Aushilfe gesucht! MxM von NicoRomeo ================================================================================ Kapitel 9: ----------- *„Ich sollte die Chance nutzen, um wieder richtig im Kopf zu werden! Es ist an der Zeit“*, überlegte Nathan. Da er Dalila noch keine Antwort gegeben hatte, musste die 33-jährige andere Geschütze auffahren. Sie erhob sich vom Stuhl und beugte sich, inklusive Dekolleté, leicht über den Tisch. Raffiniert legte sie mit den Worten „Oder gibt es etwa eine andere? Deine Tochter hat da so etwas angedeutet…“ ihre Hand auf Nathans. Schockiert starrte dieser zuerst auf ihre beiden Hände und dann auf seine Kollegin. „Nein, es gibt niemanden! Was hat Madeline behauptet?“ „Du musst mir versprechen, nicht mit dem Mädchen zu schimpfen! Ich kann sie verstehen. Sie will nicht, dass du eine neue Frau kennen lernst. Sie hat bloß gesagt, du wärst bereits verliebt…“ „Das… bin ich nicht! Keineswegs.“ Wieso er sich bei diesen Worten wie ein schlechter Lügner vorkam, war dem Familienvater nicht schlüssig… „Dann… spricht doch nichts gegen unser Date. Nicht wahr?“ Hoffnungsvoll auf eine positive Antwort wartend, blickte Dalila Nathan mit ihren großen braunen Augen an. Dalila hatte Recht. Im Prinzip sprach nichts gegen das Date. Außerdem konnte Nathaniel diese Chance nicht ausschlagen. Er hatte sich sowieso bereits viel zu lange davor gedrückt, eine neue Frau kennen zu lernen. „Nein, es spricht nichts dagegen“, antwortete der Controller seiner Kollegin auf die Frage. Sofort zeichnete sich ein großes Lächeln auf dem Gesicht von Dalila ab. „Super! Ich freue mich, Nathaniel!“ Glücklich hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Nathan lächelte bloß. *„Tue ich wirklich das richtige?“* Nachdem sie ihn darum bat, gegen 20:00 Uhr bei ihm zu sein und noch ein paar Mal sichtliche Freude über die Zustimmung zum Date zeigte, verschwand sie aus Nathans Büro. Dieser blieb mit gemischten Gefühlen zurück. Er wusste noch immer nicht ganz, wieso er nicht einfach abschalten- und sich auf das Date mit einer tollen, attraktiven Frau freuen konnte. Stattdessen verfolgte ihn stets ein blaues, funkelndes Augenpaar, das sicher nicht zu seiner Kollegin gehörte. -- Rylan nutzte die Zeit, in der er sich mal nicht um Madeline oder Jolie kümmern müsste, um seine Familie zu besuchen. Diesen „freien Nachmittag“ hatte er dem Umstand zu verdanken, dass die Kinder aus der Kita und ihre… sicher sehr glücklichen Betreuer einen Zirkus besuchten. *„Die haben doch sicher schon jeden Tag Zirkus“*, hatte Ry sich mitleidig gedacht, als er das kleine Mädchen erfolgreich abgeliefert hatte. Selbstverständlich hatte er Nathan um Erlaubnis gefragt, denn er hatte seinen Kleinwagen genutzt, um zu seinem Elternhaus zu kommen. Madeline musste mit Sam noch an ihrem höchst wichtigen Schulprojekt arbeiten. Ihm konnte es nur recht sein. *„Die planen sicher irgendetwas Schräges…“* „Hey Leute!“, rief Rylan fröhlich ins Haus, als er die Tür aufschloss. Er freute sich sehr, seine Eltern sowie seine Geschwister endlich mal wiederzusehen. Allerdings bekam er zunächst keine Antwort. Verwundert ging er ins Wohnzimmer. Er fand jedoch niemanden vor. Schulterzuckend wollte er sich wieder umdrehen, als er gegen seinen jüngeren Bruder Gregory lief. „Rylan! Du bist hier!“ Munter wurde er von dem 17-jährigen umarmt. „Das bin ich! Na, wie geht es dir?“, wollte der Blonde lächelnd wissen, nachdem er die Umarmung erwidert hatte. „Und wo hast du den Rest der Rasselbande gelassen?“ „Die sind einkaufen. Schon seit Ewigkeiten. Außer Dad, der ist arbeiten.“ Gregory hatte sich inzwischen aufs Sofa gesetzt und spielte an seiner portablen, schwarzen Spielekonsole. „Du hast, wie ich sehe, noch immer ziemlich viel Interesse an dem Teil?“, fragte Ry und seufzte leicht. Gregory war das komplette Gegenteil von ihm. Der Junge hatte ein paar Kilos zu viel, was nicht schlimm war, doch so etwas wie Rausgehen und Freunde treffen war dem Braunhaarigen gänzlich unbekannt. „Ja klar. Ist voll der Hammer! Dad zockt das auch manchmal. Wenn Mom nicht da ist.“ Begeistert wurde Ry angesehen. Gerade als sich der blonde äußern wollte, ging die Tür auf. „Wem gehört bloß dieses Auto, was draußen steht?“, hörte man eine weibliche Stimme fragen. Auf Rys Gesicht huschte ein Lächeln. Er strubbelte seinem Bruder durch die Haare und sprintete dann zur Eingangstür. Mrs. Bennett und Hailey, Rylans mittlere Schwester, schleppten gerade unzählige Einkaufstüten herein. „Ihr wart mal kurz einkaufen. Hat sich also nichts verändert. Schön euch wiederzusehen.“ Der 21-jährige grinste. „Rylan!“ Sofort stürmte Hailey auf ihren Bruder zu. Die 19-jährige sprang ihn sogar beinahe an. „Da kommt mein Ältester mal nach Hause. Aber Tragen helfen tut er nicht.“ Mrs. Bennett, eine kleine rundliche Frau um die 45, wartete geduldig, bis Hailey Rylan freigab. Erst dann konnte auch sie den Blonden in die Arme schließen. „Du warst lange nicht hier, Großer“. „Ich weiß, tut mir leid.“ „Hast du Danny mitgebracht???“, wollte Hailey aufgeregt wissen und strich sich dabei durch ihr langes braunes Haar. Die Spitzen hatte sie sich blond färben lassen. „Nein. Und ich werde Danny auch sicher nie mehr mitbringen. Du weißt er hat eine Freundin und ist zudem älter als du.“ „Bloß zwei Jahre.“ Hailey streckte Rylan frech die Zunge raus. Der große, gut gebaute schwarzhaarige war seit Kindertagen ihr Schwarm. „Irgendwann schneide ich dir deine Zunge mal ab.“ Nachdem Ry sich erbarmt hatte, trug er die vollen Tüten in die Küche. Und in Haileys Palast… „Wie viel hast du wieder geholt? Du hast genug Klamotten!“, fand Rylan, nachdem er sich erst mal atemlos aufs Bett setzen musste. „War alles im Ausverkauf!“, rechtfertigte sich seine Schwester. „Außerdem hast du auch voll viel Zeug. Für einen Kerl zumindest.“ „Ich lass‘ aber nicht andere die Tüten tragen.“ Ry grinste. „Du bist ja auch kein hübsches Mädchen, so wie ich.“ Hailey klimperte mit ihren bezaubernden blauen Augen. „Das stimmt. Aber hör mal zu, ‚hübsches Mädchen‘. Musst du so herumlaufen? Die Männer kommen da nur auf dumme Gedanken.“ Der Blonde deutete auf den gut sichtbaren Bauch. Hailey hatte eine tolle Figur. Sie war nicht zu dünn und nicht zu dick. Und diese tolle Figur betonte sie heute besonders durch ihr weißes, bauchfreies Oberteil und ihr blitzendes Bauchnabelpiercing. „Muss ich mich hässlich anziehen, nur weil ihr Kerle immer gleich an das Eine denken müsst?“, antwortete sie gekonnt und stemmte die Hände in die Hüften. „Punkt für dich. Ich sag‘ hier besser nichts mehr.“ Rylan schenkte der 19-jährigen ein anerkennendes Lächeln. Sie setzten sich gemeinsam ins Wohnzimmer. „Gregory Schatz, pack‘ doch mal das Ding weg!“, rief Rylans Mom und verdrehte genervt die Augen. „Dein Bruder ist nicht alle Tage bei uns.“ „Lass‘ ihn, Mom. Ich habe ihn auch so lieb.“ Rylan kniff dem Braunhaarigen in die Wange. Dieser gab ein Brummeln von sich. „Ist das denn dein Auto?“, fasste Hailey die Frage ihrer Mutter wieder auf, während diese noch ein paar Kekse aus der Küche holte. „Nein, das gehört sozusagen meinem… Chef.“ Bei dem Gedanken an den heißen Nathan musste der Aushilfs-Au-Pair breit grinsen. „Wieso grinst du so? Stehst du auf den?“ Hailey fing an zu kichern. „Kann schon sein.“ Ry zwinkerte verheißungsvoll. „Aber sagt mal, wo ist meine kleine Prinzessin Lily?“ „Die ist bei Laura spielen. Und jetzt erzähl‘ endlich!“ Rylan blieb nichts Anderes übrig, als seiner Schwester Rede und Antwort zu stehen. Und zwar so lange, bis er Jolie abholen musste… -- Als Nathaniel endlich vor seiner Haustür stand und diese öffnete, kam ihm seine kleine Tochter entgegen. „Daddy Daddy! Hast du mir die neue Puppe mitgebracht?“, fragte sie und schaute auf seine… puppenfreien Hände. „Oh Liebling, tut mir leid, das habe ich vergessen! Ich kaufe dir Morgen eine, ja?“ Jolie fing augenblicklich an zu schniefen. „Nicht weinen, bitte! Du bist doch meine große, tapfere Prinzessin.“ Der 35-jährige hob die Kleine auf seinen Arm. „Dafür bekommst du Morgen eine wirklich schöne!“ Jolie schien diese Antwort ein wenig mehr zuzusagen. Sie stellte das Schluchzen langsam ein. Der Familienvater wischte ihr die Tränen weg und setzte seine Tochter aufs Sofa. „Wo ist denn eigentlich Rylan?“ Dieser gottverdammte Bengel war nicht auszumachen und seine Tochter sollte nicht alleine im Haus herumlaufen. Wieso sonst hatte er ihn eingestellt? *„Damit du dich an seinem jungen, ansehnlichen, und nicht zu vergessen männlichen, Körper…“* Nun war es wohl an Nathan, ein Teufelchen in seinem Kopf zu bändigen! „Wird echt Zeit, dass ich eine Verabredung mit einer Frau habe…“ „Rylan ist in seinem Zimmer. Er hat gesagt, er kommt gleich und das ich kurz weiter mit meinem Puppenhaus spielen soll!“, plauderte Jolie und fing an, auf dem Sofa herum zu hüpfen. „Jolie, Jolie, was soll das denn? Komm da auf der Stelle runter!“ „Das ist aber lustig, Daddy!“ Seufzend wollte er den kleinen, hüpfenden Gummiball wieder einfangen. „Dad, du bist ja schon zu Hause!“, hörte man auf einmal eine… nicht sehr erfreute, weibliche Stimme rufen. Nathan drehte sich zu seiner ältesten Tochter Maddy um. Diese kam gerade mit ihrer besten Freundin Samantha zur Tür herein. „Soll das ein Vorwurf sein, Madeline?“, fragte er scharf. „Hallo Samantha“, grüßte er das Mädchen, die seinen Gruß bloß mit einem Nicken erwiderte. Ihm fiel auf, dass Sam eine bunte Reisetasche trug. „Scheiße! Ich habe ganz vergessen, dass Samantha heute hier übernachtet.“ Verdattert sahen sich die Freundinnen an. „Dad, was redest du? Sei‘ nicht so unhöflich zu Sam!“ „Hihi, Daddy hat ein böses Wort gesagt!“, amüsierte sich derweil Jolie und klatschte in die Hände. „Entschuldige bitte, aber ich bin heute Abend nicht da. Es ist etwas Wichtiges dazwischengekommen. Maddy… könntest du denn heute nicht vielleicht bei Sam übernachten?“ Bittend blickte er die braunhaarige Freundin an. „Wo bist du denn heute, Dad?“, wollte Maddy skeptisch wissen und verschränkte die Arme. „Bei einem… Termin. Ein Geschäftstermin, Sherlock.“ Als ob sie ihren Vater auf die Richtigkeit seiner Aussage überprüfen wollte, musterte Maddy ihren Dad lange. Anscheinend machte Nathaniel sich im Lügen gar nicht mal so schlecht, denn nach einer Weile nickte der Teenager. *„Gratuliere, du hast deine Tochter erfolgreich belogen.“* „Ich muss meine Mom fragen“, antwortete Sam langsam. „Klasse, sie ist noch im Auto und telefoniert“, stellte die, ebenfalls 15-jährige, fest. -- Nachdem Nathan nach draußen zu Sams Mutter geeilt und mit ihr alles geklärt hatte, war er um einiges erleichterter. Maddy und Sam hatten die beiden neugierig beobachtet. „Sie würden so ein schönes Paar abgeben!“, schwärmte Maddy. Sam konnte ihr da nur beipflichten. „Und wir wären dann Schwestern!“, fügte sie hinzu. „Ihr zwei, nicht tuscheln. Maddy pack‘ bitte deine Sachen. Sarah nimmt euch gleich mit!“ „Und ich muss jetzt mal diesen verfluchten Jungen aus seinem Zimmer rausschmeißen!“, murmelte Nathan mehr zu sich selbst, während er den ehemaligen Raum von Angelica ansteuerte. Genervt klopfte er. „Rylan, ich muss dringend mit dir sprechen.“ Schließlich musste er dem Blondie verklickern, das er heute Abend nicht da sein würde. Maddy wusste er in einer sicheren Umgebung. Blieb noch Jolie. Und wenn ein Aufpass-Abend bei Rylan bedeutete, dass er seine Prinzessin alleine ließ und sich nur im Zimmer herumtrieb, dann war Schluss mit lustig! Die Kinder waren immerhin das einzige, was er hatte. „Kommen Sie rein, Mr. W.!“, säuselte Ry. Der 21-jährige hatte beschlossen, Nathans Namen einfach dauerhaft abzukürzen. War sowieso viel zu lang. Hoffentlich bot ihm Nate irgendwann eine vertrautere Anrede an. Obwohl, ihn „Mr.“ zu nennen, war gar nicht mal so unsexy… Nathan seufzte, bevor er die Tür öffnete. Als er Rylan erblickte, wusste er, wieso er besser draußen geblieben wäre. Der junge Mann stand - wie immer - halbnackt vorm Spiegel. Mit geöffneter Hose. Die schwarze Boxershorts war wunderbar zu erkennen. Bei Nathan brannte eine Sicherung durch. „WAS soll da-?!“ „Bye Rylan, bye Dad! Ich bin jetzt weg!“, hörte man Maddy rufen. *„Wie schön, dass sie den Blondie zuerst nennt, wo sie doch angeblich gar nicht mehr verknallt ist…“*, dachte sich der Controller. Seufzend atmete der Braunhaarige einmal ein und aus. Er durfte sich nicht so leicht aus der Fassung bringen lassen! Ein Wunder, das er überhaupt noch denken konnte, denn Rylan machte ein paar Schritte Richtung Tür. Durch ein Handzeichen seitens Nathan wurde dieser gestoppt. „Du denkst doch nicht daran, so rauszugehen? Worüber haben wir heute Morgen gesprochen? Spreche ich vielleicht Chinesisch?“ „Bye Maddy!“, rief Ry, auch wenn er noch nicht wusste, wo sein Schützling hingehen würde. „Und zufrieden? “ Erwartungsvoll wurde Nathan angesehen. „Nein, soweit ich weiß sprechen Sie kein Chinesisch.“ *„Hoffentlich aber Französisch…“* „Ja. Ich meine Nein. Wieso sagst du mir, dass ich reinkommen kann, wenn du gerade beim… Umziehen bist?“ „Ach, Mr. W.! Manchmal sind Sie schon ein wenig… anstrengend. Sie haben doch dasselbe da unten wie ich oder etwa nicht?!“ Auf Rylans Gesicht erschien ein amüsiertes Lächeln. Nathan sah ihn sprachlos und mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich?! Anstrengend?“ Auf die Frage ging er lieber nicht ein. Schön, sie waren beide Männer. Trotzdem kannte er das so nicht. Diese… Freizügigkeit. „Holt mich Morgen um 11:00 Uhr ab!“, rief Maddy erneut dazwischen. „Warte, Süße! Ich will dich noch richtig verabschieden!“, hielt er Maddy zurück. „Und DU! Bleib‘ genau so stehen!“, bellte Nate. Er deutete auf Rylan. Dieser nickte nur. Nach zwei Minuten stand Nathan von neuem bei seiner Aushilfe. Selbstverständlich hatte sich der Braunhaarige vergewissert, dass Jolie nichts anstellte. Sie saß mit Stiften und dickem Malbuch versorgt in der Küche. „So!“ Nathan schloss die Tür. „Muss ich Angst haben?“, fragte Ry und verkniff sich, wenig erfolgreich, ein Grinsen. „Manchmal habe ich das Gefühl für dich ist alles nur ein großer Spaß!“, warf Nathan ihm vor. „Was ist denn überhaupt los, Mr. W.?“, fragte der Blonde nun in einem vernünftigen Ton, schaute aber im nächsten Moment in den Spiegel, um seine Haare herzurichten. „Sieh‘ mich gefälligst an wenn ich mit dir rede!“ Unsanft drehte er den Aushilfs-Au-Pair an der nackten Schulter zu sich herum. Sofort durchflutete ein angenehmes Kribbeln Nathans Körper. Auf Rylans Gesicht schlich sich erneut ein unverschämtes Grinsen. *„Hat er etwa was bemerkt? Dieses verdammte Grinsen, dieser verdammte Kerl! Was wollte ich eigentlich nochmal?“* Nathan vergaß kurzzeitig, wieso er den jüngeren aufgesucht hatte. Zu allem Übel kam hinzu, dass seine elende Hand sich nicht von Rylans Schulter lösen wollte. *„Lass‘ sie ruhig da. Wenn schon nicht weiter unten…“* Rys Teufelchen hatte gesprochen. Glücklicherweise schaffte es Nate doch und verschränkte die Arme, um weiteren unbedachten Handlungen vorzubeugen. „Also, der eigentliche Grund wieso ich hier bin, ist, dass ich heute Abend einen Termin habe. Und deswegen musst du ab 19:30 Uhr alleine auf Jolie aufpassen. Ich weiß nicht, wie lange das dauert.“ Der Familienvater hatte auf der Heimfahrt akribisch überlegt, was er sagen konnte, wieso er heute weg musste. Rylan ging es sowieso nichts an, dass er sich mit Dalila traf. Und mit Madeline würde er noch ein ernstes Wörtchen reden - wenn Sam nicht an ihr klebte. „Einen Termin?“, wiederholte Ry. „Sie haben wahrscheinlich vergessen, dass ich heute Bandprobe habe. Heute ist doch mein freier Abend. Das hatten wir vereinbart. Danach wollte ich mit meinen Freunden um die Häuser ziehen…“ „Ach, stimmt!“ Nathan schlug sich mit der Hand vors Gesicht. „Was mache ich jetzt nur?“ Rylan seufzte. „Ich kann die Bandprobe nicht verpassen, aber wenn Sie wollen, kann ich danach hier her kommen. Muss ich eben verzichten.“ Er hatte sich zwar schon gefreut, aber er konnte unmöglich zulassen, dass sein Objekt der Begierde Probleme bekam. Hätte er den wahren Grund gewusst, hätte er das vermutlich niemals vorgeschlagen. Vor allem nicht wenn er wüsste, dass der besagte „Termin“ zwei schlagkräftige Argumente vorzuweisen hatte. „Ist das wirklich… in Ordnung?“ Nathan kratzte sich schuldbewusst am Kopf. „Ja, sonst hätte ich es nicht angeboten.“ Ry zwinkerte. Nathan musste sich räuspern. „Gut, ich danke dir. Ich… lass‘ dir dann mal Zeit dich… fertig zu machen. Wie auch immer.“ Nathan fasste sich an die Stirn und wollte sich umdrehen. Stoppte jedoch im selben Moment wieder. „Oh, nein, ich habe noch was vergessen. Ich verstehe ja, dass du dich umziehen musst, aber bitte warte beim nächsten Mal, bis ich da bin. Jolie ist mir sonst zu lange unbeaufsichtigt.“ „Ich habe ihr gesagt, sie soll laut rufen, wenn was ist und das ich mich beeile. Aber ich weiß was Sie meinen. Wird nicht wieder vorkommen.“ „Gut.“ Nathan nickte und machte sich daran, aus dem Raum zu kommen. Rylan wandte sich dem Schrank zu. Er avisierte die rot-schwarze Sporttasche, die auf diesem war. Er streckte seinen Arm und versuchte sie zu greifen, doch er kam nicht dran. Wieso war er auf die hirnrissige Idee gekommen, sie dort oben zu platzieren? Gut, er hatte gewollt, dass niemand in seinen heiligen Sachen herumstöberte, aber es war nicht so, dass er Hunderte von Dildos dort drin lagerte. „Warte, ich helfe dir.“ Plötzlich bemerkte Rylan, wie sich ein starker männlicher Körper von hinten an ihn drückte. Schlagartig hielt er inne. Nathan packte zielsicher die Tasche, hob sie vorsichtig vom Schrank und stellte sich auf dem Boden ab. Erst als ihm bewusst wurde, wie nah er momentan dem - halbnackten - Rylan war, errötete sein Kopf ruckartig. *„In was für bescheuerte Situationen bringe ich mich eigentlich immer?“* „Danke“, hauchte Ry leise, drehte sich zu Nathan und lächelte sein schönstes Lächeln. Nate musste schlucken. Blondie fesselte ihn. Nicht, dass er dafür echte Fesseln brauchen würde! Er wollte seinen Blick abwenden, doch Rylans anziehende blaue Augen nahmen ihn gefangen. Er tauchte in die blauen Seen ein, ließ sich fallen. Ohne es zu realisieren näherte er sich dem Blonden weiter. Auch Rylan war wie gebannt. Unbewusst leckte er sich über die Lippen. Die freie Hand des Braunhaarigen machte sich selbstständig und wollte Rylans Wange streicheln. Die Tür wurde mit lautem Karacho geöffnet und herein trampelte Jolie. „Daddy! Rylan!“ Erschrocken, und irgendwie ertappt, sahen sie zu dem kleinen Eindringling. Rylan reagierte und ging einen Schritt zurück. Dadurch stieß er sich den Kopf am Schrank. Fluchend fummelte er wild an seiner Hose, um diese zu schließen. Nathan stellte sich so vor Ry, dass die Sicht auf ihn versperrt war. Er hatte dem 21-jährigen nicht umsonst darum gebeten, sich bedeckt zu halten! „Daddy, wolltest du Rylan küssen? So wie sich Mummys und Daddys küssen, wenn sie sich lieb haben?“, fragte Jolie neugierig und mit großen Augen. „Ähm, nein Schatz! Ich habe ihm nur bei etwas geholfen!“, erklärte der überrumpelte 35-jährige. In seinen Gedanken kämpfte ein Sturm. Er war so unglaublich… dumm! Anstatt den Blondie zu meiden, drückte er sich ja fast schon an ihn! „Bei was denn geholfen, Daddy?“ Jolie konnte ja bekanntlich sehr hartnäckig sein… „Das erkläre ich dir später. Komm‘, zeig‘ mir was für tolle Bilder du ausgemalt hast!“ „Verdammt!“, ärgerte sich Rylan. *„Ich glaube, wir hätten uns echt fast… Ich muss einfach dranbleiben.“* Glücklich grinste er vor sich hin. Er wollte den älteren endlich für sich haben! Und nun hatte er den endgültigen Beweis, dass es nicht hoffnungslos war. Er konnte es spüren. -- Mittlerweile war es kurz vor 19:35 Uhr. „Danny beeil‘ dich bitte, ich muss pünktlich da sein“, drängte Rylan seinen besten Freund. Sie saßen nach der Bandprobe alle zusammen in einer alten Gurke, auch „Dannys Ersatzauto“ genannt. Ein Wunder, dass diese vier Männer noch problemlos transportierte. „Jaja, wir wissen ja, dass dein toller Schwarm einen hoch wichtigen Termin hat!“ Danny drückte aufs Gaspedal. Leider gab der Wagen nicht viel her… „Bestimmt geht er jetzt seine Kollegin knallen“, kam es süffisant grinsend von Jewel. Rylan warf dem Stylisten einen bösen Blick zu. „Ja, was denn, Blondchen?! Bist doch sonst nicht so naiv.“ „SCHLUSS JETZT!“ Owen, der ebenfalls mit im Auto saß, war tödlich genervt. „Ihr seid schlimmer als zwei Weiber.“ Stellas Cousin bemitleidete Danny und sich. Als sie endlich ankamen, ließ Owen Rylan raus. Der Wagen besaß leider nur zwei, bzw. mit dem Kofferraum drei Türen. „Danke. Und viel Spaß euch. Trinkt einen für mich mit. Beim nächsten Mal bin ich wieder mit dabei“, versprach der Aushilfs-Au-Pair. Auch der Lilahaarige hatte darauf bestanden, kurz aussteigen zu dürfen. Draußen angekommen flüsterte er Ry etwas ins Ohr und umarmte ihn zum Abschied. Er schaute Rylan mit undurchsichtiger Miene und verschränkten Armen hinterher. Verwirrt beobachteten Danny und Owen das Szenario. „Jewel, steig‘ wieder ein, man! Ich sag’s ja. Schlimmer als zwei Weiber. Lass‘ uns jetzt unsere Frauchen abholen, Danny.“ Owen setzte sich, nachdem auch Jewel wieder hinten Platz genommen hatte. Das Auto gab unter Owens stattlichem Gewicht einen gequälten Laut von sich. „Was sollte das eben?“ Danny nahm seine Sonnenbrille ab und drehte sich fragend zu seinem Kumpel um. „Was soll was?!“, antwortete Jewel abweisend und griff nach seinem Handy. Danny warf dem 23-jährigen weiter fragende Blicke zu. „Was guckst du so dumm, Daniel? Hast du ein Problem?“, fragte dieser mittlerweile gereizt. „Ich habe kein Problem, aber ich glaube dass du eines hast. Morgen reden wir mal, Jeremias.“ -- Nathaniel stand ungeduldig in der Küche. Wie bestellt und nicht abgeholt. Jolie spielte im Wohnzimmer mit ihrem großen, braunen Teddybär. „Wo bleibt Rylan nur?!“ Eine Frau wie Dalila Di Nardo ließ man nicht warten. Das gehörte sich nicht! Er musste ja auch noch zu der attraktiven Brauhaarigen kommen. Fliegen konnte er nicht! Irgendwann sah Nathan einen alten grau-grünen Nissan Sunny halten. Aussteigen tat zunächst aber nicht Rylan, sondern ein kräftiger junger Mann. Danach erschien Rylan und der… wahrhaftig lilahaarige Typ, mit dem er seinen Au-Pair hatte rumknutschen sehen. -- Als Rylan mit seinem Schlüssel gerade die Haustür öffnen wollte, wurde diese aufgerissen. „Es ist verdammt spät!“, rief Nathan sauer. *„Anstatt seinen kleinen Hintern hier rein zu bewegen, muss er sich noch dramatisch von dem lilanen Kerl umarmen lassen!“* In dem Controller, der sich ironischerweise gerade nicht so unter Kontrolle hatte, stieg ein hässliches, beinahe ekliges Gefühl hoch. „Mr. W., seien Sie doch froh, dass ich es überhaupt noch geschafft habe! Immerhin hatten wir ursprünglich etwas Anderes für heute abgemacht.“ Ein wenig fassungslos über diese… Dreistigkeit zog Ry sich erst mal seine schwarze Lederjacke aus. Um sich zu beruhigen, fuhr er sich durch die mittlerweile etwas kürzeren Haare. Jewel hatte vor der Probe noch schnell Hand angelegt… Diesmal nur an seinen Haaren. Mit einem Mal fiel Rylans Blick auf den teuer aussehenden Wein und den ebenfalls nicht billig aussehenden Blumenstrauß. Beides stand auf dem Küchentisch. „Wow. Sie gehen jetzt echt die Alte knallen“, sagte Ry tonlos. Er musste schlucken. Ihm gefiel das ganz und gar nicht. Er hatte wirklich gedacht, er hatte da heute in seinem Zimmer etwas gespürt. Sein sonst eher taffes Selbstbewusstsein hatte sich aus dem Staub gemacht. „‘Die Alte knallen‘?! Wie redest du über Dalila? Und was geht dich das überhaupt an?!“ „Sie haben Recht. Es geht mich nichts an“, sprach Ry langsam, lehnte sich gegen den Tisch und sah den älteren einfach nur an. Nathan verlor sich in diesem intensiven Blick. Diesen Augen... Sein nächtlicher Traum entflammte in ihm und sandte heiße Wellen durch seinen Körper. „Wieso… wieso tust du mir das an? Ich… kann nicht aufhören an dich zu denken!“ Verzweifelt raufte sich der Familienvater die Haare. Wem machte er eigentlich was vor? Er wollte nicht Dalila, er wollte… „Was?!“ Rylan war verdutzt. Ehe er sich versehen konnte, wurde er gepackt und von Nate hart gegen die nächstbeste Wand gedrückt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)