A ever changing Life von Satomi ================================================================================ Kapitel 36: Schuldgefühle ------------------------- Nicht einmal eine halbe Stunde später betritt Paolo mit Jan und Lea das Krankenzimmer, er kann nur nicht einschätzen weshalb Jan Sophie so kritisch und seltsam ansieht, bevor er sich auf die Unterlippe beißt und mit zitterten Schultern wegsieht. Das Verhalten von dem Jüngeren macht ihn selbst nervös, sodass er zögernd sich dem Krankenbett nähert. Als er Sophie so mit den ganzen Verbindungen sieht beißt er sich auf die Unterlippe, während er sich einfach an das heruntergelassene Bettgestell lehnt und zu Scott sieht, der Sophies Hand losgelassen hat. Dieses stetige Piepen über Sophie beruhigt ihn kaum, seine Freundin ist blass, was ihn beunruhigt. „Schläft sie?“ „Ja, sie ist vor einer knappen Stunde eingeschlafen, aber sie wird wieder.“ Dieses zaghafte Lächeln von Scott erleichtert ihn nicht, nur zu wissen, dass es Sophie bald wieder gut gehen wird, so setzt er sich zu seiner Freundin und nimmt ihre linke Hand in seine. Er hätte besser auf sie achten müssen, aber er hat versagt. „Papa du siehst müde aus … wer ist der Junge da drüben am Fenster?“ Lea steht neben Scott und deutet auf Niclas, der am Fenster steht, den Paolo ignoriert, genauso wie das Lächeln, was Scott an den Jungen richtet. „Das ist Niclas, er ist Dereks Sohn und euer Cousin.“ „Echt und wirklich?“ Diese nervige und neugierige hohe Stimme von Lea hat scheinbar Sophie geweckt, denn diese verzieht das Gesicht, öffnet die Augen und sieht die Jüngere finster an, was ihn schmunzeln lässt. Dafür kann er sehen, wie sich Lea hinter Scott versteckt und leise ein „Ups.“ nuschelt. Nun kann sich Paolo es nicht verkneifen zu grinsen, dieser Dickschädel versucht dennoch sich aufzusetzen, bei ihrem schweifenden Blick huscht ihm sein freches Grinsen über die Lippe, sie sieht ihn so verschlafen aus. „Hey Cariño.“ Ihre Stimme klingt in seinen Ohren so anders, er muss sie nicht einmal fragen, wie es ihr geht, er sieht es ihr an. Skeptisch wird hingegen sein Blick, als sie ihn und Niclas musternd von Kopf bis Fuß ansieht. Er kann nur vermuten, dass sie so musternd blickt, weil sie noch immer die blutgetränkte Kleidung tragen. „Von welchem Schlachtfeld seid ihr denn gekommen?“ „Von der Schule.“ Mehr fällt ihm einfach nicht dazu ein, dennoch sieht er wie sie den Mund zu einem Glucksen verzieht, aber der Versuch zu lachen endet hustend. Nun sieht er sie besorgt an, wie auch die Anderen. „Alles okay?“ Dieses schwache Nicken von ihr lässt ihn grummeln, sie verschweigt ihre Schmerzen, um niemanden Sorgen zu machen. „Mein Hals ist nur ziemlich trocken.“ „Darfst du noch nichts trinken?“ Er beobachtet im Augenwinkel, wie Scott aufsteht und aus dem Zimmer geht und nach kurzer Zeit wieder kommt. Kurz danach, kommt eine Schwester ins Zimmer und stutzt, weil so viele Leute im Raum sind. „Ist das deine Familie?“ Sophie lächelt und nickt. Die Krankenschwester stellt in ihrer weißen Arbeitskleidung und den zusammen gebundenen dunkelbraunen Haaren ein Tablett auf den Tisch, sieht den neugierigen Blick des kleinen blonden Mädchens neben sich. „Ist sie deine Schwester?“ „Ja.“ Zwar antworten die beiden gleichzeitig, aber Sophies Stimme ist leiser. Mit einem zaghaften Schmunzeln auf den Lippen hantiert die Frau mit der Kanne und einer Tasse. „In Rücksprache mit dem Arzt darfst du Tee trinken. Du darfst noch nichts Festes zu dir nehmen.“ „Ich habe von essen die Nase voll.“ An ihrem grimmigen Gesichtsausdruck kann er sie gut verstehen, es war dieses Mal so verdammt knapp gewesen, als er sie beobachtet, wie sie den Tee probiert kann er dieses angewiderte Gesicht bei ihr sehen. „Einen anderen Tee haben sie nicht da oder?“ „Du magst keinen Kamillentee?“ „Nicht wirklich.“ Ihm rutscht ein prusten heraus, er weiß wieso sie diese Teesorte nicht mag, sie wurden im Kindergarten mit diesem Tee geradezu gequält. Nur hat er sich die Aufmerksamkeit verschafft, sieht den Blick der Krankenschwester. „Oh okay … Wie seht ihr beide denn aus?“ Der entsetzte Blick der Schwester ist an ihn und Niclas gerichtet, sieht aber ein niedliches Lächeln von Sophie. „Darf ich vorstellen, meine edlen Ritter.“ Bei dieser Bezeichnung kichert nicht nur er, auch Scott und Niclas kichern darüber, während die Schwester noch immer musternd zu ihnen blickt. „Ihr solltet euch etwas anderes anziehen, ihr seht aus, als hättet ihr etwas angestellt.“ „Wohl eher jemanden gerettet.“ Ein mehrmaliges Piepen ertönt, sodass die Schwester auf ein Gerät sieht und mit eiligen Schritten verschwindet. Er beobachtet Sophie noch immer, die erneut über seine Klamotten mit den Augen wandert bevor ihr Blick zu Niclas schweift, seufzend richtet er sich auf, sie sehen alle drei aus, als hätten sie einen Mord begangen und dabei vom Opfer das Blut abbekommen, nur sitzt das Opfer viel mehr neben ihm und kräuselt die Lippen. „Könnt ihr euch bitte etwas anderes anziehen?“ „Ich habe nichts hier und das Shirt ist sowieso versaut.“ Der andere McCallum sieht erneut aus dem Fenster, während Paolo von seinem zu ihrem Shirt sieht. „Mir sind die Klamotten ziemlich egal, willst du dir nicht selbst was anderes anziehen?“ „Ich habe weder andere Sachen hier, noch kann ich so einfach mal die Schläuche herausziehen. Aber ihr beide seht aus.“ Als sie den Kopf schüttelt hält sie inne, was ihn wundert, so sieht er zum Tisch, wo er vorhin ihre Sporttasche einfach hat fallen gelassen, als er wieder zu ihr blickt, wirft sie ihm einen finsteren und skeptischen Blick zu. „Hast du etwa in meinen Klamotten gewühlt?“ Augen verdrehend sieht Paolo wieder zu ihr, ihr war es bezüglich ihrer Unterwäsche peinlich, dass es ihm wiederum Spaß gemacht hat seiner Freundin Sachen einzupacken wird er ihr nicht auf die Nase binden. „Es wäre das erste Mal, wenn es dich stören würde. Hallo ich bin dein Freund, ich darf das.“ Oder auch nicht, ihr finsterer Blick durchbohrt ihn geradezu, aber nerviger sind die Blicke von Scott und Niclas die ihn argwöhnisch ansehen. „Ich habe ja nicht nur ein paar Sachen für dich eingepackt.“ Er stößt sich ab, geht zu ihrer Sporttasche und holt aus dem Seitenfach ihren Ipod und reicht diesen ihr. „Ich kenne dich doch, ohne Musik, würdest du es hier nicht aushalten.“ Ihren kritischen Blick kontert er mit seinen Grinsen, aber ihren Blick zufolge, sieht sie wie es ihm wirklich geht, dass wusste sie schon immer. In den letzten Stunden hat er oft geweint, seine Augen sind rötlich unterlaufen, als sie den Blick zur Tasse senkt, kann er das leichte Zittern ihrer schmalen Schultern sehen. „Es tut mir leid.“ „Wieso sollte dir denn etwas leidtun?“ Immerhin hat er doch beim Mittagessen diesen Fehler gemacht, wegen ihm ist sie im Krankenhaus gelandet, wenn sich jemand entschuldigen sollte, dann er. „Ich habe euch Angst, Sorgen und Kummer bereitet, dabei habt ihr mich lieb.“ „Ich habe dich nicht nur lieb, ich habe dich sehr lieb, weil du meine große Schwester bist.“ Dieses Grinsen der Fünfjährigen, welche zu Sophie auf das Bett geklettert ist, bringt sie zum Glucksen. „Hey, nicht weinen, sonst schmolle ich dich solange an, bis du lachen musst.“ „Das will ich sehen, du kleines Nervenbündel.“ Die braunen Augen von Lea, verfinstern sich und sie schmollt Sophie solange an, bis sie wirklich kichert. Aber als sie innehält und ihren Oberkörper abtastet verzieht sie bereits schmerzvoll das Gesicht. Sie tastet ihren Oberkörper weiter entlang und unter der Baumwolle des Poloshirts spürt sie nicht ihre Haut, sondern Verband, welches dieses seltsame Spannen um ihren Bauch und Oberkörper verursacht. Sie ertastet unter dem Shirt, das raue Gewebe, aber dieser ist nicht elastisch genug, was sie beunruhigt und nervös schlucken lässt. „Sophie, was ist denn?“ Ihr Blick wandert zu Lea, die sie mit großen besorgten Augen ansieht, da wird die Kleine von Scott vom Bett gehoben. Mit schmerzverzogenen Gesicht sieht Sophie zu ihm. Das nervöse Piepen über ihr beunruhigt nicht nur ihn. Ihre Unruhe wächst, als der Verband weiter verrutscht, an den falschen Stellen liegt und ihr schlichtweg die Luft zum Atmen nimmt. „Sophie, was-.“ „I-Ich bekomme … keine Luft.“ Schließlich kneift sie die Augen zusammen atmet flach ein und aus, fühlt sich dabei wie in einer tödlichen Umarmung einer Würgeschlange gefangen, die mit jeden weiteren Atemzug ihr die Luft raubt. Egal wo sie versucht den Verband zu lockeren, an anderer Stelle zieht er sich enger um sie. An ihren Schultern spürt sie starke Hände, die sie ins Kissen legen, als sie die Augen öffnet schiebt Scott ihr Shirt hoch, sieht sogleich an seinem Blick, dass ihm Gedanken durch den Kopf gehen, während er auf den falsch angelegten Verband blickt. „D-Dad.“ „Vertraust du mir immer noch?“ Schwach nickt sie, ringt nach Luft und mit halbgeöffneten Auge sieht sie, wie ihr Dad etwas aus der Hosentasche holt, seinen Schlüsselbund? Ihr Atem stockt noch mehr, als sie das Taschenmesser sieht, welches ihr näher kommt. Nervös schließt sie die Augen. „Was wird das?“ Sie kann Paolos Stimme hören, der versucht Scott aufzuhalten. „Was wohl, soll ich meine Tochter ersticken lassen?“ Sophie spürt im nächsten Moment den Verband reißen, hört das sägende Geräusch, wie ihr Vater den kompletten Verband um ihren Brustkorb mit dem Messer zertrennt. Der Druck lässt nach, sodass sie sich auf die Seite rollt und mehrmals tief einatmet und immer wieder hustet. Das einzige, was an ihrem Oberkörper zurück bleibt ist die Kompresse und das Pflaster von der Operation auf ihrer linken Seite unter ihrem Brustkorb. Der lose und zerrissene Verband rutscht durch ihre Bewegungen an ihr hinab. Als sie bemerkt, dass Scott ihr Shirt wieder nach unten schiebt, zuckt sie zusammen, da er ihre rechte Seite auf Höhe der Rippen berührt, wobei sein Schmunzeln verblasst. Die Prellung hat sie ganz vergessen. „Wie ist das denn passiert?“ Zwar erreicht der nötige Sauerstoff ihre Lunge, aber bei dem finsteren Blick von Scott wird sie nervös. Ihr Dad sieht Paolo und Niclas finster an, sodass sie versucht sich aufzusetzen und wird im nächsten Moment zurück ins Kissen gedrückt. Ihr Blick schweift zu den Jungs, beide sehen zu Boden. „Die … die beiden trifft … keine Schuld.“ Zwar streicht er ihr sanft über die Wange, aber als er sich aufrichtet und aufsteht ist sein Blick so finster, dass sich Sorgen um die Jungs macht. „Niclas, Paolo mitkommen!“ Die Art und Weise wie ihr Dad drauf ist macht ihr schlichtweg Angst, dass er den beiden etwas antun wird und dennoch sieht sie Nicky als erstes aus dem Zimmer gehen, gefolgt von Paolo, der sich auf die Unterlippe beißt. Sie versucht Scott an der Hand festzuhalten, hält ihn an seinem Handgelenk zurück. „Du tust ihnen doch nicht weh oder?“ Der finstere Ausdruck weicht, als er ihr näher kommt, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken. „Aber das müssen die ja nicht wissen.“ Erleichtert lässt sie ihn gehen, sie hätte nicht an seinem Charakter zweifeln müssen, schließlich könnte er seinem Neffen nie etwas antun aber bei Paolo ist sie sich nicht mehr so sicher. Solange die drei aus dem Zimmer sind, setzt sie sich vorsichtig auf, zieht die restlichen Fetzen von dem Verband ab, als sie eine kleine Hand an ihrem Rücken spürt, sitzt Lea neben ihr und hilft ihr. „Tut es sehr weh?“ „Ohne diesen Verband fühlt es sich besser an.“ „Wieso hast du das dann umgehabt?“ „Ich weiß es nicht.“ Ihr Blick schweift zu Jan, der an der Tür steht, zum einen um Scott zu belauschen, zum anderen um sie im letzten Moment zu warnen, dass die anderen zurück kommen, sodass sie sich wieder hinlegt. „Das war zu schnell.“ Vor ihren Augen dreht sich alles, als sie Scott über sich gebeugt sieht, sieht sie ihn doppelt. „Hast du plötzlich einen Zwilling oder sehe ich dich nur doppelt?“ Sein Gesichtsausdruck verrät ihr, dass er es gesehen hat, wie sie sich ins Kissen hat fallen lassen. „Kannst du einmal brav sein?“ „Ich bin doch brav.“ Sie blinzelt ihn unschuldig an, beobachtet ihn, wie er sich wieder auf den Stuhl setzt und Lea zu sich zieht. „Die beiden haben mir erzählt was in der Schule passiert ist. Du ziehst offenbar Kerle an?“ „Das war eher unfreiwillig.“ Sie ist ja nicht freiwillig umgeworfen worden. Der nachdenkliche Gesichtsausdruck von Nicky lässt sie ihn beobachten, wie er zurück zum Fenster geht und hinaus sieht. Sie gluckst, als ihr diese Ähnlichkeit wieder auffällt. „Nicky steht wie Derek am Fenster.“ Ihre Worte lassen den Angesprochenen zusammen zucken lässt und im selben Moment vibriert dessen Handy. „Oh man wieso musst du ihn auch noch erwähnen.“ Mit dem Handy in der Hand geht er zur Tür, bereits auf dem Weg dorthin nimmt er den Anruf entgegen. „Hey Dad.“ Seufzend verschwindet Nicky aus dem Zimmer, Augen verdrehend sieht er zu Sophie, kaum ist die Tür zu muss sie deswegen kichern. Wenige Minuten nachdem Niclas rausgegangen ist, kommt eine ältere Krankenschwester im weißen Kittel und einer Lesebrille um den Hals ins Zimmer. „Oh ich sehe du hast Besuch, leider muss ich sie bitten zu gehen, die Besuchszeit ist vorbei.“ Seufzend richtet Sophie ihren Blick zu Scott, schmollend sieht sie ihn an, während er sie anlächelt. „Ich komme dich morgen wieder besuchen.“ „Dieses Mal kannst du mich nicht einfach Huckepack nehmen.“ „Unglücklicherweise.“ Als er ihr auf die Wange küsst, tut sie dasselbe bei ihm. „Ich hab dich lieb, Dad.“ „Ich dich auch kleiner Engel.“ Sie sieht Jan schon zur Tür gehen, er war die ganze Zeit so ruhig und hat nur auf dem Stuhl am Tisch gesessen, nun blickt er zu ihr. „Bis dann Große.“ Lea macht ihren Bruder nach und ahmt dessen Geste mit dem Winken nach. Während die Jüngeren schon aus dem Zimmer sind, sieht sie von ihren Dad zu Paolo. „Ich lasse euch mal alleine.“ Dankend nickt sie und als er draußen ist, kommt Paolo ihr näher, küsst sie sanfter, als sie vermutet hat. So gut es ihr mit der linken Hand es möglich ist krault sie seinen Nacken. „Du siehst schrecklich aus.“ „Nicht so schrecklich wie du, du bist blass, die ganze Zeit schon. Ich habe Angst, wenn ich gehe dich nicht wiederzusehen.“ „Unsinn. Paolo sieh mich an, ich bin hier, direkt vor dir und wag es dir mich morgen nicht zu besuchen.“ Bevor er ihr Widerworte geben kann, küsst sie ihren Freund, dass er endlich ruhiger wird, als sie sich von seinen Lippen löst sieht sie den Glanz in seinen grünen Augen wieder. „So gefällt mir dein Blick schon besser.“ Sie krault ihn wieder, schmunzelt ihn an. „Du solltest dich Zuhause umziehen, du siehst aus, als hättest du ein Verbrechen begangen.“ „Wenn es ein Verbrechen ist, seine Freundin zu retten, nachdem ich das ganze verbockt habe, nehme ich jede Strafe auf mich.“ Sie überlegt kurz, was sie ihm als Strafe antun könnte. „Schreibst du für mich mit bis ich wieder da bin? Und deine Strafe bekommst du später.“ Sie lässt ihn nicht gehen, legt stattdessen ihre Lippen auf seine, ihm gibt sie keine Schuld, da sie selbst nicht aufgepasst hat. Schließlich löst er sich dieses Mal von ihren Lippen löst. „Als ob du mich bestrafen könntest.“ „Abwarten.“ Sie haucht ihm einen letzten Kuss auf. „Ich liebe dich.“ „Ich dich auch, meine kleine Meerjungfrau.“ „Kommst du mich morgen auch besuchen?“ „Für wen hältst du mich? Ich halte es doch kaum mehr fünf Minuten ohne dich aus.“ „Dann sehen wir uns morgen.“ Die Schwester kommt noch einmal herein und räuspert sich mahnend, doch nach einem letzten sanften Kuss geht Paolo aus dem Zimmer und hinter ihm schließt die Schwester die Tür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)