A ever changing Life von Satomi ================================================================================ Kapitel 18: Ein Haus zu viele Wege ---------------------------------- Sophie wusste nicht wie lange sie bereits in den Fensternischen sitzt und den Regentropfen beim hinablaufen der Scheibe beobachtet. Ihr war kalt, sie zitterte bereits. Draußen regnete es noch immer. „Ich sollte zurückgehen, nicht dass sich Dad Sorgen macht.“ Sie zieht die Beine an. „Er ist nun mein Dad, Papa ist gestorben, nun kümmert sich Scott um mich und beschützt mich vor Mama. Ich habe sogar einen coolen Onkel und eine ganz liebe Oma. Sie machen sich bestimmt Sorgen.“ Sie lässt sich von den Nischen runter rutschen, sieht in dem Gang nach links und rechts, sie geht nach links bis sie vor zwei Gängen steht. „Och nö, von wo bin ich denn gekommen?“ Sie nimmt den Weg zu ihrer rechten Seite, landet dort aber erneut an eine Verzweigung von Gängen, sie beißt sich auf die Unterlippe als sie dieses Mal links entlang geht, dort kommt sie schließlich an eine verschlossene Tür. „Das ist kein Haus, sondern ein Labyrinth und kalt ist mir auch noch.“ Sie geht zurück versucht den nächsten Gang, als sie Stimmen von irgendwoher wahrnehmen kann. „Sophie. Can you hear me?“ Nach einigen der Rufe erkennt sie eine der Stimmen, die von Derek. „I´m here! Derek I`m here!“ Erneut folgen Rufe, Fragen wo sie genau sei, sodass sie versucht zu antworten. „Sophie!“ Die Stimme hätte sie überall erkannt, doch sie wusste nicht woher sie kam, sie stand schon wieder an einer Gabelung von Wegen, diese Villa ist doch ein schlechter Witz, erneut hört sie Scotts Rufen. „Dad!“ Beim nächsten Rufen geht sie ihrem Gehör den einen Gang entlang, nimmt dort den rechten, an einer Schwelle rutscht sie mit einer Sandale ab, fällt und legt sich auf dem Boden. „Ich will hier raus.“ Vorsichtig kniet sie sich hin, beim Aufrichten, sieht sie zu ihren Füßen, ob sie mit dem Verband hängen geblieben ist, was nicht der Fall ist. Etwas unsicher hält sie sich an der Wand, bevor sie Schritte deutlich im Gang hören kann, sieht sie schon Derek, der auf sie zukommt. Sie löst sich von der Wand und geht auf ihn zu, froh darüber nicht mehr alleine zu sein. „Hey.“ „Oh man du machst vielleicht Sachen, wo warst du denn?“ „Das ist kein Haus sondern ein Labyrinth, ich habe mich einfach verlaufen.“ Er berührt ihre Wange und Arm. „Du zitterst ja.“ Daraufhin zieht er sein Jackett aus und legt es ihr um die Schultern, welches zwar viel zu groß, aber warm um ihre Schultern liegt. „Aber wieso bist du überhaupt bis hier gelaufen?“ „Ich … Ich musste nachdenken, die Foto Show hat frische Narben wieder geöffnet.“ „Wegen Hendrik.“ „Ja. Aber woher kennst du ihn?“ „Ich kannte ihn nicht persönlich, aber Scott hat mir von ihm erzählt.“ „Überhaupt Scott.“ Genau dieser kommt dem Gang entlang gelaufen, beinahe wirft er sie um, als er sie schwungvoll umarmt und an sich drückt. „Tue das nie wieder, bitte.“ Es waren Worte nur für ihre Ohren bestimmt, langsam löst er sich von ihr, streicht über ihre kalten Wangen. „Du bist ja eiskalt.“ Sophie sieht weg, um seinen besorgten Blick nicht zu sehen. „Keine Sorge Kleiner, wir werden sie schon wieder warm kriegen, ein heißer Tee wäre ein guter Anfang.“ Beim Zurückgehen schiebt sie ihre Hand in die von Scott, der ihre festhält, je näher sie dem Saal kommen, desto mehr bemerkt sie, dass sie bis zum anderen Ende der Villa gelaufen war, bis die beiden sie gefunden haben. Zu dritt kommen sie in den Saal, sie sieht es Scott an, dass er nicht gehen mag, als Derek ihm eine Hand auf die Schulter legt, lächelt dieser aufmunternd den Jüngeren an. „Geh ruhig, ich kümmere mich um sie, du solltest zu Miriam gehen, sie sieht stinksauer aus.“ Als Scott zögert, zieht Derek die Brauen kraus. „Hey, ich bin von Fach, da kannst du dem großen Bruder ruhig vertrauen.“ „Ich weiß. Aber wenn etwas ist, sage es mir bitte.“ Sophie sieht, wie Derek Scott in die Richtung von ihrer Mutter stößt, damit er zu ihr geht. „So nun zu dir, magst du irgendeinen Tee gar nicht?“ „Kräutertee wäre okay.“ „Den sollten sie da haben, setz dich doch zu Mum an den Tisch.“ Sie sieht zum Tisch, wo Mona alleine abseits sitzt, sodass sie in die Richtung des zentralen Tisches geht. Nicht mal beim Tisch kommt Mona auf sie zu und umarmt sie. „Wo warst du denn nur?“ „Hab mich im Haus verlaufen, tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast.“ Ihre Grandma streicht ihr mehrmals übers Gesicht, bevor sie sie an den Schultern festhält. Zusammen gehen sie zum Tisch, um sich dort auf ihre Plätze zu setzen. Einige Minuten später, gesellt sich Derek zu den Beiden und reicht Sophie eine Tasse Tee. Während sie sich unterhalten, nippt sie beim Zuhören an dem Tee, der sie von inneren heraus wärmt. Zwar war ihre Tasse dann leer, aber die füllte ihr Derek wieder auf. Sie blickt sich um, doch den sie sucht sieht sie nicht. „Seht ihr Dad irgendwo?“ „Er ist wahrscheinlich mit Miriam alleine, die kommen schon noch wieder.“ „Ach so. Aber Jan und Lea sehe ich auch nicht.“ „Lea schläft in einem Nebenzimmer, wo Jan ist weiß ich allerdings nicht.“ Wieder sieht sie über die Köpfe der Gäste, als ihr ein braunhaariger Junge auffällt, der gefährlich über die Fläche schwankt, während er sich den Kopf hält. „Irgendwas ist mit Jan, er schwankt.“ Alarmiert von ihren Worten sieht Derek auf, sieht den Jungen, wie dieser auf den Weg zum Tisch taumelt. Er zögert nicht, sondern geht zu seinem Neffen, hockt sich vor ihn, während er ihn festhält. Von weitem sieht Sophie nicht, was mit Jan ist, aber Derek hebt ihn hoch, bringt ihn zum Tisch und reicht ihm ein Taschentuch, als Sophie sieht, dass ihr Bruder Nasenbluten hat, erklärt es auch wieso es dem Zehnjährigen so schlecht geht. Derek legt ein kaltes Tuch in den Nacken des Jungen, der über Kopfschmerzen klagt. ▬♦▬•▬♦▬•▬♦▬•▬♦▬•▬♦▬•▬♦▬•▬♦▬•▬♦▬ Die Zeit vergeht durch die Gespräche wie im Flug, als Jan aufsieht und seine Mutter mit Scott wieder kommen sieht. „Sie sind wieder da.“ Sophie sieht zu den beiden, während das Brautpaar in Richtung Tisch geht, kommt ihr der Blick ihrer Mutter verdächtig vor. „Sophie.“ Die Stimme von Miriam verrät ihr, dass ihre Mutter einen Sündenbock braucht, doch dieses Mal würde sie keiner werden, also bleibt sie sitzen und trinkt ihren Tee weiter. „Sophie komm her!“ Genervt steht sie auf, als ihr der Blick von Derek auffällt, durch die aggressive Art vorm Gebäude behält er Miriam im Auge und steht ebenfalls auf. Währenddessen geht Sophie zu ihrer Mutter, sieht dabei zu Scott, der selbst nicht weiß was Miriam vorhat, doch der Blick von ihrer Mutter ist streitlustig, sie bleibt gut einen Meter vor dieser stehen. „Was willst du?“ Sophie bemerkt zu spät, die erhobene Hand, im nächsten Moment trifft die flache Hand ihrer Mutter ihre Wange. „Geh mir aus den Augen.“ Sophie sieht ihre Mutter wütend an. Ihr war es egal, dass alle es gesehen haben. Es war auch für Sophie nichts Neues von ihrer Mutter geschlagen zu werden, daher bleibt sie so beherrscht und unnachgiebig. Es wird Zeit Klartext mit ihrer Mutter zu sprechen. „Du bist keine Mutter, sondern ein Monster.“ „Wag es dir, mich zu beleidigen.“ „Oder was? Willst du mich schlagen, nur zu. Das hast du schon immer getan, jeden geschlagen, wenn dir etwas nicht passte. Du hast mich immer geschlagen. Ich hasse dich.“ Der nächsten Ohrfeige wich sie knapp aus. „Du mieses Gör, solltest gar nicht hier sein.“ „Ach echt. Ich bin nicht wegen dir hier, falls dir das überhaupt aufgefallen ist!“ Sophie waren die Blicke der Gäste egal, auch die von Scott, zu dem sie sieht. Sie spricht ihre Gedanken offen aus. „Du hast so einen netten und lieben Mann gar nicht verdient. Auch damals hast du Papa nicht verdient gehabt.“ Im nächsten Moment spürt sie, wie ihre Wange aufplatzte, als sich die Fingernägel ihrer Mutter in ihre linke Wange bohren, den brennenden Schmerz ignoriert sie, wütend ballt sie ihre gesunde Hand zur Faust, aber Gewalt würde sie nicht anwenden, währenddessen läuft Blut aus der Wunde hinab, tropft an ihrem Kinn auf den Boden. „Versuchst du mich wieder loszubekommen, so wie damals, als du versucht hast mich zu vergiften.“ Sie kann die entsetzten Geräusche von den anderen hören und den entsetzten Blick von Scott sehen. „Du hättest einfach sterben sollen.“ „Du dachtest vielleicht, weil ich gerade mal drei war, würde ich nichts mitbekommen. Es ist meine erste und letzte Erinnerung an dich gewesen. Papa hat dich deswegen verlassen, weil du mich umbringen wolltest. Aber weißt du was! Ich wünschte Du wärst bei diesem Verkehrsunfall gestorben und nicht Papa. Ich. Hasse. Dich!“ Es musste aus ihr heraus, die Wahrheit, die ihre Mutter allen verschwieg, dabei sieht sie, wie wütend ihre Mutter wird. Miriam will bereits erneut zuschlagen, als ihre Hand abgefangen wird, sodass diese wütend zu Scott sieht. „Lass mich los.“ „Nein, Miriam. Ich lasse nicht zu, dass du Sophie weiterhin so behandelst.“ Sophie fällt auf, wie schwer es ihm fällt sich gegen Miriam zu stellen, er hat Angst vor ihr. Mit Leichtigkeit schüttelt Miriam den Versuch von Scott ab, sieht nun wütend zu ihm. „Wieso beschützt du Sophie?“ „Weil ich Sophie sehr lieb habe.“ „Sie ist es nicht wert, dass man sie beschützt.“ „Da irrst du dich. Im Augenblick ist sie sogar mehr wert als du, Schatz.“ Bedacht stellt sich Scott schützend vor Sophie, während weitere Blutstropfen auf dem Boden tropfen, sieht sie seinen Rücken an. „Ach was, du hast sie schon immer mehr geliebt als mich. Deinen kleinen Liebling, den du immer beschützen würdest.“ Sophie sieht den Blick ihrer Mutter, die finster zu ihr blickt. „Hättest du das gelesen, was ich dir gegeben habe, hättest du die Wahrheit erfahren.“ „Welche Wahrheit? Wovon redest du?“ Scott war verwirrt, doch Sophie verharrt, ihre Mutter hat sie immer belogen, was bezweckt sie nun damit? Miriam lachte über die Gesichtsausdrücke von den beiden. Das Lachen ging in einem lauten Knall unter, welcher zu hören war, gefolgt von einem heftigen Donnergrollen überm Gebäude, schließlich fiel flackernd das Licht im Saal aus. Draußen wütete noch immer das Unwetter. In der Dunkelheit des Saales sieht man seine eigene Hand vor Augen nicht. Hingegen schrie es in Sophie, wenn es so weiter geht wird ihre Mutter Scott noch verletzten, womöglich auch Derek, der nicht weit entfernt von ihr steht und das will sie einfach nicht. Bei dem schwachen und kurzen Licht eines Blitzes sieht sie den Rücken von Scott an und lehnt ihre Stirn an ihn. Sie lässt nicht zu, dass ihre Mutter ihm wehtut, wo sie ihn doch endlich wieder gern hat. „Es tut mir leid, verzeih mir bitte.“ Ihre Stimme klingt in seinem Rücken so erstickt, ein Flüstern, doch sie merkt, wie er auf ihre Worte zusammen zuckt. Ihretwegen soll keiner mehr durch Miriam leiden. Sie spürt seine Hand, die nach ihr sucht, doch dieses Mal würde sie ins Leere greifen. Sie geht von ihm weg, beißt sich auf die Unterlippe, damit sie nicht anfängt zu weinen und nutzt die Unsicherheit der anderen Gäste durch den dunklen Saal zu laufen, schwach spürt sie die Anwesenheit derjenigen an denen sie vorbei läuft. Schnell hat sie die Tür erreicht, während Scott in der Dunkelheit immer wieder gegen jemanden stößt. „Sophie!“ Immer mehr beißt sie sich auf die Unterlippe, schmeckt dabei ihr eigenes Blut, als ihre Lippe nachgibt, schnell verlässt sie den dunkeln Saal, hinaus in den ebenso dunklen Gang, um zur Garderobe zu gehen. Dort sucht sie ihre Jacke, findet diese schnell, als sie ihr Handy und Schlüssel in den Taschen ertastet. Beim abstreifen des Jacketts, welches sie an einen freien Haken hängt, zieht sie sich schon ihre Regenjacke über, in ihren Kopf kreist noch immer die verzweifelte und herzzerreißende Stimme von Scott. Dabei will sie nicht, dass es ihm schlecht geht, sie will ihn glücklich sehen, so wie an dem Nachmittag zusammen in der Mall. Aber das wird er nicht, wenn sie hierbleiben würde. Die Kapuze ihrer Jacke setzt sie sich noch im Inneren des Gebäudes auf, den Reißverschluss bis zum Hals zugezogen, tritt sie hinaus in den peitschenden Wind und dem kalten Regen immer wieder erhellen Blitze die Umgebung, die sich überm Meer, im anliegenden Wald, in der Stadt senken und ihr einen Weg weisen. Der Boden ist aufgeweicht bis sie den Parkplatz erreicht, bis der Boden wieder aus Stein ist, vorbei an den parkenden Autos, kurz sieht sie zu dem schwarzen Land Rover von Scott, bis sie das Anwesen verlässt und auf die Straße geht. Der Wind peitscht ihr immer wieder ins Gesicht, der Regen vermischt sich mit dem Blut auf ihrer Wange und der Wunde, sodass der brennende Schmerz gekühlt wird. Erneut erhellen Blitze den dunklen Nachthimmel, weisen sie in Richtung Stadt, denn je schneller sie dem Anwesen den Rücken kehrt und sich immer mehr entfernt, hofft sie, dass Scott ihr nicht nachkommen wird. ▬♦•~zur selben Zeit im Saal~♦•▬ Mit dem Licht von Handys und Kamerablitzen wurde der Saal schwach beleuchtet. Derek sieht zu Scott, dabei sieht er, wie verzweifelt sein Bruder ist. In der Dunkelheit ist Scott mehrmals in die Gäste gelaufen, hat sogar welche umgerannt, als er versucht hat Sophie aufzuhalten. Wie kann Sophie sich im Dunklen nur so bewegen? „Sophie!“ Endlich wurde der Saal wieder beleuchtet. Wütend sieht Derek von den Blutstropfen auf dem Boden nahe Miriam. „Wie oft hast du deine eigene Tochter geschlagen? Sophie hat mit dir recht gehabt, du bist keine Mutter, du liebst deine Kinder nicht!“ „Was mischt du dich da ein?“ Aufgebracht geht Derek zu Scott, der Sophie im Saal sucht und immer wieder nach ihr ruft. Sogleich zieht er den Jüngeren herum, sodass dieser ihn ansehen muss. „Scott, beruhige dich, wir werden Sophie finden.“ „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“ Scotts Stimme bricht. „Einen kühlen Kopf bewahren und nach ihr suchen, weit ist sie sicher nicht.“ Derek sieht diesen Blick seines kleinen Bruders, er liebt Sophie wirklich, er liebt seine Tochter, die er nun hat und verlieren wird, wenn er nichts tut. Nur Miriam scheint darüber froh zu sein, dass ihre Tochter weg ist. Mit einem festen Griff um Scotts Handgelenk zieht Derek diesen in Richtung Tür. „Komm schon, hier rumzustehen hilft uns auch nicht weiter, selbst Mum sucht hier schon nach ihr.“ „Du hast ja Recht, aber ich befürchte, dass sie dieses Mal nicht im Gebäude ist.“ Die Worte von Sophie fühlen sich für ihn nach einem `Lebwohl´ an. „Man reiß dich zusammen, dann suchen wir halt draußen nach ihr. Mach so weiter und ich knall dir eine.“ Energisch zieht Derek seinen kleinen Bruder auf den Gang, denn der Ältere wollte nicht, dass sein Bruder so litt, schließlich hat er in dieser kurzen Zeit Sophie bereits gern gewonnen. Er koordiniert kurzerhand die Suchaktion. Nur wenige der Gäste haben Regenjacken dabei und geben diese an diejenigen, die nach Sophie suchen würden. Draußen meint jemand, dass Sophie runter zum Meer gegangen sein könnte, daraufhin schüttelt Scott den Kopf. Der Regen und Wind peitschen ihm ins Gesicht, die Kapuze wird immer wieder vom Wind vom Kopf geweht, seine Haare sind bereits durchnässt. „Ich glaube nicht, dass sie runter zum Meer gegangen ist, das wäre Wahnsinn, die Brandung würde sie von den Füßen reißen.“ „Scott.“ Einer seiner Freunde kommt auf ihn zugerannt. „Habt ihr eine Spur?“ „Nein, aber wir haben Dereks Jackett in der Garderobe gefunden, dabei haben wir herausgefunden, dass Sophies Jacke weg ist. Hast du vielleicht eine Ahnung wohin sie gegangen sein könnte.“ „Leider nein.“ Ihm kommt eine Idee, ein Versuch ist es zumindest wert, er zieht aus der Jackentasche sein Handy, sucht nach Sophies Nummer, die er ganz oben in seiner Anrufliste findet, sodass er wählt. Während er darauf hofft nicht nur das nervige Tuten des Freizeichens hört, beißt er sich verzweifelt auf die Unterlippe. „Bitte geh ran.“ In ihrer Jackentasche vibriert und leuchtet ihr Handy, als sie es aus der Tasche zieht und darauf sieht, ist es Scott, sie nimmt den Anruf entgegen. Seine Stimme so verzweifelt zu hören, lässt sie beinahe auflegen. „Sophie! Sophie wo bist du?“ Sie bleibt einen Moment auf der nassen Straße stehen, zwei Fahrzeuge fahren an ihr vorbei, die ihr entgegen kommen und blenden. „Ich werde gehen, damit dir Mama nicht wegen mir wehtun kann. Ich danke dir für alles, du bist ein toller Dad. Ich hab dich lieb, leb wohl.“ Sie hört noch, wie er einiges sagt, aber sie nimmt ihr Handy vom Ohr, drückt schließlich auf die Taste und legt auf, bevor sie ihr Handy zurück in die Jackentasche fallen lässt. „Nie wieder soll Mama ihm wegen mir wehtun.“ Mittlerweile sind zwanzig Minuten, seitdem sie das Anwesen verlassen hat vergangen, dennoch kommt sie trotz Regen und Wind voran, ihr Abstand zum Anwesen beträgt fast zwei Kilometer. Doch sie weiß, doch sie weiß, wenn er ihr mit dem Auto folgen würde, wäre dieser Vorsprung nichts mehr. Die dunkle Regen durchzogene Nacht mit Wind, Blitzen und Donnergrollen über ihr lassen Sophie immer weiter gehen. Immer noch fallen und senken sich Blitze in der Umgebung erhellen so für Sekunden das Gesicht des Mädchens, blass, mit hochgesteckten Haaren unter der Kapuze an dessen Wange das Blut der Wunde mit Tränen und Regen schmerzhaft brennt. ▬♦•~nach Sophies Auflegen~♦•▬ „Sophie! Wo willst du hin? Sophie.“ Doch sie hatte bereits aufgelegt, weitere Male versucht er sie zu erreichen, jedes Mal drückt sie ihn weg. Er rauft sich durchs nasse Haar, kurz davor in die Knie zu sinken, weil er nicht weiß was er tun soll. Sein älterer Bruder sieht zu ihm. „Was ist los?“ „Sie will abhauen.“ „Also ist sie gar nicht mehr auf dem Gelände.“ „Nein. Es klang mehr als wäre sie in der Nähe einer Straße.“ „Ich schlage vor, dass wir Gruppen bilden und sie suchen gehen.“ Sie fahren gemeinsam in Scotts Wagen vom Gelände. „Du weißt schon, dass du zu schnell fährst.“ Dazu äußert sich Scott nicht, als er die Straße mit viel zu hoher Geschwindigkeit entlang fährt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)