dingen wusste er meist selbst nicht, was er sagen sollte. Und vielleicht wurde Angelicas Großvater wieder gesund… -- Als das Essen fertig war, klopfte Nathan an das Zimmer seiner älteren Tochter. Eine Antwort erhielt er allerdings nicht. Man konnte eindeutig hören, dass sie telefonierte. Wahrscheinlich mit ihrer besten, durchgeknallten Freundin Samantha. „Ja, er ist total heiß, wenn ich es dir doch sage! Und seine Haare! Und er hat eine so sexy Stimme. Ja, ich weiß, dass du nicht auf Blonde stehst. Sollst du auch gar nicht, er gehört mir, Sam! Nein, ich traue mich doch nicht, ihm Freundschaft anzubieten. Sag‘ mir lieber, was ich Morgen anziehen soll… Okay, ja, die Hotpants, die wir zusammen gekauft haben… Mein Dad würde durchdrehen. Hoffentlich ist er Morgen wieder auf seiner bescheuerten Arbeit. Sam? Bist du noch dran?“ Verwundert schaute die 15-jährige auf ihr eigenes Festnetztelefon. Das kleine Display war ausgegangen. „Madame, du wirst sicherlich keine Hotpants anziehen. Und ich muss dich enttäuschen. Ich werde Morgen nun erst recht nicht auf meiner ‚bescheuerten Arbeit‘ sein.“ Nathan war stinksauer. So stinksauer, dass er einfach den Stecker vom Telefon gezogen hatte. Es reichte schon, dass sein Chef ihn ständig wie einen Lakaien behandelte. Da ließ er sich sicherlich nicht noch mehr von seiner Tochter an der Nase herumführen. Entsetzt starrte diese ihn an. „Du hast mich belauscht?! Sowas macht man nicht, Dad! Und ich meinte das nicht so, wegen deines Job… Tut mir ehrlich leid!“ „Spar‘ es dir, Madeline. Du wirst Morgen sicher nicht mit ihm alleine sein. Und vermutlich hast du es immer noch nicht richtig verstanden: Er ist hier, um mit dir für die Schule zu lernen. Alles andere ist für dich tabu.“ „Angelica ist doch da! Und klar, weiß ich, dass wir üben sollen, ich bin nicht doof!“ „Falsch. Wie ich dich jetzt vielleicht erinnern darf, ist sie Morgen bei einer Freundin. Und es ist ja schön, dass du nicht doof bist. Dann beweise es mir auch und streng‘ dich ein bisschen an. Ach, und mach‘ bitte die Aufgabe, die er dir aufgetragen hat.“ Man hörte Angelica rufen, dass das Essen fertig war. „Aber erst, ab: Hände waschen und Abendbrot essen!“ „Du behandelst mich wie ein Kind, Dad!“, beschwerte sich Maddy, gehorchte aber ausnahmsweise. Nachdem der ganze Schulkram auch fürs erste beiseite getan wurde, konnten sie endlich speisen. -- Nach einer kleinen Bandprobe kamen Rylan und sein Mitbewohner Danny bei sich zu Hause an. Sie stellten schnell fest, dass ihr dritter Kollege Jeremias, von allen meist nur „Jewel“ genannt, fehlte. „Wo ist denn unsere kleine Lieblings-Zicke?“, fragte Rylan und öffnete ihren gemeinsamen Kühlschrank. „Anscheinend weg. Ist doch gut. Wenigstens hat er vorher hier ein bisschen abgespült.“ Danny lachte und stellte sich neben Ry, um ebenfalls nur in gähnende Leere zu starren. „Pizza?“, fragte der Nachhilfelehrer seinen besten Freund. „Och, wieso Geld ausgeben. Wir haben hier doch so eine große Auswahl…“ Danny präsentierte feierlich, wie ein Verkäufer, die leeren Fächer. „Du weißt, dass du mit Einkaufen dran warst?“ Rylan ignorierte die alberne Show und wollte lieber eine Antwort… oder etwas Essbares. Im Notfall würde er sich auch mit dem gutaussehenden Nathan begnügen... „Ich war eben… sehr beschäftigt. Stellas Bedürfnisse sind nicht so einfach zu stillen…“ „Ach, komm.“ Rylan lachte. „Okay, du hast gewonnen, ich bestelle die Pizza und Morgen gehe ich gleich los.“ -- Gesagt getan. Nachdem sie endlich mit Essen versorgt waren, chillten sie beide gemütlich auf der Couch. Nebenbei lief irgendeine dämliche Serie. „Wie war es denn so? Du hast die ganze Zeit so dumm gegrinst. Ist die Kleine heiß?“ Danny war neugierig geworden. „Sie ist 15. Willst du in den Knast?“, fragte Rylan und verschlang ein leckeres Stück Pizza. „Nicht unbedingt.“ Danny grinste. Plötzlich öffnete sich die Tür und herein gepoltert kam… Jewel. Der Lilahaarige war am Schniefen und stürzte sich gleich zu den zweien. „Ich hasse Männer!“, rief er entschieden aus. „Und da kommst du zu uns, um dich auszuweinen?“, kam es von Danny. Rylan grinste. „Klappe, ich brauche jetzt eine starke Umarmung!“ Jewel kuschelte sich an seine Mitbewohner und legte seine dünnen Arme um beide. „Was ist denn passiert?“, wollte Ry wissen. „Dieser Widerling Trevor hat mich betrogen! Danny, du bist doch groß und stark, kannst du ihn nicht für mich verprügeln?“ Augenklimpernd wurde der Schwarzhaarige angesehen. „Ich fass‘ den Guten sicher nicht an. Lass‘ das mal Rylan machen.“ „Wieso ich? Ich pack‘ den auch nicht an!“ Jewel erhob sich beleidigt. „Ihr seid ja tolle Freunde!“ Eingeschnappt zog er von dannen. Vorher stahl er sich allerdings noch dreist das letzte Stück Pizza. Okay, konnte also nicht ganz so schlimm sein, wenn er das verputzen konnte… Rylan wartete, bis die Dramaqueen in ihrem Zimmer verschwunden war. „Weißt du, wen ich viel lieber anpacken würde?“, flüsterte er verheißungsvoll. „Spuck‘ es aus!“ Der ebenfalls 21-jährige Danny war ganz Ohr. „Den Vater von der Kleinen, der ich Nachhilfe gebe.“ „Du machst einen Scherz?“ „Nein, der ist unheimlich attraktiv.“ „Was mache ich hier eigentlich mit euch? Jewel mit seinen ständigen ‚Problemen‘ und du… musst dir immer Unerreichbare suchen. Der ist doch sicher eine Million Jahre alt.“ „Blödsinn! Würde doch sonst auch keinen Spaß machen oder?“ Rylans Augen blitzten und er zwinkerte seinem Kumpel verschwörerisch zu. Kapitel 3: ----------- „Madeline, ich lasse dich weder eine Hotpants, noch einen Rock anziehen.“ Seine Große würde sich diesem Blondie nicht so freizügig präsentieren! Sie bekam nicht ihren Willen. „Wieso? Es ist warm draußen, jedes Mädchen läuft so rum!“ Die 15-jährige verschränkte sauer ihre Arme und funkelte ihren Dad nicht gerade freundlich an. „Das interessiert mich nicht. Es ist ständig warm. Wie oft haben wir jetzt über Bennett diskutiert? In nur einem einzigen Tag… Denn du tust das nur wegen ihm!“ *„Ich bin es leid. Kann ich sie bis sie 30 ist, nicht einfach in einer Nonnenkutte herumlaufen lassen?“* Der 35-jährige war wirklich genervt. Und diesem Nachhilfe-Service würde er im Internet sicher nicht die volle Punktzahl geben, selbst wenn Maddy eine Eins mit Sternchen schreiben würde. Er hatte eine Frau für sie verlangt und bekam einen blonden, männlichen Möchtegern-Teeniestar. Zugegebenermaßen hatte dieser aber Ahnung von der Materie, bzw. von Physik. Er hatte sich vorm Schlafengehen Maddys neues „Lern-Heft“ und ihr Schulbuch gründlich zu Gemüte geführt. Nur um festzustellen, dass dieser Rylan nicht gänzlich dumm zu sein schien. Leider wurde ihm auch bewiesen, dass er tatsächlich kaum noch Ahnung von den Schulthemen seiner Tochter hatte. In Mathematik konnte er ja helfen, aber Physik? Puh! „Mr. Warner? Ich bringe die Kinder jetzt weg. Danach komme ich wieder, stelle das Auto ab und mache mich anschließend auf den Weg zu meiner Freundin. Ist das in Ordnung?“ „Natürlich, Angelica. Viel Spaß. Erhole dich ein bisschen von uns. Meine Mutter weiß bescheid und ich werde heute früher zu Hause sein.“ -- Rylan und Jewel saßen derweil am Frühstückstisch. Danny war dazu genötigt worden, in aller Frühe einkaufen zu gehen - und zwar im Halbschlaf. Außerdem hatte er die Ehre, seine Mitbewohner zu… bekochen. „Also, mir ist scheiß‘ egal, ob meine Eier schmecken. Ihr werdet sie essen. Oder ich töte euch beide“, grollte Danny und werkelte hilflos mit der Pfanne herum. „Wir wollen deine Eier nicht.“ Rylan grinste und zündete sich seelenruhig eine Zigarette an. Er musste morgens sowieso nicht unbedingt frühstücken. Dennoch hatte es Spaß gemacht, seinen Kumpel aus dem Bett zu werfen und zum Supermarkt zu scheuchen. Schadenfreude war doch die schönste Freude… „Ich habe dir gesagt, du sollst hier nicht rauchen!“, zischte Jewel und wollte dem Blonden die Kippe aus der Hand nehmen. „Finger weg. Das hier ist auch mit meine Bude. Außerdem rauchst du selbst heimlich. Hab‘ dich mal dabei erwischt.“ „Das stimmt nicht!“ Jewel war fassungslos. Allerdings entsprach es, entgegen seiner eigenen Worte, leider der Wahrheit… Danny unterbrach den Streit und stellte beiden einen Teller mit… Eiern… vor die Nase. Lecker sahen sie nicht aus. „Die sind total verbrannt.“ „Vielleicht sind seine das ja auch?“, flüsterte Jewel gehässig und grinste frech. „Du willst ja nur, dass ich sie dir mal zeige.“ Danny verschränkte seine gut trainierten Arme. Plötzlich klingelte es an der Tür. „Jewel, hopp beweg‘ deinen Arsch“, befahl der Nachhilfelehrer. „Wieso muss ich denn aufmachen?“ „Weil ich es sage und weil du gestern das letzte Pizzastück weg gespachtelt hast.“ „Na und?! Danny, mach‘ du auf, du bist der jüngste von uns!“ „Und der klügste“, korrigierte Angesprochener, verdrehte die Augen und schlurfte zur Tür. Wieso tat er sich die Spinner überhaupt an? Stimmt, waren ja seine besten Freunde… Bevor er öffnete, nutzte er allerdings den Türspion. „Das ist… Trevor. Und er hat Rosen in der Hand. Wie kitschig… Ich lass‘ ihn draußen.“ „Was? Rosen? Wie süß ist das denn?!“ Jewel war hellauf begeistert und sprang sofort von seinem Platz. „Ich dachte, du hältst ihn für einen ‚Widerling‘?“, fragte Rylan mit hochgezogener Augenbraue. „Schließlich hat er dich doch verarscht“, warf Danny ein und stand noch immer dumm vor der Tür. „Ach, ich habe ihn ja neulich auch betrogen und es ihm leider gesteckt. Da passt das schon. Außerdem kriege ich gerne Blumen“, rechtfertigte sich der 23-jährige. „Du bist fremdgegangen?“ Der Schwarzhaarige war verdutzt. „Und da hat sich Trevor gerächt? Macht man das heutzutage so?“ „Ja, kein Plan, war hacke. Kommt nicht wieder vor. Sag‘ ihm, ich bin gleich da! Ich muss meine Haare richten.“ „Die kann man eh nicht mehr retten.“ Rylan war an diesem Tag nicht der Netteste unter der Sonne. „Schnauze, Blondchen! Bist ja nur neidisch!“, zickte der Lilahaarige zurück. „Was geht bei euch? Seid ihr untervögelt?“ Danny hielt sich den Kopf, als bekäme er furchtbare Schmerzen. Zeit, dass er hier raus kam… Da es sowieso noch einmal schellte, zog er die Tür auf. „Och, die Blümchen wären doch nicht nötig gewesen.“ Danny grinste Trevor breit an. Dieser war ungefähr 1,63 m und trotz seiner Muskeln konnte er ihn beim besten Willen nicht ernst nehmen. Er sah einfach… lustig aus. So als sei er in der Wäsche eingegangen. Dieser schaute wie ein getretener Hund zu ihm, als ob er die Gedanken des 21-jährigen gelesen hätte. „I-ist Jewel da?“, piepste er leise. Die Stimme war nervtötend. Wie hielt man das aus? „Leider ja. Er macht sich fertig. Moment.“ Danny knallte ihm die Tür vor der Nase wieder zu. „Das mit dem ‚leider‘ habe ich gehört, Daniel!“, kam es bissig aus dem Bad. „Vielleicht solltest du das ja hören, Jeremias?“ Danny musste schmunzeln und warf sich wieder auf einen Stuhl am Tisch. Rylan rauchte genüsslich seine Zigarette. „Mit wem hat er denn den Affen da draußen hintergangen? Doch nicht etwa mit diesem komischen Marvin, der mich mal nach Jewel gefragt hat?“ Der Blondhaarige musste plötzlich stark husten. „Keine Ahnung, woher soll ich das wissen?!“ „Chill‘ mal und iss‘ die Eier.“ „Nein. Wie kann man überhaupt so etwas Einfaches verbrennen?“ „Kenne mich damit halt nicht so aus, im Gegensatz zu euch zwei Spezialisten. Und die von dem alten Knacker würdest du sicher nehmen oder?“ Danny hätte sich für seine eigenen Worte im Nachhinein am liebsten geohrfeigt, denn sie bescherten ihm… Kopfkino. „Ich bin echt widerlich.“ „Korrekt. Die von dem heißen Familienvater…“ „Sprich‘ nicht weiter. Ich hab’s kapiert. Hey, vielleicht solltest du ihm auch Rosen schenken!“, warf Danny prustend ein. „Was soll er denn damit?“ „Keine Ahnung. Essen? Naja, wirst den vermutlich niemals rumkriegen. Du hast gesagt, er trägt einen Ehering und hat zwei Bälger.“ „Vielleicht doch. Ich habe so meine Tricks…“ -- Nachdem Rylan den restlichen Tag an der Tankstelle, an dem sein bester Freund Danny arbeitete, verbracht hatte, machte er sich auf den Weg zu… seiner total in ihn verschossenen Nachhilfeschülerin. Deren Vater absolut göttlich war. Maddy hatte sich die ganze Zeit tierisch gefreut. Glücklicherweise war ihr alter Herr noch auf der Arbeit. Um die kleine Jolie hatte sich solange Nathans Mutter gekümmert. „Schätzchen, ich muss jetzt aber wirklich los. Ich habe es deinem Dad gesagt. Ich muss Grandpa von der Krankengymnastik abholen und danach hat er noch einen Arzttermin. Den kann er vor unserem Urlaub nicht absagen.“ „Das ist doch kein Problem, Grandma. Geh‘ ruhig. Dad ist sicher gleich da.“ Die 58-jährige war nicht so glücklich. „Ich kann Jolie nicht mitnehmen. Passt du denn solange gut auf deine Schwester auf?“ „Klar, mache ich.“ Maddy lächelte brav. „Ich krieg‘ das schon hin. Mach‘ dir keine Sorgen.“ „Aber was ist, wenn Jolie dich während deiner Nachhilfe stört oder anfängt zu weinen?“ „Sie heult schon nicht.“ „Na gut, dann fahre ich jetzt langsam. Ich lasse mein Handy an. Ruf‘ an wenn etwas sein sollte. Ich versuche dir dann, so schnell wie möglich zu helfen. Im Notfall sage ich einer Nachbarin von euch bescheid.“ Die Frau drückte ihre Enkelin fest an sich. -- Nathan wollte gerade seine Sachen zusammen packen, als Mr. Smith in sein Büro trat. „Müssen Sie schon los? Ich wollte Ihnen unseren neuen Manager vorstellen.“ „Ja, tut mir leid. Ich hatte Ihnen doch mitgeteilt, dass mein Au-Pair-Mädchen heute nicht zu Hause ist.“ Der 35-jährige ahnte nichts Gutes. „Fünf Minuten werden Sie doch sicherlich erübrigen können…“ Es war eine rhetorische Frage. Ehe Nathan sich zu einer… für den Chef negativen… Antwort hinreißen konnte, war Mr. Smith auch schon verschwunden. „Warten Sie, Warner, ich hole ihn schnell!“ Ratlos schüttelte Nathaniel den Kopf. Was sollte er noch tun? Er musste zu seinen Töchtern! Seine Mutter hatte ihm vorher extra darüber informiert, dass sie sich nicht lange um die beiden Mädchen kümmern könnte. Zudem lag es ihm auch am Herzen, dass sein Vater den Arzttermin wahrnahm. Mr. Smith ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Der Familienvater hatte es gerade noch so geschafft, Maddy darüber zu unterrichten, dass er ein wenig später da sein würde. Smith betrat mit dem neuen IT-Manager das Büro, schloss die Tür und stellte die Herren einander vor. Das würde mit großer Wahrscheinlichkeit mehr als fünf Minuten dauern… -- Diese Gelegenheit nutzte Maddy schamlos für sich aus. Ihr Vater hatte ihr verboten, sich für Rylan herzurichten… Allerdings war ihr Dad beschäftigt. Sie warf flugs einen Blick auf ihr Handy, stellte fest, dass sie noch einige Minuten hatte, und huschte in ihr Zimmer. Jolie spielte im Wohnzimmer mit ihrem Puppenhaus. Neugierig dackelte sie Maddy hinterher. Diese hatte sich in ihre neuen Hotpants geworfen. Dazu suchte sie sich ein blaues, leicht ausgeschnittenes Top aus. Es passte perfekt zu seinen Augen! „Und was meinst du, würde das Rylan gefallen?“ Jolie blickte ihre Schwester an. „Wer ist Rylan?“ „Der Junge, der mir gestern wegen der Schule geholfen hat.“ Jolie schien sich zu erinnern. Der Herr mit den lustigen Haaren. „Wann kommt Daddy?“ „Keine Ahnung, hoffentlich nicht so bald.“ Maddy schminkte sich. „Will auch schminken!“ Die kleine platzierte sich neben ihre große Schwester und fasste sie ungeduldig am Bein. „Ich wusste, dass du nerven würdest.“ Augenrollend drückte sie dem Mädchen ihren Lippenstift in die Hände. „Hier, viel Spaß.“ Es ertönte die Klingel. „Er ist da, er ist da!“ Maddy hüpfte aufgeregt, wie ein kleines Häschen, hin- und her. „Wo ist Daddy?“, wollte Jolie erneut wissen. Sie vermisste ihren Vater! Missmutig starrte sie auf den Lippenstift und schmierte sich etwas auf den Mund. So wie Madeline. Diese riss freudig die Haustür auf. Vor ihr stand Rylan. Eine Haarsträhne hing ihm diesmal ins Gesicht. Er war einfach U-M-W-E-R-F-E-N-D! Seine blauen Augen blitzten und zogen Maddy sofort wieder in ihren Bann. „Bereit für Physik?“, fragte er lässig an die Tür gelehnt. Unauffällig luchste er an Maddy vorbei, nur um festzustellen, dass der gutaussehende Nathaniel nicht da zu sein schien. So ein Mist aber auch! „Ich bin sowas von bereit!“, kam es, vielleicht ein bisschen zu flott, von der 15-jährigen. „Mein Dad ist nicht da, wir sind ungestört.“ Sie kicherte und ließ den jungen Mann hineintreten. „Wie… schön.“ Am liebsten wäre er ja wieder umgedreht, aber hey… er spielte auch gerne den Helden für Teenager-Mädchen. Und helfen wollte er schließlich ebenfalls. „Und… deine… Mutter?“, fragte er vorsichtig. Die Schwarzhaarige von gestern konnte das unmöglich sein. „Sie ist vor Jahren gestorben.“ Maddy lächelte schwach. „Das tut mir… sehr… leid.“ Hallo Fettnäpfchen! Er kam nicht umhin, Nathan nur noch mehr zu bewundern. Ein toller, verwitweter Mann! „Schon gut.“ Maddy war tapfer. „Hast du Nummer 4 gemacht, so wie ich es dir geraten hatte?“ Der 21-jährige legte seine dunkelblaue Jeansjacke über den Stuhl. „Ja, habe ich…“ Rylan wollte gerade Maddys bearbeitete Aufgabe überprüfen, da tapste Jolie weinend ins Zimmer. „Wo ist Daddy? Ich will zu Daddy!“ Jolie hatte sich tatkräftig… mit Lippenstift beschmiert. „Ohje…“ Rylan lächelte. Die Kleine erinnerte ihn an seine jüngste Schwester Lily. „Leider haben wir die am Hals…“, gab der Teenager genervt von sich und verzog dementsprechend das Gesicht. Herzlos war sie aber nicht. „Jolie, Daddy ist gleich da, ja?“ Während Maddy mit ihrer kleinen Schwester sprach, nahm Rylan sich die Zeit dafür, seinen Fan… zu mustern. Nun, er hatte auch mal was mit dem weiblichen Geschlecht. Allerdings würde er niemals Minderjährige anfassen. Gerne hätte er ihr das irgendwie nett beigebracht, doch er wusste nicht so genau, wie. Aber niedlich von ihr, sich extra so aufzubrezeln. Amüsiert grinste er. Ob ihr Vater wusste, wie sie ihm da in dem Top gerade ihre kleinen Titten präsentierte? Maddy fiel Rylans Blick auf. Sie errötete. „Ich würde vorschlagen, du wirfst schon mal ein Auge auf die nächste Aufgabe und ich hole ein Tuch, damit wir dem süßen Clown hier den Mund abwischen. Nicht, dass dein hei-… dein Vater mich umbringt.“ Beinahe hätte er sich verquatscht. Der 21-jährige trat vorsichtig zu Jolie. „Ich bin Rylan“, stellte er sich der Kleinen vor. „Kommst du mit mir zum Spülbecken? Wir machen dich wieder hübsch für deinen Daddy.“ Jolie schaute argwöhnisch zu dem Mann auf und dann auf seine Haare. Rylan ließ sich nicht beirren, bückte sich zu ihr und nahm ihre Hand. Er griff nach einer Küchenrolle und gab etwas Wasser darauf. Dann hockte er sich zu Jolie und wischte ihr sanft den Lippenstift vom Gesicht. Die Kleine ließ sich das gefallen, fing aber wenig später an zu schniefen. Rylan nahm sie auf den Arm. „Nicht weinen, Süße. Komm‘ wir machen jetzt mit deiner großen Schwester Schulaufgaben.“ Er setzte sich die vierjährige auf den Schoß und gab ihr ein leeres Blatt aus seinem Block. „Oder willst du etwas für deinen Daddy malen?“ Jolie nickte bloß missmutig und grabschte nach einem Stift. *„So habe ich mir das ja nicht vorgestellt!“* Maddy war sauer… auf Jolie und neidisch! Rylan war so lieb und er konnte ja so fantastisch mit Kindern umgehen! „Solange sie beschäftigt ist, lernen wir“, sprach er bestimmt. Endlich sah er sich Maddys Aufgabe an. Das Ergebnis war falsch, doch der Ansatz der Formel überraschenderweise gar nicht so schlecht. Rylan setzte Jolie auf den Stuhl neben sich, die ganz vertieft schien und widmete sich wieder Maddy. -- Nathan hatte sich erst nach einer halben Ewigkeit losreißen können. Allerdings steckte er nun im Feierabendverkehr. Großartig! „Maddy ist alleine mit diesem … Bennett. Verdammt!“ Verzweifelt schlug er aufs Lenkrad. Er machte sich riesige Vorwürfe. Er hätte Angelica darum bitten sollen, einen anderen Tag frei zu nehmen, doch er hatte der Rumänin das einfach nicht antun können. Jetzt, wo sie doch ein wenig Ruhe und Ablenkung benötigte. Und zu seinem Glück fing es an, in Strömen zu regnen. Perfekt! Dennoch raste er. Schließlich musste er dringend zu seinen Kindern! -- Es blitzte und ein lautes Donnern ertönte. „Gewitter!“, rief Jolie aufmerksam und bekam Angst. Maddy musste zugeben, dass auch sie ein wenig Schiss hatte. Doch mit Rylan… würde sie alles überstehen. Dieser schaltete auch. „Wir sollten zur Sicherheit überall die Stecker rausmachen. Maddy, lass‘ uns kurz durchs Haus. Er nahm Jolie auf den Arm. Die 15-jährige nickte hastig und gehorchte. „Keine Sorge, das geht bald vorbei.“ Der Blonde streichelte Jolie über den Kopf. Er setzte sie sich, nachdem sie fertig waren mit ihrem Rundgang, wieder auf seinen Schoß, und ließ sie noch ein Bild malen. Als es erneut donnerte, tätschelte er die vierjährige und sprach beruhigend auf sie ein. So hatte er das bei seiner kleinen Schwester Lily auch stets getan und es hatte geholfen. Entgegen seiner Vermutung, kam der Nachhilfelehrer mit Maddy voran, bzw. übten sie fleißig Aufgaben, trotz Jolie, die weiter bei ihnen saß. „Wenn du dich Morgen gut konzentrierst, wirst du sicher keine Sechs schreiben. Ganz bestimmt.“ Rylan lächelte aufmunternd. Maddy saugte dieses förmlich in sich auf. Das Unwetter hatte nicht lange gedauert. „Ach… Bevor dein Dad kommt…“, der Blonde warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie waren über der Zeit, aber er hatte die Kids nicht alleine lassen können. „Solltest du… ähm… dich vielleicht umziehen gehen…“ Maddy lief rot an. Gefiel sie Rylan nicht? Aber er hatte recht. Wortlos stand sie auf und wollte zu ihrem Zimmer, da öffnete sich die Haustür. Nathan trat hinein. Er trug einen Anzug, der etwas durchnässt war. Zudem wirkte er müde und gestresst. „Es tut mir so leid, Maddy. Ich wurde aufgehalten.“ Sofort scannte er den Raum ab. Seine geliebten Kinder waren anwesend. Blondie auch… MOMENT? Blondie war noch da?! *„Macht doch nichts. Ich vergebe dir, wenn du dich ausziehst.“* Das Teufelchen aus Rylans Kopf meldete sich zurück. Natürlich konnte er nicht damit aufhören, seinen… Schwarm zu begutachten. Der Ältere schälte sich aus seiner nassen Jacke und sah zu seiner Tochter, die ihn nur ertappt anstarrte. „Oh mein Gott, Madeline wie siehst du aus?!“ Erst jetzt realisierte Nathan die knappe Bekleidung. *„Nicht so heiß wie du…“*, dachte Ry sich. „Geh‘ dich auf der Stelle umziehen, Fräulein!“, befahl Nathan. Der Teenager gehorchte bedröppelt. „Daddy!“ Jolie sprang zu ihrem Dad, der sie sofort hochhob. „Wie können Sie es wagen, so mit meiner Tochter Unterricht zu machen? Sicherlich haben Sie das schamlos ausgenutzt! Zudem sind die zwei Stunden lange um.“ Er wartete mit seiner Anklage, bis Madeline nichts mehr hören konnte. Jolie strich er liebevoll über den Kopf und gab ihr ein Küsschen. Der Blondhaarige ließ sich gerne Vorwürfe machen. Gehörte zu seinen zahlreichen Hobbys… „Sie verstehen nicht, Mr. Warner… Ich bin definitiv nicht an Ihrer Tochter interessiert. Ich kann ihr doch nicht vorschreiben, was sie tragen soll?!“, gab er amüsiert als Antwort. „Und ich habe freiwillig länger gemacht, damit Maddy Morgen weniger Schwierigkeiten hat. Sie brauchen das nicht zahlen. Zudem hatte Jolie ein wenig Angst wegen des Gewitters. Ich wollte nicht einfach abhauen.“ Sofort fühlte sich Nathaniel eine ganze Ecke schlechter. „Hattest du Angst, meine Kleine?“ „Ja, Daddy! Aber Rylan mit den lustigen Haaren hat mich ein Bild malen lassen! Er ist nett!“ Plötzlich klingelte ein Handy. Zu aller Verwunderung war es das von dem… mit den lustigen Haaren. „Entschuldigung.“ Er grinste, um die Situation ein wenig zu entschärfen, und nahm den Anruf an. Es war Danny. „Jo Ry, ich stehe seit Ewigkeiten vor der Tür und hab‘ es eigentlich ein bisschen eilig. Kannst du mal Tempo machen?“ Dem Blonden geisterte auf einmal eine Idee durch den Kopf. Wieso war ihm das gestern nicht bereits eingefallen? „Okay, tut mir leid. Wusste nicht, dass du mich heute abholen kommst. Bis gleich, Süßer.“ Rylan erhob sich. Nathan hatte kein Wort gesprochen. In seinem Gehirn ratterte es. Nun hatte der 21-jährige sich quasi… geoutet. Zum Teil war dies richtig: Momentan war er mehr an Männern interessiert. Und ein Objekt seiner Begierde war unmittelbar im Raum… „Also, Sie brauchen sich wegen Ihrer Tochter keine Gedanken machen.“ Rylan näherte sich dem großen Mann. Er zwinkerte. „Sie sind… Verzeihen Sie, aber Sie werden verstehen, dass ich… als Vater mir Sorgen gemacht habe… Sie allein… mit ihr.“ Nathan redete sich vermutlich um Kopf und Kragen. Ihm war es ein wenig unangenehm. Er schien überfordert. Ry zwang sich zu einem verständnisvollen Lächeln. Lieber hätte er fett gegrinst. „Guck‘ mal Daddy, mein Bild!“ Jolie unterbrach die beiden und hob stolz ihr Werk, das sie in den Händen gehalten hatte. Zu erkennen waren fünf Strichmännchen. Eines davon hatte über dem Kopf wilde, gelbe Zacken. Das war eindeutig Rylan… „Ich werd‘ dann mal. Wenn Maddy mich braucht, sie hat meine Nummer.“ *„Und wenn du mich brauchst…“* Das Engelchen hatte anscheinend Urlaub und bot dem Teufelchen viel mehr Spielraum. „Ach und Mr. Warner… Sie haben da… ein Blatt… an der Wange kleben.“ Dem Nachhilfelehrer war es vorhin aufgefallen, wollte aber nicht zur Tat schreiten, als Maddy noch mit im Raum war. Doch jetzt war er dreist. Mutig und mit einem leichten Grinsen entfernte er das kleine, nasse, grüne Ding aus Nathans Gesicht. Dieser blinzelte nur irritiert. Die Stelle die der jüngere berührt hatte, kribbelte. Als ob er einen Stromschlag kassiert hätte, wich der Braunhaarige zurück. Blondies faszinierende Augen funkelten ihn beschwörend an. Was war das zur Hölle? *„Ich bin wirklich untervögelt, ich sollte abhauen bevor ich mich auf ihn stürze…“* Ry war eine tickende Zeitbombe. Nathan nickte nur langsam. Mechanisch zog er das Geld aus seinem Portemonnaie und übergab es dem Nachhilfelehrer. Er hatte nicht die leiseste Ahnung wieso, aber irgendwie… glaubte er Rylan mittlerweile auf jeden Fall, dass dieser kein Interesse an seiner Tochter hatte… Maddy kam derweil in normalen Klamotten an getrottet. „Hey, ich drücke dir die Daumen. Du schaffst das. Wir haben gut geübt, Maddy. Und mach‘ nichts mehr heute. Geh‘ lieber früher schlafen.“ „Dankeschön, Rylan. Auch fürs länger bleiben…“ Die 15-jährige war wieder ganz verzaubert. Justin Bieber konnte einpacken. Nachdem er seine Jacke und vorher noch genüsslich einen Blick auf Nathans attraktive Kehrseite geworfen hatte, verschwand Rylan. Der 35-jährige war nämlich damit beschäftigt, Maddy zum Aufräumen zu bewegen. Genervt trug sie alles ins Zimmer und konnte so nicht am Fenster stehen und Rylan hinterherhimmeln. „Was war das eben mit ‚Süßer‘?“, fragte Danny grinsend. Es hatte aufgehört zu regnen. Aus diesem Grund hatte er angefangen, sich ans Auto zu lehnen und ungeduldig zu rauchen. „Du musst mal kurz mitspielen, wir werden wahrscheinlich beobachtet.“ Rylan zog Danny in eine innige Umarmung. „Ist er wieder so cool ins Auto gesprungen?“ Maddy hatte inzwischen alles weggepackt. Sie ahnte nichts von ihrem Pech, Nathans Glück. Oder sollte man es ebenfalls Pech nennen? „Nein.“ Und der Familienvater wusste nicht, wie er es seiner Tochter beibringen sollte. Eigentlich müsste er sich riesig freuen! Aber für heute… wollte er es gut sein lassen. Schließlich hatte Maddy Morgen die Klausur und Liebeskummer würde ihr da nicht unbedingt weiterhelfen. Eher das Gegenteil. „Du warst unfreundlich zu ihm, Dad. Ich hatte auch ein bisschen Angst vor dem Gewitter… Aber er war so lieb und ist mit uns beiden geblieben. Wir haben sogar überall die Stecker rausgemacht. Und er kann voll toll mit Kindern umgehen! Hast du dich bedankt und ihm mehr Geld gegeben, weil er länger geblieben ist?“ Peinlicherweise… hatte er das nicht. Egal, Morgen würde er das mit einem Anruf nachholen. So viel Anstand besaß er. Laut ertönte ein Klingeln. Nathan griff nach seinem Handy. Es war das Au-Pair-Mädchen. „Ja, Angelica?“ „Mr. Warner… Mein… Großvater…“ Die 19-jährige schluchzte und der Ältere verstand kaum ein Wort. Ihm schwante Böses. Kapitel 4: ----------- „Wieso muss ich denn deinen Lover spielen? Konntest du nicht Jewel nehmen?!“, beschwerte sich Danny noch im Auto. „War Jewel gerade da? Nein. Und jetzt stell‘ dich nicht so an.“ Rylan verdrehte genervt die Augen. Und in der WG ging die Diskussion weiter. „Was für einen Nutzen hast du überhaupt davon?“, fragte Rylans bester Freund. „Ganz einfach: Ich muss mir nicht ständig irgendwelche schwachsinnigen Vorwürfe anhören. Und vielleicht kann ich Maddy so eher Nachhilfestunden geben. Erst war er ja nicht so begeistert. Du tust ja so, als hätte ich dir einen Heiratsantrag gemacht!“ „Wer hat wem einen Heiratsantrag gemacht?“ Jewel kam gerade mit Trevor im Schlepptau zur Tür hinein. Verwundert blickte er zu seinen zwei Freunden. „Ach, Ry hat sich in einen Typen verknallt, den er sowieso niemals rumkriegen wird. Hinzu kommt, dass der 100 Jahre alt ist!“ „Etwa in ´ne Hete? Und wie alt ist der?“ Jewel musste sich ein Lachen verkneifen. Ry hatte schon immer eine Vorliebe für Ältere gehabt… „Ich finde, wenn ihr das Wort ‘Hete‘ sagt, klingt es wie ein Schimpfwort.“ Danny schüttelte gespielt verzweifelt den Kopf. Als einzig Heterosexueller war es nicht immer leicht mit den beiden… Aber ohne die zwei Chaoten war es einfach zu langweilig. Und einer musste ja auf die Idioten aufpassen. „Das ist doch kein Schimpfwort, Daniel“, klärte der 23-jährige auf. „Danke, Jeremias.“ „Naja, wenn du auf die Schnauze fällst, Ry… Egal. Trevor und ich sind dann mal… beschäftigt. Wehe ihr stört uns!“ Bestimmt zog er den kleinen Mann an seiner Seite mit in sein Zimmer. Trevor hatte, wie so oft, kein Wort gesprochen. Als ob er Angst vor den WG-Mitbewohnern hätte. Und den hätte Danny verprügeln sollen? „Tun wir sicher nicht. Danny, hast du was für die Ohren? Ich denke nicht, dass wir diese Nacht ruhig schlafen können...“ „Nein, hab‘ ich nicht. Ich werde jetzt zu Stella fahren, muss‘ dich alleine hier lassen. Schaffst du das?“, fragte der Schwarzhaarige schmunzelnd. „Eher nicht. Lässt du mich vorher wo raus?“ „Meinetwegen.“ „Keine Sorge, ich lass‘ deinen Hintern auch in Ruhe.“ Ry grinste breit. „Das hoffe ich für dich, Bruder. Sonst hetze ich Stella auf dich. Die hat Fingernägel, damit kann sie dich locker aufschlitzen… Und auf ihre High Heels würde ich auch aufpassen.“ „Jetzt habe ich wirklich Angst!“ -- Zwei Tage später. Samstag -- Nathaniel hatte derweil ganz andere Probleme. Angelicas Großvater war leider verstorben. Genauso, wie er es am Telefon geahnt hatte. Die junge Rumänin tat ihm so unendlich leid... Sie hatte sich unzählige Male dafür entschuldigt, zurück in ihre Heimat fliegen zu müssen. Die 19-jährige wusste, dass Nathan jetzt niemanden mehr für die Kinder hatte. Seine Mutter würde ab Morgen in den Urlaub fliegen. Seine einzige Schwester lebte in Paris. Dementsprechend auch nicht wirklich eine Hilfe für den verwitweten Familienvater. „Bitte mach‘ dir keine Sorgen um uns, Angelica. Ich werde schon jemanden finden. Und selbst wenn es erst mal schwierig werden wird…“ „Dann passe ich auf Jolie auf“, beendete Madeline den Satz ihres Vaters. Sie meinte ihn keineswegs ernst, doch ihr Dad hatte sie praktisch dazu gezwungen, dass vor der Rumänin zu sagen. Damit sie beruhigt flog. Die Schwarzhaarige lächelte schwach. „Und ich darf wiederkommen, sobald…“ „Ja, aber selbstverständlich. Schreib‘ mir einfach eine E-Mail oder ruf‘ an. Du bist jederzeit wieder Willkommen bei uns, Angelica.“ „Vielen Dank.“ Nathan lächelte und drückte das Mädchen an sich. Zu Anfang hatte sie sich ein wenig in ihn verliebt gehabt, das war ihm einfach nicht verborgen geblieben. Glücklicherweise hatte es sich bald gelegt und mittlerweile sah er sie schon als festes Familienmitglied an. Nachdem sich Maddy und auch die kleine Jolie, mit einer festen Umarmung ebenfalls von Angelica verabschiedet hatten, und die Rumänin durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen musste, winkten sie ihr fleißig. Danach machten sie sich langsam auf den Heimweg. Jolie hatte anscheinend schon genau verstanden, was vor sich ging. Sie schniefte ein wenig und drückte ihren großen, braunen Teddy an sich. „Wann kommt Angelica wieder, Daddy?“ „Bald mein Schatz…“ Der Controller hoffte es zumindest. „Was machen wir jetzt?“, fragte Maddy ihren Vater. „Macht euch keine Sorgen. Erzähl‘ mir doch lieber, wie deine Klausur gestern verlaufen ist. Wir hatten gestern keine Zeit darüber zu sprechen.“ Kein Wunder, denn Angelica hatte wild gepackt und Nathan war damit zugange gewesen, ein direktes Flugticket für sein Au-Pair-Mädchen zu buchen. Er hatte schon am Donnerstag alles im Internet durchforstet, doch leider keins gefunden. Lange Umsteig-Flüge hatte er ihr nicht antun wollen. Die Rumänin war wirklich fertig. So fertig, dass ihr ihre Freundin hatte helfen müssen, all ihre Sachen zusammen zu suchen. Nathan hätte gerne geholfen, doch, wie so oft, hatte Mr. Smith wenig Verständnis gezeigt. Dennoch war er früher von der Arbeit abgehauen. Da durfte er sich sicher noch etwas anhören… Zum Glück war sein Boss aber auch bald im Urlaub. „Ich wusste zwei Aufgaben nicht, Dad. Aber ich habe trotzdem versucht, zumindest die Formel hinzuschreiben. So hat Rylan mir das geraten.“ Maddy musste total verknallt lächeln, als sie an ihren schnuckeligen Nachhilfelehrer dachte. „Hoffentlich hat das was gebracht.“ Dieser Blondie… war ihm noch immer nicht so ganz koscher. Und die wenigen Stunden, die der Controller am Donnerstag an Schlaf bekommen hatte, hatte ihm dieser… Kerl geraubt. Er hatte davon geträumt wie Rylan in sein Büro gestürmt kam. Mr. Smith war dagewesen und hatte ständig so etwas gesagt wie: „Können Sie Ihre Familie nicht zu Hause lassen, Warner?“ Dann hatte Blondie nur sein… unheilvolles Grinsen verbreitet und ihm… Nachhilfe angeboten. Und da fiel dem 35-jährigen ein, dass er es Maddy beibringen musste… Als sie zu Hause ankamen, setzte er Jolie vor ihrem Puppenhaus ab. „Spiel‘ ein bisschen, mein Schatz. Daddy macht jetzt Essen.“ Maddy hatte sich auch gerade in ihr Zimmer verkrümeln wollen. Allerdings hielt Nathan sie zurück. „Maddy warte… Ich… muss‘ mit dir sprechen. Es ist wichtig.“ Der Teenager blickte seinen Vater verwirrt an. „Habe ich noch was ausgefressen, von dem ich nichts weiß?“ „Nein. Setz‘ dich doch. Bitte.“ Nathan war wirklich überfordert. Wie sollte er ihr das nur verklickern? „Maddy… Also… mir ist ja nicht verborgen geblieben, dass dir Mr. Bennett gefällt…“, begann er vorsichtig. Der Teenager wurde ein wenig rot. Ihr Dad war aber auch peinlich! Und immer dieses ‚Mr. Bennett‘. So alt war ihr Rylan nicht! Der rötliche Schleier um die Nase seiner Tochter blieb natürlich nicht unentdeckt. Hilflos strich sich Nathaniel durch die kurzen, braunen Haare. „Was ist denn, Dad?“ Maddy war verwirrt. „Er ist… homosexuell. Also Schwul. Er steht auf Männer, Madeline. Tut mir leid.“ „Was?!“ Mit großen Augen starrte sie den Älteren an. Mit dieser Aussage hätte die 15-jährige nicht gerechnet. Eher damit, dass ihr Dad sagen würde, er sei viel zu alt usw. „Er hat… es mir gesagt. Und ich glaube, er ist auch vergeben. Es müsste der sein, der ihn immer abholt. Du hast ihn doch auch einmal gesehen.“ *„Wo er so lächerlich ins Auto gesprungen ist“*, fügte Nathan in Gedanken hinzu. Maddy hatte noch kein Wort gesprochen. Allerdings… Sie glaubte ihrem Dad kein einziges Wort. Sie nahm tapfer alle Kraft zusammen und… verkniff sich… ein Lachen. Ihr Vater sagte das doch extra, damit sie ihren Traummann nicht weiter anhimmelte. Aber wenn sie sich anmerken ließ, dass sie dem keinen Glauben schenkte, würde ihr Dad den hinreißenden Nachhilfelehrer nicht zu ihr lassen. „Maddy?“ Nathan hatte… irgendeine Reaktion von seiner Ältesten erwartet. Aber so gar nichts? Sicher war sie ziemlich niedergeschlagen oder hatte es noch nicht wirklich realisiert. Er hatte furchtbar Mitleid mit ihr. „Es ist in Ordnung, wenn du traurig bist. Du magst ihn ziemlich gern oder?“ Der Braunhaarige ging zu dem Mädchen und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. Langsam nickte Madeline. „Ähm… Ich… bin enttäuscht, Dad.“ Sie versuchte sich an einem entsprechenden Blick. „Ich weiß. Und ich möchte, dass du dir ab jetzt den Blondie… ich meine, Mr. Bennett aus dem Kopf schlägst.“ „Okay, du hast recht.“ Maddy probierte sich an einem Schniefen. „Ich würde jetzt gerne ein bisschen alleine sein. Machst du uns was Leckeres zu essen? Oder… bestellst du uns etwas? Kochen kannst du ja nicht so gut…“ „Natürlich, meine Süße.“ Maddy trottete gespielt traurig in ihr Zimmer. Dann verschloss sie schnell ihre Tür. Auf ihrem Gesicht war ein breites Grinsen. *„Oh Dad, wenn du denkst, dass ich dir das abkaufe… Er ist ganz bestimmt nicht schwul! So ein klasse Typ kann gar nicht schwul sein! Außerdem hat er mich gemustert. Wenn auch nur kurz…“* Sofort setzte sie sich an ihren eigenen Laptop und schrieb ihrer besten Freundin Samantha. Ein Telefonat würde sie jetzt nicht riskieren. Nachher platzte ihr nerviger Vater wieder rein. -- Mittwoch, ca. 16:30 Uhr -- „Dad!“ Madeline kam hüpfend nach Hause. Dieser konnte ihre… Freude gerade nicht teilen. Er hatte einen mordsmäßigen Stress auf der Arbeit. Natürlich hatte er so schnell keinen Ersatz für Angelica auftreiben können. Als letzte Chance hatte er auf seine Nachbarin gesetzt. Eine schon etwas betagte Dame um die 70. Leider war diese unglücklich gestürzt und hatte nun selbst Probleme. Sie hatte sogar gefragt, ob Nathan nicht ihre Blumen gießen konnte… Schon seit zehn Minuten versuchte er seinem Chef zu erklären, dass er auf der Arbeit kürzer treten musste - vergeblich. Auch Jolie zupfte ungeduldig an seiner dunklen Hose. „Mr. Smith, ich bitte Sie, ich habe einige Überstunden… und das meiste kann ich doch zu Hause abarbeiten… Ja, ich weiß, dass Sie seit Montag eigentlich im Urlaub sind. Entschuldigen Sie, aber ich bin Controller und kein Geschäftsfü-“ Aufgelegt. Nathaniel musste sich sammeln. Er atmete einmal tief ein und aus. Der Betrieb war nicht mal klein und dennoch musste er unzählige Aufgaben übernehmen. Mr. Smith schien zu denken, er war der einzige in der Firma… Wie sollte er bloß alles schaffen? *„Oh Amanda, wenn du noch hier wärst… Verzeih‘ mir, ich bin nur ein einfacher Mann… Du hast gearbeitet, dich um die Kinder und das Haus gekümmert… Ich frage mich, wie du das alles gemeistert hast…“* Der Familienvater packte sein Handy weg. Wahrscheinlich hatte er bald keinen Job mehr. Es war nicht so, dass sie am Hungertuch nagten, dennoch kostete die Unterhaltung für das riesige Haus, die beiden Autos… und vor allem seine beiden Kinder eine ganze Menge. Es gab nur sein Einkommen. Maddy bekam ein schlechtes Gewissen. Wieso suchte sich ihr Vater nicht eine neue Frau, die ihm helfen würde? Sicher könnte ihr alter Herr das mal gut gebrauchen… Zudem wäre er dann bestimmt auch lockerer drauf… In Bezug auf Jungs. Nathan besann sich und widmete seine Aufmerksamkeit Jolie. „Was möchtest du denn, meine kleine Prinzessin?“ „Daddy, ich habe Hunger!“ „Ich koche uns gleich etwas.“ „Daddy kann aber nicht kochen!“ Ja, das konnte er wirklich nicht… „Ich bestelle uns etwas. Nudeln oder so. Allzu ungesund kann ich euch auch nicht immer ernähren.“ Er seufzte. „Dad?“ Maddy wagte sich langsam an ihren gestressten Vater heran. „Ja, meine Große?“ Nathan setzte tapfer ein Lächeln auf und drehte sich zu ihr. „Ich habe… in Physik… eine Vier Minus geschrieben…“ Maddy blickte stolz zu ihm und kramte sofort in ihrer Tasche nach dem Beweis. Vielleicht würde die für ihre Verhältnisse… relativ gute Note… ihn ein wenig aufmuntern! „Wirklich?!“ Ehrlich gesagt, er konnte das gar nicht glauben… Immerhin war sie doch so verknallt und dementsprechend abgelenkt gewesen… „Ja, mein Lehrer hat mir auch was dazu geschrieben. Willst du lesen?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, drückte die 15-jährige dem Mann ihre Arbeit in die Hand. „Liebe Madeline, man sieht, du hast dir wirklich Mühe gegeben und für diese Klausur geübt. Deine Ansätze, um die Aufgaben zu lösen, waren schon ganz gut. Beim nächsten Mal kommst du auch sicher auf das richtige Ergebnis. Bitte mache weiter so.“ Daneben war ein kleiner Smiley. „Wow, ich bin stolz auf dich, meine Süße.“ Lächelnd legte er den Zettel zur Seite und drückte seine Tochter an sich. „Dad? Du weißt, dass ich in Mathe auch schlecht bin…“ „Ja, ich weiß.“ „Jetzt… wo alles geklärt ist… kannst du doch Rylan anrufen. Du musst dich eh noch bei ihm bedanken! Und keine Sorge, ich bin nicht mehr traurig. Wirklich nicht.“ Wieso sollte sie auch traurig sein? „Ich weiß nicht… Ich meine… wenn ich ihn dir jetzt wieder präsentiere…“ „Dad, selbst wo ich in ihn verknallt war, habe ich die Vier geschrieben… Stell‘ dir vor, was ich schreibe, wenn ich mich noch besser konzentrieren kann!“ Maddy hätte Schauspielerin werden sollen. Sehr überzeugend überbrachte sie ihre indirekte Forderung. Und ohne allzu auffällig zu wirken. Sie wollten ihren Rylan! „Daddy, Rylan ist lustig! Kann er zu uns kommen? Bitte! Ich will ein Bild für ihn malen!“ Jolie schaute mit ihren großen grün-blauen Augen zu ihm. Seufzend besah er sich seine beiden Töchter. Sie hatten wohl einen Narren an dem jungen Nachhilfelehrer gefressen… Jolie mochte Fremde meist nicht, deswegen nahm er das als ein Omen. „Ihr habt gewonnen, ich rufe ihn ja an… Soll er eben Morgen mit der Mathe-Nachhilfe beginnen, falls er Zeit für dich hat. Aber dafür musst du mir versprechen, dass du jetzt kurz auf Jolie aufpasst… Ich muss nochmal dringend in die Firma.“ „Jetzt noch?!“ „Ja, ich muss die eingehenden Rechnungen unterschreiben, im Auftrag für-“ „Dad, kannst du nicht Rylan fragen?“ „Ich denke nicht, dass er unterschreiben darf.“ Nathan lachte kurz. „Dad, ich meine, er kann mir vielleicht gleich Nachhilfe in Mathe geben und gleichzeitig passt er auf Jolie auf… Du brauchst dir doch jetzt keine Sorgen mehr machen…“ Die hirnrissige Idee seiner Tochter wollte ihm zunächst nicht einleuchten. Allerdings… er würde sicher mindestens zwei Stunden weg sein. „Also gut…“ -- Rylan ahnte nichts von seinem Glück. Er war in der Dusche. Sein Handy hatte er vorsorglich bei Danny deponiert. Er hatte sich um unzählige Aushilfsjob beworben, denn seine Eltern hatten beschlossen, ihm nicht mehr so viel Geld zuzustecken. Zudem wollte er sich eine eigene Karre zulegen. Die olle Blechbüchse von Danny war lange nicht mehr… verkehrssicher. Und natürlich reichte die Kohle, die er mit seiner Nachhilfe verdiente, dafür nicht aus. Danny saß gerade mit Jewel im kleinen, aber gemütlichen Wohnzimmer. „Hey, das wollte ich dich schon früher fragen… Mit wem haste Trevor damals eigentlich betrogen?“ Der Schwarzhaarige war neugierig. „Sag‘ jetzt bitte nicht Marvin!“ Danny war schon am Lachen. Jewel suchte nach den richtigen Worten. „Ähm… also… Marvin war es nicht. Hab‘ den Namen vergessen. Wieso fragst du?“ „Dann kann es ja nicht so gut gewesen sein! Ach, hätte es eben gerne gewusst.“ Danny grinste spitzbübisch und zündete sich eine Zigarette an. „Aber gib‘ ruhig zu, dass es Marvin war, ich lache… auch nicht!“ Tat er ja jetzt schon… „Es war nicht dieser widerliche, mit Akne überzogene Computer-Freak Marvin, verdammt! Hast du nicht was zu tun? Deine Freundin vögeln oder so?“ „Gerade leider nicht… Sie hat ihre wöchentlichen, aufgezwungenen Klavierstunden.“ „Och…“ Jewel verzog gespielt traurig sein Gesicht. „Gibt es wohl nur dich… und deine Hand im einsamen Danny-Land…“ „Lenk‘ nicht ab, sag‘ schon! Ich lache wirklich nicht! Hey, immerhin hat Marvin einen fetten Mustang!“ „Es war NICHT Marvin, wie oft denn noch?!“ „Wer dann?“, fragte Danny weiter. Er ließ nicht locker. „R-“ Plötzlich klingelte ein Smartphone. Rylans Handy machte auf sich aufmerksam. „Hm, unbekannte Nummer. Da muss ich jetzt seriös drangehen, nicht dass es ein Personaler ist…“ Danny räusperte sich und nahm den Anruf für seinen besten Freund an. „Hier bei Bennett…“ Jewel beäugte ihn kritisch. Er wollte jedoch die Chance nutzen und sich aus dem Staub machen. Danny musste nicht unbedingt wissen, dass er und das Blondchen im Suff in der Kiste gelandet waren. Leider verplapperte er sich ständig… Allerdings blieb der Lilahaarige stehen, als Danny ziemlich bescheuert grinste und aufs Handy deutete. „Nein… ähm… ich bin nicht Rylan, Mr. Warner.“ „Ah, Sie sind sicher sein... Könnte ich Ihn bitte sprechen?“ Nathan hatte sich extra zum Telefonieren nach draußen begeben. Ihm war es ein wenig unangenehm mit Blondies „Süßem“ zu reden, wovon er stark ausging, aber er wollte Wort halten. „Er duscht gerade. Ach warten Sie… er hat sie gerade abgestellt. Moment.“ Der 21-jährige erhob sich und klopfte an die Tür. „Jo!“ Rylan hatte sich ein Handtuch um die Hüften gebunden. Selbst wenn er noch nackt wäre, er war nicht schüchtern und die Jungs würde ihm sowieso nichts wegschauen. „Es ist… ähm…“ Danny schaltete auf stumm. „Dein alter Knacker, auf den du so abfährst.“ „Was?!“ Rylans Augen wurden groß. Dumm grinsend riss er Danny blitzschnell sein Handy aus der Hand und scheuchte ihn aus dem Bad. Na, ein wenig Privatsphäre musste dann doch sein. Jewel war Danny gefolgt. Sie warfen sich einen vielsagenden Blick zu und taten beide unmittelbar danach dasselbe: An der Tür lauschen! -- Mit wehenden Fahnen war Rylan aus dem Haus und hatte sich in Dannys Schrotthaufen geworfen. Nathan brauchte ihn jetzt… Naja, Maddy, aber das war fast das gleiche! Zum Glück hatte ihn Jewel, ein wenig gehässig, darauf aufmerksam gemacht, sich etwas anzuziehen. Sonst wäre er vermutlich ohne Klamotten getürmt… „Ich möchte mich auch noch… bei Ihnen bedanken… dass Sie während des Gewitters auf meine Kinder aufgepasst haben… Und Maddy… hat eine knappe Vier geschrieben… Es ist mir ein wenig unangenehm, aber hätten Sie heute Zeit… In Mathe ist Madeline ja auch nicht gut, wie Sie wissen. Und… wenn Sie mit auf meine Kleine achten, würden Sie mir sehr helfen. Mein Au-Pair-Mädchen musste leider für unbestimmte Zeit nach Hause zurück. Ich weiß, dass Sie kein Kindermädchen sind, aber…“ Grinsend dachte der Nachhilfelehrer an das Gespräch mit Nathaniel zurück. Er spielte doch gern die Mami… Wenn die Mami auch mal beim Papi ran durfte… -- Als es klingelte öffnete diesmal der Controller die Tür. Er war wie immer im Business-Anzug. Klar, er musste ja auch gleich los und Ersatz-Chef spielen. „Hallo, Nath- Mr. Warner.“ Mit Rylan ging wohl schon die Vorfreude durch. Er fand den Älteren einfach so anziehend… Und er wirkte stets ein wenig… hilflos. Irgendwie gefiel Rylan das. Er half gerne. Überall. „Es ist mir wirklich sehr unangenehm, Mr. Bennett.“ Der Braunhaarige fuhr sich über sein schon leicht kratziges Gesicht. „Kein Problem. Sie brauchen sich keine Sorgen machen.“ Rylan setzte sein beliebtes, attraktives Lächeln auf. Seine faszinierenden Augen funkelten. *„Er hat schöne, blaue Augen…“* Nathan war bereits jetzt durch, was seinen Gedanken sicher erklären würde. Jolie lief dem jungen Mann fröhlich entgegen. „Rylan, Rylan!“ Sie hielt ihm stolz ihr Bild hin. „Das habe ich für dich gemalt!“ „Jolie! Geht es dir gut, kleine Maus?“ Er kniete sich zu ihr und besah sich geduldig das Bild. „Das ist aber sehr schön. Vielen Dank.“ Es war beinahe dasselbe, was sie schon einmal für ihren Vater gezeichnet hatte. Fünf Strichmännchen, ein Haus, eine Sonne und ein paar goldige Blumen. „Eine glückliche Familie, süß.“ Na, das eine Strichmännchen, was wahrscheinlich diese Angelica darstellen sollte, musste noch weg… Rylan grinste und blickte Nathan an. Dieser wurde leicht rot, wohl wegen dem Wort „Familie“. „Ich muss dann weg. Auf dem Tisch liegt die Firmennummer. Ich werde mich beeilen. Und danke… dass Sie so spontan Zeit hatten, Mr. Bennett.“ „Nennen Sie mich doch Rylan. Mr. Bennett ist mein Vater.“ Ry zwinkerte charmant. *„Und für dich habe ich doch immer spontan Zeit…“* Das Teufelchen des Nachhilfelehrers war zum Leben erwacht. Plötzlich trat Maddy in sein Blickfeld. Sie winkte ihm lächelnd zu. Als Nathan sich zu seiner Großen drehte, hatte sie allerdings längst wieder damit aufgehört. „Ach ja, ich muss Sie um einen Gefallen bitten, Mr. Be-“ „Rylan. Sie können mich ruhig duzen und Rylan nennen.“ Der Familienvater hatte sein Angebot wohl wieder vergessen. Aber er ließ sich nicht beirren… „Okay… Also, Rylan… Können Sie- könntest du es Maddy bitte noch einmal selbst sagen? Ich habe es ihr… erzählt, aber ich weiß nicht genau, ob sie das wirklich verstanden hat.“ „Was denn sagen?“ Der Ältere hatte seine große Hand auf Rylans Schulter gelegt und war mit ihm vor die Tür getreten, dementsprechend funktionierte der Verstand des Blonden nicht mehr ganz so einwandfrei. Er konnte nichts dafür, er fand Nathaniel einfach unheimlich gutaussehend. *„Ich hätte deine Hand gerne etwas weiter unten…“* „Ich meine, dass du schwul bist…“ „Oh, ja klar, ich werde es ihr gerne bestätigen.“ Ry grinste. *„Dir bestätige ich auch gerne was…“* Das Teufelchen wollte keine Ruhe geben. Nachdem anscheinend alles geklärt war, machte sich Nathan auf den Weg. Er stieg in seinen schwarzen, schicken Kombi und fuhr los. „Genauso einen hatte Trishas Vater auch gehabt… Eine geile Karre…“, murmelte er zu sich selbst. „Wer ist Trisha?“, fragte Maddy, die mittlerweile nach draußen getreten war. „Meine Ex-Freundin.“ Scheiße, hatte er sich gerade verplappert?! Maddys fettem Grinsen zu urteilen hatte er das... Nun, klärte er das später halt wieder richtig. Wie viele Homosexuelle hatten zuerst eine Freundin gehabt? Eine ganze Menge. „Maddy, die Nudeln sind eklig!“ Jolie tapste auf sie zu und hielt die gefüllte Plastikschüssel angewidert in der Hand. „Ich weiß“, kam es missmutig von dem Teenager. „Habt ihr euch was zu essen bestellt?“ Ry war für jede Ablenkung sehr dankbar. „Und ich habe gehört, du hast eine Vier geschrieben. Gratuliere!“ Es machte ihn immer unheimlich stolz, wenn seine Nachhilfe nicht umsonst war. Dementsprechend blickte er zu Maddy. Seine blauen Augen hatten diese wieder in ihren Bann gezogen. „Ja, alles dank dir.“ Maddy lächelte schüchtern. Rylan fragte seinen Schützling, wieso sie sich nicht etwas Anderes zu Essen machte, doch sie musste zugeben, dass sie und auch ihr Dad nicht… kochen… konnten. „Dann koche ich euch was und du holst schon mal dein Mathe-Zeug…“ Nathan würde sich sicher freuen, wenn er nach Hause kam und leckeres Essen auf dem Tisch hatte. Und was seinen Schwarm freute, das freute Rylan auch… Kapitel 5: ----------- „Was habt ihr denn so da?“, fragte Rylan und begann, die Regale, sowie den Kühlschrank zu durchsuchen. „Nicht sonderlich viel. Dad kam länger nicht zum Einkaufen. Zum Glück hat Angelica immer gleich mehr geholt.“ Maddy hatte ihre Mathematik-Unterlagen auf dem Tisch verstreut und sah wie gebannt zu ihrem Schwarm. „Okay, aber… hey, hier sind zwei Packungen Nudeln!“ Grinsend präsentierte der Blonde seine Fundstücke. „Rylan machst du jetzt essen? Maddy und ich haben Hunger!“ Jolie war anscheinend ungeduldig. Neugierig blickte sie zu dem älteren. „Daddy hat bestimmt auch Hunger!“, fügte sie noch hinzu. *„Und ich habe Hunger auf euren Dad…“* Nachdem sich der Nachhilfelehrer aber zusammen gerissen hatte, zauberte er Spaghetti für die Mädchen. Irgendwo, aus einem wahrscheinlich längst vergessenen Schränkchen, hatte er noch Tomatensauce herausgefischt. Während sein, mehr oder weniger spektakuläres, Werk in der Mache war, lief er zu Maddy hinüber und warf einen Blick aufs Matheheft. „Ah okay…“, murmelte er überlegend, während er sich alles durchlas. „Das kriegen wir genauso hin, glaub mir.“ Er schenkte der 15-jährigen ein aufmunterndes Lächeln. Maddy errötete auf der Stelle. Ry bemerkte es glücklicherweise nicht, da er zum Kochtopf hechtete. Allerdings war es jemand anderem aufgefallen… „Maddy, wieso bist du so rot?“, fragte Jolie gespannt. Sie lief ständig zwischen ihrer Schwester und Ry hinterher. „Psst!“, zischte das ertappte, total verknallte Mädchen. „Wir können gleich essen! Vielleicht… war es nicht so klug, dass du schon mal deine Mathe-Sachen ausgebreitet hast. Aber das ist meine Schuld.“ Er grinste und suchte die Teller. Jolie hatte derweil die ganze Zeit neben Rylan gestanden und ihm von ihrer bezaubernden Puppen-Familie erzählt. „Spielt du auch mal mit mir?“ „Oh, später, meine Süße. Wir essen doch jetzt gleich.“ Ry lächelte. „Versprichst du es?“ Jolie ließ nicht locker. „Okay, ich verspreche es.“ Auch wenn ihm eher danach war, mit Nathaniel zu… spielen. Der kleinen, süßen Dame konnte er einfach nichts abschlagen. „Ich habe eine Ecke freigeräumt!“, rief der Teenager. „Wir können also normal essen.“ Sie lächelte. „Super, danke.“ Gerade als der 21-jährige alles auf den Tisch stellen wollte, klingelte das Haustelefon. „Ich geh‘ schon!“ Jolie kam ihrer großen Schwester allerdings zuvor. „Hallo Daddy! Wann kommst du? Rylan hat Essen gemacht! Und Maddy war eben ganz lustig rot!“, plapperte die kleine fröhlich. Rylan musste sich ein wissendes Grinsen verkneifen. „Wieso war Maddy denn rot?“ Nathan hatte es geschafft, endlich das Firmengebäude zu verlassen. Er hatte nur sagen wollen, dass er gleich da war, doch die vierjährige schien ihm einiges erzählen zu wollen. „Weiß ich nicht!“ „Gib‘ mir das!“ Maddy riss der Plaudertasche das Telefon aus der Hand. „Dad, wann… kommst du denn nach Hause?“ „Ich bin in ca. zehn Minuten da. Ist alles in Ordnung bei euch? Was… wie läuft es mit Mr. Benn- Rylan?“ „Er… kocht uns was… Wie Jolie bereits verraten hat. Und in Mathe hilft er mir auch! Aber Essen geht vor, denn die Nudeln die du bestellt hast, sind total grauenhaft gewesen!“ „Oh, entschuldige meine Große. Das tut mir leid.“ *„Schwing deinen geilen Hintern hier her, Nate“*, dachte sich Rylans Teufelchen, das sich anscheinend einen neuen Spitznamen für den Familienvater ausgedacht hatte. Nachdem Maddy und Nathan aufgelegt hatten, war Ry weiter damit beschäftigt, das Essen auf den Tisch zu bringen. „So.“ Jolie wollte auch gar nicht länger warten. Als alles bereit stand, griff sie nach einer Gabel und bediente sich genüsslich. Rylan sah ihr lächelnd dabei zu. „Kannst du nicht noch fünf Minuten auf Daddy warten, Jolie?“ „Nein, das schmeckt lecker!“, rief sie fröhlich und mit verschmiertem Mund. Rylan und Maddy sahen sich grinsend an und gesellten sich dann zu dem kleinen Mädchen. Maddy hatte sich natürlich so gesetzt, dass sie ihrem Schwarm direkt gegenüber war. Dadurch konnte sie ihn perfekt anschmachten. „Wieso hast du dir keinen Teller genommen, Rylan?“, fragte die 15-jährige leicht schockiert, als es ihr auffiel. „Oh, ich bin ja nicht hier um zu essen.“ Der Blonde zwinkerte und warf dann einen Blick zu Jolie. „Wieso isst du nichts?“, wollte nun auch die kleine wissen. „Es schmeckt gut! Daddy schmeckt das sicher auch!“ Ry grinste bei dem Gedanken an Nathan. „Freut mich, dass du mein Essen magst.“ Er streichelte ihr über den Kopf. Gerade in diesem Moment öffnete sich die Tür und der Controller trat hinein. Sein Blick fiel sofort auf den besetzten Küchentisch und er kam nicht umhin, bei der vor sich ereigneten Szene zu lächeln. „Ist alles in Ordnung? Seid ihr schön am Essen?“ Nathan schritt auf den Tisch zu. Er entledigte sich seiner Jacke und Rylans Augen lagen sofort interessiert auf ihm. Glücklicherweise bemerkte Nate dies jedoch nicht. „Danke fürs… Kochen.“ Der ältere schenkte ihm ein schönes Lächeln. Kochen war wirklich nicht seins. Wie gut, dass er nach dem Tod seiner Frau, stets ein Kinder- oder Au-Pair-Mädchen gehabt hatte. „Guten Abend, Mr. Warner“, flötete Ry und grinste leicht. „Kein Problem. Setzen Sie sich doch und essen Sie gemeinsam etwas mit Ihren Kindern.“ „Hallo, Dad“, grüßte auch der Teenager - allerdings mit weniger Begeisterung. Maddy hätte gerne länger Zeit mit Rylan gehabt. Zu ihrem Schrecken stand der blonde auf. „Ich sollte dann mal gehen.“ „Aber wir haben heute gar nicht so viel lernen können!“, rief Maddy hilflos. Hoffentlich nicht zu hilflos. Nathan linste zu seiner Tochter und dann zum Nachhilfelehrer. Wahrscheinlich konnte sich seine Große mit dem Gedanken einfach nicht abfinden, dass der junge Mann schwul, und bereits vergeben, war. Maddy bemerkte, dass ihr Satz eben… vielleicht nicht der klügste war. Sie biss sich leicht ertappt auf die Unterlippe. „Dad, sag‘ Rylan, das er auch mit uns Essen soll, schließlich hat er das gekocht!“ „Ja, Daddy! Rylans Essen ist lecker!“, mischte nun auch Jolie mit. „Ähm…“, der 35-jährige räusperte sich. „Meine Töchter haben Recht. Nimm‘ Platz und iss‘ mit uns.“ Er schaute kurz zu dem Blondhaarigen. Dessen blaue, magische Augen schienen wieder irgendetwas zu machen. Nate wusste nicht wieso, aber er musste sich zwingen, wegzuschauen. Er hatte heute einen langen und anstrengenden Tag gehabt. Und auf ihn wartete noch so viel Hausarbeit… „Gut, wenn das für Sie in Ordnung ist, Mr. Warner.“ Rylan erhob sich und gab dem Braunhaarigen etwas auf seinen Teller. Dann holte er sich ebenfalls einen. Nachdem sie alle gegessen hatte, räumte Maddy mit dem 21-jährigen den Tisch ab. Nathaniel brachte derweil seine Kleine ins Bett. „Ich will nicht schlafen!“, nörgelte und quengelte sie lautstark. Sie lief aus ihrem Zimmer, zu Ry zurück und umarmte seine Beine. Der blickte überrascht nach unten. „Meine Süße, du musst jetzt schlafen gehen“, sagte er sanft und kniete sich zu ihr. „Du hinterhältiges, kleines Etwas!“, grummelte Maddy leise und besah sich neidisch Jolie. Wieso musste sie schon 15 sein? So konnte sie nicht einfach in seine Arme laufen! Nate kam an gesprintet. Er schien aus der Puste. „Jolie, du musst jetzt ins Bett!“ „Rylan soll mir eine Geschichte vorlesen!“, verlangte die kleine und wollte auch nicht weg. Nathan verschränkte die Arme. „Würdest du das machen?“ „Ist das denn okay für Sie?“, fragte Rylan verwirrt. Er hätte nicht gedacht, dass der ihn lassen würde. „Ja“, war das einzige, was der Familienvater noch von sich gab. Nachdem Ry auch diese Aufgabe gut bewältigt, und Jolie vorgelesen hatte, ging er aus dem Kinderzimmer. „Danke“, flüsterte der Braunhaarige. „Ich weiß, das war eigentlich nicht deine Aufgabe… Aber meine Kleine scheint dich zu mögen.“ Der Blonde lächelte bloß. „Wie steht es denn mit dir?“, hätte er gerne gefragt. Da es nicht allzu spät war und Madeline darauf beharrte, noch eine Mathe-Aufgabe mit Rylan zu lösen, taten sie das auch fleißig. Wieder am Küchentisch. Diesmal lag aber nur das nötigste auf diesem. Jolie hatte sich damit abgefunden, schlafen zu müssen, denn sie trat nicht mehr aus ihrem Zimmer. Nate hatte sich auf die Couch gesetzt. Er trug eine Lesebrille und studierte irgendwelche Unterlagen seiner Arbeit. *„Wow, sogar mit der Brille sieht er total heiß aus“*, dachte sich Rylans Teufelchen. Auch die Mathe-Aufgabe war nach 20 Minuten erfolgreich beendet und so bat er Maddy darum, ihren Kram schnell wegzupacken. Ry warf einen Blick auf sein Handy und wollte auch mal wirklich los. Er stand auf und sah noch einmal zu Nathan. Dieser war auf dem Sofa… eingeschlafen. Durch die Nachhilfe hatte er gar nicht mitbekommen, dass sich der Controller mittlerweile auf die Couch gelegt hatte. Ry musste lächeln. Nate war so unheimlich süß, wie er dalag. Er konnte auch ein leises Schnarchen vernehmen. Langsam und bedächtig schritt er auf den schlafenden zu. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, streichelte er sanft die unrasierte Wange des Familienvaters. Danny und Jewel hätten ihn wahrscheinlich ausgelacht, hätten sie das gesehen. Sie hielten seine… Schwärmerei für zwecklos. Wahrscheinlich war es das auch, doch Ry wollte dennoch nicht aufgeben. Schließlich hatte er es ja auch noch gar nicht richtig versucht oder? Als der Blonde Schritte hören konnte, ließ er seine Hand schnell sinken. Er drehte sich zu Maddy um, die grinsen musste. Der Anblick ihres Vaters amüsierte sie wohl. Und gleichzeitig bekam sie ein schlechtes Gewissen. Ihr Dad konnte wirklich Hilfe gebrauchen! „Hast du eine Decke?“, fragte Ry im Flüsterton. Maddy nickte. Sie verschwand für eine halbe Minute, kam dann aber mit der gewünschten Sache zurück. Rylan hätte es gerne selbst getan, doch verraten wollte er sich nicht. „Los, deck‘ deinen guten Dad mal zu, ich glaube, das hat er verdient oder?“ Der 21-jährige zwinkerte und Maddy tat brav, wie ihr geheißen. Mit einem letzten, sehnsüchtigen Blick auf Nathan, verabschiedete sich Ry von seiner Nachhilfeschülerin. Diese hielt ihn nochmal mit der Aussage zurück, dass Nathan ihm für heute kein Geld gegeben hatte. „Kein Problem, das machen wir beim nächsten Mal“, hatte er beruhigend geantwortet. *„Lass‘ es dir doch in Naturalien auszahlen!“*, schlug das Teufelchen in seinem Kopf vor. Mit einem schiefen Grinsen und jugendfreien Gedanken lief der Nachhilfelehrer auf Dannys fahrbaren Untersatz zu. Er schloss auf, warf sich hinein und startete den Wagen. Leider erfolglos… „Verdammt, die Kiste streikt doch jetzt nicht etwa?!“ Ry versuchte es mehrmals, stieg schlussendlich aus und öffnete die Motorhaube. Er war kein Mechaniker, musste er zugeben. Dementsprechend konnte er nichts erkennen. Er zündete sich eine Zigarette an, um sich zu beruhigen. Dann probierte er es noch einmal. Leider hatte sich der Schrotthaufen dazu entschlossen, heute nicht mehr zu fahren. „Danny bringt mich um!“ Es war zwar nicht die Schuld des Blonden, doch natürlich würde sein bester Freund dennoch sauer sein. Ry überlegte und wählte zunächst die Handynummer von… Jewel. „Hallo?“ „Ähm…“ Ry war irritiert. Das war nicht sein Kumpel. „Trevor? Bist du das? Könnte ich mal bitte Jewel sprechen?“ „Ja, hier ist Trevor“, antwortete die Stimme und schien nicht bester Laune zu sein. „Mein Freund duscht gerade. Was willst du denn jetzt?!“ Das „mein“ hatte Trevor seltsam betont. Ahnte der was oder wieso sprach er so komisch mit ihm? Hatte Jewel sich verplappert? Der Lilahaarige wollte nichts von ihm und er wollte nichts von Jewel. Basta. „Ich… bin gerade bei einer Nachhilfeschülerin von mir und Dannys Wagen springt nicht an. Könntet ihr mich vielleicht abholen oder so? Du hast doch ein Auto.“ Trevor fing an zu lachen. „Penn‘ doch da! Oder ruf einen Abschleppdienst. Oh, ich vergaß… der bist ja du, der Abschleppdienst.“ Die Stimme seines Gesprächspartners klang verächtlich und leicht… eifersüchtig. Gut, er wusste eindeutig bescheid! Sie waren voll gewesen. Stolz war er darauf nicht. Aber die Zeit zurückdrehen - das blieb ihm verwehrt. „Was soll das? Sonst machst du auch nie deinen Mund auf und schaust wie ein ängstliches Reh. Ich will jetzt meinen Kumpel sprechen, okay? Ansonsten- Außerdem hast du Jewel genauso betrogen!“ „Was? Drohst du mir? Das geht dich nichts an!“ „Nein, Mann, ich droh‘ dir nicht!“ Er hatte sicher keine Angst vor diesem Idioten. Schließlich war sogar er größer als der Zwerg. Gut, er hatte nicht so viele Muskeln wie der ältere, aber trotzdem. Ein Kinderspiel. „Ich weiß, dass du was von meinem Freund willst. Wehe, du rufst nochmal an. Wir haben zu tun. Ciao!“ Und mit diesem letzten Satz legte Trevor auf. Verdattert starrte der Blonde auf sein Telefon. Was war das gerade? „Wenn ich den Morgen in meine Finger kriege!“, zischte er wütend. „Gut, muss ich es eben… Danny stecken, dass seine ´olle Möhre nicht anspringen will…“ Ry seufzte. Danny nahm erst nach dem vierten Tuten ab. „Al… ter… es ist gerade… ganz schlecht“, stöhnte sein Freund ihm ungehalten ins Ohr. „Danny, gehst du etwa ans Telefon während wir Sex haben??? Ich fass‘ es nicht!“ Stellas Stimme war wunderbar zu hören. „Ich ähm… macht mal weiter!“ Ry legte schnell wieder auf und er schüttelte grinsend, und ein wenig… mit Kopfkino beschenkt, den Kopf. Musste er eben gehen oder eine Bahn suchen. Ry seufzte und wollte in seinem Rucksack nach einem Zettel kramen, damit er Nathan eine Nachricht hinterlassen konnte, dass er den Wagen Morgen abholen würde. „Ist was mit deinem Auto nicht in Ordnung?“, holte ihn plötzlich eine weibliche Stimme aus seinem Tun. Er drehte sich nach dieser und vor ihm stand Maddy. Sie trug einen rosa Schlafanzug mit Teddybären drauf. Zusätzlich hatte sie sich eine Jacke um die Schultern gelegt. Wahrscheinlich eine von ihrem Vater. „Das ist… nicht mein Auto. Es gehört meinem… Freund. Naja, wenn es in Ordnung ist, dann lasse ich den hier stehen bis Morgen. Ich will ungern einen Abschleppdienst rufen.“ Er konnte sich das nicht leisten. Keiner von ihnen dreien. Obwohl, Jewel arbeitete als Stylist, bei ihm stand es wohl am besten mit der Kohle… Maddy war ja bekannt, dass Ry sich vor ihr als „vergeben und schwul“ geben musste. „Komm‘ rein, du kannst doch… bei uns schlafen. Dad hätte sicher nichts dagegen. Du bist schließlich… ähm, du weißt… schon.“ „Schwul, ja“, sagte der Nachhilfelehrer bestimmt. „Ich denke trotzdem nicht, dass ich…“ „Rylan, Dad schläft eh schon!“ Das Mädchen blieb standfest. Natürlich konnte er dieses Angebot nicht noch einmal ausschlagen. Er nickte also ergeben und ging mit der rotblonden wieder ins Haus. Bock zu laufen hatte er sowieso nicht. Vorher machte er allerdings noch die Motorhaube wieder runter, rauchte auf, und verriegelte die Schrottkare. „Du kannst in Angelicas Zimmer übernachten. Ich bring‘ dir ein paar Decken.“ „Danke, lieb von dir.“ Im Haus erneut angekommen, kam er nicht umhin, wieder zu dem schlafenden Nathan zu sehen. Nachdem Maddy ihm ein paar Decken gebracht hatte, und Rylan sonst nichts mehr benötigte, entließ er sie zügig in ihr Bett. „Er wird mich sicher umbringen, wenn er Morgen wach wird. Aber… was soll’s.“ Mit einem Grinsen driftete Ry ins Land der Träume. Ob ihn jetzt Nathan, der eifersüchtige Trevor, oder Danny wegen des Autos tötete - es spielte doch keine Rolle. Am nächsten Morgen weckte ihn eine SMS von Danny. „Alter, ich brauch‘ meine Karre. Komm‘ endlich nach Hause! Ich soll Stella gleich zum Tierarzt fahren.“ Wow, Stella benötigte einen Tierarzt? Respekt! „Hat deine Süße Flöhe?“, schrieb Rylan grinsend zurück. Allerdings verschwand das schnell. *„Ach du scheiße, der Wagen ist doch hin!“*, dachte er, schlug sich gegen die Stirn, und stand wie vom Blitz getroffen auf. Vor der Tür lief er beinahe Maddy über den Haufen. Oder wohl eher: Erneut. „Oh, entschuldige.“ Wie auch bei ihrem ersten Aufeinandertreffen half er ihr galant auf die Beine. „Guten Morgen“, murmelte sie und schien verlegen. Ihr Kopf wurde immer röter. Vielleicht lag es daran, dass er gerade nur in seiner blauen Boxershort war. „Ich… zieh‘ mich gleich an, sorry.“ Er grinste. „Kann ich bei euch duschen?“ *„Wow, er hat sogar ein leichtes Sixpack!“*, dachte Maddy angetan und schwebte auf Wolke 7. *„Das muss ich Sam erzählen!“* Selbstverständlich hatte Maddy ihm versichert, hier duschen zu dürfen. Also hastete er ins Bad. Sie hatte ihm, bevor sie sich flugs in ihr Zimmer verkrümelt hatte, gezeigt wo es lag. Dort angekommen stellte er sich unter die Dusche. Frecherweise bediente er sich an Nathans Shampoo und Duschgel. Das von Maddy oder das Kindershampoo von Jolie wollte er nicht unbedingt anrühren… Plötzlich öffnete sich die Tür. Es war niemand anderer als Nathan. Er machte das Waschbecken an und wusch sich zunächst das Gesicht. Er schien nicht gehört zu haben, dass die Dusche lief. Auch Rylan hatte noch nichts mitbekommen. Irgendwann drehte sich Nathan aber um, da er durch das klare Wasser wacher geworden war. Mit Schrecken musste er entdecken, dass jemand duschte – und es konnte ja nur Madeline sein! „Maddy, wieso schließt du denn nicht ab?!“, rief der Familienvater peinlich berührt und wollte schnell wieder aus der Tür. Doch bevor er dies schaffte, zog Ry den Duschvorhang zurück. „Ich… bin nicht Maddy.“ Er grinste breit. Dieser war geschockt. „Träume ich? Was… was machst du denn hier?“ Schnell drehte er sich wieder um. Er hatte den Nachhilfelehrer seiner Tochter splitternackt gesehen! Das war zu viel. Obwohl... Nathan bekam ein hochrotes Gesicht. Blind tastete er wieder hektisch nach dem Türgriff. „Alles gut. Waren Sie noch nie in einer Männerumkleide, Mr. Warner?“, fragte Ry mit seinem schelmischen Grinsen. Ihm war es keineswegs peinlich, dass er hier entblößt vor dem älteren stand. Im Gegenteil. Langsam stellte er das Wasser ab und trat hinaus. Er wickelte sich seelenruhig ein Handtuch um die schlanken Hüften und näherte sich seinem Objekt der Begierde. „Wir sind doch beide Männer…“, murmelte Rylan. „Und ich wusste ja nicht, dass Sie von mir träumen.“ Ry zwinkerte charmant. Er hatte genau gehört, was Nathan vorhin gesagt hatte. „Natürlich nicht!“, verteidigte sich der Controller. Nathan war das Ganze trotzdem sehr unangenehm. Sein Gesicht glich wahrscheinlich einer Tomate. Wieso musste sich Blondie vor ihm so ungeniert präsentieren? Mit seinem schlanken, ansehnlichen Oberkörper? Nasse Haarsträhnen verdeckten ein wenig seine blauen, anziehenden Augen. Zudem hatte der 21-jährige einen kleinen, schwarzen Skorpion auf der linken Brust tätowiert. Und wieso fielen ihm diese Dinge überhaupt auf?! „Was… machst du eigentlich hier?!“ Endlich hatte Nate seine Sprache wieder gefunden. Auf die Frage, ob er denn noch nie in einer Männerumkleide gewesen war, ging er gar nicht ein. Wieso auch? Sie waren hier in seinem Badezimmer! Und in diesem hatten, bis Maddy ungefähr 25 war - oder besser 30 - keine nackten Männer herumzulaufen! Rylan grinste weiterhin und fing damit an, sich die Haare mit einem kleineren Handtuch abzutrocknen. „Die Karre ist gestern nicht mehr angesprungen. Und es konnte mich keiner abholen. Da… hat Maddy vorgeschlagen, dass ich in Angelicas Zimmer übernachten könnte. Ich hoffe, das war okay. Ich habe auch nichts angestellt. Sie haben schon so… nett geschlafen.“ *„Leider alleine…“*, fügte das Teufelchen hinzu. „Oh“, war das einzige, was Nate ideenreich herausbrachte. Doch da fiel ihm etwas ein. „Wieso hast du keinen Abschleppdienst gerufen?“ „Wissen Sie, ich hatte gerade nicht so viel dabei. Aber ich werde dafür sorgen, dass der Schrottwagen heute weg kommt.“ Nathan nickte nur. „Sie haben… Ihr T-Shirt übrigens verkehrt herum an“, wies der blonde Nathan auf sein Missgeschick hin. Er trat noch näher an den älteren und wollte gerade nach dem Schildchen greifen, das vorne herausblitzte. „Daddy, ich will in die Kita!“ Ins Bad gehüpft kam Jolie. *„Verdammt!“*, dachte sich Ry. Erleichtert wandte sich Nathan seiner Tochter zu. Wieso er diese Erleichterung spürte, konnte er nicht genau sagen… Nur eines wusste er: Dieser Rylan würde für Maddy keine Gefahr sein, aber für ihn. „Daddy, fährst du mich später zur Schule? Bei mir fällt die erste Stunde aus!“, hörte man noch Maddy fragen. Sie wuselte in der Küche umher. Jolie schlüpfte währenddessen ganz ins Bad und betrachtete neugierig die Situation. „Daddy, wolltest du mit Rylan baden?“ „Ähm, nein, ich wollte nicht mit ihm baden!“ Nathans Kopf errötete erneut. „Wieso ist er dann nackig? Man erkältet sich doch!“, erklärte Jolie so, wie es ihr beigebracht wurde. „Ich habe geduscht und habe aus Versehen vergessen, abzuschließen, kleine Maus.“ Ry hatte sich zu dem Mädchen hinunter gebeugt und versuchte ihr den Fall zu schildern. „Ich darf hier nicht abschließen. Wieso musst du abschließen?“, fragte Jolie mit großen Augen. „Weil ich schon groß bin.“ „Ja, er ist schon sehr groß. Deswegen muss er das nicht machen, mein Schatz.“ Rylan kam nicht umhin, bei den Worten zweideutig zu denken. Anzüglich grinste er Nate an. „Jolie, komm‘ jetzt!“ Blitzschnell schnappte sich der Vater seine Tochter und machte sich aus dem Staub. Die Tür wurde praktisch zugeworfen. *„Das war doch gar nicht mal so schlecht…“*, dachte sich Rylan triumphierend, der alleine zurückgeblieben war. Und er blieb hartnäckig. Nachdem er sich seine alten Klamotten angezogen und seine Haare halbwegs getrocknet und gestylt hatte - Maddy besaß ja glücklicherweise Haarspray, stolzierte Rylan aus dem Bad. „Frag‘ ihn, frag‘ ihn!“, hörte er Maddy ungeduldig ihren Vater drängen. Kapitel 6: ----------- „Das geht doch nicht! Ihr hattet noch nie einen… Mann, der auf euch aufpasst!“ Nathaniel fand die Idee seiner ältesten Tochter gar nicht gut. Seine Zweifel waren sicher auch berechtigt bei dem blauäugigen, viel zu charmantem Heini. Maddy beschloss, ihrem Dad die Sache einfach abzunehmen. Selbst war die Frau! Entschlossen... und mutig drehte sie sich um. Schließlich meinte ihr Dad ja, dass der Blonde vom anderen Ufer sei. Also: Gefahr gebannt! „Hey Rylan, willst du nicht quasi… unser Aushilfs-Au-Pair sein? Schließlich verstehst du dich ja gut mit Jolie… und mit… mir. Und Nachhilfe kannst du mir da doch auch prima geben!“ Angesprochener bekam große Augen und sah von Maddy auf Nathan und wieder zurück. Hatte er gerade richtig gehört und den Jackpot gewonnen? Den Jackpot namens Nathaniel Warner? Inklusive zwei Anhängsel… „Meint ihr das ernst? Mr. Warner? Ist das denn in Ordnung?“ Fragend blickte er zu dem Braunhaarigen. Unschlüssig rührte sich Nate zunächst nicht. Und er blieb stumm. „Oh ja, Rylan soll bei uns bleiben, wie Angelica!“ Jolie klatschte fröhlich in die Hände. „Du… bist doch sicher sehr beschäftigt mit deiner Nachhilfe“, versuchte Nathan sich unbeholfen herauszureden. „Eigentlich nicht. Und ich suche noch… nach einem festen Job sozusagen. Außerdem habe ich durch meine jüngeren Geschwister Erfahrung mit Kindern“, argumentierte Rylan schlagfertig. Der Familienvater überlegte angestrengt. So ganz recht war es ihm nicht, doch er benötigte eine helfende Hand. Nachdem er eine Weile mit sich gerungen hatte, gab er nach. Schließlich konnte er nicht wissen, dass Rylan gerne in mehreren Bereichen eine helfende Hand sein wollte… „Okay, aufgrund der Notwendigkeit geht das erstmal in Ordnung. Ich kann dir aber nicht 16 $ pro Stunde geben. Ich hoffe, das ist verständlich!“ „Ich bin auch mit weniger zufrieden“, gab Ry sofort nach. *„Oder mit anderen Dingen…“* Verhandeln war angesichts des verlockenden Angebots nicht seine Stärke. -- Nachdem Jolie sicher in der Kita abgeliefert wurde, von Rylan und Maddy, brachte er die 15-jährige zur Schule. Vorher hatte Nathan das Personal benachrichtigt, dass er jemanden anderen als Angelica oder seine Mutter schicken würde. Ry hatte den Kleinwagen von Nathan nehmen dürfen, den ansonsten bloß die Rumänin für die Kinder nutzte. Zum Glück gab es auch ein Navigationsgerät, sodass es keine Schwierigkeiten gab, die Wege zu finden. Vorher hatte der Blonde Nathan allerdings seinen Führerschein zeigen müssen, aber dazu später… Danach hatten sie noch weitere Dinge geklärt, wie seine Arbeitszeiten waren und was Mr. Warner denn bereit war, für seine „Aushilfe“ zu zahlen. Für Nachhilfestunden würde er dennoch das kassieren, was er auch vorher erhalten hatte. Somit ging der 21-jährige gar nicht so leer aus. -- „Du wohnst jetzt bei deinem Schwarm?“, wollte Danny neugierig wissen. „Kannst du mal was Anderes als ‚Schwarm‘ sagen, das klingt sowas von kindisch!“, beschwerte sich Ry und packte einige Dinge in eine große rot-schwarze Sporttasche. „Vielleicht, weil es kindisch ist? Und was ist mit deinem Anteil der Miete?“, Danny hob eine Augenbraue. Begeistert war er nicht. Keine Frage. „Keine Sorge, die bezahle ich weiterhin. Ich lass‘ euch nicht im Stich. Ich komm‘ ja auch zwischendurch her“, erklärte Rylan bestimmt. „Aber so ist es besser. Schließlich müssen die Kinder morgens immer zur Schule, bzw. Kita.“ „Jaja, das kannst du deiner Topfpflanze erzählen!“ Danny warf seinem besten Freund einen gespielt bösen Blick zu. Dieser grinste bloß, wurde aber bald wieder ernst. „Das mit deinem Wagen, tut mir leid. Ich habe zwar keine Schuld aber-“ „Schon gut, Kumpel. Ich hatte eh damit gerechnet. Stellas Cousin Owen hat doch eine kleine Werkstatt und auch einen Abschleppservice, vielleicht kriegen die das günstig wieder hin. Und so musste ich heute nicht zum Tierarzt mit ihrem bissigen Kläffer.“ „Das wäre ja super, wenn die das wieder hinkriegen!“ Auf Rylans Gesicht machte sich die Erleichterung bemerkbar. „Aber wie soll ich es ohne dich hier mit Jewel alleine aushalten? Was ist, wenn er über mich, armen wehrlosen, nachts herfällt?“, dramatisierte der Schwarzhaarige. Ry bekam einen Lachanfall der schlimmsten Sorte. „Mach‘ dir um den keine Sorgen. War der heute überhaupt schon zu Hause? Wohl nicht. Er wird sicher mehr bei Trevor, als hier sein.“ „Trevor… Wie hält Jewel das mit dem viel zu klein geratenen Vogel bloß aus?“, philosophierte Rys bester Freund. Allerdings war er da nicht der einzige… „Keine Ahnung. Wo die Liebe hinfällt eben. Ach, und vielleicht solltest du ihm doch mal eine reinhauen, du ‚armer wehrloser‘“, fügte der Blonde beiläufig hinzu. „Wieso?“, fragte Danny verwundert. „Nur so.“ Rylan zuckte, gespielt ahnungslos, mit den Achseln. „Denkt der etwa das du was von seinem Schatz willst?“ „Ja, glaube schon.“ „Und stimmt es? Willst du was von Jewel? Dieses Geschwärme von dem alten Knacker ist sicher nur geschauspielert, um deine wahren Gefühle für Jewel vor uns zu verstecken.“ Danny grinste breit, wackelte bedeutungsvoll mit den Augenbrauen und sprach sogleich weiter: „Ich wusste es schon immer, dass ihr zusammen kommt und dann heiratet ihr so richtig kitschig. Du trägst ein schönes Kleid… Wir lassen ganz viele Tauben fliegen… Hach, mir wird ganz warm!“ Danny fasste sich theatralisch ans Herz. „Ich lasse dich gleich durch das Fenster fliegen wie eine Taube! Wie wäre es wenn du mir mal hilfst, den Reißverschluss zuzumachen anstatt so einen Blödsinn zu reden?!“ Rylan schüttelte grinsend den Kopf und kämpfte weiterhin mit seiner überfüllten Tasche. „Natürlich werde ich Ihnen helfen, MyLady!“ „Noch ein Wort, Danny!“ -- Bei seinem neuen Boss, bzw. im Haus von diesem angekommen, fand sich Rylan in einer Menge von Teenager-Mädchen wieder. Heute war wohl Tag der offenen Tür. Vielleicht waren es auch nur zwei oder drei plus Maddy. Dem 21-jährigen kam es aber so vor, als sei er ein seltenes Tier, was nun begutachtet werden sollte. *„Achtung Achtung, hier sehen Sie das Rylan Bennett. Sehr rar, und gerade dadurch faszinierend anzusehen.“* Die Gedanken des Älteren spielten verrückt. Kein Wunder bei den ganzen nervigen Teenies. Maddy hatte den fabelhaften Plan, Rylan all ihren Freundinnen vorzustellen. Sie hatte das Glück gehabt - Ry mochte es Pech nennen, dass einige Schulstunden ausgefallen waren. Nathan kam später von der Arbeit und musste danach erst Jolie einsammeln. Er musste es den Betreuern schließlich schriftlich geben, dass es nun eine neue Person gab, die dazu berechtigt war, seine kleine Tochter abzuholen. Hinbringen war etwas Anderes, das war nicht unbedingt das Problem. Nachdem Rylan allen geduldig die Hand geschüttelt und sich vorgestellt hatte, wollte er sich flink aus dem Staub machen. Es musste Wäsche gewaschen werden, und diese rief nun nach ihm! Früher hatten die Kinder zumindest Hausaufgaben aufbekommen, doch die Schar wurde wohl auch davon verschont. „Wo willst du denn hin?!“, fragte Maddy Ry aufgeregt, der noch den Zeiten nachtrauerte, wo man erst am Abend mit allen Schulaufgaben fertig war. Mittlerweile hatten alle Mädels in einen Bikini gewechselt und sahen ihn mit großen Augen an. Eine kicherte und murmelte: „Süßer als Justin Bieber!“ Der Blondhaarige hatte keine Ahnung, wie er das langfristig ertragen sollte. Es war gerade mal sein erster Tag! Keine Frage, er war viel gutaussehender als dieser Bieber, aber das war kein Grund, ihn zu stalken. „Wir gehen jetzt in den Pool! Kommst du mit?“, die 15-jährige schaute ihn bittend an. Rylan starrte leicht verzweifelt auf die vielen Punkte auf dem Bikini, bekam davon irgendwie Kopfschmerzen und seufzte. „Nein, tut mir leid. Ich bin hier nicht zum Vergnügen, schon vergessen?“ Da sein Ton schärfer als beabsichtigt war, zwinkerte er noch einmal, um die Situation zu entspannen. „Oh okay…“ Ein wenig enttäuscht pfiff Maddy ihre gaffende Schar zurück. „Wenn du fertig bist, kannst du ja vielleicht nachkommen…“ „Das werde ich“, rief Rylan. *„...Nicht! Es sei denn, Nate befindet sich mit im Pool.“* Dreckig musste er bei dem Gedanken grinsen. Leider war die Wäsche ebenfalls… dreckig, also machte er sich daran, diese in die Waschmaschine zu stopfen. Nathan hatte ihm morgens noch schnell erklären wollen, wie diese funktionierte. Es hatte sich allerdings herausgestellt, dass sein Wissen dafür… nicht ganz ausreichend war. Rylan sei Dank hatte er sich bereits mit dem Gerät angefreundet. Nachdem er die erste Maschine angeworfen hatte, flitzte er in die Küche um für Nathaniel und Jolie zu kochen. Maddy hatte auch nach mehrmaligem Nachfragen darauf bestanden, dass sie nichts zu Mittag wollte. *„Sicher ein neuer Diät-Trend“*, hatte sich Ry gedacht. Es ertönte die Klingel. Der Blonde hechtete zur Tür, um diese geschwind und… hoffnungsvoll zu öffnen. Nathan war Ry jetzt sehr recht! Allerdings war es bloß Danny - mit einer missmutig dreinschauenden Stella im Schlepptau. „Der Abschleppdienst… ich habe ihren Cousin gleich mitgebracht.“ Dreist wie Danny war, quetschte er sich an seinem Kumpel vorbei. Stella blieb stehen und sah ihn nur pikiert an. „Euch auch einen schönen Tag“, kam es von Ry. „Nettes Haus!“ Der uneingeladene Gast hatte sich bereits im Wohnzimmer umgesehen und begutachtete nun ein, gar nicht so billig aussehendes, Gemälde. Es zeigte ein kleines Häuschen und einen Baum. Im Hintergrund war der Sonnenuntergang zu erkennen. „Fass‘ ja nichts an!“, bellte Ry. „Stella… komm‘ doch rein.“ Ry konnte Dannys Freundin genauso wenig leiden wie Jewels Trevor. Jedoch wollte ihn die neuerdings Rothaarige nicht verprügeln. Zumindest nicht mehr. Stella schenkte Ry ein nicht ernst gemeintes „Danke“ und stellte sich sogleich neben ihren Freund. „Toll, anstatt mal zu helfen, halten die Ladys hier ein Kaffeekränzchen. Hi Rylan!“, rief eine männliche Stimme. Owen - Stellas Cousin steckte grummelnd seinen Kopf zur Eingangstür. „Naja, wir sind eh fertig. Die Karre ist aufgeladen. Kommt ihr oder bleibt ihr hier?“, wollte der stämmige Braunhaarige wissen. „Nein nein, wir sind ja fertig…“ Danny griff nach Stellas Hand, klopfte Ry auf die Schulter und war dann auch schon verschwunden. „Hey Owen! Und danke!“ Ry winkte noch. Bevor Danny jedoch ganz aus der Tür war, drehte er sich noch einmal zu dem Blonden um. „Ach ja… viel Erfolg mit deinem… du weißt schon.“ Er zwinkerte wie ein Irrer. Stella hob nur leicht angewidert die perfekt geschwungene Augenbraue. Gegen Homosexuelle hatte sie nichts einzuwenden, aber ‚solche‘ wie Ry fand sie nicht besonders ansprechend. Mal einen Mann, dann wieder eine Frau… Ihrer Meinung nach sollte man sich entscheiden. Im Prinzip konnte es ihr egal sein, solange er nicht ihren Danny anbaggerte… Ry war erleichtert, als er allein war. Endlich war es wieder ruhig im Raum - wenn man das Gekicher draußen gekonnt überhörte. Wahrscheinlich hatte Maddy gehofft, Ry würde Bademeister spielen, aber das hielt er nicht für seine Aufgabe. Die Mädels waren mindestens 14. Und in der Küche stand noch immer kein fertiges Essen! Gerade als er dorthin zurückgehen wollte, bimmelte es erneut. Allerdings wurde die Tür kurze Zeit danach aufgeschlossen und man hörte kleine Füße auf dem Boden trampeln. „Rylan Rylan!“, sang Jolie fröhlich. Der Blonde musste grinsen. Er hatte schnell Wasser aufgesetzt, um Nudeln zu kochen. Ein Meisterkoch war er ja auch nicht gerade, aber er konnte immerhin mehr anbieten als Nathan. Dieser kam, wie so oft müde aussehend, mit seiner kleinen Tochter in die Küche. „Und wie lief es bis jetzt so?“, fragte er seinen neuen Aushilfs-Au-Pair. „Ganz gut. Maddy ist draußen mit ein paar Freundinnen. Sie sind im Pool. Ich hoffe, das ist kein Problem. Habe eine Maschine angeschmissen und jetzt wollte ich was zu Futtern machen.“ Ry zwinkerte wie so oft gekonnt und schickte noch ein blendendes Lächeln hinterher. Nate musste husten. „Oh, werden Sie krank, Mr. Warner?“, fragte Ry sehr besorgt. *„Macht nichts, ich pflege dich wieder gesund.“* „Mir geht es gut, danke“, warf der Familienvater sofort ein. Obwohl er sich mit seiner Antwort nicht so sicher war. Wie üblich rettete Jolie die Lage, indem sie Rylans Aufmerksamkeit verlangte. „Guck‘ mal, heute habe ich mich geschnitten! Aber Ms Finley hat mir ein Pflaster draufgeklebt!“ Sie zeigte ihren verletzten Ringfinger. Ry lächelte und kniete sich zu der Kleinen. „Hat das weh getan?“, fragte er fürsorglich. „Nur ein bisschen, aber ich habe gar nicht geweint!“, verkündete Jolie tapfer. „Super, ich bin stolz auf dich. Dein Dad ist das sicher auch.“ Liebevoll gab Ry ein kleines Küsschen auf das rosa Hello-Kitty-Pflaster und grinste Nate an. Dieser war gebannt über die Art, wie Ry mit seiner Jolie umging. Ihm wurde ein wenig warm ums Herz. Schnell, um diese für ihn schwachsinnigen, Gedanken zu verdrängen setzte er sich an den Küchentisch. Bald darauf konnte Blondie ihm auch etwas zu Essen vorsetzen. Seltsamerweise schienen auch die Teenies plötzlich Hunger bekommen zu haben. Und so aßen alle zusammen. Viele Augen lagen auf Ry, doch seine waren nur bei Nathan… -- Abends nachdem der Trubel vorbei, und die Kinder bereits im Bett waren, war Ry dabei, seine Sachen ein wenig auszupacken. Die Sporttasche stand nun geöffnet im Raum. Er wollte es sich ein bisschen gemütlich machen. Die Möbel verstellte er jedoch nicht. Auch hangen noch ein paar Klamotten von der eigentlichen Au-Pair Angelica im Schrank. Schließlich war es ihr Zimmer. Nachdem er Nathan darüber unterrichtet hatte und seine Kleidung eben auf die jeweils andere Seite platzierte, fiel ihm sein Geldbeutel in die Hand. Er erinnerte sich, dass er seinen Führerschein gar nicht wiederhatte. Nathan musste diesen noch bei sich haben. Schließlich hatte der 35-jährige sehen wollen, ob Ry tatsächlich die Berechtigung hatte, ein Fahrzeug zu führen. Er hatte sich sogar eine Kopie gemacht, bzw. wollte er das tun. Weswegen der Blonde nun ohne dasaß. Mit einem Grinsen dachte Ry daran zurück, wie Nathan seine Fahrerlaubnis begutachtet hatte. -- Rückblende -- „Bist das wirklich du?“ Kritisch musterte Nathaniel die kleine Plastikkarte, auf dem ihm ein junger, braunhaariger Mann fast schon… süß anlächelte. „Klar, denken Sie, ich fälsche Führerscheine, Mr. Warner?“ Ry grinste verwegen. „Da würden Sie mir zu viel zutrauen“, fügte der Blonde zwinkernd hinzu. „Nein nein, das denke ich nicht… Du siehst bloß ganz anders aus auf dem Foto. So unschuldig.“ Rylan blickte Nathan mit großen Augen an und brach dann in schallendes Gelächter aus. Nathan war seine Aussage urpeinlich. Er bekam einen hochroten Kopf. „Ähm, ich meine, ich mache mir davon eine Kopie. Bin sofort wieder da!“ Hektisch schien der Große seinen Kopierer zu suchen, der in seinem Arbeitszimmer stand. „Nur mit der Ruhe. Alles gut“, versuchte Ry zu beruhigen. „Rylan, fährst du mich jetzt?“ Maddy stand fertig angezogen, bepackt mit Schultasche und einem mehr als verträumten Lächeln hinter ihnen. „Natürlich, steig‘ schon mal ein!“ -- Ende der Rückblende -- „Jetzt bin ich also schon den ganzen Tag ohne Führerschein gefahren! Ich sollte meinen Schwa- Großen wohl fragen, ob ich meinen Lappen wiederhaben kann.“ Leise trippelte Ry also durchs Haus. Er musste allerdings eine Weile suchen. Nathan hatte ihn zwar schon am Morgen herumgeführt, aber sein Hirn war da anscheinend noch nicht ganz munter gewesen. Er fand es zum Glück. Es brannte noch Licht und die Tür war leicht angelehnt. Ry klopfte und schritt mit einem „Mr. Warner, sind Sie noch wach?“ hinein. Nathan saß an seinem Arbeitstisch, hielt einen teuer aussehenden Fotorahmen in der Hand und schniefte leise. In seinem schönen Gesicht glänzten Tränen. „Ist etwas passiert? Geht es Ihnen nicht gut?!“ Ry war sofort bei dem Älteren. Dieser erschrak. Peinlich berührt fiel er beinahe vom Bürostuhl. Schnell stellte er das Bild hin. „Es ist... nichts. Was gibt es denn?“, fragte der 35-jährige harsch und vermied jeglichen Augenkontakt. „Das ist… war ihre Frau oder?“ Der Controller blickte kurz zu dem Blonden und nickte schließlich. Leugnen brachte nichts. Und er brauchte den Jungen erst mal. Wenn Angelica hier war, konnte er ihn ja wieder wegschicken. „Tut mir leid, dass ich einfach hier so reingeplatzt bin, aber die Tür war nur angelehnt“, entschuldigte sich Blondie für sein Fehlverhalten. „Schon gut. Was willst du denn?“ Nathan klang schon freundlicher. „Sie haben noch meine Fahrerlaubnis.“ Nate schaute ihn an wie ein verwirrtes Rehkitz. Ry versuchte zu erklären: „Von heute Morgen, wissen Sie.“ „Achso!“ Endlich fiel der Groschen. „Tut… tut mir leid, habe ich ja total vergessen, dir wiederzugeben!“ Er stand auf und eilte zu seiner Kommode, wo die Karte und darunter die angefertigte Kopie lagen. „Kein Problem!“ Rylan steckte seinen Führerschein in die Hosentasche, nachdem Nate ihm diesen wiedergegeben hatte. Nate drehte sich wortlos wieder um. Heute war einer dieser Tage an dem ihn die Trauer nur so überfiel. Er wusste auch nicht wieso. Er vermisste seine verstorbene Frau Amanda. Er vermisste das sorglose Lachen. Er vermisste das einfache Durchatmen. Wenn der Familienvater jetzt seine Augen schloss, kamen ihm unzählige Dinge in den Sinn, die er beachten und auf gar keinen Fall vergessen durfte. Fragen, ob er ein guter Vater war, und ob er Jolie vernünftig erziehen konnte, schossen ihm durch den Kopf. Dazu kam seine manchmal unerträgliche Arbeit, die eigentlich nicht für jemanden mit Familie geeignet war. Sein Chef hatte es ihm heute wieder gesagt. Ihm eingetrichtert, dass er ein Mann war und sich eben ein neues Kindermädchen holen sollte. -- Rückblende -- „Entschuldigen Sie, Mr. Smith, doch ich muss jetzt los. Ich muss meine Kleine von der Kita abholen.“ „Was, schon wieder?! Wie oft haben Sie das jetzt schon in der letzten Zeit gemacht? Ist doch alles gar nicht so schwer, Warner! Ich habe doch auch Kinder. Und sehen Sie mich hier um 15:00 Uhr hektisch aus der Firma rausrennen?“ Mr. Smith war unfassbar. „Aber Sie haben doch Ihre Fr-“ „Meine Clarice arbeitet ebenfalls! Und sie hat sogar noch die Zeit, mein teuer verdientes Geld beim Friseur auszugeben. Also gehen Sie und holen Sie ihre Tochter. Aber Morgen bleiben Sie gefälligst länger! Ich will Sie nicht immer zu Hause anrufen, weil Sie nicht mehr hier sind!“ -- Ende der Rückblende -- Ry war unschlüssig darüber gewesen, was er tun sollte. Mit solchen Situationen war er nicht oft konfrontiert. Er wusste nur eines: Nate tat ihm unsagbar leid. Er wollte den Braunhaarigen unbedingt trösten, denn er spürte, dass der andere dies gerade brauchte. Ohne etwas zu sagen ging er langsam auf den älteren hinzu, stellte sich gezwungenermaßen auf die Zehenspitzen und zog ihn in eine schützende Umarmung. Nathan versteifte sich sofort und wollte sich lösen. „Es ist alles gut, Mr. Warner. Auch wir Männer dürfen mal weinen und Gefühle zulassen. Sie müssen mir nicht sagen, was los ist, aber lassen Sie mich Ihnen helfen…“ Nach einer Minute wurden Nate Blondies Worte wohl richtig bewusst, denn er erwiderte zögerlich die Umarmung. *„Vermutlich hätte Angelica das auch getan“*, redete sich der Controller ein. Ry freute sich darüber, dass sich Nate ein wenig entspannte und diese tröstende Geste zuließ. Sanft strich er dem Braunhaarigen über den Rücken. Nachdem sie sich ein wenig im Arm gehalten hatten und Nate sich wieder unter Kontrolle hatte, erhob er plötzlich das Wort: „Rylan… als ich heute Nachmittag hier ankam, habe ich deinen… Freund gesehen. Mit einer Frau. Hat er Schluss gemacht?“ Rylan biss sich ertappt auf die Unterlippe. Das schlechte Gewissen aufgrund der „Danny“-Lüge durchflutete ihn. „Ähm…“ Überfordert strich sich Ry durch das blondgefärbte Haar. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Außerdem hatte er angenommen, dass Nate Stella und seinen angeblichen „Exfreund“ eh nicht mehr gesehen hatte. Nate deutete die Geste seines Aushilfs-Au-Pairs als ein „Ja“. „Du bist wirklich ein toller Kerl. Obwohl es dir sicher selbst sehr schlecht damit geht, hast du diesen Job angenommen.“ *„Und tröstest mich…“* Ein kleines Lächeln umspielte Nathans Mund. „Schon gut. Alles bestens. Wollen Sie vielleicht einen Tee? Ich mache uns gerne einen, wenn es in Ordnung ist. Sie können mir auch noch ein wenig erzählen. Schließlich arbeite ich doch jetzt richtig für diese Familie.“ Ry erwiderte Nathans Lächeln nur zu gerne. „Okay, einen Tee nehme ich…“ Nate konnte verstehen, wenn Ry nicht reden wollte. Vielleicht hatte er den Blonden unterschätzt. Vielleicht war er gar nicht so eingebildet. *„Und er hat wunderschöne blaue Augen.“* Die Tatsache, dass er Rylan bereits splitterfasernackt gesehen hatte, versuchte er noch immer zu verdrängen. Mehr oder weniger erfolgreich... So als ob er einen bösen Gedanken gehabt hatte, sah er auf das Bild seiner Frau. Es zeigte eine lachende, rotblonde Schönheit mit ebenfalls hellblauen Augen. *„Sicher erinnern sie mich nur an deine, Amanda…“* Kopfschüttelnd nahm er das Bild noch einmal behutsam in die Hand und wartete auf Rylan und den versprochenen Tee. Kapitel 7: ----------- „Okay, einen Tee nehme ich gerne…“ Nate konnte verstehen, wenn Ry nicht reden wollte. Vielleicht hatte er den Blonden unterschätzt. Vielleicht war er gar nicht so eingebildet. „Und er hat wunderschöne blaue Augen.“ So als ob er einen bösen Gedanken gehabt hatte, sah er auf das Bild seiner Frau. Es zeigte eine lachende, rotblonde Schönheit mit ebenfalls hellblauen Augen. „Sicher erinnern sie mich nur an deine, Amanda…“ Kopfschüttelnd nahm er das Bild noch einmal behutsam in die Hand und wartete auf Rylan und den versprochenen Tee. Rylan ließ sich auf sich - und den Tee - nicht besonders lange warten. Er trug ein graues Tablett und stieß mit seinen Schultern die nur angelehnte Tür auf. Danach stellte er den Tee vor Nathaniel auf den Schreibtisch. Dieser hatte seinen Kram und vor allen Dingen seinen Laptop, ein wenig zur Seite geschafft. „Ich hoffe, Sie mögen Erdbeertee“, murmelte Ry mit einem umwerfenden Lächeln, während er beherzt nach einer der zwei rosafarbenen Tassen griff und sie Nathan hilfsbereit in die Hand drückte. „Selbstverständlich“, war das einzige, das aus dem Mund des Älteren kam. Er besah sich kurz kritisch sein Trinkgefäß. „Oh, entschuldigen Sie, es gab nur noch diese.“ Verwirrt sah Nathan von der Tasse zu seinem Au-Pair hoch. „Die Tasse“, versuchte Ry seinen vorherigen Satz zu erklären. „Ah, kein Problem.“ Ein Lächeln schlich sich auf Nathans Gesicht. Nachdem der Blonde Nate mit Tee versorgt hatte, griff er sich einen vereinsamten Stuhl der im Raum stand, und setzte sich neben den Familienvater. Anschließend schnappte er sich die zweite Tasse und blickte seinen Schwarm interessiert an. *„Mal ein ganz anderes Date…“*, dachte sich Ry und nippte vorsichtig an dem heißen Getränk. Nathan, der bis auf ein „Danke“ nicht viel gesagt hatte, brach daraufhin sein Schweigen. „Und… magst du mir etwas erzählen? Gefällt es dir bei uns?“ „Oh ja!“, brachte Ry sofort heraus und seine Augen funkelten. *„Du gefällst mir sehr…“*, mischte sich das Teufelchen wieder ein. „Also… ich finde es hier total klasse bei Ihnen.“ „Das freut mich.“ Nathan musste lächeln. Schon zum zweiten Mal. Auch er trank einen Schluck und schlagartig fiel ihm wieder ein, was er den Jüngeren ja fragen wollte. „D-du… willst sicher nicht drüber reden… oder?“ „Über was?“ Ry war kurzzeitig verwirrt. „Über deinen Freund oder auch… Ex?“ „Oh…“, Ry begann sich am Kopf zu kratzen. Sein Kopf nahm sogar eine leichte Röte an, was bei ihm sonst nicht allzu oft vorkam. Nathan deutete diese Geste komplett falsch. „Sicher ist es ihm peinlich darüber zu sprechen, weil er doch schwul ist und es sich hier nicht um eine FreundIN handelt…“ „Wenn ich Ihnen etwas verrate, versprechen Sie mir dann, dass Sie nicht böse werden, Mr. Warner?“ Rylan setzte seinen besten Du-kannst-mir-nichts-abschlagen-Blick auf und sah den Familienvater mit seinen, fast schon magischen, strahlenden blauen Augen an. Aus unerfindlichen Gründen musste Nathaniel schlucken Dieser Blick traf ihn und irgendwie… konnte der 35-jährige nur eines: Langsam mit dem Kopf nicken. Ein kleines triumphierendes Lächeln stahl sich auf Rylans Gesicht. Dann räusperte er sich und begann damit, zu beichten. Er strich sich eine widerspenstige, blonde Haarsträhne zurück und fing an: „Diesen Kerl, den Sie da mit der Frau gesehen haben… Er ist und war auch nie mein Freund. Also nicht so ein Freund. Er ist mein bester Kumpel. Und bitte, wenn Sie jetzt denken, dass ich gelogen habe, und dass ich gar nicht auf Männer stehe und so… Ich tu’s. Ich würde ja so etwas sagen wie, ‚Hey, ich beweise es Ihnen‘, doch ich denke, das wäre nicht angebracht oder?“ Rylan zwinkerte und lachte kurz, erklärte jedoch sogleich weiter: „Mich hat das ehrlich gesagt ein wenig genervt… naja, dass Sie dachten, ich würde die Nachhilfestunden mit Maddy ausnutzen… Sie stehen ja sicher auch nicht auf jede Frau, die Ihnen über den Weg läuft. Aber ich will jetzt auch nicht zu persönlich werden.“ *„Lieber wäre es mir, wenn du auf gar keine Frau stehen würdest…“* Nathan blieb nichts anderes übrig, als den jüngeren leicht verwirrt anzuschauen. Er hatte die ganze Zeit ruhig dagesessen und sich alles angehört. Der Controller musste zugeben, dass er momentan keine Ahnung hatte, ob er jetzt sauer sein sollte oder nicht. Er entschied sich dafür, seinen verwirrten Blick weiter zu behalten und sich überlegend über seinen Drei-Tage-Bart zu streichen. Rylan wäre gerne sofort über den Braunhaarigen hergefallen. *„Er hat keine Ahnung, wie attraktiv er eigentlich ist…“* In Gedanken versunken grapschte Ry nach seiner noch halbvollen Tasse. Allerdings verfehlte er seinen Mund und schüttete sich, zum Glück nur kalten Tee, über sein blaues Sweatshirt. „Ach du Schhheiße!“ Ry besah sich erschrocken das Malheur. „Das muss ich gleich rauswaschen!“ Schneller als Nathan gucken konnte, hatte Ry sich das Shirt auch schon über den Kopf gezogen. „Ich bin so ein Idiot! Na, zumindest sind Sie nicht so ein Tollpatsch wie ich!“ *„Schade eigentlich.“* Ry lachte. Nathan ertappte sich dabei, wie er auf die glatte Brust des jüngeren starrte. Wenigstens konnte er so mal den Blick von den traumhaften blauen Augen abwenden. Er räusperte sich. Eigentlich musste der 35-jährige ja noch eine Antwort geben, auf die kleine „Lüge“ von Ry. Stattdessen rutschte ihm die Frage „Wieso hast du dir eigentlich einen Skorpion auf die Brust stechen lassen?“ raus. Er erinnerte sich daran, seit er Rylan splitterfasernackt gesehen hatte. Eine ziemlich peinliche und unangenehme Situation. Vor allem, wenn man auf der Arbeit saß… „Oh ähm… ich denke, ich fand damals das Motiv einfach cool. Also mein Sternzeichen ist jetzt nicht Skorpion…“, erzählte Ry. Nathan nickte verstehend. „Hast du es schon lange?“ „Drei Jahre. Haben Sie irgendwelche Tattoos?“ „Ich? Nein. Oder doch.“ Nathan strich sich wieder übers unrasierte Kinn. „Ich habe mir die Namen von Madeline und Jolie tätowieren lassen. Ein typisches Eltern-Tattoo eben.“ Dass er das besser nicht hätte sagen sollen, wurde dem Familienvater zu spät klar. Denn Blondie scannte praktisch seinen Körper ab. Mit seinen fesselnden blauen Augen. „Wo haben Sie das denn, wenn ich fragen darf?“ Obwohl es keine allzu intime Frage war, bekam Nate einen hochroten Kopf. Dieser Blick von Ry… Ihm war warm. Viel zu warm. Dieser junge Mann hatte keine Ahnung, was er in ihm hervorrief. Schon längst verdrängte Bedürfnisse kamen in Nathan hoch. Sie überforderten ihn maßlos. *„Was ist nur mit mir los, zum Teufel! Hat er mich verhext?“* „Ähm… es ist schon spät. Wir sollten… Schluss machen. Danke für den Tee.“ Nate erhob sich, ohne auf Rys Tattoo-Frage einzugehen, geschwind und berührte Ry an der nackten Schulter. Oh. Böser Fehler… Obwohl Rylan ein Mann war, schienen sich Nates Gefühle zu überschlagen. Ihm wurde wieder so unglaublich warm. Er konnte es sich nicht erklären. Blondie hatte sich glücklicherweise auch erhoben und so schob Nate ihn geradezu aus der Tür. „Wir sehen uns dann Morgen.“ „Na gut, aber ich hoffe, Ihnen geht es jetzt ein bisschen besser.“ Mit diesem Satz stoppte Ry Nathan in seinem Tun, ihn weiter aus der Tür zu schieben. „J-ja, geht es… Danke.“ „Wie wäre es mit einem kleinen Lächeln?“ Ry stupste leicht das Kinn des älteren an. Was ihn da geritten hatte- er wusste es nicht. Er wusste nur, was oder eher wen er gerne reiten würde… *„STOPP Rylan!“* Bei Nathan allerdings schrillten nur so die Alarmglocken. Vielleicht hatte er zu lange nicht mehr…? Wieso sonst reagierte er so bei dem 21-jährigen. Bevor Nate Ry die Nase vor der Tür zu machen konnte, drängte dieser sich nochmal schnell an ihm vorbei. „Das Shirt! Gute Nacht!“ Und nach einem letzten Zwinkern war Rylan in seinem Zimmer verschwunden. Zumindest hoffte das Nathan… -- Am nächsten Abend -- Rylan war gerade dabei, Essen zu machen. Die Mädels mussten ja schließlich versorgt werden. Und das nicht nur mit Fast Food… Allerdings klingelte sein Handy. Im Stress hob er schnell ab, klemmte sich das Telefon zwischen sein linkes Ohr und rief ein „Was ist, J? Bin gerade am Kochen.“ „Das ist eine nette Begrüßung. Da will ich mal wieder deine Stimme hören und bekomme sowas… Unhöfliches.“ Jewel war nicht gerade gut drauf. Er klang ziemlich beleidigt. „Du wolltest also meine Stimme hören?“ Rylan musste grinsen und seine blauen Augen funkelten. „Komisch, ich dachte du gehst mir aus dem Weg… Übrigens fand ich es total klasse von dir, als du deinem Macker gesteckt hast, dass wir…“ Der 21-jährige schaute sich um, um zu überprüfen ob er belauscht wurde. Sein Blick traf den der kleinen Jolie. Neugierig und gespannt stand sie neben ihrem neuen Au-Pair und sah erwartungsvoll zu ihm hoch. „Du weißt schon…“, führte der Blonde seinen Satz zu Ende. „Jolie, kleine Maus, geh‘ doch mal mit deinen Puppen spielen.“ Die vierjährige schüttelte bloß mit dem Kopf und fragte: „Mit wem sprichst du? Mit deiner Frau?“ „Ja, genau.“ „Darf ich auch mal mit deiner Frau sprechen? Bitte, bitte!“ Jolie hüpfte hin- und her. „Was erzählst du da?! Ich bin sicher nicht deine Frau! Und ich hab‘ das Trevor nicht gesteckt! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?!“, empörte sich der 23-jährige. „Hey super, ich habe meine Lieblings-Zicke zurück!“ Ry musste lachen. „Nein ehrlich. Wir haben ja länger nicht miteinander gesprochen. Warst ja immer beschäftigt mit deinem Lover. Wie geht’s dir denn so? Und wieso rufst du überhaupt an? Nicht, dass ich mich nicht freu-“ „Oh man Ry! Und ich dachte immer, ich wäre die Labertasche unter uns.“ „Ich interessiere mich eben für dich…“ Ry schmollte gespielt. „Kann ich deine Frau jetzt auch sprechen?“ Jolie zupfte ungeduldig an Rylans Jeans. „Na gut. Hier.“ Er drückte der kleinen sein Handy in die Hand. „Hallo, hier spricht Jolie. Ich bin vier Jahre alt“, plapperte sie fröhlich ins Telefon. „Ja, hallo, ich bin Jewel und ich bin… 19.“ „19 ist alt. Aber mein Daddy ist noch viel älter! Du hast eine komische Stimme!“ „Aha. Kann ich bitte wieder das Blond- Rylan sprechen?“ „Ja, hier! Tschüss Guwel!“, rief Jolie. Der Name „Jewel“ war wohl noch etwas schwer für sie… Eilig flitzte sie wieder zu ihrem Puppenhaus, das sich im Wohnzimmer befand. „Du lügst kleine Kinder wegen deines Alters an, Guwel? Respekt!“ Rylan war wieder am Hörer. „Halt die Klappe! Du musst mir einfach mal dein Ohr schenken.“ „Nur mein Ohr?“ Ry wackelte mit den Augenbrauen. „Du bist so ein selbstverliebter Idiot!“ Jewel schien zu ahnen, was sein WG-Mitbewohner gerade mit seinem Gesicht tat. „Sorry, sorry, was wolltest du denn loswerden, J?“ Jewel stockte. Er schluckte ein paar Mal. „Trevor… er… er macht mich absolut wahnsinnig! Und wehe, jetzt kommt so ein blöder Spruch wie ‚Bist du das nicht schon?‘“ „Damit nimmst du mir den Wind aus den Segeln. Du scheinst mich wohl ziemlich gut zu kennen.“ „Leider tue ich das.“ Ry musste grinsen. Doch dann erinnerte er sich wieder daran, was sein Freund ihm gerade mitgeteilt hatte. „Wie… nervt er dich denn? Ich dachte, du liebst ihn…“ „Ich weiß nicht… Er erdrückt mich quasi. Und er wollte mich schon jetzt seinen Eltern vorstellen. Wir sind doch gerade erst wieder zusammen! Aber er versteht das nicht. Es geht einfach nicht in seinen Schädel. Und er ist so eifersüchtig.“ „Ich weiß, er muss das irgendwie… naja. Er hat mir ja gesagt, ich soll mich von dir fernhalten.“ „Wann denn?“ „Ja, Dannys Karre ist doch vorgestern nicht angesprungen. Hab dann hier geschlafen. Aber ich habe dich angerufen, bzw. auf dein Handy, und dieser Vollpfosten war dran…“ Nachdem Rylan Jewel die gesamte Geschichte geschildert hatte, blieb Jewel schockiert zurück. „Sorry, das wusste ich nicht!“ „Kein Problem, war irgendwie auch ein Glück für mich. Schließlich konnte ich hier pennen…“ Nach einer ganzen Weile - Ry hatte sich mit Jewel noch eine Menge zu erzählen - ertönte die Klingel. „Das muss Nathan sein!“, rief der 21-jährige glücklich ins Handy. „Du bist ja ganz schön… verknallt!“, zog Jewel seinen Kumpel auf. „Bin ich nicht!“, wehrte sich dieser sogleich. Die Tür öffnete sich. Ry beobachtete diese haarscharf, wie ein Adler auf Beutezug. Es kam auch der heiß ersehnte Nathan herein. Nur leider war er nicht der einzige, der den Weg ins Haus fand… „Verzeih‘ wenn nicht aufgeräumt ist, Dalila“, hörte man Nathans tiefe Stimme. Mit Schrecken stellte Rylan fest, dass Nathaniel gerade einer ihm unbekannten Frau gentlemanlike die Jacke abnahm und an die Garderobe hang. „J ich muss auflegen, es gibt Probleme! GROßE Probleme! Wir reden später“, sprach er leise ins Telefon. Ohne auf eine Antwort zu warten legte er auf und ließ das Smartphone in seiner Tasche verschwinden. Auch Jolies Aufmerksamkeit war geweckt worden. Schnell flitzte sie zu ihrem Vater und wollte auf seinen Arm. „Daddy Daddy!“ Lächelnd hob Nate seine kleine Tochter hoch. „Du bist ja süß!“, hörte Ry eine nervig hohe Frauenstimme sagen. „Dalila, das ist meine Tochter Jolie. Jolie, das ist Dalila. Sie arbeitet mit mir zusammen.“ Anstatt Dalila zu begrüßen umarmte Jolie ihren Dad nur fester. „Sicher ist sie schüchtern“, versuchte es die Frau weiter und streichelte sanft Jolies Wange. *„Was will diese Schlampe hier?“*, dachte sich Ry sauer. Ihr Aussehen war leider nicht von schlechten Eltern, wie er zugeben musste… Sie war schlank und konnte dennoch ein großzügiges Dekolleté aufweisen. Ihre glatten braunen Haare fielen ihr auf die zarten Schultern und reichten bis zur Brust. Sie schien Anfang 30 und zu Rys Entsetzen flirtete sie ganz offensichtlich mit seinem Nathan. „Was erlaubt die sich?!“ Der Grund wieso Nathan den unliebsamen Gast angeschleppt hatte, lag angeblich darin, dass sie beide eine wichtige Aufgabe fertig stellen mussten. „In der Firma gibt es ein kleines Problem mit dem System. Deswegen habe ich Dalila einfach mitgenommen. Wir müssen heute Abend noch unbedingt fertig werden. Leider ist diese Spezialaufgabe an uns hängen geblieben, nachdem zwei Kollegen erkrankt sind.“ Ry erinnerte sich an Nathans Erklärung, als er sie ihm und Maddy vorgestellt hatte. Wäre ja alles schön und gut, wenn Dalila Nathan nicht ständig ihre Titten ins Gesicht halten würde! -- Drei Stunden später -- „Es ist spät, ich sollte gehen, Nathaniel. Ich bin so froh, dass wir alles zusammen hingekriegt haben. Mr. Smith wird uns zwar sicher kaum dafür danken, doch unsere Kollegen bestimmt. Und vielen Dank, dass ich bei euch essen durfte...“ Sie strich sich verführerisch eine Haarsträhne hinters Ohr. „Du hast recht. Wir sind eben ein gutes Team.“ Nathan lächelte. „Komm‘, ich fahr‘ dich schnell nach Hause.“ Rylan war mit seiner Abneigung gegen Dalila glücklicherweise nicht der einzige. Maddy war seine volle Unterstützerin. In einem ruhigen Moment nachdem sie ihren Vater und die lästige Kollegin ausspioniert hatte, hatte die 15-jährige ihrem Nachhilfelehrer gebeichtet, dass sie ihren Dad lieber mit der Mutter ihrer besten Freundin Samantha verkuppeln wollte. „Sie sieht viel besser aus als diese Dalila!“, hatte Maddy ihm zugeflüstert. „Oder findest du sie etwa… h-hübsch?“, hatte der Teenager ihn noch schüchtern gefragt. „Weißt du, selbst wenn ich sie nicht attraktiv finden sollte, jeder Mensch hat einen anderen Geschmack oder?“ Ry hatte Maddy aufmunternd zugezwinkert. Sie hatte das leider als Einladung genommen, ihn noch mehr verliebt anzustarren. Wieso konnte nicht Nathan seinem Charme erliegen? Nach ihrem gemütlichen Tee-trinken hatte er ihn praktisch rausgeworfen! Obwohl… dafür hatte er nichts zu seiner Notlüge mit Danny gesagt. Als Nathan mit der Frau gerade zur Tür raus wollte, hielt ihn… Maddy auf. „Dad, du hast Wein getrunken! Da darfst du nicht fahren! Rylan sollte es.“ Erstaunt über die Aussage seiner Tochter drehte sich der 35-jährige um. „Maddy, ich habe nur ein Glas Wein getrunken. Das ist in Ordnung.“ „Nein, ist es nicht! Was ist, wenn sie dir den Führerschein abnehmen?“ Die Rotblonde stemmte ihre Hände in die Hüften. Ihre blau-grünen Augen funkelten ihren Dad warnend an. Dalila schien zu merken, was Maddy vorhatte. Sie war schließlich nicht dumm. „Nathaniel, deine Tochter hat sicher recht. Ry…. ähm…“ Hilfesuchend blickte sie zu Angesprochenem. „Mein Name ist Rylan“, half er aus. Dass sie sich seinen Namen nicht merken konnte, war ihm scheißegal. „Danke. Rylan fährt mich sicher.“ „Natürlich würde ich das.“ *„Und zwar geradewegs in die Hölle. Nathan gehört mir!“* „Maddy, du begleitest die beiden bitte. Zieh‘ dir schnell eine Jacke drüber.“ „Liebend gerne, Dad.“ Der Schlingel setzte ein höfliches Lächeln auf und verschwand sofort im Zimmer. -- Es war eine ruhige Fahrt. Nachdem Dalila Rylan sicher den Weg zu ihrem Haus navigiert hatte, schnallte sich die Braunhaarige ab und wollte nach ihrer Tasche greifen. „Dalila, warten Sie!“ Maddy hielt die Arbeitskollegin ihres Vaters harsch zurück. Fragend drehte sich Angesprochene zu der 15-jährigen um. „Wenn Sie denken, dass Sie bei meinem Vater landen können… Vergessen Sie’s! Er ist schon… verliebt!“ Dalila klappte der Mund auf. Damit hätte sie sicher nicht gerechnet! Ihr fehlten die Worte. „Sie sollten jetzt aussteigen!“, rief Maddy und reichte der Frau die Handtasche. Diese ging dem Befehl - denn es war nichts Anderes - auch verdattert nach. Höflicherweise wartete Ry mit dem Wegfahren solange, bis sie ihre Wohnung aufgeschlossen hatte. „Habe ich das nicht gut gemacht, Rylan?“ Maddy blickte stolz zu ihrem Schwarm. „Das hast du wirklich klasse gemacht“, kam es anerkennend von dem grinsenden Ry. *„Und ich musste nicht mal etwas dafür tun…“* Als sie zu Hause ankamen, fiel Rylan auf, dass eine bekannte Person draußen vor dem Tor stand. „Maddy, geh‘ schon mal rein. Du musst jetzt eh schlafen gehen. Ich gehe noch kurz eine rauchen“, log Ry und schaltete den Kleinwagen von Nathan ab. Die Rotblonde gehorchte und lief ins Haus. Jolie war zum Glück schon lange im Bettchen. Ry hatte sie, bevor sie losgefahren waren, schlafen gelegt. Natürlich hatte er ihr wieder eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen müssen, aber das tat er sehr gerne. Als der 21-jährige sicher war, dass Maddy im Haus war, stieg er aus und ging mit gemütlichen Schritten zu seinem Kumpel. „Jewel, schön dich endlich mal ohne… den anhänglichen Lappen zu sehen.“ Ry schloss seinen Kumpel in die Arme. Sie verweilten eine Weile so, denn es schien dem Stylisten nicht anders zu gehen. „Hab‘ dich vermisst Blondchen, auch wenn es nur ein paar Tage waren“, gestand Jewel. „Ich freu‘ mich ja echt, dich wieder zu sehen. Aber was machst du hier?“, wollte Ry gespannt wissen. „Du hast gesagt, es gibt ein großes Problem. Und mit großen Problemen kenne ich mich aus.“ Jewel grinste dreckig. „Nicht, dass du das jetzt als Anmache siehst. Ich weiß, du kannst ziemlich eingebildet sein“, fügte der Lilahaarige noch hinzu. „Sehr witzig.“ Rylan klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Was ist, wenn Trevor dir nachgegangen ist? Er tötet uns beide! Und ich hänge noch an meinem Leben…“ „Hat Rylan Bennett etwa Angst vor dem kleinen Trevor? Keine Sorge, ich habe erst mal eine Beziehungspause gefordert, weil ich Zeit für mich brauche.“ Ry seufzte. „Und wie läuft’s bei dir?“ „Eher schlecht, bin schon etwas deprimiert. Heute hat er eine ‚Arbeitskollegin‘ angeschleppt. Die war zwar so ganz nett, aber hat sich ziemlich an ihn rangeworfen mit ihren Blicken. Die hat schon einige Runden gedreht, da bin ich fest von überzeugt.“ „Na und?! Das hast du doch auch.“ Jewel grinste und zog an seiner Zigarette. Er und Rylan hatten sich jeweils eine angezündet. „Aber mir sieht man es nicht so an.“ „Du bist wirklich ein Arschloch, Ry.“ „Ich weiß.“ „Wir bräuchten mal wieder ein bisschen Spaß oder… Ablenkung…“, fing Jewel verschwörerisch an. -- Im Haus -- „Ich glaube, Dalila hat echt Interesse an mir. Sie ist so eine hübsche und intelligente Frau. Komisch, ich dachte, mich würde das freuen. Und von seinen… verdammten Augen ablenken… Es war ein Fehler ihn für Angelica einzustellen… Ich werde noch… verrückt! Ich steh‘ doch nicht auf Männer! Amanda, hilf‘ mir doch...“ Von seinen Gefühlen übermannt schlug der Braunhaarige auf den Küchentisch. Nathan wollte, nach dem er sich gefangen hatte, ins Bett gehen, bis ihm auffiel, dass doch irgendetwas… oder besser gesagt irgendjemand… fehlte! Leise klopfte er an Maddys Tür. Hoffentlich schlief seine Tochter nicht schon… „Schatz, weißt du wo Rylan ist? Ich habe ihn nicht mehr ins Haus gehen sehen.“ „Er ist noch draußen rauchen! Immerhin hatte er das vor…“ Maddy schaute auf ihre orangene Uhr auf dem Nachttisch. „25 Minuten gesagt.“ Sie lag in ihrem Bett. In ihren Händen hielt sie ein großes, mit vielen Aufklebern bunt beklebtes Buch. „Oh okay, danke. Gute Nacht, meine Große. Schlaf schön.“ *„Schwein gehabt, dass dich Dad nicht gesehen hat!“*, sagte Madeline zu sich, als sie auf das große Bild von Rylan blickte, das sie Facebook sei Dank in ihr Buch geklebt hatte. Im Prinzip konnte es Nathan total egal sein, doch seine Schritte trieben ihn nach draußen. Vorsichtig öffnete er die Tür. Was er sah, ließ ihn die Augen vor Schock weit aufreißen. Der Anblick gefiel ihm ganz und gar nicht! Rylan hatte einem ihm unbekannten Mann gegen die Hauswand gedrückt. Ihre Münder waren fest aufeinander gepresst. Voller Leidenschaft küssten sie sich. Ry hatte seine Augen dabei geschlossen. Nathan wurde abwechselnd heiß und kalt. Er wusste nicht, was er tun sollte. Seine Beine hatten ihm den Dienst versagt… Nach einer halben Minute fing sein Gehirn endlich wieder an zu funktionieren. Leise verschloss er die Tür. Wie in Trance schlurfte er zum Kühlschrank und fischte sich die angebrochene Weinflasche heraus. *„Immerhin hast du jetzt die 1000-prozentige Gewissheit, dass er schwul ist“*, flüsterte eine Stimme in Nathans Kopf. Kapitel 8: ----------- Nach einer ganzen Weile löste sich Rylan von Jewel. „Man J, was ist das mit uns?“ „Keine Ahnung, aber ich fand‘s heiß!“, offenbarte dieser und grinste breit. „Ja, ich auch. Nur… wir sind Freunde. Wenn Danny das wüsste…“ Nachdenklich kratzte sich der Blonde am Kopf. „Der philosophiert seit neuestem darüber, dass wir mal heiraten.“ „Leider habe ich davon bereits gehört.“ Ry fuhr sich über den Mund und strich sich ein wenig die Haare zurecht. Jewel liebte es anscheinend, diese beim Küssen total durcheinander zu bringen. „Du weißt, dass Danny meint, du wirst das Hochzeitskleid tragen“, neckte Jewel. „Wie kommt er darauf?! Das werde ich ihm höchstpersönlich austreiben. Vielleicht sollten wir ihn in einen richtig peinlichen Fummel stecken“, unterbreitete der Blonde und grinste schelmisch. „Gute Idee!“, stimmte der Lilahaarige lachend mit ein. „Du wirst ein Kleid anziehen, ist doch vollkommen klar!“, Ry sah zu Jewel und zwinkerte. „Wetten wir nicht?!“ Rylan konnte nicht genau sagen, was da über ihn gekommen war, als er Jewel gegen die Hauswand gedrückt und geküsst hatte. Doch momentan brauchte er eben einfach ein wenig… Ablenkung. Genau wie sein Kumpel vorgeschlagen hatte. Nathan hatte ja mutmaßlich Interesse an dieser - zugegeben äußerst attraktiven - Dalila. Und der 23-jährige wollte ihre… Ablenkung nach der illustren Unterhaltung fortführen. Mit einem „Vergiss‘ Danny und schalt‘ ab!“ Jewel ergriff die Initiative und vereinte erneut ihre Münder zu einem sehr intensiven Kuss. Der Schalk von eben war vorbei. „Okay, aber wie kommen wir jetzt am besten rein? Ohne von Nate entdeckt zu werden…“, murmelte Ry nach dem kleinen Zungen-Gefecht atemlos und verschränkte seine Hand mit der seines... Kumpels. „Wieso hast du so einen Schiss? Hast du Angst, dass dein toller Nathan dann mitmachen wollen würde?“ Jewel grinste ein wenig gehässig, ließ sich aber mitziehen. An der Tür pfriemelte Rylan zunächst in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel. „Soll ich für dich suchen?“, bot Jewel anzüglich an. Er wollte gerade seine Hände in Rys Taschen fahren lassen, als ein Handy klingelte. „Verdammt, das ist Trevor!“, stellte der 23-jährige, nach einem Blick aufs Display, verärgert fest. „Vielleicht sollten wir aufhören, J… Der Kerl liebt dich abgöttisch, auch wenn ich ihn absolut furchtbar finde. Und geh‘ endlich ans Telefon! Nicht, dass uns hier noch jemand hört!“ „Man, bist du anstrengend wenn du verknallt bist! Hast du nicht zugehört? Ich habe eine Beziehungspause gefordert! Zumal wir beide nicht mal richtig angefangen haben!“ Während Jewel den Anruf sauer annahm und sich einige Schritte von Ry entfernte, spähte dieser durch den Zeitungsschlitz an der Tür. Alles war schwarz. Kein Licht zu erkennen. *„Der heiße Daddy muss schlafen gegangen sein… Und wie immer leider ohne mich!“* -- Nathan saß derweil tatsächlich auf seinem Bett. In seinen Händen hielt er wichtige Geschäftsunterlagen. Er musste sich den Quatsch heute noch - irgendwie - reinprügeln. Völlig egal wie! Und wenn er keine einzige Sekunde Schlaf bekommen würde! Vielleicht hätte er den Wein nicht trinken sollen, nachdem er Blondie mit diesem anderen Kerl beobachtet hatte… *„Du hast dich wie ein eifersüchtiger, frustrierter Jugendlicher verhalten, Nathaniel!“* Genervt von allem, am meisten von sich selbst, griff der Braunhaarige nach seinem dunklen Brillenetui, das auf seinem Nachttisch lag. Seufzend setzte er sich seine Lesehilfe auf und begann mit seiner Arbeit. *„Wieso interessiert dich überhaupt, was dieser Bengel macht? Lies‘ jetzt gefälligst dieses verflixte Dokument! Smith wird es auffallen, wenn du das neue Prämiensystem nicht im Kopf hast!“*, unterbrachen ihn seine eigenen Gedanken. Gerade hatte er sich mit der Eingebung, wohl einfach schon zu lange keinen Sex mehr gehabt zu haben, abgefunden, als es an der Tür klopfte. Verwundert sah er von dem ellenlangen Dokument auf. „Maddy?“ Ein komisches Gefühl beschlich den Familienvater. „Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte er weiter, da er glaubte, dass es sich nur um seine 15-jährige Tochter handeln konnte. Jolie wäre wahrscheinlich einfach hineingestürmt oder hätte wie eine Wilde gehämmert. Nathan warf alles beiseite und erhob sich schließlich von seinem gemütlichen Bett. Eilig schritt er auf die Tür zu. Das Klopfen nahm nicht ab - es war also sicher etwas Dringendes! „Moment noch!“, rief er, bevor er endlich öffnen konnte. Nur noch in Unterhemd und Boxershorts bekleidet. Vor dem 35-jährigen stand überraschenderweise nicht Madeline, sondern ein grinsender… Rylan. „Was… ist los? Wieso klopfst du um die Zeit?“, fragte Nathan sofort verblüfft, dem sein Aufzug glatt ein wenig peinlich war. Gut, er hatte den Blonden bereits ohne jegliche… Kleidung gesehen… Trotzdem musste das nicht auch umgekehrt gelten. Als Blondie Nate noch immer nicht antwortete, wurde dieser stutzig. „Ist etwas mit den Kindern?“, schmetterte er hinterher und wollte bereits panisch geworden aus dem Zimmer treten. Jedoch kam Rylan ihm zuvor. Bestimmt schubste er den älteren wieder zurück. „Ich habe mich einfach… nach Ihnen gesehnt, Mr. Warner“, flötete Ry und schaute Nathan eindringlich an. Seine blauen Augen funkelten magisch. Nathan blieb bei dem Anblick die Spucke weg. Diese blauen, anziehenden Augen fesselten ihn schon wieder. „Ist das ein Verbrechen?“ Der Nachhilfelehrer und gleichzeitig Au-Pair legte den Kopf schief und verschränkte die Arme. *„Es ist ein Verbrechen solche Augen zu besitzen. Er ist… sexy“*, dachte der ältere. Scham überkam ihn. *„Was würde Maddy bloß über mich denken, wenn sie das wüsste?“* „Ähm… aber wieso? Du hast doch einen Fr-“ „Psst, Sie reden mir eindeutig zu viel!“ Mit einem Satz stand der Blonde direkt vor Nathan und legte ihm einen Finger auf die Lippen. Danach wurde Nate an den Schultern aufs Bett gedrückt. „Ich weiß, du willst mich…“, wisperte Ry verführerisch an Nathans Ohr und saß kurzerhand auf dem Schoß des Braunhaarigen. Dieser riss schockiert die Augen weit auf. „Was zum-“ „Psst, ich habe doch gesagt, nicht reden!“ Und schon schlang Blondie besitzergreifend seine Arme um Nathan. Dieser war für eine Millisekunde wie in Trance. „Sei‘ doch nicht so schüchtern, mein Großer.“ Ry streichelte hauchzart die unrasierte Wange des älteren. „Rylan, ich bin nicht schw-“ Ehe der Braunhaarige seinen Satz beenden konnte, drückte ihm der Blonde einen atemberaubenden Kuss auf. Seine Hände blieben während des Kusses keineswegs untätig, sondern erkundeten forsch und gekonnt den Oberkörper. Blitzschnell stand Nathans Körper in Flammen. Es war beinahe unerträglich. *„Spanne ich meiner Tochter gerade den… Schwarm aus?“*, war das letzte, was dem Familienvater durch den Kopf spukte, bis er seinem Verlangen… schlussendlich nachgab und seine Lippen auf die des jüngeren legte. -- Nächster Morgen -- „Daddy, hast du etwa von Rylan geträumt?“, wollte Jolie neugierig wissen und kicherte fröhlich. Sie hatte sich geschickt ins Schlafzimmer ihres Daddys geschlichen und hockte nun auf ihm. Schließlich war es ziemlich langweilig zu schlafen. Es gab doch unendlich viele Sachen zu entdecken! Und die Sonne schien auch so schön… Total erschrocken blickte Nathan in die grün-blauen Augen seiner kleinen Tochter. Hatte er gerade das, was er… „Jolie, meine Süße! Nein, ich habe nicht von Rylan geträumt! Daddy muss sich anziehen. Geh‘ doch schon mal in die Küche. Ich komme gleich nach!“, versuchte der Controller die vierjährige hektisch aus dem Zimmer zu bekommen. „Ich will aber bei dir bleiben!“, quengelte sie und umarmte ihn. Sie hatte sich es sich auf seiner Brust bequem gemacht und wollte allem Anschein nach auch nicht weg. „Ich… kaufe dir auch eine neue Puppe!“ Nathan fiel einfach nichts Intelligentes ein. Er hatte ein, mehr oder weniger, großes Problem. Und er befürchtete stark, dass das an diesem verdammten Traum und an dem, noch viel mehr verdammten, Aushilfs-Au-Pair lag. *„Vielleicht sollte ich auf der Homepage der Nachhilfeseite folgende Rezension hinterlassen: ‚Die Augen von Mr. Bennett lenken mich, einen 35-jährigen Familienvater, viel zu sehr ab. Daher rate ich Ihnen zu einem anderen Nachhilfelehrer für Ihre Kinder. Was ich vergaß: In Mathematik und Physik ist er aber ganz hilfreich. ‘“* „Juhu, eine neue Puppe!“, jubelte Jolie fröhlich und kletterte vorsichtig von ihrem Dad, den sie durch diese Aktion aus den irrsinnigen Gedanken riss. „Aber beeil‘ dich!“, rief die rotblonde noch, ehe sie - endlich - in die Küche lief. „Puh!“ Nathan wagte sich an die Decke und hob sie leicht an. Er besah sich das… Unglück. Sein Kopf glich beinahe schlagartig einer roten Verkehrsampel. *„Wie kann das sein??? Und womit habe ich das verdient? Werde ich verrückt? Bin ich wirklich zu… ausgehungert?“*, fragte der Braunhaarige sich, während er seine Unterlippe zerbiss. -- Rylan und Jewel hatten sich gestern Abend erfolgreich und ungesehen ins Zimmer des Blonden schleichen können. Dort waren sie übereinander hergefallen und hatten sich gegenseitig ein wenig… ausgeholfen. Zum Geschlechtsakt war es allerdings nicht gekommen. Sie hatten auch ohne außerordentlichen Spaß gehabt… „Scheiße. Wie kriegen wir dich jetzt hier ungesehen raus?“ Rylan hatte die Tür seines Zimmers geöffnet und blickte sich, wie ein drittklassiger Spion, um. „Wir wissen beide, dass das völlig unmöglich ist!“, kommentierte Jewel und zog sich ein grau-blaues T-Shirt von seinem Freund-mit-Bonusleistungen über den Kopf. Schließlich musste er zur Arbeit. „Man, sehe ich damit bescheuert aus“, ärgerte sich Jewel und betrachtete sich weiter eitel im Spiegel. „Tust du das nicht immer?“, stichelte Rylan ihn und grinste frech. „Vorsicht Blondchen, ich kann dafür sorgen, dass du diesen Raum niemals mehr verlassen kannst! Zumindest nicht auf deinen eigenen Beinen!“, schlug der Lilahaarige bissig zurück. „Ich hänge aber an meinen Beinen…“ Ry zog einen Schmollmund. „Außerdem schaffst du das nicht!“ „Du hast in deiner peinlichen Verliebtheit hoffentlich nicht verschwitzt, dass ich viel größer bin als du!“ „Entschuldige, diese fünf cm sind mir wahrhaftig entfallen!“ „Es sind acht, Blondchen“, verbesserte Jewel gewissenhaft. „Gut, ich muss jetzt in den Salon… Du solltest da schleunigst mal wieder aufkreuzen. Es sei denn, du willst Rapunzel verkörpern“, foppte der Stylist und fummelte an Rys Haaren. „Du wirst sie mir später schneiden.“ Auffordernd öffnete Ry die Tür. „Raus jetzt, die Luft ist rein!“ -- Jolie flitzte wie ein Wirbelwind in die Küche und lief dort beinahe in die Arme von… Jewel. Dieser erschrak tierisch. „Um Himmels willen! Wo kommst du denn her, Kleine?“ Rylan - von Jewels… Ausbruch angelockt - stand alarmiert hinter den beiden. „Zum Glück war es nicht Nathan!“, flüsterte er zu dem Stylisten. „Oh, dein geliebter Nathan! Den wirst du niemals in dein Bett bekommen!“ „Was redest du da?! Und auch noch vor dem Kind!“ Der Blondhaarige war entsetzt. „Äh, Jolie, willst du nicht… mit deinen Puppen spielen? Ich mache solange Frühstück.“ „Daddy kauft mir eine neue Puppe!“, verkündete der Störenfried stolz, richtete dann aber den Blick genauestens auf Jewel. „Ry, wieso starrt mich die Kleine an?“ „Keine Ahnung… Vielleicht wegen deiner Haare? Ist doch jetzt völlig egal, du musst hier verschwinden!“ Rylan griff nach dem Arm des Lilahaarigen und wollte ihn weiter Richtung Tür schieben, da meldete sich plötzlich Jolie zu Wort. „Du bist doch Rylans Frau!“ Fest entschlossen zeigte sie mit dem Finger auf ihn. Sie hatte seine Stimme erkannt. Schließlich hatte sie ja gestern mit „Rylans Frau“ telefonieren dürfen. „Ich bin nicht seine Frau!“, empörte sich Jewel und verschränkte beleidigt die Arme. „Rylan, sag‘ ihr, dass ich nicht deine Frau bin!“, verlangte der Stylist. „Schön!“ Augenrollend hockte sich Rylan zu Jolie. „Kleine Maus, dieser… diese Person ist nicht meine Frau. Eigentlich ist er überhaupt keine Frau, sondern ein Mann“, erklärte Ry. Jolie besah Jewel von neuem. „Stimmt, du siehst eher aus wie ein Junge!“, fand nun auch das Mädchen. Erleichtert atmete Jewel aus. „Endlich, sie hat‘s geschnallt.“ „Bist du dann Rylans Mann?“ Jolie ließ nicht locker. „Ich denke, wir verschieben diese interessante Diskussion auf ein anderes Mal!“, mischte sich wieder der 21-jährige ein und schob Jewel fleißig vorwärts. „Danke für alles, wir sehen uns später zur Bandprobe, J! Ich hoffe, du bist dabei!“ Und schon verschloss er die Tür. Prüfend blickte Rylan sich um. Niemand außer Jolie schien etwas mitbekommen zu haben. Bestimmt kniete er sich wieder zu der kleinen. „Jolie, du darfst keinem verraten, dass mein Ma-, ich meine Jewel hier war, ja? Auch nicht deinem Daddy. Wir beide haben jetzt ein Geheimnis. Und ein Geheimnis darf man nicht weiter sagen. Hast du das verstanden?“ Jolie nickte mit dem Kopf. Es war falsch die Kleine dazu zu bringen, über diese ganze Sache zu schweigen, bzw. die Tatsache, sie überhaupt manipulieren zu wollen. Doch wie würde er vor Nathan da stehen, wenn dieser wüsste, dass er sich seine… Freunde mit ins Haus nahm? Sicherlich nichts Gutes! Er würde ihn hochkant wieder rauswerfen. Und leider hang Rylan an dem Job. Okay, er hang eher an Nate. Aber zur Verteidigung des Blonden: Die Kinder hatte er auch wahnsinnig gerne! Was bei Madeline ja zu viel… auf Gegenseitigkeit beruhte. „Hopp, wir machen Essen!“ Geschwind schnappte sich der Blonde Jolie und lief mit ihr in die Küche, wo er schnell das Frühstück auf dem Tisch hatte. Während Ry Jolies Tasche für die Kita packte, hüpfte Madeline in modischer Jeans und einem blauem Oberteil fröhlich zu den beiden. Sie hatte sich heute einen besonders schönen Zopf gemacht. „Guten Morgen, Rylan!“, begrüßte sie ihren Schwarm höflich. Ihrer Schwester schenkte sie bloß ein genuscheltes „Hallo“. Ry wandte sich zu Maddy. „Na, ausgeschlafen?“ Er hielt ihr mit einem Lächeln ein kleines Tablett mit Frühstück hin, das er für sie vorbereitet hatte. Sandwiches und einen Apfel. „Du brauchst mich heute nicht zur Schule fahren. Sam und ihre Mom holen mich ab. Eigentlich warten sie draußen an der Ecke. Wir haben blöderweise noch was für ein Projekt zu tun. Tut mir leid. Ich hole mir später was. Aber Dankeschön fürs Essen! Du bist… der beste!“ Nun lächelte die 15-jährige süß und spielte verlegen an ihrem Zopf. Nach dem Apfel griff sie dennoch. „Kein Problem. Okay, dann hab‘ viel Spaß in der Schule und pass‘ gut auf dich auf.“ Maddys Herz machte bei diesem lieben Satz einen Salto. Das Rylan echt ihr neuer Au-Pair war - das war so unglaublich toll! „N-na klar, das mach‘ ich! Bis später!“ „Ach, Maddy?“, pfiff Ry sie noch einmal zurück. „Ja?“ Sofort drehte sie sich um und sah ihn… hoffnungsvoll an. „Ihr schwänzt nicht die Schule oder?“ Ry zwinkerte. „Das würde deinem Dad gar nicht gefallen. Und mir auch nicht.“ „Nein, ehrlich nicht! Wenn du willst, hole ich ihre Mom rein!“, bot der Teenager an und gestikulierte wild mit den Händen. „Nein, ich glaube dir. Bis später.“ Nach einem letzten Lächeln verschwand Maddy aus der Tür. „Rylan, ich will Saft!“, meldete sich Jolie. Ihren Kakao hatte sie weggeschoben. Angesprochener öffnete den Kühlschrank und reichte Jolie ihre blaue, mit kleinen gelben Sonnen übersäte Trinkflasche. „Hier bitte!“ Er hatte sich zu ihr runter gebeugt. „Ich will Apfelsaft!“, protestierte das Mädchen und gab die Flasche schwungvoll und leider noch geöffnet an ihr Au-Pair zurück. Unter dieser Aktion litt sein T-Shirt… Denn einige große Orangensaft-Flecken zierten dieses. Rylan seufzte. Das war ja nicht das erste Mal gewesen. „Wenn es so weitergeht muss ich einen Klamottenladen überfallen.“ Ohne sich einen Kopf zu machen, streifte er sich das Shirt schnell ab. Gedankenversunken versuchte er das Malheur auszuwaschen. „Kleine Maus, tut mir leid, doch wir haben keinen Apfelsaft mehr!“ „Dann besorge im Supermarkt welchen!“, antwortete eine tiefe, männliche Stimme hinter ihm. Rylan stoppte abrupt. „Und wieso läufst du hier so frei herum?!“ Der Blonde drehte sich hastig um. Vor ihm hatte sich Nathan aufgebaut. In einem schicken, dunklen Anzug. Rylan wurde augenblicklich schwach. Sein Hirn setzte fast aus. „Hey Mr. W.!“ Der Schrecken über das plötzliche Auftauchen ließ ihn das „arner“ verschlucken. Er versuchte seine Überraschung mit einem coolen und lässigen Grinsen zu überspielen. Der Controller konnte diese Freizügigkeit seines nächtlichen (Alb)Traumes momentan nicht gebrauchen. Er zwang sich, Blondie nicht erneut anzustarren und ihm nur in die wundervollen Augen zu sehen. Gut, das war keine viel bessere Idee… Wieso lernte er aus Fehlern nicht? Mit einem Räuspern fuhr Nathan fort: „Ich meine das ernst, ich will nicht, dass du so herumläufst. Was ist, wenn Maddy dich so sieht?“ *„Hat sie schon längst mal, Honey.“* Guten Morgen, Teufelchen! „Maddy… ist aber nicht hier. Sie wurde gerade von ihrer besten Freundin und deren Mom zur Schule abgeholt. Weil sie noch ein wichtiges Schulprojekt fertig stellen wollen. Und wenn wir mal ins Schwimmbad oder in den Pool gehen, sieht sie mich doch auch. Außerdem wollte ich nur die Flecken rauswaschen!“ „Trotzdem. Angelica würde hier auch nicht so herumlaufen. Das mit dem Schwimmbad oder Pool lass‘ getrost meine Sorge sein. Und du weißt ja, wie die Waschmaschine funktioniert.“ *„Im Gegensatz zu dir weiß ich das.“* „Angelica ist eine Frau, ich meine…“, versuchte Ry sich zu rechtfertigen. Er kratzte sich am Kopf, als ob ihm dadurch eher ausgefeilte Argumente einfallen würden. „Was du meinst ist mir egal! Und bring‘ jetzt Jolie bitte weg. Ihr seid spät dran!“ Nathan linste doch noch mal kurz auf Rylans nackte Brust und das schwarze Skorpion-Tattoo, ehe er sich seinen Aktenkoffer griff. *„Gott, diese verfluchte Tätowierung!“* *„Oh Baby, du kannst ja auch richtig dominant sein. Gefällt mir“*, dachte sich Rys Teufelchen angetan. Nathan war vor einer Minute missmutig in die Küche geschlurft. Er hatte sich und seinem… Problem eine eiskalte Dusche gegönnt. Er war zu dem Entschluss gekommen, eindeutig den Verstand verloren zu haben. Wieso sonst träumte er, dass er solche… Dinge mit einem 21-jährigen Kerl tat? Er hatte nichts gegen Homosexuelle, aber für ihn hatte es immer nur Mann und Frau gegeben. Und um allen die Krone aufzusetzen, vollführte Blondie in der Küche eine Stripshow! -- Gegen 14:30 Uhr klopfte es an Nathans Büro. Der Controller ließ ein undeutliches „Herein“ verlauten. Seine Konzentration noch immer auf den PC vor ihm gerichtet. Unzählige Tabellen in den verschiedensten Farben waren zu erkennen. „Nathaniel, hast du kurz Zeit für mich?“, ertönte plötzlich eine weibliche Stimme. Nun sah der 35-jährige auf. Dalila Di Nardo stand lächelnd im Büro. Sie trug ein schickes schwarzes Business-Kostüm, das nebenbei auch noch fabelhaft ihren Kurven schmeichelte. Ohne das sie zu aufdringlich wirkte. Das schätzte er stets an ihr. Einige Damen stöckelten in der Firma so umher, als boten sie weitaus andere Dienste an. Dem guten alten Smith kam das immer sehr gelegen. Er war ein großer Freund der… weiblichen Reize. „Aber natürlich. Was gibt es denn?“ Nate deutete auf die Sitzmöglichkeit vor sich. Dalila legte ihre zierliche, manikürte Hand darauf und zog den Stuhl zurück. Elegant setzte sie sich. „Weißt du…“, begann sie und spielte verlegen mit ihren Händen. „Ich würde mich gerne für gestern revanchieren und dich heute zum Essen einladen. Auch wenn es sehr spontan ist…“ „Das ist doch nicht nötig. Wir haben zusammengearbeitet und es ist selbstverständlich, dass ich meinen Gast nicht hungrig nach Hause lasse.“ Dalila musste kurz schmunzeln. Hungrig war sie noch immer. Sie warf ihr brustlanges, glattes Haar zurück und blickte Nathan direkt in die Augen. „Ich… habe es sehr genossen, Zeit mit dir zu verbringen. Und vielleicht… naja, ich möchte dich noch besser kennen lernen, Nathaniel. Wir arbeiten seit zwei Jahren in dieser Firma und immer habe ich gehofft, du würdest mich ansprechen… Kann sein, dass ich auch altmodisch bin. Mittlerweile habe ich aber keine Lust mehr zu warten und springe über meinen Schatten…“, erklärte sie keck. Dabei machte sie diesen berühmt berüchtigten Hair-Flip. Unter ihren langen Wimpern schaute sie ihn bittend an. „Du meinst… ein Date? Dalila verzeih‘, aber ich denke, ich bin etwas eingerostet. Seit meine Frau…“ „Ich weiß, deswegen war ich so geduldig. Und weil ich einfach echtes Interesse an dir habe. Du bist der erste Mann, bei dem ich selbst die Initiative ergreife.“ Nathan war leicht überfordert. Natürlich hatte er dieses Interesse bereits vorher wahrgenommen, doch… Sollte er wirklich zustimmen? War er schon bereit dafür? „Ich… ich muss auf meine Kinder aufpassen. Ich kann nicht einfach ausgehen. Tut mir leid, Dalila.“ „Hast du nicht diesen Au-Pair R… Riley?“ „Rylan“, korrigierte Nate. Sofort blitzten vor seinem inneren Auge Bilder aus seinem nächtlichen Traum auf. *„Gütiger Himmel, bitte nicht jetzt!“* „Wenn du nicht ausgehen kannst, dann komme ich zu dir und koche uns etwas Schönes. Hoffentlich denkst du jetzt nicht, dass ich aufdringlich bin…“ Sie schlug die Beine übereinander und hatte noch immer nicht aufgehört, Nathan bittende Blicke zuzuwerfen. Die „Ansage“ von seiner Tochter hatte sie zwar zur Kenntnis genommen, jedoch wollte sie nicht aufgeben. *„Ich sollte die Chance nutzen, um wieder richtig im Kopf zu werden! Es ist an der Zeit“*, überlegte Nathan. Da er Dalila noch keine Antwort gegeben hatte, musste die 33-jährige andere Geschütze auffahren. Sie erhob sich vom Stuhl und beugte sich, inklusive Dekolleté, leicht über den Tisch. Raffiniert legte sie mit den Worten „Oder gibt es etwa eine andere? Deine Tochter hat da so etwas angedeutet…“ ihre Hand auf Nathans. Schockiert starrte dieser zuerst auf ihre beiden Hände und dann auf seine Kollegin. „Nein, es gibt niemanden! Was hat Madeline behauptet?“ „Du musst mir versprechen, nicht mit dem Mädchen zu schimpfen! Ich kann sie verstehen. Sie will nicht, dass du eine neue Frau kennen lernst. Sie hat bloß gesagt, du wärst bereits verliebt…“ „Das… bin ich nicht! Keineswegs.“ Wieso er sich bei diesen Worten wie ein schlechter Lügner vorkam, war dem Familienvater nicht schlüssig… „Dann… spricht doch nichts gegen unser Date. Nicht wahr?“ Kapitel 9: ----------- *„Ich sollte die Chance nutzen, um wieder richtig im Kopf zu werden! Es ist an der Zeit“*, überlegte Nathan. Da er Dalila noch keine Antwort gegeben hatte, musste die 33-jährige andere Geschütze auffahren. Sie erhob sich vom Stuhl und beugte sich, inklusive Dekolleté, leicht über den Tisch. Raffiniert legte sie mit den Worten „Oder gibt es etwa eine andere? Deine Tochter hat da so etwas angedeutet…“ ihre Hand auf Nathans. Schockiert starrte dieser zuerst auf ihre beiden Hände und dann auf seine Kollegin. „Nein, es gibt niemanden! Was hat Madeline behauptet?“ „Du musst mir versprechen, nicht mit dem Mädchen zu schimpfen! Ich kann sie verstehen. Sie will nicht, dass du eine neue Frau kennen lernst. Sie hat bloß gesagt, du wärst bereits verliebt…“ „Das… bin ich nicht! Keineswegs.“ Wieso er sich bei diesen Worten wie ein schlechter Lügner vorkam, war dem Familienvater nicht schlüssig… „Dann… spricht doch nichts gegen unser Date. Nicht wahr?“ Hoffnungsvoll auf eine positive Antwort wartend, blickte Dalila Nathan mit ihren großen braunen Augen an. Dalila hatte Recht. Im Prinzip sprach nichts gegen das Date. Außerdem konnte Nathaniel diese Chance nicht ausschlagen. Er hatte sich sowieso bereits viel zu lange davor gedrückt, eine neue Frau kennen zu lernen. „Nein, es spricht nichts dagegen“, antwortete der Controller seiner Kollegin auf die Frage. Sofort zeichnete sich ein großes Lächeln auf dem Gesicht von Dalila ab. „Super! Ich freue mich, Nathaniel!“ Glücklich hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Nathan lächelte bloß. *„Tue ich wirklich das richtige?“* Nachdem sie ihn darum bat, gegen 20:00 Uhr bei ihm zu sein und noch ein paar Mal sichtliche Freude über die Zustimmung zum Date zeigte, verschwand sie aus Nathans Büro. Dieser blieb mit gemischten Gefühlen zurück. Er wusste noch immer nicht ganz, wieso er nicht einfach abschalten- und sich auf das Date mit einer tollen, attraktiven Frau freuen konnte. Stattdessen verfolgte ihn stets ein blaues, funkelndes Augenpaar, das sicher nicht zu seiner Kollegin gehörte. -- Rylan nutzte die Zeit, in der er sich mal nicht um Madeline oder Jolie kümmern müsste, um seine Familie zu besuchen. Diesen „freien Nachmittag“ hatte er dem Umstand zu verdanken, dass die Kinder aus der Kita und ihre… sicher sehr glücklichen Betreuer einen Zirkus besuchten. *„Die haben doch sicher schon jeden Tag Zirkus“*, hatte Ry sich mitleidig gedacht, als er das kleine Mädchen erfolgreich abgeliefert hatte. Selbstverständlich hatte er Nathan um Erlaubnis gefragt, denn er hatte seinen Kleinwagen genutzt, um zu seinem Elternhaus zu kommen. Madeline musste mit Sam noch an ihrem höchst wichtigen Schulprojekt arbeiten. Ihm konnte es nur recht sein. *„Die planen sicher irgendetwas Schräges…“* „Hey Leute!“, rief Rylan fröhlich ins Haus, als er die Tür aufschloss. Er freute sich sehr, seine Eltern sowie seine Geschwister endlich mal wiederzusehen. Allerdings bekam er zunächst keine Antwort. Verwundert ging er ins Wohnzimmer. Er fand jedoch niemanden vor. Schulterzuckend wollte er sich wieder umdrehen, als er gegen seinen jüngeren Bruder Gregory lief. „Rylan! Du bist hier!“ Munter wurde er von dem 17-jährigen umarmt. „Das bin ich! Na, wie geht es dir?“, wollte der Blonde lächelnd wissen, nachdem er die Umarmung erwidert hatte. „Und wo hast du den Rest der Rasselbande gelassen?“ „Die sind einkaufen. Schon seit Ewigkeiten. Außer Dad, der ist arbeiten.“ Gregory hatte sich inzwischen aufs Sofa gesetzt und spielte an seiner portablen, schwarzen Spielekonsole. „Du hast, wie ich sehe, noch immer ziemlich viel Interesse an dem Teil?“, fragte Ry und seufzte leicht. Gregory war das komplette Gegenteil von ihm. Der Junge hatte ein paar Kilos zu viel, was nicht schlimm war, doch so etwas wie Rausgehen und Freunde treffen war dem Braunhaarigen gänzlich unbekannt. „Ja klar. Ist voll der Hammer! Dad zockt das auch manchmal. Wenn Mom nicht da ist.“ Begeistert wurde Ry angesehen. Gerade als sich der blonde äußern wollte, ging die Tür auf. „Wem gehört bloß dieses Auto, was draußen steht?“, hörte man eine weibliche Stimme fragen. Auf Rys Gesicht huschte ein Lächeln. Er strubbelte seinem Bruder durch die Haare und sprintete dann zur Eingangstür. Mrs. Bennett und Hailey, Rylans mittlere Schwester, schleppten gerade unzählige Einkaufstüten herein. „Ihr wart mal kurz einkaufen. Hat sich also nichts verändert. Schön euch wiederzusehen.“ Der 21-jährige grinste. „Rylan!“ Sofort stürmte Hailey auf ihren Bruder zu. Die 19-jährige sprang ihn sogar beinahe an. „Da kommt mein Ältester mal nach Hause. Aber Tragen helfen tut er nicht.“ Mrs. Bennett, eine kleine rundliche Frau um die 45, wartete geduldig, bis Hailey Rylan freigab. Erst dann konnte auch sie den Blonden in die Arme schließen. „Du warst lange nicht hier, Großer“. „Ich weiß, tut mir leid.“ „Hast du Danny mitgebracht???“, wollte Hailey aufgeregt wissen und strich sich dabei durch ihr langes braunes Haar. Die Spitzen hatte sie sich blond färben lassen. „Nein. Und ich werde Danny auch sicher nie mehr mitbringen. Du weißt er hat eine Freundin und ist zudem älter als du.“ „Bloß zwei Jahre.“ Hailey streckte Rylan frech die Zunge raus. Der große, gut gebaute schwarzhaarige war seit Kindertagen ihr Schwarm. „Irgendwann schneide ich dir deine Zunge mal ab.“ Nachdem Ry sich erbarmt hatte, trug er die vollen Tüten in die Küche. Und in Haileys Palast… „Wie viel hast du wieder geholt? Du hast genug Klamotten!“, fand Rylan, nachdem er sich erst mal atemlos aufs Bett setzen musste. „War alles im Ausverkauf!“, rechtfertigte sich seine Schwester. „Außerdem hast du auch voll viel Zeug. Für einen Kerl zumindest.“ „Ich lass‘ aber nicht andere die Tüten tragen.“ Ry grinste. „Du bist ja auch kein hübsches Mädchen, so wie ich.“ Hailey klimperte mit ihren bezaubernden blauen Augen. „Das stimmt. Aber hör mal zu, ‚hübsches Mädchen‘. Musst du so herumlaufen? Die Männer kommen da nur auf dumme Gedanken.“ Der Blonde deutete auf den gut sichtbaren Bauch. Hailey hatte eine tolle Figur. Sie war nicht zu dünn und nicht zu dick. Und diese tolle Figur betonte sie heute besonders durch ihr weißes, bauchfreies Oberteil und ihr blitzendes Bauchnabelpiercing. „Muss ich mich hässlich anziehen, nur weil ihr Kerle immer gleich an das Eine denken müsst?“, antwortete sie gekonnt und stemmte die Hände in die Hüften. „Punkt für dich. Ich sag‘ hier besser nichts mehr.“ Rylan schenkte der 19-jährigen ein anerkennendes Lächeln. Sie setzten sich gemeinsam ins Wohnzimmer. „Gregory Schatz, pack‘ doch mal das Ding weg!“, rief Rylans Mom und verdrehte genervt die Augen. „Dein Bruder ist nicht alle Tage bei uns.“ „Lass‘ ihn, Mom. Ich habe ihn auch so lieb.“ Rylan kniff dem Braunhaarigen in die Wange. Dieser gab ein Brummeln von sich. „Ist das denn dein Auto?“, fasste Hailey die Frage ihrer Mutter wieder auf, während diese noch ein paar Kekse aus der Küche holte. „Nein, das gehört sozusagen meinem… Chef.“ Bei dem Gedanken an den heißen Nathan musste der Aushilfs-Au-Pair breit grinsen. „Wieso grinst du so? Stehst du auf den?“ Hailey fing an zu kichern. „Kann schon sein.“ Ry zwinkerte verheißungsvoll. „Aber sagt mal, wo ist meine kleine Prinzessin Lily?“ „Die ist bei Laura spielen. Und jetzt erzähl‘ endlich!“ Rylan blieb nichts Anderes übrig, als seiner Schwester Rede und Antwort zu stehen. Und zwar so lange, bis er Jolie abholen musste… -- Als Nathaniel endlich vor seiner Haustür stand und diese öffnete, kam ihm seine kleine Tochter entgegen. „Daddy Daddy! Hast du mir die neue Puppe mitgebracht?“, fragte sie und schaute auf seine… puppenfreien Hände. „Oh Liebling, tut mir leid, das habe ich vergessen! Ich kaufe dir Morgen eine, ja?“ Jolie fing augenblicklich an zu schniefen. „Nicht weinen, bitte! Du bist doch meine große, tapfere Prinzessin.“ Der 35-jährige hob die Kleine auf seinen Arm. „Dafür bekommst du Morgen eine wirklich schöne!“ Jolie schien diese Antwort ein wenig mehr zuzusagen. Sie stellte das Schluchzen langsam ein. Der Familienvater wischte ihr die Tränen weg und setzte seine Tochter aufs Sofa. „Wo ist denn eigentlich Rylan?“ Dieser gottverdammte Bengel war nicht auszumachen und seine Tochter sollte nicht alleine im Haus herumlaufen. Wieso sonst hatte er ihn eingestellt? *„Damit du dich an seinem jungen, ansehnlichen, und nicht zu vergessen männlichen, Körper…“* Nun war es wohl an Nathan, ein Teufelchen in seinem Kopf zu bändigen! „Wird echt Zeit, dass ich eine Verabredung mit einer Frau habe…“ „Rylan ist in seinem Zimmer. Er hat gesagt, er kommt gleich und das ich kurz weiter mit meinem Puppenhaus spielen soll!“, plauderte Jolie und fing an, auf dem Sofa herum zu hüpfen. „Jolie, Jolie, was soll das denn? Komm da auf der Stelle runter!“ „Das ist aber lustig, Daddy!“ Seufzend wollte er den kleinen, hüpfenden Gummiball wieder einfangen. „Dad, du bist ja schon zu Hause!“, hörte man auf einmal eine… nicht sehr erfreute, weibliche Stimme rufen. Nathan drehte sich zu seiner ältesten Tochter Maddy um. Diese kam gerade mit ihrer besten Freundin Samantha zur Tür herein. „Soll das ein Vorwurf sein, Madeline?“, fragte er scharf. „Hallo Samantha“, grüßte er das Mädchen, die seinen Gruß bloß mit einem Nicken erwiderte. Ihm fiel auf, dass Sam eine bunte Reisetasche trug. „Scheiße! Ich habe ganz vergessen, dass Samantha heute hier übernachtet.“ Verdattert sahen sich die Freundinnen an. „Dad, was redest du? Sei‘ nicht so unhöflich zu Sam!“ „Hihi, Daddy hat ein böses Wort gesagt!“, amüsierte sich derweil Jolie und klatschte in die Hände. „Entschuldige bitte, aber ich bin heute Abend nicht da. Es ist etwas Wichtiges dazwischengekommen. Maddy… könntest du denn heute nicht vielleicht bei Sam übernachten?“ Bittend blickte er die braunhaarige Freundin an. „Wo bist du denn heute, Dad?“, wollte Maddy skeptisch wissen und verschränkte die Arme. „Bei einem… Termin. Ein Geschäftstermin, Sherlock.“ Als ob sie ihren Vater auf die Richtigkeit seiner Aussage überprüfen wollte, musterte Maddy ihren Dad lange. Anscheinend machte Nathaniel sich im Lügen gar nicht mal so schlecht, denn nach einer Weile nickte der Teenager. *„Gratuliere, du hast deine Tochter erfolgreich belogen.“* „Ich muss meine Mom fragen“, antwortete Sam langsam. „Klasse, sie ist noch im Auto und telefoniert“, stellte die, ebenfalls 15-jährige, fest. -- Nachdem Nathan nach draußen zu Sams Mutter geeilt und mit ihr alles geklärt hatte, war er um einiges erleichterter. Maddy und Sam hatten die beiden neugierig beobachtet. „Sie würden so ein schönes Paar abgeben!“, schwärmte Maddy. Sam konnte ihr da nur beipflichten. „Und wir wären dann Schwestern!“, fügte sie hinzu. „Ihr zwei, nicht tuscheln. Maddy pack‘ bitte deine Sachen. Sarah nimmt euch gleich mit!“ „Und ich muss jetzt mal diesen verfluchten Jungen aus seinem Zimmer rausschmeißen!“, murmelte Nathan mehr zu sich selbst, während er den ehemaligen Raum von Angelica ansteuerte. Genervt klopfte er. „Rylan, ich muss dringend mit dir sprechen.“ Schließlich musste er dem Blondie verklickern, das er heute Abend nicht da sein würde. Maddy wusste er in einer sicheren Umgebung. Blieb noch Jolie. Und wenn ein Aufpass-Abend bei Rylan bedeutete, dass er seine Prinzessin alleine ließ und sich nur im Zimmer herumtrieb, dann war Schluss mit lustig! Die Kinder waren immerhin das einzige, was er hatte. „Kommen Sie rein, Mr. W.!“, säuselte Ry. Der 21-jährige hatte beschlossen, Nathans Namen einfach dauerhaft abzukürzen. War sowieso viel zu lang. Hoffentlich bot ihm Nate irgendwann eine vertrautere Anrede an. Obwohl, ihn „Mr.“ zu nennen, war gar nicht mal so unsexy… Nathan seufzte, bevor er die Tür öffnete. Als er Rylan erblickte, wusste er, wieso er besser draußen geblieben wäre. Der junge Mann stand - wie immer - halbnackt vorm Spiegel. Mit geöffneter Hose. Die schwarze Boxershorts war wunderbar zu erkennen. Bei Nathan brannte eine Sicherung durch. „WAS soll da-?!“ „Bye Rylan, bye Dad! Ich bin jetzt weg!“, hörte man Maddy rufen. *„Wie schön, dass sie den Blondie zuerst nennt, wo sie doch angeblich gar nicht mehr verknallt ist…“*, dachte sich der Controller. Seufzend atmete der Braunhaarige einmal ein und aus. Er durfte sich nicht so leicht aus der Fassung bringen lassen! Ein Wunder, das er überhaupt noch denken konnte, denn Rylan machte ein paar Schritte Richtung Tür. Durch ein Handzeichen seitens Nathan wurde dieser gestoppt. „Du denkst doch nicht daran, so rauszugehen? Worüber haben wir heute Morgen gesprochen? Spreche ich vielleicht Chinesisch?“ „Bye Maddy!“, rief Ry, auch wenn er noch nicht wusste, wo sein Schützling hingehen würde. „Und zufrieden? “ Erwartungsvoll wurde Nathan angesehen. „Nein, soweit ich weiß sprechen Sie kein Chinesisch.“ *„Hoffentlich aber Französisch…“* „Ja. Ich meine Nein. Wieso sagst du mir, dass ich reinkommen kann, wenn du gerade beim… Umziehen bist?“ „Ach, Mr. W.! Manchmal sind Sie schon ein wenig… anstrengend. Sie haben doch dasselbe da unten wie ich oder etwa nicht?!“ Auf Rylans Gesicht erschien ein amüsiertes Lächeln. Nathan sah ihn sprachlos und mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich?! Anstrengend?“ Auf die Frage ging er lieber nicht ein. Schön, sie waren beide Männer. Trotzdem kannte er das so nicht. Diese… Freizügigkeit. „Holt mich Morgen um 11:00 Uhr ab!“, rief Maddy erneut dazwischen. „Warte, Süße! Ich will dich noch richtig verabschieden!“, hielt er Maddy zurück. „Und DU! Bleib‘ genau so stehen!“, bellte Nate. Er deutete auf Rylan. Dieser nickte nur. Nach zwei Minuten stand Nathan von neuem bei seiner Aushilfe. Selbstverständlich hatte sich der Braunhaarige vergewissert, dass Jolie nichts anstellte. Sie saß mit Stiften und dickem Malbuch versorgt in der Küche. „So!“ Nathan schloss die Tür. „Muss ich Angst haben?“, fragte Ry und verkniff sich, wenig erfolgreich, ein Grinsen. „Manchmal habe ich das Gefühl für dich ist alles nur ein großer Spaß!“, warf Nathan ihm vor. „Was ist denn überhaupt los, Mr. W.?“, fragte der Blonde nun in einem vernünftigen Ton, schaute aber im nächsten Moment in den Spiegel, um seine Haare herzurichten. „Sieh‘ mich gefälligst an wenn ich mit dir rede!“ Unsanft drehte er den Aushilfs-Au-Pair an der nackten Schulter zu sich herum. Sofort durchflutete ein angenehmes Kribbeln Nathans Körper. Auf Rylans Gesicht schlich sich erneut ein unverschämtes Grinsen. *„Hat er etwa was bemerkt? Dieses verdammte Grinsen, dieser verdammte Kerl! Was wollte ich eigentlich nochmal?“* Nathan vergaß kurzzeitig, wieso er den jüngeren aufgesucht hatte. Zu allem Übel kam hinzu, dass seine elende Hand sich nicht von Rylans Schulter lösen wollte. *„Lass‘ sie ruhig da. Wenn schon nicht weiter unten…“* Rys Teufelchen hatte gesprochen. Glücklicherweise schaffte es Nate doch und verschränkte die Arme, um weiteren unbedachten Handlungen vorzubeugen. „Also, der eigentliche Grund wieso ich hier bin, ist, dass ich heute Abend einen Termin habe. Und deswegen musst du ab 19:30 Uhr alleine auf Jolie aufpassen. Ich weiß nicht, wie lange das dauert.“ Der Familienvater hatte auf der Heimfahrt akribisch überlegt, was er sagen konnte, wieso er heute weg musste. Rylan ging es sowieso nichts an, dass er sich mit Dalila traf. Und mit Madeline würde er noch ein ernstes Wörtchen reden - wenn Sam nicht an ihr klebte. „Einen Termin?“, wiederholte Ry. „Sie haben wahrscheinlich vergessen, dass ich heute Bandprobe habe. Heute ist doch mein freier Abend. Das hatten wir vereinbart. Danach wollte ich mit meinen Freunden um die Häuser ziehen…“ „Ach, stimmt!“ Nathan schlug sich mit der Hand vors Gesicht. „Was mache ich jetzt nur?“ Rylan seufzte. „Ich kann die Bandprobe nicht verpassen, aber wenn Sie wollen, kann ich danach hier her kommen. Muss ich eben verzichten.“ Er hatte sich zwar schon gefreut, aber er konnte unmöglich zulassen, dass sein Objekt der Begierde Probleme bekam. Hätte er den wahren Grund gewusst, hätte er das vermutlich niemals vorgeschlagen. Vor allem nicht wenn er wüsste, dass der besagte „Termin“ zwei schlagkräftige Argumente vorzuweisen hatte. „Ist das wirklich… in Ordnung?“ Nathan kratzte sich schuldbewusst am Kopf. „Ja, sonst hätte ich es nicht angeboten.“ Ry zwinkerte. Nathan musste sich räuspern. „Gut, ich danke dir. Ich… lass‘ dir dann mal Zeit dich… fertig zu machen. Wie auch immer.“ Nathan fasste sich an die Stirn und wollte sich umdrehen. Stoppte jedoch im selben Moment wieder. „Oh, nein, ich habe noch was vergessen. Ich verstehe ja, dass du dich umziehen musst, aber bitte warte beim nächsten Mal, bis ich da bin. Jolie ist mir sonst zu lange unbeaufsichtigt.“ „Ich habe ihr gesagt, sie soll laut rufen, wenn was ist und das ich mich beeile. Aber ich weiß was Sie meinen. Wird nicht wieder vorkommen.“ „Gut.“ Nathan nickte und machte sich daran, aus dem Raum zu kommen. Rylan wandte sich dem Schrank zu. Er avisierte die rot-schwarze Sporttasche, die auf diesem war. Er streckte seinen Arm und versuchte sie zu greifen, doch er kam nicht dran. Wieso war er auf die hirnrissige Idee gekommen, sie dort oben zu platzieren? Gut, er hatte gewollt, dass niemand in seinen heiligen Sachen herumstöberte, aber es war nicht so, dass er Hunderte von Dildos dort drin lagerte. „Warte, ich helfe dir.“ Plötzlich bemerkte Rylan, wie sich ein starker männlicher Körper von hinten an ihn drückte. Schlagartig hielt er inne. Nathan packte zielsicher die Tasche, hob sie vorsichtig vom Schrank und stellte sich auf dem Boden ab. Erst als ihm bewusst wurde, wie nah er momentan dem - halbnackten - Rylan war, errötete sein Kopf ruckartig. *„In was für bescheuerte Situationen bringe ich mich eigentlich immer?“* „Danke“, hauchte Ry leise, drehte sich zu Nathan und lächelte sein schönstes Lächeln. Nate musste schlucken. Blondie fesselte ihn. Nicht, dass er dafür echte Fesseln brauchen würde! Er wollte seinen Blick abwenden, doch Rylans anziehende blaue Augen nahmen ihn gefangen. Er tauchte in die blauen Seen ein, ließ sich fallen. Ohne es zu realisieren näherte er sich dem Blonden weiter. Auch Rylan war wie gebannt. Unbewusst leckte er sich über die Lippen. Die freie Hand des Braunhaarigen machte sich selbstständig und wollte Rylans Wange streicheln. Die Tür wurde mit lautem Karacho geöffnet und herein trampelte Jolie. „Daddy! Rylan!“ Erschrocken, und irgendwie ertappt, sahen sie zu dem kleinen Eindringling. Rylan reagierte und ging einen Schritt zurück. Dadurch stieß er sich den Kopf am Schrank. Fluchend fummelte er wild an seiner Hose, um diese zu schließen. Nathan stellte sich so vor Ry, dass die Sicht auf ihn versperrt war. Er hatte dem 21-jährigen nicht umsonst darum gebeten, sich bedeckt zu halten! „Daddy, wolltest du Rylan küssen? So wie sich Mummys und Daddys küssen, wenn sie sich lieb haben?“, fragte Jolie neugierig und mit großen Augen. „Ähm, nein Schatz! Ich habe ihm nur bei etwas geholfen!“, erklärte der überrumpelte 35-jährige. In seinen Gedanken kämpfte ein Sturm. Er war so unglaublich… dumm! Anstatt den Blondie zu meiden, drückte er sich ja fast schon an ihn! „Bei was denn geholfen, Daddy?“ Jolie konnte ja bekanntlich sehr hartnäckig sein… „Das erkläre ich dir später. Komm‘, zeig‘ mir was für tolle Bilder du ausgemalt hast!“ „Verdammt!“, ärgerte sich Rylan. *„Ich glaube, wir hätten uns echt fast… Ich muss einfach dranbleiben.“* Glücklich grinste er vor sich hin. Er wollte den älteren endlich für sich haben! Und nun hatte er den endgültigen Beweis, dass es nicht hoffnungslos war. Er konnte es spüren. -- Mittlerweile war es kurz vor 19:35 Uhr. „Danny beeil‘ dich bitte, ich muss pünktlich da sein“, drängte Rylan seinen besten Freund. Sie saßen nach der Bandprobe alle zusammen in einer alten Gurke, auch „Dannys Ersatzauto“ genannt. Ein Wunder, dass diese vier Männer noch problemlos transportierte. „Jaja, wir wissen ja, dass dein toller Schwarm einen hoch wichtigen Termin hat!“ Danny drückte aufs Gaspedal. Leider gab der Wagen nicht viel her… „Bestimmt geht er jetzt seine Kollegin knallen“, kam es süffisant grinsend von Jewel. Rylan warf dem Stylisten einen bösen Blick zu. „Ja, was denn, Blondchen?! Bist doch sonst nicht so naiv.“ „SCHLUSS JETZT!“ Owen, der ebenfalls mit im Auto saß, war tödlich genervt. „Ihr seid schlimmer als zwei Weiber.“ Stellas Cousin bemitleidete Danny und sich. Als sie endlich ankamen, ließ Owen Rylan raus. Der Wagen besaß leider nur zwei, bzw. mit dem Kofferraum drei Türen. „Danke. Und viel Spaß euch. Trinkt einen für mich mit. Beim nächsten Mal bin ich wieder mit dabei“, versprach der Aushilfs-Au-Pair. Auch der Lilahaarige hatte darauf bestanden, kurz aussteigen zu dürfen. Draußen angekommen flüsterte er Ry etwas ins Ohr und umarmte ihn zum Abschied. Er schaute Rylan mit undurchsichtiger Miene und verschränkten Armen hinterher. Verwirrt beobachteten Danny und Owen das Szenario. „Jewel, steig‘ wieder ein, man! Ich sag’s ja. Schlimmer als zwei Weiber. Lass‘ uns jetzt unsere Frauchen abholen, Danny.“ Owen setzte sich, nachdem auch Jewel wieder hinten Platz genommen hatte. Das Auto gab unter Owens stattlichem Gewicht einen gequälten Laut von sich. „Was sollte das eben?“ Danny nahm seine Sonnenbrille ab und drehte sich fragend zu seinem Kumpel um. „Was soll was?!“, antwortete Jewel abweisend und griff nach seinem Handy. Danny warf dem 23-jährigen weiter fragende Blicke zu. „Was guckst du so dumm, Daniel? Hast du ein Problem?“, fragte dieser mittlerweile gereizt. „Ich habe kein Problem, aber ich glaube dass du eines hast. Morgen reden wir mal, Jeremias.“ -- Nathaniel stand ungeduldig in der Küche. Wie bestellt und nicht abgeholt. Jolie spielte im Wohnzimmer mit ihrem großen, braunen Teddybär. „Wo bleibt Rylan nur?!“ Eine Frau wie Dalila Di Nardo ließ man nicht warten. Das gehörte sich nicht! Er musste ja auch noch zu der attraktiven Brauhaarigen kommen. Fliegen konnte er nicht! Irgendwann sah Nathan einen alten grau-grünen Nissan Sunny halten. Aussteigen tat zunächst aber nicht Rylan, sondern ein kräftiger junger Mann. Danach erschien Rylan und der… wahrhaftig lilahaarige Typ, mit dem er seinen Au-Pair hatte rumknutschen sehen. -- Als Rylan mit seinem Schlüssel gerade die Haustür öffnen wollte, wurde diese aufgerissen. „Es ist verdammt spät!“, rief Nathan sauer. *„Anstatt seinen kleinen Hintern hier rein zu bewegen, muss er sich noch dramatisch von dem lilanen Kerl umarmen lassen!“* In dem Controller, der sich ironischerweise gerade nicht so unter Kontrolle hatte, stieg ein hässliches, beinahe ekliges Gefühl hoch. „Mr. W., seien Sie doch froh, dass ich es überhaupt noch geschafft habe! Immerhin hatten wir ursprünglich etwas Anderes für heute abgemacht.“ Ein wenig fassungslos über diese… Dreistigkeit zog Ry sich erst mal seine schwarze Lederjacke aus. Um sich zu beruhigen, fuhr er sich durch die mittlerweile etwas kürzeren Haare. Jewel hatte vor der Probe noch schnell Hand angelegt… Diesmal nur an seinen Haaren. Mit einem Mal fiel Rylans Blick auf den teuer aussehenden Wein und den ebenfalls nicht billig aussehenden Blumenstrauß. Beides stand auf dem Küchentisch. „Wow. Sie gehen jetzt echt die Alte knallen“, sagte Ry tonlos. Er musste schlucken. Ihm gefiel das ganz und gar nicht. Er hatte wirklich gedacht, er hatte da heute in seinem Zimmer etwas gespürt. Sein sonst eher taffes Selbstbewusstsein hatte sich aus dem Staub gemacht. „‘Die Alte knallen‘?! Wie redest du über Dalila? Und was geht dich das überhaupt an?!“ „Sie haben Recht. Es geht mich nichts an“, sprach Ry langsam, lehnte sich gegen den Tisch und sah den älteren einfach nur an. Nathan verlor sich in diesem intensiven Blick. Diesen Augen... Sein nächtlicher Traum entflammte in ihm und sandte heiße Wellen durch seinen Körper. „Wieso… wieso tust du mir das an? Ich… kann nicht aufhören an dich zu denken!“ Verzweifelt raufte sich der Familienvater die Haare. Wem machte er eigentlich was vor? Er wollte nicht Dalila, er wollte… „Was?!“ Rylan war verdutzt. Ehe er sich versehen konnte, wurde er gepackt und von Nate hart gegen die nächstbeste Wand gedrückt. Kapitel 10: ------------ „Was?!“ Rylan war verdutzt. Ehe er sich versehen konnte, wurde er gepackt und von Nate hart gegen die nächstbeste Wand gedrückt. Rylan brauchte eine ganze Weile, bis er realisierte, was Nathan – sein Schwarm – da gerade tat. Vorher hatte er überlegt, ob die Worte tatsächlich ihm galten. Oder eher die… Vorwürfe. Noch immer wurde er an die Wand gedrückt. Nate war ihm so unglaublich nah, er konnte seinen Atem auf der Haut, seinen Körper spüren… „Jetzt fällt sogar dir wohl nichts mehr ein…“, murmelte Nathan leise. Seine Augen fokussierten die funkelnden von Ry. Sie gehörten mehr als nur verboten. Wie oft hatte er das schon festgestellt? Auf das Gesicht des Blonden schlich sich allmählich ein kleines, anzügliches Grinsen. „Mir fällt… eine ganze Menge ein, Nate“, hauchte Ry und glaubte, sich in einem knisternden Traum zu befinden. Auch Nathan war wie in Trance. Momentan nahm er nur Rylan wahr. Dieser legte ihm langsam eine Hand in den Nacken und schien in noch näher zu ziehen. War das überhaupt möglich? Der Familienvater konnte nichts tun, als weiter gebannt in die blauen Augen des jüngeren zu blicken. Durch Rylans Berührung war ihm auf einmal so unglaublich heiß. Die Stelle, an der sich Rys Hand befand, kribbelte. Sein Atem wurde schwer. Ohne noch weiter über sein Tun nachzudenken legte Nathan seine Lippen auf die von Rylan. Ihn überkam ein angenehmer Schauer und plötzlich war es, als flogen Hunderte von durchgedrehten, völlig verrückten Schmetterlingen in seinem Körper. Langsam begann er seine Lippen zu bewegen. Rylan nutzte diese, vielleicht einmalige Chance, und erwiderte den Kuss des älteren zärtlich. Er musste sich zusammenreißen durch seine überströmenden Glücksgefühle nicht zu stürmisch zu sein. Nicht sofort mit seiner Zunge über Nathans einladende Lippen zu fahren. Stattdessen fing er an, den Nacken des Braunhaarigen zu kraulen und weiter zu küssen. Es war ein berauschendes Gefühl… Nathans Lippen fühlten sich wie der Himmel auf Erden an! Auch Nate schien es so zu ergehen. Er streichelte mittlerweile mit einer Hand Rylans glatte Wange. Für diesen Moment hatte er sein Gehirn ausgeschaltet. Vergessen hatte er, dass er eigentlich zu einem Date musste, seine älteste Tochter Maddy in Rylan verknallt war und dass seine jüngste Jolie auch nicht weit sein konnte… „DADDY DADDY! RYLAN! HILFE!“ Da war ja was gewesen… Die beiden schreckten auseinander. Gerade hatten sich ihre Lippen zu einem weiteren Kuss finden wollen, als sie die Hilferufe von Jolie vernahmen. Sofort löste sich Nate gänzlich von seinem…. Aushilfs-Au-Pair und rannte zu seiner Tochter. *„Wieso wusste ich nur das das passiert?“*, dachte Rylan, lief aber nach einem tiefen Seufzen selbstverständlich Nathan nach. Als sie im Wohnzimmer bei der vierjährigen eintrafen, waren sie für einen Moment ratlos. „Was ist denn, Prinzessin?“, fragte der 35-jährige und blickte sich irritiert umher. „Hier ist eine Spinne, Daddy! Mach sie weg!“ Jolie schniefte und drückte ihren großen Teddy fest an sich. Sie war ans Ende des Raumes gerückt. Nathan sah sich suchend um, konnte aber nichts entdecken. „Wo denn?“, fragte er. „Daddy bist du blind?! Da, da!“ Das kleine Mädchen zeigte verängstigt und sauer darüber, dass ihr Vater das „Monster“ nicht ausmachen konnte, auf den Boden. Erst nach genauem Hinsehen war das kleine, schwarze Tier zu erkennen. „I-ich hole den Staubsauger!“ Nathans Gehirn war noch nicht ganz funktionstüchtig. Erst jetzt merkte er, dass seine Beine durch die vorherige Aktion beinahe Wackelpudding glichen. „Nicht nötig.“ Rylan erbarmte sich. Er kniete zu der Spinne und ließ sie ruhig auf seine Hand krabbeln. Dann ging er langsam zum Fenster und entließ sie in die Freiheit. Als großer Bruder zweier Schwestern hatte er bereits so manchem Achtbeiner das Leben gerettet. Er drehte sich wieder zu den beiden um. „Problem gelöst!“ „Du bist mutig, Rylan! Oder Daddy?“ Jolie machte große, überraschte Augen und tapste auf den Blonden zu. „Du musst dir aber die Hände waschen!“ „So mutig ist das nicht. Die Spinne tut dir nichts, kleine Maus. Wahrscheinlich hat sie sich verirrt und hat nicht mehr nach Hause zu ihren Kindern gefunden“, erklärte Rylan geduldig. Er hatte sich zu Jolie gehockt. „Ich wasche mir gleich die Hände, wenn es dir danach besser geht.“ „Hat die Spinne denn Kinder?“, wollte Jolie wissen. „Ich habe trotzdem Angst!“ „Ja, bestimmt ganz viele. Das brauchst du aber wirklich nicht zu haben.“ Die Szene ereignete sich für Nathan wie durch einen Schleier. In seinem Kopf hämmerte bloß ein Gedanke. *„Oh Gott, du hast ihn geküsst! Du hast Rylan geküsst! Du hast deinem Verlangen einfach nachgegeben! Hat denn der Traum nicht gereicht?!“* „Was bin ich nur für ein Mensch?“, nuschelte der Controller leise und schüttelte den Kopf. Verwirrt schaute Rylan zu seinem Schwarm auf. Zuerst konnte er dessen Aussage nicht deuten, doch nach zwei Sekunden wurde dem 21-jährigen klar, was Nathan meinte. *„Er bereut es… Oder er kann das nicht ganz verkraften… Die Tatsache das wir uns gerade geküsst haben…“* *„Du wolltest es… Du willst es immer noch…“* Nathan schien augenblicklich höllische Kopfschmerzen zu bekommen. „Rylan, ich muss… nochmal mit dir sprechen!“ Er fuhr sich über sein Gesicht und wandte sich dann zu Jolie. „Meine Süße, wir sind gleich wieder da. Die Spinne ist jetzt weg. Spiel‘ erstmal weiter.“ „Ich will aber nicht mehr spielen!“, nörgelte sie und krallte sich an ihren Vater. Dieser hob sie schließlich hoch und setzte sie aufs Sofa. „Warte ganz kurz, ja? Du bist doch meine kleine, tapfere Prinzessin.“ Der Teddy, der Jolie zu Boden gefallen war, wurde ihr in die Arme gedrückt. Rylan beobachtete alles. Er sagte nichts und folgte Nathan nach einer Kopfbewegung in die Küche. „E-es tut… Das war ein Feh-“ „Rede nicht weiter. Ich weiß, was du sagen willst. Es war ein ‚Fehler‘, ein ‚Aussetzer‘. Keine Sorge, ich verrate niemandem was!“ Bestimmt verschränkte Rylan die Arme und sah Nathan abwartend an. Krampfhaft versuchte er, sich die Enttäuschung nicht ansehen zu lassen und einen kühlen Blick aufzusetzen. *„Verdammt, das ist gar nicht so einfach… Es tut… weh.“* Nate merkte dennoch, dass Rylan… sauer zu sein schien. Verständlich! „Du…“ „Sie haben ein Date, Mr. Warner. Sie sollten die Dame nicht warten lassen.“ Rylan wollte nichts mehr hören. „Ich…“ Nathan fuhr sich schon wieder übers Gesicht. „Ich kann dir doch vertrauen?“ „Was meinen Sie?“ Ry war der Meinung, dass Nathan Klartext reden sollte! Ständig dieses Gestammel! „Mit Jolie.“ „Denken Sie, dass ich jetzt Ihrer Tochter etwas tun würde, weil Sie anscheinend nur mal kurz für Ihre Verabredung Knutschen üben wollten, und mich dafür benutzt haben? Machen Sie sich nicht lächerlich. Habe ich Ihnen nicht bereits mehrmals bewiesen, dass mir die Kleine am Herzen liegt?“ *„So wie du mir am Herzen liegst…“* Rylans Teufelchen hatte nach der schmerzenden… Abfuhr dem Engelchen Platz gemacht. Ein merkwürdiger Tausch. Der Wechsel in die distanzierte Anrede brachte Nathan ein noch viel schlechteres Gewissen ein. Zudem durchbohrte ihn das „Mr. Warner“ wie ein Stich. Doch wieso sollte dieser Junge sich etwas aus ihm machen? Er wusste, dass seine Erscheinung so mancher Frau imponierte, aber Rylan? „Ich muss gehen…“ Nathan sah schuldbewusst, zu Boden. Rylans Blick verfinsterte sich. „Ja, das sollten Sie. Und vergessen Sie die Blumen und den Wein nicht!“ Nathan lief noch einmal zu seiner Tochter und gab ihr einen Kuss. „Daddy muss jetzt zu einem Termin. Rylan passt auf dich auf. Bitte sei‘ ein braves Mädchen, ja?“ Durch das ganze Chaos hatte Nathan vergessen, dass er Jolie eigentlich ins Bett bringen wollte, damit sie das mit seinem Termin eben nicht mitbekam. Zu seiner Verwunderung nickte sie bloß. Jedoch musste er versprechen, dass er schnell wieder nach Hause kam und ihr Morgen wirklich eine Puppe kaufen würde. -- Nathan blieb noch eine Weile in seinem Kombi sitzen, bevor er ausstieg und sich an die Tür von Dalila Di Nardo wagte. *„Tust du das richtige?“* Nach einem Seufzen überwand Nathan sich und drückte auf die Klingel. Sofort wurde geöffnet. Er war durch sein… Was-auch-immer mit Rylan und der Spinnen-Jagd spät dran. Nie im Leben wäre ihm früher so etwas passiert! Man ließ seine Dates nicht warten. Noch viel weniger küsste man vorher seinen männlichen Aushilfs-Au-Pair... Der Controller blendete seine Gedanken aus und schritt, langsamer als geplant, die Treppen nach oben. Dalilas Wohnung befand sich im ersten Stock. An der Tür wartete seine Kollegin auf ihn. Sie war schön. Sehr schön sogar. Sie trug eine dunkle Jeans und eine rosafarbene Bluse, die nicht mit ihren Reizen geizte. Durch ihre passenden, rosa High Heels war sie nur knapp einen halben Kopf kleiner als er. Ihre braunen, brustlangen glatten Haare glänzten. „Nathaniel! Ich hatte schon gedacht, du würdest mich versetzen!“ Die 33-jährige hatte gefährlich ihre Arme vor der Brust verschränkt. „Ich muss dich um Verzeihung bitten. Ich weiß, ich bin spät dran. Mir kam etwas… dazwischen. Die hier sind für dich.“ Er reichte Dalila den Strauß, den er beinahe zu Hause vergessen hatte. Den Wein behielt er noch in der Hand, damit sie sein erstes Geschenk freudig begutachten konnte. „Du siehst übrigens sehr hübsch aus“, schmeichelte Nathan lächelnd. Obwohl die Aussage der Wahrheit entsprach, kam er sich vor wie ein elender Lügner. Davon schien Dalila nichts zu bemerken. Ihre Gesichtszüge hatten sich, spätestens nach seinem umwerfenden Kompliment, entspannt. Lächelnd drehte sie die Blumen in ihrer Hand. „Danke. Und danke für den Strauß! Er ist wirklich toll!“ -- Rylan hatte sich inzwischen missmutig zu Jolie auf die Couch gesellt. Als ob sie etwas spüren würde, schaute sie ihn mit ihren großen grün-blauen Augen schuldig an. „Bist du traurig, Rylan?“ „Nein, bin ich nicht.“ Genau wie Nathan zuvor zwang sich der blondhaarige zu einem Lächeln. Er streichelte der kleinen liebevoll über den Kopf. Klar, was wäre, wenn sie nicht gerufen hätte? Doch Rylan war realistisch. Vielleicht… *„Ach, ich weiß auch nicht, was passiert wäre. Aber jetzt ist es zu spät. Er ist weg und wird die Tussi vögeln. Die Jungs würden mich für sowas von bescheuert halten, wenn sie wüssten, dass ich hier Trübsal blasend sitze. Und Jewel hatte Recht. Na, das sage ich ihm besser nicht…“* Bei dem Gedanken an seinen Freund mit den gewissen Vorzügen musste er grinsen. Sie hatten sich im Auto zwar angekeift, aber trotzdem. Jewel wollte nur das Beste für ihn. Er erinnerte sich daran, wie der Lilahaarige ihn draußen umarmt hatte. -- Rückblende -- „Es tut mir leid. Das eben im Auto. Du weißt, ich will nicht, dass mein Blondchen verletzt wird“, flüsterte Jewel während sie sich im Arm hielten. Fast unmerklich musste Ry lächeln. „Du solltest mich wirklich nicht ständig ‚Blondchen‘ nennen, Jeremias.“ „Aber ich weiß, dass dir das gefällt, Blondchen.“ Jewel löste langsam ihre Umarmung und schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. „Wenn du meinst.“ Jewel seufzte. „Kannst du dir nicht jemand Anderen suchen den du anschmachtest? Muss es dieser… alte Sack sein?“ „Du hattest vor Trevor auch einen Freund der um einiges älter war als du!“ „Oh bitte. Kyle stand zumindest auf Kerle“, argumentierte Jewel. „Ich hoffe, er tut es noch immer. Es sei denn, du hast ihn nach eurer chaotischen Beziehung auf Frauen gebracht. Was ich ja bei dir ein bisschen verstehen könnte...“, scherzte Rylan. „Du bist manchmal ein solcher Arsch!“ Empört und mit verschränkten Armen wurde der 21-jährige aus grauen Augen angesehen. „Ich weiß.“ Der Blonde zwinkerte entschuldigend. „Du weißt doch, dass ich dich ganz doll lieb habe, Jeremias.“ „Ja…“ -- Ende der Rückblende -- Dalilas Wohnung war nicht sonderlich groß, dennoch war sie äußerst gemütlich und geschmackvoll eingerichtet. Sie hatten sich beide nach einem kleinen Rundgang auf die Couch gesetzt. Nathan hatte die Frau darum gebeten, ihm etwas über sich zu erzählen. Diese Chance nutzte er, um seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Oder besser gesagt… Rylan. *„Seine Lippen haben sich gut angefühlt… Einfach verdammt gut…“* „Nathaniel! Hörst du mir überhaupt zu?“ Dalilas leicht verärgerte Stimme riss ihn aus seinen Fantasien. „Natürlich, tut mir leid…“ „Ich bin nicht dumm. Was ist los mit dir? Hast du noch Zweifel? Bist du… noch nicht bereit?“ Ihre Fragen klangen beinahe ängstlich. „Es ist nichts. Wirklich.“ Um sie zu beruhigen rückte er näher an sie heran und strich ihr lächelnd eine Haarsträhne hinters Ohr. *„Wie oft ich heute schon gelogen habe…“* Nathan kam nicht umhin, sich immer schlechter und unwohler zu fühlen. Augenblicklich fing Dalila an zu strahlen. -- Nach dem Essen -- Nun saß er noch immer hier. Mit Dalila. Irgendwie hatte er es geschafft, das Essen ohne Komplikationen hinter sich zu bringen. Wie erwartet war seine Kollegin eine vorzügliche Köchin. Sie hatten sich das Essen und den Wein schmecken lassen. Jetzt wollte Dalila es sich im Wohnzimmer gemütlich machen. -- Geschafft. Er hatte es hinter sich gebracht. Wie zwei Teenies hatten sie gemeinsam irgendeinen romantischen Film angesehen, dessen Handlung Nathan nicht schlüssig erschienen war. Er hatte bloß gemerkt das Dalila ständig näher rückte. Doch er hatte so getan, als hätte er nichts wahrgenommen und weiter den Gentleman gespielt. Obwohl es so offensichtlich war. Er hätte sie haben können. Dafür hätte er nur zugreifen müssen. Allerdings blockierte ihn etwas. Der Gedanke an diesen verfluchten Jungen? Zum Abschied hatte Dalila ihm lange in die Augen geblickt. Er jedoch hatte sich mechanisch zu ihr hinunter gebeugt und ihr einen Kuss auf die Wange gegeben. Die leichte… Enttäuschung hatte er gespürt. Aber es ging nicht anders. Zumindest nicht jetzt. Nathan verriegelte seinen Wagen und schloss leise die Tür auf. Im Haus brannte noch Licht. Während er sich von seiner Anzugjacke befreite, huschte er lautlos ins Wohnzimmer. Dort fand er ein eher ungewöhnliches Bild vor: Jolie lag schlafend auf dem Sofa, eingekuschelt in ihre pinke Lieblingsdecke. Rylan schlief seitlich auf dem Boden, am Fußende der Couch. Sein T-Shirt war verrutscht und gab so ein Stück seiner nackten Haut frei. Länger, als ihm lieb sein sollte, starrte der braunhaarige darauf. *„Wie es wohl wäre, wenn ich ihn dort berühren würde…?“* Ertappt biss sich der Familienvater auf die Unterlippe. Er war verrückt! Eindeutig! Er sollte seine Schwester in Paris anrufen und sie nach dem Psychiater fragen, den mal ihre, damals liebeskranke, Tante Helen aufgesucht hatte… *„Du fängst wieder an zu spinnen!“* Das Kopfkino hatte sich bei dem Anblick ganz von selbst angeschaltet. Anstatt sich Gedanken darüber zu machen wie er sich Rylan erklärte. *„Eigentlich kann mich nur noch Angelica retten… Dann müsste er gehen, denn rausschmeißen kann ich ihn schlecht, da ich eh nicht auf ihn verzichten kann.“* Wie wahr: Er konnte nicht auf Blondie verzichten! So oder so… Vorsichtig stellte er sich so neben die Couch, dass er nicht aus Versehen auf Rylan trat. Er bückte sich hinunter und nahm zunächst die kleine Jolie auf den Arm. „Ab ins Bett mit dir, Prinzessin…“, murmelte er leise und machte sich daran, seine Tochter schlafend in ihr Zimmer zu schaffen. Liebevoll und mit einem Lächeln deckte er sie in ihrem richtigen Bettchen zu, gab ihr noch einen Kuss und ging dann zurück ins Wohnzimmer zu seinem… nächtlichen, erotischen Traum. Gleichzeitig seinem heutigen Aussetzer. „Und nun zu dir…“ Behutsam legte er eine Hand unter Rylans Rücken und eine unter seine Kniekehlen und hob ihn auf das Sofa. Der Blonde war nicht schwer, jedoch musste er auch nichts provozieren. Und wie würde es aussehen wenn Rylan aufwachte, während Nathan ihn gerade in sein Zimmer trug? Zum Glück hatte er Blondie während des kleinen Transports auf die Couch nicht aus dem Schlaf gerissen. Mit einem Schmunzeln nahm Nate Jolies Decke und legte sie fürsorglich auf Rylan. Je mehr er zu dem Blonden sah, desto mehr wurde ihm klar, dass er… dabei etwas fühlte. Zuneigung? Er konnte doch nicht ernsthaft verliebt sein? Erst zögerte Nathan, doch er überwand es und strich Ry sanft eine blonde Haarsträhne aus dem friedlich aussehenden Gesicht. Er lächelte, bevor er sich anschließend umdrehte. Natürlich hatte er bereits bei Dalila Wein getrunken, doch momentan brauchte er noch einen Schluck. Nur einen. Morgen war Samstag. Da durfte er sich das ausnahmsweise erlauben, da er nicht plante in der Firma aufzukreuzen… Er wollte es vermeiden, Dalila so früh über den Weg zu laufen. Die Frau war manchmal zu motiviert und da sie ihr Date relativ zeitig beendet hatten… *„Maddy muss ich ja auch erst um 11:00 Uhr abholen.“* -- Plötzlich machte Rylans Handy, das auf dem Tisch lag, auf sich aufmerksam. Es vibrierte stark und holte dadurch den 21-jährigen aus seinem Schlaf. Gequält und nur mühsam wachte der Blonde auf. Er rieb sich die Augen und schaute sich verdutzt um. Wie war er auf das Sofa gekommen? Jolie hatte darauf geschlafen. Er hatte sie nicht wecken wollen und sich dadurch auf den Boden gelegt. Der Teppich war weich, daher war es nicht allzu unbequem gewesen. Doch nun lag er auf der Couch. Und er war sogar zugedeckt. Noch immer verwirrt setzte er sich auf und griff nach seinem aufleuchtenden Smartphone. Danny hatte ihm Bilder von der Party geschickt. Nur mit halbem Auge überflog er diese. Gerade war ihm ganz und gar nicht danach. Nathan musste bereits zurück sein. Die eher zierliche Maddy war bei Sam und hätte ihn wohl unmöglich auf die Couch ziehen können. Ry schob die Decke beiseite und setzte sich auf. Er hörte Geräusche aus der Küche. Sein Großer musste dort sein. *„Er hat dich abserviert und ist dann zu der Alten gefahren…“*, spukte es in seinem Kopf. Trotzdem trugen ihn seine Beine wie von Zauberhand in die Küche. Nathan war gerade dabei, sich ein Glas Wein einzuschenken. Überrascht sah er auf. Der Blonde stand mit verstrubbelten Haaren vor ihm. Sofort musste der Braunhaarige lächeln. „Ihr Date lief wohl nicht gut, wenn Sie jetzt schon zu Hause sind und sich Wein eingießen?“ Ry kam nicht umhin ein wenig spöttisch zu grinsen. Er strich sich über die Haare. „Da wirst du vermutlich Recht haben…“ Nate wandte den Blick ab, stellte die Flasche Wein beiseite und trank einen großzügigen Schluck. „Krieg‘ ich auch was?“ Als Antwort stand der 35-jährige auf und wollte ein weiteres Glas holen. „Oh, das ist nicht nötig.“ Er nahm Nathan kurzerhand einfach seines aus der Hand. „Keine Sorge, ich habe kein Herpes. Und wenn, dann… dürfte es jetzt eh schon zu spät sein. Nicht wahr?“ Rylan zwinkerte. Mittlerweile hatte er sich auf den Tisch gesetzt. Heute, nach diesem Vorfall, konnte er sich diese kleine Dreistigkeit erlauben. „E-es tut mir leid, Rylan. Wirklich. Ich weiß auch nicht-“ Verzweifelt fuhr sich Nathan übers Gesicht. „Nein, schon gut. Ich bin nicht in die Küche gekommen um Sie fertig zu machen, Mr. W.“ Resignierend stellte Ry den Wein wieder weg. „Wollte mich nur bedanken. Sie… Du hast mich aufs Sofa gelegt und zugedeckt. War nett von dir.“ Rylan suchte Nates Blick. *„Er macht es wieder… Seine Augen…“* Ganz automatisch stand Nathan erneut auf und ging zur Tür. *„Ich muss hier raus! Ich… falle sonst schon wieder über ihn her.“* Bevor er flüchten konnte, vernahm er folgende Worte: „Ich weiß nicht genau wieso. Aber ich habe das Gefühl... Du willst mich, Nate. Ist das Date vielleicht deswegen schief gelaufen?“ Erwischt. Nathan schluckte nervös. Röte kroch in ihm hoch. „Daran ist nichts… Verwerfliches. Auch nicht, wenn wir beide Männer sind“, fügte Ry ruhig hinzu, nachdem er keine Antwort erhalten hatte. Sprachlos wurde Ry angesehen. *„Wie er dort sitzt. Die pure Verführung.“* Erneut bemerkte Nathan, wie sich Lust in seinem Körper ausbreitete. Er spürte ein verlangendes, beinahe schmerzhaftes Ziehen in der Leistengegend. Sie hatten sich vor kurzem in fast derselben Lage befunden. Und er war schwach geworden. „Ich… bin nicht…“ „Schwul?“, beendete Rylan den Satz für Nathan. „Ich habe auch nicht behauptet, dass du das bist.“ Rylan lächelte anzüglich. „Nur, dass ich weiß, dass du mich willst…“, flüsterte er und seine magischen Augen funkelten beschwörend. Bei Nate schalteten sich erneut alle Systeme ab. Er lief auf Rylan zu, legte seine Hände neben ihm auf dem Tisch ab und drückte ihm einen stürmischen Kuss auf. All die Gläser die sich auf dem Tisch befanden, wackelten durch den plötzlichen Ruck gefährlich, doch das interessierte niemanden. Sofort schlangen sich Rys Beine um Nate. *„Jetzt gibt es aber kein Zurück zu deiner kleinen Kollegin mehr, mein Freund…“*, dachte sich Rylans neu erwecktes Teufelchen. Ry drängelte sich mit seiner Zunge geschickt in Nathans Mund. Dieser ließ ihn gewähren. Schnell fanden sich ihre Zungen und fochten einen leidenschaftlichen, fairen Kampf, aus dem kein Sieger hervorging. „Ich habe schon verdammt lange niemanden mehr so geküsst“, brachte Nate heiser und atemlos heraus, als sie sich aus Luftmangel lösen mussten. „Dann… wird es ja höchste Zeit.“ Rylan lächelte und seine Augen leuchteten. Er rutschte vom Tisch direkt in Nathans Arme. Ihre Körpermitten streiften sich. Ry konnte eindeutig spüren, dass sein Objekt der Begierde genauso erregt war wie er selbst. „So gern ich hier weitermachen würde, lass‘ uns in mein Zimmer. Das liegt näher als deines“, wisperte er Nate einladend ins Ohr. Dieser konnte nur nicken. „Du hast mich ganz schön verzaubert…“, gestand er dem Blondie. „Kann sein. Du mich aber auch.“ Langsam begann Ry, Nathans Hemd aufzuknöpfen. Sich immer wieder feurig und intensiv küssend stolperten sie ins Zimmer. Beinahe hätten sie auf dem Weg, durch ihre nicht vorhandene Aufmerksamkeit, eine Lampe und ein kleines Tischchen umgeworfen… Ry brachte Nate dazu, sich aufs Bett zu setzen. Plötzlich tauchte ein Bild in Nathans Gedächtnis auf. Dieser lilahaarige Typ… „MOMENT. Du hast doch einen Freund! Diesen lilahaarigen. Ich habe euch… gesehen. Mir ist nicht wohl dabei, wenn ich weiß wir verletzen damit jemanden…“ Er schob den 21-jährigen weg. Glücklicherweise meinte er mit dem Verletzen nicht das Verknallt sein seiner Tochter. Daran wollte er nicht denken… „Du meinst Jewel? Das… ist nicht mein Freund“, antwortete Ry sogleich. „Aber ihr habt euch geküsst“, hakte Nathan nach und hob eine Augenbraue. Sofort erschrak Rylan. Jolie hatte doch nicht etwa geplappert? Nein, sie konnte unmöglich einen Kuss zwischen ihnen gesehen haben. „Ihr wart neulich draußen…“, half Nathan ihm unbewusst auf die Sprünge. „Oh, ähm… Ja, ich meine, wir haben uns geküsst. Aber er ist nicht mein Freund. Und ich… wenn du denkst ich mache das mit jedem Kerl. Nein, definitiv nicht. Ich war mies drauf und habe mich ein bisschen ablenken wollen. War nicht die beste Idee.“ Nathan konnte Ry ansehen, dass er die Wahrheit sagte. Wie um seine Aussage zu untermauern zog der Blonde Nate in einen verzweifelten, funkensprühenden Kuss. „Ich glaub‘ dir ja… Aber da ist noch was… Rylan, ich weiß nicht… was man… tut“, stammelte der ältere hilflos mit hochrotem Kopf und wollte sich wieder erheben. *„Ich benehme mich wie ein junges Mädchen…“* „Bis jetzt tun wir das gleiche wie ein Mann und eine Frau oder? Mach‘ dir keine Sorgen… Du hast mich. Ich will, dass du dich gut fühlst.“ Rylan drückte Nate an den Schultern auf seinen Platz zurück und strich zärtlich über sein Gesicht. Das versichernde Lächeln ließ den 35-jährigen tatsächlich alles um sich herum vergessen. Und die Gegebenheit, dass der jüngere sich bereits mit flinken Fingern an seiner unangenehm eng gewordenen Hose zu schaffen machte… Nate musste ein Aufstöhnen unterdrücken. War etwas Falsch, dass sich so gut anfühlte? „Warte… ich will dich auch ausziehen.“ Er griff nach Rylan und zog ihn, allmählich mutiger geworden, bestimmt auf seinen Schoß. Es war fast wie in seinem Traum. Nur noch 1000-mal besser. Echter. „Dann… zieh mich aus.“ Kapitel 11: ------------ Das versichernde Lächeln ließ den 35-jährigen tatsächlich alles um sich herum vergessen. Und die Gegebenheit, dass der jüngere sich bereits mit flinken Fingern an seiner unangenehm eng gewordenen Hose zu schaffen machte… Nate musste ein Aufstöhnen unterdrücken. War etwas Falsch, dass sich so gut anfühlte? „Warte… ich will dich auch ausziehen.“ Er griff nach Rylan und zog ihn, allmählich mutiger geworden, bestimmt auf seinen Schoß. Es war fast wie in seinem Traum. Nur noch 1000-mal besser. Echter. „Dann… zieh mich aus.“ Der Braunhaarige zögerte nicht und befreite den blonden von seinem T-Shirt. Seine Augen wurden von dem Skorpion-Tattoo auf Rys linker Brust angezogen. Diesmal erlaubte Nate es sich, das Motiv mit seinen Fingern nachzufahren. Rylan bekam eine Gänsehaut. Selten hatte er eine so kleine Berührung so intensiv erlebt. Nathan hatte keinen Schimmer, was er in ihm auslösen konnte! „Kommen wir wieder zu dir!“ Rylan streifte Nathan das bereits aufgeknöpfte Hemd von den Schultern und half ihm auch gleich aus der Hose. Hilfsbereitschaft war schließlich wichtig! Mittlerweile trug Nathan nur noch sein weißes Unterhemd und eine Boxershort. „Wieso habe ich viel weniger an als du?“, fragte er den blonden leise lachend. Sein Au-Pair grinste daraufhin nur und beugte sich mit den Worten „Ich finde, du hast noch viel zu viel an!“ zu ihm vor. Um seiner Aussage gleich mehr Stärke zu verleihen, zerrte er ihm das Unterhemd vom Leib und entließ Nates Schwanz endlich aus der viel zu engen Boxershort. Dieser stöhnte erleichtert auf. Vorfreudig betrachtete Ry das steinharte Glied. Ihm entwich ein stolzes Grinsen. *„Yes, ich hab’s geschafft!“* „Hey, jetzt kommst du aber wieder dran!“ Nathan fummelte nervös an Rylans Hose. Dieser ging ihm unterstützend zur Hand und schon bald konnte Nate den blonden in seiner vollen Schönheit betrachten. Rylans Schwanz ragte eindrucksvoll in die Höhe. Gebannt begutachtete Nathan ihn. Seine Kehle war ganz trocken. Er fühlte sich unglaublich angezogen von einem... Mann. Und er empfand es als nichts Schlechtes! „Du durftest mich doch schon mal bewundern“, neckte Ry und knabberte an Nathans Ohrläppchen. Er begann Nathans Körper mit kleinen Küssen zu bedecken. Dabei sprang dem 21-jährigen etwas ins Auge: Nate hatte die Namen seiner Kinder Madeline und Jolie in einer kleinen feinen, verschnörkelten schwarzen Schrift genau über der Brust tätowiert. „Endlich kann ich mal deine Tattoos sehen. Du wolltest mir ja damals nicht verraten wo du sie hast.“ Nathan musste wissend lächeln. „Aber jetzt weißt du es.“ „Das sieht wirklich toll aus.“ Rylan legte seine Hände auf Nathans Brust und streichelte sie zärtlich. Nathan genoss die Berührungen sehr. „Einfach abschalten“, riet ihm ein kleines Stimmchen. Es war phänomenal. „Lass dich weiter von mir verwöhnen“, bat Ry den Familienvater, der seine Augen geschlossen hatte. Kaum merklich nickte Nathan. Rylan setzte seine Liebkosungen fort, bis er zur unteren Hälfte von Nates Körper gelangte. Ohne groß zu überlegen nahm er Nathans Schwanz tief in seinem Mund auf. Erschrocken und gleichzeitig erregt keuchte dieser auf. „Rylan, was...“ Wie lange hatte er nicht mehr so gefühlt? „Das ist… so unbeschreiblich gut.“ Immer wieder verschwand sein Schwanz in dem einladenden Mund. Nathan hielt inne, um das Gefühl von Rylans Lippen voll und ganz auszukosten. Gekonnt umkreiste der jüngere die Eichel mit der Zunge. Dabei massierte er geschickt Nathans Hoden. „Das ist so... Wow. Ich kom-me gleich...“, stöhnte Nate. Ihn durchfuhr ein mehr als... angenehmes Kribbeln. „Dann komm für mich.“ Rylan schenkte ihm einen atemberaubenden Blick. Seine blauen Augen leuchteten. Nathan wollte Ry wegdrücken, damit er sich nicht in seinem Mund entlud. Doch dieser machte einfach weiter. Nach wenigen Sekunden ergoss er sich mit einem langen Stöhnen in Rys Mund. „Rylan, es tut... mir leid.“ Nate war es unfassbar peinlich. Er hatte sich nicht unter Kontrolle gehabt. Mal wieder. „Was tut dir leid? Das war echt geil.“ Ry wischte sich über den Mund. „´Geil´? Du hast doch nicht etwa...? Geschluckt?“ „Doch, habe ich. Alles gut. Mir hat es gefallen. Wie geht’s dir?“, fragte er und sah Nate tief in die braunen Augen. „Ich kann… mich nicht beklagen! Das war… mehr als gut. Aber... was ist mit dir?“ Nathan wollte sich revanchieren. Vielleicht nicht unbedingt sofort auf die selbe Weise, doch auch er wollte den jüngeren glücklich machen. „Wir finden da sicher etwas.“ Rylan zwinkerte verheißungsvoll und nahm sanft Nathans Hand in die seine. Langsam führte er sie zu seinem eigenen Penis. Nathan rührte sich zunächst nicht, er starrte nur darauf. „Du musst nicht, wenn du nicht willst“, flüsterte Ry und wollte bereits die Hand loslassen. „Ich will… aber.“ Nathan lächelte und umfasste das fremde Glied. Er begann seine Hand hoch und runter zu bewegen. Er blendete einfach alles aus. Sämtliche Gedanken. Sämtliche negative Stimmen. Er versuchte nicht daran zu denken, dass das nicht gerade sein Schwanz war, den er… hoffentlich sicher zum Höhepunkt führte. Und Rylans Reaktion nach tat er genau das richtige: Dieser schloss seine schönen Augen und legte genießerisch den Kopf in den Nacken. Er konnte ein leises, sinnliches Stöhnen vernehmen. „Das ist gu-ut Nate. Mach nur weiter…“ Von diesem unglaublich erregenden Blick angespornt, bewegte der braunhaarige seine Hand schneller. Seine freie begann dabei auf Wanderschaft zu gehen. Er erkundete Rylans schlanken, trainierten Oberkörper. „Ich bin... gleich... soweit.“ Rys Atmung beschleunigte sich. Nathan hörte nicht auf, im Gegenteil. Rylan kam kurze Zeit später in Nathans Hand. Erstaunt schaute der auf die warme Samenflüssigkeit. Es machte ihn nicht supergeil, doch wider Erwarten ekelte es ihn nicht, das Sperma eines anderen Mannes an den Händen zu haben. Nachdem sie sich mit Tempos gesäubert hatten, kuschelten sie sich gemeinsam in die warme Bettdecke. Abwartend blickte Rylan zu Nathan, der recht schweigsam war. Nach einer Weile durchbrach der mutig die Stille. „Ich hätte niemals gedacht, dass mir sowas… gefallen könnte. Mit einem… Mann.“ Unsicher schaute er zu dem blonden, der ihm ein strahlendes Lächeln schenkte. „Solange es dir überhaupt gefallen hat. Es ist nichts Schlimmes daran“, murmelte Ry und rückte noch näher an seinen Geliebten heran. *„Ist er denn mein Geliebter?“* „Rylan, das muss… trotzdem erst mal unter uns bleiben. Ich meine, Maddy darf das niemals erfahren. Ich will mir gar nicht ausmalen, was sie da von mir denken würde.“ Der Familienvater setzte sich ein wenig auf und strich sich über die Haare. „Schon gut. Ich weiß.“ Das Lächeln das auf Rylans Gesicht zu sehen war, erreichte nicht seine funkelnden Augen. Natürlich hatte er dafür Verständnis. „Und oh Scheiße, ich bin ganze 14 Jahre älter als du!“ „Wen interessiert´s? Es passt doch. Du musst mich nicht gleich heiraten, Nate.“ Ry lächelte und strich Nathan beruhigend über den Rücken. „Außerdem hast du ´Scheiße´ gesagt. Das ist ein böses Wort. Wenn das deine Kleine hört.“ Nathan musste herzlich lachen. Nachdem sie noch eine ganze Weile über Gott und die Welt gesprochen hatten, schliefen sie selig ein. -- Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute… beziehungsweise werden gerade von einem Handy-Wecker unsanft aus dem Schlaf gerissen. Piep. Piep. Piep. „Fuck, stellt mal jemand das verdammte Ding ab!“, grummelte Ry und verkroch sich sogleich wieder unter die Decke. Nathan wollte ebenfalls erneut die Augen schließen, die er leider bereits aufgezwungen hatte, doch… „Ich muss bald Maddy abholen!! Wie konnte ich bloß hier einschlafen?! Das war verdammt unvorsichtig!“ Hektisch stolperte Nate aus dem Bett und hätte beinahe, Dank seiner äußerst vorteilhaft liegenden Schuhe, eine filmreife Bruchlandung hingelegt. In Windeseile kramte er seine Boxershort vom Boden hervor und wollte sich dann an die restliche Kleidung machen. „Wieso zum Teufel bin ich nur hier eingeschlafen?!“ Ry war diesmal nicht so voller Elan wie Nathan. Träge beobachtete er den eifrigen Controller und fuhr sich verschlafen durch die blonden Haare. „Wir können es nicht mehr ändern. Wir sind eben beide eingepennt.“ „Ja, ich weiß...“ „Kommt in den besten Kreisen vor“, witzelte Ry. Kaum waren sie halbwegs auf und mehr oder weniger angezogen, traf sie der nächste Schlag. „Rylaaan, bist du wach? Weißt du wo Daddy ist?“ „Oh Shit, Jolie!“ Rylan versuchte vergeblich, den großen Nathan in den Laken zu verstecken. „Daddy da bist du ja! Schlaft ihr in einem Bett? Wie die Mummys und Daddys von meinen Freunden?“ „Ähm… äh… Also…“ Nathan fiel vor lauter Schreck keine passable Ausrede ein. Sein Gesicht wurde bleich. Seine vierjährige Tochter stand im Zimmer und betrachtete neugierig die sich ereignende Szene. *„Was für ein Horror!“* Sie trug ihren orangefarbenen Pyjama mit einem großen glubschäugigen Pony darauf und schleifte an einer Hand ihren Teddy mit. Für eine Millisekunde wünschte sich Nathan, er könnte der Bär sein, um diesem Schlamassel zu entkommen. Rylan erwies sich als hilfreich - mehr oder weniger. „Nein, dein Daddy hat in seinem eigenen Bett geschlafen, kleine Maus. Er hat mir gerade bloß geholfen…“ *„…so richtig zum Orgasmus zu kommen.“* Keine große Hilfe, Teufelchen. „das… Bett richtig sauber zu machen. Es war… schmutzig.“ Vielen Dank, Engelchen. Der Blonde ignorierte sein Kopfkino. Zumindest… versuchte er es. Nathan musste stark husten. Vielleicht ein kleiner Virus? *„Rylans kleiner Skorpion hat dich gestochen.“* Nun, genau genommen noch nicht. „Wieso war es schmutzig?“ Jolie wurde der Fragen nicht müde. „Ich finde es sieht nicht schmutzig aus!“ Sie deutete auf das Bett. *„Wenn die Kleine wüsste...“* Rylans Kopfkino ließ sich nicht abstellen. „Das kommt, weil wir fertig sind!“ „Und wieso bist du wieder oben nackig?“ Eine gute Frage! „Das kann… dir sicher dein Dad beantworten. Nicht wahr, Mr. W.?“ Mit einem engelsgleichen Lächeln schaute er zu dem Braunhaarigen. Glücklicherweise trug er bereits seine Jeans. *„Das wirst du mir büßen, Blondie…“* Nathan suchte fieberhaft nach einer kinderfreundlichen Erklärung. „Hat mal jemand eine?“ „Also... Rylan braucht ein T-Shirt von mir. Er hat nicht mehr so viele. Deswegen gebe ich ihm gleich eines.“ *„Gib mir lieber was anderes...“* Das Teufelchen von Rylan beschloss, weiter böse Streiche zu spielen. Diese gefielen jedoch Rylans nicht mehr kleinem Freund... Zum Glück gab es Bettdecken. „Achso. Und-“ Ehe Jolie ihre Frage auch nur ansatzweise beenden konnte, sprang Nathan wie ein Känguru auf seine Tochter zu. „Komm mein Schatz, wir machen Frühstück! Bald müssen wir auch deine Schwester abholen.“ Nathan nahm die kleine Prinzessin auf den Arm. Er schenkte Ry noch einen letzten ermahnenden Blick. Der jedoch besaß die Frechheit bloß grinsend zu winken. Zufrieden über das Geschehene ließ er sich noch einmal in die weichen Laken zurück fallen. Dann machte er sich gut gelaunt daran, sich fertig anzuziehen. -- „Nat- Mr. W. können Sie mich bitte bei mir zu Hause absetzen, wenn Sie Maddy abholen?“ „Klar.“ Rylan spazierte, nachdem er sich einer Katzenwäsche unterzogen hatte, in die Küche. „Kann ich helfen?“ Der blonde schenkte Nathan ein anzügliches Grinsen. „Danke, du hast schon... genug geholfen“, wehrte Nate ab. „Nein, Sie haben doch mir geholfen!“, stichelte Ry weiter. „Deck’ halt den Tisch!“, befahl der Familienvater barsch. *„Verdammt, was hat er mit mir gemacht? Ich fühle mich wie ein Teenie.“* Nathans Herz klopfte wie wild. Dabei stand Ry nur da, und hatte dieses unverschämte Grinsen im Gesicht. Trotzdem... Nathan fühlte sich glücklich. Auch wenn seine kleine Tochter ihn, mal wieder, erwischt hatte. -- Währenddessen in der WG -- „Wir müssen reden.“ Danny hatte sich vor Jewel aufgebaut, der gerade aus der Tür des Badezimmers treten wollte. „Was? Ich wüsste nicht worüber!“ Jewel wollte an Danny vorbeigehen, doch dieser blieb, im wahrsten Sinne des Wortes, standfest. „Rylan.“ „Was ist mit dem Blondchen?“ „Du… scheinst in letzter Zeit irgendwie besonders an ihm zu hängen.“ „Häh?! Was zum Geier soll das heißen?“ Der Lilahaarige verschränkte patzig die Arme. „Ich glaube, du stehst auf ihn. Ich weiß nicht wieso. Hab‘ einfach so ein Gefühl. Gestern im Wagen kamst du mir irgendwie… eifersüchtig vor. Und später auf der Party warst du ungewöhnlich nachdenklich.“ „Wieso sollte ich eifersüchtig sein? Und auf wen bitte?! Ich stehe bestimmt nicht auf das Blondchen!! Ich bin viel zu gut für ihn!“ Lange wurde Jewel von Danny gemustert. „Wieso bist du dann so rot?“, fragte der schwarzhaarige gerade heraus. „Ich bin nicht rot! Halt einfach deine Klappe, Daniel! Ich muss jetzt los!“ Mit ganzer Kraft drängte sich der 23-jährige aus dem Bad und lief raus zur Wohnungstür. „Wohin gehst du denn?! Es ist Samstagmorgen!“ „Zur Arbeit!“ Die Tür krachte ins Schloss und hinterließ einen verwirrten Danny. „Er hat doch heute frei...“, murmelte der 21-jährige kopfschüttelnd und warf einen Blick auf Jewels Dienstplan, der in der Küche am Kühlschrank pinnte. -- „Willst du nicht schnell was essen?“, fragte Nate. „So verlockend das Frühstück auch aussieht, habe momentan keinen Appetit. Zumindest nicht auf das Essen. Aber ich warte natürlich bis Sie und Jolie fertig gegessen haben, Mr. W..“ Ry wollte sich gerade an den fertig gedeckten Tisch setzen, als es klingelte. „Wer kann das denn jetzt sein?“, fragte Nathan und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich geh schon“, bot Ry äußerst zuvorkommend an. Doch bald bereute er seinen Eifer, denn vor der Tür standen eine breit grinsende Maddy, eine ebenfalls fröhlich dreinblickende Sam und eine überrumpelt wirkende Frau mittleren Alters. Sams Mom. „Hey Ry!“ Das Grinsen der rotblonden verwandelte sich in ein schwärmerisches Lächeln. „Wir haben Frühstück mitgebracht. Sam und ich dachten, wir könnten doch alle zusammen essen. Und so müsst ihr mich auch gar nicht abholen.“ Tatkräftig hob Maddy einen großen Korb, den sie stolz trug. „Ich habe das nicht eingefädelt!“, wehrte die Frau sogleich ab. „Kommen Sie doch... alle rein.“ Rylan fiel es schwer, die Tür nicht sofort wieder zuzuschlagen. Maddy folgte als erste der Einladung und eilte sofort in die Küche. „Dad, schau mal, wen ich dir mitgebracht habe!“, rief sie fröhlich. Sam machte sich daran, ihre etwas schüchtern wirkende Mutter ins Haus zu schieben. „Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich bin Sarah, Sams Mom.“ Sarah hatte sich dem Anschein nach überwunden. Gegen die beiden Teenager hatte sie sowieso keine Chance. Freundlich lächelnd hielt sie dem Au-Pair die Hand hin, der sie mit einem knappen „Rylan“ ergriff. *„Sie hat hat ja keine Ahnung...“*, schoss es Ry sogleich durch den Kopf. Während er gezwungenermaßen ihre Hand schüttelte, musterte er Sarah. Sie war mollig und hatte mittellanges, dunkelblondes Haar, dass ihr in seichten Wellen über die Schulter fiel. Sie trug keinerlei Make-Up und wirkte auch sonst eher wie der „Naturtyp“. Ihre blauen Augen schienen ein wenig zu klein für ihr Gesicht. Sarah war bei weitem nicht so attraktiv wie Dalila, dafür um einiges... sympathischer. *„Klasse, kaum habe ich die eine ausgeschaltet, steht hier die nächste Frau parat.“* Auch Nathan schien... überwältigt. „Ich dachte... ich muss dich abholen“, stammelte er, als plötzlich seine Tochter vor ihm auftauchte. „Ach Dad, Sam und ich haben ganz tolles Frühstück gemacht Und da dachten wir, wir könnten einfach alle zusammen essen. Und da ich ja eine kleine süße Schwester habe die ungern ihre Spielsachen verlässt, sind wir extra hier her. Eine gute Idee, oder?“ Stolz blickte die 15-jährige ihren Vater an. „Ja, einfach toll“, beschwichtigte Nathan sie, der Sarah trotz der Überraschung höflich begrüßte und sich noch einmal dafür bedankte, dass Maddy gestern bei Sam übernachten durfte. Ry wollte sich diesen merkwürdigen... Familienzauber nicht geben. Viel lieber wollte er seinen Freunden von seiner fantastischen Nacht erzählen. „Ich... bin dann mal weg!“, verkündete er und wollte sich gerade seine Jacke schnappen. „Nein Ry, bleib doch hier!“, ertönte es laut von Maddy, die auf den Au-Pair zuging. Vorher hatte sie den, sicher schweren Korb, auf dem Küchentisch abgestellt. „Wir haben ganz leckeres Essen gemacht! Ich weiß ja, dass das nicht unbedingt Dads Spezialgebiet ist.“ *„Er hat andere Spezialgebiete“*, wäre es Rylan beinahe rausgerutscht. Er bedachte Nate mit einem wissenden Grinsen. Dieser errötete augenblicklich. Schnell wandte sich der Controller dem Schrank zu, um weitere Gläser zu holen. *„Moment mal... Maddy hat recht. Ich sollte hier essen und dafür sorgen, dass Sarahs Mom... Sarahs Mom bleibt. So nett sie auch ist.“* „Überredet, ich bleibe hier.“ Rylans Kampfgeist war geweckt. Er sah in Sarah nicht so eine Konkurrentin wie in Dalila, doch wieso sollte er es darauf ankommen lassen? Vielleicht war Sarah doch nicht so schüchtern und zurückhaltend, wie sie ihm momentan erschien. Nach wenigen Minuten saßen sie alle am Tisch. Maddy und Sam hatten tatsächlich eine ganze Menge... gekocht. Es gab Rührei, Speck, Toast und Pancakes. Und natürlich mussten Nathan und Sarah nebeneinander platz nehmen. Ry hatte sich frech an Nathans linke Seite gesetzt. Schließlich musste er sein Revier... oder was auch immer verteidigen. Wenn möglich unauffällig. *„Gestern Abend haben Nate und ich hier noch ziemlich rumgemacht. Genau auf diesem Tisch.“* Gerne hätte Rylan das laut verkündet. „Also Dad, du weißt ja sicher, dass Sarah in der Altenpflege arbeitet!“, begann die nichtsahnende Maddy und zwinkerte Sam zu. „Ja, und die Bewohner im Seniorenheim haben sie alle sehr gern! Sie sagen, sie ist die freundlichste und liebste von allen“, vollführte die sonst eher stille Sam die erste Lobeshymne. Rylan war es schon fast ein wenig unheimlich. Noch nie hatte er Sam so viel reden hören. Sarah musste lachen. „Schatz du übertreibst!“ „Mom, du bist immer so bescheiden!“ „Was ist ein Seniorenheim?“, fragte derweil Jolie und knabberte an ihrem Toast. Nachdem Sarah der kleinen geduldig ihre Frage beantwortet hatte, ging der Kampf und somit Maddys Verkupplungsversuche weiter. „Dad, findest du nicht auch, dass Sarahs total schöne Augen hat? Und ihre neue Frisur steht ihr voll super!“ „Ähm...“ Nathan war ein wenig hilflos. „Ja, natürlich du hast recht, Maddy. Sie hat sehr schöne Augen und auch... sehr schönes Haar.“ Sarah errötete sogleich. In Rylan fing es langsam an zu kochen. Er hatte sich getäuscht, so konnte man einen Mann selbstverständlich auch rumkriegen. Nicht zu viel reden und immer schön bescheiden lächeln. Er war so dumm! Die Frau war nicht zu unterschätzen. Nathan bereute seine Komplimente an Sarah, als er gerade einen Schluck Orangensaft zu sich nehmen wollte. Rylan legte ihm unverblümt eine Hand aufs Knie und schob sie weiter in Richtung... Hustend rang er nach Luft und erhob sich eilig von seinem Stuhl. „Ich... denke, ich muss ganz kurz telefonieren! Entschuldigt mich bitte!“ -- Nachdem der ganze Trubel vorbei und Rylan damit beschäftigt war, die Küche aufzuräumen, wurde er von Nathan zur Seite genommen. Jolie spielte gerade in ihrem Zimmer und Maddy... tat, was auch immer Teenager tun mussten. Vielleicht wieder einen verrückten Plan aushecken. „Was sollte das?!“ „Was sollte was?“, fragte Rylan und setzte seinen unschuldigsten Blick auf. „Du weißt ganz genau was ich meine! Wie kannst du es wagen mir an einem vollen Tisch...“ „Ja, weiter...?“ Rylan blickte Nathan gespannt an. Seine blauen Augen funkelten amüsiert. „Ich habe nichts gemacht. Noch nicht jedenfalls...“ Das Funkeln der Augen wurde gefährlicher. „Mach das nie wieder, verstanden?!“ Leicht wütend packte Nathan Rylan am T-Shirt und zog ihn zu sich heran. „Ich liebe es, wenn du so dominant bist, Nate.“ Ry prüfte den Raum, bevor er dem größeren einen flüchtigen Kuss gab. „Kann ich mir euer Auto leihen? Wäre voll super! Muss in der WG nach dem Rechten sehen. Danach komme ich wieder und gebe Maddy Nachhilfe.“ Ry wollte an dem braunhaarigen vorbei, doch dieser hielt ihn weiter bestimmt fest. „Ich meine das Ernst, Rylan. Das ist kein Spaß. Wir müssen vorsichtiger sein. Ich habe eine Familie! Deine... Aktion eben war wirklich mehr als nur daneben!“ „Schon gut. Tut mir leid.“ Das entschuldigende Lächeln erwärmte Nathans Herz sofort. *„Ich bin so ein Dummkopf. Ein Blick von ihm und meine Knie werden ganz weich.“* Er sah sich um und flüsterte ein: „Komm her!“ Er gab Ry einen zärtlichen Kuss, den dieser nur zu gern erwiderte. „Ich schätze, das war ein ´Ja, du darfst das Auto haben-Kuss´“, fand Rylan breit grinsend. -- In der WG -- „Hey Ry!“ „Oh mein Gott, was ist denn hier passiert?“ Rylan blickte sich mit schreckgeweiteten Augen um. Die WG sah aus wie ein… absoluter Saustall. Ohne das es hier überhaupt je Säue oder einen Stall gegeben hatte. „So lange war ich doch gar nicht weg!“, klagte der Blonde. Danny, der auf der Couch saß und um sein Leben zockte, ließ sich nicht beirren. „Du warst aber weg!“ „Ich bin doch nicht eure Putzfrau! Und eure Mama bin ich schon mal gar nicht.“ „Nein, du bist ja die Putze für den alten Mann.“ Danny grinste breit und hämmerte noch immer ungestüm auf seinem Gamecontroller herum. „Wo haste denn überhaupt die Konsole her?“, fragte Rylan verwirrt. Sie hatten mal zwei besessen, allerdings war eine noch immer „verliehen“. Und die andere hatte Dank Dannys Exfreundin ein unschönes Ende genommen. „Von Owen.“ Danny schaltete auf Pause. „Gut, wo das geklärt ist… Ich muss dir unbedingt was sagen!“ Ehe Danny sich versah, hatte sich Ry neben ihn auf das Sofa geworfen und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Eines von der bescheuerten Sorte. Und da das alles noch nicht genug war, umarmte er den schwarzhaarigen fest „Boah, warte mal! Du erdrückst mich!“ Erwartungsvoll schob er seinen Freund von sich und blickte ihn an. „Oh nein. Mir schwant Böses. Das fette Grinsen kenne ich. Wer ist es?“ „Was soll die Frage? Nathan natürlich! Ich bin voll happy!“ „Der alte Knacker? Was hast du mit ihm angestellt? Hoffentlich nichts Illegales?“ Rylan fing an zu lachen. „Quatsch! Ich hab‘ mit ihm schon die erste Stufe erreicht!“ „Weiß ich, was bei dir ‚die erste Stufe bedeutet? NEIN, erläutere es mir nicht. Zumindest… nicht heute. Hör mal, du... solltest das nicht an die große Glocke hängen.“ „Was meinst du damit? Du bist der erste dem ich das erzähle!“, fragte Rylan irritiert. „Dachtest du, ich gebe der lokalen Zeitung jetzt ein Interview? Mit dem Titel „Ich, männlich, 21, habe einen Familienvater verführt.“ „Ich mein ja nur.“ „Danny, was verschweigst du mir?“ Angesprochener hatte das Bild einer bestimmten Person vor Augen. „Gar nichts!“ Ehe Rylan weiter nach bohren konnte, öffnete sich die Tür. Herein stolzierte Jewel und ein kleiner braunhaariger, recht attraktiv wirkender Typ. „Ich glaube, du warst noch nie in meiner Wohnung oder?“ Jewel widmete sich ganz dem jungen Mann. „Nein, nicht das ich wüsste.“ „Na Jewel, bist du vom ´Arbeiten´ zurück?“, mischte sich Danny ein. Mit einem finsteren Blick wurde der schwarzhaarige nieder gestarrt. Erst jetzt schien der Stylist zu bemerken, dass sogar Rylan anwesend war. „Ach, biste auch mal wieder hier, Blondchen?“ „Ja. Willst du uns nicht vorstellen?“ „Hey, cool dich wiederzusehen!“ Danny sprang auf und flitzte zu dem Neuankömmling, den er nun erkannt hatte. „Wie geht’s dir, Feli?“ Danny zog ´Feli´ in eine lockere Umarmung. „Danke, gut und dir?“ „Auch gut. Und, ist dein Freund fleißig im Autohaus arbeiten? Ist sicher ein anstrengender Job! Aber er ist ja auch der Boss.“ „Autohaus?“ Auch Ry gesellte sich zu den dreien. Es war nicht unbedingt toll, wie ein Depp allein auf dem Sofa sitzen zu bleiben. „Schon gut, schon gut! Bevor ihr alle über ihn herfallt... Ja, sein Freund hat ein Autohaus. Habe ich doch mal erzählt. Ist ja nicht jeder damit zufrieden, Au-Pair für die Kinder alter Säcke zu spielen.“ Jewel sprach ein Machtwort. Rylan verdrehte genervt die Augen. „Also Feli, das ist Blondchen. Blondchen, das ist Feli.“ Nach einer gefühlten halben Stunde besaß der älteste die Höflichkeit, die beiden miteinander bekannt zu machen. „Eigentlich ist mein Name Rylan.“ Freundlich hielt er Feli die Hand hin, die dieser mit einem strahlenden Lächeln ergriff. „Nett, dich kennen zu lernen. Jewel hat mir schon viel über dich erzählt.“ „Wie ich Jewel kenne, sicher nur Schlechtes.“ Ry grinste und warf dem Lilahaarigen, der sich ein verschmitztes Lächeln verkneifen musste, einen kurzen Blick zu. -- „Sam, Operation ´Nathan und Sarah in Love´ hat doch schon mal gut angefangen.“ Maddy telefonierte draußen mit ihrer besten Freundin. Das sie nicht mal eine Stunde getrennt gewesen waren, hinderte sie nicht. „Ja, mein Dad mag deine Mom glaube ich echt gern.“ Während sie erzählte, bemerkte sie, dass jemand etwas in den Briefkasten geworfen haben musste. „Nachdem wir jetzt schon so einen guten Start mit unseren Eltern hatten, musst du mir mit Rylan helfen. Blödsinn, er ist doch nicht alt!“ Maddy holte den Schlüssel für den Briefkasten. Darin war ein grüner Umschlag. Adressiert war er an „Familie Warner“. Die Rotblonde öffnete den Brief und überflog ihn „Hey Sam!! Mein Dad hat doch vor ein paar Monaten einen Urlaub geplant. Mit Angelica und dir. Wir haben jetzt das Schreiben bekommen. In den Ferien geht’s los. Da nehmen wir einfach Rylan mit! Deine Mom muss ja leider arbeiten und Angelica ist eh nicht da. Dann hilfst du mir, ihn für mich zu gewinnen! Oh, das wird so super!“ Freudig hüpfte die 15-jährige umher. Ihre langen Haare hopsten lustig durch die Gegend. „Maddy, was machst du denn da draußen? Komm endlich rein! Du musst bald lernen!“ Nathan konnte seine Tochter nicht verstehen. Hatte sie nicht bereits genug mit Sam gequatscht? Allerdings konnte er etwas Anderes sehr gut verstehen: Wieso seine Tochter sich in Rylan verknallt hatte... Ständig musste er an ihn denken... und an das was sie getan hatten. Glücklich hielt Maddy ihrem Dad das Schreiben unter die Nase. Ihr Handy mit Sam an der Leitung noch immer in der Hand. „Dad, in unserem Urlaub nehmen wir einfach Rylan statt Angelica mit! Ist das nicht toll?“ „Moment.“ Nathan nahm den Brief an sich und las ihn ebenfalls. „Schatz, das geht nicht. Wo soll er denn bitte schlafen? Ich habe ein Zimmer mit zwei Betten für mich und Jolie und ein großes mit drei Betten für dich, Sam und... Angelica. Wir werden Rylan da sicher nicht mitnehmen!“ „Er kann doch einfach bei dir schlafen und Jolie bei Sam und mir!“ Nathans Augen weiteten sich. „Was?!“ Kapitel 12: Kapitel 11 (no adult) --------------------------------- Das versichernde Lächeln ließ den 35-jährigen tatsächlich alles um sich herum vergessen. Und die Gegebenheit, dass der jüngere sich bereits mit flinken Fingern an seiner unangenehm eng gewordenen Hose zu schaffen machte… Nate musste ein Aufstöhnen unterdrücken. War etwas Falsch, dass sich so gut anfühlte? „Warte… ich will dich auch ausziehen.“ Er griff nach Rylan und zog ihn, allmählich mutiger geworden, bestimmt auf seinen Schoß. Es war fast wie in seinem Traum. Nur noch 1000-mal besser. Echter. „Dann… zieh mich aus.“ Der Braunhaarige zögerte nicht und befreite den blonden von seinem T-Shirt. Seine Augen wurden von dem Skorpion-Tattoo auf Rys linker Brust angezogen. Diesmal erlaubte Nate es sich, das Motiv mit seinen Fingern nachzufahren. Rylan bekam eine Gänsehaut. Selten hatte er eine so kleine Berührung so intensiv erlebt. Nathan hatte keinen Schimmer, was er in ihm auslösen konnte! „Kommen wir wieder zu dir!“ Rylan streifte Nathan das bereits aufgeknöpfte Hemd von den Schultern und half ihm auch gleich aus der Hose. Hilfsbereitschaft war schließlich wichtig! Mittlerweile trug Nathan nur noch sein weißes Unterhemd und eine Boxershort. „Wieso habe ich viel weniger an als du?“, fragte er den blonden leise lachend. Sein Au-Pair grinste daraufhin nur und beugte sich mit den Worten „Ich finde, du hast noch viel zu viel an!“ zu ihm vor. *** Er begann Nathans Körper mit kleinen Küssen zu bedecken. Dabei sprang dem 21-jährigen etwas ins Auge: Nate hatte die Namen seiner Kinder Madeline und Jolie in einer kleinen feinen, verschnörkelten schwarzen Schrift genau über der Brust tätowiert. „Endlich kann ich mal deine Tattoos sehen. Du wolltest mir ja damals nicht verraten wo du sie hast.“ Nathan musste wissend lächeln. „Aber jetzt weißt du es.“ „Das sieht wirklich toll aus.“ Rylan legte seine Hände auf Nathans Brust und streichelte sie zärtlich. Nathan genoss die Berührungen sehr. „Einfach abschalten“, riet ihm ein kleines Stimmchen. Es war phänomenal. „Lass dich weiter von mir verwöhnen“, bat Ry den Familienvater, der seine Augen geschlossen hatte. Kaum merklich nickte Nathan. Rylan setzte seine Liebkosungen fort, bis er zur unteren Hälfte von Nates Körper gelangte. *** „´Geil´? Du hast doch nicht etwa...? Geschluckt?“ „Doch, habe ich. Alles gut. Mir hat es gefallen. Wie geht’s dir?“, fragte er und sah Nate tief in die braunen Augen. „Ich kann… mich nicht beklagen! Das war… mehr als gut. Aber... was ist mit dir?“ Nathan wollte sich revanchieren. Vielleicht nicht unbedingt sofort auf die selbe Weise, doch auch er wollte den jüngeren glücklich machen. „Wir finden da sicher etwas.“ Rylan zwinkerte verheißungsvoll und nahm sanft Nathans Hand in die seine. *** Nachdem sie sich mit Tempos gesäubert hatten, kuschelten sie sich gemeinsam in die warme Bettdecke. Abwartend blickte Rylan zu Nathan, der recht schweigsam war. Nach einer Weile durchbrach der mutig die Stille. „Ich hätte niemals gedacht, dass mir sowas… gefallen könnte. Mit einem… Mann.“ Unsicher schaute er zu dem blonden, der ihm ein strahlendes Lächeln schenkte. „Solange es dir überhaupt gefallen hat. Es ist nichts Schlimmes daran“, murmelte Ry und rückte noch näher an seinen Geliebten heran. *„Ist er denn mein Geliebter?“* „Rylan, das muss… trotzdem erst mal unter uns bleiben. Ich meine, Maddy darf das niemals erfahren. Ich will mir gar nicht ausmalen, was sie da von mir denken würde.“ Der Familienvater setzte sich ein wenig auf und strich sich über die Haare. „Schon gut. Ich weiß.“ Das Lächeln das auf Rylans Gesicht zu sehen war, erreichte nicht seine funkelnden Augen. Natürlich hatte er dafür Verständnis. „Und oh Scheiße, ich bin ganze 14 Jahre älter als du!“ „Wen interessiert´s? Es passt doch. Du musst mich nicht gleich heiraten, Nate.“ Ry lächelte und strich Nathan beruhigend über den Rücken. „Außerdem hast du ´Scheiße´ gesagt. Das ist ein böses Wort. Wenn das deine Kleine hört.“ Nathan musste herzlich lachen. Nachdem sie noch eine ganze Weile über Gott und die Welt gesprochen hatten, schliefen sie selig ein. -- Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute… beziehungsweise werden gerade von einem Handy-Wecker unsanft aus dem Schlaf gerissen. Piep. Piep. Piep. „Fuck, stellt mal jemand das verdammte Ding ab!“, grummelte Ry und verkroch sich sogleich wieder unter die Decke. Nathan wollte ebenfalls erneut die Augen schließen, die er leider bereits aufgezwungen hatte, doch… „Ich muss bald Maddy abholen!! Wie konnte ich bloß hier einschlafen?! Das war verdammt unvorsichtig!“ Hektisch stolperte Nate aus dem Bett und hätte beinahe, Dank seiner äußerst vorteilhaft liegenden Schuhe, eine filmreife Bruchlandung hingelegt. In Windeseile kramte er seine Boxershort vom Boden hervor und wollte sich dann an die restliche Kleidung machen. „Wieso zum Teufel bin ich nur hier eingeschlafen?!“ Ry war diesmal nicht so voller Elan wie Nathan. Träge beobachtete er den eifrigen Controller und fuhr sich verschlafen durch die blonden Haare. „Wir können es nicht mehr ändern. Wir sind eben beide eingepennt.“ „Ja, ich weiß...“ „Kommt in den besten Kreisen vor“, witzelte Ry. Kaum waren sie halbwegs auf und mehr oder weniger angezogen, traf sie der nächste Schlag. „Rylaaan, bist du wach? Weißt du wo Daddy ist?“ „Oh Shit, Jolie!“ Rylan versuchte vergeblich, den großen Nathan in den Laken zu verstecken. „Daddy da bist du ja! Schlaft ihr in einem Bett? Wie die Mummys und Daddys von meinen Freunden?“ „Ähm… äh… Also…“ Nathan fiel vor lauter Schreck keine passable Ausrede ein. Sein Gesicht wurde bleich. Seine vierjährige Tochter stand im Zimmer und betrachtete neugierig die sich ereignende Szene. *„Was für ein Horror!“* Sie trug ihren orangefarbenen Pyjama mit einem großen glubschäugigen Pony darauf und schleifte an einer Hand ihren Teddy mit. Für eine Millisekunde wünschte sich Nathan, er könnte der Bär sein, um diesem Schlamassel zu entkommen. Rylan erwies sich als hilfreich - mehr oder weniger. „Nein, dein Daddy hat in seinem eigenen Bett geschlafen, kleine Maus. Er hat mir gerade bloß geholfen…“ *„…so richtig zum Orgasmus zu kommen.“* Keine große Hilfe, Teufelchen. „das… Bett richtig sauber zu machen. Es war… schmutzig.“ Vielen Dank, Engelchen. Der Blonde ignorierte sein Kopfkino. Zumindest… versuchte er es. Nathan musste stark husten. Vielleicht ein kleiner Virus? *„Rylans kleiner Skorpion hat dich gestochen.“* Nun, genau genommen noch nicht. „Wieso war es schmutzig?“ Jolie wurde der Fragen nicht müde. „Ich finde es sieht nicht schmutzig aus!“ Sie deutete auf das Bett. *„Wenn die Kleine wüsste...“* Rylans Kopfkino ließ sich nicht abstellen. „Das kommt, weil wir fertig sind!“ „Und wieso bist du wieder oben nackig?“ Eine gute Frage! „Das kann… dir sicher dein Dad beantworten. Nicht wahr, Mr. W.?“ Mit einem engelsgleichen Lächeln schaute er zu dem Braunhaarigen. Glücklicherweise trug er bereits seine Jeans. *„Das wirst du mir büßen, Blondie…“* Nathan suchte fieberhaft nach einer kinderfreundlichen Erklärung. „Hat mal jemand eine?“ „Also... Rylan braucht ein T-Shirt von mir. Er hat nicht mehr so viele. Deswegen gebe ich ihm gleich eines.“ *„Gib mir lieber was anderes...“* Das Teufelchen von Rylan beschloss, weiter böse Streiche zu spielen. Diese gefielen jedoch Rylans nicht mehr kleinem Freund... Zum Glück gab es Bettdecken. „Achso. Und-“ Ehe Jolie ihre Frage auch nur ansatzweise beenden konnte, sprang Nathan wie ein Känguru auf seine Tochter zu. „Komm mein Schatz, wir machen Frühstück! Bald müssen wir auch deine Schwester abholen.“ Nathan nahm die kleine Prinzessin auf den Arm. Er schenkte Ry noch einen letzten ermahnenden Blick. Der jedoch besaß die Frechheit bloß grinsend zu winken. Zufrieden über das Geschehene ließ er sich noch einmal in die weichen Laken zurück fallen. Dann machte er sich gut gelaunt daran, sich fertig anzuziehen. -- „Nat- Mr. W. können Sie mich bitte bei mir zu Hause absetzen, wenn Sie Maddy abholen?“ „Klar.“ Rylan spazierte, nachdem er sich einer Katzenwäsche unterzogen hatte, in die Küche. „Kann ich helfen?“ Der blonde schenkte Nathan ein anzügliches Grinsen. „Danke, du hast schon... genug geholfen“, wehrte Nate ab. „Nein, Sie haben doch mir geholfen!“, stichelte Ry weiter. „Deck´ halt den Tisch!“, befahl der Familienvater barsch. *„Verdammt, was hat er mit mir gemacht? Ich fühle mich wie ein Teenie.“* Nathans Herz klopfte wie wild. Dabei stand Ry nur da, und hatte dieses unverschämte Grinsen im Gesicht. Trotzdem... Nathan fühlte sich glücklich. Auch wenn seine kleine Tochter ihn, mal wieder, erwischt hatte. -- Währenddessen in der WG -- „Wir müssen reden.“ Danny hatte sich vor Jewel aufgebaut, der gerade aus der Tür des Badezimmers treten wollte. „Was? Ich wüsste nicht worüber!“ Jewel wollte an Danny vorbeigehen, doch dieser blieb, im wahrsten Sinne des Wortes, standfest. „Rylan.“ „Was ist mit dem Blondchen?“ „Du… scheinst in letzter Zeit irgendwie besonders an ihm zu hängen.“ „Häh?! Was zum Geier soll das heißen?“ Der Lilahaarige verschränkte patzig die Arme. „Ich glaube, du stehst auf ihn. Ich weiß nicht wieso. Hab‘ einfach so ein Gefühl. Gestern im Wagen kamst du mir irgendwie… eifersüchtig vor. Und später auf der Party warst du ungewöhnlich nachdenklich.“ „Wieso sollte ich eifersüchtig sein? Und auf wen bitte?! Ich stehe bestimmt nicht auf das Blondchen!! Ich bin viel zu gut für ihn!“ Lange wurde Jewel von Danny gemustert. „Wieso bist du dann so rot?“, fragte der schwarzhaarige gerade heraus. „Ich bin nicht rot! Halt einfach deine Klappe, Daniel! Ich muss jetzt los!“ Mit ganzer Kraft drängte sich der 23-jährige aus dem Bad und lief raus zur Wohnungstür. „Wohin gehst du denn?! Es ist Samstagmorgen!“ „Zur Arbeit!“ Die Tür krachte ins Schloss und hinterließ einen verwirrten Danny. „Er hat doch heute frei...“, murmelte der 21-jährige kopfschüttelnd und warf einen Blick auf Jewels Dienstplan, der in der Küche am Kühlschrank pinnte. -- „Willst du nicht schnell was essen?“, fragte Nate. „So verlockend das Frühstück auch aussieht, habe momentan keinen Appetit. Zumindest nicht auf das Essen. Aber ich warte natürlich bis Sie und Jolie fertig gegessen haben, Mr. W..“ Ry wollte sich gerade an den fertig gedeckten Tisch setzen, als es klingelte. „Wer kann das denn jetzt sein?“, fragte Nathan und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich geh schon“, bot Ry äußerst zuvorkommend an. Doch bald bereute er seinen Eifer, denn vor der Tür standen eine breit grinsende Maddy, eine ebenfalls fröhlich dreinblickende Sam und eine überrumpelt wirkende Frau mittleren Alters. Sams Mom. „Hey Ry!“ Das Grinsen der rotblonden verwandelte sich in ein schwärmerisches Lächeln. „Wir haben Frühstück mitgebracht. Sam und ich dachten, wir könnten doch alle zusammen essen. Und so müsst ihr mich auch gar nicht abholen.“ Tatkräftig hob Maddy einen großen Korb, den sie stolz trug. „Ich habe das nicht eingefädelt!“, wehrte die Frau sogleich ab. „Kommen Sie doch... alle rein.“ Rylan fiel es schwer, die Tür nicht sofort wieder zuzuschlagen. Maddy folgte als erste der Einladung und eilte sofort in die Küche. „Dad, schau mal, wen ich dir mitgebracht habe!“, rief sie fröhlich. Sam machte sich daran, ihre etwas schüchtern wirkende Mutter ins Haus zu schieben. „Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich bin Sarah, Sams Mom.“ Sarah hatte sich dem Anschein nach überwunden. Gegen die beiden Teenager hatte sie sowieso keine Chance. Freundlich lächelnd hielt sie dem Au-Pair die Hand hin, der sie mit einem knappen „Rylan“ ergriff. *„Sie hat hat ja keine Ahnung...“*, schoss es Ry sogleich durch den Kopf. Während er gezwungenermaßen ihre Hand schüttelte, musterte er Sarah. Sie war mollig und hatte mittellanges, dunkelblondes Haar, dass ihr in seichten Wellen über die Schulter fiel. Sie trug keinerlei Make-Up und wirkte auch sonst eher wie der „Naturtyp“. Ihre blauen Augen schienen ein wenig zu klein für ihr Gesicht. Sarah war bei weitem nicht so attraktiv wie Dalila, dafür um einiges... sympathischer. *„Klasse, kaum habe ich die eine ausgeschaltet, steht hier die nächste Frau parat.“* Auch Nathan schien... überwältigt. „Ich dachte... ich muss dich abholen“, stammelte er, als plötzlich seine Tochter vor ihm auftauchte. „Ach Dad, Sam und ich haben ganz tolles Frühstück gemacht Und da dachten wir, wir könnten einfach alle zusammen essen. Und da ich ja eine kleine süße Schwester habe die ungern ihre Spielsachen verlässt, sind wir extra hier her. Eine gute Idee, oder?“ Stolz blickte die 15-jährige ihren Vater an. „Ja, einfach toll“, beschwichtigte Nathan sie, der Sarah trotz der Überraschung höflich begrüßte und sich noch einmal dafür bedankte, dass Maddy gestern bei Sam übernachten durfte. Ry wollte sich diesen merkwürdigen... Familienzauber nicht geben. Viel lieber wollte er seinen Freunden von seiner fantastischen Nacht erzählen. „Ich... bin dann mal weg!“, verkündete er und wollte sich gerade seine Jacke schnappen. „Nein Ry, bleib doch hier!“, ertönte es laut von Maddy, die auf den Au-Pair zuging. Vorher hatte sie den, sicher schweren Korb, auf dem Küchentisch abgestellt. „Wir haben ganz leckeres Essen gemacht! Ich weiß ja, dass das nicht unbedingt Dads Spezialgebiet ist.“ *„Er hat andere Spezialgebiete“*, wäre es Rylan beinahe rausgerutscht. Er bedachte Nate mit einem wissenden Grinsen. Dieser errötete augenblicklich. Schnell wandte sich der Controller dem Schrank zu, um weitere Gläser zu holen. *„Moment mal... Maddy hat recht. Ich sollte hier essen und dafür sorgen, dass Sarahs Mom... Sarahs Mom bleibt. So nett sie auch ist.“* „Überredet, ich bleibe hier.“ Rylans Kampfgeist war geweckt. Er sah in Sarah nicht so eine Konkurrentin wie in Dalila, doch wieso sollte er es darauf ankommen lassen? Vielleicht war Sarah doch nicht so schüchtern und zurückhaltend, wie sie ihm momentan erschien. Nach wenigen Minuten saßen sie alle am Tisch. Maddy und Sam hatten tatsächlich eine ganze Menge... gekocht. Es gab Rührei, Speck, Toast und Pancakes. Und natürlich mussten Nathan und Sarah nebeneinander platz nehmen. Ry hatte sich frech an Nathans linke Seite gesetzt. Schließlich musste er sein Revier... oder was auch immer verteidigen. Wenn möglich unauffällig. *„Gestern Abend haben Nate und ich hier noch ziemlich rumgemacht. Genau auf diesem Tisch.“* Gerne hätte Rylan das laut verkündet. „Also Dad, du weißt ja sicher, dass Sarah in der Altenpflege arbeitet!“, begann die nichtsahnende Maddy und zwinkerte Sam zu. „Ja, und die Bewohner im Seniorenheim haben sie alle sehr gern! Sie sagen, sie ist die freundlichste und liebste von allen“, vollführte die sonst eher stille Sam die erste Lobeshymne. Rylan war es schon fast ein wenig unheimlich. Noch nie hatte er Sam so viel reden hören. Sarah musste lachen. „Schatz du übertreibst!“ „Mom, du bist immer so bescheiden!“ „Was ist ein Seniorenheim?“, fragte derweil Jolie und knabberte an ihrem Toast. Nachdem Sarah der kleinen geduldig ihre Frage beantwortet hatte, ging der Kampf und somit Maddys Verkupplungsversuche weiter. „Dad, findest du nicht auch, dass Sarahs total schöne Augen hat? Und ihre neue Frisur steht ihr voll super!“ „Ähm...“ Nathan war ein wenig hilflos. „Ja, natürlich du hast recht, Maddy. Sie hat sehr schöne Augen und auch... sehr schönes Haar.“ Sarah errötete sogleich. In Rylan fing es langsam an zu kochen. Er hatte sich getäuscht, so konnte man einen Mann selbstverständlich auch rumkriegen. Nicht zu viel reden und immer schön bescheiden lächeln. Er war so dumm! Die Frau war nicht zu unterschätzen. Nathan bereute seine Komplimente an Sarah, als er gerade einen Schluck Orangensaft zu sich nehmen wollte. Rylan legte ihm unverblümt eine Hand aufs Knie und schob sie weiter in Richtung... Hustend rang er nach Luft und erhob sich eilig von seinem Stuhl. „Ich... denke, ich muss ganz kurz telefonieren! Entschuldigt mich bitte!“ -- Nachdem der ganze Trubel vorbei und Rylan damit beschäftigt war, die Küche aufzuräumen, wurde er von Nathan zur Seite genommen. Jolie spielte gerade in ihrem Zimmer und Maddy... tat, was auch immer Teenager tun mussten. Vielleicht wieder einen verrückten Plan aushecken. „Was sollte das?!“ „Was sollte was?“, fragte Rylan und setzte seinen unschuldigsten Blick auf. „Du weißt ganz genau was ich meine! Wie kannst du es wagen mir an einem vollen Tisch...“ „Ja, weiter...?“ Rylan blickte Nathan gespannt an. Seine blauen Augen funkelten amüsiert. „Ich habe nichts gemacht. Noch nicht jedenfalls...“ Das Funkeln der Augen wurde gefährlicher. „Mach das nie wieder, verstanden?!“ Leicht wütend packte Nathan Rylan am T-Shirt und zog ihn zu sich heran. „Ich liebe es, wenn du so dominant bist, Nate.“ Ry prüfte den Raum, bevor er dem größeren einen flüchtigen Kuss gab. „Kann ich mir euer Auto leihen? Wäre voll super! Muss in der WG nach dem Rechten sehen. Danach komme ich wieder und gebe Maddy Nachhilfe.“ Ry wollte an dem braunhaarigen vorbei, doch dieser hielt ihn weiter bestimmt fest. „Ich meine das Ernst, Rylan. Das ist kein Spaß. Wir müssen vorsichtiger sein. Ich habe eine Familie! Deine... Aktion eben war wirklich mehr als nur daneben!“ „Schon gut. Tut mir leid.“ Das entschuldigende Lächeln erwärmte Nathans Herz sofort. *„Ich bin so ein Dummkopf. Ein Blick von ihm und meine Knie werden ganz weich.“* Er sah sich um und flüsterte ein: „Komm her!“ Er gab Ry einen zärtlichen Kuss, den dieser nur zu gern erwiderte. „Ich schätze, das war ein ´Ja, du darfst das Auto haben-Kuss´“, fand Rylan breit grinsend. -- In der WG -- „Hey Ry!“ „Oh mein Gott, was ist denn hier passiert?“ Rylan blickte sich mit schreckgeweiteten Augen um. Die WG sah aus wie ein… absoluter Saustall. Ohne das es hier überhaupt je Säue oder einen Stall gegeben hatte. „So lange war ich doch gar nicht weg!“, klagte der Blonde. Danny, der auf der Couch saß und um sein Leben zockte, ließ sich nicht beirren. „Du warst aber weg!“ „Ich bin doch nicht eure Putzfrau! Und eure Mama bin ich schon mal gar nicht.“ „Nein, du bist ja die Putze für den alten Mann.“ Danny grinste breit und hämmerte noch immer ungestüm auf seinem Gamecontroller herum. „Wo haste denn überhaupt die Konsole her?“, fragte Rylan verwirrt. Sie hatten mal zwei besessen, allerdings war eine noch immer „verliehen“. Und die andere hatte Dank Dannys Exfreundin ein unschönes Ende genommen. „Von Owen.“ Danny schaltete auf Pause. „Gut, wo das geklärt ist… Ich muss dir unbedingt was sagen!“ Ehe Danny sich versah, hatte sich Ry neben ihn auf das Sofa geworfen und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Eines von der bescheuerten Sorte. Und da das alles noch nicht genug war, umarmte er den schwarzhaarigen fest „Boah, warte mal! Du erdrückst mich!“ Erwartungsvoll schob er seinen Freund von sich und blickte ihn an. „Oh nein. Mir schwant Böses. Das fette Grinsen kenne ich. Wer ist es?“ „Was soll die Frage? Nathan natürlich! Ich bin voll happy!“ „Der alte Knacker? Was hast du mit ihm angestellt? Hoffentlich nichts Illegales?“ Rylan fing an zu lachen. „Quatsch! Ich hab‘ mit ihm schon die erste Stufe erreicht!“ „Weiß ich, was bei dir ‚die erste Stufe bedeutet? NEIN, erläutere es mir nicht. Zumindest… nicht heute. Hör mal, du... solltest das nicht an die große Glocke hängen.“ „Was meinst du damit? Du bist der erste dem ich das erzähle!“, fragte Rylan irritiert. „Dachtest du, ich gebe der lokalen Zeitung jetzt ein Interview? Mit dem Titel „Ich, männlich, 21, habe einen Familienvater verführt.“ „Ich mein ja nur.“ „Danny, was verschweigst du mir?“ Angesprochener hatte das Bild einer bestimmten Person vor Augen. „Gar nichts!“ Ehe Rylan weiter nach bohren konnte, öffnete sich die Tür. Herein stolzierte Jewel und ein kleiner braunhaariger, recht attraktiv wirkender Typ. „Ich glaube, du warst noch nie in meiner Wohnung oder?“ Jewel widmete sich ganz dem jungen Mann. „Nein, nicht das ich wüsste.“ „Na Jewel, bist du vom ´Arbeiten´ zurück?“, mischte sich Danny ein. Mit einem finsteren Blick wurde der schwarzhaarige nieder gestarrt. Erst jetzt schien der Stylist zu bemerken, dass sogar Rylan anwesend war. „Ach, biste auch mal wieder hier, Blondchen?“ „Ja. Willst du uns nicht vorstellen?“ „Hey, cool dich wiederzusehen!“ Danny sprang auf und flitzte zu dem Neuankömmling, den er nun erkannt hatte. „Wie geht’s dir, Feli?“ Danny zog ´Feli´ in eine lockere Umarmung. „Danke, gut und dir?“ „Auch gut. Und, ist dein Freund fleißig im Autohaus arbeiten? Ist sicher ein anstrengender Job! Aber er ist ja auch der Boss.“ „Autohaus?“ Auch Ry gesellte sich zu den dreien. Es war nicht unbedingt toll, wie ein Depp allein auf dem Sofa sitzen zu bleiben. „Schon gut, schon gut! Bevor ihr alle über ihn herfallt... Ja, sein Freund hat ein Autohaus. Habe ich doch mal erzählt. Ist ja nicht jeder damit zufrieden, Au-Pair für die Kinder alter Säcke zu spielen.“ Jewel sprach ein Machtwort. Rylan verdrehte genervt die Augen. „Also Feli, das ist Blondchen. Blondchen, das ist Feli.“ Nach einer gefühlten halben Stunde besaß der älteste die Höflichkeit, die beiden miteinander bekannt zu machen. „Eigentlich ist mein Name Rylan.“ Freundlich hielt er Feli die Hand hin, die dieser mit einem strahlenden Lächeln ergriff. „Nett, dich kennen zu lernen. Jewel hat mir schon viel über dich erzählt.“ „Wie ich Jewel kenne, sicher nur Schlechtes.“ Ry grinste und warf dem Lilahaarigen, der sich ein verschmitztes Lächeln verkneifen musste, einen kurzen Blick zu. -- „Sam, Operation ´Nathan und Sarah in Love´ hat doch schon mal gut angefangen.“ Maddy telefonierte draußen mit ihrer besten Freundin. Das sie nicht mal eine Stunde getrennt gewesen waren, hinderte sie nicht. „Ja, mein Dad mag deine Mom glaube ich echt gern.“ Während sie erzählte, bemerkte sie, dass jemand etwas in den Briefkasten geworfen haben musste. „Nachdem wir jetzt schon so einen guten Start mit unseren Eltern hatten, musst du mir mit Rylan helfen. Blödsinn, er ist doch nicht alt!“ Maddy holte den Schlüssel für den Briefkasten. Darin war ein grüner Umschlag. Adressiert war er an „Familie Warner“. Die Rotblonde öffnete den Brief und überflog ihn „Hey Sam!! Mein Dad hat doch vor ein paar Monaten einen Urlaub geplant. Mit Angelica und dir. Wir haben jetzt das Schreiben bekommen. In den Ferien geht’s los. Da nehmen wir einfach Rylan mit! Deine Mom muss ja leider arbeiten und Angelica ist eh nicht da. Dann hilfst du mir, ihn für mich zu gewinnen! Oh, das wird so super!“ Freudig hüpfte die 15-jährige umher. Ihre langen Haare hopsten lustig durch die Gegend. „Maddy, was machst du denn da draußen? Komm endlich rein! Du musst bald lernen!“ Nathan konnte seine Tochter nicht verstehen. Hatte sie nicht bereits genug mit Sam gequatscht? Allerdings konnte er etwas Anderes sehr gut verstehen: Wieso seine Tochter sich in Rylan verknallt hatte... Ständig musste er an ihn denken... und an das was sie getan hatten. Glücklich hielt Maddy ihrem Dad das Schreiben unter die Nase. Ihr Handy mit Sam an der Leitung noch immer in der Hand. „Dad, in unserem Urlaub nehmen wir einfach Rylan statt Angelica mit! Ist das nicht toll?“ „Moment.“ Nathan nahm den Brief an sich und las ihn ebenfalls. „Schatz, das geht nicht. Wo soll er denn bitte schlafen? Ich habe ein Zimmer mit zwei Betten für mich und Jolie und ein großes mit drei Betten für dich, Sam und... Angelica. Wir werden Rylan da sicher nicht mitnehmen!“ „Er kann doch einfach bei dir schlafen und Jolie bei Sam und mir!“ Nathans Augen weiteten sich. „Was?!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)